Franz West – ARTISTCLUB

Wien, 29. September 2016
21er Haus
Museum für
zeitgenössische Kunst
Quartier Belvedere
Arsenalstraße 1
1030 Wien
Öffnungszeiten:
Di: 11 – 18 Uhr
Mi: 11 – 21 Uhr
Do – So: 11 – 18 Uhr
An Feiertagen geöffnet
Pressedownloads:
21erHaus.at/presse
Kontakt:
Presse 21er Haus
+43 1 795 57-338
[email protected]
Marina Faust - Franz West, Talk without Words (Christopher Wool), 2012, © Marina Faust
Franz West – ARTISTCLUB
14. Dezember 2016 bis 23. April 2017
Pressekonferenz: 13. Dezember 2016, 10 Uhr
Anmeldung unter [email protected]
Ab Dezember präsentiert das 21er Haus mit der Ausstellung Franz West – Art Club zentrale
Arbeiten des bedeutenden österreichischen Künstlers Franz West (1947–2012), die in
Kooperation mit anderen Größen der zeitgenössischen Kunst, darunter Marina Faust, Douglas
Gordon, Michelangelo Pistoletto, Rudolf Polanszky, Anselm Reyle und Heimo Zobernig,
entstanden sind. Die Ausstellung reflektiert Wests Auffassung von Kunst als partizipatorischem
Akt, sein Konzept der Einbindung unterschiedlicher künstlerischer Positionen in kollaborative
Prozesse sowie seinen damit in Zusammenhang stehenden Begriff der Autorschaft.
1947 in Wien geboren, kam West bereits als Jugendlicher in Berührung mit dem Kunstfeld, neben
Galerien- und Museenbesuchen, die ihm Einblicke in internationale Kunstbewegungen
ermöglichten, erlebte er in seinem unmittelbaren Umfeld Manifestationen der Wiener
Aktionisten. Angeregt durch Kontakte zur Literaten- und Intellektuellenszene Wiens begann West
früh mit der intensiven Lektüre und Reflexion philosophischer Schriften. Die Auseinandersetzung
mit unterschiedlichen philosophischen Thesen – wobei der Bedeutungstheorie von Ludwig
Wittgenstein eine besondere Rolle zuteilwerden sollte – wirkte zeitlebens entscheidend auf
Wests künstlerisches Schaffen. 1970 begann West spontan und autodidaktisch mit seiner
eigenen Kunstproduktion, nach kleinformatigen Papierarbeiten entstanden ab Mitte der 1970erJahre erste Passstücke, welche auf dem für West von nun an grundlegenden Prinzip der
Partizipation aufbauten.
„Ich nenne die Passstücke mit menschlichen Körpern Kunst.“
Die tragbaren, haptisch erlebbaren Gebilde, die als temporäre plastische Erweiterungen des
menschlichen Körpers fungieren und den Rezipienten zum integralen Element des Kunstwerks
erheben, zählen zu den einflussreichsten Arbeiten Wests. Auch die berühmten Sitzmöbel sowie
die großformatigen Außenskulpturen Wests basieren auf dem Grundsatz der Partizipation. West
hinterfragte radikal das Verhältnis von Künstler, künstlerischer Arbeit und Rezipient, sein
Werkbegriff ist definiert durch variante Bedeutungs- und Beziehungsgefüge.
„Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein. Alles, was wir überhaupt beschreiben können,
könnte auch anders sein.“ Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus 5.634
Anders als bei einem gänzlich autonom gedachten Werk sollen keine endgültigen Antworten
formuliert werden. So offerieren Wests Skulpturen und Installationen stets die Möglichkeit für
einen Dialog mit dem Rezipienten, sowohl auf physisch erlebbarer sowie, oftmals durch
entsprechende Begleittexte initiiert, auf intellektueller Ebene.
Wests offener Werkbegriff, der im Unabgeschlossenen und Prekären der Passstücke seinen
Anfang nimmt, findet konsequente Erweiterung in der Relativierung der Bedeutung der
Autorschaft. Bereits nach den Erfahrungen des Wiener Aktionismus zeigte sich West zutiefst
abgeneigt von einem heroischen Künstlerverständnis – „Ich finde diese Meisterfiguren und Idole
ekelhaft“. Ganz in diesem Sinne wirkt Wests Arbeit jeglichem Pathos um die eigene Person und
das Artefakt konsequent entgegen. Durch Strategien wie Mitautorschaft, Kollaboration und Zitat
sowie durch die Neukomposition von Werken aus diversen Schaffensphasen und die
Einbeziehung von Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler führte West ein subversives,
oftmals auch humorvolles Spiel mit der Autorschaft sowie mit der Autonomie des Kunstwerks.
Ziel der Ausstellung im 21er Haus ist, die unterschiedlichen Szenarien, in welchen West multiple
Autorschaften zusammenführte, aufzuzeigen und zu untersuchen.
„Das ist ein Wittgensteinischer Gedanke, Teil einer Zusammengehörigkeit zu sein, einer
Übereinkunft, aus der etwas entsteht, durch eine Interaktion.“
Die Ausstellung umfasst die in diesem Zusammenhang äußerst bedeutende Arbeit Extroversion,
die West für die Biennale di Venezia 2011 (jenes Jahr, in dem ihm der Goldene Löwe für sein
Lebenswerk verliehen wurde) konzipierte. West stülpte für die Installation die Wände der Küche
seines Ateliers quasi um, die darin enthaltenen 43 künstlerischen Arbeiten von Freunden,
Künstlerkollegen und Mitarbeitern traten nach außen. Sie behielten ihre Autonomie, wurden
aber zugleich Teile einer komplexen künstlerischen Entität. Neben dem charakteristischen
Prozess der Verlagerung von Werk- und Autorbegriff öffnet Extroversion zudem ein neues
spannendes Feld hinsichtlich Wests Erfahrung und Behandlung von Raum und Architektur. So
bildet die Arbeit den Ausgangspunkt für einen zusätzlichen Fokus der Ausstellung, in dem
anhand konkreter Konzepte Wests Raum- und Architekturauffassung verhandelt wird.
Text: Véronique Abpurg
Allgemeine Information
Ausstellungstitel
Franz West – ARTISTCLUB
Kurator
Harald Krejci
Dauer
14. Dezember 2016 bis 23. April 2017
Ort
21er Haus
Museum für zeitgenössische Kunst
Quartier Belvedere, Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Öffnungszeiten
Dienstag 11 bis 18 Uhr
Mittwoch 11 bis 21 Uhr
Donnerstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr
an Feiertagen geöffnet
Tickets
Regulär | 7 Euro
Jahreskarte 21er Haus | 21 Euro
Ermäßigt | 5,50 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre | frei
Web
21erhaus.at
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