hr2-kultur, Zuspruch am Morgen, Freitag, 21. Oktober 2016 Beate Hirt, Frankfurt Mission und Dialog Der Oktober ist in der katholischen Kirche der Monat der Weltmission. Mission: Das Wort klingt für viele ziemlich negativ. Sie haben im Kopf: Da ziehen Missionare von Europa nach Afrika oder Mittelamerika und zerstören Kultur und Religion der Menschen dort und im schlimmsten Fall sogar ihr Leben. Und so hat Mission zum Teil ja früher wirklich ausgesehen, vor allem, wenn sie sich mit politischen und wirtschaftlichen Interessen vermischte. Heute versteht man Mission in der katholischen Kirche aber ganz und gar anders. Mission, das ist nicht das Gegenteil von Dialog, sondern: Sie ist vom Dialog mit den Religionen gar nicht zu trennen. Ganz besonders zeigt sich das in den letzten Jahren auch in den Begegnungen von Päpsten mit den Vertretern anderer Religionen. Im September zum Beispiel hat Papst Franziskus in Assisi wieder mit Repräsentanten anderer Religionen für den Frieden in der Welt gebetet. Und Anfang Oktober gab es in Aserbaidschan eine ganz besondere interreligiöse Begegnung. Als ich davon gelesen hab, hat mich das berührt und beeindruckt. Papst Franziskus war zu Besuch in Baku, in der Hauptstadt Aserbaidschans - ehrlich gesagt hatte ich davon bisher eigentlich vor allem im Zusammenhang des Eurovision Song Contests von 2012 gehört. Aber Baku ist die größte Stadt des Kaukasus mit über zwei Millionen Einwohnern, es hat eine reiche Tradition – auch eine religiöse und multireligiöse. Dort in Baku also traf sich Papst Franziskus in einer Moschee mit dem Scheich und den Repräsentanten anderer Religionsgemeinschaften. Er lobte das Miteinander der Religionen in Aserbaidschan: „Hier ist man bestrebt“, so sagte er, „das bedeutende Erbe der Religionen zu bewahren, und zugleich sucht man nach einer größeren und fruchtbaren Öffnung.“ Und Papst Franziskus gibt dort in der Moschee ein klares Bekenntnis zum Dialog der Religionen ab: „Die Religionen sind dazu berufen“, so der Papst, „die Kultur der Begegnung und des Friedens aufzubauen, die aus Geduld, Verständnis und bescheidenen konkreten Schritten besteht.“ Papst Franziskus wendet sich auch klar gegen Gewalt im Namen der Religion, und ich höre darin die klare Absage an eine überholte Form von Mission: „Gott darf nicht für partielle Interessen und egoistische Zwecke angerufen werden, er kann keine Form von Fundamentalismus, Imperialismus oder Kolonialismus rechtfertigen.“ Am Ende seiner Rede in der Moschee in Baku wird der Papst fast poetisch. Und er zeigt darin: Zum Dialog gehört immer auch, das Fremde von Herzen wertzuschätzen. Er sagt: „Mögen die Religionen in der Nacht der Konflikte, die wir durchmachen, Morgenröte des Friedens, … unermüdlich tönender Widerhall des Dialogs und Wege der Begegnung und der Versöhnung sein. (Und) Mögen die unschätzbaren Reichtümer dieser Länder erkannt und genutzt werden: Die alten und immer neuen Schätze der Weisheit, Kultur und Religiosität der Kaukasusvölker sind eine reiche Ressource für die Zukunft der Region und insbesondere für die europäische Kultur – kostbare Güter, auf die wir nicht verzichten können.“
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