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AUS
Nr. 9 · 1. März 2015
DEM
7
BISTUM
Immer vertrauter mit dem Glauben
13 Erwachsene, die sich taufen lassen möchten, kamen zur Feier der Zulassung in Eichstätt
hr Baby in der Osternacht taufen
zu lassen, diesen Entschluss fassen
nur wenige junge Eltern und wählen
stattdessen lieber einen ruhigeren
Termin an einem Sonntagnachmittag. Pfarrer Karl Grünwald aus
Heilsbronn etwa hat in 37 Priesterjahren nur einmal in der Osternacht
das Taufsakrament gespendet. Umso mehr freut er sich, dass es heuer
in seiner Pfarrei wieder einmal
so weit ist. Der Täufling ist jedoch
kein kleines Kind, sondern ein
junger Erwachsener, der in die
katholische Kirche aufgenommen
werden möchte und den Grünwald
während der Vorbereitungszeit,
dem Katechumenat, begleitet hat.
Auch bei einem wichtigen Termin
am vergangenen Sonntag war er
an der Seite des Katechumenen:
Bei der offiziellen Zulassung zu
den Sakramenten Taufe, Firmung
und Eucharistie. 13 Frauen und
Männer aus dem ganzen Bistum
Eichstätt erklärten dabei vor
Bischof Dr. Gregor Maria Hanke
OSB ihre Bereitschaft, als Glieder
der Kirche aus dem christlichen
Glauben zu leben.
Bei dem Vespergottesdienst in der
Heilig Kreuz-Kirche in Eichstätt,
an dem auch Seelsorgeamtsleiter
Domkapitular Alfred Rottler und
Pater Hubert Dybala vom Orden
der Passionisten teilnahmen, erzählte der Bischof von einer jungen
syrischen Flüchtlingsfamilie, die
in der Hoffnung auf ein Leben
in Frieden die gefährliche Reise
übers Mittelmeer gewagt hatte. Viel
hänge davon ab, ins richtige Boot
zu steigen, zog der Bischof
Parallelen zur Entscheidung der
Katechumenen für das Schifflein
Kirche. Auch in unruhiger See berge
es die Verheißung: Gott ist da.
I
Über den Weg der Vorbereitung erzählten Taufbewerber und Begleiter.
Einer der Taufbewerber gab bei
der Zulassungsfeier Zeugnis von
seinem Weg. Der Familienvater,
aufgewachsen in der früheren DDR,
wurde während der Erstkommunionvorbereitung seines Sohnes hellhörig für Glaubensfragen. Der
Bub ist mittlerweile Ministrant
geworden und schlüpfte auch bei
der Zulassungsfeier seines Vaters
ins Mini-Gewand.
VIELE,
VIELE
FRAGEN
„Das Kind hat den Vater mitgezogen“, erzählt Klaus Meyer.
Der Pfarrer der Ingolstädter Gemeinde Herz Jesu hatte bald bemerkt, dass da ein innerer Prozess
in Gang war, „aber ich wollte ihn
nicht gleich überfahren“. Erst als
sich eine weitere Taufbewerberin
meldete, „da hab’ ich ihn auch
gefragt“. Seit Herbst trifft sich
der Pfarrer nun alle drei bis vier
Wochen mit den beiden, die „begeistert dabei“ seien. Neben der
Vermittlung von religiösem Wissen
ist für Meyer auch wichtig, „dass
sie in den Gottesdienst kommen,
Leute kennenlernen, reinwachsen
in die Gemeinde“. Im vergangenen
Jahr hat der Seelsorger schon
einmal eine Frau zur Taufe begleitet und mit ihr ein aktives
Pfarreimitglied gewonnen. „Sie
kommt auch immer noch zum
Gespräch, hat viele Fragen.“
Der Pfarrer ist aber nicht die
einzige Bezugsperson der Katechumenen. Jeder von ihnen braucht
einen Begleiter durch die Vorbereitungszeit. Das müssen nicht
die künftigen Taufpaten sein, die
manchmal weit weg wohnen,
sondern Leute, die in der Pfarrei
verwurzelt sind. Dass gestandene
Katholiken hinterher oft feststellen:
„Ich habe selbst etwas dazugelernt“, weiß Pastoralreferent Georg
Brigl vom diözesanen Referat
Gemeindekatechese. Dort können
sich Katechumenatsbegleiter Rat
und Materialien holen. Außerdem
lädt sie das Referat jedes Jahr zum
Nachtreffen ein. Termin ist heuer
am 8. Mai in Hirschberg. Ein
weiteres Nachtreffen gibt es für
die Neuchristen. Es ist für den
17. Mai in Plankstetten geplant.
Fotos: Brigl
GANZE GRUPPE
In einer Reihe
stellten sich
die 13 Katechumenen im
Altarraum
auf, wo
ihnen Bischof
Dr. Gregor Maria
Hanke OSB die
Hände auflegte.
MIT DABEI
Pastoralassistent Hubert Solfrank
aus der Ingolstädter Pfarrei St.
Anton hat erstmals als Hauptamtlicher die Begleitung von
Katechumenen übernommen. Die
Aufgabe war ihm vom Pfarrer
übertragen worden, weil er auch
Ansprechpartner für eine Gruppe
junger Erwachsener ist, die sich
seit knapp zwei Jahren regelmäßig
in St. Anton trifft. Gemeinsam
werden thematische Gottesdienste
gestaltet, zum Beispiel in der
Nacht zum Karfreitag oder zum
Jahreswechsel, Fastenessen organisiert oder auch Wanderwochenenden geplant. Bis zu 20 Leute
zwischen 25 und 35 Jahren treffen
sich regelmäßig. Über einen
Bekannten fand auch ein nicht
getaufter junger Mann Anschluss.
Als er sich dann für den Katechumenatsweg entschied, da klinkten
sich gleich acht Leute aus der
Gruppe als Begleiter mit ein.
Außerdem stieß noch eine junge
Frau aus einer anderen Ingolstädter
Pfarrei hinzu, die sich ebenfalls
die Eingliederung in die katholische Kirche wünschte. So traf
sich die Gruppe fortan einmal im
Monat. Auch ein gemeinsames
Wochenende im Kloster Scheyern
stand auf dem Programm. „Mir
selber hat die Zeit viel gegeben“,
berichtet Solfrank. „Die Idee war ja
nicht, dass ich als Hauptamtlicher
sage, wie Glauben aussieht“, sondern dass sich aus den gesammelten
persönlichen Erfahrungen ein
Gespräch entwickle. Inzwischen
„peilen wir die Taufe Anfang Mai
an“, erzählt der Pastoralassistent.
Auch Pfarrer Grünwald merkt,
wie sein Katechumene jetzt immer
mehr hineinwächst in die Gemeinde. „Er schaut sich das alles
mit großem Interesse an“, erzählt
Grünwald über den 28-jährigen Erzieher, der eine große Einrichtung
leitet. Für seine Eltern war die
Taufe in seiner damaligen Heimatstadt Leipzig kein Thema gewesen.
Aber als der junge Mann dann in
Bayern seine katholische Freundin
kennenlernte, änderte sich das.
Pfarrer Grünwald hat versucht,
„ihn überall reinschauen zu lassen“.
Er erschloss dem Taufbewerber
nicht nur die Feier der Eucharistie,
die zehn Gebote oder die Sakramente, sondern er nahm ihn auch
mit in kirchliche Einrichtungen
oder wies ihn auf kunstgeschichtliche Details in der Pfarrkirche
hin. Und wenn die Medien kritisch
über die Kirche berichteten, blieb
dies nicht ausgespart. „Ich hab’
ihn ermuntert, zu fragen“, erzählt
Grünwald.
Nach der Feier der Zulassung
waren die Katechumenen und ihre
Begleiter zu einem gemeinsamen
Essen im Priesterseminar eingeladen. Bischof Gregor Maria ging
von Tisch zu Tisch und die Taufbewerber saßen noch lange zusammen.
Gabi Gess