Ein Roboter sammelt den Abfall im Pflegeheim ein

Plejecentret Engparken
Brande
Dänemark
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Ein Roboter sammelt den Abfall im Pflegeheim ein
Das Personal im Pflegezentrum
Engparken in der Kommune IkastBrande spart sich sowohl Zeit,
Wege als auch schweres Heben
durch die Hilfe eines mobilen
Roboters, der dort durchs Gebäude
fährt und den Abfall von den Bewohnern einsammelt. Gleichzeitig trägt
der Roboter zur Reduzierung von
Geruchsbelästigungen bei, indem
der Abfall nun häufiger abgeholt
wird als es manuell der Fall war.
Ein Roboter von Mobile Industrial Robots hat
die Abfallbeseitigung im Pflegezentrum Engparken im jütländischen Brande automatisiert. Der mobile Roboter, den das Personal
Roberta getauft hat, ist zu einem natürlichen
Bestandteil des Alltags geworden. Mit einem
Gitterkäfig auf dem „Roboter-Rücken“ rollt
er diskret durch die Gänge und sammelt
unangenehm riechenden Abfall in den sechs
Abteilungen des Pflegeheims ein.
Der Roboter mit der Produktbezeichnung
MiR100 wurde von Mobile Industrial Robots
in Odense erfunden und findet als Mittel zur
Optimierung von internem Transport sowohl
in der Herstellungsindustrie, der Logistikbranche als auch im Pflege- und Gesundheitssektor zunehmend Verbreitung.
MINUTEN UND SICHERHEIT ZÄHLEN
die Abfallsäcke aus ihrer Abteilung los und
spart sich damit einen langen Fußmarsch
bis zum im Freien stehenden Abfallcontainer.
In einem normalen Dienst legen Dorthe
Marinussen und ihre Kollegen jeweils bis zu
4 Kilometer zurück. Auch aus diesem Grund
ist der Roboter äußerst willkommen, denn
er ermöglicht es dem Personal, den Großteil
ihrer Energie auf die Pflege und Betreuung
der Menschen zu verwenden – und nicht auf
internen Transport.
„Ich bin jetzt da und warte 10 Minuten.“
Das ist Robertas Spruch, wenn sie in einer
Abteilung angekommen ist, um den Abfall
mitzunehmen. Roberta hat ihre festen
Routen und Fahrpläne, nach denen sie
im 24-Stunden-Betrieb im Pflegeheim im
Einsatz ist. Außerdem kann das Personal
den Roboter wie ein Taxi rufen, wenn es
Ad-hoc-Aufträge gibt.
Insgesamt erspart der Roboter dem Pflegepersonal 48 Minuten Abfallhandling im
Laufe eines Dienstes, bei dem 6 Mitarbeiter
ansonsten 1-2 Mal Säcke zu einem Abfallcontainer am entgegengesetzten Ende des
Pflegeheims transportieren mussten. Dieses
manuelle Manöver ist für das Personal
außerdem eine Herausforderung in schwach
besetzten Zeiten.
Wenn Gesundheits- und Pflegeassistentin
Dorthe Marinussen den Roboter seine
Ankunft melden hört, wird sie automatisch
„Vor dem Einzug des Roboters war es mitunter schwierig, die Abteilung zu verlassen,
wenn man alleine im Dienst war und der
DE 06/2016
Abfall weggeschafft werden musste. In Spitzenbelastungszeiten sind selbst vier Minuten
für uns wertvolle Zeit. Wir haben einige
Demenzkranke hier, die unruhig werden und
Ärger verursachen können. Bisher haben
wir deshalb einen Kollegen hinzurufen müssen, um die Bewohner im Auge zu behalten,
wenn der Abfall wegzubringen war. Jetzt
kann ich ständig in der Abteilung bleiben,
weil der Roboter den Abfall automatisch
abfährt. Man gewöhnt sich schnell an einen
solchen Roboter und in wenigen Jahren
werden wir uns gar nicht mehr vorstellen
können, wie es war, selbst hinunter zum
Container laufen zu müssen mit dem Abfall,“
meint Dorthe Marinussen.
Nachdem der Roboter den Abfall auf allen
Etagen eingesammelt hat und hinunter
zum Container gefahren ist, piept es in der
Hosentasche des Hausmeisters, damit
dieser weiß, dass es Zeit zum Abladen der
Abfalltüten in den Container ist.
Der MiR100-Roboter in Engparken hat seine
Basisstation im Keller des Pflegeheims,
wohin er selbstständig zum Aufladen fährt,
sobald er nicht im Einsatz ist. Innerhalb
von einer halben Stunde kann er sich auf
bis zu 70 Prozent seiner Batteriekapazität
aufladen.
Der Business-Case Roberta zeigt, dass sich
der Roboter in anderthalb Jahren amortisiert hat, wenn er 24 Stunden in Betrieb
ist. In der Anlaufphase war Roberta nur im
Tagesdienst beschäftigt, weshalb sich die
Amortisationszeit tatsächlich auf zweieinhalb
Jahre beläuft. Andererseits untersucht das
Pflegeheim derzeit, welche anderen Transportaufgaben Roberta noch übernehmen
könnte – außer der Abfallabholung.
Ruth Juhl Jensen war von Seiten des Pflegezentrums Engparken an der Inbetriebnahme
des Roboters beteiligt. Roberta wurde relativ schnell von sowohl Bewohnern als auch
Angehörigen und Personal akzeptiert.
„Niemand hat etwas gegen Roberta, aber
ein wenig gewöhnungsbedürftig war die
„Dame“ trotzdem: ein Roboter, der im Gebäude umherfährt, die Leute anspricht und
selbst den Aufzug nimmt. In der Anlaufphase
traf der Roboter auf einen demenzkranken
Bewohner und sagte: „Aufpassen, hier
komme ich.“ Darauf antwortete der Bewohner: „Ach, halt die Klappe“, und haute ihm
ordentlich auf den Notausschalter. Das ist
aber nur dieses eine Mal passiert,“ berichtet
die Pflegeheimsleiterin mit einem Lächeln.
HÖFLICHER UND RÜCKSICHTSVOLLER ROBOTER
den Aufzug vor der Nase weg. Darüber
amüsieren wir uns sehr,“ sagt Elly List und
lächelt ihrer Freundin Ingrid zu, die ebenfalls
im Pflegeheim wohnt.
Ruth Juhl Jensen kann sich gut vorstellen,
Roberta auch zum Austeilen von Essen,
Medikamenten und Waren im Pflegeheim
einzusetzen.
Ingrid berichtet: „Als ich den Roboter zum
ersten Mal sah, dachte ich: Wo ist der
Mann, der den Wagen schiebt? Doch dann
sah ich, dass es ein Roboter war!“
„Wir können den Roboter wie einen guten
Freund nutzen, der uns schnell einmal Dinge
von Ort zu Ort bringt und uns anderen dabei
Zeit und Wege erspart. Und bei je mehr
Arbeiten er uns zur Hand gehen kann, umso
nützlicher ist er für uns“, schätzt Ruth Juhl
Jensen ein.
FLEXIBLE LOGISTIK-LÖSUNG
Der Roboter ist auf Rücksicht ausgelegt
und zum Ausweichen von Menschen und
Hindernissen. Doch im Gegenzug begegnen
auch Personal und Bewohner dem ruhigen,
rollenden Helfer zuvorkommend.
Die eigentliche Idee für einen Transportroboter für das Pflegezentrum Engparken entstand nämlich, als die Kommune Ikast-Brande
vor der Aufgabe stand, die Rahmen für ein
neues, modernes Pflegezentrum abzustecken. In diesem Zusammenhang sollte auch
die Technik in die Architektur, die Arbeitsabläufe und das Wohlergehen von Bewohnern
und Personal einfließen. Das berichtet Dorthe
Iversen, Bezirksleiterin in der Kommune
Ikast-Brande Süd und damit verantwortlich
für alle Pflegeheime und die häusliche Pflege
im südlichen Teil der Gemeinde.
„Es klingt vielleicht ein wenig merkwürdig,
wenn wir anfangen, mit Roberta zu sprechen: Ah, da kommt ja unsere Kleine, und
dann machen wir automatisch ein bisschen
Platz, damit Roberta nicht anhalten muss,”
berichtet Dorthe Marinussen.
Die Bewohner haben den Roboter ebenfalls
in ihr Herz geschlossen und führen mit dem
„Helfer auf Rädern“ geradezu angeregte
Gespräche. Die eigene Pflegeheim-Sprache
des Roboters wurde in Zusammenarbeit mit
dem Personal und genau auf die Zielgruppe
ausgerichtet entwickelt, denn auf einen kommandierenden Ton könnten Demenzkranke
wütend und aufgebracht reagieren.
„Er muss sich freundlich und kultiviert
ausdrücken. Würde der Roboter sagen
Platz da, ich muss vorbei wäre das für einen
Demenzkranker ein Auslöser, weiß Dorthe
Marinussen.
Elly List ist 94 Jahre alt und Bewohnerin des
Pflegezentrums Engparken. Sie nimmt es
ganz gelassen, dass auf den Gängen jetzt
neben Rollatoren auch ein Roboter unterwegs ist.
„Ich finde, mit Robotern lässt sich schwere
Arbeit für Menschen erleichtern. Dieser
Roboter, den wir hier haben, macht keinen
Krach und er weicht mir aus, wenn ich mit
dem Rollator komme. Aber ein bisschen
frech ist er schon – schnappt mir immer
Neben seiner Funktion als ständig abrufbarer Mitarbeiter ist der MiR100-Roboter
auch Teil eines größeren Technikerprobungsprojekts im Vorfeld der Gestaltung eines
neuen modernen Pflegezentrums in der
Kommune Ikast-Brande.
„In vielen Pflegeheimen riecht es in den
Wohnabschnitten nach Abfall, und das würden wir gerne ändern. Anfangs hatten wir
eine Abfallabsauganlage im Auge, doch das
wäre eine sehr große einmalige Investition;
Aus diesem Grund entschieden wir uns
für die Durchführung eines Innovationsprojekts, bei dem wir die Technik erproben und
schauen, welche neuen Möglichkeiten und
Nutzen mobile Roboter bringen können. Das
Ziel bestand darin zu untersuchen: „Macht
es Sinn, in einem Pflegeheim einen Transportroboter einzusetzen? Und die Antwort
lautet: Ja, das tut es! Aus diesem Grund
überlegen wir, das neue Pflegezentrum so zu
gestalten, dass sich mobile Roboter in ihm
leicht anwenden lassen, auch das Modell
MiR mit Zughaken, das Wagen und Käfige
in einem Gebäude befördern kann. Ausschlaggebend für die erfolgreiche Einführung
einer praxistauglichen Technik ist, dass die
Beschäftigten innovativ denken und motiviert
sind, das Potenzial einer solchen technischen Möglichkeit in ihrer täglichen Arbeit
zu sehen, und das ist beim MiR100-Roboter
nach unserer Auffassung sehr wohl der
Fall,“ stellt Dorthe Iversen fest.
www.mir-robots.com [email protected]