Teil 11: Füllen von Rissen und Hohlräumen

Fakultät Bauingenieurwesen, Institut für Baustoffe, Prof. Dr.-Ing. Viktor Mechtcherine
Modul 4-21, WS
Bauen im Bestand – Instandsetzungsmethoden und -baustoffe
baustoffe
Teil 11:
Füllen von Rissen und Hohlräumen
Viktor Mechtcherine
Institut für Baustoffe
Risse im Stahl- und Spannbetonbau
Richter; BMO 2009
TU Dresden, Institut für Baustoffe, Viktor Mechtcherine – Bauen im Bestand 2010/2011
- 2- -2 -
Risse im Stahl- und Spannbetonbau
Rissursachen
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- 3 -- 3 -
Ziele der Rissfüllung bzw. -injektion
Mit dem Füllen von Rissen und Hohlräumen werden
nach Rili-SIB i.d.R. folgende
g
Ziele verfolgt:
g
- Hemmen oder Verhindern des Eindringens
korrosionsgefährdender Stoffe
- Abdichten durchlässiger Bauteile
- Herstellen einer begrenzt dehnfähigen Rissabdichtung
- kraftschlüssige Verbindung von Riss- und Hohlraumflanken
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- 4 -- 4 -
Vorgehensweise – Inspektion
Bestimmung der Rissart
● visuelle Inspektion oder Kernbohrung
● Klassifizierung in oberfächennahe Risse und Trennrisse
Untersuchung der Rissgeometrie (Verlauf, Breite, zeitliche Veränderungen)
● Vermessung und Kartierung von Rissen
● Messung von Rissbreiten über kurze und/oder lange Zeiträume
● Ursache von Rissen
Erfassungg des IST-Zustandes der Risse
● Verunreinigung der Rissumgebung
● Feuchtezustand: nass, trocken, wasserführend (druck-/drucklos)
● Rückstände aus früherer Instandsetzung / Materialverträglichkeit
SIVV Handbuch; 2007
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- 5 -- 5 -
Vorgehensweise – Risserfassung
Richter, BMO; 2009
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Vorgehensweise – Rissursachen und -verhalten
Kenntnis von Rissursache und -verhalten:
– entscheidend für fachgerechte Planung der Instandsetzung
– qualifizierte Beurteilung der Notwendigkeit und der Art des Füllens
w > 0,2
0 2 mm
w≤0
0,2
2 mm
Ob flä h
Oberflächennahe
h Risse
Ri
T
Trennrisse
i
Risstiefe etwa bis Betondeckung
wesentliche Teile des Querschnittes (Zugzone, Steg)
oder Gesamtquerschnitt gerissen
BE-System
OS-System
Tränkung
Kraftschlüssig (EP)
Injektion oder
D h fähi (PUR)
Dehnfähig
Rissarten nach ZTV-ING BA für Straßenwesen 2003
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Nach Gusia
Gusia, 2006
- 7 -- 7 -
Vorgehensweise − Instandsetzungsstrategie
Rissinstandsetzung
g
W wird
Was
i d erwartet
Aussehen
(Kosmetik)
Ästhetik
Imprägnierung /
Schutz
Lastabtragung
(Bauwerk)
Barriere zur
Umgebung
Verkehrslast
Stoßlast
Eigeng
last
Unerwünschte Effekte falls die Instandsetzung nicht richtig ausgeführt wird
Loch in/durch
Reparatur /Träger
Reparatur-/Trägermaterial
Reissen des
Instandsetzung
Instandsetzungmaterials
Reissen des
Untergrund
Untergrundmaterials
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Überbeanspruchung
Untergrund
des Untergrundmaterials
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Kenntnis der Rissursachen − Beispiel
Ursache?
- Herstellung/Verarbeitung
H
t ll
/V
b it
- äußere Belastung
- Zwängung
Das geklebte Bauteil kann der Beanspruchung nicht
Stand halten. Zugversagen wird verursacht durch das
Zusammenziehen der Bauteile.
aufweiten
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Ursache?
- falsche Instandsetzung
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Vorgehensweise − Instandsetzungsanalyse
Instandsetzungsanalyse
Nutzererfordernisse
Tragwerksanforderungen
Lebensnotwendigkeit
Herstellbarkeit
Dringlichkeit
Wirkung der
Instandsetzung auf das
T
Tragwerk
k
Kosten
U
Umgebung
b
Ästhetik
Sicherheit
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- 10- -10 -
Verfahren zum Füllen von Rissen
Die Ziele können durch unterschiedliche Füllarten und
Rissfüllstoffe erreicht werden:
- Tränkung (T) – Füllen von Rissen ohne Druck
- Injektion (I) – Füllen von Rissen unter Druck
Rissfüllstoffe: nach DIN EN 1504 Teil 5
- Epoxidharz
p
((EP-T und EP-I))
- Polyurethan (PUR-I)
(ZL T und ZL-I),
ZL I),
- Zementleim (ZL-T
- Zementsuspension (ZS-T und ZS-I)
[ZMB B26; 6.2003]
Für die Verwendung von Produkten nach DIN EN 1504-5 (Rissfüllstoffe)
in Deutschland im standsicherheitsrelevanten Bereich gilt zusätzlich
DIN V 18028 „Rissfüllstoffe
Rissfüllstoffe nach DIN 1504-5
1504 5 mit besonderen Eigenschaften“
Eigenschaften
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Verfahren zum Füllen von Rissen
Anwendungsbereiche für Füllarten und Füllstoffe
ZMB B26; 6.2003
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Eigenschaften des Füllgutes
Epoxidharz
Als Füllgut für Risse und Hohlräume werden lösungsmittelfreie, niedrigviskose
EP verwendet. Die Eigenschaften
g
sind in ZTV-ING und Rili SIB des DAfStb
festgelegt. Für die Anwendung auf der Baustelle müssen folgende Angaben
vorliegen:
- Anwendungstemperatur (Bauteiltemperatur)
g
- Gebindeverarbeitungszeit
(Verarbeitbarkeitsdauer)
- Zeitraum des Nachinjizierens (maximale
I j kti
Injektionszeit)
it)
- Festigkeitsentwicklung
[SIVV Handbuch, 2007]
[ZMB B26; 6.2003]
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- 13- -13 -
Eigenschaften des Füllgutes
Polyurethanharz
y
Als Füllgut für Risse und Hohlräume werden nach ZTV-ING und Rili SIB
lösungsmittelfreie, niedrigviskose, porenbildende PUR-Harze verwendet. Für
di Verarbeitung
die
V
b it
auff der
d B
Baustelle
t ll müssen
ü
ffolgende
l
d ttechnische
h i h D
Daten
t
bekannt sein:
- Anwendungstemperatur (Bauteiltemperatur)
- Gebindeverarbeitungszeit
(V
(Verarbeitbarkeitsdauer)
b itb k it d
)
- Zeitraum des Nachinjizierens (maximale
Injektionszeit)
- Dehnfähigkeit des im Riss erhärteten Füllgutes
[SIVV Handbuch, 2007]
[ZMB B26; 6.2003]
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- 14- -14 -
Eigenschaften des Füllgutes
Zementleim
e e t e / Zementsuspension
e e tsuspe s o
ZL nach ZTV-ING und Rili SIB wird aus Zement gemäß DIN EN 196 bzw.
DIN 1164 hergestellt, Mahlfeinheit > 4500 cm²/g. ZS wird aus Feinstzement
(Siebdurchgang dmin≥ 95 % bei 16 µm Maschenweite) hergestellt. Für die
Verarbeitung auf der Baustelle müssen folgende technische Daten bekannt
sein:
- Anwendungstemperatur (Bauteiltemperatur)
- Gebindeverarbeitungszeit (Verarbeitbarkeitsdauer)
- Zeitraum des Nachinjizierens
- Festigkeit des Füllgutes
Vorteile:
- feuchtigkeitsunempfindlich
- hohes Fließvermögen
- lange Verarbeitungszeit; einfache Verarbeitung
- kraftschlüssiger Verbund; gleiche Materialbasis
- Reinigungsmittel nur Wasser
[SIVV Handbuch, 2007]
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- 15- -15 -
Technik zur Rissfüllung
Anordnung bei Eintauchung
- nur schmale Riss
- lange Zeit flüssiges Epoxidharz
Einntauchbereich
Haftmittel
Niederdruck Injektionsspritze
Oberfläche versiegeln, um Haftmittel einzugrenzen
Oberflächenmontierte
Anschlussi j kti
injektion
Haftmittel
Aufbau für Oberflächeninjektion
mit anschließender Verdichtung
Oberfläche versiegeln, um Haftmittel einzugrenzen
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- 16- -16 -
Ausführung von Rissfüllungsarbeiten
[FUGO TEC 2009]
[FUGO-TEC,
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- 17- -17 -
Gerätetechnik
Injektionsgeräte müssen generell folgende Eigenschaften
aufweisen:
- einfache
i f h B
Bedienbarkeit
di b k it
- geringe Störanfälligkeit
- im Funktionsbereich regelbarer bzw
bzw. begrenzter Druck
- einfache Reinigungs- und Wartungsmöglichkeit
Für Mehrkomponentengeräte (z.B.:
(z B : Geräte für Harzinjektionen) gilt
zusätzlich:
- hohe Dosiergenauigkeit über alle Temperaturbereiche
- geringe Anfälligkeit gegen fehlerhafte Bedienung
- ausreichend hoher Mindestdruck im gesamten Funktionsbereich
- Abschaltautomatik bei Dosierfehlern
Das Verpressen von ZL und ZS erfolgt mit Einkomponentengeräten im
Niederdruckverfahren
Niederdruckverfahren.
[ZMB B26; 6.2003]
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- 18- -18 -
Technik zur Rissfüllung
[ZMB B26; 6.2003]
Rissverpressung an einer Stütze
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- 19- -19 -
Technik zur Rissfüllung
Haftmittel
Bohrloch
Verdichtungsinjektion
H ft itt l
Haftmittel
j
Vakuuminjektion
Vakuum
Folie,
Membran
Aufbau einer inneren Injektion
mit Bohrlochverdichtung
Aufbau einer inneren Injektion
mit Vakuum
Oberfläche versiegeln, um Haftmittel einzugrenzen
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Technik zur Rissfüllung
Häufigste Methode: Injektion
- Riss in Abständen der halben bauteildicke schräg angebohrt
- Bohrlöcher werden mit Packern dicht verschlossen
- Injektionsgut über Packer hineingepresst
Verwendung
V
d
von:
- Bohrpackern
- Schlagpackern
- Klebepackern
[Sto; Packer, 2009]
[Sika; Parkhaus 2009]
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Qualitätskontrolle
Kalibrierung der Geschwindigkeit im ungerissenen Beton
Volle Eindringung/Penetration
Bohrkernprobe eines durch Injektion
verfüllten Bruches.
Sichtprüfung ermöglicht Rückschluss
auf den Eindringtiefe
teilweise Eindringung
und
Möglichkeit der Qualitätskontrolle
mittels Ultraschalllaufzeitmessung
schwache Eindringung
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Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung
Nach ZTV
ZTV-ING
ING Teil 3 Massivbau Abschnitt 5:
Füllen von Rissen und Hohlräumen in Betonbauteilen
Es sind standardisierte Formblätter auf der Baustelle zu führen sowie alle
durchgeführten
f
Arbeiten und Umweltbedingungen zu dokumentieren:
- Sammelblatt
- Allgemeine Angaben
- Tagesprotokoll
- Riss-Protokoll
- Ausgeführte Füllung
von Rissen
Ri
- Anordnung von
Packern
[ZMB B26; 6.2003]
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