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Falscher Titel – Die Neue Südtiroler Tageszeitung
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Falscher Titel
erstellt: 20. Oktober 2016, 05:00 in: News | Kommentare : 6
Der Präsident der Freien Uni Bozen, Konrad Bergmeister, rügt Ex-Senator Oskar Peterlini: Er solle sich nicht zu Unrecht als Professor bezeichnen.
Von Matthias Kofler
Konrad Bergmeister kann sich noch genau an die Aussprache mit Oskar Peterlini erinnern. Im Jahr 2011 habe es ein Vieraugengespräch zwischen dem Präsidenten der
Freien Universität Bozen und dem damals noch amtierenden SVP-Senator gegeben. Bergmeister wies den Politiker in dem Gespräch höflich darauf hin, sich nicht
öffentlich mit dem Titel „Professor“ zu schmücken. Denn der Titel stehe ihm nicht zu.
Peterlini promovierte 2010 an der Fakultät für Politikwissenschaft in Innsbruck mit einer Dissertation zum Thema Föderalismus und Autonomien in Italien. Seit 2011
nimmt der Unterlandler an der Freien Universität Bozen Lehraufträge zu rechtlichen Themengebieten wahr.
Nur: Den akademischen Titel „Professor“, der in der Regel mittels einer Habilitation erworben wird, besitzt Peterlini nicht.
„Es gab 2011 ein paar Geschichten, die mir nicht gefallen haben“, erinnert sich Bergmeister an Peterlinis leichtfertigen Umgang mit dem Professoren-Titel. „Ich habe
ihn deshalb darauf aufmerksam gemacht, dass er sich nicht als Professor bezeichnen soll, weil er die dafür notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt.“ Er sei vielmehr
ein Lehrbeauftragter.
Der Ex-Senator hat die Aufforderungen nur zum Teil befolgt. Heute bezeichnet sich Peterlini nämlich als Vertragsprofessor. Wie Konrad Bergmeister erläutert, darf der
Altmandatar streng genommen auch diesen Titel nicht führen. „In Italien wird die Bezeichnung Vertragsprofessor zwar verwendet, im Ausland heißen sie aber
Lehrbeauftragte“, so der Präsident der Freien Universität. Wenn Peterlini also im deutschsprachigen Ausland auftritt oder Publikationen verfasst, darf er sich nach der
wissenschaftlicher Gepflogenheit nicht als Vertragsprofessor bezeichnen. Diese Bezeichnung würde falsche Schlüsse auf seine wissenschaftliche Befähigung nach sich
ziehen.
Es ist so wie bei der Diskussion um den Doktor-Titel: Die italienische Bezeichnung „dottore“, die nach einer einfachen Laurea erworben wird, wird in Südtirol häufig
als „Doktor“ übersetzt. Dieser akademische Grad darf im Ausland aber nur nach einer Promotion geführt werden. „Das ist leider diese typische Südtiroler TitelWirtschaft“, bedauert Bergmeister – und begründet damit auch die Tatsache, dass er Peterlini nicht auch das Führen der Vertragsprofessoren-Bezeichnung untersagt hat.
Dass die Geschichte mit der Titel-Rüge genau jetzt von SVP-Insidern wieder aus der Mottenkiste geholt wird, hat einen einfachen Grund: Oskar Peterlini tritt vehement
als Gegner der italienischen Verfassungsreform – und von Landeshauptmann Arno Kompatscher auf. Damit hat er sich innerhalb des Edelweißes aber wenig neue
Freunde gemacht.
http://www.tageszeitung.it/2016/10/20/falscher-titel/
20.10.2016