Informationsleck geschlossen - Dorf

Dorf-Blitz
10/2016
Brütten
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Rudolf Bosshart informierte über Köchli Stiftung
Informationsleck geschlossen
Rudolf Bosshart hat in seiner
Funktion als Präsident der KöchliStiftung an einem Informationsanlass vor vielen Interessierten
Licht ins Dunkle gebracht. Nach
knapp dreiviertel Stunden war
das Informationsbedürfnis gestillt und die Voten aus dem Publikum beantwortet.
von Susanne Gutknecht
Nach heftigen Turbulenzen zu Beginn des Jahres mit Anschuldigungen
aus der Bevölkerung über unsaubere
Geschäftsführung der Köchli-Stiftung, hat Rudolf Bosshart, seit 11. Februar als Stiftungspräsident im Amt,
eine seiner Versprechungen wahr
gemacht und zu einer Informationsveranstaltung Mitte Oktober eingeladen. Dem Aufruf folgten viele Personen, füllte sich der Gemeindesaal
doch schnell. Mit von der Partie war
auch Marcel Kerker, der frühere Stiftungspräsident und zwei Mitglieder
des Stiftungsrates.
In seiner Einleitung erklärte Bosshart
die Aufgaben und Kontrollorgane einer Stiftung. Dabei gab er indirekt
immer auch Antworten auf die Vorwürfe, die der Brüttener Ferdy Leimbacher publik gemacht hatte. So zum
Beispiel seien Stiftungsänderungen
nicht einfach möglich, sondern müssten vor die Stiftungsaufsicht, im Falle
der Köchli-Stiftung vor den Bezirksrat Winterthur. Zudem betonte Bosshart, dass die Stiftung von der Gemeinde unabhängig sei. Der Stiftungsrat setzt sich mittlerweile aus
vielen neuen Gesichtern zusammen:
Neben Rudolf Bosshart und den bisherigen Urs Altorfer und Christian
Frei komplettieren Pia Schöni und
Ueli Arn den Stiftungsrat.
Neue Vermögensverwaltung
Bosshart zeigte daraufhin die Veränderungen des Stiftungsvermögens
über die Jahre auf. Bei der Stiftungsgründung 2010 betrug das Kapital
2,43 Millionen Franken, 2016 ist es
auf rund 2,26 Millionen Franken geschrumpft. Die grossen Verluste erfolgten in den Jahren 2010 mit 35 808
Franken Verlust in der Gesamtrechnung und 2011 mit 99 904 Franken
Verlust. Bosshart dazu: «Die Finanzwelt wurde durchgeschüttelt und
man hat im falschen Moment ungeschickte Entscheide getroffen.» Gemeint waren erteilte Stop-Loss-Order
an die Vermögensverwaltung, bei der
man Verluste realisierte. «Man hätte
es besser liegenlassen», sagte Boss-
Unübliche Mäzene
Zu einem schönen Abschluss
verhalf der Brüttener Hans Leemann der Informationsveranstaltung. Er war Nachbar der Köchlis
und wollte neben den diskutierten finanziellen Aspekten die
emotionale Seite der Köchlis porträtieren. «Sie entsprechen nicht
dem heutigen Bild von Mäzenen», eröffnete er sein Porträt.
Hans Köchli war Handlanger auf
dem Bau, arbeitete ohne Handschuhe und mähte am Feierabend mit der Sense Gras, um
seine Kuh zu füttern oder bestellte den Garten. So wie Hans
nie ohne schwarze Zipfelmütze
mit Zottel zu sehen war, so traf
man seine Frau Anna selten ohne
Schürze an. «Die beiden lebten
sehr einfach. Man hätte jederzeit
einen Gotthelf-Film drehen können ohne Vorbereitung», erzählt
Leemann. Nach dem Auszug der
beiden fand man Hunderte von
rostigen, aufgeschnittenen Whiskas-Büchsen für ihre Katzen. Als
Hans Leemann seinen Nachbarn
im Altersheim besuchte, beklagte
er sich über das Essen «wie für
eine Kuh». Er müsse immer Salat
essen und vermisse seine Apfelstückli. Leemann schloss sein
Porträt mit den Worten, dass man
das Erbe der Köchlis so verwalten solle, wie es die Köchlis wollten und verhindern, dass alte
Leute gezwungen würden, Salat
zu essen. Mit grossem Applaus
und Gelächter fand die Veranstaltung einen entspannten Ab(sg)
schluss.
hart lakonisch. Er sehe aber keine
rechtlichen oder moralischen Verfehlungen der Stiftungsratsmitglieder.
So hätten die Mitglieder kaum je Sitzungsgelder bezogen und ein Pizzaessen müsse ja wohl drin liegen. Bereits
2015 habe der damalige Stiftungsrat
unter Marcel Kerker viele Änderungen eingeläutet, die jetzt zum Tragen
kämen. Die Vermögensverwaltung
besorgt neu die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in Winterthur. «Sie wenden die nötigen Sorgfaltsrichtlinien
an und legen das Vermögen in einer
defensiven Strategie an. Wir haben
die Sicherheit, dass sie nicht jedem
Finanzhype aufsitzen.» Die Buchhaltung und das Aktuariat werden neu
durch die Gemeinde erledigt.
Alterswohnprojekte
fördern
Rudolf Bosshart erklärte sich einverstanden mit dem Vorwurf, dass die
Informationspolitik der Stiftung ungenügend war. Aber jetzt «wollen wir
nach vorne schauen und die WinWin-Situation mit der Gemeinde nutzen für das Anliegen der Stiftung,
Alterswohnprojekte zu fördern». Gemeinsam mit der Gemeinde wolle
man sicherstellen, dass Wohnen im
Alter in Brütten möglich sei. An der
Gemeindeversammlung im Dezember werde ein Projektierungskredit
vorgelegt für die Zentrumsplanung,
die auch dem Stiftungszweck der
Köchli-Stiftung entspreche. Ziel sei
es, «das Stiftungsvermögen vollumfänglich zu investieren und die Stiftung anschliessend zu liquidieren.»
Daher habe man mit der ZKB auch
einen Anlagehorizont von fünf Jahren
ausgehandelt. Diskutiert werde ein
Modell ähnlich dem Bären Nürensdorf. Man wolle eine Genossenschaft
bilden, der die Stiftung ein Legat zur
Verfügung stellt. Ob dereinst die Alpenblick-Liegenschaft, die der Gemeinde gehört und auch Alterswohnungen anbietet, auch in die Genossenschaft überführt wird, sei noch
offen.
Moderate Voten
In der anschliessenden Fragerunde
folgten wenig angriffige Voten. Ein
Besucher wollte wissen, in welche
Anlagen investiert würde. «Schwergewichtig Blue Chips-Titel Schweiz und
wenige ausländische», antwortete
Bosshart. Ein Votant sprach sich für
ein Genossenschaftsmodell aus und
ein Investieren des Vermögens in Immobilien. Er plädierte dafür, Fachleute für die Ausgestaltung der Genossenschaft hinzuzuziehen. Ebenso
gab es Voten, in die Zukunft zu
schauen. Zu wenige Informationen
würden Gerüchte entstehen lassen,
auch häufige Wechsel in der Stiftungsspitze seien wenig vertrauenserweckend gewesen, rügte ein Votant.
Am Ende der Veranstaltung zeigten
sich die anwesenden Stiftungsratsmitglieder erleichtert, dass man umfassend informiert habe und die Vorwürfe vom Tisch seien. «Es war für
einige Stiftungsratsmitglieder eine
enorm belastende Zeit», erzählt Christian Frei. Ferdy Leimbacher, der
grösste Kritiker der vergangenen Monate, reichte Bosshart die Hand und
erklärte: «Für mich ist die Vergangenheit jetzt abgeschlossen.»
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Mitreissendes
Gospelkonzert
Am Sonntag, 20. November, findet in
der reformierten Kirche ein Gospelkonzert statt. Der stimmgewaltige
Gospelchor Dübendorf unter der Leitung des Dirigenten Ueli Vollenweider präsentiert ein vielseitiges Programm, reich an berührenden Momenten und mitreissender Stimmung. Die Themen sind vielseitig
und passend zur Saison: Lasst uns
zusammen singen (Come let us sing),
den Löwen beim Schlafen beobachten
(The Lion sleeps tonight) oder in der
bevorstehenden Adventszeit nach
Bethlehem reisen (Going to Bethlehem). Eine professionelle Band mit
Piano, Bass und Schlagzeug wird den
Chor musikalisch begleiten. Mitreissender Rhythmus und ein besonderes Gospelfeeling verspricht dieses
musikalische Gipfeltreffen um 17
Uhr. Türöffnung ist um 16.15 Uhr, der
Eintritt beträgt 25 Franken. TicketReservationen sind ab sofort unter
Telefon 079 768 30 68 oder [email protected] möglich.
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