Unsicheres Umfeld

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z ia a k t u e l l
Foto: zia
m at t n e r s s ta n d p u n k t
Wohnungsgemeinnützigkeit
löst keine Probleme
Es wird keinen überraschen, wenn man sagt: Die Immobilienmärkte in unseren Groß- und Universitätsstädten sind angespannt. Angesichts der demografischen Entwicklung und der
Urbanisierung wird die Nachfrage auch in Zukunft weiter steigen. Natürlich gewinnt aus diesem Grund die Wohnungspolitik
mehr und mehr an Bedeutung. Zuletzt keimte sogar die Idee
auf, zur Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum die Wohnungsgemeinnützigkeit wieder einzuführen. Aber ist das der
richtige Weg? Um dies zu überprüfen, hat der ZIA gemeinsam
mit der LEG Immobilien beim IW Köln eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit ist
nicht zielführend, schafft mehr Probleme als Lösungen und
wurde zurecht im Jahr 1989 abgeschafft.
Das Umfeld von Büroimmobilien, hier die Frankfurter Skyline, wird durch regulatorische
Vorschriften und klimapolitische Maßnahmen erschwert.
Unsicheres Umfeld
Die Nutzungsart der Büroimmobilien steht vor großen
Herausforderungen. Politische Maßnahmen sorgen
jedoch nicht für Entlastung, sondern erschweren das
Umfeld für die Marktakteure.
Gemeinnützige Unternehmen haben nur wenige Anreize, wirtschaftlich zu agieren, denn sie liegen außerhalb der üblichen
Marktmechanismen. Ihr Interesse an effizienten Strukturen ist
deutlich geringer als bei privaten Wohnungsunternehmen, sodass die Qualität der Mietobjekte und die Bewirtschaftung darunter leiden würden. In der Folge drohten zudem neue WohnGhettos, weil nur noch Haushalte ohne Alternativmöglichkeiten
die Wohnungen anmieten würden. Wir dürfen es nicht zu dieser
Segregation kommen lassen. Für die Kommunen wäre eine
Wiedereinführung zudem mit hohen Kosten verbunden, denn
werden öffentliche Unternehmen wieder gemeinnützig, fallen
wichtige Einnahmen aus der Gewinnabführung weg. Das Geld
für soziale Ausgaben würde fehlen.
V o n A nd r eas W ende
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) forderte in
einer aktuellen Studie zur Entwicklung der Berliner Wirtschaft, dass
bei der Stadtplanung hochwertige Gewerbe- und Industrieflächen
bereitgestellt und unternehmensrelevante administrative Verfahren
serviceorientiert verbessert werden müssten. Was sich in diesem
Fall beispielhaft auf die Hauptstadt bezieht, ist im Kern ein bundesdeutsches Problem: Büroimmobilien finden bei all den notwendigen
Diskussionen um bezahlbaren Wohnraum und städtische Verdichtung oftmals zu wenig Beachtung, obwohl mit 14 Millionen Bürobeschäftigten in Deutschland jeder dritte Erwerbstätige ein Büronutzer ist. Entsprechend ist die Bedeutung von Büroimmobilien nicht
zu unterschätzen. Sie sind eine der zentralen Säulen der wirtschaftlichen Stärke unserer Gesellschaft und zudem die am stärksten nachgefragte Nutzungsart bei professionellen Investoren.
Die Aufmerksamkeit, die Büroimmobilien durch die Politik erfahren,
wird dieser Bedeutung allerdings nicht gerecht. Regulatorische
Vorschriften und klimapolitische Maßnahmen, die technisch sogar
oftmals nicht machbar sind, sorgen dafür, dass deren Entwicklung
und Bewirtschaftung erschwert werden. Dazu zählt beispielsweise
auch die zum Anfang dieses Jahres in Kraft getretene Verschärfung
der Energieeinsparverordnung (EnEV), die eine Verteuerung der
Herstellungskosten mit sich brachte: Bei einer um 25 Prozent höhe-
Es gibt bessere Instrumente, mehr bezahlbaren Wohnraum zu
schaffen. So sind etwa die Ausweisung von mehr Bauland und
insgesamt die Senkung der Auflagen, um die Herstellungskosten
nicht weiter in die Höhe zu treiben, viel geeignetere Bausteine
zur Lösung der angespannten Lage.
Herzlichst, Ihr
D r . A nd r eas M at t ne r , P r ä s i den t
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i m m ob i l i e n m a nag e r
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ren Dämmung bei Büro- oder auch Handelsimmobilien werden nur
rund vier bis fünf Prozent der Heizkosten gespart. Die insgesamt
steigenden Kosten für die Entwicklung und die Anmietung von Immobilien werden für viele Unternehmen zum Problem. Darüber hinaus
bindet die konstante Novellierung der Arbeitsstättenverordnung der
Bundesregierung den Entwicklern von Büroimmobilien die Hände
und entzieht ihnen die Flexibilität in der Bereitstellung von modernen Flächen. Neue Finanzmarktstandards und -regulierungen wie
IFRS 16 oder das OGAW-V-Umsetzungsgesetz verunsichern darüber
hinaus professionelle Anleger und natürlich auch die Investoren,
die im Bereich der Büroimmobilien aktiv sind.
Maßnahmen, die das Umfeld von Büroimmobilien erschweren – seien
es klimapolitische Restriktionen oder unverhältnismäßige regulatorische Vorschriften auf dem Kapitalmarkt – besitzen das Potenzial,
die erforderlichen Investitionen und Innovationen in diesem Segment zu blockieren. Diese könnten in der Folge auch die Produktivitätssteigerung der deutschen Industrie und den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden. Dabei steht diese Nutzungsklasse
wie kaum eine andere vor existenziellen Herausforderungen: Neue
Arbeitsplatzmodelle, Nutzungswelten und die Digitalisierung werden unsere Bürolandschaften nachhaltig und strukturell verändern. Das Bedürfnis nach modernen, innovativen und flexiblen
Büroflächen wächst.
Die Politik muss den Büroimmobilien mehr Beachtung schenken.
Eine gute Möglichkeit hierfür hat sie in der Novellierung des Baugesetzbuchs und der Einführung des neuen Gebietstypen „Urbanes
Gebiet“ – insofern dieses sachgerecht ausgestaltet wird. Die Verdichtung unserer Städte kann langfristig nur funktionieren, wenn
Büroimmobilien dabei eine zentrale Rolle spielen und ihre Entwicklung auch in den Innenstädten ermöglicht wird. Menschen wollen
leben, arbeiten und sich versorgen. Auf dieser Dreiteilung beruht
die wirtschaftliche Stärke unserer Städte.
14. September 2016
Green Summit Breakfast, Hamburg
20. September 2016
Politisches Immobilienfrühstück, Berlin
28. September 2016
Corporate Responsibility Day, Berlin
6. Oktober 2016
Proptech – die Immobilienwirtschaft im digitalen Zeitalter,
München (auf der Expo Real)
Drei Fragen an ...
... Iris Schöberl, Vorsitzende des
ZIA-Ausschusses Handel und Kommunales
Anlässlich der schrecklichen Ereignisse in
München im Juli hat Bundesinnenminister
Thomas de Maizière eine Diskussion um die Notwendigkeit der
Aufrüstung technischer Überwachungsmaßnahmen rund um
Handelsimmobilien angestoßen. Wie steht der ZIA dazu?
Iris Schöberl: Die Diskussion ist überfällig. Insbesondere bei
Handelsimmobilien, die zu Hochfrequenzorten zählen, wurde
unseren Mitgliedern bislang von Datenschützern untersagt, mithilfe von Kameras Passagen oder Ladenstraßen zu überwachen.
Jedoch können solche Maßnahmen zur Aufklärung von Raubüberfällen oder auch Diebstahldelikten einen entscheidenden
Beitrag leisten. Professioneller Schutz durch eine ganzheitliche
Videoüberwachung hat zudem eine starke präventive Wirkung
und kann auch im Akutfall die Arbeit der Polizei unterstützen.
Andreas Wende ist Vorsitzender des ZIA-Ausschusses Büroimmobilien.
Was fordern Sie von der Politik konkret?
Iris Schöberl: Der Staat muss mehr Videoüberwachung rund um
Handelsimmobilien zulassen. In vielen unserer Nachbarstaaten ist
dies bereits Standard und wir müssen dies auch in Deutschland
anwenden dürfen. Wenn nicht schon die veränderte Lage eine
neue Abwägung des Datenschutzes mit der bisherigen Gesetzeslage hervorbringt, was unseres Erachtens vom Bund zeitnah zu
überprüfen wäre, müsste der Gesetzgeber insbesondere im
Datenschutz die notwenigen Rahmenbedingungen herstellen.
Unser Ziel ist ein besserer Schutz der Bürger in Handelsimmobilien und die Gewährleistung von Sicherheit – immer und überall.
Kontakt ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
Unter den Linden 42, 10117 Berlin
Vereinsregister-Nummer:
VR 25863 B – Amtsgericht Berlin-Charlottenburg
Telefon 030 / 20 21 585 - 0, Fax 030 / 20 21 585 - 29
[email protected], www.zia-deutschland.de
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Foto: steffen hauser
17./18. November 2016
1. Innovationskongress des ZIA, Berlin