rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 12.10.2016, 20.15 - 21.00 Uhr Themen: Neuer Darmkrebstest rettet Leben Grippe-Schutzimpfung Sicherer Umgang mit Medikamenten Fleischersatz – gesünder als das Original? Neuer Darmkrebstest rettet Leben Die sicherste Möglichkeit, Darmkrebs und dessen Vorstufen früh zu entdecken, ist die Darmspiegelung. Doch viele Menschen haben Vorbehalte gegenüber der Untersuchung. Und jahrzehntelang blieb die einzige - von den Krankenkassen bezahlte - Alternative der sogenannte Guajak-Test, der nach verstecktem Blut im Stuhl sucht. Doch diese Methode erkennt nur die Hälfte der Darmkrebsfälle. Inzwischen wurde ein neuer Stuhlbluttest entwickelt, der erheblich zuverlässiger ist. Voraussichtlich ab nächstem Frühjahr übernehmen die Kassen die Kosten. Jährlich erkranken rund 60.000 Menschen in Deutschland neu an Darmkrebs – obwohl es eine wirksame Früherkennung in Form der Darmspiegelung gibt. Ab 55 Jahren haben alle gesetzlich Krankenversicherten Anspruch auf eine solche Koloskopie. Auch ein so genannter Hämoccult-Test kann Hinweise auf Darmkrebs liefern. Der Test weist verborgenes Blut im Stuhl nach, ist jedoch wenig zuverlässig und übersieht mehr als die Hälfte der Tumore. Außerdem kann er durch Blut aus Magengeschwüren oder Hämorrhoiden, durch größere Mengen Obst oder auch Medikamente verfälscht werden. 1 Neuer Stuhltest mit hoher Sensitivität Jetzt gibt es einen neuen Test, der viel sicherer ist als der Hämoccult-Test. Dieser sogenannte immunologische Stuhltest sucht auch nach nicht sichtbarem Blut im Stuhl Konkret fahndet er nach Antikörpern, die auf den Blutfarbstoff Hämoglobin hinweisen. Hat ein Patient Blut im Stuhl, erkennt der immunologische Stuhltest das mit einer Empfindlichkeit von weit über 90 Prozent. Experten sprechen von einer hohen Sensitivität. Bisher zahlt der Patient noch selbst Da der immunologische Test bisher nur als IGeL-Leistung auf dem Markt ist, muss der Patient ihn noch selbst bezahlen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat jedoch festgelegt, den bislang verwendeten Hämoccult-Test durch den immunologischen Test abzulösen und die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie demnächst entsprechend zu ändern. Ist der immunologische Test positiv, überprüfen die Experten den Befund mithilfe einer Darmspiegelung. Blut im Stuhl kann nicht nur auf Darmkrebs, sondern auch auf Polypen hinweisen. Diese weißlich erscheinenden Schleimhautwucherungen können eine mögliche Vorstufe von Krebs sein und sie werden sicherheitshalber während einer Darmspiegelung sofort entfernt. Da nicht jeder Polyp blutet, erkennt der immunologische Darmkrebstest, der zwar nicht sichtbares Blut mit hoher Sensitivität anzeigt, jedoch nur etwa die Hälfte der Polypen. Die sicherste Früherkennung bleibt daher die Koloskopie. Vorsorgliche Darmspiegelungen verhindern rund ein Viertel der Darmkrebsneuerkrankungen pro Jahr. Das Risiko, nach einer Darmspiegelung an Darmkrebs zu erkranken, ist 90 Prozent geringer als bei Menschen, die innerhalb von zehn Jahren keine Darmspiegelung in Anspruch genommen haben. Auch international zeigt sich der Erfolg der Darmspiegelung deutlich: In einigen Ländern Osteuropas, mit schlechtem Zugang zu Screening-Verfahren, steigt die Sterblichkeitsrate von Darmkrebs weiter an. In den west- und nordeuropäischen Ländern hingegen sterben immer weniger Menschen an Darmkrebs. Zudem belegen Daten aus drei Jahrzehnten Darmkrebs-Screening in USA: Darmkrebs tritt seltener neu auf und Tumore werden immer eher erkannt. Stuhltest als Teil der innerbetrieblichen Gesundheitsvorsorge Immer häufiger gibt es in großen Unternehmen wie zum Beispiel Kliniken Aktionen, welche die Mitarbeiter im Rahmen einer innerbetrieblichen Gesundheitsvorsorge, beispielsweise mit einem Gutschein für einen immunologischen Stuhltest, zur aktiven Darmkrebsvorsorge motivieren sollen. Wie wirksam solch eine Aktion sein kann, zeigt das Beispiel der Berliner Bus- und U-Bahnfahrer. Vor drei Jahren wurden 1600 Mitarbeiter aufgerufen, den neuen immunologischen Stuhltest zu nutzen. Rund 400 Mitarbeiter nahmen teil. Bei zweien stellten die Ärzte dann tatsächlich Darmkrebs fest. Beide Darmkrebspatienten wurden rechtzeitig behandelt. Experten im Beitrag: PD Dr. Dirk Hartmann Darmzentrum Sana Klinikum Lichtenberg Fanningerstraße 32 10365 Berlin-Lichtenberg Telefon: 030 5518-2016 https://www.sana-kl.de E-Mail: [email protected] 2 Prof. Dr. Stefan Lüth Städtisches Klinikum Brandenburg Hochstraße 29 14770 Brandenburg an der Havel http://www.klinikum-brandenburg.de/ E-Mail: [email protected] Tel.: 0 33 81/ 41 10 Karin Reinhold BT Berlin Transport GmbH Wattstr. 22 - 24 13355 Berlin Telefon: 0 30/ 214 95-0 https://www.berlintransport.de/ E-Mail: [email protected] Grippe-Schutzimpfung Herbstzeit – Erkältungszeit: Wenn sich draußen die Kälte breitmacht, heißt es aufgepasst und eingepackt: Denn bei niedrigen Temperaturen sind die Schleimhäute schlechter durchblutet, das macht sie empfänglicher für Viren. Wir stecken uns mit ihnen über die Luft oder direkten Kontakt, beispielsweise beim Händeschütteln oder meist über Tröpfchen durch Niesen und Husten, an. Das gilt übrigens sowohl für einfache Erkältungsviren als auch für die Influenzaviren, also die Auslöser der „echten Grippe“. Im Umgang mit anderen „Schnupfen-Nasen“ heißt es daher vermehrt Abstand halten, da die Viren beim Niesen mehrere Meter weit herausgeschleudert werden. Um die Keimzahl niedrig zu halten, sollte man zudem lieber Einmaltaschentücher statt Stofftaschentücher verwenden und oft die Hände waschen oder ganz auf das Händeschütteln verzichten. Wenn kein Wasser verfügbar ist, hilft ein kleines Fläschchen Händedesinfektion. Auch Vorsicht vor Türklinken, Handtücher oder Haltgriffen in der S-Bahn oder am Einkaufswagen: Sie fungieren für die Hände als Keimtaxi. Haupteintrittspforte für Keime ist die Nasenschleimhaut. Ein wirksamer Schutz gegen die Influenzaviren können diese Maßnahmen alle nur bedingt sein. Effektiver ist die Grippeschutzimpfung, deren Saison jetzt startet. Wie jedes Jahr sollten jetzt Menschen ab 60 Jahre, Patienten mit Erkrankungen wie Diabetes oder Asthma, Schwangere und medizinisches Personal an die Grippe denken und sich mithilfe der Grippeschutzimpfung vor der sogenannten echten Grippe schützen. Was ist die echte Grippe? Jedes Jahr kommt es meist im Januar und Februar in Deutschland zu einer starken Häufung an Influenza-Infektionen. Diese “echte Grippe“ ist keine harmlose Erkältung. Es handelt sich um eine schwere Erkrankung, die durch plötzlich auftretendes hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und trockenen Reizhusten gekennzeichnet ist. Grippeviren werden als Tröpfcheninfektion übertragen, gerade für ältere Menschen können sie sehr gefährlich werden. Wenn beispielsweise Probleme im Herz- Kreislaufsystem vorliegen, steigt das Risiko einer Lungenentzündung. 3 Wie wird die Zusammensetzung des Impfstoffes bestimmt? Es gibt verschiedene Subtypen von Influenzaviren. Die saisonale Influenza wird derzeit von A/H1N1-, A/H3N2- und Typ-B-Viren verursacht. Der saisonale Influenza-Impfstoff enthält Bestandteile der Virus-Varianten, die für die kommende Saison erwartet werden. Das Nationale Referenzzentrum für Influenza am Robert-Koch-Institut untersucht kontinuierlich die zirkulierenden Influenzaviren und übermittelt ihre Ergebnisse wie andere Referenzzentren weltweit an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auf Grundlage dieser Daten legt die WHO die Zusammensetzung für den Impfstoff jedes Jahr aufs Neue fest. Gibt es Risiken und Nebenwirkungen? Der saisonale Influenzaimpfstoff ist in der Regel gut verträglich. Wie bei anderen Impfungen auch sind kurzzeitige lokale Reaktionen möglich, also leichte Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Impfstelle. Sie entstehen, wenn sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Unabhängig vom Impfstoff kann es zu Beschwerden kommen, die einer Erkältung ähneln: Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen. In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab. Bei einer schweren Allergie gegen Hühnereiweiß sollte mit den üblichen Influenzaimpfstoffen nicht geimpft werden; der Lebendimpfstoff sollte nicht bei Immundefizienz sowie nicht bei schwerem Asthma verabreicht werden. Für wen bezahlt die Krankenkasse? Mittlerweile gibt es mehr als hundert Krankenkassen, die die Grippeschutzimpfung für ihre Versicherten übernehmen. Ob ihre dazugehört, können Sie auf https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungsschwerpunktegesetzliche-krankenkassen/grippe-impfung/search-12.html nachlesen. Sicherer Umgang mit Medikamenten Vom Hausarzt die Blutdruckpillen und ein Herzmedikament, vom Orthopäden ein Schmerzmittel und dann noch ein Grippemittel direkt aus der Apotheke - verträgt sich das alles miteinander? Tausende Menschen werden jährlich wegen Wechselwirkungen von Medikamenten stationär behandelt. Gegensteuern will die Politik mit einem einheitlichen Medikationsplan, in den Ärzte und Apotheker seit dem 1. Oktober die verordneten und auch die freiverkäuflichen Medikamente eintragen sollen. Jeder Patient hat das Recht auf einen solchen Plan, wenn er mehr als 3 Wirkstoffe nimmt. Die rbb Praxis informiert. Außerdem wirft rbb Praxis-Ärztin Susanne Fass einen kritischen Blick in die Hausapotheken der Berliner und Brandenburger. Cholesterinsenker, Schilddrüsenhormone, Bluthochdruck- und Prostatamittel: Viele vor allem ältere Menschen nehmen täglich mehrere Tabletten ein. Oft weiß weder der Patient noch der Arzt genau, in welcher Dosierung die Wirkstoffe im Körper aufeinander treffen und wie sie miteinander agieren. Klassisches Beispiel sind Schmerzmittel: Sie erhöhen einerseits den Blutdruck. Andererseits schwächen sie gleichzeitig die Wirkung 4 von eingenommenen Blutdruckmedikamenten – und der Blutdruck steigt auf gefährliche Werte. Bei älteren Menschen gibt es viele Wechselwirkungen Ab drei Medikamenten steigt das Risiko für Wechselwirkungen massiv. Neben der Menge an Arzneien ist auch das Alter ein Risikofaktor für unerwünschte Reaktionen, da vor allem ältere Menschen viele Medikamente einnehmen. Doch mit zunehmendem Alter funktionieren die Organe nicht mehr optimal. Medikationsplan soll Wechselwirkungen reduzieren Seit Oktober 2016 soll ein bundeseinheitlicher Medikationsplan die Medikamententherapie sicherer machen. Patienten haben Anspruch auf diesen Medikationsplan, wenn sie mindestens drei zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnete, systemisch wirkende Medikamente gleichzeitig einnehmen. Das sind immerhin 20 Millionen Menschen. Die Anwendung muss überdies dauerhaft – über einen Zeitraum von mindestens 28 Tagen – vorgesehen sein. In der Regel erstellt der Hausarzt den Medikationsplan. Allerdings übernimmt kein Arzt die Gewähr für Vollständigkeit und Aktualität des Medikationsplans. Nur wenn Patienten keinen Hausarzt haben, sind auch Fachärzte verpflichtet, den Plan auszustellen, auch im Krankenhaus. Apotheker kontrollieren und ergänzen die Auflistung ebenfalls, auch um freiverkäufliche Präparate. Der Plan enthält alle Informationen zu den eingenommenen Arzneien Auf dem Medikationsplan finden sich Handelsname, Inhaltsstoffe und Informationen zur Einnahme von sämtlichen verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Neben dem Wirkstoff, der Dosierung soll der Medikationsplan auch den Einnahmegrund sowie sonstige Hinweise zur Einnahme aufführen. Zusätzlich ist ein Barcode auf dem PapierMedikationsplan aufgebracht. Er enthält die Information des Plans in digitaler Form und ermöglicht, dass dieser unabhängig von der jeweiligen Praxis- oder Apothekensoftware per Scanner eingelesen und aktualisiert werden kann. Auf diesem Weg ist eine unkomplizierte Aktualisierung in Praxen, Apotheken und auch in Krankenhäusern möglich. Ab 2018 soll der Medikationsplan digital über die Gesundheitskarte abrufbar sein. Handy-App sinnvoll? Wer sich zusätzlich einen Überblick über seine Medikamente verschaffen will, kann sich theoretisch auch mit dem Smartphone behelfen. Mittlerweile gibt es hunderte Medikamenten-Manager-Apps, die verschiedene Funktionen anbieten. Die meisten Apps stammen von Apotheken, Apotheken-Ketten oder Apothekendienstleistern. Sie sind größtenteils kostenlos und bieten zum Beispiel die Erinnerungsfunktion, damit kein Medikament doppelt oder gar nicht eingenommen wird. Warnfunktionen sollen auf Nebenwirkungen und Wechselwirkungen hinweisen. Die Stiftung Warentest hat Apps getestet. Sie bewertet in Sachen „Datenrisiko“ vor allem die App der Apotheken-Kette DocMorris als „unbedenklich“. Doch wie zuverlässig arbeitet sie? Die rbb-Praxis hat das ausprobiert. Wer diese App benutzen will, muss zunächst seine persönlichen Daten – der Name muss nicht echt sein - und die Liste der regelmäßig einzunehmenden Medikamente eingeben, inklusive Verfallsdatum und Einnahmeintervall. Die Medikamente können via Barcode auf der Verpackung mit der 5 Handykamera gescannt werden. Die Daten müssen weder mit dem Arzt noch mit der Apotheke geteilt werden, sondern dienen dem persönlichen Überblick. Erlaubt man der App Nachrichten zu senden, erinnert das Smartphone daran, regelmäßige die Medikamente einzunehmen. Die App hat außerdem einen automatischen Wechselwirkungscheck für die Medikamente. Fazit des Tests: Die App ist zwar kostenlos, übersichtlich und leicht zu bedienen. Praktisch sind die Erinnerungsfunktion und die Medikamentenliste. Bei einem Wechselwirkungscheck hat die App die Erwartungen jedoch eindeutig nicht erfüllt. Experten im Beitrag: Dr. Thomas Georgi Allgemeinmediziner Prenzlauer Allee 90 10409 Berlin Telefon: 030/ 4244043 Dr. Kerstin Kemmritz Apothekerin Falken-Apotheke Weißensee Buschallee 88 13088 Berlin Telefon: 030/ 927 99 330 http://www.bk-apo.de/ E-Mail: [email protected] Was gehört in eine Hausapotheke? Medikamente haben nur eine begrenzte Haltbarkeit! Eine Hausapotheke muss gepflegt werden, d. h in regelmäßigen Abständen die Verfallsdaten überprüfen. Die Arzneimittel aus der Hausapotheke eignen sich nicht zur Selbstbehandlung über einen längeren Zeitraum. Wenn die Symptome nach der Behandlung nicht nach wenigen Tagen verschwinden, sollte man unbedingt zum Arzt gehen! Ätherische Öle sollten vor Kindern geschützt aufbewahrt werden. Salben und auch Pflaster müssen immer auch auf ihre Haltbarkeit geprüft werden, sonst können schnell Keime einwandern. Medikamente sollten nicht geteilt werden. Benutzt ein Familienmitglied beispielsweise die abschwellenden Nasentropfen nach einem Schnupfen, bitte den Rest wegwerfen – sonst droht ebenfalls Keimverschleppung. Für alle Medikamente sollte immer die Packung und der Beipackzettel mit aufbewahrt werden. Denn nur auf der Packung steht das Ablaufdatum, auf dem Beipackzettel die Indikation für das Medikament. Abgelaufene Präparate sollten entsorgt werden, auch im Hausmüll ist das erlaubt. Die Hausapotheke sollte am besten im Keller aufbewahrt werden, nicht in der Küche oder im Bad, wo es meist zu warm oder zu feucht ist. Die meisten Hausapotheken sind überfüllt. Es reichen Pflaster, leichtes Schmerzmittel, Nasenspray und Fieberthermometer. Außerdem zu bedenken: Jedes Medikament hat nicht nur eine Wirkung, sondern je nach Präparat und Dosierung auch unterschiedliche Nebenwirkungen (z.B. Allergien), die der Laie nicht einschätzen kann! Vorsicht daher mit der Selbstbehandlung aus der Hausapotheke! 6 Fleischersatz - gesünder als das Original? Zu hohe Cholesterinwerte, Gelenkschmerzen oder Übergewicht - in solchen Fällen und auch bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen wird häufig eine andere Ernährung empfohlen. Ein erster Schritt kann dabei der Verzicht auf Fleisch sein. Sind Fleischersatz-Produkte dann der richtige Weg? Oder haben die sogar eher Nachtteile? Die rbb Praxis informiert und stellt auch Möglichkeiten vor, mit Körner-Küche den Speiseplan gesund zu gestalten. Seitan-Schnitzel, Tofu-Gyros, Veggie-Hack oder vegetarische Würste liegen im Trend. Sie sehen aus wie Fleisch oder Wurst und schmecken auch so, enthalten aber nur pflanzliche Zutaten. Für viele Menschen ist das ein guter Kompromiss. Denn sie wollen auf Fleisch verzichten, nicht aber auf den Geschmack. Unternehmen haben so eine neue, boomende Marktlücke gefunden: Für Fleischfreunde imitieren sie mit den sogenannten Fleischersatzprodukten die ganze Bandbreite der tierischen Produktwelt. Der Umsatz mit Fleischersatzprodukten hat sich in vier Jahren fast verdoppelt. Nur unverarbeitet gesund Die Fleischersatzprodukte bestehen vor allem aus drei Grundsubstanzen: Tofu stammt aus der Sojabohne. Es enthält viele Mineralstoffe und Vitamine sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Lupine ist eine Hülsenfrucht. Sie enthält von den Grundsubstanzen die meisten Nährstoffe. Ein großer Pluspunkt sind ihre vielen Ballaststoffe. Seitan besteht aus Weizeneiweiß und hat im Vergleich die wenigsten Nährstoffe. Gesünder als Fleisch sind alle drei nur im unverarbeiteten Zustand. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass eine fleischlose Ernährung sich in vielerlei Hinsicht positiv auf den Organismus auswirkt. So profitieren zum Beispiel Menschen mit Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten, Rheuma und einigen Krebserkrankungen von der vegetarischen Ernährung. Denn Vegetarier haben seltener Übergewicht, bessere Cholesterinwerte und häufig einen gesünderen Blutdruck. Sie nehmen zudem weniger gesättigte Fettsäuren, Cholesterol und Purine zu sich und verzehren häufiger gesunde komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Folglich sinkt auch ihr Risiko für Diabetes mellitus, Gicht, Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Lebenserwartung von Vegetariern ist in der Regel höher als die von Mischköstlern. Doch Achtung: Eine Ernährung mit Fleischersatzprodukten ist nicht gleichbedeutend mit der vegetarischen Ernährung. Zwar können Fleischersatzprodukte den Übergang zur fleischlosen Kost erleichtern, wenn der Arzt aus gesundheitlichen Gründen zum Fleischverzicht rät. Eine Dauerlösung sind die Fleischersatzprodukte aber nicht. Denn weder Tofu, Seitan oder Lupine schmecken von Natur aus wie Fleisch oder haben seine Konsistenz. Fleischersatz nicht langfristig gesund Sie werden daher mit allen möglichen Tricks der Lebensmittelchemie bearbeitet: Erst durch Zusatzstoffe wie Hefextrakt (Glutamat), Zucker, Palmfett mit vielen ungesunden gesättigten Fettsäuren, Salz sowie Verdickungs- und Konservierungsmittel wird daraus ein Fleischersatz. Fleischersatzprodukte sind also meist stark verarbeitet und werden von Ärzten daher nicht ohne weiteres zur langfristigen Ernährung empfohlen. Denn sie können das Risiko für einen Herzinfarkt steigern, den Cholesterinspiegel in die Höhe treiben oder einen Diabetes auslösen. Die bessere Alternative zu den fleischlosen Fertigprodukten sind deshalb die unverarbeiteten „Grundsubstanzen“. 7 Wer sich fleischlos und dennoch ausgewogen ernähren möchte, sollte sich auch aus dem reichhaltigen Angebot aus der Körnerküche bedienen. So sind Getreide und andere Körner reich an pflanzlichem Eiweiß, Vitaminen und Nährstoffen. Amaranth beispielsweise enthält viel Eisen, Magnesium und Vitamine B1. Quinoa ist wie Amaranth glutenfrei, eisenhaltig und steckt voller Eiweiß und Kalzium. Buchweizen liefert Eiweiß und Ballaststoffe. Dinkel bringt dem Organismus Kohlenhydrate, Kalium und Magnesium. Gesund ist auch Hafer: Er steckt voller Eiweiß, hochwertigen Fetten wie Omega-3 und zusätzlichen Vitaminen B1. Hirse enthält neben Kohlenhydraten vor allem Kieselsäure, Magnesium und Kalzium. Kamut bietet Eiweiß, Folsäure und Selen. Durch geschickte Kombinationen bestimmter pflanzlicher und tierischer Lebensmittel lässt sich zudem die biologische Wertigkeit der pflanzlichen Eiweiße erhöhen. Die biologische Wertigkeit beschreibt, wie effizient der Körper aus zugeführten Eiweißen eigene Proteine herstellen kann. Experte im Beitrag: Dr. med. Christian Kessler Immanuel Krankenhaus Berlin Am Kleinen Wannsee 5D 14109 Berlin-Wannsee http://berlin.immanuel.de/ Telefon: 030/ 80505-306 Expertin im Studio: Vera Spellerberg Ökotrophologin E-Mail: [email protected] RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Juliane Rossius Gabriele Enderlein Raiko Thal Beate Wagner 12.10.2016 8
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