Deutsche Anleger meiden das Risiko

Gefahr der Blasenbildung
Deutsche Anleger meiden das Risiko
Verluste zu vermeiden hat für europäische Anleger trotz gewachsener Risikobereitschaft oberste Priorität.
Am höchsten ist die Verlustaversion in Deutschland. Viele sehen zugleich die Gefahr einer Blasenbildung
an den Märkten.
Das Niedrigzinsumfeld zwingt Investoren, stärker ins Risiko zu gehen und ihre Vorstellungen von
Sicherheit in der Kapitalanlage an das grundlegend veränderte Marktumfeld anzupassen. Ungeachtet
dessen dominiert nach wie vor der Wunsch, Verluste zu vermeiden.
Das zeigt die aktuelle Risikomanagementstudie von Union Investment, für die 212 institutionelle
Investoren in acht europäischen Ländern nach ihren Anlagepräferenzen befragt wurden. Dabei nannten
75 Prozent der Großanleger das Vermeiden von Verlusten als oberste Priorität.
Deutsche Risikoscheu
Am höchsten ist die Verlustaversion demnach in Deutschland. Hier äußerten sich 82 Prozent der
Befragten entsprechend, gefolgt von 75 Prozent in der Schweiz und 69 Prozent in Skandinavien
(Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen). Am wenigsten wichtig ist die Vermeidung von Verlusten
für Investoren aus den Niederlanden (62 Prozent) und Großbritannien (61 Prozent).
Deutsche Großanleger messen der Sicherheit der Kapitalanlage im europäischen Vergleich damit klar
den höchsten Stellenwert bei. Allerdings ist ihre Risikoaversion gegenüber dem Vorjahr um sieben
Prozentpunkte zurückgegangen.
„Viele institutionelle Anleger in Deutschland überdenken offenbar ihre Kapitalanlage und passen sie
stärker an die Investmentrealität an. Aufgrund des Ertragsdilemmas steigen zahlreiche Investoren die
Risikoleiter weiter hoch. Um Enttäuschungen zu vermeiden, sollte diese Entwicklung von einer
Professionalisierung des Risikomanagements begleitet werden“, sagt Alexander Schindler, im Vorstand
von Union Investment zuständig für das institutionelle Kundengeschäft.
Dies zeigt sich auch mit Blick auf das Ziel, bestimmte Mindestrenditen keinesfalls zu unterschreiten.
Diese Präferenz, die gegebenenfalls mit erhöhten Anlagerisiken einhergeht, wurde von 41 Prozent der
deutschen Investoren als wichtig eingestuft (Vorjahr 37 Prozent). Damit nähern sich die deutschen
Großanleger dem Durchschnittswert aller befragten europäischen Anleger von 47 Prozent.
Europäische Investoren verunsichert
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Als Gegenpol erweisen sich in dieser Frage einmal mehr die Investoren in den Niederlanden und
Großbritannien. Hier gaben 62 beziehungsweise 65 Prozent der Befragten an, dass das Erzielen von
Mindestrenditen für sie eine hohe Priorität hat. In den skandinavischen Staaten sagten dies 50 Prozent
und in der Schweiz 40 Prozent der Großanleger.
Europaweit blicken die Investoren überwiegend sorgenvoll in die Zukunft. So erwarten sie, dass
durchschnittlich 60 Prozent von ihnen in den kommenden drei Jahren ihre selbst gesteckten
Anlageziele nicht erreichen werden. Besonders hoch ist der Anteil der Pessimisten in Deutschland.
Hier rechnen die Befragten damit, dass im Durchschnitt 64 Prozent der Investoren ihre Anlageziele
verfehlen werden. Dabei wird das Niedrigzinsumfeld nicht als alleinige Ursache genannt. Insgesamt
gaben nur 16 Prozent aller in Europa befragten Anleger das niedrige Zinsniveau als zentrales Hindernis
an – anders in Deutschland, wo sich knapp die Hälfte der Befragten entsprechend äußerte (49 Prozent).
Immerhin 13 Prozent der Anleger in Großbritannien betrachten das Niedrigzinsumfeld als
Haupthindernis, gefolgt von zehn Prozent in den Niederlanden und sechs Prozent in Skandinavien.
„Dieser Befund ist nicht verwunderlich, da Zinsanlagen in den Portfolios deutscher Investoren nach wie
vor dominieren“, stellt Schindler fest. „Bei vielen europäischen Investoren haben dagegen
chancenreichere Anlagen wie Aktieninvestments seit jeher ein höheres Gewicht.“
Gefahr der Blasenbildung
Die aktuelle Situation an den Kapitalmärkten hält aus Sicht der Investoren neue Gefahren und
Unsicherheiten bereit. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) aller Befragten erkennen eine Tendenz zum
Herdenverhalten und sehen darin eine erhöhte Gefahr für Blasenbildungen und Börsencrashs. In
Deutschland vertraten 74 Prozent der Profianleger diese Ansicht.
Insgesamt 63 Prozent aller in Europa befragten Investoren erwarten zudem einen Anstieg der Volatilität
im Markt (Deutschland 64 Prozent). Nicht zuletzt wird es aus Sicht der Großanleger deutlich schwerer,
das Verhalten anderer Marktteilnehmer zu prognostizieren. Dies gaben europaweit 47 Prozent und in
Deutschland sogar 54 Prozent der befragten Investoren an. „Auch dieses Meinungsbild untermauert die
steigende Bedeutung des Risikomanagements bei der Kapitalanlage“, so Schindler.
Die Befragung institutioneller Anleger ist Bestandteil der seit 2005 durchgeführten
Risikomanagementstudie von Union Investment. Für die diesjährige Studie wurden insgesamt 212
institutionelle Investoren aus acht europäischen Ländern befragt, aus Deutschland, Großbritannien, den
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Niederlanden und der Schweiz sowie Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen
(zusammengefasst als „Skandinavien“). Sie verwalten ein Vermögen von insgesamt mehr als sechs
Billionen Euro.
Über die Studie:
Die Befragung wurde im Sommer 2016 durch The Economist Intelligence Unit und das Hamburger
Marktforschungsinstitut Elbe 19 durchgeführt. Die vollständigen Ergebnisse werden auf der
Risikomanagement-Konferenz von Union Investment am 3. November 2016 in Mainz vorgestellt.
Dieser Artikel erschien am 20.10.2016 unter folgendem Link:
https://www.private-banking-magazin.de/gefahr-einer-blasenbildung-deutsche-anleger-meiden-das-risiko--1476946298/
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