in Hallstatt gegen den Massentourismus! - Salzkammergut

HR Dir. Mag. Jörg Zimmermann
Gosaumühlstraße 69
4830 Hallstatt
Telefon: +43 664 1025056
Email: [email protected]
Hallstatt, im Sommer 2016
Petition der Bewohner des Ortsteils “Römischen“ in Hallstatt
gegen den Massentourismus!
Herrn Bürgermeister Alexander Scheutz
Gemeinderat Hallstatt
Frau Mag. Dr. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung
Frau Pamela Binder, Tourismusverband Inneres Salzkammergut
Das zufällige Mithören einer Radiosendung in der ersten Juliwoche über die
österreichische Tourismuswerbung in den asiatischen Ländern, veranlasst mich zu
diesem Schreiben. In dieser Sendung wurde berichtet, dass mehrere Millionen Euro
zusätzlich für die Werbung in China und Südkorea ausgegeben werden – mit
Schwerpunkt auf Wien, Salzburg und Hallstatt. Des Weiteren wurde berichtet, dass
der Zustrom der Besucher aus diesen Staaten in den kommenden Jahren nochmals
stark zunehmen wird. Hauptsächlich wird es den Tagestourismus betreffen. Denn
die asiatischen Touristen verweilen durchschnittlich nur 1,2 Tage in Österreich! Es ist
also kein Märchen, dass die Wien, Salzburg und Hallstatt an einem Tag erledigen!
Schon in den vergangenen 5 Jahren hat sich allein die Zahl der chinesischen
Touristen mehr als verzehnfacht! Hinzu kommen noch Koreaner, Taiwanesen,
Japaner, ... Die Zahl der diesjährigen Tagestouristen wird mit ca. 1 Million Besuchern
angegeben.
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Salzburg und Wien werden einen verstärkten Tourismus dieser Form sicher
verkraften können und diesen auch begrüßen. Immerhin bleiben in Salzburg pro
Tourist und Tag 158 €, in Hallstatt bleiben hingegen nur € 25. Für Hallstatt wird es
ein Debakel werden, sollten nicht vorbereitende Maßnahmen getroffen werden.
Wenn ich die derzeitige Situation in Hallstatt betrachte und mir vorstelle, dass es
nochmals zu einer massiven Steigerung kommen soll, so erfüllt mich (und den
Großteil der betroffenen Hallstätter Bevölkerung) das nicht nur mit einem massiven
Unbehagen, sondern ich empfinde diese Vorgangsweise von den für diese Situation
verantwortlichen Personen und Institutionen als eine Missachtung der in Hallstatt
derzeit noch lebenden Bevölkerung. Man verkauft nicht nur den Ort, sondern auch
unsere Lebensqualität letztendlich zu Schleuderpreisen, ohne die betroffene
Bevölkerung einzubeziehen oder zu hinterfragen, welche Auswirkungen immer
weiter steigende Besucherzahlen für die Einwohner von Hallstatt haben werden.
Es gibt sehr wohl eine kleine Klientel (Hotellerie, Souvenir-Läden, Fastfood-Stände..)
welche von dieser Situation profitiert, die anderen Bewohner von Hallstatt haben
halt leider, wie man den Kommentaren aus den vorhin erwähnten Kreisen des
Öfteren schon entnehmen konnte, den “Schwarzen Peter“ gezogen. Die Zahl der
Beschäftigten aus Hallstatt und daher auch die Wertschöpfung für die in Hallstatt
lebende Bevölkerung ist in Relation minimal. Ebenso die Qualität des Dargebotenen.
Unsere Nahversorger entwickeln sich – so sie nicht überhaupt ganz zusperren – zu
Versorgern der Bus- und Tagestouristen: Die Qualität und das Sortiment lassen mehr
als zu wünschen übrig, einzig die Preise sind top. Die Hallstätter Bevölkerung ist
gezwungen in Nachbargemeinden einzukaufen. Ähnlich verhält es sich mit einem
Großteil der Hallstätter Gastronomie. Wir dürfen noch unsere Häuser dem Denkmalund Naturschutz entsprechend erhalten, damit auch die guten Fotomotive erhalten
bleiben!
Der Alltag im Römischen Gosaumühlstraße 69:
 Mehrere tausend Besucher von 5.30 Uhr bis 22.00 Uhr täglich.
 Bei offenem Schranken im Ortsteil Lahn haben wir Fototourismus mit dem
Auto. Private PKWs und Taxis halten meist bei laufendem Motor, die Insassen
springen heraus, machen unzählige Fotos und fahren dann wieder.
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 Enorme Lärmbelästigung (auch bei geschlossenen Fenstern) – wir frühstücken
schon lange nicht mehr auf der Terrasse, im Liegestuhl ein Buch zu lesen geht
gar nicht, ...
 Zunahme des herumliegenden Mülls – nicht nur auf der Straße,
Zigarettenkippen, Getränke- und Essensverpackungen liegen in unseren
Blumenbeeten und Gärten
 Unsere Besitztümer (Blumen, Früchte, Bänke ...) sind zu Allgemeingut
geworden: Die unteren Äste unseres Marillenbaums sind schon vor der Ernte
leer, die Blumen werden gepflückt und/oder zertrampelt.
 Wir sind gezwungen die Zu- und Abgänge zu unseren Häusern zu
“verbarrikadieren“, da die Unverfrorenheit der Touristen sie bis in unsere
Häuser und Privatgründe vordringen lässt.
Manchmal hilft nicht einmal mehr eine Absperrung. Trotz „Gatterl“ drangen
Touristen mehrmals in unsere Veranda ein, öffneten die Fenster (einmal
wurden sie sogar ausgehängt!) um ungehindert fotografieren zu können.
Besagtes Gatterl zu meinem Haus Gosaumühlstraße 90 wird immer wieder
durch Überbelastung (Draufsteigen oder -sitzen) aus der Verankerung
gerissen. Ich bin nun gezwungen ein hohes Schmiedeeisentor anfertigen zu
lassen, um die Touristen von meiner Veranda fern zu halten.
Auch das Geländer beim See musste nach Beschädigung durch unbefugtes
Darüberklettern von Touristen durch die Firma Deubler repariert werden.
Ich muss all diese Schäden, die eindeutig durch Touristen verursacht wurden,
aus eigener Tasche bezahlen. Meine „Wertschöpfung“ liegt demzufolge im
Minusbereich!
 Wir sehen unsere Privatsphäre durch zunehmende - eigentlich unerlaubte Drohnenflügen gestört.
 Ich konnte auch beobachten, wie ein Tourist seine brennende Zigarette auf
einem Bretterdach entsorgte! BRANDGEFAHR!!
 Nachdem ich ein Kind ersucht habe, das Hinunterwerfen von Steinen beim
Haus Vockenhuber auf dem Seauerbühel einzustellen, wurde ich von dessen
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Vater als Rassist bezeichnet, auf das massivste beschimpft und physisch
bedroht. Wenn ich Angst vor Touristen haben muss, ist für mich ein Punkt
erreicht, wo ich bezüglich einer immer weiter zunehmenden Belästigung
(Bedrohung) nicht mehr tatenlos zusehen werde.
 Besucher die früher länger verweilten meiden nun, wegen der Massen, wegen
des Wirbels und der „Verramschung“ Hallstatt immer mehr.
Man bekommt von vielen zu hören: „ wir kommen seit x Jahren nach Hallstatt,
aber was ist aus diesem Ort geworden? Wir werden nicht mehr kommen!
Familie und Freunde, die uns besuchen sind ausnahmslos entsetzt über die
Zustände.
Auf Dauer werden wir die derzeitige Situation nicht akzeptieren und tatenlos und
ohnmächtig hinnehmen. Wir erwarten uns entsprechende Maßnahmen des
Tourismusverbandes und der Marktgemeinde Hallstatt, in denen für die
Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger von Hallstatt - und nicht nur für den
Profit von Einzelnen - gesorgt wird, sodass wir auch weiterhin gerne in unserem
Hallstatt wohnen bleiben können und wollen.
Vorstellbare Maßnahmen:
 In Anspruchnahme einer Beratung über regulierende Maßnahmen durch
Fachleute oder Institutionen die sich mit der Überschwemmung von
Welterbestätten durch Touristen befasst haben (z.B.: Prof. Dr. Kurt Luger von
der Universität Salzburg, Referent beim Welterbekongress in Hallstatt; EMail: [email protected])
 Information der asiatischen Touristen über deren Reisebüros bzw.
Busunternehmen bezüglich “Benimmregeln“ - insbesondere ein Respektieren
unserer Privatsphäre und die Bitte, sich ruhig zu verhalten.
 Beschränkung der Besucherzahlen und -zeiten
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 Der Schranken im Ortsteil Lahn muss 24 Stunden geschlossen bleiben – es
macht keinen Sinn den zu öffnen, es gibt im Ortszentrum keine
Parkmöglichkeiten.
 Einschränkung, bzw. Limitierung des Bustourismus
Massive Erhöhung der Parkgebühren für den Tagestourismus (zum Vergleich
beträgt die Parkgebühr für Busse in Wien € 17/Stunde, im Vergleich dazu
“prostituiert“ sich Hallstatt mit € 20/Tag geradezu!
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich kein Gegner
von Tourismus bin, aber in dieser Form kann und darf sich der Tourismus in Hallstatt
- unter Rücksichtnahme auf die in Hallstatt lebende Bevölkerung - nicht
weiterentwickeln. Unsere Einwände richten sich nicht gegen den Tourismus
generell, sehr wohl aber gegen den massenhaften Bustourismus. Mehr als 80 Busse
täglich sind eindeutig zu viele. Und vor allem verursacht genau diese Art des
Tourismus erfahrungsgemäß oben angeführte Missstände. Diese Touristen lassen
auch kein bis sehr wenig Geld im Ort – wie sollten sie auch, sie verweilen ja nur 30
Minuten bis 2 Stunden, haben Essen und Trinken meist mit. An denen verdienen nur
die Busunternehmen und Reiseveranstalter – und das auf Kosten unserer
Lebensqualität. Uns bleibt von denen nur Lärm und Müll, Abgase und Fäkalien. Und
dieser Tourismus behindert und stört auch jene Touristen, die ein bisschen länger
bleiben wollen.
Statt also immer noch mehr Besucher anzuwerben, sollte man ernsthaft überlegen,
wie man die Verweildauer anheben könnte, denn auch die paar Touristen die über
Nacht bleiben, bleiben eben durchschnittlich nur diese eine Nacht. Qualität statt
Quantität wäre also dringendst angebracht!
LIEGT HALLSTATT STILL AM SEE SO LAUT
Eine Inszenierung die leider wahr geworden ist!
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