Materialien für den Unterricht www.vgo-schule.de Kirsten Boie Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen ISBN: 978-3-8415-0441-8 Erarbeitet von Konzipiert für die Jahrgangsstufen ab 7 Thematik: Lebensalltag von Kindern in Swasiland, frühe Verantwortung, Armut, Aids, Umgang unter Geschwistern Didaktischer Schwerpunkt: Erweiterung von Weltwissen, Alteritäts erfahrungen, Reflexionen existenzieller anthropologischer Grundfragen, literar ästhetisches Lernen © Oetinger Taschenbuch GmbH,© imOetinger Vertrieb Taschenbuch bei dtv, Hamburg, September 2016 bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 GmbH, im Vertrieb Ulrike Siebauer M aterialien für den U nterricht Konzipiert für die Jahrgangsstufen ab 7 Kirsten Boie Es gibt D inge , die kann man nicht erzählen Erarbeitet von Ulrike Siebauer Lebensalltag von Kindern in Swasiland, frühe Verantwortung, Armut, Aids, Umgang unter Geschwistern D idaktischer Schwerpunkt: Erweiterung von Weltwissen, Alteritätserfahrungen, Reflexionen existenzieller anthropologischer Grundfragen, literarästhetisches Lernen 1. Inhalt In vier kurzen Erzählungen entwirft Kirsten Boie eine bildintensive Vorstellung vom Leben der Kinder in Swasiland. „Die Menschen in diesem Buch gibt es alle“,1 sagt sie in ihrem Nachwort. Sie habe sie auf ihren Reisen kennengelernt. Es sind Geschichten von Kindern, die in extremen Situationen aufwachsen müssen. In einem Land, in dem über 60 % der Menschen unter der Armutsgrenze leben2, ca. 30 % der Menschen HIV-infiziert sind, die Lebenserwartung bei 31 Jahren liegt und 43 % der Kinder Waisen sind, übernehmen Kinder die Verantwortung für jüngere Geschwister, sorgen selbst für ihren Lebensunterhalt, arbeiten, prostituieren sich. „Wenn die Geschichten traurig sind, kann ich es darum nicht ändern“, sagt Kirsten Boie. „Trauriger als die Wirklichkeit sind sie nicht.“3 Der Titel des Buches Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen beschreibt auch einen wesentlichen Aspekt der Erzählweise Boies. Die Dinge werden nicht beim Namen genannt. Aids, Vergewaltigung, Prostitution sind Themen, über die sich in Swasiland das Tuch der Tabuisierung breitet. Ein großes Anliegen der Entwicklungsarbeit ist daher die Enttabuisierung, die es erst ermöglicht, Vorsorge zu betreiben und Hilfe zu suchen. Boie beschreibt die Dinge, die ihren Protagonisten passieren, aber heraus- 1 Kirsten Boie: Nachwort zu: Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen. S. 109. 2 Vgl. Swasiland für Profis. Homepage der Möwenweg-Stiftung. http://www.moewenweg-stiftung.de, aufgerufen am 9.6.2016. 3 Kirsten Boie: Nachwort zu: Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen. S. 112. finden, was hinter den Umschreibungen steckt, müssen die jugendlichen Leser/-innen selbst. 1.1Ich kenne einen Jungen in Afrika (S. 7), beginnt eine Erzählinstanz den 11-jährigen Thulani vorzustellen. Zunächst wird ein beinahe idyllischer Raum entwickelt: Er lebt, „wo es schöner ist als irgendwo sonst auf der Welt“ (S. 7). Aber schon bald wird klar: Dieses Leben ist keine Idylle. Der 11-Jährige ist Waise und lebt mit der Großmutter und der Schwester in einer Hütte. Das Grab für seine Mutter hat er selbst ausgehoben. Er ist der Mann im Haus (vgl. S. 10), holt Holz und Maismehl und Wasser und sorgt dafür, dass seine kleine Schwester in die Schule geht. Als Waise braucht sie kein Schulgeld zu bezahlen. Er selber geht nicht mehr zur Schule. Für den kostenlosen Besuch der Sekundarschule bräuchte er einen Totenschein, aber er weiß nicht, wie er an einen solchen gelangen soll. Deshalb bleibt er im Dorf. Wenn die Pflichten erledigt sind, spielt er mit den anderen Jungen Fußball, immer in der Hoffnung, dass eines Tages Talent scouts kommen und ihm zu einem Leben als Fußballprofi verhelfen. Als ihm eine Frau von einem Kinderdorf für Waisen erzählt, schaut er sich dies begeistert an, erkennt aber dann, dass er seine Schwester und die Großmutter nicht alleinlassen kann. Eine Frau, die er beim Dorf trifft, zerstört die kurz aufgeflammte Hoffnung: „Das Dorf hat ja nur Platz für hundert Kinder. Und weißt du, wie viele wie dich es gibt im Land? Da müssten sie ja tausend Dörfer bauen“ (S. 21). Da ergibt sich Thulani fast schon erleichtert in sein Schicksal, geht zurück zur Großmutter und zur Schwester an den Ort, „wo es schöner ist als irgendwo sonst auf der Welt“ (S. 22). Er verdrängt die Angst um die Zukunft. Interessant ist das Bild, das die Geschichte von den Weißen zeichnet. Sie haben für Thulani unterschiedliche Bedeutungen. Zum einen erscheinen sie als Heilsbringer, die als Talentscouts ins Dorf kommen, „mit dem Finger auf“ (S. 16) einen von ihnen zeigen und ihnen dann in den „Ländern der Weißen“ (S. 16) zu Reichtum verhelfen. Ferner kommen sie als Touristen: Sie „tragen kleine Käs- © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, September 2016 Thematik: gibt Dinge, ten, mit denen klicken sie im Fahren aus dem Fenster, dann ist man als buntes Bild in den Kästen eingesperrt“ (S. 17). Oder sie helfen in den Krankenstationen. Doch bleibt diese Hilfe zweifelhaft. Einmal sind die Weißen mit einem Rollstuhl in die Hütte der Großmutter gekommen – so groß, dass er nicht durch die Tür passt, „aber was sollte er wohl auch draußen vor der Hütte, wo es steil ist und der Boden so uneben und voller Steine, dass der Stuhl darauf nicht rollen kann“ (S. 18). So steht er in der Hütte, wo „nachts kaum mehr Platz ist für die drei Schlafmatten“ (S. 18). 1.2 Mamas Buch „Die Geschichte von Sonto, Pholile (wird Políle ausgesprochen) und ihrem Bruder Bheki (wird Béki ausgesprochen) habe ich mir ausgedacht“ (S. 110 f.), schreibt Kirsten Boie in ihrem Nachwort. Sie thematisiert die „memorybooks“, die in vielen afrikanischen Ländern von sterbenden Eltern für ihre Kinder geschrieben werden, damit die Familiengeschichten nicht verloren gehen. Die Geschichte weist durch die anachronische Zeitgestaltung eine komplexe Erzählweise auf. Sonto und ihre kleine Schwester Pholile sind als Waisen auf dem langen Weg zur Krankenstation. Sonto hat ein Erinnerungsbuch dabei, das ihre an Aids verstorbene Mutter im Angesicht des baldigen Todes für ihre älteste Tochter geschrieben hat. Aus diesem Buch liest Sonto auf dem Weg immer wieder vor. Dadurch und durch Gedanken, die sie sich macht, erfährt der Leser die ganze Geschichte in verschiedenen Schichten. Der früheste Zeitraum, von dem erzählt wird, kreist um den Auslöser des Schicksals. Die Mutter der Kinder hat aufgeschrieben, dass sie in ihrer Jugend von ihrem Onkel vergewaltigt und mit HIV infiziert worden ist. Ihr erster Sohn war ebenfalls infiziert und ist bereits verstorben, auch ihren späteren Ehemann, ebenfalls bereits tot, hat sie infiziert. Das Erinnerungsbuch erzählt von der Zeit, als die Krankheit noch nicht ausgebrochen war, von der Entstehung des Buches, das die Mutter in enger Vertrautheit mit der Tochter geschrieben hat, von dem Plan, für jedes Kind so ein Buch zu machen, der sich dann nicht mehr erfüllen ließ, von der Krankheit der Mutter, ihrer zunehmenden Schwächung und ihrem Tod. Einiges musste Sonto sich von der Mutter diktieren lassen, als diese nicht mehr selbst schreiben konnte. Den letzten Teil des Textes fügt Sonto hinzu in dem Glauben, dass ihre Mutter es so gewollt hätte: „Sonto, ich wünsche mir, dass ihr […] zur Krankenstation geht, alle meine Kinder. Ich wünsche mir, dass ihr es wisst, auch wenn die Angst groß ist, […] wenn die Krankheit doch in euch lauert, verzeiht mir, Kinder!, werden sie euch helfen […] mit ihren Medikamenten, und ihr könnt noch viele glückliche Jahre haben.“ (S. 48 f.) Die beiden Hauptfiguren dieser Geschichte sind sehr eindrücklich beschrieben. Da ist zunächst diese unglaublich starke Mutter. Nach der Vergewaltigung ist sie schwan- die kann man nicht erzählen ger von ihrer Familie fortgegangen und hat für sich und ihren Sohn den Lebensunterhalt verdient. Jahrelang hat sie die Geschichte der Vergewaltigung für sich behalten, erst kurz vor dem Tod hat sie dieses Unsagbare ihrer Tochter anvertraut. Das Erinnerungsbuch, das sie für ihre Kinder schreibt, gibt Zeugnis von ihrer Sorge, ihrer Umsicht und ihrer Liebe. Welches Kind würde sich nicht so eine Botschaft wünschen, wie Sonto sie erhält: „Was ich mir für dich wünsche. Ich liebe dich sehr, Sonto. Eine bessere Tochter hat keine Mutter. Ich liebe dich sehr. Für dein Leben wünsche ich dir, dass du glücklich wirst […]. Für dein Leben wünsche ich mir, dass du zur Schule gehst, bis zum Schluss […]. Ein Tag ohne Essen im Magen ist nicht so schlimm wie ein Tag ohne Schule. Du musst lernen, Sonto, dann kannst du vielleicht eine gute Arbeit finden und ein gutes Leben führen.“ (S. 41 f.) Sonto als älteste Tochter dieser Kinderfamilie übernimmt die Verantwortung für die beiden Geschwister, und sie lebt die liebevolle Verbundenheit mit ihnen. Die Mutter konnte nur mehr für ein Kind ein Erinnerungsbuch verfassen. Sonto liest es ihren Geschwistern in einer sprachlich veränderten Form vor. Aus „Du“ wird „Ihr“, aus dem für sie geschriebenen Buch wird in ihrem Vorlesen ein Erinnerungsbuch für sie alle drei. 1.3 Jabus Schuhe Dies ist die schwierigste Geschichte der Sammlung, denn alle Probleme Swasilands scheinen hier zu kumulieren. Wieder leben zwei Schwestern nach dem Tod der Eltern und Großeltern alleine in einem abgelegenen Dorf. Die Große bestellt die Felder, um der Kleineren den Schul besuch zu ermöglichen. Für diesen Schulbesuch gilt die uns angesichts der Armut im Land absurd erscheinende Regel: Nur mit Schuluniform darf man am Unterricht teilnehmen. Als der kleinen Schwester die Schuhe gestohlen werden, muss die große Schwester in die Stadt. Erst versucht sie, Schlafmatten zu verkaufen, die niemand haben will, dann Arbeit zu finden, aber der König hat die Kinderarbeit verboten. So bleibt letztendlich als einziger Ausweg die Prostitution. Lastwagenfahrer suchen sich an einer Tankstelle junge Mädchen für ungeschützten Sex. Die Angst, sich mit HIV infiziert zu haben, begleitet das Mädchen von da an. Neben den katastrophalen sozialen Bedingungen, neben Seuche, Verarmung und Elternlosigkeit scheinen hier die problematischen sozialen Rahmenbedingungen durch: die Schwierigkeiten, eine Schule zu besuchen, die Gesetze, die ein korrupter, aber ungefragt allmächtiger König erlässt, das zweischneidige Verbot der Kinderarbeit, das dieses Mädchen in die Prostitution treibt. Auch in dieser Geschichte ist die Erzählstruktur sehr komplex. Sie beginnt nach der Nacht, in der sich Lungile prostituieren musste (S. 55–61). Mehrfach wird angedeutet, dass etwas Schlimmes passiert ist, etwas, das mit Lastwagen zu tun hat: „… an Lastwagen will Lungile nicht denken“ (S. 58, 60); „… wenn es die letzte Nacht © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, nicht gegeben hätte“ (S. 61). Nach dem Erwachen macht sie sich auf, um Schuhe zu kaufen. Danach wird in einem Rückblick erzählt, wie Lungile das erste Mal in der Stadt gewesen ist (S. 61–70). Damals ist die Großmutter gestorben, und Lungile will Arbeit finden wie die „Mädchen aus den Hügeln, die in die Stadt verschwanden, nur für wenige Tage oft, und die zurückkamen mit einer Tasche voll Emalangeni. Wie dumm sie war damals!“ (S. 61). Sie fragt sich durch und erfährt, dass sie keine Arbeit finden wird, weder in Geschäften noch in den Fabriken, weil der König Kinderarbeit verboten hat. Eine Frau gibt ihr schließlich den Tipp, es beim Matsapha Truck Stop zu versuchen (vgl. S. 67). Dort sieht sie knapp bekleidete Mädchen, die in die Lastwagen einsteigen. „Sie wusste, dass sie diese Arbeit nicht tun konnte, auch wenn es die einzige war, die es für Kinder gab, von denen der König sich wünschte, dass sie zur Schule gehen sollten.“ (S. 69) Im Präsens wird nun der Alltag der Kinder nach diesem Erlebnis erzählt. Lungile geht nicht mehr zur Schule. „Sie brauchten ja Essen, und sie brauchten etwas anzuziehen“ (S. 70). Lungile bestellt die Felder, während die kleine Jabu zur Schule geht. Aber eines Tages werden ihr die Schuhe gestohlen. Lungile nimmt mit einem abgeknickten Zweig Maß und bricht in die Stadt auf, um Schuhe zu besorgen. Die selbst geflochtenen Matten kann sie nicht verkaufen, auch die weißen Touristen, die sich dafür zu interessieren scheinen und Lungile Hoffnung machen, entscheiden sich dann doch für etwas anderes. So bleibt Lungile kein anderer Weg, „wenn Jabu zur Schule gehen soll. Darum geht sie nach Matsapha Truck Stop“ (S. 80). Zwar versorgt sie sich mit Kondomen, die es dort im Waschraum kostenlos gibt, aber die Männer, zu denen sie einsteigen muss, lehnen dies ab. „Dann ist es nicht so schlimm, wie Lungile gefürchtet hat, aber schlimm ist es schon: Und sie weiß ja nicht, wie schlimm es später noch werden wird.“ (S. 82). Kirsten Boie verdichtet die gesamte Grausamkeit dieser Erfahrung, die Ursachen, die Ängste, die Hoffnungen in einem einzigen Satz: „Dies ist kein guter Tag, aber sie ist ja nicht die Einzige hier bei Matsapha Truck Stop, und die Mädchen hier tun es alle, und die Fahrer tun es immerzu in allen Ländern, und manche verschont die Krankheit, der Herr ist allmächtig, und Jabu soll zur Schule gehen.“ (S. 82 f.) Nun hat Lungile das Geld, das sie für die Schuhe braucht, beinahe beisammen, den Rest lässt ihr der Händler nach, als er begreift, dass sie die Schuhe für ihre kleine Schwester braucht. Die Gottergebenheit, mit der Lungile das Geschehene einzuordnen versucht, lässt uns resigniert und traurig zurück. Wie ein Mantra wiederholt der Text: „Und Jabu wird wieder zur Schule gehen, und es war nicht so schlimm, wie Lungile geglaubt hat, und manche verschont die Krankheit, der Herr ist allmächtig. Vielleicht hat der Herr gewollt, dass alles so kommt; vielleicht hat er die kann man nicht erzählen nur deshalb Jabus Schuhe genommen. Was auch immer geschieht, Lungile kann ruhig sein. Sie weiß jetzt, dass es in Matsapha Arbeit für Kinder gibt.“ (S. 86) 1.4 Die Gugu brennt Die letzte Geschichte beginnt mit einem Stoßgebet des Protagonisten in der Form eines inneren Monologs: „Wer ist schuld, Herr Jesus vergib mir, wenn ich es bin, auch wenn ich allein es bin, Herr Jesus vergib mir.“ (S. 89) Dann wechselt der Erzählmodus zu einer internen Foka lisierung: Konsequent erzählt eine Erzählinstanz aus Sicht der Figur Sipho (wird Síppo ausgesprochen) das Geschehen und seine Gedanken. Wir erfahren zu Beginn das Ergebnis der verhängnisvollen Geschehnisse: Die Groß mutter sitzt regungslos vor der Hütte, offenbar mit Verletzungen an den Beinen. In den kreisenden Gedanken, wer an all dem Schuld trägt, erfahren wir die Geschichte – nicht chronologisch, sondern in Fragmenten, wie sie Sipho wohl auch durch den Kopf gehen: Sipho hat ein Ei gefunden, bittet seine Großmutter, es ihm zuzubereiten. Sie aber will das Ei der gerechten Verteilung wegen der kleinen Schwester geben und schickt ihn, Wasser zu holen. Da schlürft Sipho lachend das rohe Ei, die Großmutter schlägt nach ihm, und er verzieht sich schmollend hinter die Hütte. Als er zum Essen kommen will, verweigert ihm die Großmutter das so lange, bis er Wasser geholt habe, und schlägt wieder nach ihm. In dem Gerangel – welchen Anteil Sipho wirklich daran hat, bleibt unklar – fängt ihr Rock Feuer. Die Großmutter brennt. Weil kein Wasser da ist, kann man auch nicht löschen. Nach qualvollen Minuten, in denen sich die Großmutter schreiend am Boden wälzt und schließlich wimmernd liegen bleibt, holt Sipho Hilfe und rettet letztendlich ihr Leben. Sie hat schlimmste Verbrennungen erlitten, und nach langer Zeit im Krankenhaus sitzt sie schließlich vor der Hütte mit „dem guten Bein, dem schlechten Bein; ein Auge, eine Hand“ (S. 104). Das zentrale Thema dieser Geschichte ist die Verstrickung in Schuld. So viele Gründe führt Sipho an, die zu diesem Unfall geführt haben, so viele Schuldige macht er aus. Da ist die Schwester, die eigentlich als Mädchen dafür zuständig ist, Wasser zu holen, da ist die Großmutter, die ihm diese als Mann eigentlich unzumutbare Aufgabe aufträgt und ihm das Ei verweigert, was die Schwester grinsend beobachtet; sogar die Henne hat Schuld, weil sie die Eier immer so versteckt, dass nur Sipho sie findet. Aber all diese Gründe empfindet er selbst nur als Ausflüchte. Er trägt schwer an seiner Schuld und weiß, dass das alles nie wiedergutzumachen ist. Mit einem Gebet endet der Text: „Jetzt ist Wasser da, Herr Jesus, ich habe es geholt, bald ist Nacht. Und wenn ich aufwache am Morgen, du kannst alles, alles!, lass es vorbei sein, lass es wieder sein wie früher, lass es nie geschehen sein.“ (S. 104) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, 2. Autorin die kann man nicht erzählen Kirsten Boie gehört zu den bekanntesten Autorinnen anspruchsvoller Kinder- und Jugendliteratur. Ihre etwa hundert Bücher sind in zahlreichen Sprachen erschienen, viele haben Preise erhalten. Dabei widmet sich Kirsten Boie beinahe allen Genres der Kinder- und Jugendliteratur: stark am Alltagsleben der Kinder orientierte Geschichten (Juli), Bandenromane (Wir Kinder aus dem Möwenweg), historische Romane (Alhambra), problemorientierte Literatur (Nicht Chicago, nicht hier) sowie fantastische Romane (Der kleine Ritter Trenk). „Neben Kinder- und Jugendbüchern schreibt Kirsten Boie auch Vorträge und Aufsätze zu verschiedenen Aspekten der Kinder- und Jugendliteratur und der Leseförderung. In den letzten Jahren unternimmt sie zunehmend Reisen ins europäische und nicht europäische Ausland im Auftrag des Goethe-Institutes. 2007 wurde sie für ihr Gesamtwerk mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugend literaturpreises, 2008 mit dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. 2011 erhielt sie für ihren Roman Ringel, Rangel, Rosen den Gustav-Heinemann-Friedenspreis.“4 Seit Jahren engagiert sie sich mit der Möwenweg-Stiftung für Kinder in Swasiland. es ist sinnvoll, Kinder nicht damit allein zu lassen, sondern ins Gespräch zu kommen und notwendige, Zusammenhang stiftende Sachinformationen zu geben. Darüber hinaus kann der Text durch vereinzelt gestreute Informationen dazu anregen, den Umgang der westlichen Länder mit Entwicklungsländern zu reflektieren. Im Text suchen Talentscouts nach schwarzen Fußballtalenten (vgl. S. 15 f.), Weiße liefern der Großmutter einen unnützen Rollstuhl, der in der Hütte Platz wegnimmt (vgl. S. 18 f.), sie betreiben Läden, in denen „gibt es tausend von allem: tausend von tausend Dingen. In unendlich langen Reihen steht, wovon Lungile nicht weiß, was es ist und wozu man es brauchen kann“ (S. 64). Und „freundliche Menschen in den reichen Ländern“ haben alte Kleider verschenkt, „damit die Händler auf Manzini Market sie verkaufen können“ (S. 58). Dass im Land produzierte traditionelle Kleider zu teuer sind, wird angedeutet (vgl. S. 58 f.). Touristen scheinen mit den Hoffnungen der schwarzen Menschen zu spielen (vgl. S. 77 ff.). Somit bietet das Buch nicht nur unendliche Möglichkeiten der interkulturellen Erziehung, es ermöglicht auch einzutauchen in die globalen Zusammenhänge, in Ursachen, Wirkungen und Verantwortungen, deren wir uns bewusst werden sollten. 3. Themen 4. Didaktische Überlegungen Das Buch bietet eine ganze Reihe von thematischen Aspekten, die auch für Kinder in Deutschland lebensweltlichen Bezug haben. In den Geschichten geht es um den Umgang von Geschwistern untereinander, um Rivalitäten wie bei Sipho und seiner Schwester, um zugewandte Fürsorge, Verantwortungsübernahme und Solidarität. Auch der Umgang mit Schuld – wenn auch meist zum Glück nicht mit so gravierenden Folgen – spielt durchaus schon im Leben von Kindern eine Rolle, ebenso wie die Frage, was im Leben wichtig ist. Die meisten im Buch angesprochenen Themen sind aber sicherlich nicht das, was man Kindern zumuten möchte, und erfordern beim Lesen ein gehöriges Maß an Fähigkeit, fremde Perspektiven einzunehmen. Die Leser und Leserinnen dieses Buches tauchen in eine ihnen völlig fremde Welt ein mit Problemen, die sie sich oft nicht einmal vorstellen können. Da leben Kinder ohne Eltern, völlig auf sich gestellt, ohne jegliche Unterstützung anderer Erwachsener oder des Staates. Sie übernehmen Verantwortung für jüngere Geschwister und sorgen mit Weitblick und Aufopferungsbereitschaft für deren Schulbesuch. Es ist eine Welt, die von Aids geprägt ist, in der auch Kindern durch Vergewaltigung oder Prostitution die Infektion mit HIV droht. Manch einer möchte die Kinder hier vor solchen Themen sicherlich schützen. Doch in einer globalisierten Welt ist es nicht fair und wohl auch auf Dauer nicht möglich, diese Themen auszusparen, und 4 http://www.kirsten-boie.de/kirsten-boie-biografie.php, aufgerufen am 10.6.2016. 4.1 Weltwissen aufbauen Bildung heißt, Wissen über die Welt erwerben, dieses Wissen in Zusammenhänge zu bringen, über diese Zusammenhänge differenziert sprechen zu können.5 Dazu bietet das Buch eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Leserinnen und Leser lernen eine ihnen völlig fremde Welt kennen. Sie setzen sich mit den Lebenszusammenhängen und den unterschiedlichen Erklärungsmustern fremder Kulturen auseinander. Sie nehmen Handlungen aus der Perspektive der handelnden Figuren wahr und lernen deren Handlungsmotive zu verstehen und zu würdigen und bahnen so Fremdverstehen an. Sie reflektieren den Umgang der westlichen Welt mit anderen Kulturen an aus gewählten Aspekten und können eine solidarische und reflektierte Grundhaltung aufbauen. Gerade diese Texte können dazu beitragen, fremde Welten zu verstehen, über existenzielle anthropologische Grundfragen nachzudenken, ethische Werte zu diskutieren und so über Reflexion und Selbstreflexion einen Schritt zur Individuation der Schülerinnen und Schüler leisten. 4.2 Literarästhetisches Lernen Neben der ganz wesentlichen Auseinandersetzung mit den Themen des Buches geht es beim literarästhetischen Lernen in der Schule aber auch darum, dass Schülerinnen 5 Vgl. Robert Spaemann (2012): Was ist ein gebildeter Mensch?, in: Heiner Hastedt (Hg.): Was ist Bildung? Eine Textanthologie. Stuttgart: Reclam. S. 223–227. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, und Schüler Kompetenzen aufbauen, die es ihnen ermöglichen, mit komplexen Erzählstrukturen zurechtzukommen und eigenständig auch andere Texte zu lesen. Sie müssen eigene Vorstellungen zum Gelesenen entwickeln und diese mit anderen austauschen. Sie müssen die Handlungslogik einer Geschichte rekonstruieren, auch wenn der Text diese nicht in chronologischer Reihenfolge präsentiert. Sie müssen Figuren des Textes differenziert wahrnehmen und die Beziehungen der Figuren zueinander erkennen und einen Text auch hinsichtlich seiner erzähltechnischen Gestaltungsmittel wie der Zeitstruktur, der Erzählperspektive oder seiner sprachlichen Gestaltung genauer analysieren. Dabei soll die Auseinandersetzung mit Texten in der Sekundarstufe I nicht auf rein analytischem Weg erfolgen. Den verschiedenen Begabungstypen wird man eher gerecht, wenn verschiedene, auch handlungs- und produk tionsorientierte Verfahren angeboten werden und erfahrungsorientiertes Lernen unterstützen. Handlungslogik verstehen Die sehr komplexe Erzählweise erschwert es Schülerinnen und Schülern, die Handlungslogik zu erschließen. Daher ist es bei einigen Geschichten sinnvoll, diese zu rekonstruieren und mit dem vorgeschlagenen Umsortieren der Handlungselemente auch eine Methode kennenzulernen, die kompetenzorientiert Zugang zu ähnlichen Texten ermöglicht. Erzählweisen verstehen Alle Geschichten des Buches sind erzähltechnisch hochambitioniert und interessant. Sie ermöglichen Schülerinnen und Schülern, Einblicke in anachronologisches Er zählen zu gewinnen, teilweise bestehen sie fast nur aus Rückblenden, in die Gedanken der jeweiligen Figur eingewoben sind. Die Erzählperspektive ist überwiegend die der internen Fokalisierung: Der Erzähler gibt nur wieder, was in den Gedanken und Wahrnehmungen der jewei ligen Figur gesehen werden kann. Der Erzähler enthält sich aller Kommentare zum Geschehen und fordert gerade dadurch die eigenständige Reflexion des Lesers/der Leserin heraus. Interessante Fragestellungen ergeben sich, wenn man die Wirkung spezieller literarischer Gestaltungsmittel untersucht wie die Erzählklammer in Ich kenne einen Jungen in Afrika oder die refrainartigen Wiederholungen Lungiles in Jabus Schuhe. F iguren und Figurenkonstellationen erfassen Die Figuren sind Kindern hier in Deutschland von ihrer Erlebnis- und Denkwelt her völlig fremd. Es ist daher eine große Herausforderung, die Perspektiven dieser literarischen Figuren rein textimmanent nachzuvollziehen, ihre Handlungsmotive, ihre Rechtfertigungen, ihre Denkmuster ohne jegliche westliche Arroganz zu sehen. die kann man nicht erzählen Literarische Räume Die Texte bieten unterschiedliche Möglichkeiten, die Semantisierungen von Räumen zu erkennen. So verändert sich in Jabus Schuhe beispielsweise der zunächst neutrale semantische Raum des Lastwagens für Lungile sehr deutlich zu einem bedrohlichen Raum. Die Hütte in Ich kenne einen Jungen in Afrika bleibt für Thulani von Anfang bis Ende der Geschichte der schönste Ort der Welt, obwohl die objektiven Gegebenheiten den Raum völlig anders semantisieren würden. Mit Fiktionalität umgehen (Nachwort ) Die Arbeit mit dem Nachwort ermöglicht eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Frage der Fiktionalität der Literatur. Kirsten Boie erhebt einerseits einen Wahrheitsanspruch, weil sie alle diese Menschen auf ihren Reisen kennengelernt habe. Gleichzeitig gibt sie an, sich eine Geschichte nur ausgedacht zu haben. Die Erkenntnis, dass Literatur immer fiktional ist, aber jeweils einen anderen Grad der Referentialität an die Wirklichkeit besitzt, ist grundlegend für das Verständnis von Literatur. 5. Konkrete Unterrichtüberlegungen/ -anregungen Grundsätzlich bietet das Buch die Möglichkeit zu vielfältigen Differenzierungen. Der Text kann entweder als Ganzes in der Klasse gelesen werden, es können aber auch verschiedene Arbeitsgruppen jeweils eine Geschichte vertieft lesen und anschließend mit den anderen Gruppen ins Gespräch bringen. Aber auch das Lesen einer einzelnen Geschichte ist möglich. Für alle Varianten aber gilt, dass Vorinformationen das Verstehen und Eintauchen in die Texte erleichtern oder erst ermöglichen. Vorab sollten also durch die entsprechenden Arbeitsblätter (AB 1–4)oder Internetrecherchen die unterschiedliche Lebenswirklichkeit von Kindern in Deutschland und in Swasiland und das zentrale, die Geschichten bestimmende Thema Aids behandelt werden. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 K i r s t e n B o i e E s K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 1 V orabinformation : L ebenswirklichkeit Ihr wollt einem Kind aus einem anderen Land erklären, wie das Leben eines typischen 12-jährigen Jugendlichen in Deutschland aussieht. Entwickelt gemeinsam eine Mindmap. Die unten vorgeschlagenen Themen könnt ihr auch verändern und andere Themen hinzufügen. Familie / Wer wohnt alles mit mir zusammen? / Wie sieht eine typische Wohnung aus? / Kinderzimmer / Schule / Hobby / Freunde / Dorf/Stadt / Essen / Kleidung / Lebensunterhalt / Freizeit Versucht nun, eine Mindmap für das Leben eines 12-Jährigen in Afrika zu entwickeln. Schreibt in Blau, was ihr sicher wisst, und in Grün, was ihr vermutet. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Meine Lebenswelt K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 2 V orabinformation : S wasiland Alle Geschichten des Buches spielen in Swasiland. Informiert euch über dieses kleine Land in Afrika: Das Land ohne Eltern In Swasiland sind Zehntausende Kinder Waisen. Wie lebt man ohne Mama und Papa? Wer kocht? Wer schickt einen zur Schule? Und wer passt auf die ganz Kleinen auf? Ich will von einem Land erzählen, in dem fast die Hälfte aller Kinder keine Eltern mehr hat. In Swasi land ganz im Süden von Afrika haben 45 Prozent aller Kinder ihre Eltern verloren (das bedeutet, von 100 Kindern immer 45). Das kommt, weil dort die Krankheit Aids so weit verbreitet ist wie sonst nirgends auf der Welt. Aids ist bisher nicht heilbar. Deshalb sterben so viele Menschen in Swasiland. Es gibt nur wenige Erwachsene, die alt werden. Und wer soll sich nun um all diese elternlosen Kin der kümmern? So viele Waisenhäuser kann man ja gar nicht bauen! Wenn die Kinder Glück haben, gibt es vielleicht noch eine Oma oder eine Tante. Viele Kinder leben aber auch ganz allein. Da passen dann eben die großen Geschwister auf die kleinen auf, so gut es geht. Sie leben auch nicht in gemütlichen Wohnungen mit elektrischem Strom und fließendem Wasser und schönen Möbeln. In vielen Teilen des Landes, vor allem in den Hügeln von Shiselweni im Südwesten, leben sie in einfachen Rundhütten aus Lehm, die mit Gras gedeckt sind. Nachts rollen sie auf dem Boden geflochtene Matten zum Schlafen aus. Das sind ihre einzigen Möbel. Und wenn bei einem Gewitter oder in der Regenzeit der Lehm von den Wänden gespült wird und wenn der Sturm das Gras vom Dach fegt: Ja, dann müssen die Kinder eben gucken, wie sie das alleine re parieren. Weil sie das oft nicht hinkriegen, sind die Hütten nicht mehr regen- oder sturmdicht. Das ist besonders schlimm, weil es im Winter in den Bergen ziemlich kalt werden kann. Wasser zum Waschen, Trinken und Kochen holen die Kinder meistens in Kanistern aus den Flüssen, sie vielleicht nur fünf Minuten dorthin gehen. Aber viele brauchen auch eine halbe Stunde oder länger. Dass es für diese Kinder in ihren Hütten kein Fernsehen und keine Computer gibt, ja und nicht ein mal Licht, wenn es abends dunkel wird, das ist jetzt sicher schon klar. Und Spielzeug gibt es auch nicht. Die Jungs knoten sich gerne aus alten Plastiktüten einen Fußball, weil sie keinen richtigen Ball haben. Überall im Land sieht man Jungs – und manchmal auch Mädchen! – mit solchen verkno teten Plastiktüten kicken. Wie sie da spielen und rennen und lachen, das ist dann wieder gar nicht so anders als bei uns. Die älteren Kinder gehen in die Schule. Oft ist ihr Schulweg sehr, sehr weit, fünf oder zehn Kilome ter. Und natürlich werden sie nicht von einem Schulbus abgeholt. Da gehen sie eben zu Fuß, mor gens hin, nachmittags zurück, manchmal einfach querfeldein über die Hügel. Am Nachmittag sieht man an allen Straßen und Wegen Gruppen von Kindern ohne Schuhe, aber mit Schuluniformen. Die brauchen sie nämlich, ohne diese Kleider dürfen sie nicht in die Schule. Ohne Schulschuhe geht es übrigens auch nicht. Warum dann trotzdem so viele Kinder in Schuluniform, aber ohne Schuhe unterwegs sind? Weil sie ihre Schulschuhe schonen, natürlich! Die ziehen sie nur in der Schule an. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 in denen auch das Vieh getränkt und die Wäsche gewaschen wird. Wenn sie Glück haben, müssen K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Auf dem Schulweg laufen viele darum barfuß. In die Schule gehen fast alle Kinder gerne. Da sind ihre Lehrer und ihre Freunde, da können sie spielen und Sport machen. Und mittags gibt es meis tens eine Mahlzeit. Aber wer kümmert sich denn um die kleinen Geschwister, wenn die Großen in der Schule sind? Da haben die Menschen in Swasiland eine gute Idee gehabt. Jeden Tag kommen Frauen an einen Ort in ihrem Dorf, den man Neighbourhood Care Point nennt, abgekürzt NCP (auf Deutsch könnte man Nachbarschaftsbetreuungspunkt sagen). Dort kochen die Frauen für die Kinder und kümmern sich um die Kleinen, damit sie in ihren Hütten nicht alleine sein müssen. Die Frauen machen das einfach so, weil sie möchten, dass jemand für die Kinder da ist. Tag für Tag tun sie das, oft viele Jahre lang. Und natürlich bekommen sie dafür kein Geld. Sie finden einfach, dass es nötig ist, den Kindern zu helfen, und darum tun sie es. Ob das bei uns genauso gut funktionieren würde, wenn die Hälfte aller Kinder keine Eltern mehr hätte? Die NCPs, übrigens, sind längst nicht immer in einem Haus. Dafür ist oft einfach kein Geld da. Dann treffen sich die Kinder und die Frauen eben jeden Tag unter einem großen Baum. Gekocht wird sowieso in dreibeinigen Töpfen, die einfach über ein offenes Feuer gestellt werden. Das Holz dafür müssen die Kinder auf ihrem Weg sammeln, trockene Äste und Zweige. Denn natürlich gibt es auch für Feuerholz kein Geld. Manchmal fehlt sogar das Maismehl für den Maisbrei. Maisbrei ist so ungefähr das Einzige, was es zu essen gibt. Viele Kinder bekommen regelmäßig so wenig zu essen, dass sie sich nicht gesund entwickeln können. Viele bleiben ihr Leben lang zu klein. Zusammenhalten In Swasiland helfen sich die Menschen untereinander. Wenn ein Kind seine Eltern verliert, kümmern sich alle gemeinsam um dieses Kind. Deshalb gibt es auf siSwati, der Sprache des Landes, bis heute kein Wort für »Waise«. Wenn man als Fremder nach Swasiland reist und die Kinder kennenlernt, merkt man ihnen oft gar nicht an, dass sie Waisen sind. Bestimmt weinen sie zu Hause in ihren Hütten. Aber wenn man mit uns. Vielleicht hilft es ihnen ja, dass sie nicht alleine sind. Dass es vielen ihrer Freunde genauso geht wie ihnen. Dass keine Eltern zu haben und zu wenig zu essen nichts Besonderes ist. Das ist vielleicht das Allertraurigste: dass so ein Leben für die Kinder ganz normal ist. Vielleicht sollten wir sie darum nicht nur bemitleiden, sondern vor allem dafür bewundern, wie tapfer sie mit einem Leben klarkommen, das wir uns noch nicht einmal vorstellen können. Text: Kirsten Boie, ZEIT LEO 6/2013, S. 24–27 © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 ihnen spricht oder spielt, sind die meisten genauso vergnügt und albern und frech wie Kinder bei K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 3 V orabinformation : S wasiland Erstellt einen Ländersteckbrief für Swasiland mit allem, was euch wichtig ist, z. B.: Größe Einwohner Hauptstadt Regierung Sprache Währung König Was sonst noch wichtig ist: Informiert euch darüber auf einer der folgenden Internetseiten: www.moewenweg-stiftung.de http://www.kirsten-boie.de interviews.php?kategorie=Interviews&id=11&sprache=de http://www.afrika-junior.de/de/kinder/wissen.html www.swasiland.de © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Bevölkerung K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 4 V orabinformation : A ids 1. In der Geschichte ist immer wieder von der „schrecklichen Krankheit“ die Rede. Nirgendwo steht in den Geschichten konkret, dass es sich dabei um Aids handelt, eine sehr schwere und sehr komplizierte Krankheit. Ruft die Kindersuchmaschine www.blindekuh.de auf und gebt als Suchbegriff „Aids“ ein. Sucht euch selber zwei bis drei Artikel aus, die ihr lesen wollt. Oder: Informiert euch auf einer der folgenden Internetseiten: www.tivi.de/fernsehen/logo/artikel/28640/index.html www.younicef.de/aids.html © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 2.Setzt euch zu 4er-Gruppen zusammen und macht gemeinsam ein Placemat: Jeder schreibt zunächst in ein Außenfeld, was er aus den Artikeln alles zu Aids weiß. Sprecht dann darüber. Sammelt anschließend die wichtigsten Informationen in der Mitte eures Placemats. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 4 Fortsetzung A ids © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 In dieses Placemat könnt ihr eure Ergebnisse eintragen. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 5 I ch kenne einen J ungen in A frika : B edeutung von R äumen , P erspektiven einer F igur übernehmen © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Am Anfang und am Ende der Geschichte betont Thulani, dass es dort, wo er wohnt, schöner sei „als irgendwo sonst auf der Welt“ (S. 7). Das kann man auch anders sehen. Lies S. 7–14 und schreibe auf, warum das ein Ort ist, wo man vielleicht nicht unbedingt leben möchte: K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 6 I ch kenne einen J ungen P erspektivenübernahme in A frika : Thulani ist sich sicher, dass er am schönsten Ort der Welt wohnt. So beginnt die Geschichte und so endet sie auch wieder. Versetze dich in die Figur des Jungen und schreibe aus seiner Sicht einen Brief an die europäischen Kinder, die nicht sehen können, was wirklich schön ist. Beginne vielleicht so: Hallo ihr Lieben, die ihr so weit weg wohnt von Afrika, © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 doch, auch wenn ihr es nicht glauben wollt, hier, wo meine Hütte steht, ist der schönste Ort auf der Welt. Ich lebe schon lange hier, ich muss es wissen. Es hat viele Gründe … K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 7 I ch kenne einen J ungen P erspektivenübernahme in A frika : Thulani hat von einer Frau von einem Kinderdorf erfahren, in dem Kinder leben, deren Eltern an Aids gestorben sind. Beschreibe, welche Gedanken Thulani in Bezug auf das Kinderdorf hat: Eine Frau hat es ihm erzählt, die er gar nicht kannte; sie hat ihn gefragt, warum denn er das Waser holt, wo das doch Frauenarbeit ist … (S. 19) Da hat Thulani sich auf den Weg gemacht und sein Herz hat gehämmert. (S. 19) Und die Frau hat die Wahrheit erzählt. Thulanis Herz ist voller Freude gewesen, als er die Häuser gesehen hat, große Steinhäuser mit Glas in den Fenstern und Steinplatten auf den Wegen und dazwischen überall frisches Gras. (S. 20) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Von einem Dorf hat sie erzählt, einem ganzen Dorf, das die Weißen gebaut haben für Kinder wie ihn; und es gibt Steinhäuser, hat die Frau gesagt, und dreimal Essen jeden Tag und Schuhe … (S. 19) K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 7 Fortsetzung in A frika : Und überall waren Kinder, kleine und große, die haben gelacht und hatten Schuhe an den Füßen, man hätte glauben können, sie wären alle Kinder Seiner Majestät. (S. 20) Aber näher heran hat Thulani sich nicht getraut. (S. 20) Und plötzlich musste er an die Hütte denken und an die Gugu auf dem Boden und an Nomphilo, die nie Wasser holen will. (S. 20) Thulani hat auf den Zaun gesehen, der so hoch war, wie er noch keinen gesehen hatte, und auf all den Stacheldraht, und plötzlich wusste er, dass es ganz unmöglich war. (S. 21) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 I ch kenne einen J ungen P erspektivenübernahme K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 8 I ch kenne einen J ungen F igurenhaltung in A frika : E inschätzung der „Alles ist gut, wie es ist“, denkt Thulani am Ende der Geschichte. Suche dir zwei Partner und diskutiert darüber. Berücksichtigt dabei unter anderem folgende Fragen: Ist wirklich alles gut, wie es ist? Was ist gut? Was ist nicht so gut? Was rätst du Thulani? Was würdest du an seiner Stelle tun? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 • • • • • K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 9 I ch kenne einen J ungen W eltwissen erweitern in A frika : Thulani erzählt immer wieder voller Respekt und Bewunderung von den Weißen. Sucht euch eine Stelle heraus, die euch interessiert, und schaut euch das genauer an. Um zu entscheiden, wie gut ein Verhalten wirklich ist, muss man oft mehr darüber wissen. Das steht im Text auf S. 15–16. Das findet Thulani gut: Das finde ich gut: Das finde ich nicht so gut: Das würde ich gern noch wissen: Das finde ich nicht so gut: Das würde ich gern noch wissen: Weiße als Helfer in Krankenstationen Das steht im Text auf S. 16–17. Das findet Thulani gut: Das finde ich gut: © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Weiße als Fußballtrainer K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 9 Fortsetzung I ch kenne einen J ungen W eltwissen erweitern in A frika : Weiße als Spender von Rollstühlen Das steht im Text auf S. 18–19. Das findet Thulani gut: Das finde ich gut: Das finde ich nicht so gut: Das würde ich gern noch wissen: Das finde ich gut: Das finde ich nicht so gut: Das würde ich gern noch wissen: Das steht im Text auf S. 17. Das findet Thulani gut: © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Weiße als Touristen K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 10 M amas B uch : A ufbau der E rzählung Der Erzähler dieser Geschichte beginnt nicht einfach am Anfang und erzählt bis zum Ende. Es scheint so, als ginge hier einiges durcheinander. Versucht, euch den Aufbau der Geschichte Mamas Buch klarzumachen. 1.Schreibe dazu beim Lesen jeden Handlungsschritt auf einen gesonderten Post-it-Zettel, der so aussieht: 1 Das passiert: S. XY 2.Wenn du alle Schritte notiert hast, versuche alles entlang der Zeitleiste in der Reihenfolge zu ordnen, wie es eigentlich passiert ist. 1 S. XY 3.Versuche dir klarzumachen, wie der Erzähler die Geschichte konstruiert hat. Da jeder Postit-Zettel so nummeriert ist, wie es die Reihenfolge im Buch vorgibt, du die Zettel aber in der chronologischen Reihenfolge sortiert hast, kannst du dir das nun erschließen. 4.Formuliere deine Beobachtung in einem Satz: © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Das passiert: Sonto ist mit Pholile auf dem Weg. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 11 M amas B uch : D as E rinnerungsbuch Für Sonto und für viele andere Kinder, die ihre Eltern durch Aids verloren haben, ist das Erinnerungsbuch (memorybook) ein unbezahlbarer Schatz. In Workshops lernen Mütter in Afrika, wie sie so ein Buch machen können. Darüber könnt ihr in folgendem Text mehr erfahren: Uganda Erinnerungsbücher für die Waisen © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/uganda-erinnerungsbuecher-fuer-die-waisen-1193851. html K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 12 M amas B uch : E rinnerungsbücher In Sontos Erinnerungsbuch stehen sehr unterschiedliche Texte. Manchmal treffen sich Mütter in Workshops und basteln gemeinsam an ihren Büchern. Die Hilfsorganisation UNICEF veranstaltet diese Workshops, damit Mütter Ideen bekommen, was sie ihren Kindern schreiben können. Was könnte den Kindern wichtig sein? Die Mütter sollen schreiben über Die Mütter sollen darüber schreiben, dass Sie sollen sie erinnern an … Die Mütter sollen ihren Kindern etwas mit auf den Weg geben © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Sie sollen schreiben, wie … K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 13 M amas B uch : W as im L eben wichtig ist ch erungsbu n Mein Erin Bastle ein Leporello und schreib über jede Seite eine Überschrift. Eine Bastelanleitung für das Leporello findest du auf: https://www.talu.de/leporello-basteln/#so_falten_sie_ein_leporello Wenn du magst, kannst du einzelne Seiten auch richtig gestalten (Texte, Bilder, Fotos, Interviews). Wenn dir ein Leporello nicht ausreicht, kannst du noch eines machen und sie zusammenkleben. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Ein Erinnerungsbuch ist nicht nur wichtig, wenn die Eltern sterben, es ist immer eine gute Idee, sich zu überlegen, was einem wirklich wichtig ist im Leben. Was wäre dir in deinem Erinnerungsbuch wichtig? K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 14 M amas B uch : F iguren /F igurenkonstellation Suche dir einen oder zwei Partner. Wählt anschließend aus einer Kiste mit Spielfiguren (Playmobilfiguren, Legofiguren etc.) für jede Person in der Geschichte eine passende aus oder verändert sie so, dass sie passend werden. Vergesst auch die Nebenpersonen nicht. Stellt nun die Figuren so auf, dass die Beziehungen, die die Personen im Text zueinander haben, deutlich werden. Manche stehen näher zusammen, vielleicht in einer Gruppe, andere sind weit weg voneinander, manche mögen sich vielleicht nicht oder sind gar verfeindet. Versucht das über die Stellung der Figuren deutlich zu machen. Wenn ihr zufrieden seid, macht ein Foto, druckt es aus und beschriftet es so, dass man versteht, warum ihr die Figuren so aufgestellt habt. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Tauscht euch mit einer anderen Gruppe aus. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 15 M amas B uch : H andlungsmotive verstehen 1.Sonto hat das Erinnerungsbuch, das ihre Mutter für sie geschrieben hat, verändert. • Sie hat die Namen ihrer Geschwister eingefügt. • Sie liest es Pholile so vor, als habe die Mutter das Buch für sie geschrieben. • Sie hat es ergänzt. Als ihre Mama tot war, hat sie geschrieben: „Sonto, ich wünsche mir, dass ihr nach Mhlosheni zur Krankenstation geht, alle meine Kinder. Ich wünsche mir, dass ihr es wisst, auch wenn die Angst groß ist …“ Sonto hat dafür viele Gründe. Schreibe sie auf: 2. Aber darf man das? Darf man das Erinnerungsbuch verändern, wenn die Mutter schon tot ist und nicht mehr protestieren kann? Schreibe Sonto einen kurzen Brief: Liebe Sonto, oder Liebe Sonto, es tut mir sehr leid, was du alles erleben musstest! Ich kann aber nicht verstehen … © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 es tut mir sehr leid, was du alles erleben musstest! Ich kann gut verstehen … K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 16 M amas B uch : H andlungsmotivation verstehen Im Erinnerungsbuch steht eine Geschichte, die Mama eigentlich für ihren ältesten Sohn schreiben wollte, für Phefeni, der schon tot ist. „Es ist eine traurige Geschichte“, sagt sie (S. 35). • Diese Geschichte hat Mama noch nie jemandem erzählt. • Diese Geschichte ist nicht für Bheki und Pholile, weil sie zu klein sind. • Diese Geschichte liest Sonto ihren Geschwistern nie vor. • Und Mama erzählt eigentlich auch nicht, was passiert ist, weil man so etwas „nicht schreiben kann“ (S. 36). © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Suche dir zwei Lernpartner, mit denen du gut reden kannst. Klärt folgende Fragen: • Was ist eigentlich wirklich passiert? • Woran ist der Onkel der Mutter schuld? Macht eine Liste. • Könnt ihr verstehen, warum Sontos Mutter niemandem etwas gesagt hat? • Hätte sie dann nicht jetzt auch schweigen sollen, anstatt ihre Tochter mit so einer Geschichte zu belasten? • Soll Sonto die Geschichte weiter verheimlichen? K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 17 M amas B uch : F iktionalität „Die Menschen in diesem Buch gibt es alle. […] All diese Menschen habe ich auf Reisen durch Swasiland kennengelernt“, schreibt Kirsten Boie in ihrem Nachwort. Aber „Die Geschichte von Sonto, Pholile und ihrem Bruder Bheki“ hat sie sich „ausgedacht“ (S. 109 f.). Was stimmt jetzt? Ist die Geschichte nun wahr oder ausgedacht? Und wie ist das mit den anderen Geschichten? Lest das ganze Nachwort (S. 109–112) und unterstreicht in drei verschiedenen Farben: © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Rot: Das ist wahr. Blau: Das ist ausgedacht. Grün: Das ist ausgedacht, aber trotzdem wahr. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 18 M amas B uch : H andlungsmotive verstehen Sonto und Pholile haben noch einen Bruder: Bheki. Bheki verhält sich anders als seine Schwestern. Als Sontos Mutter im Sterben lag, hat sie „nach Pholile gerufen und nach Bheki. Aber Bheki ist nicht gekommen“ (47 f.). Auch zur Krankenstation geht er nicht mit. Was könnte mit ihm los sein? Diskutiert die Möglichkeiten, die unten aufgeführt sind. Wie wahrscheinlich sind sie? Gibt es in der Geschichte Hinweise darauf, dass eine These wahr sein könnte? Bheki hat sich mit seinen Schwestern gestritten. Bheki ist nach dem Tod seiner Mutter wie gelähmt. Bheki ist eifersüchtig, weil seine Schwester ein Buch bekommen hat und er nicht. Bheki steckt noch in seiner Trauer um seine Mutter fest. Bheki hat einfach keine Lust, so früh aufzustehen und so weit zu gehen. Bheki ist voller Angst, die Krankheit auch zu bekommen. Was er erlebt hat, macht Bheki so Angst, dass er alles verdrängt, was mit Tod und Krankheit zu tun hat. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Bheki möchte nur leben und sich nicht um die Krankheit kümmern. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 19 J abus S chuhe : V or der L ektüre zu bearbeiten Wenn du nachher die Geschichte Jabus Schuhe liest, wirst du merken, dass man zunächst überhaupt nicht versteht, worum es geht. Der Text legt aber viele Spuren. Lies den Anfang der Geschichte (S. 55–56) und überlege dir, was nachher in der Geschichte passieren könnte. Notiere Ideen oder Fragen, die dir bei den unterstrichenen Stellen in den Sinn kommen. Lungile. Er hat geschwitzt, er hat so furchtbar geschwitzt, er war nicht mehr jung. Bestimmt hat er eine Familie, eine Frau, bestimmt hat er auch Kinder in Mosamik, irgendwo in der Nähe von Mapoto; er kam irgendwo aus der Nähe von Mapoto hinter der Grenze, so viel hat Lungile verstanden. Sein Englisch, ihr Englisch. Aber er war freundlich. Auch seine Frage war freundlich gemeint. Lungile ist ausgestiegen, sie hat sich hinter der Tankstelle zum Schlafen gelegt; aber manchmal kommt die Polizei, um zu kontrollieren, das hat der Mann Lungile noch gesagt, darum war ihr Schlaf nicht tief. Als im Osten die Sonne gerade erst zu ahnen war, ist sie aufgebrochen. Manzini Market ist nicht weit, Lungile hat keine Angst vor dem Weg, aber die Straßen sind hart unter ihren durchgelaufenen Flip-Flops. Wenn sie schnell die richtigen Schuhe findet, kann sie heute Abend zu Hause sein. Wenn ein Autofahrer anhält und sie mitnimmt, nach Hause zurück. […] Eine zweite Nacht soll Jabu nicht mehr allein bleiben müssen. Lungile schließt die Finger um den kleinen Zweig. Die ganze Nacht hat sie ihn nicht losgelassen, auch gestern nicht. Wenn sie ihn verliert, war die Reise umsonst. Sie müsste noch einmal zurück, um einen neuen zu holen. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Der Mann hat Lungile gefragt, ob er sie am Morgen irgendwohin mitnehmen soll, der zweite Mann. Es war freundlich gemeint, das weiß K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 20 J abus S chuhe : E rzählstruktur Auch hier erzählt der Erzähler die Geschichte nicht der Reihe nach. Es beginnt eigentlich fast am Ende bei Lungiles zweitem Besuch in der Stadt: Sie steigt aus einem Lastwagen und macht sich auf die Suche nach Schuhen. Lest nun die Geschichte ganz und schreibt wieder jeden Handlungsschritt auf einen Post-itZettel. Sortiert die Zettel am Ende entlang der Zeitleiste 1 S. XY © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Das passiert: Lungile steigt aus dem Wagen und macht sich auf die Suche nach den Schuhen. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 21 J abus S chuhe : E rzählspuren erkennen Auf dem Weg zum Schuhkauf beobachtet Lungile das Marktgeschehen. Und immer wieder wird uns Lesern angedeutet, dass in der Nacht etwas Schlimmes passiert ist. Lies S. 57–61 und notiere die Hinweise: Wenn nur die Müdigkeit nicht wäre; und wenn es die letzte Nacht nicht ge geben hätte. (S. 61) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Nach dieser Nacht kann ihr vielleicht nichts mehr Angst machen. (S. 57) K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 22 J abus S chuhe : H andlungslogik erkennen , R äume klären Nach dem Tod der Großmutter möchte Lungile in die Stadt wie die „Mädchen aus den Hügeln, die in die Stadt verschwanden, nur für wenige Tage oft, und die zurückkamen mit einer Tasche voller Emalangeni“ (S. 61). Auf S. 63–69 erfahren wir, wie es Lungile beim ersten Mal in der Stadt bei ihrer Suche nach Arbeit ergangen ist. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Zeichne die Stationen in den Stadtplan auf der folgenden Seite ein und erkläre, warum es jeweils nicht geklappt hat. Ngwane Street Snacks Zwiebeln Kleider Obst Töpfe General Store Schlafmatten Besen Löffel Schuhe Kauf häuser Name: ______________________________ Manzáni Market Hütte Shoe repair and haircut hohe Häuser Dinge, y © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Matsapha Fabriken wa Matsapha Truck Stop gibt Hig h K i r s t e n B o i e E s die kann man nicht erzählen Datum: _________ K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 23 J abus S chuhe : W eltwissen erweitern – K inderarbeit Lungile kann in der Stadt keine Arbeit finden. „Kinder dürfen nicht arbeiten im Land, der König will nicht, dass Kinder arbeiten in seinem Land.“ (S. 65) Kinder sollen zur Schule gehen, lernen, eine Ausbildung machen. Darum ist Kinderarbeit verboten. Wir achten darauf, dass wir Produkte kaufen, die ohne Kinderarbeit hergestellt sind. Das ist ja eigentlich gut … Für Lungile aber bedeutet es, dass ihr nur ein Weg bleibt, um Geld zu bekommen: Sie muss zu den Männern in die Lastwagen steigen. Auch andere Kinder brauchen das Geld aus ihrer Arbeit, um sich oder ihre Familien zu ernähren. In Bolivien in Südamerika hat sich sogar eine Kindergewerkschaft gegründet, die für das Recht auf Arbeit streitet. Auf diese Frage lässt sich also nicht so einfach eine Antwort finden. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Suche dir einen Partner. Informiert euch und lest die beiden folgenden Artikel (jeder einen). Notiert euch, was für, was gegen Kinderarbeit spricht. Trefft euch dann mit einem anderen Zweierteam und diskutiert darüber, ob Kinderarbeit weltweit verboten werden muss oder ob ihr andere Lösungen seht. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Text 1 UNICEF (https://www.unicef.de/informieren/blog/2015/kinderarbeit/78828) KINDERARBEIT: DIE SIEBEN WICHTIGSTEN FRAGEN UND ANTWORTEN (gekürzt) 9. Juni 2016 von Ninja Charbonneau […] Was ist Kinderarbeit? Denn man muss unterscheiden zwischen normalen Aufgaben zum Beispiel im Haushalt, zwischen legaler Beschäftigung von Jugendlichen und zwischen Ausbeutung von Kindern. Für legale Beschäftigung haben die meisten Staaten per Gesetz ein Mindestalter zwischen 14 und 16 Jahren festgelegt. In Deutschland ist das Mindestalter 15 Jahre mit einigen Ausnahmen für leichte Tätigkeiten – Zeitungsaustragen ist zum Beispiel auch für jüngere Jugendliche erlaubt. Die Einzelheiten werden durch Wie viele Kinderarbeiter gibt es und was tun sie? 168 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren – elf Prozent – sind nach Schätzung von UNICEF, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Weltbank Kinderarbeiter – das heißt, sie müssen unter Bedingungen arbeiten, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen berauben. 120 Millionen von ihnen sind jünger als 15 Jahre. Insgesamt arbeiten mehr Jungen als Mädchen. Mehr als die Hälfte der Kinderarbeiter – 85 Millionen – leiden unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind – zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, als Textilarbeiter in Bangladesch, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika. Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft (98 Millionen) und als Hilfskräfte im Dienstleistungsbereich (54 Millionen). Im produzierenden Gewerbe arbeiten schätzungsweise zwölf Millionen Kinder und Jugendliche – meist im so genannten informellen Sektor. Weitgehend im Verborgenen arbeiten geschätzte 15 Millionen Kinder und Jugendliche in pri- © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 das Jugendarbeitsschutzgesetz geregelt. Kinderarbeit sind laut Definition Formen der Arbeit, für die Kinder zu jung sind – weil sie gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten. Sie beraubt die Mädchen und Jungen ihrer Kindheit und ihrer Entwicklungsmöglichkeiten und verstößt gegen die weltweit gültigen Kinderrechte. Zu den „schlimmsten Formen der Kinderarbeit“ zählen die Vereinten Nationen (ILO-Konvention Nr. 182 von 1999): Sklaverei und sklavenähnliche Abhängigkeiten, Zwangsarbeit einschließlich des Einsatzes von Kindersoldaten, Kinderprostitution und Kinderpornographie, kriminelle Tätigkeiten wie den Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere sowie andere Formen der Arbeit, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden können. Fast alle Staaten der Welt haben sich dazu verpflichtet, jegliche Form der Kinderarbeit, angefangen mit der gerade beschriebenen schlimmsten Form, bis zum Jahr 2025 vollständig abzuschaffen. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ vaten Haushalten – der Großteil von ihnen Mädchen. Viele von ihnen haben überlange Arbeitszeiten. Sie sind stark von ihren Arbeitgebern abhängig und kaum geschützt vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen. […] Damit sind wir bei den Ursachen für Kinderarbeit. Nummer eins: Armut, meist in Kombination mit anderen Faktoren. Konflikte und Naturkatastrophen verschärfen die wirtschaftliche Not, weil der Haupternährer tot oder von der Familie getrennt ist, weil Felder nicht bestellt werden können oder andere Einnahmequellen wegfallen. Auch Mädchen und Jungen, die durch HIV/ Aids oder Ebola zu Waisen oder Halbwaisen gemacht wurden, sind besonders häufig von Kinderarbeit betroffen. Im östlichen und südlichen Afrika haben Wetterextreme wie Dürren im Wechsel mit schweren Regenfällen dazu geführt, dass Kinder die Schule abbrechen, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Aus verschiedenen Gründen wollen oder müssen Kinder und Jugendliche also Geld verdienen oder ohne Bezahlung mithelfen, und häufig sehen ihre Familien auch nichts Falsches darin. Zunächst einmal: Es muss auch nicht generell schlecht sein, wenn Mädchen und Jungen zum Beispiel bei der Ernte oder im Familienbetrieb mit anpacken und Erfahrungen sammeln – solange es sich in Grenzen hält und sie trotzdem zur Schule gehen können. Aber in Sudan zum Beispiel müssen einer aktuellen UNICEF-Studie zufolge zwölf Prozent aller Kinder arbeiten, und diese Mädchen und Jungen werden nur halb so oft eingeschult wie Gleichaltrige. Insgesamt gehen fast 58 Millionen Kinder im Grundschulalter und 63 Millionen Jugendliche bis 15 Jahre nicht zur Schule. Außerdem müssen schätzungsweise 600 Millionen Schulkinder parallel arbeiten. Jedes vierte Kind bricht deshalb die Schule vorzeitig ab. Heranwachsende ohne Bildung und Schulabschluss wiederum haben schlechtere Chancen, jemals eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Anders sind die Fälle, in denen Kinder zur Arbeit gezwungen werden, zum Beispiel durch Schuld-Knechtschaften, als Opfer von Entführungen und Menschenhandel. Das sind ganz klar Verbrechen gegen Kinder. […] Sollte man Kinderarbeit generell verbieten? Im Sommer 2014 sorgte ein neues Gesetz zu Kinderarbeit in Bolivien für weltweite Schlagzeilen und Diskussionen. Das Gesetz erlaubt in Ausnahmefällen schon Zehnjährigen zu arbeiten – und wurde unter anderem von arbeitenden Kindern selbst gefordert. Ein Skandal? Grundsätzlich müssen wir feststellen, dass Kinderarbeit in vielen Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen eine Realität ist. In Bolivien haben viele Mädchen und Jungen gesagt, dass sie ihren Arbeitslohn zum Überleben brauchen. Befürworter des Gesetzes sind der Meinung, dass die Kinder sonst illegal arbeiten und dann viel mehr in Gefahr sind, ausgebeutet © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Warum arbeiten Kinder – und warum lassen ihre Eltern das zu? K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ zu werden. Kritiker befürchten hingegen, dass der Kinderschutz durch das neue Gesetz aufgeweicht wird. Das Beispiel zeigt, dass es wie so häufig keine einfache Antwort gibt. Ich würde in drei Abstufungen antworten: 1.Nicht alle Arbeit, die Kinder leisten, ist verwerflich. Sie kann unter Umständen sogar gut sein, um Erfahrungen zu sammeln und den Zusammenhalt in der Familie und Gemeinschaft zu stärken. 2.Arbeit von Kindern darf nicht – so steht es in der UN-Kinderrechtskonvention – ausbeuterisch oder gefährlich sein, das Kind vom Schulbesuch abhalten oder die „physische, mentale, geistige, moralische oder soziale Entwicklung“ beeinträchtigen. Ausbeuterische Kinderarbeit muss beendet werden und dafür müssen Regierungen, gesellschaftliche Akteure, Organisationen und Partner mehr tun. Auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist. 3.Kinderarbeit in der oben erwähnten „schlimmsten Form“ (also Sklaverei, Prostitution, der Einsatz von Kindersoldaten, gefährliche Arbeit in Steinbrüchen oder Minen) ist völlig unakzeptabel. Sie gehört abgeschafft. Sofort. Erfahrungen aus mehreren Ländern zeigen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Gesetze zum Schutz von Kindern sind wichtig, aber sie müssen auch konsequent umgesetzt und von Maßnahmen begleitet werden, die die tiefer liegenden Ursachen von Kinderarbeit bekämpfen. Kinderarbeit lässt sich nicht einfach verbieten – genauso wenig, wie man Armut verbieten kann. Sie lässt sich aber überwinden. Um Kinderarbeit zu beenden, sind in erster Linie die jeweiligen Regierungen in der Pflicht. Dabei brauchen sie Unterstützung durch Bildungsinstitutionen, Gewerkschaften, Massenmedien, Hilfsorganisationen, Spender, und natürlich müssen auch Unternehmen ihren Teil dazu beitragen. Wirksame Gesetze gegen Kinderarbeit sind wichtig, reichen aber allein nicht aus. Auch die Ursachen wie Armut und fehlende Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten müssen bekämpft werden. Der beste Schutz vor Kinderarbeit sind Investitionen in Bildung und der Zugang zu kostenfreien, kinderfreundlichen Schulen mit guter Unterrichtsqualität. Unternehmen tragen eine große gesellschaftliche Verantwortung. Zusammen mit Save the Children und Global Compact hat UNICEF Grundsätze erarbeitet, wie Unternehmen Kinderrechte schützen und fördern können – unter anderem, indem sie dafür sorgen, dass in der gesamten Produktionskette keine Kinderarbeit in Anspruch genommen wird. Wir als Verbraucher können und sollten kritisch hinterfragen, unter welchen Bedingungen die Produkte, die wir kaufen, hergestellt wurden. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Welche Ansätze wirken gegen Kinderarbeit? K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 UNICEF macht weltweit auf die negativen Folgen von Kinderarbeit aufmerksam und unterstützt wirksame Strategien und Programme, zum Beispiel Lernzentren für arbeitende Kinder, alternative Verdienstmöglichkeiten für Familien oder auch finanzielle Unterstützung von armen Familien, damit sie ihre Kinder in die Schule schicken können. Einige Beispiele: In Nepal konnten über 9.000 weit weg von zu Hause arbeitende Kinder wieder mit ihren Familien vereint werden und zur Schule gehen oder eine Ausbildung erhalten. In Burkina Faso hat UNICEF seit 2009 zusammen mit der Regierung und Partnern über 21.000 Kinder aus den Goldminen herausgeholt und durch Bildungsprogramme unterstützt. In Brasilien unterstützt UNICEF das Nationale Forum zur Prävention und Abschaffung von Kinderarbeit, das unter anderem Debatten im Parlament und auf lokaler und regionaler Ebene organisiert. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Text 2: Terre des hommes (http://www.tdh.de/was-wir-tun/projekte/suedamerika/bolivien/diekleinsten-gewerkschafter-der-welt.html) Die kleinsten Gewerkschafter der Welt Die Kinder Boliviens brechen mit der Moral der Erwachsenenwelt. Sie wollen nach ihren eigenen Regeln spielen und nach ihren eigenen Regeln arbeiten. von Elisabeth Weydt Auf dem Friedhof in der Silberminenstadt Potosí läuft Cristina zwischen einer Allee betender Blinder zur Eingangstür. Für 50 Cent schicken die gute Wünsche ins Jenseits. Sie selbst Sieben Bolivianos, knapp 70 Cent, kostet diese Rundumgrabpflege. Am Ende von guten Tagen hat Cristina knapp fünf Euro verdient. Aber heute wird kein guter Tag. Das gerade war ihre erste Kundin und es ist schon fast Mittag. Gleich muss sie in die Schule. Cristina ist gerade mal 15 Jahre alt, kann aber schon auf viele Jahre Arbeitserfahrung zurückblicken. Sie ist eine von knapp einer Million Kinderarbeitern in Bolivien. »Wir arbeiten, weil wir müssen«, erzählt sie auf dem Weg ins Gymnasium. »Manche haben keine Eltern mehr, andere brauchen das Geld für die Schule, weil sie aus armen Familien kommen.« Ein Drittel aller Bolivianer lebt von zwei Dollar am Tag, da ist der Verdienst der Kinder oft überlebenswichtiges Arbeit oder Ausbeutung? Wer keine gültigen Papiere hat, kann Zubrot für die Familien. seine Rechte oft nicht wahrnehmen. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Grabpflege: Für ein paar Münzen polieren die Kinder Inschriften und zupfen Blumen. hat gerade für eine Kundin ein Grab gepflegt: vertrocknete Blumen gezupft, die Inschrift poliert. Jetzt wischt sie sich mit dem Handrücken die pechschwarzen, langen Haare aus dem Gesicht und setzt sich zu ihrer Freundin und Kollegin Jovana auf die Bank. Von neuem bietet sie ihre Dienste an: »Grab sauber machen, Blumen pflegen, Blumen gießen.« Gebetsmühlenartig wirft sie den Spruch den hereinkommenden Friedhofsbesuchern entgegen. Hin und wieder blitzt eine kleine Lücke in ihrem sonst ebenmäßigen, indianisch anmutenden Gesicht auf. Cristina fehlt der rechte Schneidezahn. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Cristina gibt ihr Geld für Schule, Miete und Lebensmittel aus. Vor ein paar Jahren starb ihre Mutter. Jetzt arbeiten sie und ihre ältere Schwester für sich und den kleinen Bruder. »Unser Vater unterstützt uns kaum, er hat eine neue Frau.« Cristina zieht die Schultern hoch. Das tut weh, aber sie ist stolz auf ihr selbst verdientes Geld, arbeitet vormittags und am Wochenende, nachmittags geht sie in die Schule. Lehrerin möchte sie später einmal werden, oder Ingenieurin. In Bolivien geht es vielen Kindern und Jugendlichen wie ihr: 30 Prozent arbeiten. Doch viele werden ausgenutzt und hintergangen. Denn wer illegal oder schwach ist, der hat auch keine Rechte. Und damit sich das ändert, geht Cristina jeden Samstagabend zur Versammlung der Kindergewerkschaft. Die Union der Kinder- und Jugendarbeiter Boliviens, UNATSBO, hat in allen größeren Städten eine Regionalgrup- Seit mehr als 20 Jahren für die Rechte arbeitender Kinder: Die Gewerkschaft wurde von Minen kindern gegründet. Die Kindergewerkschaft kämpft für ein Kinderrecht auf Arbeit, für schulkompatible Arbeitszeiten, faire Arbeitsbedingungen und eine Krankenversicherung. Auf nationaler Ebene haben die kleinen Gewerkschaftler schon viel erreicht: Als die Verfassung 2009 unter Evo Morales an verschiedenen Punkten geändert wurde, strich Bolivien als erstes Land der Welt das Verbot von Kinderarbeit. Stattdessen heißt es nun »Ausbeutung von Kindern ist verboten«. Guillermo, der oberste Kindergewerkschafter Boliviens, ist 17 und arbeitet seit zehn Jahren in verschiedenen Jobs. Schmächtig ist er und wirkt auf den ersten Blick nicht gerade wie eine Führungspersönlichkeit. Seine gegelten Haare und das Schweißarmband mit dem Totenkopf scheint er zu tragen, um sich selbst ein wenig Mut zu machen. In seinen Vorstellungen aber ist er klar und fordernd: »Einige Kinderarbeiter schämen sich dafür, dass sie arbeiten. Aber das ist die Schuld der Gesellschaft. Denn die diskriminiert die Kinderarbeiter und denkt, sie hätten einen schlechten Charakter, würden klauen und trinken. Aber das stimmt nicht. Wir brauchen Vereint ist man stärker: Die Gewerk würdige Arbeit.« schaft vertritt auch die Interessen der Schuhputzer. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 pe. Die Gruppe in Potosí heißt CONATSOP und ist die erste und stärkste Kindergewerkschaft Boliviens. Eine Handvoll Minenkinder gründete sie schon 1992. Mittlerweile vertritt die CONATSOP circa 850 der gut 6.000 Kinderarbeiter von Potosí: kleine Schuhputzer, Marktverkäuferinnen, Mechaniker, Minenarbeiter und eben Friedhofsgärtner. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Mit Hilfe eines Anwalts arbeiteten sie einen Gesetzentwurf aus, der Kinderarbeit erlauben und Ausbeutung verhindern soll. Als die Regierung über das neue Arbeitsgesetz Boliviens entschied, redeten die Kinder mit. In einem stillgelegten Bergwerk in Llallagua wäscht ein Mädchen Erze aus. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Die Kindergewerkschafter werden von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen unterstützt: mit Geld, Ratschlägen oder Kontakten. Terre des hommes finanziert beispielsweise die Stelle von Luz Rivera. Die mollige, kleine Frau arbeitet seit zehn Jahren mit den Kindergewerkschaftern von Potosí. Sie ist für sie Ersatzmutter, Nachhilfelehrerin und Ansporn in einem und hält nichts von fürsorglichen Wohlfahrtsprojekten. Stattdessen will sie, dass man den Kindern die Möglichkeit gibt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Würdige Arbeitsbedingungen für Kinder zu schaffen statt Würdige Arbeitsbedingungen statt Kinderarbeit abschaffen: eine Kinderarbeit abzuschaffen, das kratzt an der Moral vieler ErMarktverkäuferin in der Stadt Sucre wachsener. Doch die kleinen Gewerkschafter wollen sie alle überzeugen. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 24 J abus S chuhe : W eltwissen erweitern – A ltkleider Neben der Kinderarbeit kommt in der Geschichte „Jabus Schuhe“ noch ein weiteres Problem zur Sprache, das sich nicht so einfach lösen lässt: Welchen Weg nehmen die Altkleider, die „freundliche Menschen in den reichen Ländern“ verschenken (S. 58)? 1.Lies auf S. 58 f. in der Geschichte nach. Lies dann den Sachtext unten aus der SZ für Kinder oder informiere dich auf folgender Internetseite: http://www.geo.de/GEO/natur/oekologie/altkleidersammlungen-das-geschaeft-mit-demstoff-68907.html?p=2 © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 2.Was hältst du davon, dass Altkleider nach Afrika kommen? Wo siehst du Chancen, wo Probleme? Tausche dich mit deinem Lernpartner aus. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 25 J abus S chuhe : S ich eine M einung bilden Das ganze Elend beginnt damit, dass Jabu die Schuhe gestohlen werden und der Lehrer sie nach Hause schickt. Die Schuhe braucht sie nicht, um in die Schule zu gehen, sondern um in der Schule zu sitzen. Macht euch dazu Gedanken mithilfe der unten stehenden Tabelle und diskutiert darüber. Man darf ohne Schuhe nicht in die Schule Pluspunkt/e Minuspunkt/e Was ist der Grund für diese Anordnung? Warum ist diese Anordnung ein Problem? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Interessante Fragen/Lösungsmöglichkeiten K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 26 J abus S chuhe : K omplexe V erstrickungen erkennen © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Man könnte einfach sagen: Jabu ist schuld, dass das alles passiert. Sie hat keine Schuhe mehr. Aber wieder einmal ist alles nicht so einfach. Versuche zusammen mit einem Lernpartner, das große Geflecht an Schuld aufzuzeichnen. Ein paar Aspekte sind auf der folgenden Seite schon aufgezeigt. Die Eltern sind an Aids gestorben. Name: ______________________________ Lungile prostituiert sich. Ein anderes Kind hat sie geklaut. Dinge, Jabu hat keine Schuhe mehr. Sie hat die Schuhe in der Schule gelassen. Sie schont die Schuhe. Das andere Kind ist aus den eigenen Schuhen herausgewachsen. gibt © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Der Lehrer schickt sie nach Hause. Der König hat Schul uniformen angeordnet. Geld für neue Schuhe fehlt. K i r s t e n B o i e E s die kann man nicht erzählen Datum: _________ K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 27 J abus S chuhe : P erspektivenübernahme Nachdem sich Lungile an die Männer in den Lastwagen verkaufen musste, hat sie große Angst. Sie weiß ja nicht, ob sie sich mit HIV infiziert hat und wie schlimm es noch werden wird. Obwohl das zum Schlimmsten gehört, was einem Kind passieren kann, wiederholt Lungile immer wieder, wie um sich zu beruhigen: „Dies ist kein guter Tag, aber sie ist ja nicht die Einzige hier bei Matsapha Truck Stop, und die Mädchen hier tun es alle, und die Fahrer tun es immerzu in allen Ländern, und manche verschont die Krankheit, der Herr ist allmächtig, und Jabu soll zur Schule gehen.“ (S. 82 f.) „Und Jabu wird wieder zur Schule gehen, und es war nicht so schlimm, wie Lungile geglaubt hat, und manche verschont die Krankheit, der Herr ist allmächtig. Vielleicht hat der Herr gewollt, dass alles so kommt; vielleicht hat er nur deshalb Jabus Schuhe genommen. Was auch immer geschieht, Lungile kann ruhig sein. Sie weiß jetzt, dass es in Matsapha Arbeit für Kinder gibt.“ (S. 86) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Schreibe auf, was dich am meisten ärgert: K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 28 D ie G ugu brennt : V or dem L esen zu bearbeiten Wenn du nachher die Geschichte liest, wirst du den Eindruck haben, dass vieles durcheinandererzählt wird. Wenn man den Erzählanfang genau liest, kann man jedoch Vermutungen anstellen, um was es gehen wird. Ein seltsamer Anfang einer Geschichte; worauf könnte das hindeuten? Wer ist schuld, Herr Jesus, vergib mir, wenn ich es bin, Herr Jesus, vergib mir. „Ich geh Wasser holen, Gugu, ist das gut? Soll ich Wie wirkt das, dass er ständig „Gugu“ sagt? noch etwas anderes tun, Gugu, oder soll ich jetzt gehen?“ Die Gugu sitzt vor der Hütte mit ausgestreckten Was ist da wohl passiert? Beinen, dem guten Bein, dem schlechten Bein. Die Gugu rührt sich nicht. Ist auch in ihrem Kopf etwas geschehen? „Ich laufe, so schnell ich kann, Gugu, ich bin bald wieder zurück!“ Das kann ein kleines Nicken gewesen sein. Sipho will glauben, dass es ein Nicken war. „So schnell ich kann!“ Sipho hebt den Kanister nicht auf den Kopf, jetzt Welche Bedeutung hat das Wasserholen? Warum wird so betont, dass er das jetzt immer tun will? auf dem Hinweg ist er leicht. Jeden Tag will Sipho jetzt Wasser holen, immer, kaum ist er bei der Hütte angelangt, schon möchte er wieder zurück zum Fluss. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Wie wirkt die Gugu auf dich? K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 29 D ie G ugu brennt : S chuldfrage reflektieren Am Anfang der Geschichte ist sich Sipho sicher, dass er schuld ist („Er ist schuld, Herr Jesus vergib mir!“ [S. 90]), dann versucht er immer wieder, die Schuld auch bei anderen zu suchen. Notiere mit, während du weiterliest. Nomsa ist schuld, weil … Gugu ist schuld, weil … Das finde ich auch/nicht. Das finde ich auch/nicht. Die Henne ist schuld, weil … Sipho ist schuld, weil … … ist schuld, weil … Das finde ich auch/nicht. Das finde ich auch/nicht. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Das finde ich auch/nicht. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 30 D ie G ugu brennt : H andlungslogik verstehen Der Unfall ist eine ganz unglückliche Verkettung von vielen Ereignissen. Mache dir diese Verkettung klar, indem du Aufgabe 1 oder Aufgabe 2 löst. 1.Erstelle ein Flussdiagramm. Dies zeigt, welches Ereignis auf das andere folgt. Sipho hat ein Ei gefunden und will es für sich. Sipho will kein Wasser holen, weil das Frauenarbeit ist. Gugu will das Ei der Schwester geben und schickt ihn, um Wasser zu holen. Gugus Rock fängt Feuer. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Gugu ärgert sich, schlägt nach ihm und schickt ihn trotzdem. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 30 Fortsetzung D ie G ugu brennt : H andlungslogik verstehen 2. Erstelle ein Radialdiagramm. In der Mitte steht das Ereignis, um das es geht. Zu den Pfeilen schreibst du alles, was zu diesem Ereignis geführt hat. Du kannst auch noch mehr Pfeile einfügen. ! ! ! © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 ! Gugus Unfall K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 31 D ie G ugu brennt : F igurencharakteristik Der Unfall der Großmutter hat Sipho verändert. Versuche, seinen Charakter zu beschreiben – vor dem Unfall und nachher. Verbinde dazu die passenden Eigenschaften mit „vorher“ und „nachher“. unbeschwert lustig stark stur demütig vorher ängstlich freundlich bestimmend aggressiv fürsorglich besorgt beschützend nachher bedrückt gläubig schuldig gewitzt schlau lebenslustig verantwortungsvoll verantwortungslos gierig egoistisch © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 traurig K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 32 D ie G ugu brennt : M ännerarbeit /F rauenarbeit Am Anfang des Textes weigert sich Sipho, Wasser zu holen: „… es sind die Frauen, die das Wasser holen“ (S. 96). Das scheint in Swasiland von allen akzeptiert zu sein. Wie ist das eigentlich mit Männerarbeit und Frauenarbeit? Gibt es bei uns heute Arbeiten, die nur Frauen oder nur Männer machen? Schreibt das unten in die Liste! Und wie war das früher bei uns? Fragt eure Großeltern oder andere ältere Menschen danach. Bereitet euch auf die Gespräche vor. Fragt gezielt nach bestimmten Berufen, nach öffentlichen Ämtern und danach, wie die Arbeit im Haushalt verteilt war. Schreibt auch das auf. Besprecht eure Ergebnisse zu dritt und vergleicht sie mit dem, was ihr über die Aufgabenverteilung in Swasiland wisst. Aufgabenverteilungen heute in Deutschland Aufgabe Männer Frauen Kochen Kinder wickeln Aufgabenverteilungen zur Zeit der Großeltern in Deutschland Aufgabe Kochen Kinder wickeln Geld verdienen … Männer Frauen © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Geld verdienen … K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 33 D ie G ugu brennt : P erspektivenübernahme Sipho wünscht sich so, dass seine Gugu wieder reagiert, wieder mit ihm spricht, aber ihn anzusehen und mit ihm zu sprechen, fällt ihr noch schwer. Doch sie weiß auch, dass sie Sipho helfen muss, sonst wird er an seiner Schuld zerbrechen. Deshalb will sie ihm einen Brief schreiben. Versuche das in ihrem Namen. Du kannst so beginnen: Mein Sipho, © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 ja, das bist du immer noch, auch nach allem, was passiert ist. Eigentlich gibt es keine Worte für das, was geschehen ist. Aber dennoch muss man sie suchen. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Arbeitsblatt 5 – LÖSUNGEN Mögliche Antworten: – Die Eltern sind gestorben. – Sie hatten Aids. – Er musste das Grab für die Mutter ausheben. – Die kleine Schwester ist zu schwach. – Er muss Holz holen und Maismehl. – Er muss Wasser holen, obwohl das eigentlich Frauenarbeit ist. – Er kann nicht mehr zur Schule gehen. Arbeitsblatt 10 – LÖSUNGEN © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Mögliche Antwort Aufgabe 4: Der Erzähler erzählt die Geschichte nicht einfach in der Reihen folge, wie die Dinge passieren. Der Weg, den Sonto und Pholile zurücklegen, ist die Rahmen handlung, die immer wieder unterbrochen wird. Dann erfahren wir über die Erinnerungen, die im Buch aufgeschrieben sind, oder über Gespräche zwischen den Schwestern, was vorher passiert ist. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen Arbeitsblatt 30 – LÖSUNGEN Aufgabe 1: Folgendermaßen könnte die Lösung aussehen: Sipho hat ein Ei gefunden und will es für sich. Sipho will kein Wasser holen, weil das Frauenarbeit ist. Sipho sitzt zornig hinter der Hütte. Gugu will das Ei der Schwester geben und schickt ihn, um Wasser zu holen. Gugu ärgert sich, schlägt nach ihm und schickt ihn trotzdem. Sipho will essen. Was hat Sipho getan? Gugus Rock fängt Feuer. Sie schlägt nach ihm. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 ugu besteht darauf, dass G er Wasser holt. K i r s t e n B o i e E s gibt Dinge, die kann man nicht erzählen © Oetinger Taschenbuch GmbH, Hamburg, Juli 2016 Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten Materialien für den Unterricht Erarbeitet von Ulrike Siebauer nach dem Buch Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen von Kirsten Boie © Originalausgabe: Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2013 Einband und Bilder von Regina Kehn Gestaltung und Satz der Handreichung: FELSBERG Satz & Layout, Göttingen www.oetinger-taschenbuch.de © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Oktober 2016 Ulrike Siebauer ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Deutsch, Religion und Biologie. Seit vielen Jahren bildet sie an der Universität Regensburg Lehrer und Lehrerinnen aller Schularten in der Fachdidaktik Deutsch aus. Sie lebt mit ihrer Familie in Regensburg.
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