9·2016 z ia a k t u e l l Foto: zia m at t n e r s s ta n d p u n k t Wohnungsgemeinnützigkeit löst keine Probleme Es wird keinen überraschen, wenn man sagt: Die Immobilienmärkte in unseren Groß- und Universitätsstädten sind angespannt. Angesichts der demografischen Entwicklung und der Urbanisierung wird die Nachfrage auch in Zukunft weiter steigen. Natürlich gewinnt aus diesem Grund die Wohnungspolitik mehr und mehr an Bedeutung. Zuletzt keimte sogar die Idee auf, zur Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum die Wohnungsgemeinnützigkeit wieder einzuführen. Aber ist das der richtige Weg? Um dies zu überprüfen, hat der ZIA gemeinsam mit der LEG Immobilien beim IW Köln eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit ist nicht zielführend, schafft mehr Probleme als Lösungen und wurde zurecht im Jahr 1989 abgeschafft. Das Umfeld von Büroimmobilien, hier die Frankfurter Skyline, wird durch regulatorische Vorschriften und klimapolitische Maßnahmen erschwert. Unsicheres Umfeld Die Nutzungsart der Büroimmobilien steht vor großen Herausforderungen. Politische Maßnahmen sorgen jedoch nicht für Entlastung, sondern erschweren das Umfeld für die Marktakteure. Gemeinnützige Unternehmen haben nur wenige Anreize, wirtschaftlich zu agieren, denn sie liegen außerhalb der üblichen Marktmechanismen. Ihr Interesse an effizienten Strukturen ist deutlich geringer als bei privaten Wohnungsunternehmen, sodass die Qualität der Mietobjekte und die Bewirtschaftung darunter leiden würden. In der Folge drohten zudem neue WohnGhettos, weil nur noch Haushalte ohne Alternativmöglichkeiten die Wohnungen anmieten würden. Wir dürfen es nicht zu dieser Segregation kommen lassen. Für die Kommunen wäre eine Wiedereinführung zudem mit hohen Kosten verbunden, denn werden öffentliche Unternehmen wieder gemeinnützig, fallen wichtige Einnahmen aus der Gewinnabführung weg. Das Geld für soziale Ausgaben würde fehlen. V o n A nd r eas W ende Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) forderte in einer aktuellen Studie zur Entwicklung der Berliner Wirtschaft, dass bei der Stadtplanung hochwertige Gewerbe- und Industrieflächen bereitgestellt und unternehmensrelevante administrative Verfahren serviceorientiert verbessert werden müssten. Was sich in diesem Fall beispielhaft auf die Hauptstadt bezieht, ist im Kern ein bundesdeutsches Problem: Büroimmobilien finden bei all den notwendigen Diskussionen um bezahlbaren Wohnraum und städtische Verdichtung oftmals zu wenig Beachtung, obwohl mit 14 Millionen Bürobeschäftigten in Deutschland jeder dritte Erwerbstätige ein Büronutzer ist. Entsprechend ist die Bedeutung von Büroimmobilien nicht zu unterschätzen. Sie sind eine der zentralen Säulen der wirtschaftlichen Stärke unserer Gesellschaft und zudem die am stärksten nachgefragte Nutzungsart bei professionellen Investoren. Die Aufmerksamkeit, die Büroimmobilien durch die Politik erfahren, wird dieser Bedeutung allerdings nicht gerecht. Regulatorische Vorschriften und klimapolitische Maßnahmen, die technisch sogar oftmals nicht machbar sind, sorgen dafür, dass deren Entwicklung und Bewirtschaftung erschwert werden. Dazu zählt beispielsweise auch die zum Anfang dieses Jahres in Kraft getretene Verschärfung der Energieeinsparverordnung (EnEV), die eine Verteuerung der Herstellungskosten mit sich brachte: Bei einer um 25 Prozent höhe- Es gibt bessere Instrumente, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. So sind etwa die Ausweisung von mehr Bauland und insgesamt die Senkung der Auflagen, um die Herstellungskosten nicht weiter in die Höhe zu treiben, viel geeignetere Bausteine zur Lösung der angespannten Lage. Herzlichst, Ihr D r . A nd r eas M at t ne r , P r ä s i den t 34 i m m ob i l i e n m a nag e r 9·2016 z ia a k t u e l l termine ren Dämmung bei Büro- oder auch Handelsimmobilien werden nur rund vier bis fünf Prozent der Heizkosten gespart. Die insgesamt steigenden Kosten für die Entwicklung und die Anmietung von Immobilien werden für viele Unternehmen zum Problem. Darüber hinaus bindet die konstante Novellierung der Arbeitsstättenverordnung der Bundesregierung den Entwicklern von Büroimmobilien die Hände und entzieht ihnen die Flexibilität in der Bereitstellung von modernen Flächen. Neue Finanzmarktstandards und -regulierungen wie IFRS 16 oder das OGAW-V-Umsetzungsgesetz verunsichern darüber hinaus professionelle Anleger und natürlich auch die Investoren, die im Bereich der Büroimmobilien aktiv sind. Maßnahmen, die das Umfeld von Büroimmobilien erschweren – seien es klimapolitische Restriktionen oder unverhältnismäßige regulatorische Vorschriften auf dem Kapitalmarkt – besitzen das Potenzial, die erforderlichen Investitionen und Innovationen in diesem Segment zu blockieren. Diese könnten in der Folge auch die Produktivitätssteigerung der deutschen Industrie und den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden. Dabei steht diese Nutzungsklasse wie kaum eine andere vor existenziellen Herausforderungen: Neue Arbeitsplatzmodelle, Nutzungswelten und die Digitalisierung werden unsere Bürolandschaften nachhaltig und strukturell verändern. Das Bedürfnis nach modernen, innovativen und flexiblen Büroflächen wächst. Die Politik muss den Büroimmobilien mehr Beachtung schenken. Eine gute Möglichkeit hierfür hat sie in der Novellierung des Baugesetzbuchs und der Einführung des neuen Gebietstypen „Urbanes Gebiet“ – insofern dieses sachgerecht ausgestaltet wird. Die Verdichtung unserer Städte kann langfristig nur funktionieren, wenn Büroimmobilien dabei eine zentrale Rolle spielen und ihre Entwicklung auch in den Innenstädten ermöglicht wird. Menschen wollen leben, arbeiten und sich versorgen. Auf dieser Dreiteilung beruht die wirtschaftliche Stärke unserer Städte. 14. September 2016 Green Summit Breakfast, Hamburg 20. September 2016 Politisches Immobilienfrühstück, Berlin 28. September 2016 Corporate Responsibility Day, Berlin 6. Oktober 2016 Proptech – die Immobilienwirtschaft im digitalen Zeitalter, München (auf der Expo Real) Drei Fragen an ... ... Iris Schöberl, Vorsitzende des ZIA-Ausschusses Handel und Kommunales Anlässlich der schrecklichen Ereignisse in München im Juli hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière eine Diskussion um die Notwendigkeit der Aufrüstung technischer Überwachungsmaßnahmen rund um Handelsimmobilien angestoßen. Wie steht der ZIA dazu? Iris Schöberl: Die Diskussion ist überfällig. Insbesondere bei Handelsimmobilien, die zu Hochfrequenzorten zählen, wurde unseren Mitgliedern bislang von Datenschützern untersagt, mithilfe von Kameras Passagen oder Ladenstraßen zu überwachen. Jedoch können solche Maßnahmen zur Aufklärung von Raubüberfällen oder auch Diebstahldelikten einen entscheidenden Beitrag leisten. Professioneller Schutz durch eine ganzheitliche Videoüberwachung hat zudem eine starke präventive Wirkung und kann auch im Akutfall die Arbeit der Polizei unterstützen. Andreas Wende ist Vorsitzender des ZIA-Ausschusses Büroimmobilien. Was fordern Sie von der Politik konkret? Iris Schöberl: Der Staat muss mehr Videoüberwachung rund um Handelsimmobilien zulassen. In vielen unserer Nachbarstaaten ist dies bereits Standard und wir müssen dies auch in Deutschland anwenden dürfen. Wenn nicht schon die veränderte Lage eine neue Abwägung des Datenschutzes mit der bisherigen Gesetzeslage hervorbringt, was unseres Erachtens vom Bund zeitnah zu überprüfen wäre, müsste der Gesetzgeber insbesondere im Datenschutz die notwenigen Rahmenbedingungen herstellen. Unser Ziel ist ein besserer Schutz der Bürger in Handelsimmobilien und die Gewährleistung von Sicherheit – immer und überall. Kontakt ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. Unter den Linden 42, 10117 Berlin Vereinsregister-Nummer: VR 25863 B – Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Telefon 030 / 20 21 585 - 0, Fax 030 / 20 21 585 - 29 [email protected], www.zia-deutschland.de 35 i m m ob i l i e n m a nag e r Foto: steffen hauser 17./18. November 2016 1. Innovationskongress des ZIA, Berlin
© Copyright 2024 ExpyDoc