Kanton Uri 19 Donnerstag, 3. November 2016 «Von echter Inklusion noch weit entfernt» Tag der offenen Tür Die Bevölkerung ist sich nicht bewusst, wie weit Menschen mit Behinderung integriert werden können. Um dies zu ändern, veranstaltet die Stiftung Behindertenbetriebe Uri einen Tag der offenen Tür. Jessica Bamford [email protected] Mit dem Rollstuhl um enge Kurven oder über unebenen Boden zu fahren, ist nicht einfach. Das werden die Besucher am Tag der offenen Tür in der Stiftung Behindertenbetriebe Uri (SBU) herausfinden. Denn um im Rollstuhl durch den Mobilitätsparcours zu kommen, braucht es reichlich Geduld und Präzision. Dies soll die Besucher sensibilisieren, wie wichtig es ist, behindertengerecht zu bauen. Um die Bevölkerung auf die Arbeit der SBU aufmerksam zu machen, findet am 5. November ein Tag der offenen Tür statt. An diesem Anlass kann nicht nur gegessen, getrunken und Parcours gefahren werden, sondern auch die sanierte und erweiterte Werkstatt der Stiftung besucht werden. Dort kann man zuschauen, wie die Mitarbeiter (Menschen mit Behinderung) der SBU arbeiten. «Der Tag ist nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Menschen mit Behinderung eine Bereicherung», erzählt Alex Christen von der SBU. Menschen mit Behinderung in der Wirtschaft Am Tag der offenen Tür bietet die SBU Partnerorganisationen auch eine Plattform, um sich vorzustellen. So können die rund 700 erwarteten Besucher auf ihre Arbeit aufmerksam gemacht werden. Von 2013 bis im Mai 2016 haben Arbeiten an der Infrastruktur der SBU stattgefunden. Nun ist alles beendet. «Wir sind froh, dass die Infrastruktur nun steht», sagt Christen. Jetzt könne sich die Organisation wieder ihren Kernaufgaben zuwenden. Zum Beispiel der Inklusion, der Weiterbildung der Mitarbeiter. Das Wichtigste dabei ist, dass die Menschen mit Behinderung als gleichwertige Partner anerkannt werden. Viele Bauarbeiten haben in der Werkstatt stattgefunden. In der geschützten Werkstatt der SBU finden Menschen mit geistiger, körperlicher und psychischer Behinderung angemessene Arbeit. Die öffentliche Hand sowie Auch mit Urner Hip-Hop Theater Uri Im Rahmen seiner Maturaarbeit hat sich Andreas Wolf mit einer Loopstation auseinandergesetzt. Diese Maschine erlaubt es ihm, quasi allein eine Band zu sein. Um aber am Dienstag, 8. November, 20 Uhr mit seinem Programm «Loopenrein» im Theater Uri trotzdem nicht ganz einsam dazustehen, holt er sich Hilfe von weiteren Musikanten. Sein perkussionistisches Wirken wird kombiniert mit den Stimmen und Gitarrenklängen von Nadin Bissig und Daniel Beltrametti. Zusammen mit Nicole Zgraggen und ihrer Tin Whistle soll eine keltische Stimmung erzeugt werden, und Noël Baumann bringt mit Urner Hip-Hop ein wenig Aktualität in den Abend. Zu hören geben wird es eigene Produktionen sowie Coverversionen. Für Abwechslung ist gesorgt, und für jeden sollte etwas dabei sein. Der Eintritt ist frei (Türkollekte). (red.) Am Tag der offenen Tür wird auch ein Einblick in die Holzbearbeitung bei der SBU geboten. Firmen aus der Privatwirtschaft geben der Werkstatt Aufträge. «Leute staunen, was wir mit den Menschen mit Behinderung alles machen können», erzählt Alex Christen. Trotzdem sei es schwierig, Personen mit Behinderung in die Wirtschaft einzugliedern. Neben der geschützten Werkstatt können die Besucher auch Teile des Wohnbereiches besuchen. 82 Wohnplätze für Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung werden zur Verfügung gestellt. Sie leben in Wohngruppen. Die Betreuenden bieten den Bewohnern so viel Unterstützung, wie sie benötigen. Es ist ihnen aber wichtig, dass die Menschen mit Behinderung möglichst selbstständig leben können. «Es ist wichtig, die Bewohner als ebenbürtig anzuschauen. Auf Bild: Valentin Luthiger (Schattdorf, 2016) Menschen mit Behinderung muss man nicht aufpassen wie auf ein Kind», erklärt Christen. Es sei wichtig, sie als gleichwertige Partner wahrzunehmen. Sei es im Alltagsleben oder beim Arbeiten. Das Altersspektrum der Bewohner vergrössert sich immer mehr, da heute auch Menschen mit Behinderung ein hohes Alter erreichen können. Der älteste Bewohner ist bereits achtzig Jahre alt. Dies stellt neue Herausforderungen im Bereich Wohnen im Alter. Die SBU möchte auch diesen Menschen ein optimales und möglichst eigenständiges Leben ermöglichen. ten. Für Menschen mit einer schwereren Behinderung gibt es das Tagesatelier. Da können sie neben der Beschäftigung in der Gruppe zum Beispiel Tonfiguren basteln, Musik machen oder turnen und schwimmen gehen. Die Bewohner können, so weit wie möglich, selbst entscheiden, welche Ateliers sie besuchen. Die Produkte und Dekorationsartikel, die in diesen Ateliers und in der Werkstatt entstehen, können bei der SBU gekauft werden. Christen dazu: «Es freut die Mitarbeiter natürlich sehr, wenn jemandem ihre Arbeit gefällt und sie kauft.» Tagesatelier bietet spezielles Programm Kanton kommt für viele Kosten auf Nicht für alle Menschen mit Behinderung ist es möglich, in der geschützten Werkstatt zu arbei- Die Anforderungen an die SBU sind von allen Seiten gestiegen. In der Zusammenarbeit mit Unter- nehmen habe man früher einfach sagen können: «Wir hätten gerne diese Arbeit», so Christen. Heute brauche es eine Offerte, und die Dienstleistungen müssten konkurrenzfähig sein. Ähnlich seien die Erwartungen des Kantons, der Gesellschaft und der Menschen mit einer Behinderung gestiegen. «Wir haben eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton, die Menschen mit Behinderung zu begleiten, wofür er uns auch bezahlt», erklärt Christen. Der Kanton übernimmt alle Kosten, die behinderungsbedingt entstehen. Das heisst, er bezahlt zum Beispiel für spezielle Infrastruktur, die notwendig ist, damit die Gebäude rollstuhlgängig sind. Abgesehen von den Kantonsgeldern ist die SBU selbsttragend. Die Erträge aus der Werkstatt und dem Verkauf der Produkte der Ateliers reichen jedoch nicht, um die SBU zu finanzieren. Deswegen bezahlen die Bewohner Tagestaxen für ihren Aufenthalt. «Ein wichtiges Ziel ist die Inklusion der Menschen mit Behinderung», sagt Christen. Damit meint er die Eingliederung in die Arbeitswelt und die Gesellschaft. Um dieses Ziel zu erreichen, gehen sie oft «nach draussen» oder holen die Leute zu sich. Auf jeden Fall suchen sie den Kontakt. «Aber von echter Inklusion sind wir noch weit entfernt», bedauert Christen. Inklusion sei unter anderem, wenn Menschen mit Behinderung wie alle anderen Bürger selbstständig wohnen, ins Kino gehen oder eine Arbeitsstelle finden könnten. Christen sagt: «Wir erhoffen uns für den Tag der offenen Tür, dass viele Leute erfahren, was wir machen. Damit sie unsere Arbeit auch weiterhin mittragen und wissen, weshalb unsere Arbeit vom Kanton abgegolten wird.» Der Rückhalt im Kanton sei nämlich gross. «Das Problem ist mehr, dass die meisten gar nicht wissen, was wir machen», erklärt Christen. Das liege auch daran, dass der Kontakt zwischen den Menschen mit Behinderung und der restlichen Bevölkerung relativ selten zu Stande käme. Da sollte der Tag der offenen Tür helfen. «In dieser Hinsicht kann man nie genug machen», sagt Christen. Auch Projekte für Mitarbeiter realisieren Etwas anderes, das durch die Sensibilisierung der Bevölkerung zu Stande kommt, sind Spendengelder. Mit diesem Zustupf können Projekte für die Mitarbeiter und Bewohner realisiert werden. «So konnten wir zum Beispiel das Tiergehege oder den Tonbrennofen errichten», erklärt Alex Christen. Hinweis Der Tag der offenen Tür findet am Samstag 5. November, von 9.30 bis 16 Uhr in der SBU an der Rüttistrasse 57 in Schattdorf statt. Weitere Informationen gibt es unter www.sburi.ch. Claudio Deplazes wird neuer Vertriebsleiter Urner Kantonalbank Dem Bankrat ist es gelungen, mit der Wahl von Claudio Deplazes eine erfahrene und engagierte Person in den Kanton Uri zu holen. Der 43-jährige Dr. oec. Claudio Deplazes wird im Sommer 2017 neuer Leiter Markt und Mitglied der Geschäftsleitung der Urner Kantonalbank (UKB). Er tritt die Nachfolge von Christoph Bugnon an, der ab Januar 2017 als Vorsitzender der Geschäftsleitung die operative Leitung der Bank übernimmt. Deplazes ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er wird mit seiner Familie nach Uri ziehen. Zum Bereich Markt der UKB gehören die Geschäftsfelder Firmenkunden, Privatkunden und Private Banking. Achtzehn Jahre lang bei Zuger Kantonalbank «Deplazes bringt eine langjährige Erfahrung in der Bankenbran- che mit», heisst es in einer Medienmitteilung der UKB. Er ist seit achtzehn Jahren bei der Zuger Kantonalbank in verschiedenen leitenden Positionen tätig. Von 2005 bis 2013 war er erfolgreich für den Aufbau und die Weiterentwicklung der «Marktregion Berg» mit den Geschäftsstellen Unterägeri, Oberägeri, Menzingen und Neuheim verantwortlich. Von 2002 bis 2005 leitete er die Abteilung «Alternative Vertriebskanäle» und war unter anderem zuständig für das OnlineBanking, das Internetcenter und die Umsetzung der MultichannelVertriebsstrategie. Aktuell ist Claudio Deplazes bei der Zuger Kantonalbank als Leiter Marketing tätig und in dieser Funktion verantwortlich für Claudio Deplazes ist ab Sommer 2017 in der Geschäftsleitung. Bild: PD Marketing, Kommunikation, Produktmanagement, Vertriebsmanagement und digitale Medien. «Der Bankrat freut sich, mit der Wahl von Claudio Deplazes eine erfahrene und engagierte Person nach Uri zu holen», heisst es in der gestern veröffentlichten Mitteilung der UKB. Heini Sommer, Präsident des Bankrats, fasst zusammen: «Es ist uns mit professioneller Unterstützung gelungen, einen hervorragenden Kandidaten zu selektionieren. Wir sind überzeugt, dass er seine ausgezeichneten Fähigkeiten bei der UKB voll und ganz einbringen kann.» Bugnon will Aufgaben erfolgreich umsetzen Christoph Bugnon ist sicher, mit seinem neuen Team die bevorstehenden anspruchsvollen Aufgaben für die Zukunft erfolgreich umzusetzen. «Wir wollen unseren Kunden die höchste Beratungsqualität und die besten Banklösungen bieten. Als nahe und persönliche Bank hören wir unseren Kunden zu und setzen ihre Bedürfnisse in unseren Prozessen um.» Dies wird in der künftigen Ausrichtung der Bank eine noch grössere Rolle spielen. Die Geschäftsleitung der Urner Kantonalbank ist mit Christoph Bugnon (Vorsitzender), Claudio Deplazes (Leiter Markt) und Renzo Küttel (Leiter Logistik) damit ab Sommer 2017 wieder komplett. Urs Traxel tritt nach neun erfolgreichen Jahren per 1. Januar 2017 als bisheriger CEO ab. Der Bankrat dankt ihm für seine Verdienste ganz herzlich. (red.)
© Copyright 2024 ExpyDoc