Infoblatt vom 12.10.2016

rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
[email protected]
oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin
am 12.10.2016, 20.15 - 21.00 Uhr
Themen:
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Neuer Darmkrebstest rettet Leben
Grippe-Schutzimpfung
Sicherer Umgang mit Medikamenten
Fleischersatz – gesünder als das Original?
Neuer Darmkrebstest rettet Leben
Die sicherste Möglichkeit, Darmkrebs und dessen Vorstufen früh zu entdecken, ist die
Darmspiegelung. Doch viele Menschen haben Vorbehalte gegenüber der Untersuchung.
Und jahrzehntelang blieb die einzige - von den Krankenkassen bezahlte - Alternative der
sogenannte Guajak-Test, der nach verstecktem Blut im Stuhl sucht. Doch diese Methode
erkennt nur die Hälfte der Darmkrebsfälle. Inzwischen wurde ein neuer Stuhlbluttest
entwickelt, der erheblich zuverlässiger ist. Voraussichtlich ab nächstem Frühjahr
übernehmen die Kassen die Kosten.
Jährlich erkranken rund 60.000 Menschen in Deutschland neu an Darmkrebs – obwohl
es eine wirksame Früherkennung in Form der Darmspiegelung gibt. Ab 55 Jahren haben
alle gesetzlich Krankenversicherten Anspruch auf eine solche Koloskopie. Auch ein so
genannter Hämoccult-Test kann Hinweise auf Darmkrebs liefern. Der Test weist
verborgenes Blut im Stuhl nach, ist jedoch wenig zuverlässig und übersieht mehr als die
Hälfte der Tumore. Außerdem kann er durch Blut aus Magengeschwüren oder
Hämorrhoiden, durch größere Mengen Obst oder auch Medikamente verfälscht werden.
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Neuer Stuhltest mit hoher Sensitivität
Jetzt gibt es einen neuen Test, der viel sicherer ist als der Hämoccult-Test. Dieser
sogenannte immunologische Stuhltest sucht auch nach nicht sichtbarem Blut im Stuhl
Konkret fahndet er nach Antikörpern, die auf den Blutfarbstoff Hämoglobin hinweisen.
Hat ein Patient Blut im Stuhl, erkennt der immunologische Stuhltest das mit einer
Empfindlichkeit von weit über 90 Prozent. Experten sprechen von einer hohen
Sensitivität.
Bisher zahlt der Patient noch selbst
Da der immunologische Test bisher nur als IGeL-Leistung auf dem Markt ist, muss der
Patient ihn noch selbst bezahlen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat jedoch
festgelegt, den bislang verwendeten Hämoccult-Test durch den immunologischen Test
abzulösen und die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie demnächst entsprechend zu ändern.
Ist der immunologische Test positiv, überprüfen die Experten den Befund mithilfe einer
Darmspiegelung. Blut im Stuhl kann nicht nur auf Darmkrebs, sondern auch auf Polypen
hinweisen. Diese weißlich erscheinenden Schleimhautwucherungen können eine
mögliche Vorstufe von Krebs sein und sie werden sicherheitshalber während einer
Darmspiegelung sofort entfernt. Da nicht jeder Polyp blutet, erkennt der
immunologische Darmkrebstest, der zwar nicht sichtbares Blut mit hoher Sensitivität
anzeigt, jedoch nur etwa die Hälfte der Polypen. Die sicherste Früherkennung bleibt
daher die Koloskopie.
Vorsorgliche Darmspiegelungen verhindern rund ein Viertel der Darmkrebsneuerkrankungen pro Jahr. Das Risiko, nach einer Darmspiegelung an Darmkrebs zu
erkranken, ist 90 Prozent geringer als bei Menschen, die innerhalb von zehn Jahren
keine Darmspiegelung in Anspruch genommen haben. Auch international zeigt sich der
Erfolg der Darmspiegelung deutlich: In einigen Ländern Osteuropas, mit schlechtem
Zugang zu Screening-Verfahren, steigt die Sterblichkeitsrate von Darmkrebs weiter an.
In den west- und nordeuropäischen Ländern hingegen sterben immer weniger Menschen
an Darmkrebs. Zudem belegen Daten aus drei Jahrzehnten Darmkrebs-Screening in
USA: Darmkrebs tritt seltener neu auf und Tumore werden immer eher erkannt.
Stuhltest als Teil der innerbetrieblichen Gesundheitsvorsorge
Immer häufiger gibt es in großen Unternehmen wie zum Beispiel Kliniken Aktionen,
welche die Mitarbeiter im Rahmen einer innerbetrieblichen Gesundheitsvorsorge,
beispielsweise mit einem Gutschein für einen immunologischen Stuhltest, zur aktiven
Darmkrebsvorsorge motivieren sollen. Wie wirksam solch eine Aktion sein kann, zeigt
das Beispiel der Berliner Bus- und U-Bahnfahrer. Vor drei Jahren wurden 1600
Mitarbeiter aufgerufen, den neuen immunologischen Stuhltest zu nutzen. Rund 400
Mitarbeiter nahmen teil. Bei zweien stellten die Ärzte dann tatsächlich Darmkrebs fest.
Beide Darmkrebspatienten wurden rechtzeitig behandelt.
Experten im Beitrag:
PD Dr. Dirk Hartmann
Darmzentrum Sana Klinikum Lichtenberg
Fanningerstraße 32
10365 Berlin-Lichtenberg
Telefon: 030 5518-2016
https://www.sana-kl.de
E-Mail: [email protected]
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Prof. Dr. Stefan Lüth
Städtisches Klinikum Brandenburg
Hochstraße 29
14770 Brandenburg an der Havel
http://www.klinikum-brandenburg.de/
E-Mail: [email protected]
Tel.: 0 33 81/ 41 10
Karin Reinhold
BT Berlin Transport GmbH
Wattstr. 22 - 24
13355 Berlin
Telefon: 0 30/ 214 95-0
https://www.berlintransport.de/
E-Mail: [email protected]
Grippe-Schutzimpfung
Herbstzeit – Erkältungszeit: Wenn sich draußen die Kälte breitmacht, heißt es aufgepasst
und eingepackt: Denn bei niedrigen Temperaturen sind die Schleimhäute schlechter
durchblutet, das macht sie empfänglicher für Viren. Wir stecken uns mit ihnen über die
Luft oder direkten Kontakt, beispielsweise beim Händeschütteln oder meist über
Tröpfchen durch Niesen und Husten, an. Das gilt übrigens sowohl für einfache
Erkältungsviren als auch für die Influenzaviren, also die Auslöser der „echten Grippe“.
Im Umgang mit anderen „Schnupfen-Nasen“ heißt es daher vermehrt Abstand halten,
da die Viren beim Niesen mehrere Meter weit herausgeschleudert werden. Um die
Keimzahl niedrig zu halten, sollte man zudem lieber Einmaltaschentücher statt
Stofftaschentücher verwenden und oft die Hände waschen oder ganz auf das
Händeschütteln verzichten. Wenn kein Wasser verfügbar ist, hilft ein kleines Fläschchen
Händedesinfektion. Auch Vorsicht vor Türklinken, Handtücher oder Haltgriffen in der
S-Bahn oder am Einkaufswagen: Sie fungieren für die Hände als Keimtaxi.
Haupteintrittspforte für Keime ist die Nasenschleimhaut.
Ein wirksamer Schutz gegen die Influenzaviren können diese Maßnahmen alle nur
bedingt sein. Effektiver ist die Grippeschutzimpfung, deren Saison jetzt startet. Wie
jedes Jahr sollten jetzt Menschen ab 60 Jahre, Patienten mit Erkrankungen wie
Diabetes oder Asthma, Schwangere und medizinisches Personal an die Grippe denken
und sich mithilfe der Grippeschutzimpfung vor der sogenannten echten Grippe schützen.
Was ist die echte Grippe?
Jedes Jahr kommt es meist im Januar und Februar in Deutschland zu einer starken
Häufung an Influenza-Infektionen. Diese “echte Grippe“ ist keine harmlose Erkältung.
Es handelt sich um eine schwere Erkrankung, die durch plötzlich auftretendes hohes
Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche,
allgemeine Schwäche, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und trockenen Reizhusten
gekennzeichnet ist. Grippeviren werden als Tröpfcheninfektion übertragen, gerade für
ältere Menschen können sie sehr gefährlich werden. Wenn beispielsweise Probleme im
Herz- Kreislaufsystem vorliegen, steigt das Risiko einer Lungenentzündung.
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Wie wird die Zusammensetzung des Impfstoffes bestimmt?
Es gibt verschiedene Subtypen von Influenzaviren. Die saisonale Influenza wird derzeit
von A/H1N1-, A/H3N2- und Typ-B-Viren verursacht. Der saisonale Influenza-Impfstoff
enthält Bestandteile der Virus-Varianten, die für die kommende Saison erwartet werden.
Das Nationale Referenzzentrum für Influenza am Robert-Koch-Institut untersucht
kontinuierlich die zirkulierenden Influenzaviren und übermittelt ihre Ergebnisse wie
andere Referenzzentren weltweit an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auf
Grundlage dieser Daten legt die WHO die Zusammensetzung für den Impfstoff jedes
Jahr aufs Neue fest.
Gibt es Risiken und Nebenwirkungen?
Der saisonale Influenzaimpfstoff ist in der Regel gut verträglich. Wie bei anderen
Impfungen auch sind kurzzeitige lokale Reaktionen möglich, also leichte Schmerzen,
Rötung und Schwellung an der Impfstelle. Sie entstehen, wenn sich der Organismus mit
dem Impfstoff auseinandersetzt. Unabhängig vom Impfstoff kann es zu Beschwerden
kommen, die einer Erkältung ähneln: Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-,
Muskel- oder Gliederschmerzen. In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb von
ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab. Bei einer schweren Allergie gegen Hühnereiweiß
sollte mit den üblichen Influenzaimpfstoffen nicht geimpft werden; der Lebendimpfstoff
sollte nicht bei Immundefizienz sowie nicht bei schwerem Asthma verabreicht werden.
Für wen bezahlt die Krankenkasse?
Mittlerweile gibt es mehr als hundert Krankenkassen, die die Grippeschutzimpfung für
ihre Versicherten übernehmen. Ob ihre dazugehört, können Sie auf
https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungsschwerpunktegesetzliche-krankenkassen/grippe-impfung/search-12.html
nachlesen.
Sicherer Umgang mit Medikamenten
Vom Hausarzt die Blutdruckpillen und ein Herzmedikament, vom Orthopäden ein
Schmerzmittel und dann noch ein Grippemittel direkt aus der Apotheke - verträgt sich
das alles miteinander? Tausende Menschen werden jährlich wegen Wechselwirkungen
von Medikamenten stationär behandelt. Gegensteuern will die Politik mit einem
einheitlichen Medikationsplan, in den Ärzte und Apotheker seit dem 1. Oktober die
verordneten und auch die freiverkäuflichen Medikamente eintragen sollen. Jeder
Patient hat das Recht auf einen solchen Plan, wenn er mehr als 3 Wirkstoffe nimmt. Die
rbb Praxis informiert. Außerdem wirft rbb Praxis-Ärztin Susanne Fass einen kritischen
Blick in die Hausapotheken der Berliner und Brandenburger.
Cholesterinsenker, Schilddrüsenhormone, Bluthochdruck- und Prostatamittel: Viele vor
allem ältere Menschen nehmen täglich mehrere Tabletten ein. Oft weiß weder der
Patient noch der Arzt genau, in welcher Dosierung die Wirkstoffe im Körper aufeinander
treffen und wie sie miteinander agieren. Klassisches Beispiel sind Schmerzmittel: Sie
erhöhen einerseits den Blutdruck. Andererseits schwächen sie gleichzeitig die Wirkung
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von eingenommenen Blutdruckmedikamenten – und der Blutdruck steigt auf gefährliche
Werte.
Bei älteren Menschen gibt es viele Wechselwirkungen
Ab drei Medikamenten steigt das Risiko für Wechselwirkungen massiv. Neben der Menge
an Arzneien ist auch das Alter ein Risikofaktor für unerwünschte Reaktionen, da vor
allem ältere Menschen viele Medikamente einnehmen. Doch mit zunehmendem Alter
funktionieren die Organe nicht mehr optimal.
Medikationsplan soll Wechselwirkungen reduzieren
Seit Oktober 2016 soll ein bundeseinheitlicher Medikationsplan die
Medikamententherapie sicherer machen. Patienten haben Anspruch auf diesen
Medikationsplan, wenn sie mindestens drei zulasten der gesetzlichen Krankenkassen
verordnete, systemisch wirkende Medikamente gleichzeitig einnehmen. Das sind
immerhin 20 Millionen Menschen. Die Anwendung muss überdies dauerhaft – über einen
Zeitraum von mindestens 28 Tagen – vorgesehen sein.
In der Regel erstellt der Hausarzt den Medikationsplan. Allerdings übernimmt kein Arzt
die Gewähr für Vollständigkeit und Aktualität des Medikationsplans. Nur wenn Patienten
keinen Hausarzt haben, sind auch Fachärzte verpflichtet, den Plan auszustellen, auch im
Krankenhaus. Apotheker kontrollieren und ergänzen die Auflistung ebenfalls, auch um
freiverkäufliche Präparate.
Der Plan enthält alle Informationen zu den eingenommenen Arzneien
Auf dem Medikationsplan finden sich Handelsname, Inhaltsstoffe und Informationen zur
Einnahme von sämtlichen verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Neben dem
Wirkstoff, der Dosierung soll der Medikationsplan auch den Einnahmegrund sowie
sonstige Hinweise zur Einnahme aufführen. Zusätzlich ist ein Barcode auf dem PapierMedikationsplan aufgebracht. Er enthält die Information des Plans in digitaler Form und
ermöglicht, dass dieser unabhängig von der jeweiligen Praxis- oder Apothekensoftware
per Scanner eingelesen und aktualisiert werden kann. Auf diesem Weg ist eine
unkomplizierte Aktualisierung in Praxen, Apotheken und auch in Krankenhäusern
möglich. Ab 2018 soll der Medikationsplan digital über die Gesundheitskarte abrufbar
sein.
Handy-App sinnvoll?
Wer sich zusätzlich einen Überblick über seine Medikamente verschaffen will, kann sich
theoretisch auch mit dem Smartphone behelfen. Mittlerweile gibt es hunderte
Medikamenten-Manager-Apps, die verschiedene Funktionen anbieten. Die meisten Apps
stammen von Apotheken, Apotheken-Ketten oder Apothekendienstleistern. Sie sind
größtenteils kostenlos und bieten zum Beispiel die Erinnerungsfunktion, damit kein
Medikament doppelt oder gar nicht eingenommen wird. Warnfunktionen sollen auf
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen hinweisen.
Die Stiftung Warentest hat Apps getestet. Sie bewertet in Sachen „Datenrisiko“ vor
allem die App der Apotheken-Kette DocMorris als „unbedenklich“. Doch wie zuverlässig
arbeitet sie? Die rbb-Praxis hat das ausprobiert. Wer diese App benutzen will, muss
zunächst seine persönlichen Daten – der Name muss nicht echt sein - und die Liste der
regelmäßig einzunehmenden Medikamente eingeben, inklusive Verfallsdatum und
Einnahmeintervall. Die Medikamente können via Barcode auf der Verpackung mit der
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Handykamera gescannt werden. Die Daten müssen weder mit dem Arzt noch mit der
Apotheke geteilt werden, sondern dienen dem persönlichen Überblick. Erlaubt man der
App Nachrichten zu senden, erinnert das Smartphone daran, regelmäßige die
Medikamente einzunehmen. Die App hat außerdem einen automatischen
Wechselwirkungscheck für die Medikamente.
Fazit des Tests: Die App ist zwar kostenlos, übersichtlich und leicht zu bedienen.
Praktisch sind die Erinnerungsfunktion und die Medikamentenliste. Bei einem
Wechselwirkungscheck hat die App die Erwartungen jedoch eindeutig nicht erfüllt.
Experten im Beitrag:
Dr. Thomas Georgi
Allgemeinmediziner
Prenzlauer Allee 90
10409 Berlin
Telefon: 030/ 4244043
Dr. Kerstin Kemmritz
Apothekerin
Falken-Apotheke Weißensee
Buschallee 88
13088 Berlin
Telefon: 030/ 927 99 330
http://www.bk-apo.de/
E-Mail: [email protected]
Was gehört in eine Hausapotheke?
 Medikamente haben nur eine begrenzte Haltbarkeit! Eine Hausapotheke muss
gepflegt werden, d. h in regelmäßigen Abständen die Verfallsdaten überprüfen.
 Die Arzneimittel aus der Hausapotheke eignen sich nicht zur Selbstbehandlung
über einen längeren Zeitraum. Wenn die Symptome nach der Behandlung nicht
nach wenigen Tagen verschwinden, sollte man unbedingt zum Arzt gehen!
 Ätherische Öle sollten vor Kindern geschützt aufbewahrt werden.
 Salben und auch Pflaster müssen immer auch auf ihre Haltbarkeit geprüft
werden, sonst können schnell Keime einwandern.
 Medikamente sollten nicht geteilt werden. Benutzt ein Familienmitglied
beispielsweise die abschwellenden Nasentropfen nach einem Schnupfen, bitte
den Rest wegwerfen – sonst droht ebenfalls Keimverschleppung.
 Für alle Medikamente sollte immer die Packung und der Beipackzettel mit
aufbewahrt werden. Denn nur auf der Packung steht das Ablaufdatum, auf dem
Beipackzettel die Indikation für das Medikament.
 Abgelaufene Präparate sollten entsorgt werden, auch im Hausmüll ist das
erlaubt.
 Die Hausapotheke sollte am besten im Keller aufbewahrt werden, nicht in der
Küche oder im Bad, wo es meist zu warm oder zu feucht ist.
 Die meisten Hausapotheken sind überfüllt. Es reichen Pflaster, leichtes
Schmerzmittel, Nasenspray und Fieberthermometer.
 Außerdem zu bedenken: Jedes Medikament hat nicht nur eine Wirkung, sondern
je nach Präparat und Dosierung auch unterschiedliche Nebenwirkungen (z.B.
Allergien), die der Laie nicht einschätzen kann! Vorsicht daher mit der
Selbstbehandlung aus der Hausapotheke!
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Fleischersatz - gesünder als das Original?
Zu hohe Cholesterinwerte, Gelenkschmerzen oder Übergewicht - in solchen Fällen und
auch bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen wird häufig eine andere Ernährung
empfohlen. Ein erster Schritt kann dabei der Verzicht auf Fleisch sein. Sind
Fleischersatz-Produkte dann der richtige Weg? Oder haben die sogar eher Nachtteile?
Die rbb Praxis informiert und stellt auch Möglichkeiten vor, mit Körner-Küche den
Speiseplan gesund zu gestalten.
Seitan-Schnitzel, Tofu-Gyros, Veggie-Hack oder vegetarische Würste liegen im Trend.
Sie sehen aus wie Fleisch oder Wurst und schmecken auch so, enthalten aber nur
pflanzliche Zutaten. Für viele Menschen ist das ein guter Kompromiss. Denn sie wollen
auf Fleisch verzichten, nicht aber auf den Geschmack. Unternehmen haben so eine neue,
boomende Marktlücke gefunden: Für Fleischfreunde imitieren sie mit den sogenannten
Fleischersatzprodukten die ganze Bandbreite der tierischen Produktwelt. Der Umsatz
mit Fleischersatzprodukten hat sich in vier Jahren fast verdoppelt.
Nur unverarbeitet gesund
Die Fleischersatzprodukte bestehen vor allem aus drei Grundsubstanzen: Tofu stammt
aus der Sojabohne. Es enthält viele Mineralstoffe und Vitamine sowie mehrfach
ungesättigte Fettsäuren. Lupine ist eine Hülsenfrucht. Sie enthält von den
Grundsubstanzen die meisten Nährstoffe. Ein großer Pluspunkt sind ihre vielen
Ballaststoffe. Seitan besteht aus Weizeneiweiß und hat im Vergleich die wenigsten
Nährstoffe. Gesünder als Fleisch sind alle drei nur im unverarbeiteten Zustand.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass eine fleischlose Ernährung
sich in vielerlei Hinsicht positiv auf den Organismus auswirkt. So profitieren zum Beispiel
Menschen mit Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Übergewicht, erhöhten
Blutfettwerten, Rheuma und einigen Krebserkrankungen von der vegetarischen
Ernährung. Denn Vegetarier haben seltener Übergewicht, bessere Cholesterinwerte und
häufig einen gesünderen Blutdruck. Sie nehmen zudem weniger gesättigte Fettsäuren,
Cholesterol und Purine zu sich und verzehren häufiger gesunde komplexe
Kohlenhydrate, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Folglich sinkt auch ihr Risiko
für Diabetes mellitus, Gicht, Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Lebenserwartung
von Vegetariern ist in der Regel höher als die von Mischköstlern.
Doch Achtung: Eine Ernährung mit Fleischersatzprodukten ist nicht gleichbedeutend mit
der vegetarischen Ernährung. Zwar können Fleischersatzprodukte den Übergang zur
fleischlosen Kost erleichtern, wenn der Arzt aus gesundheitlichen Gründen zum
Fleischverzicht rät. Eine Dauerlösung sind die Fleischersatzprodukte aber nicht. Denn
weder Tofu, Seitan oder Lupine schmecken von Natur aus wie Fleisch oder haben seine
Konsistenz.
Fleischersatz nicht langfristig gesund
Sie werden daher mit allen möglichen Tricks der Lebensmittelchemie bearbeitet: Erst
durch Zusatzstoffe wie Hefextrakt (Glutamat), Zucker, Palmfett mit vielen ungesunden
gesättigten Fettsäuren, Salz sowie Verdickungs- und Konservierungsmittel wird daraus
ein Fleischersatz. Fleischersatzprodukte sind also meist stark verarbeitet und werden
von Ärzten daher nicht ohne weiteres zur langfristigen Ernährung empfohlen. Denn sie
können das Risiko für einen Herzinfarkt steigern, den Cholesterinspiegel in die Höhe
treiben oder einen Diabetes auslösen. Die bessere Alternative zu den fleischlosen
Fertigprodukten sind deshalb die unverarbeiteten „Grundsubstanzen“.
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Wer sich fleischlos und dennoch ausgewogen ernähren möchte, sollte sich auch aus dem
reichhaltigen Angebot aus der Körnerküche bedienen. So sind Getreide und andere
Körner reich an pflanzlichem Eiweiß, Vitaminen und Nährstoffen. Amaranth
beispielsweise enthält viel Eisen, Magnesium und Vitamine B1. Quinoa ist wie Amaranth
glutenfrei, eisenhaltig und steckt voller Eiweiß und Kalzium. Buchweizen liefert Eiweiß
und Ballaststoffe. Dinkel bringt dem Organismus Kohlenhydrate, Kalium und Magnesium.
Gesund ist auch Hafer: Er steckt voller Eiweiß, hochwertigen Fetten wie Omega-3 und
zusätzlichen Vitaminen B1. Hirse enthält neben Kohlenhydraten vor allem Kieselsäure,
Magnesium und Kalzium. Kamut bietet Eiweiß, Folsäure und Selen. Durch geschickte
Kombinationen bestimmter pflanzlicher und tierischer Lebensmittel lässt sich zudem die
biologische Wertigkeit der pflanzlichen Eiweiße erhöhen. Die biologische Wertigkeit
beschreibt, wie effizient der Körper aus zugeführten Eiweißen eigene Proteine
herstellen kann.
Experte im Beitrag:
Dr. med. Christian Kessler
Immanuel Krankenhaus Berlin
Am Kleinen Wannsee 5D
14109 Berlin-Wannsee
http://berlin.immanuel.de/
Telefon: 030/ 80505-306
Expertin im Studio:
Vera Spellerberg
Ökotrophologin
E-Mail: [email protected]
RBB
„rbb Praxis“
Masurenallee 8 –14
14057 Berlin
www.rbb-praxis.de
Redaktion:
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Stand der Information:
Juliane Rossius
Gabriele Enderlein
Raiko Thal
Beate Wagner
12.10.2016
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