Belgrad ist noch nicht lange auf der Liste der touristischen City

32
| 3. November 2016
Style
In der alten
Mühle
FOTOS: ZVG
Hotel Alte
Mühle in
Belgrad:
Klassische
gewerbliche
Architektur
kombiniert
mit heuti­
gem Design.
Belgrad ist noch nicht lange auf der Liste der touristischen City-Breaks, aber
ein Städtereiseziel mit Potenzial – auch dank dem Hotel Alte Mühle.
B
DANIEL TSCHUDY
BELGRAD
} Steckbrief: Wegen
seiner Geschichte,
seinen Narben und
den etwas
verunsicherten,
aber freundlichen
Menschen eine
herausfordernde,
aber erlebenswerte
Destination.
ANZEIGE
elgrad ist eine gezeichnete
Stadt mit unzähligen Erinnerungen an zu viele Kriege. Jahre mit inneren wie
äusseren Streitigkeiten,
kriegsbedingte Mangelwirtschaft und
Wirtschaftsembargos haben Spuren
hinterlassen. Aber nach vielen Auswanderungswellen, etwa in die USA und
nach Australien, gibt es eine «neue
­Jugend» mit Träumen, Ideen und Initiativen. Serbiens Hauptstadt pulsiert, sie
ist in Bewegung, im Umbau.
Das Hotel Old Mill Belgrad (OMB),
ein Viersternehaus von «Radisson Blu»,
visualisiert diese positive Entwicklung.
Auch wenn der Tourismus noch in den
Kinderschuhen steckt – die Geschäftsreisenden sind bereits da. Langsam
kommen auch die Wochenendgäste.
Logistisch ist die Reiseplanung einfach:
Schweizer brauchen kein Visum für Serbien, die Swiss fliegt zweimal täglich in
rund eineinhalb Stunden von Zürich
nach Belgrad und die «Alte Mühle»­erreicht der Gast in wenigen Transferminuten ab dem Flughafen Nikola Tesla.
Dann darf man Gast sein in der unter
Denkmalschutz stehenden Dampfmühle
aus dem Jahr 1901. Respektive in einem
modernen Hotel, in dem die klassische
industrielle Architektur als Erinnerungselement in einen frischen, urbanen EasyLiving-Stil transferiert worden ist. Die
­respektvoll sanierte Mühle bildet heute
in ihrer ursprünglichen Gestalt den Eingangsbereich des vor etwas über einem
Jahr eröffneten Hotelkomplexes. Grosszügige Flächen und gleichmässige Mauerwellen in erdigen Farbtönen schaffen
ein cooles Lifestyle-Ambiente. Dieses
wird mit freigelegten Backsteinen und
Kupferelementen dekoriert und spielerisch mit Licht und Schatten ergänzt. Das
Design-Hotel wird von Direktor Thomas
Swieca, einem Deutschen, geführt und
verfügt über 236 Zimmer und Suiten.
Diese sind frisch und hell mit gemasertem Holz und cremigen Lounge-Möbeln
eingerichtet. Der Spa-Bereich mit Sauna
und Dampfbad sowie das OMB Larder+
Lounge-Restaurant runden das Angebot ab.
Unterwegs mit Basler «Trämli»
Das OMB liegt etwas über 2 Kilometer ausserhalb des Zentrums, es kann
aber mit dem Tram in wenigen Fahrminuten erreicht werden. Interessant ist
die Tramlinie 12. Dort verkehren
­bekannte grüne «Trämli». Diese dienten
vor ihrer Ausmusterung am Rhein in Basel dem ÖV, was man übrigens im
Innern der Trams bei den Klebern
­
«Schwarzfahren verboten» und den entsprechenden Bussen in Franken nachlesen kann.
Ein schnelles Wochenende ist nicht
genug, um die spannende Hauptstadt
Serbiens kennenzulernen. Aber vielleicht der richtige Weg für einen ersten
Kontakt. Belgrad gilt als heisse PartyStadt. Das Nachtleben am Freitag- und
Samstagabend ist vibrierend – vor allem
rund um die Hundertschaft von
schwimmenden Clubs und Open-Air-
Bars an den Ufern der beiden Belgrader
Flüsse Save und Donau. Auch zum
­Essen trifft man sich am Wasser, etwa für
leckere serbische Tapas im Ambar oder
für feine westliche Küche im Salon 5.
Weniger kosmopolitisch, aber ideal
zum Einkaufen und Flanieren ist das
Gebiet rund um Bushaltestelle und
Markt Zeleni Venac. Da zeigt sich die
unverfälschte Atmosphäre Serbiens,
­dekoriert mit Cevapcici-Imbissbuden,
Art-déco-Gebäuden und traditionellen
Elementen aus dem Balkan. Klar darf es
auf dem Städtetrip auch mal richtig
­touristisch zu- und hergehen, an der
Skadarska-Strasse etwa, einer kleinen
Gasse im Stadtzentrum, direkt beim Trg
Republike, dem Platz der Republik. Die
Skadarska-Anfänge gehen auf 1830 zurück, als sich dort Romas ansiedelten.
Später zogen Künstler, Schriftsteller und
Handwerker zu und gaben der 400 Meter langen Strasse ein Flair, ähnlich dem
Pariser Montmartre. Heute ist Skadarska Schauplatz eines autofreien Unterhaltungsquartiers mit vielen Bars und
Restaurants und einfachster Küche aus
dem ganzen Balkan.
Zentrum der orthodoxen Kirche
Unter den Sehenswürdigkeiten Belgrads sei der Dom des Heiligen Sava
(1175 bis 1236) erwähnt, die monumentale serbisch-orthodoxe Kirche. Mit 35
Metern Durchmesser übertrifft die Kuppel das direkte bauliche Vorbild der
­Hagia Sophia in Istanbul und ist eines
der grössten orthodoxen Gotteshäuser
der Welt.
Ehrt die Vergangenheit:
Von 1901 an stand auf
dem heutigen Hotel­
gelände nahe der Save
eine alte Dampfmühle,
die das Korn mahlte und
für die Stromversorgung
der Stadt sorgte.
Zwingend für ein Stadt­
hotel: Spa- und Fitness­
center, alles gehalten in
hellen Farbtönen.
Guten Appetit: Das An­
gebot im OMB Larder+
Lounge-Restaurant
ist auf Nachhaltigkeit
und Regionalität
ausgerichtet.
DER TOURISMUS SPIELT
IN DER ENTWICKLUNG
BELGRADS HEUTE EINE
WICHTIGE ROLLE.