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Gemeindereferentin Bettina Pawlik, Kelkheim
hr4-Übrigens am Dienstag, 11.Oktober 2016
Dialog mit Muslimen
Immer, wenn ich einen Kindergarten besuche, sehe ich die Kinder miteinander
spielen. Das klingt banal, was sollen die Kinder auch anderes in einem Kindergarten
machen? Aber es ist schon interessant, weil die Welt in vielen Kindergärten sehr bunt
ist. Das sind oft Kinder aus mehreren Kontinenten zusammen. Ich kann
verschiedenen Sprachen hören. Alle Hautfarben sind vertreten. Und – die Kinder
verstehen sich. Wenn sie sich kennen gelernt haben, verschwindet die Angst und sie
können prima zusammen spielen. Natürlich gibt es auch mal Streit. Aber der dauert
meistens nicht lange, weil zusammen spielen schöner ist als miteinander streiten.
Im Sand und auf der Rutsche klappt also die Verständigung. Die Leichtigkeit, mit der
Kinder das bewältigen, wünsche ich mir auch manchmal für uns Erwachsene. Da gibt
es doch recht viele Vorurteile gegenüber denen, die anders aussehen, andere
Kleider tragen und eine fremde Sprache sprechen. Und das gilt besonders bei der
Begegnung der verschiedenen Religionen.
Es ist schon merkwürdig: Hier bei uns hat Religion nur noch wenig Bedeutung. Der
Glaube gehört ins Private. Wäre es nicht peinlich, wenn man uns beten sehen
würde? Das machen in der Öffentlichkeit nur der Papst und allenfalls ein Priester.
Und da kommen jetzt Menschen mit anderen Sitten: Sie beten fünfmal am Tag und
brauchen dafür Zeit. Die Frauen tragen einen Schleier. Sie fasten vier Wochen im
Jahr und können dann nicht das Übliche leisten. Freitags wollen sie in die Moschee
gehen möchten und sonntags arbeiten.
Ich denke, die vielen Muslime, die jetzt hier in Deutschland leben, stellen uns schon
ganz schön viele Fragen. Ja, sogar die Gretchenfrage: „Wie hast du‘s mit der
Religion?“ Ich meine: Darüber müssen wir miteinander reden. „Was ist Dir wichtig
und was mir? Wie lebst du deinen Glauben und wie ich meinen?“ Weder Sprüche
wie: „Der Islam gehört zu Deutschland!“ noch Proteste gegen den Bau von
Moscheen helfen hier. Was hilft, ist der Respekt vor dem Glauben der anderen. Ein
gegenseitiger Respekt, den ich gebe, den ich aber auch ganz selbstbewusst
einfordere. In vielen christlichen Kindergärten geht das sehr gut. Dort werden die
christlichen Feste gefeiert und die muslimischen gewürdigt. Die Kinder dürfen
erzählen. Und sie können uns ein Vorbild sein: Auch wir Erwachsene können das
hinbekommen.