Ärztetage Hall 2016 Abstrakt: Radiofrequenzablation (RFA) von

Ärztetage Hall 2016
Abstrakt: Radiofrequenzablation (RFA) von symptomatischen
gutartigen Schilddrüsenknoten
Dirk Heute
Die Inzidenz von Schilddrüsenknoten hat in den letzten Jahren nicht zuletzt wegen der
häufigen sonographischen Zufallsbefunde rapide zugenommen. Auch die Inzidenz an niedrig
malignen papillären Karzinomen nimmt weltweit und auch in Österreich zu, ohne dass die
Morbidität steigt. Somit stellt sich aus dem Blick der Patienten sowie auch im Sinne der
Gesundheitsökonomie mehr denn früher die Frage, welche Knotenstrumen operiert werden
müssen und welche nicht. Die Malignität von Schilddrüsenknoten kann durch eine
sorgfältige Diagnostik inklusive Szintigramm, Labor, Sonographie inklusive Doppler und
Elastographie sowie bei Bedarf Zytologie nach ultraschallgezielter Feinnadelpunktion sicher
ausgeschlossen werden. Die Knotengröße spielt zur Beurteilung des Malignitätsrisikos
entsprechend den internationalen Guidelines nur eine untergeordnete Rolle. Gutartigkeit
vorausgesetzt können symptomatische Knoten (mit lokaler Symptomatik oder auch fokaler
Autonomie) bei medizinischen oder persönlichen Gründen für eine minimal invasive
Therapie anstelle der operativen Standardtherapie mittels einer Radiofrequenzablation
saniert werden. In diesem Zusammenhang freue ich mich besonders, dass seit Anfang dieses
Jahres in Telfs als zweites Schilddrüsenzentrum Österreichs eine RFA der Schilddrüse möglich
ist. Inzwischen können wir auf die ersten Halbjahres-Verlaufskontrollen zurückblicken.
Die von Prof Baek in Korea entwickelte Methode der „moving shot Technik“ erlaubt auch in
sensiblen Körperregionen wie der Schilddrüse Radiofrequenzablation unter Schonung der
angrenzenden Strukturen. Die RFA kann ambulant und in lokaler Anästhesie erfolgen.
RFA Sonde
lokale Betäubung
Muskulatur
Knoten/Zyste
Luftröhre
punktuelle
Hitzeschäden
Schilddrüse
Speiseröhre
Halsgefäße
Sonographie links: Ultraschall-gezielte Feinnadelpunktion eines Schilddrüsenknotens mit einer 23 G
Kanüle. Die Nadelspitze kann sicher bis nah an die Arteria Carotis (links im Bild) herangeführt werden.
Skizze rechts (Prof. Harald Dobnig): Querschnittes durch die Hals- und Schilddrüsenregion. Die gelben
Linien stellen die Lokalisation der beiden Betäubungsmitteldepots dar. Die Nadel erzeugt um deren
Spitze kleine Hitzefelder, die es erlauben den Knoten Punkt für Punkt zu behandeln.
Bildserie: Die kontinuierliche Kontrolle der RFA-Sonde mittels Ultraschall ermöglicht eine sichere
Therapie. Bei Bedarf kann die RFA jederzeit unterbrochen werden. In der Sonographie rechts sind die
RFA-Sonde und die typischen schneegestöberartigen Binnenreflexe unmittelbar nach der
Radiofrequenzablation in dem echoarmen Knoten sichtbar.
Struma-Resektion
Radiofrequenz-Ablation
 stationärer Aufenthalt
 verödete Knoten entwickeln sich
langsam zurück
 Allgemeinnarkose
 selten wiederholter Eingriff
 Risiko einer Nachblutung
notwendig
 passagere, möglicherweise
 selten, meist passagere größere
bleibende Recurrensparese
bzw. kleinere Komplikationen in
 Narbenbildung
1.4% bzw. 1.9%
 Krankenstand nach Entlassung

selten, meist geringe Schmerzen
 meist lebenslange SD-Hormonwährend der Verödung (2-3%)
Substitution

keine histologischen Diagnose (eine
 Postoperativer
Feinnadelpunktion muss somit die
Hypoparathyreoidismus
Gutartigkeit des Knotens belegen,
 gelegentlich Cervikalsyndrom durch
bevor eine RFA durchgeführt wird)
Lagerung während der Operation

Risiko eines Cervikalsyndroms
bedingt
minimiert
Tabelle: Vergleich von Struma-Resektion und RFA bezüglich Vor- und Nachteilen
Während der Radiofrequenzablation (RFA) können die Patienten normal atmen, schlucken
und auf Aufforderung auch sprechen. Blutverdünnende Medikamente sollten nach
Möglichkeit wie bei jedem operativen Eingriff passager ausgesetzt werden. In
posttherapeutischen Verlaufskontrollen imponiert der einstige Knoten als bindegewebiger
Rest mit typisch echoarmem Echoreflex. Größenreduktionen von 50% und darüber werden
allgemein als Behandlungserfolg eingestuft. In größeren Studien beträgt die mittlere
Verkleinerung des ursprünglichen Knotenvolumens nach sechs Monaten rund 70% und nach
einem Jahr rund 90%. Meist reicht eine einmalige RFA aus, selten ist eine zweite Therapie
erforderlich.
Die weltweit größte Studie an 1459 Patienten bietet einen guten Überblick über Risiken bzw.
unerwünschte Nebenwirkungen während bzw. nach der Radiofrequenzablation der
Schilddrüse (Dong Gyu Na et al. Radiofrequency ablation of benign thyroid nodules and
recurrent thyroid cancers: Consensus Statement and recommendations. Korean Journal of
Radiology 2012; 13:117-125). Bei insgesamt 2% der behandelten Patienten traten
vorübergehende Veränderungen der Stimme sowie meist kleine Blutungen während oder
nach dem Eingriff auf. Diese bildeten sich alle im Laufe von 1 bis 90 Tagen spontan zurück.
Seltene Ereignisse waren ferner: Erbrechen (0.6%), Husten (0.2%), Hautverbrennung an der
Nadel-Einstichstelle (0.3%; nur mildeste Ausprägung, nach ein paar Tagen nicht mehr
vorhanden), Knotenruptur (0.1%; nach 3-4 Wochen aufgetreten; spontane Abheilung). Bei
jeweils
einem
Patienten
bildete
sich
eine
Armheberschwäche,
eine
Schilddrüsenunterfunktion bzw. ein Abszess aus, wobei erstere sich von alleine
zurückbildete, der zweite Patient mit Schilddrüsenhormonen behandelt wurde und letzterer
operiert werden musste.