Gastroenterologische Interpretation von Laborbefunden, A. Propst
Je nach Fragestellung sind in der Gastroenterologie und Hepatologie LABORPARAMETER in der
Abklärung und Entscheidungsfindung häufig hilfreich. In der Abklärung einer akuten Diarrhoe ist eine
mikrobiologische Stuhluntersuchung sinnvoll, wenn die Diarrhoe über mehr als eine Woche anhält,
nicht zuletzt auch aus epidemiologischer Sicht. Weiterführende Untersuchungen wie etwa
Elektrolytbestimmungen richten sich nach dem klinischen Zustand. Bei einer chronischen Diarrhoe,
definiert größer/gleich 4 Wochen Dauer einer vermehrten Stuhlfrequenz mit verminderter
Konsistenz, ist die Bestimmung von Calprotektin im Stuhl sehr hilfreich, um eine entzündliche von
einer sogenannten funktionellen Erkrankung zu differenzieren, da die weitere Vorgangsweise
dadurch sehr differiert. Calprotektin ist ein Marker der Neutrophilenaktivität in der intestinalen
Schleimhaut. So kann bei negativem Befund vielen Patienten eine Endoskopie erspart werden, da
eine entzündliche Darmerkrankung, welche gezielt behandelt werden könnte, mit großer
Wahrscheinlichkeit auszuschließen ist, bei positivem Befund muss die Endoskopie jedoch zumeist
erfolgen. Zudem eignet sich der Parameter auch für das Monitoring der Aktivität der Erkrankung bei
Patienten mit diagnostizierter CED unter Therapie
Bei Verdacht auf eine sogenannte funktionelle Störung (Reizdarmsyndrom) sind die Bestimmung der
Transglutaminaseantikörper im Serum bei gleichzeitiger Quantifizierung der IgA AK zur Abklärung
einer Glutensensitiven Enteropathie mit einer hohen Sensitivität und Spezifität sinnvoll, solange
keine entsprechende glutenfreie oder –arme Diät eingehalten wird. In diesem Zusammenhang ist die
Bestimmung der Gliadin AK obsolet, da zu unspezifisch. Im weiteren Sinn auch als Laboruntersuchung
zu definieren sollte nach entsprechender Ernährungsanamnese auch ein H2-Atemtest mit Laktosebzw Fruktosebelastung erfolgen.
Bei Verdacht auf eine excretorische Pankreasinsuffizienz ist immer noch die Bestimmung der StuhlElastase die Standarduntersuchung, wobei Werte < 200mcg/g eine Sensitivität und Spezifität von
93% aufweisen.
Bei anfallsartig auftretender sekretorischer Diarrhoe empfiehlt sich die Bestimmung von
Chromogranin A im Serum als Marker für einen neuroendokrin aktiven Tumor (Carcinoid).
Beim Gegenteil, der Obstipation ist aus meiner Sicht laborchemisch einzig eine Überprüfung der
Schilddrüsenhormone angezeigt.
In der Abklärung von abdominellen Schmerzen sind Laborparameter der Bildgebung weit unterlegen.
Hilfreich sind natürlich Cholestaseparameter sowie die Bestimmung der Amylase/Lipase bei
Oberbauchbeschwerden sowie auch CRP bei älteren Patienten mit Schmerzen im Unterbauch und
Verd. auf Divertikulose/Divertikulitis. Eine isolierte Bilirubinerhöhung bei älteren Patienten mit
Herzinsuffizienz kann aber durchaus nur Folge der Stauungsleber sein.
Damit überleitend zur hepatologischen laborchemischen Abklärung, wobei sich hierbei kein
Unterschied von akuter zu chronischer Transaminasenerhöhung ergibt, da diese Differenzierung
nicht nur klinisch sondern vor allem sonografisch festgestellt wird. Erhöhte GOT > GPT sprechen für
eine nicht entzündliche Genese, Cholestaseparameter im Vordergrund legen eine mechanisch
cholestatische oder medikamentös-toxische Genese nahe. In jedem Fall ist für eine laborchemische
Abklärung einer Lebererkrankung neben Bilirubin (metabolische Funktion der Leber) auch PT
(Syntheseleistung der Leber) zu bestimmen. Zusätzlich Ferritin (Hämochromatose), Cöruloplasmin
(Mb. Wilson, auch „late onset“, sehr selten möglich), IgG, IgA, IgM, ANA, AMA (autoimmune
Lebererkrankung), Hepatitisserologie, ev. CMV, EBV Serologie.
Bezüglich Erkrankungen/Symptomen des Ösophagus sind Labortests nicht sinnvoll (einschließlich der
nunmehr diskutierten eosinophilen Ösophagitis)
Bezüglich Labortests des Magens ist der Helicobakter Stuhl Antigentest zur Beurteilung einer
Helicobakterinfektion sehr aussagekräftig und dem Atemtest in der Praktikabilität überlegen. Bei
Verdacht auf Anacidität, Vitamin B 12 Mangel ist die Bestimmung der Parietalzell Antikörper
(Autoimmungastritis) sinnvoll
Bezüglich des Dünndarms wurden die Laktose-, Fruktoseatemtests erwähnt, Permeabilitätstests
klinisch nicht hilfreich.