Pflanzenbau Aktuell, 40. Kalenderwoche

Landwirtschaftskammer NRW Münster, 04.10.2016
Landbau und Pflanzenschutzdienst Redaktion: Tobias Schulze Bisping Seitenzahl: 4 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz Herbstliches, kühleres Wetter stellt sich ein. Zunehmend bewölkt. Getreide: Bessere Bedingungen für Bodenherbizide Die Niederschläge vom Wochenende haben die Bedingungen für Bodenherbizide gegen Fuchsschwanz deutlich verbessert. Im Vorauflauf können Sie z.B. 0,6 l/ha Herold SC oder 4,0 l/ha Malibu fahren. Wird eine Düse mit 90 % Abdriftminderung eingesetzt, kann man bis auf 5 m an Gewässer behandeln. Mit 0,3 l/ha Cadou SC + 0,75 l/ha Bacara Forte kann bis auf den länderspezifischen Mindestabstand (in NRW 1 m) an Gewässer behandelt werden. In Gerste kann es mit dem Produkt zu Aufhellungen kommen, wenn stärkere Niederschläge folgen. Jetzt nach den Niederschlägen mit beginnendem Auflauf von Fuchsschwanz kann auch von der Mischung aus Herold oder Malibu + 2,0 l/ha IPU eine gute Wirkung erwartet werden. Allerdings ist IPU nur auf nicht drainierten Schlägen erlaubt. Auf drainierten Schlägen sollte bei aufgelaufenem Fuchsschwanz mit einer Mischung aus Boden‐ Blattherbiziden gefahren werden. In Gerste z.B. 0,9 l/ha Axial + 0,45 l/ha Herold SC. Um bessere Wirkungsgrade zu erreichen, empfiehlt sich der Einsatz erst ab Außentemperaturen von tagsüber max. 10 °C und nachts 5 °C. Insektizide können mit in den Tank gegeben werden. Auf leichten Böden geht es i.d.R. in erster Linie um Windhalm und Unkräuter wie Kornblume und Mohn. Hier kann im Nachauflauf gearbeitet werden. Wichtig ist, dass der Windhalm noch nicht bestockt. Eine sehr breite Wirkung kann z.B. mit einer Mischung aus 2,0 l/ha Trinity + 0,2 l/ha Herold SC erreicht werden. Getreide: Weiter auf Läuse achten Die vergangenen milden Winter haben zu einer sehr hohen Läusepopulation geführt. Besonders in 2015, aber auch in diesem Jahr ist es in Frühsaaten von Getreide häufig zu massiven Schäden durch Gelbverzwergungsvirus gekommen (BYVD), welches von den Blattläusen übertragen wird. Da bereits viele Maisflächen geerntet sind, fliegen die Läuse jetzt die jungen Getreidebestände an. Sobald problemlos Läuse entdeckt werden, empfiehlt sich ab 1,5 Blättern eine Behandlung mit z.B. 300 ml/ha Bulldock, 75 ml/ha Karate Zeon, 150 g/ha Lambda/Trafo WG oder 150 g/ha Hunter/Kaiso Sorbie. Blattdünger zur Verbesserung der Winterfestigkeit empfehlen sich erst ab vier Laubblättern, besser noch mehr. Raps: Schwache Bestände nicht einkürzen Die Rapsbestände in NRW zeigen sich je nach Niederschlagsverteilung und Saatbettbedingungen stark unterschiedlich in der Entwicklung. Ob in bereits gekürzten, üppigen Beständen noch eine gezielte Behandlung gegen Phoma notwendig ist, bleibt abzuwarten. Tendenziell spricht die bisherige Witterung dagegen. In vielen Beständen steht noch die Entscheidung zwischen Umbruch oder Bestandesfortführung an. Wo problemlos Mais nachgebaut werden kann, kann noch bis zum Frühjahr abgewartet werden. Der Raps sollte jetzt aber mindestens 3 bis 4 Laubblätter haben. Schwache Bestände mit einem Fungizid zu behandeln, ist kontraproduktiv. Diese Bestände können jetzt besser noch mit 1 dt/ha KAS oder Gülle (max. 40 kg NH4 /80 kg/ha Gesamt‐N) angeschoben werden. Hat der Raps weniger als drei Blätter oder gibt es sehr große Lücken, empfiehlt sich der Umbruch, zumal es kälter werden soll. Ein Rapsblatt braucht eine Temperatursumme von ca. 90 °C. CCM‐ und Körnermais nicht zu spät ernten Das spätsommerliche Wetter der vergangenen Wochen hat außergewöhnliche Trockenmassegehalte beim Mais zur Folge. Während nach wie vor Restbestände an Silomais, mit zumindest in Niederungslagen viel zu hohen T‐Gehalten gehäckselt werden müssen, schnellen auch die Trockenmassegehalte beim Körnermais nach oben. In den Landessortenversuchen Körnermais konnten frühe Sorten teilweise mit weniger als 25 Prozent Wasser gedroschen werden. Ein weiterer Rückgang der Feuchtegehalte ist nicht zu erwarten. Da die Pflanzen in Blättern und Stängel regelmäßig total ausgelutscht sind, bzw. standort‐ und sortenspezifisch viel Stängelfäule zu finden ist, brechen viele Maisbestände jetzt zusammen, was unweigerlich höhere Ernteverluste zur Folge haben wird. Auch die Körnermaisernte sollte daher zügig zu Ende gebracht werden. Die gute Befahrbarkeit der Flächen sollte für das saubere Mulchen der Erntereste genutzt werden, um ein Überdauern von Maiszünslerlarven zu verhindern. In der Fläche nimmt der Befall leider weiter zu. Zuletzt konnte Befall in den Höhenlagen am Versuchsstandort Meschede festgestellt werden. Auf zum Zwischenfruchtfeldtag Am 06.10.2016 findet von 13:00 – 17:00 Uhr in Kalkar‐Neulouisendorf (Hochstraße 39) ein Zwischenfruchtfeldtag der Landwirtschaftskammer NRW statt. Zu den Themen Boden‐ und Wasserschutz, Greening und Biodiversität sowie Zwischenfrüchte für Gründüngung, Futterbau und Biomasseproduktion sind umfangreiche Versuche zu besichtigen. Zu den Themenschwerpunkten gibt es jeweils Feldführungen. Interessante Diskussionen und der Fachaustausch ergeben sich an den Versuchsfeldern. Siehe auch den Hinweis im Internet unter: http://www.riswick.de/veranstaltungen/zwischenfruchttag.htm Kartoffeln: bei der Keimhemmung mit Chlorpropham beachten Der als Wachstumsregler eingestufte Wirkstoff Chlorpropham (CIPC) unterdrückt die Zellteilung in den Augen und damit das Wachstum der Keime an den Knollen. Dafür ist eine bestimmte Wirkstoffkonzentration auf den Knollen erforderlich, sonst setzt die Keimbildung wieder ein. Wichtig ist, dass die Behandlung vor Beginn der Keimung erfolgt und das nur gesunde, schalenfeste, ausgereifte und trockene Kartoffeln, die möglichst frei von Erde sind, behandelt werden, ansonsten besteht die Gefahr von Schalenbrand. Bei bereits gekeimten Kartoffeln kann das Keimwachstum nach dem Einsatz von CIPC zwar verlangsamt werden, aber gleichzeitig steigt die Gefahr der Innenkeimung. Weitere Risikofaktoren für eine stärkere Innenkeimung sind ein zu hoher Erdanteil im Erntegut, ein sehr stark abgesetzter Kartoffelstapel und eine ungleichmäßige Luftverteilung im Lager. Schalenbrand Innenkeimung (Fotos: Rolf Peters, VS Dethlingen) Bewährt hat sich die Kombination aus Behandlungen bei Einlagerung und dem Heißnebelverfahren im Lager. Bei der ersten Behandlung müssen ausreichende Wirkstoffmengen ausgebracht werden, um die Initialwirkung zu erzeugen. Dabei ist eine unterschiedliche Verträglichkeit der Sorten zu beachten. Bei reinen Nebelapplikationen muss auf eine ausreichende Startmenge geachtet werden. Mit CIPC behandelte Kartoffeln müssen im Direktverkauf gekennzeichnet werden. Behandelte Kartoffeln getrennt von Pflanzkartoffeln lagern! Zur Vermeidung von Keimschäden Pflanzkartoffeln nicht wirkstoffhaltigen Nebel bzw. Ventilationsluft aussetzen und nicht in vernebelten Räumen oder gemeinsam mit behandelten Partien lagern. Zuckerrüben: Blätter und Erdschwad verteilen Nach der Rübenernte sollte auf eine gleichmäßige Blattverteilung und ‐einarbeitung geachtet werden. Eine gute Durchmischung des Bodens führt dazu, dass die Überdauerungsorgane der Blattkrankheiten abgebaut und vernichtet werden. Wenn Rübenzystennematoden auf der Erntefläche eine Rolle spielen, konzentrieren sie sich zum Zeitpunkt der Ernte besonders stark im Bereich um die Rübenkörper. Nach der Feldrandreinigung und Verladung der Zuckerrüben ist damit auch das dabei entstandene Erdschwad deutlich höher mit Nematoden belastet. Daher sollte das Erdschwad noch etwa eine Woche liegen gelassen werden, da es sich dann durch den hohen Anteil organischer Substanz wie ein Komposthaufen erhitzt und den erhöhten Nematodenbesatz auf das Durchschnittsniveau der Fläche reduziert. Anschließend kann es auf dem Vorgewende großflächig auseinander gezogen und verteilt werden. Problematisch können zwischenzeitliche stärkere Niederschläge sein, da der hohe Feinerdanteil verschlämmen kann. (Foto: E. Winkelheide) Mais – Erntereste zerkleinern Maiszünsler Ausbreitung in 2016
2016
bis 2015
Kartengrundlage
Auf bekannten Zünslerbefallsflächen unbedingt auf das zeitige Mulchen der Maisstoppeln achten. Gegenüber den Vorjahren ist ein deutlicher Befallsanstieg bzw. eine Befallsausbreitung festgestellt worden. Larven werden jetzt schon in Stoppelresten gefunden werden (Fotos C. Bischur). Um dem Schädling effektiv zu bekämpfen, empfiehlt es sich in Befallsgebieten nach der Ernte die Maisstoppeln herunter zu mulchen und anschließend sauber einzuarbeiten (spätestens im Frühjahr). Werden die Schläge sowieso gepflügt, kann mit dem weniger energiebedürftigen Sichelmulcher gearbeitet werden. Bei einer pfluglosen Bewirtschaftung empfiehlt sich immer der Einsatz des Schlegelmulchers. Platt gefahrene Stoppeln können nur schwer erreicht werden und stellen ein Restrisiko dar. Da der Zünsler einen recht weiten Flugradius hat, bringt es nichts, wenn nur ein Landwirt in der Region seine Schläge mulcht. Durch das Mulchen wird außerdem die Strohrotte gefördert. Dadurch senkt sich das Risiko für Fusarium‐Infektionen im nachfolgenden Weizen/Triticale oder auch für Turcicum‐Blattflecken, wenn der Mais in Selbstfolge steht. Mais: Wurzelunkräuter auf der Maisstoppel Die Silomaisernte ist zurzeit im vollen Gange. Das Mulchen der Maisstoppeln als phytosanitäre Maßnahme zur Verminderung des Maiszünslers und der Fusariumbelastung beseitigt auch größere Samenunkräuter. Sollten aber Probleme mit Wurzelunkräutern bestehen, besteht die Möglichkeit, diese nachhaltig mithilfe Glyphosat‐haltiger Produkte zu bekämpfen. Gegen Quecken und andere Gräser reichen die reinen Glyphosat‐Produkte. Gegen Disteln, Ampfer, Schachtelhalm und Winden ist Kyleo deutlich besser geeignet. In jedem Fall kann die Wirkung zu Zusatz von 5 ‐ 10 kg/ha SSA verbessert werden. Es ist in jedem Fall zu prüfen, ob nicht eine Teilflächenbehandlung ausreichend ist, um den Einsatz von Glyphosat auf das notwendige Maß zu beschränken. Grünland: Mäuseköder im Frühjahr ausbringen In diesem Jahr ist der Mäusebefall in weiten Bereichen des Grünlandes verhalten. Trotzdem sind die Flächen nach dem letzten Schnitt oder der letzten Nutzung zu kontrollieren. Herbstanwendungen mit Rodentiziden sind problematisch, weil die Köder gesammelt, eingetragen und erst über Winter gefressen werden. Winterbehandlungen sind erfolgsversprechender. Die chemische Bekämpfung ist zurzeit nur mit Präparaten auf Basis des Wirkstoffs Zinkphosphid möglich. Da eine erhebliche Gefahr der Primärvergiftung für andere Tiere, insbesondere Vögel besteht, dürfen diese Mäuseköder nur verdeckt ausgebracht werden. Bei geringem Mäusedruck reicht in den meisten Fällen das Aufstellen von Sitzkrücken. Von hier aus können dann Greifvögel auf die „Mäusejagd“ gehen. Die Sitzkrücken sollten wegen der Unfallgefahr aber nicht an starkbefahrenen Straßen aufgestellt werden.