Werbespot provoziert mit Frauenbild

Ungewöhnlich: H&M-Model zeigt Achselhaare.
Werbespot provoziert mit Frauenbild
fs / 28. Sep 2016 - Achselhaare, Muskeln, Bäuchlein: Ein Modekonzern löst mit
seiner neuen Werbekampagne eine Kontroverse im Netz aus.
Der schwedische Moderiese H&M bricht im Werbespot für die HerbstWinterkollektion mit dem gängigen Frauenbild, das der Konzern selber jahrelang
propagiert hat. Statt perfekter Models sind Frauen mit Achselhaaren, Fettpölsterchen
und Glatze zu sehen. Mit dabei sind auch eine ältere Frau, ein lesbisches Paar und
ein Transgendermodel. Allerdings sind die meisten Frauen professionelle Models.
Eine Sängerin und eine Schauspielerin machen auch mit. Die Frauen sitzen
breitbeinig in der U-Bahn, entfernen beim Essen mit der Gabel Reste aus einem
Zahnzwischenraum oder essen Pommes Frites. H&M will nach eigenen Angaben mit
dem Spot Frauen in ihrer Verschiedenheit zeigen, um sie als Kundinnen zu
gewinnen.
Lob
Unter dem Hashtag #ladylike ist auf Twitter eine Kontroverse über den Werbespot
ausgebrochen. Er wird einerseits gelobt, weil er mit dem gängigen Frauenbild bricht
und Frauen in Alltagssituationen zeigt. Userinnen solidarisieren sich mit dem Spot
und posten Bilder von sich und ihren Makeln. Für andere ist unbegreiflich, dass diese
Kampagne für Aufsehen sorgt. «Guter Ansatz, aber schockierend, dass solche
Werbung immer noch als neu und feministisch gilt.»
Kritik
Kritikerinnen werfen H&M ein billiges Spiel mit Geschlechterbildern vor. Die
Journalistin Jenni Zylka rief den Konzern auf, der feministischen Etikette im
Werbespot Taten folgen zu lassen und den angestellten Näherinnen und
Raumpflegerinnen endlich anständige Löhne zu zahlen. Eine junge Radio-Reporterin
mit Kleidergrösse 46 twitterte: «Wenn ihr Werbung mit dicken Ärschen macht, dann
macht auch Hosen für dicke Hintern.» Und eine andere Twitter-Userin wünscht:
«Geiler wär, wenn wir endlich aufhören zu thematisieren, was alles auch #ladylike
sein kann – und stattdessen einfach SIND. Ohne Kategorie.»