Programm - Georg-Agricola

IV Seminar der Aula „Management+Gestaltung des Architektorischen und Industriellen
Erbes“. Universidad Politécnica de Madrid/ Fundación ACS /// 15-17 febrero 2017.
AGROINDUSTRIE/ Landschaften und Kulturerbe der Lebensmittelindustrie.
Das domestifizierte Feld. Mit der neolithischen Revolution und dem Übergang von
einer Gesellschaft von Jägern und Sammlern zu einer sesshaften Lebensweise und
frühen Landwirtschaft begann ein kontinuierlicher Prozess einer durch den Menschen
bestimmten Transformation der natürlichen Umgebung, der bis heute andauert. Sein
erster Ausdruck war die beginnende Umgestaltung der Landschaft durch den Menschen
in Form von Anpflanzungen. Mit der Nutzbarmachung und Verbesserung des Bodens
assoziiert, entstanden als zweite und unvermeidliche Erscheinung primitive Gebäude
und Infrastrukturen. Ihre ersten Spuren, die in einigen Fällen, wie bei den Kanalnetzen
von Sanherib aus der Assyrer Zeit, bis heute sichtbar sind, erzählen von der entscheidenden Bedeutung des Wassers, seiner Sammlung und der Erfindung von Bewässerungssystemen, für die landwirtschaftliche Nutzbarmachung des Landes. Hervorzuheben ist auch die Bedeutung, die von Anfang an die Lagerung hatte im Zusammenhang
mit Produktionsüberschüssen und als Ursprung einiger der schönsten noch heute erhaltenen landwirtschaftlichen Gebäude wie die mittelalterlichen Hallen des Zehnten.
Die Industrialisierung der Landwirtschaft und der Viehhaltung, die zum Beispiel Louis
Bergeron aufgrund der von ihr hervorgebrachten Verbesserungen der Werkzeuge und
Produktionsmethoden sogar als Motor und Förderer der eigentlich Industriellen Revolution versteht, führte schließlich zu Betriebsformen und –verfahren, die traditionelle
Nutzungen und Kulturen radikal verändert haben. Aus dieser Perspektive spannt das
kulturelle Erbe, das in diesem Seminar adressiert wird, den großen Bogen um die
Bereiche der Agrarwirtschaft und der Viehzucht und schließt also alles ein, was in
dem breiteren Begriff der Landwirtschaft enthalten ist.
In ihr und für ihr volles Verständnis ist es wichtig, die Vielzahl verschiedener Faktoren
zu berücksichtigen, die in ihre Entstehung einfließen, wie Eigentumsstrukturen, Betriebsformen, soziale und Produktionsverhältnisse sowie technische Prozesse und
Prozesse der Verarbeitung. Auch wenn wir uns nur mit dem materiellen Ausdruck
dieses kulturellen Erbes beschäftigen werden, liegt bereits in dessen architektonischen
und technischen Aspekten eine Vielfalt und ein Reichtum, die durch ihre vielen
Facetten überraschen.
Ganz allgemein könnte als ein Kriterium für die Gruppierung das Vorhandensein von
Wasser herangezogen werden, wobei eine erste Kategorie dem Regenfeldbau mit seiner
Tendenz zu extensivem Anbau und dem frühen Einsetzen der Mechanisierung entsprechen könnte. Ihm könnte man die Landschaftsbilder der Bewässerung gegenüberstellen,
geprägt durch verschiedene Formen hydraulischer Infrastruktur. Eine dritte Gruppe
könnten die durch überschüssiges Wasser geprägten Überflutungsgebiete sein, in denen
sich die Anstrengungen auf die Evakuierung des Wassers und das Sicherstellen geeigneter Wasserpegel konzentriert haben. Diese Kategorien könnten für den spanischen Fall
nuanciert werden durch die Berücksichtigung der Gebirgsklima oder die besonderen
Bedingungen von Insellagen.
In ähnlicher Weise, und in Korrelation mit alldem, sind für die Viehhaltung andere Kategorien möglich, in denen die Anwesenheit von Wiesen und Weiden sich ebenfalls
mit unterschiedlichen Niederschlagsmengen verbinden lässt. Obwohl bereits in starkem
Rückgang, ist die Weidewirtschaft immer noch ein interessantes Beispiel für Aktivitäten, die ihre historische Wurzel in vorindustriellen Formen haben. Ihr deutlichstes
Gegenstück wäre der moderne Bauernhof als Paradigma von Methoden und Formen der
am weitesten fortgeschrittenen Technisierung.
Seit der beschleunigten Urbanisierung, die im neunzehnten Jahrhundert mit der
industriellen Revolution begann, haben die Landwirtschaft und die Viehzucht eine fast
exponentiell wachsende Nachfrage nach Nahrung zu bewältigen. Wenngleich Malthus
mit seinen Prognosen über die Unmöglichkeit, dem Bevölkerungswachstum gerecht zu
werden, irrte, bedeuten die Herausforderungen der Industrialisierung der
Landwirtschaft enorme Anstrengungen in vielen Bereichen. Die materiellen Spuren all
dessen, einschließlich der Netze, die den Transport ermöglichten, sind deutlich sichtbar.
Die Agroindustrie ist nicht gefeit vor Prozessen der industriellen Entwicklung und der
Veralterung, und hat daher ein sehr umfangreiches Erbe hinterlassen, das nicht in
Vergessenheit geraten sollte, und dessen Elemente es wert sind, sich mit ihnen zu
beschäftigen, sie zu entwickeln und in vielen Fällen auch, sie zu restaurieren.
Thematische Linien:
A. Produktion
A1.
A2.
A3.
A4.
Landschaften: Bewässerung, veränderte Topografien
Infrastrukturen: Netze, Stauseen, Deiche, Wassermanagement…
Darauf bezogene bauliche Typologien.
Technologien.
B. Prozessierung
B1.
B2.
B3
B4
Fabriken: Verpackung, Verarbeitung...
Schlachthöfe.
Industrien und Hilfsmittel.
Technik und Maschinen.
C. Verteilung
C1
C2.
C3.
C4.
Transportinfrastruktur.
Lager, Hallen, Kammern...
Zwischenstationen: Märtke…
Technologien.