Bald Roboter im Bio-Landbau?

BIO-ZUKUNFT
sen erarbeitet werden. Denn bei
der Pflege der Kulturen muss man
viel gezielter vorgehen und früher
reagieren, damit die limitierten
Bio-Hilfsmittel auch wirken.
Wie kann man mehr Bio-Quantität
schaffen, ohne Einbussen bei der
Bio-Qualität hinzunehmen?
Indem wir Forschung und Züchtung fördern. Es gibt keine landwirtschaftliche Organisation, die
so viele Umsatzanteile in diese Gebiete investiert wie Bio Suisse. Wir
hoffen, dass sich auch der Bund
noch intensiver daran beteiligt.
HANDARBEIT
Auch wenn Urs Brändli
offen für neue Technologien ist: Tierpflege
bleibt für Bio-Bauern
Handarbeit.
«Ich bin froh, wenn
wir möglichst viele
Ansichten haben»
Bald Roboter im
Bio-Landbau?
URS BRÄNDLI
Bio ist zu einem Erfolgsprodukt geworden. Das bringt nicht nur
Vorteile, sondern auch Herausforderungen mit sich. Bio-Suisse-Präsident
URS BRÄNDLI über die Chancen und Risiken des Bio-Booms.
TEXT ZENO VAN ESSEL
FOTOS FABIENNE BÜHLER
wir immer mehr Menschen mit
Bio ernähren wollen, wir zum
Mainstream werden müssen.
err Brändli, im Super- Geschieht dies ohne Konflikte inmarktregal findet nerhalb von Bio Suisse?
man immer mehr Nein. Einige Pioniere haben MüBio-Produkte. Wird he mit dieser Entwicklung. Denn
Bio zur Massenware? in der Nische kann man spezieller
Massenware ist leicht übertrieben bleiben und muss sich weniger
bei einem Marktanteil von 7,7 Pro- mit grossen Playern abgeben. Bio
zent. Aber wir sind sicher auf dem Suisse hat sich aber von Anfang
Weg aus der Nische. Wir müssen an für den Markt entschieden.
uns auch bewusst sein, dass wenn Und hier gilt vor allem das Argu-
H
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ment: Es gibt nie zu viele BioProdukte, sondern noch zu wenige Bio-Konsumenten.
Wie nehmen Sie als Bio-Bauer die
steigende Nachfrage wahr?
Im Bio-Bereich haben wir es geschafft, in guter Partnerschaft
mit den Verarbeitern, dem Handel und nicht zuletzt auch mit
den Konsumentinnen und Konsumenten gemeinsame Ziele zu
verfolgen. Wir freuen uns, dass
Bio-Produzenten meist faire Prei-
se lösen. Was sich verändert hat:
Früher waren wir als Bio-Bauern
die Exoten, wurden oft belächelt.
Heute profitieren wir nicht nur
von mehr Wertschöpfung, sondern
auch von einer stark gesteigerten
Wertschätzung.
Welche Herausforderungen bringt
steigende Nachfrage für Bio-Bauern mit sich?
Für mich als Grünland-Bauer hat
sich nicht viel verändert. Aber im
Ackerbau muss zusätzliches Wis-
1 Im Gespräch
Urs Brändli mag
kontroverse Diskussionen, wenn
es um Bio geht.
Wie wichtig ist für Bio Suisse die
Zusammenarbeit mit Coop?
Sehr! Diese Partnerschaft ist seit
23 Jahren exzellent. Natürlich war
sie nicht immer einfach. Es gab
schwierige Diskussionen und harte Verhandlungen. Aber wir haben zusammen sehr viel erreicht.
Wo kann Bio sich weiterentwickeln?
Da gibt es noch viel zu tun. Wachstum ist das eine. Der Bio-Landbau
ist aber noch nicht fertig erfunden: Die Energieversorgung in den
Betrieben kann noch optimiert
werden. Die Kreisläufe in der Tierhaltung können noch nachhaltiger
werden. Eine grosse Herausforderung ist auch die Einführung neuer Technologien wie zum Beispiel
Roboter im Bio-Landbau. Noch
schwieriger sind neue Züchtungstechniken. Bevor da nicht umfassende Risikoabklärungen gemacht
sind, müssen wir über eine Zulassung gar nicht diskutieren.
Verliert Bio dann nicht die Unschuld?
Nicht, wenn wir kritisch bleiben.
Dazu braucht es kontroverse Diskussionen. Ich bin stolz, wenn mir
1
Leute sagen, dass es keine lebendigere Delegiertenversammlung
gibt als jene von Bio Suisse. Ich bin
froh, wenn wir möglichst viele Ansichten haben, um dann schliesslich urdemokratisch in einer Abstimmung die hoffentlich richtige
Entscheidung zu treffen.
ZUR PERSON
Urs Brändli, Jahrgang 1963,
wuchs in Samstagern ZH auf.
Ausbildung: Kant. Landwirtschaftliche Winterschule und
Fähigkeitsprüfung in Pfäffikon
SZ, Meisterprüfung am Strickhof ZH. Auslandaufenthalte
in Australien und Neuseeland.
1985 Übernahme Gibelhof
in Goldingen SG, den er nun
seinem Sohn übergeben hat.
1994 Umstellung auf Bio. Seit
2011 Präsident von Bio Suisse.
Verheiratet, drei Kinder.
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