Abstract - 19. Jahrestagung der DeGPT

Preconference-Workshop
Trauma im interkulturellen Setting
Dr. phil. Naser Morina
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie UniversitätsSpital Zürich, Universität Zürich (CH)
Mehr als 65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor dem Hintergrund politischer
Verfolgung oder kriegerischer Auseinandersetzungen. Dabei haben die Betroffenen häufig
potentiell traumatische Ereignisse wie z.B. Folter, Krieg, Gewalt und sexuelle Übergriffe
selbst erlebt. Solche man-made-disaster Folgen des Trauma-Typs-II können besser als kollektive, psychosoziale und sequentielle Traumata beschrieben werden.
Auch auf der Flucht selbst sind viele dieser Menschen traumatischen Ereignissen ausgesetzt. Hinzu kommt, dass sie in der Migration mit unterschiedlichen post-migratorischen Lebensschwierigkeiten (z.B. unsicherer Aufenthaltsstatus, schwierige Wohnsituation, mangelnde Sprachkenntnisse, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation) konfrontiert sind, welche häufig eine
grössere Belastung darstellen können. Dementsprechend zeigen Geflüchtete und Migranten
im Vergleich zur Gesamtbevölkerung höhere Prävalenz von psychischen Problemen, wie z.
B. PTBS, Angst, Depression und somatischen Beschwerden. Aus klinischer Sicht ist die
Psychotherapie vor dem Hintergrund dieser komplexen Gesamt-Lebenssituation schwierig
und wir stehen als Therapeuten vor verschiedenen Herausforderungen. Traumafokussierte
Therapie kann daher nicht unabhängig von Kultur, Gesellschaft und politischer Kontext gesehen werden.
Dieser Workshop illustriert nach einer theoretischen Einführung spezifische Herausforderungen und Chancen an Fallbeispielen und zeigt auf, in welcher Weise solche Phänomene für
die therapeutische Arbeit mit traumatisierten Migranten im interkulturellen Setting nutzbar
gemacht werden können. Im Fokus des Workshops steht dabei die praktische Vermittlung
und das gemeinsame Diskutieren mit den Teilnehmenden. Schliesslich sollen Besonderheiten und Herausforderungen des Dolmetschens thematisiert und Ansätze für eine erfolgreiche
Zusammenarbeit mit Dolmetschern vorgestellt werden.