Visite am 11. Oktober 2016 im NDR Fernsehen Themen: Adipositas

Visite am 11. Oktober 2016 im NDR Fernsehen
Themen:
Adipositas-Chirurgie – Operationen gegen Fettleibigkeit und Diabetes
Naturheilkunde – Pflanzenkraft gegen grippale Infekte
Physiotherapie – kein Geld für hilfreiche Behandlung
Pfeiffersches Drüsenfieber – häufig nicht erkannt
Faszien-Fitness – Was ist dran am Trend?
Abenteuer Diagnose: Plasmozytom
Adipositas-Chirurgie – Operationen gegen Fettleibigkeit und Diabetes
Mit Bewegung und Diäten allein gelingt es Menschen mit extremem Übergewicht
(Adipositas per magna, BMI > 35) meist nicht mehr, ihr Körpergewicht auf ein gesundes
Maß zu reduzieren. Früher oder später führt die Stoffwechselbelastung zudem zu schweren
Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus. Chirurgische Eingriffe wie Magenbypass oder
Schlauchmagen haben sich für diese Patienten trotz des Operationsrisikos als effektive
Behandlungsoption bewährt. Diese sogenannten bariatrischen Operationen schränken das
Fassungsvermögen und die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung ein. In der Folge
verlieren die schwergewichtigen Patienten nicht nur deutlich an Gewicht, sondern
profitieren von einer ganzen Reihe gesundheitlicher Effekte: Der Blutdruck sinkt, der
Zuckerstoffwechsel normalisiert sich, das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko sinkt
drastisch. Zwar lässt sich ein bereits bestehender Diabetes mellitus nicht heilen, die
Zuckerkrankheit lässt sich aber deutlich besser behandeln. Viele Patienten müssen nach
der Operation kein Insulin mehr spritzen. Nach der OP ist der Magen so klein, dass er nur
noch winzige Portionen, etwa so groß wie ein Glas Wasser, fassen kann. Die nötigen
Nährstoffe nehmen die Patienten für den Rest ihres Lebens über Tabletten auf. Doch das
ist für die Betroffenen in der Regel das kleinere Übel, wenn ihnen damit das Insulinspritzen
und die gefährlichen Folgeerkrankungen des Diabetes wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Augen, Gefäß- und Nierenleiden erspart bleiben. Bei der lebenslangen Nachsorge werden
regelmäßig die Blutwerte kontrolliert, hinzu kommt eine Ernährungsberatung, damit der
Erfolg auch nachhaltig ist.
Schlauchmagen und Magenbypass
Die bariatrischen Operationen werden grundsätzlich minimal-invasiv durchgeführt. Bei
einem Schlauchmagen werden etwa zwei Drittel des Magens entfernt, so dass nur noch ein
Fassungsvermögen von 200 ml übrigbleibt. Bei dieser Technik bleibt der normale
Verdauungsmechanismus erhalten. Nach der OP verlieren die Patienten massiv an Gewicht
und auch der Diabetes lässt sich damite entscheidend verbessern. Experten vermuten,
dass durch die Entfernung des Magens bestimmte Botenstoffe ausgeschaltet werden, was
zu einer Normalisierung des Zuckerstoffwechsels führt.
Als besonders effektiv und schnell wirksam gilt der sogenannte Magenbypass. Von dieser
aufwändigeren Methode profitieren Diabetiker langfristig am meisten. Dabei wird der
Magen ebenfalls stark verkleinert. Zusätzlich wird weiter unten der Dünndarm durchtrennt
und mit dem Mini-Magen durch eine feste Naht verbunden. Die Nahrung muss nun durch
eine Umleitung – also einen Bypass – verwertet werden. So wird die Nahrung nicht mehr
durch den Zwölffingerdarm geschleust, was die Hormonaktivität im Magen-Darm-Trakt
stark verändert.
Nachweisbare Vorteile
In einer großen schwedischen Studie nahmen Patienten nach bariatischen Operationen
nicht nur deutlich stärker auf Dauer ab, als ihre nicht operierten Leidensgenossen – sie
erlitten auch 30 Prozent weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle und es kam zu 50 Prozent
weniger Todesfällen durch ein solches Ereignis. Auch bei weiteren Faktoren wie
Lebensqualität, Krebserkrankungen, Gelenkverschleiß und Diabetes waren die operierten
Patienten deutlich im Vorteil.
Experten fordern deshalb seit langem, dass bariatrische Operationen für stark
übergewichtige Patienten zu einer Regelleistung der Krankenkassen werden. Bisher
müssen die Betroffenen den Eingriff per Einzelfallentscheidung bewilligen lassen. Willigt
die Krankenkasse nicht ein, können die Patienten widersprechen und Klage vor dem
Sozialgericht einreichen. Gerade bei stark übergewichtigen Diabetes-Patienten werden die
Kosten dann letzten Endes meist doch übernommen. Doch durch diese Bewilligungspraxis
werden hierzulande viel weniger Patienten pro Jahr operiert als im europäischen Ausland.
Private Krankenversicherungen genehmigen bariatrische Eingriffe oft schneller, da die
Operation einschließlich der notwendigen Vor- und Nachbehandlung meist deutlich
günstiger ist, als die Behandlungskosten der auf diese Weise vermeidbaren
Folgeerkrankungen.
Interviewpartnerin im Studio:
Dr. Beate Herbig, Chefärztin
Adipositas Klinik
Schön Klinik Hamburg Eilbek
Dehnhaide 120, 22081 Hamburg
Tel. (040) 20 92-75 01, Fax (040) 20 92-75 02
Internet: www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/eil/faz/adipositas
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Dr. Thomas Carus, Chefarzt
Adipositaszentrum Hamburg
Asklepios Westklinikum Hamburg
Suurheid 20, 22559 Hamburg
Tel. (040) 81 91-24 00, Fax (040) 81 91-24 09
Anmeldung Adipositaszentrum: Tel. (040) 81 91-21 01
Internet: www.adipositaszentrum-hamburg.de
Dr. Andreas Tepper, Hausarzt
Gartenstraße 31, 29525 Uelzen
Internet: www.drtepper.de
Weitere Informationen:
Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie (CAADIP) der Deutschen
Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Internet: www.dgav.de/studoq/zertifizierungen/adipositas-und-metabolischechirurgie.html
Liste der von der Fachgesellschaft zertifizierten Adipositaszentren in Deutschland
Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V.
Fraunhoferstraße 5, 82152 Martinsried
Tel. (089) 710 48 358, Fax (089) 710 49 464
Internet: www.adipositas-gesellschaft.de
Adipositaschirurgie-Selbsthilfe Deutschland e.V.(AcSDeV)
Postfach 60 01 44, 60064 Frankfurt am Main
Internet: www.acsdev.de
Deutscher Diabetiker Bund e.V.
Käthe-Niederkirchner-Straße 16, 10407 Berlin
Internet: www.diabetikerbund.de
Ratgeber:
Faris Abu-Naaj: Schlank durch OP – Chancen und Risiken der Übergewichtschirurgie
Naturheilkunde – Pflanzenkraft gegen grippale Infekte
Der Herbst ist die Zeit der grippalen Infekte, überall schnieft, niest und hustet es. Um die
Symptome zu lindern, setzen viele Menschen und auch Ärzte auf pflanzliche Präparate.
Tatsächlich sind gegen grippale Infekte viele Kräuter gewachsen, die bei frühzeitigem
Einsatz die Erkrankungsdauer verkürzen und die Beschwerden lindern können. Pflanzen
enthalten viele antibakterielle und immunfördernde Wirkstoffe, manche sind sogar effektiv
gegen Grippeviren. Sie helfen dem Körper, sich selbst zu heilen. Welche Bestandteile der
Pflanze die gewünschte Wirkung haben, ist völlig verschieden: Mal sind es die Blüten, mal
die Wurzeln, mal die Blätter oder Beeren. Einige Heilkräuter lassen sich sogar selbst
anbauen und zubereiten – bei anderen (z.B. Efeu) ist eine pharmazeutische Zubereitung
erforderlich, um aus einer Giftpflanze ein Medikament zu machen.
Grippale Infekte gleich bei den ersten Symptomen behandeln
Damit die Pflanzenkraft optimal wirken kann, sollten sie so früh wie möglich zum Einsatz
kommen: In der Anfangsphase des Infektes sind warme Holunderbeeren- oder
Sanddornsäfte hilfreich (nicht kochen!). Sie enthalten reichlich Vitamin C, Vitamin A, Eisen,
Zink und wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, helfen beim Schwitzen und stärken die
Abwehrkräfte. Außerdem sollte man in dieser Phase viel trinken und dem Körper Ruhe
gönnen.
Die Zistrose ist eine uralte Arzneipflanze, aus der sich ein Tee zubereiten lässt, der sogar
gegen eine echte Grippe wirkt: getrocknet kaufen, daraus Tee zubereiten und drei Becher
davon pro Tag trinken.
Ein Fußbad aus Senfkörnermehl oder Thymian unterstützt den Körper im Kampf gegen die
Viren: gemahlene Senfkörner/frischen oder getrockneten Thymian in lauwarmes Wasser
geben und die Füße für zehn Minuten darin baden – dabei immer wieder heißeres (37-42
°C) Wasser hinzugeben und Thymiantee trinken. Das Fußbad öffnet die Kapillargefäße im
ganzen Körper, so dass das Immunsystem besser arbeiten kann.
In der Apotheke gibt es natürliche Erste Hilfe-Präparate gegen einen beginnenden
grippalen Infekt. Dazu gehören Echinacea-, Pelargonien- und Wasserdost-Präparate. Sie
regen das Immunsystem an, aktivieren die Abwehrzellen.
Verstopfte Atemwege
Zum Inhalieren eignen sich ätherische Öle aus Eukalyptus, Latschenkiefer,
Schlüsselblumen, Holunder, Eisenkraut, Kamillenblüten oder Thymian: zwei Mal am Tag mit
heißem, nicht kochendem Wasser inhalieren, dabei den ganzen Kopf über der Schüssel
halten – nicht nur Nase und Mund. So steigen die ätherischen Öle langsam auf und befreien
die Atemwege. Das Inhalieren sollte man allerdings zunächst langsam ausprobieren, denn
einige Öle sind manchen Patienten zu scharf und reizen dann zusätzlich. Auch unter die
Nasenlöcher geriebene Majoranbutter kann die Atemwege freimachen. Sind die
Nasennebenhöhlen mit angegriffen, kann Bockshornklees helfen: Dafür werden die
Samenkörner gemahlen, in Wasser aufgekocht, in ein warmfeuchtes Küchentuch
eingeschlagen und für zehn Minuten auf die Nase gelegt.
Halsschmerzen
Gegen Halsschmerzen helfen Salbeisud, -tee, -bonbons oder andere Salbeipräparate,
alternativ auch Malvenblüten- oder Süßholzzubereitungen.
Husten
Die Blätter und Blüten der Kapuzinerkresse und Meerrettich sind effektiv gegen Husten. Die
darin enthaltenen Senföle lindern in der richtigen Dosierung Entzündungen und wirken
antimikrobiell. Spitzwegerich wird als Salbe oder Wickel auf die Brust aufgetragen,
Daneben gibt es in der Apotheke zahlreiche Hustensäfte aus verschiedenen Heilpflanzen.
Wichtig: Erst klären, welche Art von Husten man hat und danach die richtige Pflanze
auswählen. So wirkt Efeu bei trockenem Husten und dämpft den Reiz, während
Spitzwegerich den Schleim lösen soll.
Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen
Mit einem Tee aus Mädesüß-Blüten, Pfefferminze und Weidenrinde behandeln
Naturheilkundler sogar Patienten mit chronischen Schmerzen, denn die Weidenrinde
enthält eine pflanzliche Vorstufe der Salizylsäure – ähnlich wie das Medikament
Azetylsalizylsäure (z.B. Aspirin®).
Vorbeugen mit dem Abwehrbrot
Mit einem leckeren Gesundheitsbrot lässt sich die immunstärkende Kraft der Pflanzen
auch kulinarisch nutzen. Für den Belag aus frischen Kräutern werden Thymian,
Kapuzinerkresse, Meerrettich, Salbei und Spitzwegerich gehackt und mit Quark, Salz und
Pfeffer gemischt und dick auf das Brot gestrichen.
Übersicht über die bei grippalen Infekten angewendeten Pflanzenpräparate
Pflanze
Anwendungsbereich Wirkung
Gegenanzeigen
Sonnenhut
Vorbeugung von
Stärkung der
Allergien gegen
(Echinacea)
Erkältungen
Immunabwehr
Korbblüter,
eingeschränkte
Immunabwehr,
Autoimmunkrankheite
n, Organempfänger
KaplandAtemwegsinfekte,
Aktivierung des
Schwere Leber- oder
Pelargonie
akute Bronchitis
Immunsystems,
Nierenkrankheiten,
schleimlösend
Einnahme
blutverdünnender
Medikamente
Wasserdost
Fieber, grippale
Infekte
Efeuextrakt
(Hustensaft oder
Tee)
Husten, Bronchitis
und Keuchhusten
(nur unterstützend)
Kapuzinerkresse
Husten, Bronchitis,
Hals- und
Rachenentzündung
Halsschmerzen,
Rachenentzündung,
Mandelentzündung,
Parodontitis,
Reizmagen
Husten,
Entzündungen der
Atemwege
Salbei
Thymian
Majoran(butter)
Schnupfen
Weidenrinden(te
e)
Fieberhafte Infekte,
Kopfschmerzen,
rheumatische
Beschwerden
Mädesüß
Erkältungskrankheite
n, Fieber,
Entzündungen
Zistrose
Erkältungskrankheite
n, Grippe, Mund- und
Stärkung der
Immunabwehr,
Entzündungshemmun
g
löst festsitzenden
Schleim aus den
Bronchien, entspannt
die
Bronchialmuskulatur
und lindert so Husten
Schleimlösend,
antibiotisch, Stärkung
der Immunabwehr
Entzündungshemmen
d, keimtötend,
schmerzlindernd,
Förderung des
Speichelflusses
Antiviral,
antibakteriell,
schleimlösend,
entkrampfend
Immunschwäche,
Autoimmunkrankheite
n, Leberkrankheiten,
Organempfänger
Efeu ist eine
Giftpflanze, eignet sich
nicht für eine eigene
Zubereitung
MagenDarmgeschwüre,
Nierenerkrankungen
Einnahme von
Barbituraten oder
Benzodiazepinen
Thymianöl darf nicht
bei Säuglingen und
Kleinkindern
angewendet werden
(Gefahr eines
Atemstillstandes)
Antimikrobiell,
Die traditionelle
desinfizierend,
Anwendung als
schleimlösend,
Schnupfensalbe für
durchblutungsfördern Säuglinge wird nicht
d
mehr empfohlen, da
Studien keine
Wirksamkeit
bewiesen, aber
Inhaltsstoffe im
Tierversuch eine
krebsfördernde
Wirkung zeigten
Fiebersenkend,
Asthma, Magen-Darmschmerzlindernd
Geschwüren, Nieren(natürliche Vorstufe
oder
von „Aspirin®“ & Co.)
Lebererkrankungen,
Überempfindlichkeit
gegen Salizylate,
Schwangerschaft,
Kindern unter 12
Fiebersenkend,
Schwangerschaft und
schmerzlindernd
Stillzeit,
Überempfindlichkeit
gegen Salizylate
Antibakteriell, antiviral Keine bekannt
Bockshornklee
Spitzwegerich
Rachenentzündung
Nasennebenhöhlenentzündung
Atemwegsinfekte,
Halsschmerzen,
Reizhusten
Entzündungshemmen
d
entzündungshemmen
d,
wundheilungsfördern
d, reizlindernd,
zusammenziehend,
antibakteriell,
antioxidativ
Keine bekannt
Keine bekannt
Interviewpartnerin im Studio:
Dr. Claudia Müller, Fachärztin für Innere Medizin, Akupunktur, TCM, Sportmedizin
Komm. Leiterin der Klinik für Naturheilverfahren und Allgemeine Innere Medizin
Krankenhaus St. Joseph-Stift
Schwachhauser Heerstraße 54, 28209 Bremen
Tel. (0421) 347-17 63, Fax (0421) 347-17 64
Internet: www.sjs-bremen.de
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Michael Geers
Facharzt für Innere Medizin, Naturheilverfahren, Homöopathie, Akupunktur
Gemeinschaftspraxis Dr. Spatz & Partner
Hemmstraße 345, 28215 Bremen
Tel. (0421) 35 35 35, Fax (0421) 35 78 04
Internet: www.praxis-findorff.de
Gabriele Schuldt, Heilpraktikerin
Westerstraße 3-5, 28199 Bremen
Internet: www.heilpraktikerin-schuldt.de
Weitere Informationen:
DocJones.de
Internet: www.docjones.de
Naturheilkunde-Informationsportal mit Hintergründen und Studien
Ratgeber:
Irene Hager, Alice Hönigschmid, Astrid Schönweger: Die Kraft der Kräuter nutzen
456 S.; Löwenzahn (2016); € 29,90
Dr. Andrea Flemmer: Erkältungen natürlich behandeln
128 S.; Michaels (2015); € 18,80
Physiotherapie – kein Geld für hilfreiche Behandlung
Physiotherapie – kein Geld für hilfreiche Behandlung
Bewegung hilft: bei Rückenschmerzen und Rheuma, Osteoporose und chronischem
Lungenleiden – es gibt kaum eine Erkrankung, die nicht durch die richtige Bewegung
gelindert werden kann. Allerdings brauchen viele Patienten zumindest vorübergehend
Unterstützung, um sich richtig zu bewegen und die richtigen Muskeln aufzubauen. Mit
Krankengymnastik lassen sich Operationen verhindern und chronische Schmerzen lindern.
Das ist unbestritten – und doch klagen Patienten immer wieder, dass ihr Arzt ihnen die
dringend benötigte Physiotherapie nicht verschreibt. So ist es häufig einfacher, eine
Einweisung zur OP zu bekommen als ein drittes Rezept für die Krankengymnastik.
Physiotherapeuten erleben es häufig, dass sie einen Patienten so weit therapieren, dass
sich erste Erfolge zeigen, dann ist das Rezept zu Ende und damit endet auch die
Behandlung viel zu früh. Genügen die verordneten sechs oder zwölf Sitzungen nicht, um
den Patienten soweit zu stabilisieren und zu mobilisieren, dass er selbständig
weiterarbeiten kann, sind die erreichten Erfolge ganz schnell wieder dahin und das
Krankheitsbild verschlimmert sich wieder. Doch auch die Ärzte haben ein Problem: Viele
würden gern mehr Krankengymnastik verschreiben, doch die würde ihr vorgegebenes
Budget überschreiten. In diesem Fall droht ihnen eine Regressforderung der
Kassenärztlichen Vereinigung, die das Geld der Krankenkassen an die Ärzte verteilt. Die
Ärzte müssten dann die Physiotherapie der Patienten aus ihrer privaten Tasche bezahlen.
Zudem ist in der Verordnung für Heil und Hilfsmittel sehr genau festgelegt, unter welchen
Bedingungen überhaupt und wie viel Krankengymnastik verschrieben werden darf.
Unterläuft dem Arzt hier ein Fehler, droht ihm auch Regress. Auch das führt dazu, dass
viele Ärzte das Risiko vermeiden, indem sie sicherheitshalber keine Krankengymnastik
verordnen. Die Leidtragenden sind dann die Patienten, die stattdessen mit Schmerzmitteln
behandelt werden, die aber am eigentlichen Problem nichts ändern.
Die Krankenkassen verweisen darauf, dass gesetzlich Versicherte einen Anspruch auf
medizinisch notwendige und ausreichende Maßnahmen haben. Dieser Anspruch werde
aber durch das Wirtschaftlichkeitsgebot begrenzt.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Hans-Wolfram Körner, Facharzt für Chirurgie, Sportmedizin und Rettungsmedizin
Elbe Kliniken in Buxtehude
Am Krankenhaus 1, 21614 Buxtehude
Tel. (04161) 703-40 05, Fax (04161) 703-40 45
Internet: www.elbekliniken.de/de/buxtehude-klinik-orthopaedie-unfallchirurgie
Dr. Jens Lohmann, Oberarzt
Schön Klinik Rückeninstitut
Dehnhaide 120, 22081 Hamburg
Tel. (040) 20 92-70 90, Fax (040) 20 92-70 02
Internet: www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/ruecken-klinik/institute/hamburg
Dr. Georg P. Dahmen, Orthopäde
Tangstedter Landstraße 77, 22415 Hamburg
Tel. (040) 533 00 630, Fax (040) 53 05 18 21
Internet: www.eswt.de
Dr. Kai Höfken, Orthopäde
Orthopädie Mühlenkamp
Mühlenkamp 33a, 22303 Hamburg
Tel. (040) 27 83 99-0, Fax (040) 27 83 99-50
Internet: www.orthopaediemuehlenkamp.de
Sabine Konow, Krankengymnastin
Apostelweg 12, 22143 Hamburg
Tel. (040) 677 79 08
Pfeiffersches Drüsenfieber – häufig nicht erkannt
Wenn von der Kuss-Krankheit die Rede ist, dann geht es um das Pfeiffersche Drüsenfieber.
Es tritt besonders unter jungen Leuten auf und wird durch das sogenannte Epstein-BarrVirus (EBV) verursacht. Fast 90 Prozent der Bevölkerung sind Träger dieses Virus, der vor
allem beim Küssen übertrage wird. Meist verläuft die Infektion völlig harmlos, doch manche
Erkrankte trifft das Drüsenfieber so hart, dass sogar ein Klinikaufenthalt nötig werden kann:
Sie leiden unter hohem Fieber, starken Halsschmerzen, geschwollenen Lymphknoten und
Mandeln, die sie kaum noch schlucken lassen, Leber- und Milzschwellungen. Anfangs
denken die Erkrankten meist an einen grippalen Infekt, doch dann geht es ihnen immer
schlechter, sie fühlen sich nur noch schlapp und können vor Halsschmerzen kaum noch
schlucken, essen oder trinken. Auch Schmerzmittel können dagegen nichts mehr
ausrichten. Typisch für ein Pfeiffersches Drüsenfieber ist ein weißlicher Schorf im
geröteten Rachen und auf den geschwollenen Mandeln. Anhusten, Niesen oder Küssen
genügen, um die Viren zu übertragen. Sie gelangen durch den Mund ins Körperinnere,
sammeln sich in der Speichelflüssigkeit und docken schließlich an den Schleimhautzellen
im Rachen an. Das sind die einzigen Zellen im Körper, in die EBV eindringen und in denen
sie sich vermehren können. Nach einer Inkubationszeit von zwei bis sechs Wochen werden
sie im Körper aktiv. In dieser Phase verwechseln Ärzte das Pfeiffersche Drüsenfieber oft mit
einer normalen Mandelentzündung oder einer Angina, da die Beläge auf den Mandeln sehr
ähnlich aussehen können. Doch die Epstein-Barr-Viren beschränken sich nicht auf die
Mandeln sondern verbreiten sich im ganzen Körper, befallen Leber und Milz – eine
gefährliche Komplikation. Im schlimmsten Fall schwellen Leber und Milz so stark an, dass
sie ihre Funktion einstellen und schließlich sogar platzen, was zu einer schweren Blutung
im Bauchraum führen kann. Behandelt wird das Pfeiffersche Drüsenfieber meistens nur mit
schmerzstillenden Medikamenten und viel Flüssigkeit. Bei durch Bakterien verursachten
Sekundärinfektionen werden Antibiotika-Infusionen gegeben. Sobald die Symptome
abgeklungen sind, sollten Erkrankte vier bis sechs Wochen engen Kontakt mit anderen
Menschen meiden, um die Viren nicht weiterzugeben. Außerdem müssen sie vier Monate
auf Alkohol verzichten und jede Anstrengung vermeiden, um Leber und Milz zu schonen.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Robert Mlynski, Klinikdirektor
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie „Otto
Körner“ der Universitätsmedizin Rostock
Doberaner Straße 137-139, 18057 Rostock
Internet: www.hno.med.uni-rostock.de
Weitere Informationen:
Infoportal zu Pfeifferschem Drüsenfieber und chronischen EBV-Infektionen
Internet: www.epstein-barr-virus24.de
Ratgeber:
Sigrid Nesterenko: Das unterschätzte Epstein-Barr-Virus – Was tun bei einer chronischen
EBV-Infektion?
185 S.; ersa (2016); € 19,70
Sabine Wiesel: Pfeifersches Drüsenfieber und EBV.
146 S.; ersa (2011); € 19,70
Faszien-Fitness – was ist dran am Trend?
Bis vor ein paar Jahren gehörten sie ganz einfach zum „Bindegewebe“ – neuerdings spricht
jeder von „Faszien“ und wir sind ganz fasziniert von dem Füllmaterial unter unserer Haut.
Mit Faszien-Training, Faszien-Yoga oder Faszien-Therapie wollen wir das Bindegewebe
weich und elastisch halten. Denn Faszien halten alles in Form und stützen jeden einzelnen
Muskel wie ein Korsett. Die Faszien sind miteinander verbunden, zu regelrechten FaszienStraßen. Sind die Faszien gesund, liegen sie in geordneten, entspannten Strukturen und
leiten zum Beispiel die Kraft unserer Muskeln weiter – ohne sie wäre Bewegung nicht
möglich.
Faszien enthalten Lymphflüssigkeit, haben Nerven und Rezeptoren – und können so
Schmerzen weiterleiten. Sind Faszien verhärtet oder verklebt, verursachen sie auch
Schmerzen: So können Rückenschmerzen ihre Ursache in einem verkürzten Muskel haben,
es kann aber auch an der dazugehörenden Faszie liegen. Auch bei geschädigten Gelenken
können verklebte Faszien Auslöser für den Schmerz sein.
Streicht und schiebt der Physiotherapeut die Faszien in die natürliche Ordnung zurück,
kann das sehr schmerzhaft sein. Um die Faszien elastisch zu halten, sollte man zuhause
mit einer Kunststoffrolle oder einem Ball trainieren. Übungen finden sich zum Beispiel
auch im Internet. Anfänger sollten sich aber ein passendes Trainingsprogramm von einem
Trainer oder Physiotherapeuten zeigen lassen, sonst haben die Übungen womöglich keinen
Erfolg – und schlimmstenfalls drohen Verletzungen.
Rückenübungen mit der Rolle haben das Ziel, das ganze Faszien-Gewebe auszuquetschen,
damit es sich anschließend wieder mit Flüssigkeit vollsaugen kann. Das sorgt für
Entspannung und macht die Faszien wieder geschmeidiger. Auch Oberschenkel können so
„ausgerollt“ werden. Einen Tennisball kann man gut an den Waden einsetzen: Dazu den Ball
in der Kniekehle platzieren, dann langsam zurücksetzen und rollen, bis der Schmerz
abnimmt. Den gesamten Körper einmal durchzurollen, bis alle Faszien optimal durchsaftet
sind, würde fast zwei Stunden dauern. Fitnesstrainer raten deshalb dazu, sich an einem
Oberkörper und Rücken und am nächsten Tag die Beine vorzunehmen.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Hans-Wolfram Körner, Facharzt für Chirurgie, Sportmedizin und Rettungsmedizin
Michaela Pahl von Husen, Leitende Physiotherapeutin
Elbe Kliniken in Buxtehude
Am Krankenhaus 1, 21614 Buxtehude
Tel. (04161) 703-40 05, Fax (04161) 703-40 45
Internet: www.elbekliniken.de/de/buxtehude-klinik-orthopaedie-unfallchirurgie
Internet: www.elbekliniken.de/de/buxtehude-physiotherapie
Maria Jäger, Trainerin
SPORTALIVE® – Personal Training & Betriebliche Gesundheitsförderung
Wendenstraße 130, 20537 Hamburg
Internet: www.sportalive.de
Weitere Informationen:
Fascial Fitness Association GmbH
Bleigäßchen 2, 86150 Augsburg
Tel. (0821) 54 37 15 41
Internet: www.de.fascial-fitness.com
Therapeutennetzwerk mit vielen Informationen und Adressen
Ratgeber:
Kristin Adler, Arndt Fengler: Gesunde Faszien. Ihr Trainingsprogramm: Weniger Schmerzen
– mehr Beweglichkeit. (mit DVD)
184 S.; Trias (2016); € 19,99
Siegbert Tempelhof u.a.:
Faszientraining: Mehr Beweglichkeit, Gesundheit und Dynamik.
128 S.; Gräfe & Unzer (2015); € 12,99
Robert Schleip, Johanna Bayer:
Faszien-Fitness – Vital, elastisch, dynamisch in Alltag und Sport.
224 S.; riva (2014); € 19,99
Abenteuer Diagnose: Plasmozytom
Vor 20 Jahren erlitt Radladerfahrer Heino B. eine plötzliche Fieberattacke mit stechendem
Schmerz in der Wirbelsäule, dann Atemnot, Schüttelfrost und hohes Fieber über 41 °C.
Zunächst denkt er an eine Grippe – doch dann passiert das Ganze noch drei Mal. Weil
Heino B. unter Asthma leidet, glauben die Ärzte, dass etwas mit der Lunge nicht in Ordnung
sei. Eine Infektion ist es nicht, wie zahlreiche Blutuntersuchungen belegen. Der einzige
Anhaltspunkt sind Schatten auf der Lunge. Die Ärzte vermuten eine seltene Hämosiderose,
bei der es immer wieder zu Einblutungen in die Lunge kommt, die als Schatten im
Röntgenbild auftauchen. Heino B. bekommt Kortison und fühlt sich zunächst besser. Doch
dann kehren Schmerzen und hohes Fieber zurück. Weil Heino B. im Hafen arbeitet, wird er
auf Tropenkrankheiten untersucht – aber alle Tests sind negativ. Sein Hausarzt entdeckt,
dass bei den Fieberattacken die Anzahl der weißen Blutkörperchen stark erhöht ist und
überweist Heino B. mit Verdacht auf Leukämie ins Krankenhaus. Aber auch das ist es nicht.
Der Onkologe denkt an eine seltene Gefäßentzündung (Vaskulitis), die Fieber und
Lungenprobleme verursachen kann. Doch entsprechende Antikörper finden sich nicht in
Heino B.s Blut. Nun glaubt der Mediziner, dass es eine unbekannte Autoimmunerkrankung
sein könnte, bei der sich der Körper selbst bekämpft. Doch helfen kann er seinem
Patienten nicht. Jahrelang lebt Heino B. mit den gefährlichen Fieberschüben, die stark an
ihm zehren. 2007 sucht er wegen seines Asthmas eine neue Lungenärztin auf – und
bekommt dabei eine Fieberattacke. Die Ärztin konzentriert sich zunächst auf die Atemnot:
Da er nachts plötzlich keine Luft bekommt und sein Asthmaspray nicht hilft, könnte Heino
B. unter Schlafapnoe leiden. Dabei setzt nachts die Atmung aus, bei schweren
Asthmatikern ein häufiges Problem. Im Schlaflabor ist Heino B.s Atemkurve auffällig – aber
ganz anders als erwartet: Es ist keine Schlafapnoe, sondern eine „vocal cord dysfunction“,
eine Verkrampfung der Stimmlippen im Kehlkopf. Dagegen hilft ein Entspannungstraining.
Heino B. benötigt kein Asthmaspray mehr und kann auch das Kortison absetzen. Doch auch
wenn die Luftnotattacken nun vorbei sind, bleiben noch die Schmerzen und die
Fieberschübe. Dann fühlt sich Heino B. plötzlich abgeschlagen und müde. Die extreme
Kraftlosigkeit ist neu und passt nicht zu den bisherigen Befunden. Die Lungenärztin befragt
ihren Patienten noch einmal ausführlich: Er berichtet von einem Schiffsunglück, bei dem
sich an Bord eines Frachters die Chemikalie Epichlorhydrin mit Quarzsand zu einer
riesigen Giftwolke vermischte. Heino B. gehört zu den Arbeitern, die die giftige Ladung aus
dem Schiff bergen mussten. Nach mehreren Stunden bekam er einen fürchterlich sauren,
brennenden Geschmack im Mund. Die Flüssigkeit hatte auf die Schleimhäute eine sehr
reizende, ätzende Wirkung und Epichlorhydrin gilt als krebserregend. Die Lungenärztin
sieht einen Zusammenhang zwischen dem Schiffsunfall und den merkwürdigen
Beschwerden ihres Patienten. Sie lässt sein Blut auf Krebs untersuchen. Und wirklich: Das
Blut enthält große Mengen krankhafter Eiweiße, die auf etwas Bösartiges im Knochenmark
hinweisen. Im CT zeigt sich eine Verringerung der Knochensubstanz. Die
Knochenmarkuntersuchung liefert schließlich die Diagnose: Es ist ein Plasmozytom. Dabei
entarten Immunzellen im Knochenmark, die Plasmazellen. Sie vermehren sich und
schütten krankhafte Eiweiße aus. Mit der Zeit frisst der Tumor den Knochen auf, so
entstehen schmerzhafte „Löcher“ – bei Heino B. im neunten Brustwirbelkörper. Das
Einatmen der giftigen Dämpfe bei dem Schiffsunfall hatte für ihn fatale Folgen. Die Ärzte
vermuten, dass die Chemikalie seine Atemwege verätzt und eine Fehlreaktion des
Immunsystems hervorgerufen hat. Abwehrzellen greifen nun immer wieder seine
Bronchien an, was regelmäßig aufflammende Entzündungen mit hohem Fieber zur Folge
hat. Diese schwelende Autoimmunkrankheit hat wahrscheinlich das Plasmozytom
gefördert.
Eine Knochenmarkstransplantation soll den Krebs besiegen. Zur Vorbereitung bekommt
Heino B. eine hochdosierte Chemotherapie, um das kranke Immunsystem zu zerstören. Er
verträgt die Behandlung überraschend gut und blüht auf. Kurz darauf bekommt er das
neue Knochenmark von einem Spender. Mit dem Krebs verschwinden merkwürdigerweise
auch die Fieberschübe – nach mehr als 20 Jahren! Nun kämpft Heino B. für eine
Entschädigung – bislang noch ohne Erfolg.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Frank Ballasejus
WZM-Werksarztzentrum Mittelholstein GmbH & Co KG
Berliner Platz 2, 24534 Neumünster
Dr. Christoph zur Verth, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie
Oberarzt Medizinische Klinik
Klinikum Itzehoe
Robert-Koch-Straße 2, 25524 Itzehoe
Tel. (04821) 772-23 01, Fax (04821) 772-23 09
Internet: www.klinikum-itzehoe.de
Julia Benteler, Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie
Kirchenstraße 18, 25524 Itzehoe
Tel. (04821) 52 51, Fax (04821) 57 51
Internet: www.lungenaerzte-steinburg.de
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