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Magen-Darm-Tag am 5. November 2016
Divertikel im Darm: Wann müssen sie behandelt werden?
Berlin, November 2016 – Fast könnte man sie als normale Alterserscheinung betrachten: Kleine
Ausstülpungen der Darmwand, so genannte Divertikel, die sich bei knapp zwei Dritteln der über
70-Jährigen finden. Tatsächlich ist die Divertikulose bei den meisten Betroffenen nicht mit
Krankheitssymptomen verbunden und daher auch nicht behandlungsbedürftig. Darauf weist die
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) im
Vorfeld des diesjährigen Magen-Darm-Tages hin. Bei rund jedem fünften Divertikelträger
entwickeln sich jedoch Entzündungen, Blutungen und andere Komplikationen, die zum Teil eine
schnelle Therapie erfordern. Um das Bewusstsein für die weitgehend unbekannte Erkrankung zu
schärfen, die immer häufiger auch jüngere Erwachsene betrifft, widmet die Gastro-Liga e.V. der
Divertikelkrankheit ihren diesjährigen Magen-Darm-Tag. Am 5. November können sich Betroffene
und Interessierte bei Vortragsveranstaltungen im gesamten Bundesgebiet über Ursachen und
mögliche Therapien der Divertikelkrankheit informieren.
Wenn sich Divertikel entzünden, sprechen Ärzte von einer Divertikulitis. In den meisten Fällen macht
sich eine solche Entzündung zunächst mit Bauchkrämpfen und Schmerzen im linken Unterbauch
bemerkbar. Auch Begleitsymptome wie Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Fieber und blutiger
Stuhlgang können auf eine Divertikulitis hindeuten. "Diese Symptome sollten nicht nur bei älteren
Patienten an eine Divertikelkrankheit denken lassen", sagt Professor Dr. med. Ludger Leifeld,
Hauptautor der DGVS-Leitlinie "Divertikulitis/Divertikelkrankheit" und Chefarzt der Klinik für
Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie am St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim. Denn
zunehmend seien auch unter 40-Jährige von der Erkrankung betroffen. Dass sich der
Krankheitsbeginn immer häufiger ins junge Erwachsenenalter verschiebt, ist eine Folge des
modernen westlichen Lebensstils: Bewegungsmangel und eine ballaststoffarme, fleischlastige
Ernährung gelten als Hauptursachen für die Entstehung von Divertikeln. Auch Tabak- und
Alkoholkonsum stehen im Verdacht, ihrer Entstehung Vorschub zu leisten. Entsprechend liege der
Schlüssel zu einer erfolgreichen Prävention in einem gesunden Lebensstil mit ballaststoffreicher Kost
und ausreichend Bewegung.
Das Vorhandensein von Divertikeln ohne Krankheitssymptome macht noch keine Behandlung
notwendig. „Sobald aber Entzündungssymptome auftreten, gehört die Erkrankung in die Hände eines
Gastroenterologen", so Leifeld. Denn wenn eine Divertikulitis zu spät erkannt wird oder unbehandelt
bleibt, drohen Komplikationen wie Abszesse, Durchbrüche der Darmwand und
Bauchfellentzündungen. Die Behandlung richtet sich dabei nach dem Schweregrad der Erkrankung.
„2014 hat die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und
Viszeralchirurgie (DGAV) und anderen Fachgesellschaften die Leitlinie
'Divertikulitis/Divertikelkrankheit' erstellt“, sagt DGVS-Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Christian
Trautwein. „Die Leitlinie legt fest, dass unkomplizierte Verläufe der Divertikulitis nicht mehr
unbedingt mit Antibiotika behandelt werden müssen. Eine leichte und einmalige Entzündung heilt oft
von alleine ab." Verläuft die Divertikulitis chronisch - also mit mehr als einem Entzündungsschub wurde früher häufig operiert. Inzwischen weiß man aber, dass nicht sofort nach dem zweiten
Entzündungsschub unbedingt eine Operation notwendig ist. Laut aktueller Leitlinie kann mithilfe
bildgebender Verfahren, meist Ultraschalluntersuchungen, der Schweregrad der Entzündung
wesentlich genauer bestimmt und individuelle Behandlungsstrategien entwickelt werden.
Im Rahmen des Magen-Darm-Tages der Gastro-Liga e.V. am 5. November können sich Betroffene,
Angehörige und Interessierte rund um das Thema Divertikel-Krankheit informieren. Zahlreiche
Informationsveranstaltungen bundesweit geben Auskunft über Entstehung, Diagnostik und Therapie,
mögliche Folgen für die Betroffenen, sowie den Zusammenhang mit anderen Magen-DarmErkrankungen. Zudem werden vielerorts Experten-Hotlines für individuelle Fragen freigeschaltet sein.
Eine Übersicht der Veranstaltungen finden Interessierte hier: http://www.gastroliga.de/index.php?id=veranstaltungen&no_cache=1&fs=0&no_cache=1&vido=310#projekt310
Begriffserklärungen
Dickdarm-Divertikel: erworbene Ausstülpungen der Darmschleimhaut und der darunter liegenden dünnen
Bindegewebsschicht durch muskelschwache Lücken der Dickdarmwand
Divertikulose: Vorhandensein von Divertikeln im Dickdarm, ohne dass Symptome auftreten
Divertikelkrankheit: liegt vor, wenn eine Divertikulose zu Symptomen und /oder Komplikationen führt
Divertikulitis: Entzündung der Divertikel und angrenzender Strukturen
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913
als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie
mehr als 5 000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr
erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt
aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards
und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum
Wohle des Patienten. Die DGVS im Internet: www.dgvs.de