Theater zum Sehen, AnfassenundRiechen - Migros

14 | MM41, 10.10.2016 | MENSCHEN
«Rosis Wirbelwind»
Theater zum Sehen,
Anfassen und Riechen
Wohnwagentür auf für «Rosis Wirbelwind»: Das wohl kleinste und schrägste Theater
der Schweiz geht auf Tournee. Auf einem Minimum an Raum geniessen je sechs Zuschauer
ein Maximum an Atmosphäre – einfach zauberhaft.
Text: Franziska Hidber
Bilder: Stephan Bösch
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1 Auf ihrer Wohn-
wagenbühne schlüpft
Kabarettistin Katrin
Schatz virtuos in
verschiedene Rollen.
«Ein unmittelbares
Erlebnis», findet
Zuschauerin Bettina
Leibundgut (links im
Spiegel).
2 Der Wagenpark von
«Rosis Wirbelwind»
ist auch ein Begegnungsort: Zauberer Hannes vo
Wald alias Hannes Irniger,
Erzählerin Clau Wirth und
Bettina Leibundgut (v.l.)
Theater auf Rädern
Wagentheater
Sarganserland
1
2
S
eid ihr von der Schulbehörde? Ihr
kommt wegen meiner Tochter Nati,
oder? Grüezi! Ich bin Trixi vom Zwerg­
liweg.» Der lindgrüne Wohnwagen
schaukelt leicht, als Trixi alias Kabarettistin
Katrin Schatz allen im Publikum die Hand gibt
und dann von ihrem Alltag erzählt.
Hätte sie nicht diesen St. Galler Dialekt,
könnte sie sich viel mehr Respekt verschaffen,
nur schon mit dem Namen: Trixi vom Zwergli­
weg, das würde auf Spanisch weiss Gott beein­
druckender klingen, «wollen Sie mal hören?».
Flugs zieht sie sich ein Dreiecktuch mit Fransen
über, jetzt ist sie Beatriz, und als Beatriz wiegt
sie erst ihre Hüften und imitiert dann einen
Song, der unter die Haut geht. Denn tief, tief in
ihrem Herzen ist Trixi vom Zwergliweg eine
verruchte Sängerin.
Der Zauber der Nähe
Mucksmäuschenstill ist es in diesem Moment auf
der Eckbank mit dem Schaffell. Hier sitzen die
sechs Zuschauer – für mehr reicht der Platz nicht
– Knie an Knie. Zum Anfassen nah steht Katrin
Schatz vor der Küchenzeile. Wo früher Familien
aus der ehemaligen DDR Konfibrote schmierten
und Kaffee kochten, spielt die St. Gallerin heute
einmal den frechen Teenager Nati, dann wieder
die überforderte Mutter Trixi, sie singt und
parodiert und erzählt und jammert.
Als der letzte Ton verklingt, steht die Zeit für
einen Moment still. Das Publikum, verzaubert
von Nähe, Gesang und Schauspiel, löst sich lang­
sam aus seiner Entrücktheit. Applaus setzt ein,
erst zaghaft, dann lauter. «Super, sensationell»,
ruft Zuschauer Hans Huber (67). Markus Leib­
undgut (54) hat «so etwas noch nie erlebt».
Er lacht: «Das ist ‹Reduce to the max› in seiner
schönsten Form.» Seine Frau Bettina Leibund­
gut (52) stimmt ihm zu: «Durch die Nähe kommt
es zu einem unmittelbaren Erlebnis.»
Nur ungern verlässt man die kuschelige
Sitzecke und das stimmungsvolle Ambiente mit
den Kerzen nach zwanzig Minuten, aber drei
weitere Wohnwagen öffnen ihre Türen: Zau­
berer und Feuerkünstler Hannes vo Wald alias
Hannes Irniger (52) entführt die Zuschauer in
magische Welten, Geschichtenerzählerin
Claudia Rohrhirs (48) spielt und erzählt das
alte flämische Märchen von Frau Glück
Ein Wagen, der im
Spätsommer auf den
Dorfplätzen zwischen
Murg und Vättis zur
Bühne wird, ein En­
semble mit Laienspielern
aus der Region und ein
Liveorchester, das eigens
komponierte Stücke
spielt: Das ist das
Wagentheater Sargan­
serland. Nach den Auf­
führungen des Mundart­
spiels werden jeweils
Suppe oder Spaghetti
gereicht.
Der Sarganser Regis­
seur, Mundartdichter
und Erzähler Bernhard
Hobi hat das Wagen­
theater 1983 ins Leben
gerufen und bis ins Jahr
2000 als Regisseur gelei­
tet. Nach 15 Jahren Pause
wurde es heuer von
ehemaligen Spielern aus
dem Dornröschenschlaf
geküsst und unter der
Leitung von Regisseur
Stephan Wildhaber an
15 Aufführungsorten
frenetisch begrüsst.
Weitere Infos:
www.wagentheater.ch
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1 Verschworene
Gemeinschaft: Bei Wurst
und Wein gibt es eine
spontane Feuerschluck­
einlage von Hannes
Irniger, Zuschauer
Markus Leibundgut
(unten links) hält den
Augenblick fest.
2 In 20 Minuten entführt
Zauberkünstler Hannes
Irniger sein Publikum in
eine ebenso witzige
wie verblüffende Welt.
Theater auf Rädern
Fahrieté –
das fahrende
Kleintheater
Vier bis acht Wochen
im Jahr sind Gilbert &
Oleg – im bürgerlichen
Leben heissen sie
Dominik Rentsch und
Andreas Vettiger – aus
Courtelary BE mit ihrem
ausgebauten Zirkus­
wagen in der ganzen
Schweiz unterwegs und
präsentieren ihre Dar­
bietung auf 2,4 mal
3 Metern vor maximal
40 Zuschauern.
Ihr «Fahrieté» ist ein
witziger Mix aus Komik
und Theater, vor und
nach den Aufführungen
kann sich das Publikum
im Bistro verpflegen.
Gilbert & Oleg produ­
zieren bereits seit 1997
eigene Bühnenstücke,
ihren Zirkuswagen kann
man auch mieten.
Weitere Infos:
www.gilbert­oleg.ch
1
2
über die Wohnwagenbühnen gehen.
Danach rollen die vier bunten Wagen nach
Wil SG, Arbon TG, Zürich, St. Gallen und
Altstätten SG, geräuschlos gezogen von
Elektro-Smarts. «Das dürfte weltweit
einzigartig sein», vermutet «Rosi»-Erfinder
Gerold Huber.
Familiär und nostalgisch
und ihren Äpfeln so anschaulich, dass man
den Apfelkuchen riechen kann, und ihre
Kollegin Clau Wirth (51), ebenfalls Erzählkünstlerin, rezitiert Christian Morgenstern
und verwandelt sich dabei in ein urkomisches Alpschaf.
Willkommen bei «Rosis Wirbelwind»!
An diesem Septemberabend ist Vorpremiere
im Basislager Wittenbach bei St. Gallen,
am 18. Oktober wird hier die Uraufführung
Der umtriebige Ostschweizer hat schon
manches Kulturprojekt angestossen (Interview, Seite 17), «Rosis Wirbelwind» ist sein
jüngstes Kind: «Ich wollte ein persönliches
Theater auf kleinstem Raum», sagt er,
«eines zum Schauen, Hören, Anfassen,
Riechen und Schmecken.» Und eines,
bei dem seine Retrowohnwagen aus der
einstigen DDR zur Bühne werden.
Der frühere Primar- und Werklehrer hat
sie selbst in die Schweiz gebracht und liebevoll im Stil der 1950er-Jahre restauriert.
Aber «Rosis Wirbelwind» ist mehr als ein
Theater, es ist Begegnungsort für Kunstschaffende und Publikum. Damit will der
59-Jährige «einen Kontrast zur Anonymität
MENSCHEN | MM41, 10.10.2016 | 17
Entfacht gerne kulturelle Feuer: Rosis «Vater» Gerold Huber
Gerold Huber
des digitalen Zeitalters setzen». Deshalb
trifft man sich zwischen und nach den Auf­
führungen zu Akkordeonklängen auf einen
Schwatz am Feuer, brät Würste, trinkt
Wunschpunsch oder Wein.
Wie jetzt. Die Dämmerung hat eingesetzt,
blaue, rote und gelbe Lämpchen leuchten
in den dunklen Abend hinein. Akteure,
Helfer und Publikum wachsen zu einer
verschworenen Gemeinschaft zusammen.
«Genauso habe ich mir das vorgestellt»,
sagt Gerold Huber zufrieden, als Kabaret­
tistin Katrin Schatz schallend über einen
Scherz eines Zuschauers lacht und Zauberer
Hannes vo Wald spontan eine Feuerschluck­
nummer zum Besten gibt. Man staunt,
redet, scherzt. Das Feuer knistert, der Mond
scheint, aus dem Buffetwagen dringt
warmes Licht, und ein Hauch von Zirkus­
magie hüllt alle und alles ein. MM
Premiere: 18. Oktober, Grünaustrasse 21
in Wittenbach bei St. Gallen.
Dernière: 18. Dezember auf dem Rathausplatz
in Altstätten SG.
Billettverkauf jeweils ca. eine Stunde vor Beginn.
Tourneeplan und weitere Infos: www.rosiswirbelwind.ch
«‹Rosis
Wirbelwind›
ist wie eine
Wundertüte»
Der Kulturinitiator Gerold Huber (59) über sein
Flair für rollendes Theater, Bewilligungsärger und
die Namensgeberin seines neuesten Projekts.
Gerold Huber, sind Sie ein
begeisterter Camper?
( lacht) Überhaupt nicht. Gereist
bin ich immer viel, aber nie im
Wohnwagen.
Woher also kommt Ihr Faible
für Wohnwagen?
Es ist vor allem eine Leidenschaft
für Wagentheater. Ich machte
schon in der Pfadi Strassen­
varieté: auf Heu­ und Lastwagen.
Als Lehrer lancierte ich dann mit
meiner Klasse ein Lastwagen­
theater. Mich fasziniert die Idee,
dass Kultur zu den Leuten geht.
18 | MM41, 10.10.2016 | MENSCHEN
Sie selbst sind dann später
für einige Zeit zum Zirkus
gegangen?
Ja, allerdings nicht als Artist,
sondern als Zirkuslehrer –
das war eine grossartige Zeit.
Damals stellte ich eine einzige
Bedingung an den Circus Knie:
Ich komme, sofern ich in mei­
nem eigenen Zirkuswagen woh­
nen darf. Den Wagen hatte ich
1984 dem Zirkus Fliegenpilz ab­
gekauft und selbst renoviert.
Und wie sind Sie vom eigenen
Zirkuswagen ausgerechnet
auf die DDR-Wohnwagen gekommen?
Für mein letztes Theaterprojekt,
die «Märlikarawane», suchte ich
nach rollenden Hotelzimmern –
und wurde in Deutschland fün­
dig. Damit tourten wir unter
dem Patronat von Trudi Gerster
in den Sommern 2009 bis 2011
durch die Ostschweiz. Im gros­
sen Zirkuswagen gab es Mär­
chen für Kinder und Erwach­
sene, die Wohnwägeli aus der
DDR vermieteten wir für Über­
nachtungsgäste. Ihre Wagen­
form erinnert an ein Ei – das
passte perfekt, weil wir auf
jener Tournee täglich ein gol­
denes Ei versteigerten.
Inwiefern ist «Rosis Wirbelwind» das Nachfolgeprojekt
der «Märlikarawane»?
Es ist wiederum ein rollendes
Theater, aber sehr viel kleiner.
Mehr als sechs Leute pro Wagen können nicht zuschauen –
somit findet hier Theater in
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Vor der Vor­
premiere mischt
sich Organisator
Gerold Huber
entspannt unters
Publikum, und
Künstlerin Katrin
Schatz beantwortet
die Fragen von
Bettina Leibundgut
(rechts).
War es schwierig, dafür
Kunstschaffende zu finden?
Im Gegenteil. Die Aussicht,
in einem so intimen Rahmen
aufzutreten, stiess bei den rund
20 Akteuren aus der Ostschweiz
sofort auf Anklang. Deutlich an­
spruchsvoller gestaltete sich das
Einholen der nötigen Bewilligun­
gen an den Aufführungsorten.
Und wie anspruchsvoll ist
«Rosis Wirbelwind» für das
Publikum, oder anders gefragt:
Was sollte es mitbringen?
Lust auf einen stimmungsvollen
Abend und Offenheit, sich auf
ein neues Kulturerlebnis ein­
zulassen. Denn die Zuschauer
sind Teil des Geschehens und
werden manchmal selbst zu
Akteuren. Da die Künstlerinnen
und Künstler ständig wechseln,
gibt es kein fixes Programm.
Am besten lässt man sich über­
raschen, was in den vier Einhei­
ten à 20 Minuten geboten wird
an Erzählkunst, Kabarett, Musik
oder Zauberei. «Rosis Wirbel­
wind» ist wie eine Wundertüte.
Warum heisst der Wirbelwind ausgerechnet Rosi?
Meine erwachsene Tochter
Rosita ist die Namensgeberin.
Für sie hatte ich einst die
Internetdomain Rosita reser­
viert. Als sie keinen Bedarf hatte,
übernahm ich den Internet­
auftritt. Unter «Rosita» ver­
miete ich die Wohnwagen für
romantische Ausfahrten um
den Bodensee, Fotoshootings
oder Hochzeitsfeste. «Rosis
Wirbelwind» ist quasi die quir­
lige Schwester. MM
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