Patienteninformation PTBS

Patienteninformation
PTBS
Posttraumatische Belastungsstörung
V2.0
Seit einigen Jahren suchen Menschen unsere Hilfe, die durch ein plötzliches äußeres Ereignis in ihrem gewohnten Leben erschüttert wurden. Insbesonders selbsterfahrene Gewalt, sexuelle Gewalt, auch miterlebte
Gewalt, technische oder natürliche Katastrophen, in die man als Betroffener oder Helfer verwickelt ist, Unfälle, plötzliche schwere Krankheit oder der Verlust nahestehender Personen können das sein, was man eine
traumatisierende Erfahrung nennt. Dabei ist besonders die erfahrene Lebensbedrohung - hier kommt es nur
auf die Sicht des betroffenen Menschen an -, das Erleben von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein von entscheidender Bedeutung. Solche Ereignisse können z.B. sein:
- besonders gravierende Arbeits- und Verkehrsunfälle
- Überfälle und Gewalttaten mit Bedrohung des Lebens oder der Gesundheit
- versuchte oder vollendete Vergewaltigungen
- das Miterleben von Katastrophen oder die immer wieder erneute Konfrontation mit Verletzung
und Tod bei Polizisten, Feuerwehrleuten, Sanitätern, Soldaten
- das Miterleben von schweren Verletzungen anderer, z.B. bei Bahnbediensteten
- Verlust eines Kindes oder eines anderen nahen Angehörigen
- die Diagnose einer Krebserkrankung und die notwendige, aber belastende medizinische Behandlung Mobbing, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation
Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen. Was ein "Trauma" ist, hängt eben auch von dem ab, der
es erfährt und davon, in welcher Verfassung er es erfährt. Ein Trauma erschüttert den Menschen in seinem
Gefühl von Sicherheit, geteilter Verantwortung und angemessener Kontrolle über sein Leben und beinträchtigt hier ein Grundbedürfnis des Menschen. Ein Teil der Menschen kann die traumatische Erfahrung aus eigener Kraft und mit der Unterstützung von Angehörigen oder Kollegen überwinden. Bei einem anderen, nicht
geringen Teil der Betroffenen überdauert eine seelische Störung, die auch noch anhält, wenn rein körperliche
Schäden ausgeheilt sind. Der schon im Wort gezogene Vergleich mit einer körperlichen Verletzung, einem
Körpertrauma ist eben durchaus gerechtfertigt, da ein seelisches Trauma seine Spuren im Nervensystem
hinterlassen kann. Mit modernen Untersuchungsmethoden, die die Stressreaktion des Körpers messen und
die Aktivität des Gehirns abbilden, konnten diese Spuren nachgewiesen werden. Aus dem Verständnis der
Veränderungen im Nervensystem konnte man auch die Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung
besser verstehen. Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung können z.B. sein:
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- diffuse oder auf Bestimmtes bezogene Ängste oder Panikattacken, wobei einige Menschen ein
Vermeidungsverhalten entwickeln
- depressive Verstimmungen mit oder ohne Selbstmordgefährdung
- erhöhte Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen
- innerer Rückzug mit Gefühlsverarmung und Interessenverlust
- Schlafstörungen mit Alpträumen, die das Trauma wiederholen oder darum kreisen
- eindringende (intrusive) Gedanken, Bilder, andere Erinnerungsfetzen bis zum genauen
Wiedererleben des Trauma im "Flashback", wobei zum Teil äußere Auslöser, sogenannte
"Trigger", gefunden werden können
- diffuse oder umschriebene körperliche Störungen, häufig als Schmerzen, z.B. Kopfschmerzen eine Erinnerungslücke kann für das Trauma im Ganzen oder in Teilen bestehen, wodurch die
Betroffenen keine Verbindung herstellen können
- bei früh im Leben beginnender oder schwerer, langanhaltender Traumatisierung kann es zu
Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung oder einem Persönlichkeitswandel kommen.
Die Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung können in unterschiedlicher Zusammensetzung
und Intensität zu verschiedenen Zeiten des Lebens bestehen. Es kann eine tatsächliche oder vermeintliche
Zeit der Ruhe geben, bis zum Teil nach Jahren Symptome auftreten. Betroffene, aber auch Ärzte sind
manchmal sehr überrascht und stellen keine Verbindung zum Psychotrauma her. Daß die Betroffenen ohne
Wissen über die PTBS die Symptome dann mißverstehen müssen, liegt auf der Hand. Da die Erinnerung an
das Trauma verborgen sein kann, einer Amnesie unterliegt und die Erinnerung anders als sonst nicht integriert, sondern in einzelne Elemente aufgesplittert sein kann, sind Zusammenhänge zu Beginn oft schwer zu
erkennen. Die traumatische Erinnerung wirkt zu Beginn der Behandlung oft wie ein zersplitterter Spiegel, auf
dem das Bild des Traumas festgehalten ist. Ein einzelner oder wenige Splitter lassen wenig erkennen. Es ist
also eine genaue und spezialisierte Diagnostik notwendig, die neben der Symptomatik auch die Vorgeschichte einbezieht und andere Ursachen ausschließt. Die Erkrankung kann den Menschen in seinen sozialen und beruflichen Möglichkeiten sehr belasten. Daher ist eine präzise Diagnose wichtig, um den Weg in
eine spezialisierte Behandlung zu weisen. Da ein Betroffener bei einer bestehenden posttraumatischen Belastungsstörung in der Regel nicht mehr aus eigener Kraft weiterkommt, sollten ihm die Möglichkeiten der
Unterstützung und Behandlung erschlossen werden. Mit einer angemessenen und spezialisierten Therapie,
auch der Psychotherapie, läßt sich die posttraumatische Belastungsstörung deutlich bessern oder heilen. Mit
den oben schon angesprochenen Untersuchungsmethoden ließ sich auch nachweisen, daß sich die Spuren
im Nervensystem zum Teil verwischen lassen.
F ÜR E I N W EI TE RGE HENDE S INTE RES SE V E RW EIS E N W I R AUF DI E
P ATIENTENINF ORM AT I O N T R A U MAT HE R AP IE U N D E MD R .
Dr.med. Michael Hase
Facharzt
für
Psychiatrie
-Psychotherapie
Spezielle Psychotraumatherapie (DEGPT)
EMDR-Supervisor & EMDR-Senior-Trainer
Chefarzt der Abteilung für Psychosomatik
Diana-Klinik 2
Lerchenweg 3 29549 Bad Bevensen
E-mail: [email protected]