Medizinern gelingt erstmals in Mitteldeutschland eine

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM161006_Luftroehrentrans.pdf
Medizinern gelingt erstmals in Mitteldeutschland eine
Luftröhrentransplantation
Thoraxchirurgen transplantieren erfolgreich Luftröhre bei 53-jährigem
Patienten
Heute kann sich Andre Both wieder selbstständig im Alltag betätigen, etwa Fahrrad fahren oder mit
seinem Hund spazieren gehen, dank einer lebensrettenden Luftröhrentransplantation, die erstmals
von den Chirurgen der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie des Uniklinikums Jena (UKJ) im Mai
2016 erfolgreich durchgeführt wurde. Der 53-Jährige aus Sachsen-Anhalt litt seit 2013 an einer
schweren Lungenentzündung, die später auch seine Luftröhre angriff und wurde ein Jahr darauf
Patient am UKJ.
"Ein großes Lob an das gesamte Team der Herzchirurgie und die Schwestern und Pfleger der
Station 440. Ich war in sehr guten Händen", sagt Both heute. Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der
Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, spricht von einem einzigartigen Eingriff, der ohne
Komplikationen verlief: "In Deutschland wurde 1979 die weltweit erste Luftröhre transplantiert.
Seitdem existieren nur wenige Berichte über Luftröhrentransplantationen, da sich das Verfahren
aufgrund der Schwierigkeiten beim Einwachsen des kaum durchbluteten Gewebes nie zu einem
Routineeingriff entwickelt hat. Unser Team hat sich intensiv auf die Gewebetransplantation
vorbereitet." Dr. Gloria Färber, Oberärztin der Klinik, organisierte die Entnahmelogistik: "Damit alle
notwendigen Schritte vom Spender zum Empfänger reibungslos ablaufen konnten. Dazu gehörte
auch, dass alle Beteiligten, darunter die Anästhesie, OP-Pflege und Kardiotechniker, genau über
die Abläufe informiert wurden."
Fünfstündige Operation
Die Luftröhre ist ein bis zu zwölf Zentimeter langer Schlauch, die die Luft vom Kehlkopf zu den
Bronchien befördert. Das 12-köpfige Team um Operateur PD Dr. Matthias Steinert, Leiter der
Sektion Thoraxchirurgie am UKJ, operierte fünf Stunden lang. Steinert beschreibt den Zustand des
Patienten vor dem Eingriff als kritisch. "Seine gesamte rechte Lunge war aufgrund der
Lungenentzündung zerstört und musste deshalb operativ entfernt werden. In der Folge kam es
dann auch zu einem großen Defekt in der Luftröhre. Er musste beatmet werden und erhielt
provisorisch einen Stent. Doch die Luftröhrentransplantation war letztlich unumgänglich, denn nur
so konnte der Defekt erfolgreich behandelt werden." Oberarzt Dr. Tim Sandhaus, Leiter des
Transplantationsprogramms der Herzchirurgie des UKJ, über den Eingriff: "Bei der Transplantation
handelt es sich um eine komplexe Gewebetransplantation. Im ersten Schritt wurde die
Spenderluftröhre zunächst in die sehr gut durchblutete Bauchdecke des Patienten transplantiert,
um zu sehen, ob diese angenommen wird. Da es zu keiner Abstoßungsreaktion kam, wurde diese
dann acht Wochen später wieder aus der Bauchdecke entnommen und eingesetzt."
Medizinern gelingt erstmals in Mitteldeutschland eine Luftröhrentransplantation
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Andre Both und die Chirurgen sind mit dem Ergebnis und Genesungsprozess sehr zufrieden.
"Mittlerweile ist die Luftröhre sehr gut eingeheilt. Herr Both kann wieder fast normal Luftholen, ist
aber jetzt mit nur einer Lunge noch etwas kurzatmig", sagt Sandhaus.
Kontakt:
Dr. Tim Sandhaus
Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ
Am Klinikum 1
07747 Jena
Tel.: 03641 / 9322989
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 06.10.2016 12:32 Uhr
Thoraxchirurgen transplantieren erfolgreich Luftröhre bei 53-jährigemPatienten
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