Jahrbuch der Schweizer Hotellerie 2009 Impressum Herausgeber Redaktion Projektleitung Gestaltung Fotos Druck Auflage © hotelleriesuisse, Bern und Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit, Zürich Team hotelleriesuisse und Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit sowie externe Autoren Beat Hagmann, hotelleriesuisse Peter Sennhauser, Stämpfli Publikationen AG, Bern Sacha Geiser, Liebefeld Stämpfli Publikationen AG, Bern 6300 Exemplare (4800 deutsch, 1500 französisch) Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lenkerhof alpine resort für ihre Unterstützung Printed in Switzerland Inhaltsverzeichnis Editorial 3 2008 in Zahlen 5 Wirtschaftliches Umfeld 7 Angebot 13 Nachfrage 21 Beruf und Bildung im Überblick 25 Arbeit 33 Hotel-Benchmark 39 Schwerpunktthemen 51 Zukunft der Bildung 53 Gästebedürfnisse der Zukunft 57 Nachhaltigkeit als Chance für die Schweizer Hotellerie 63 Neue Formen der Hotelfinanzierung 69 Hotellerie – Touristenbeherbergung – Ferienwohnungen? 73 Studien 77 Makrosicht Hochkosteninsel Schweiz 79 Mikrosicht Hochkosteninsel Schweiz 83 Löhne und Produktivität im internationalen Vergleich 89 Satellitenkonto Tourismus 93 Hoteltypen 99 Editorial Sehr geehrte Leserin Sehr geehrter Leser Mit einer Bruttowertschöpfung von 12,6 Milliarden Fran ken ist die Tourismuswirtschaft die viertwichtigste Export branche der Schweiz. Davon entfallen allein 25 Prozent oder 3,17 Milliarden Franken auf die Beherbergung (ohne Ver pflegung). Damit ist die Hotellerie eine der tragenden Säulen des Tourismus. In den ländlichen Ferienregionen ist der Tou rismus in der Regel die einzige Branche mit Wachstums potenzial. Für diese Gebiete ist er von strategischer regio nalpolitischer Bedeutung. Aufgrund der hohen Wettbewerbsintensität und der stets steigenden Ansprüche der Gäste ist die Hotellerie eine sehr investitions und kapitalintensive Branche. Die Investi tionsfähigkeit ist also eine Schlüsselgrösse für den Erfolg. Die Notwendigkeit zur permanenten Innovation wird in der Praxis oft durch den schwierigen Zugang zum Kapitalmarkt oder durch das mangelnde Verständnis für die legitimen Anliegen der Branche, z. B. im Bereich innovativer Hotel projekte, erschwert. Aus diesem Grund entschlossen sich hotelleriesuisse und die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) vor Jahresfrist zur gemeinsamen Heraus gabe eines Jahrbuches der Schweizer Hotellerie. Das Jahrbuch der Schweizer Hotellerie verfolgt das Ziel, wichtige Erkenntnisse aus der Theorie und der Hotel praxis einer breiten interessierten Leserschaft zuzuführen. Darüber hinaus sollen über die Steigerung der politischen und gesellschaftlichen Akzeptanz der Hotellerie die Inte ressen und Anliegen der Branche besser vertreten werden. Die Publikation wendet sich insbesondere an Finanzinsti tute und Treuhänder, an die Medien, an politische, wirt schaftliche und gesellschaftliche Stakeholder, an Bildungs institutionen, aber auch an die Hotelbranche selber. Das Jahrbuch der Hotellerie ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden die wichtigsten Eckdaten des ab gelaufenen Geschäftsjahres bezüglich Umfeld, Angebot, Nachfrage, Arbeitsmarkt, Beruf und Bildung sowie Hotel Benchmark analysiert und interpretiert. Im zweiten Teil wer den aktuelle Fragen und Themen der Hotellerie mit Blick in die Zukunft vertieft betrachtet. Im dritten Teil werden Ergebnisse und Erkenntnisse von Studien vorgestellt, die für die Branche von Bedeutung sind. Wir wollen mit der vorliegenden Erstausgabe Impulse für die qualitative Weiterentwicklung der Schweizer Hotel lerie geben. Zur Initiierung eines Dialogs laden wir die kritischen Leser ein, uns ihre Inputs und Anregungen zu kommen zu lassen. Diese fliessen dann in die Vorbereitung der künftigen Jahrbücher ein. Denn auch für uns gilt der Leitsatz «Wer aufgehört hat, besser zu werden, hat auf gehört, gut zu sein». In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine anregende Lektüre. Dr. Christoph Juen Philippe Pasche CEO hotelleriesuisse Geschäftsführer Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit SGH 2008 in Zahlen Wirtschaftliches Umfeld Angebot Nachfrage Beruf und Bildung im Überblick Arbeit Hotel-Benchmark Wirtschaftliches Umfeld Michael Kauer, Leiter Beratung, SGH Allgemeine Entwicklung Prägend für das Wirtschaftsjahr 2008 war die globale Finanzkrise. Ging man zu Beginn des Jahres 2008 noch von intakten Wachstumschancen oder allenfalls einer sanften Landung der Schweizer Wirtschaft aus, haben die Turbulenzen an den Börsenmärkten im 2. Semester tiefe Spuren hinterlassen. Im letzten Quartal 2008 schrumpfte das Bruttoinlandprodukt gar um 0,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode, was vor allem auf die rückläufigen Exporte und Investitionen zurückzuführen ist. Dank der stabilen privaten Nachfrage hatte diese Entwicklung noch keine direkten Auswirkungen auf den Schweizer Tourismus, der wiederum ein «Spitzenjahr» erfahren durfte. Erst gegen Jahresende verlor auch der private Konsum an Schwung. Der UBS-Konsumindikator fiel im November auf den tiefsten Stand seit März 2005. Aufgrund der wachsenden Rezessionsängste schwächten sich sowohl die Verkäufe von Neuwagen als auch der Geschäftsgang im Detailhandel ab. Konjunkturelle Rahmenbedingungen für die Hotellerie Deutlich verlangsamte Konjunkturdynamik in der Schweizer Wirtschaft Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg im Jahr 2008 um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies ist ein starker Rückgang, nachdem das Vorjahr noch um 3,3 Prozent zugelegt hatte. Berg- und Tal-Fahrt: Schweizer Franken im Vergleich zu Euro, Dollar und anderen Währungen Der Euro hat sich gegenüber dem Schweizer Franken bereits 2007 deutlich aufgewertet. Bis im September war der Euro auch durchwegs noch «stark» gegenüber dem Schweizer Franken. Mit der Ausweitung der Finanzkrise erstarkte der Schweizer Franken als «Safe-Haven»-Währung erneut, und der Euro verlor gegenüber dem Schweizer Franken rund 10 Prozent. Ende 2008 pendelte sich der Euro bei rund 1.50 Franken ein, was einem Verlust von rund 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert entspricht. Der US-Dollar befand sich gegenüber dem Schweizer Franken auf einer regelrechten Berg- und Tal-Fahrt. Nach einer deutlichen Schwäche des US-Dollars in den ersten Monaten, wobei er unter 1 Franken sank, erholte sich die amerikanische Währung im Herbst vorübergehend mit einem Zuwachs von rund 20 Prozent, welche sie wegen der Zinssenkung im Dezember wieder verlor. So bleibt der US-Dollar auf einem relativ tiefen Niveau von rund 1.10 Franken. Diese andauernde Schwäche wirkt sich auf die Logiernächte von amerikanischen Touristen aus, welche 2008 um 8,8 Prozent abnahmen. Auf Besucher aus den Vereinigten Staaten entfallen rund 4,1 Prozent der Logiernächte. Die Exportwirtschaft ist von der negativen Entwicklung am unmittelbarsten betroffen. Dem Tourismus dürfte 2009 zusätzlich die Verteuerung des Frankens zu schaffen machen. Die Exporte in weiterhin wachsende Länder wie beispielsweise China bilden zwar ein gewisses konjunkturelles Auffangnetz. Deren Exportanteile sind aber noch zu gering, um die Rückgänge der Ausfuhren in die USA und nach Europa zu kompensieren. Konsum- und Investitionsklima auf neuem Tiefpunkt Das derzeitige Wirtschaftsumfeld ist geprägt durch grosse Unsicherheiten, die von einem allgemeinen Vertrauensverlust in die Wirtschaft und volatilen, richtungslosen Finanzmärkten herrühren. Dies widerspiegelt sich unter anderem darin, dass Konsumentenstimmung und Investitionsklima einen neuen Tiefpunkt erreicht haben. 8 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Interessant ist, dass sich Investoren aufgrund der schlechten Performance vieler Anlagen in den Immobilienmarkt «flüchten». So liegen Renditeliegenschaften, zu welchen auch Hotels gehören, wieder hoch im Kurs. Ölpreis Anleger flüchteten Anfang Jahr aus dem US-Dollar in das vermeintlich rezessionssichere Rohöl. Die Rekordmarke wurde mit 146 US-Dollar pro Barrel erreicht. Zur Jahresmitte änderte der Trend. Das über teuerte Öl bremste zunehmend die Weltwirtschaft. Es setzte ein beispielloser Downtrend der Ölpreise ein. Mit den Crashs von US-Banken im September fiel der Ölpreis unter die 100-Dollar-Marke zurück. Nachdem die Bankenkrise auf Europa und Asien übergriff, brachen die Ölpreise weiter ein. Von Juli bis Dezember reduzierten sich die Rohölpreise um 73 Prozent und schlossen Ende 2008 bei rund 40 US-Dollar pro Barrel ab. Geringes Deflationsrisiko Der Erdölpreis hat die Gemüter vor allem in der ersten Hälfte des Jahres 2008 bewegt. Seit dem Sommer 2008 sind die Erdöl- und Rohstoffpreise erheblich gefallen, was auch zu einem spürbaren Rückgang der Inflationsraten geführt hat. In einigen Märkten – insbesondere in den USA – dürften die Inflationsraten in den kommenden Monaten sogar unter null Prozent fallen. Die drastischen Zinssenkungen dürften das Risiko einer Deflation abwenden. Inflationsgefahr gebannt Das Jahr 2008 war zuerst durch einen starken Anstieg der Inflation gekennzeichnet. Diese erreichte mit 2,9 Prozent den Höchststand, so hoch wie seit fast 15 Jahren nicht mehr. Durch den massiven Rückgang der Erdöl- und Rohstoffpreise hat sich die Lage aufgrund von Erdölpreis und nachlassender Konjunktur wieder entspannt. Die Nationalbank hat den entsprechenden Handlungsspielraum bereits genutzt und die Zinsen stark und rasch gesenkt. Zinsen Nachdem in den ersten zwei Quartalen des Jahres 2008 aufgrund der Inflationsängste von eher steigenden Zinssätzen ausgegangen wurde, hat sich die Situation im 3. Quartal schlagartig verändert. Die Schweizerische Nationalbank hat den Leitzins um 0,5 Prozent auf 0,5 Prozent gesenkt und verfolgt so beinahe eine Null-Zins-Politik. Des Weiteren wurde so die Währung gegenüber dem Euro um 0,5 Prozent verbilligt. Ausblick 2009 Einen Ausblick auf das Jahr 2009 zu machen, ist schwierig. Einig sind sich die Konjunkturexperten darüber, dass die Schweiz 2009 definitiv in eine Rezession fällt. So prognostizierte das SECO Mitte März 2009, dass die Schweizer Wirtschaft dieses Jahr um 2,2 Prozent schrumpfen wird. Die Folgen dieser Abkühlung sind schwierig abzuschätzen. Einerseits verfügt der Schweizer Tourismus über eine relativ stabile Binnennachfrage, andererseits hängt er stark von ausländischen Gästen, insbesondere aus den europäischen Nachbarlän- dern, ab. Hier spielt die Entwicklung des Wechselkurses zwischen Euro und Schweizer Franken eine wichtige Rolle. Ein starker Schweizer Franken könnte mittelfristig gleich zwei negative Folgen für die Hotellerie haben: einerseits das Ausbleiben von Gästen aus dem Euroraum, andererseits Schweizergäste, welche vermehrt im demzufolge «günstigeren» Euroraum die Ferien verbringen. Trotz dieser Unsicherheiten kann davon ausgegangen werden, dass allenfalls Kurzaufenthalte in nahe gelegenen Regionen zulegen werden, während man von grossen Fernreisen aufgrund der schwachen Konsumentenstimmung absieht. Abbildung 1 Wechselkursentwicklung 1.90 1.80 1.70 1.60 1.50 1.40 1.30 1.20 1.10 1.00 Januar 1999 EUR 2001 2003 2005 2007 2009 USD Quelle: SNB WIRTSCHAFTLICHES UmFELD Barbara Fellmann, Projektleiterin Branchenanalysen, hotelleriesuisse Hotellerie und Gastgewerbe im internationalen Vergleich Im Folgenden werden die zentralen Kennzahlen aus der Hotellerie im internationalen Vergleich mit den umliegenden Ländern Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich betrachtet. Dabei muss beachtet werden, dass die Datenbasis nicht in allen Ländern dieselbe ist. Somit ist es möglich, dass gewisse Abweichungen zu anderen Publikationen auftreten können. 9 In Frankreich und Österreich hingegen nahm die Bettenzahl in den letzen 15 Jahren auf 1 255 650 bzw. 579 758 Betten ab. Während der Rückgang von 11,3 Prozent in Österreich ziemlich konstant verlief, verzeichnete Frankreich 1996 und 2001 zwei starke Einbrüche. Insbesondere seit dem starken Rückgang 2001 nahm die Bettenzahl in Frankreich nur noch sehr leicht zu und büsste gegenüber 1992 rund 10 Prozent ein. In der Schweiz ging die Anzahl Betten bis 2003 leicht zurück und ist seither wieder am Steigen. Das Bettenangebot hat sich mit +0,8 Prozent gegenüber 1992 kaum verändert. Abbildung 3 Entwicklung der Anzahl Betten 2 500 000 2 000 000 Angebot an Betrieben und Betten Die Entwicklung der Anzahl Hotelbetriebe ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In Deutschland, das heute über 36 531 Hotelbetriebe verfügt, stieg diese Zahl von 1993 bis 1997 an. Anschliessend ging die Anzahl Betriebe konstant leicht zurück. Demgegenüber verlief die Entwicklung in Italien umgekehrt. Bis 1999 war die Anzahl Hotelbetriebe konstant rückläufig. Seither zeichnet sich ein leichter, aber kontinuierlicher Aufwärtstrend ab, der 2007 einen Stand von 34 058 Betrieben erreichte. In Frankreich, Österreich und der Schweiz ist die Anzahl Betriebe seit 1992 leicht rückläufig. 2008 verzeichnen diese Länder 17 970 (Frankreich), 13 756 (Österreich) bzw. 5582 (Schweiz) Hotelbetriebe. 1 500 000 1 000 000 500 000 0 1992 1994 Deutschland 1996 Italien 1998 2000 2002 Frankreich 2004 2006 2008 Österreich Schweiz Quelle: BFS, Destatis, Eurostat, hotelleriesuisse Diese gegenläufigen Entwicklungen der Betriebs- und Bettenzahlen führten dazu, dass die mittlere Betriebsgrösse auf Basis der Betten in allen fünf Ländern gestiegen ist. Heute verfügt ein Hotel durchschnittlich über mehr als 40 Betten. Die kleinsten Betriebe finden sich in Österreich mit im Schnitt 42,1 Betten, gefolgt von Deutschland (44,3) und der Schweiz (48,5). Italien und Frankreich verfügen mit mehr als 60 Betten pro Betrieb über durchschnittlich fast eineinhalb Mal so grosse Betriebe. Abbildung 2 Entwicklung der Anzahl Betriebe 40 000 35 000 30 000 20 000 15 000 10 000 Tabelle 1 Mittlere Betriebsgrösse auf Bettenbasis 5 000 Deutschland Frankreich Italien Österreich 1992 31,4 68,2 48,7 34,5 41,4 1995 37,9 57,3 50,7 35,7 43,2 2000 41,3 76,7 55,6 37,9 45,0 0 1992 Deutschland 1994 1996 Italien 1998 2000 Frankreich 2002 2004 2006 2008 Österreich Schweiz Quelle: BFS, Destatis, Eurostat, hotelleriesuisse 2005 44,3 67,8 60,5 40,0 47,1 2008 44,3 69,9 * 42,1 48,5 * nicht verfügbar Die Entwicklung der Anzahl Betten hingegen verzeichnet ganz andere Verläufe. In Italien nahm das Bettenangebot seit 1992 um nahezu einen Viertel auf 2 142 786 Betten im 2007 zu. Mit einer Zunahme um 40,9 Prozent auf 1 618 740 Betten verzeichnet auch Deutschland eine überdurchschnittliche Zunahme. Dabei handelt es sich aber um ein rückläufiges Wachstum. Schweiz Quelle: BFS, Destatis, Eurostat, hotelleriesuisse Logiernächte Die Zuwächse bei den Logiernächten seit 1992 fielen nicht überall gleich stark aus. Frankreich und Italien konnten ihre Logiernächte um rund einen Drittel steigern, und in Deutschland liegt das Wachstum bei 25 Prozent. Österreich konnte nach einem 10 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT leichten Rückgang bis 1997 wieder zulegen und verzeichnet heute rund 2,5 Prozent mehr Logiernächte als 1992. Ähnlich sieht das Bild in der Schweiz aus, die 1996 ein Tief erreichte. Anschliessend nahmen die Logiernächte bis zum Jahr 2000 konstant zu, bevor sie bis 2003 nochmals leicht zurückgingen. Seither sind auch in der Schweiz die Logiernächtezahlen wieder kräftig am Wachsen. Gegenüber 1992 konnte die Schweiz bei den Logiernächten um 4 Prozent zulegen. Abbildung 4 Entwicklung der Logiernächte 300 000 000 250 000 000 200 000 000 150 000 000 100 000 000 50 000 000 0 1992 1994 Deutschland 1996 Italien 1998 2000 Frankreich 2002 2004 2006 2008 Österreich Schweiz Quelle: BFS, Destatis, Eurostat, hotelleriesuisse, TourMIS Italien verzeichnet mit 246,5 Millionen Logiernächten in der Hotellerie absolut gesehen am meisten, gefolgt von Deutschland mit 218,2 Millionen und Frankreich mit 203,9 Millionen Logiernächten. Österreich und die Schweiz reichen nicht an diese Dimensionen heran, können jedoch mit 82,4 bzw. 37,3 Millionen Logiernächten ebenfalls stolze Zahlen ausweisen. Tabelle 2 Anzahl Logiernächte in Millionen 1992 Deutschland Frankreich Italien Österreich Schweiz 174,5 151,2 192,4 80,4 35,9 1995 172,3 144,7 208,0 72,5 32,6 2000 198,1 180,5 233,6 71,6 35,0 2005 200,8 198,0 240,3 76,1 32,9 2008 218,2 203,9 246,5 82,4 37,3 chen in Deutschland die Inländer den grössten Anteil an den Logiernächten in der Hotellerie aus, gefolgt von Frankreich mit 64,5 Prozent und Italien mit 56,8 Prozent. Die Schweiz liegt mit 42,4 Prozent vor Österreich, wo lediglich 26,6 Prozent der Logiernächte von inländischen Gästen generiert werden. Verglichen mit 1992 sind die Inländeranteile in Österreich (+6,5 Prozentpunkte) und Frankreich (+4 Prozentpunkte) gestiegen. In der Schweiz (–0,2 Prozentpunkte), Deutschland (–4,4 Prozentpunkte) und Italien (–10,3 Prozentpunkte) dagegen ging der Anteil der inländischen Gäste am Total der Logiernächte zurück. Auslastung der Betten Die Analyse der Brutto-Bettenauslastung zeigt in den betrachteten Ländern sehr unterschiedliche Resultate. In Deutschland lag die Auslastung 1992 mit 38,9 Prozent weit über den Werten der anderen Länder. Bis 1997 ging die Auslastung jedoch sehr stark zurück und erholte sich seither nur moderat. Heute liegt die Brutto- Bettenauslastung in Deutschland bei 36,5 Prozent und somit nur knapp über derjenigen in Italien, das mit 32,5 Prozent (2007) über die schlechteste Auslastung verfügt. Dies hängt damit zusammen, dass das bis 2001 anhaltende Wachstum einbrach und die Auslastung seither ziemlich konstant blieb. In Österreich verlief die Brutto-Bettenauslastung bis 1997 rückläufig, entwickelt sich jedoch seither konstant positiv und erreicht 2008 mit 38,8 Prozent den zweitbesten Wert unter den betrachteten Ländern. In der Schweiz ist die Brutto-Bettenauslastung mit 37,7 Prozent nur leicht unter jener von Österreich und gegenüber 1992 kaum verändert. In der Zwischenzeit gab es jedoch zwei Einbrüche, 1996 und 2003/2004, die jedoch beide positive Wachstumstrends als Folge verzeichnen konnten. Mit einer Brutto-Bettenauslastung von gerade mal 29,3 Prozent wies Frankreich 1992 den schlechtesten Wert aus. Dieser konnte jedoch zwischen 1998 und 2001 massiv verbessert werden und erreicht 2008 einen Höchstwert von 44,4 Prozent, womit Frankreich von den fünf betrachteten Ländern punkto BruttoBettenauslastung am besten abschliesst. Abbildung 5 Entwicklung der Brutto-Bettenauslastung 50% 40% Quelle: BFS, Destatis, Eurostat, Federalberghi, hotelleriesuisse, TourMIS 30% Werden die Logiernächte pro Fläche hochgerechnet, präsentiert sich ein ganz anderes Bild. In diesem Fall folgt die Schweiz mit 904,3 Logiernächten pro km2 knapp auf Österreich, das 981,9 Logiernächte pro km2 verzeichnet, und vor Italien mit 817,9 Logiernächten pro km2. Deutschland (611 Logiernächte pro km2) und Frankreich (374,8 Logiernächte pro km2) verzeichnen pro Fläche am wenigsten Logiernächte. Interessant ist auch, dass die Anteile an in- und ausländischen Gästen von Land zu Land stark variieren. Mit 79,3 Prozent ma- 20% 10% 0% 1992 1994 Deutschland 1996 Italien 1998 2000 Frankreich 2002 2004 Österreich 2006 2008 Schweiz Quelle: BFS, Destatis, Eurostat, hotelleriesuisse, TourMIS Angebot Barbara Fellmann, Projektleiterin Branchenanalysen, hotelleriesuisse Bei der Betrachtung der Angebotsseite der Hotel- und Kurbetriebe in der Schweiz werden grundsätzlich zwei Aspekte analysiert. Einerseits wird auf die regionalen Unterschiede eingegangen, wobei die Unterteilung gemäss BAK Basel Economics verwendet wird. Dieses Schema sieht vor, dass die Schweiz in drei Gebiete unterteilt wird. Die folgende Aufzählung nennt diese Gebiete und wie sie sich zusammensetzen: • «Alpenraum»: Berner Oberland, Graubünden, Tessin, Wallis und Zentralschweiz • «Grosse Städte»: Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich • «Restliche Gebiete» gern und machen 2008 einen Anteil von 6 Prozent aus. 57,1 Prozent der Hotel- und Kurbetriebe dagegen befinden sich im Alpenraum und 36,9 Prozent in den restlichen Gebieten. Die Verteilung der Betriebe im Alpenraum ist relativ ausgeglichen. Spitzenreiter ist die Region Graubünden, in der sich 14,5 Prozent aller Hotel- und Kurbetriebe der Schweiz befinden, gefolgt vom Wallis (12,6%) und der Zentralschweiz (11,1%). Doch auch das Berner Oberland (9,6%) und das Tessin (9,4%) steuern einen wesentlichen Teil bei. Abbildung 1 Verteilung der Betriebe nach Gebieten 6000 5000 Andererseits werden die unterschiedlichen Entwicklungen nach den Kategorien der offiziellen Schweizer Hotelklassifikation betrachtet. Diese unterteilt Hotel- und Kurbetriebe in 1-Stern- bis 5-Sterne-Betriebe sowie Betriebe der weiteren Basiskategorien (Apparthotel/Residenz, International Chain Hotel, Restotel A, B, C, Unique, Backpacker-Lodge, Berggasthaus/Passantenunterkunft). Alle anderen Betriebe gelten als nicht klassierte Betriebe. 4000 3000 2000 1000 0 1992 Kapazitäten Betriebe Die Entwicklung der Hotellerielandschaft in der Schweiz zeigt im Verlauf seit 1992 interessante Entwicklungen auf. Die Anzahl Hotel- und Kurbetriebe sank in den letzten 15 Jahren linear um rund 14 Prozent auf heute 5582 Betriebe. Bei der Betrachtung der einzelnen Regionen zeigt sich, dass der Alpenraum (–14,2%) sowie die restlichen Gebiete (–16,2%) diese Rückgänge mittragen. Die grossen Städte dagegen konnten im angegebenen Zeitraum ihr Angebot um 7,9 Prozent stei- 1994 Restliche Gebiete 1996 1998 2000 Grosse Städte 2002 2004 2006 2008 Alpenraum Quelle: BFS, hotelleriesuisse Der Rückgang der Anzahl Betriebe in den letzten 15 Jahren ging hauptsächlich zulasten der tieferen Sternekategorien. So verzeichnen folgende Kategorien im Vergleich zu 1994 teils starke Rückgänge: 1-Stern-Betriebe (–75,8%), 2-Sterne-Betriebe (–51,4%) und 3-Sterne-Betriebe (–13,5%). Dennoch machen diese drei Kategorien nach wie vor rund einen Viertel des gesamten Angebotes aus. Zulegen konnten dagegen die 5-Sterne-Betriebe (4,9%) sowie die Betriebe der weiteren Basiskategorien (26%). 14 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 2 Verteilung der Betriebe nach Sternekategorien Nicht klassiert 60,1% 1-Stern 0,9% 2-Sterne 5,0% 3-Sterne 17,4% 4-Sterne 8,0% Insbesondere die weiteren Basiskategorien konnten mit 66,2 Prozent eine massive Steigerung der Anzahl vorhandener Betten realisieren und ihren Anteil am Total auf 6,6 Prozent ausbauen. Rückgänge um mehr als die Hälfte bzw. rund 40 Prozent des Angebotes gegenüber 1994 verzeichnen die 1-Stern- und 2-Sterne-Betriebe. Eine Einbusse von rund 14 Prozent gab es auch bei den 3-Sterne-Betrieben, die mit 22,7 Prozent jedoch nach wie vor den grössten Anteil der klassierten Betten ausmachen. 5-Sterne 1,5% Basiskategorie 7,1% Abbildung 4 Verteilung der Betten nach Sternekategorien Nicht klassiert 37,8% 1-Stern 1,1% 2-Sterne 4,9% Quelle: BFS, hotelleriesuisse 3-Sterne 22,7% Abbildung 3 Anzahl klassierte Betriebe nach Sternekategorien Basiskategorie 6,6% 971 1000 900 800 4-Sterne 20,2% 5-Sterne 6,7% 700 600 Quelle: BFS, hotelleriesuisse 500 446 397 400 279 300 Abbildung 5 Anzahl Betten in klassierten Betrieben nach Sternekategorien 200 100 86 50 70 000 0 1-Stern 2-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Basiskat. Quelle: BFS, hotelleriesuisse 61 424 60 000 54 632 50 000 40 000 Betten Ein ganz anderes Bild zeichnet sich bei der Entwicklung der in Schweizer Hotel- und Kurbetrieben vorhandenen Betten. Der Mitte der 1980er-Jahre einsetzende starke Rückgang des Bettenangebotes konnte von 1992 bis 1995 bei relativ konstanten 270 000 Betten vorübergehend gestoppt werden. Ab 1995 sank die Bettenzahl erneut, bis sie 2003 den Tiefpunkt von 263 022 vorhandenen Betten erreichte. Seither entwickelte sich die Bettenkapazität wieder positiv und liegt 2008 mit 270 490 vorhandenen Betten leicht (0,8%) über dem Wert von 1992. Im Alpenraum und in den restlichen Gebieten zeichnen sich ähnliche Schwankungen ab. Jedoch konnte der Alpenraum die Werte von 1992 noch nicht wieder erreichen. Er liegt mit einem Bettenangebot von 159 567 1,8 Prozent tiefer als damals. Dennoch macht er mit 59 Prozent am gesamten Angebot den weitaus grössten Anteil aus. Die Entwicklung der vorhandenen Betten in den grossen Städten hingegen verlief bis 1997 leicht rückläufig (30 832) und nimmt seither konstant zu. 2008 liegt das Bettenangebot in den grossen Städten bei 35 016, was 12,9 Prozent des gesamten Angebotes ausmacht. 30 000 20 000 18 054 17 822 5-Sterne Basiskat. 13 334 10 000 3 053 0 1-Stern 2-Sterne 3-Sterne 4-Sterne Quelle: BFS, hotelleriesuisse Betriebsstrukturen Wird die Entwicklung der Anzahl Betriebe mit jener der Betten in Relation gesetzt, so zeichnet sich klar ein Trend zu grösseren Hotelund Kurbetrieben ab. Lag die Anzahl Betten pro Betrieb 1992 noch bei 41,4, so liegt dieser Wert 2008 bei 48,5 Betten pro Betrieb. Dies entspricht einer Zunahme der Betriebsgrösse um 17,1 Prozent. Angebot Abbildung 6 Trend zu grösseren Betrieben in der Schweiz Abbildung 7 Verteilung der Sternekategorien in den grossen Städten 120 Nicht klassiert 29,5% 15 1-Stern 1,5% 110 2-Sterne 5,7% 100 3-Sterne 27,1% 90 80 1992 1994 Anzahl Betten 1996 1998 2000 Anzahl Betriebe 2002 2004 2006 2008 Ø Betriebsgrösse (Basis Betten) Basiskategorie 5,4% 4-Sterne 23,3% 5-Sterne 7,5% Quelle: BFS, hotelleriesuisse Index 1992 = 100 Quelle: BFS, hotelleriesuisse tabelle 1 Trend zu grösseren Betrieben in der Schweiz Anzahl Betriebe Anzahl Betten Ø Betriebsgrösse (Basis Betten) 1992 1995 2000 2005 2008 6 482 6 257 5 880 5 663 5 582 268 321 269 993 264 492 266 586 270 490 41,4 43,2 45,0 47,1 48,5 Abbildung 8 Verteilung der Sternekategorien im Alpenraum Nicht klassiert 54,7% 1-Stern 1,0% 2-Sterne 6,1% Quelle: BFS, hotelleriesuisse 3-Sterne 20,9% Ähnliche Entwicklungen gab es im Alpenraum und in den restlichen Gebieten. Im Alpenraum liegen die Betriebe mit durchschnittlich 50,1 Betten leicht über dem Schweizer Mittel. Etwas kleiner sind die Betriebe in den restlichen Gebieten mit 36,8 Betten pro Betrieb. Deutlich grösser sind die Betriebe in den grossen Städten, die über durchschnittlich 104,7 Betten verfügen. Die mittlere Betriebs grösse hat sich hier in den letzten 15 Jahren kaum verändert. Innerhalb der Sternekategorien haben sich die 3Sterne bis 5SterneBetriebe kaum verändert und verfügen im Durchschnitt über 63,2 (3SterneBetriebe), 122,4 (4SterneBetriebe) bzw. 209,9 (5SterneBetriebe) Betten pro Betrieb. Anders sieht es bei den 1Stern und 2SterneHotels sowie den Betrieben der wei teren Basiskategorien aus. Diese konnten die durchschnittliche Grösse um 25 bis 90 Prozent steigern und verfügen derzeit über durchschnittlich 61,1 (1SternBetriebe), 47,8 (2SterneBetriebe) bzw. 44,9 (weitere Basiskategorien) Betten pro Betrieb. 4-Sterne 8,1% Basiskategorie 7,8% 5-Sterne 1,4% Quelle: BFS, hotelleriesuisse Abbildung 9 Verteilung der Sternekategorien in den restlichen Gebieten Nicht klassiert 73,4% 1-Stern 0,6% 2-Sterne 3,1% 3-Sterne 10,4% 4-Sterne 5,4% 5-Sterne 0,8% Qualitätsfortschritte Verteilung der Sternekategorien nach Regionen Auffallend ist bei der Betrachtung der Verteilung der Sterne nach Regionen, dass insbesondere in den Städten der Anteil klassier ter Betriebe mit 70,5 Prozent einiges höher ist als im Alpenraum und in den restlichen Gebieten. In den grossen Städten machen die 3Sterne und 4Sterne Betriebe die Hälfte des Angebotes aus. Im Alpenraum und in den restlichen Gebieten sind diese beiden Kategorien zwar auch am stärksten vertreten, machen aber nur 29 Prozent (Alpenraum) bzw. rund 16 Prozent (restliche Gebiete) aus. Basiskategorie 6,3% Quelle: BFS, hotelleriesuisse 16 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Qualitäts-Gütesiegel bei klassierten Betrieben Beim Vergleich der Anzahl Qualitäts-Gütesiegel in den verschiedenen Kategorien fällt auf, dass die Anzahl Gütesiegel seit 2001 um zwei Drittel zugenommen hat. Ein kleiner Teil dieser Zunahme lässt sich durch die Einführung des Qualitäts-Gütesiegels Stufe III im Jahr 2003 erklären. Der grosse Anteil rührt aber daher, dass sich Gäste zunehmend für Angebote entscheiden, bei denen sie sicher sind, dass die Leistung qualitativ hochstehend und ihren Preis wert ist. Zudem gewinnen weiche Faktoren wie die Atmosphäre im Haus oder freundliche Mitarbeitende zunehmend an Wichtigkeit. Vgl. dazu das Kapitel «Gästebedürfnisse der Zukunft». Abbildung 10 Anzahl Qualitäts-Gütesiegel pro Sternekategorie 2008 1000 900 800 700 600 500 Spezialisierungskategorien Die Spezialisierungskategorien erleichtern dem Gast die Auswahl eines Hotels zusätzlich, indem sie weitere Hinweise zum Charakter, zur Ausrichtung auf ein bestimmtes Gästesegment und zur Infrastruktur eines Hotels geben. Ein Betrieb kann sich mit bis zu drei Spezialisierungskategorien auszeichnen lassen, sofern er die erforderlichen Anforderungen erfüllt1. Der Vergleich der Daten von 2001 mit jenen von 2008 zeigt auf, dass Spezialisierungskategorien heute ein höherer Stellenwert zukommt. Ein klassierter Betrieb verfügt im Schnitt über 0,8 Spezialisierungskategorien (2001: 0,6). Mit Abstand am meisten Spezialisierungskategorien haben 5-Sterne-Betriebe mit durchschnittlich 2,3 Spezialisierungen pro Betrieb. Gefolgt von den 4-Sterne-Betrieben mit 1,5 und den 3-Sterne-Häusern mit 0,8 Spezialisierungskategorien pro Betrieb. Diese Entwicklung lässt sich dadurch erklären, dass es in der Hotellerie immer wichtiger wird, sich in Nischen zu positionieren, um mit einem konkreten Angebot eine bestimmte Gästegruppe ansprechen zu können. Von den rund 1900 verliehenen Spezialisierungskategorien macht die Kategorie Ferienhotel mit 24,2 Prozent den Löwenanteil aus, gefolgt von der Kategorie Seminarhotel mit 17,8 Prozent und den Wanderhotels mit 13,2 Prozent. 400 300 Abbildung 12 Anteile der verschiedenen Spezialisierungskategorien 200 100 Design 2,5% 0 1-Stern 2-Sterne Ohne Qualitäts-Gütesiegel 3-Sterne QI 4-Sterne Q II 5-Sterne Basiskat. Familien 2,5% Kongress 2,7% Q III Quelle: hotelleriesuisse Historisch 2,1% Oeko 1,0% Gesundheit 0,9% Tennis 0,5% Landgasthof 3,0% Drive-in 0,5% Golf 3,5% Ferien 24,2% Wellness 4,2% Abbildung 11 Anzahl Qualitäts-Gütesiegel pro Sternekategorie 2001 1200 Bike 5,7% 1100 Ausgezeichnete Küche 6,9% 1000 Business 9,0% Seminar 17,8% Wandern 13,2% 900 800 700 Quelle: hotelleriesuisse 600 500 400 300 200 100 0 1-Stern 2-Sterne Ohne Qualitäts-Gütesiegel 3-Sterne QI 4-Sterne 5-Sterne Basiskat. Q II Quelle: hotelleriesuisse 1 www.hotelsterne.ch AnGEBOT BAK Basel Economics: Hochbauprognose 2008–2014, 2008 Hotel- und Restaurantbauten 2008 Reale Bauaufwendungen2 Bauvorhaben3 2009 2010–2014 –18,0% +7,8% Ø +3,3% pro Jahr –24,2% Ø +3,0% pro Jahr Historische Entwicklung Die Bauaufwendungen für Hotels und Restaurants haben in den Jahren 2006 und 2007 massiv zugenommen. 2007 lagen sie real um 38 Prozent über dem Niveau von 2005. Diese massive Steigerung lässt sich zum einen auf den Umbau des Grand Hotel Dolder in Zürich zurückführen, zum anderen aber auch allgemein auf die Tatsache, dass in der Schweizer Hotellerie aufgrund eher geringer Investitionen in den vergangenen Jahren ein zunehmender Modernisierungsbedarf besteht. So ist auch die Realisierungsquote in den letzten beiden Jahren angestiegen und lag 2007 bei 107,5 Prozent, beim Umbau sogar bei 113,9 Prozent. Prognoseindikatoren Die Nachfrage im Tourismus wächst weiter kräftig an. Die Zahl der Logiernächte nahm im Jahr 2007 (im Vergleich zum Vorjahr) um 4,4 Prozent zu, im Jahr 2008 geht der Trend zwar etwas zurück, ist aber immer noch deutlich im Plus (+3,8% in den Monaten Januar bis Juli, im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2007). Die touristische Auslandnachfrage legte in den ersten acht Monaten 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,5 Prozent zu. Für das Tourismusjahr November 2008 bis Oktober 2009 ist mit einem Minus der Logiernächte von 3 Prozent zu rechnen. Für die Entwicklung der inländischen Nachfrage nach Hotelund Restaurantdienstleistungen sind die Primäreinkommen der 2 3 Die realen Bauaufwendungen umfassen sämtliche realisierten Bauten. Die Bauvorhaben umfassen sämtliche geplanten Bauten. 17 privaten Haushalte ein wichtiger Indikator. Nach einem sehr kräftigen Wachstum in den vergangenen zwei Jahren dürfte die Dynamik im Jahr 2008 leicht abnehmen, aber trotzdem noch stattliche 3,5 Prozent betragen. Nach einer leichten Abschwächung im Jahr 2009 dürften die Wachstumsraten in der mittleren Frist wieder Werte von über 3 Prozent erreichen. Die Bauvorhaben für Hotel- und Restaurantbauten weisen nach drei «fetten» Jahren mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich auf eine starke Korrektur für das Jahr 2008 hin (–24,2%). Die Vorhaben im Umbaubereich gehen dabei weitaus stärker zurück als die Neubauvorhaben. In diesem starken Rückgang widerspiegelt sich auch die Beendigung der Bauarbeiten am Zürcher Grand Hotel Dolder. Kurzfristprognosen für die Jahre 2008 und 2009 Bereits der kurzfristige Verlauf der Bauaufwendungen für Hotelund Restaurantbauten wird stark von Grossprojekten geprägt. Wie bereits erwähnt, schlägt sich die Fertigstellung des Grand Hotel Dolder in den Bauvorhaben für das Jahr 2008 und entsprechend auch in den realen Bauaufwendungen nieder. Diese dürften im Jahr 2008 mit einem Minus von 18 Prozent einen starken Rückgang erfahren. Mit einem Rückgang um 27 Prozent ist vor allem der Umbau davon betroffen. Bereits im Jahr 2009 kehrt sich die Lage aber mit dem Beginn von Projekten in Andermatt, auf dem Bürgenstock und in Davos. So wird für das Jahr 2009 ein Plus von 7,8 Prozent erwartet, der Neubau dürfte sogar um 19,5 Prozent zulegen. Die Volatilität der Aufwendungen im Hotel- und Restaurantbau ist eine Folge des generell tiefen Investitionsniveaus im Verhältnis zum Investitionsvolumen einzelner Projekte. So erforderten nur schon Umbauten wie diejenigen am Grand Hotel Dolder in Zürich dreistellige Millionenbeträge, und für Projekte wie das Sawiris-Resort in Andermatt werden Hunderte von Millionen aufgewendet. Mittelfristig zu erwartende Trends Insgesamt wird das Niveau der Bauaufwendungen für Hotel- und Restaurantbauten auch mittelfristig stark von Grossprojekten beeinflusst. Es ist aber davon auszugehen, dass die Bauaufwendun- Abbildung 13 Entwicklung Hotel- und Restaurantbauten 1980–2008: Bautätigkeit, Bauinvestitionen und Realisierungsquote 1500 125% 1300 100% 1100 75% 900 50% 700 25% 0% 500 1980 Bautätigkeit 1982 1984 Bauvorhaben 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Realisierungsquote Linke Skala: reale Bauausgaben und -vorhaben in Mio. CHF (Preisbasis 2007), rechte Skala: Realisierungsquote in % Quelle: BAK Basel Economics, BFS 18 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 14 Entwicklung Bauausgaben Hotel- und Restaurantbauten sowie Betriebsbautentotal 1980–2014 (inkl. Unterhaltsarbeiten) Prognose 190 180 170 160 150 140 130 120 110 100 90 80 70 1980 1982 1984 Total Betriebsbauten 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Hotels und Restaurants Skala: real, Index 1980 = 100 gen auch unter Ausklammerung aller Grossprojekte mittelfristig weiter zunehmen. So wird für die Jahre 2010 bis 2014 im Segment der Hotel- und Restaurantbauten ein ausserordentliches Potenzialwachstum von durchschnittlich 3,0 Prozent pro Jahr erwartet. Diese Dynamik basiert einerseits auf einer kontinuierlichen Steigerung der touristischen Nachfrage und andererseits auf dem zunehmenden Modernisierungsbedarf der Schweizer Hotelanlagen, die im internationalen Vergleich ein höheres Durchschnittsalter aufweisen. Dadurch würde – ebenfalls unter Ausklammerung aller Grossprojekte – das Segment der Umbauten und Renovationen in den Jahren 2010 bis 2014 um durchschnittlich 3,2 Prozent pro Jahr zulegen. Unter Einbezug der Grossprojekte wird für die Jahre 2010 bis 2014 ein durchschnittliches Wachstum von 3,3 Prozent erwartet. Nebst den Projekten in Andermatt und auf dem Bürgenstock stehen noch zahlreiche weitere Tourismus-Grossprojekte in der Pipeline. Investoren orten scheinbar in den Schweizer Bergen ein riesiges Potenzial, was zu einer Vielzahl an Projektideen führt. Zum Zeitpunkt der Prognoseerstellung waren diese Projekte aber noch mit erheblicher Unsicherheit behaftet, weshalb sie nicht in die Prognose eingeflossen sind. Eine Realisierung nur schon eines Teils dieser Projekte würde aber die Entwicklung der Bauaufwendungen durchaus positiv beeinflussen. Es besteht somit ein deutliches positives Prognoserisiko. Quelle: BAK Basel Economics, BFS machten die Ausgaben für Umbau- und Unterhaltsarbeiten jährlich zwei Drittel bis drei Viertel der gesamten Bauaufwendungen aus. Die Tendenz zeigt, dass sich die realen Bauaufwendungen für Neubauten in den nächsten Jahren stark den Ausgaben für Umbau- und Unterhaltsarbeiten angleichen und 2014 rund 40 Prozent der gesamten Bauaufwendungen ausmachen werden. Die Ausgaben für Neubauten waren von 1980 bis Mitte der 1990er-Jahre stark rückläufig und pendelten sich anschliessend bei rund 200 Millionen Franken jährlich ein. Seit 2000 zeichnet sich, mit Ausnahme eines leichten Einbruches im Jahr 2005, bei den realen Bauaufwendungen für Neubauten ein Aufwärtstrend ab, der gemäss Prognosen ab 2010 jährliche Neubauausgaben von über 400 Millionen Franken vorsieht. Dieser Trend lässt sich hauptsächlich dadurch erklären, dass seit 2000 vermehrt Grossprojekte realisiert werden. Demgegenüber verzeichnen die realen Bauaufwendungen für Umbau- und Unterhaltsarbeiten bis Anfang der 1990er-Jahre einen starken Aufwärtstrend. Seither schwanken diese Ausgaben jährlichen zwischen 500 und 800 Millionen Franken. Für die Jahre bis 2014 ist ein stetes leichtes Wachstum prognostiziert. Abbildung 15 Reale Bauaufwendungen Hotels und Restaurants 1980–2014 1400 1200 1000 Barbara Fellmann, Projektleiterin Branchenanalysen, hotelleriesuisse 800 600 400 200 Reale Bauaufwendungen Bis 1985 wurde jährlich mehr Geld für Neubauten ausgegeben als für Umbau- und Unterhaltsarbeiten. In den Jahren danach 0 1980 Gesamt 1984 1988 Neubau 1992 1996 2000 2004 2008 2012 Umbau und Unterhaltsarbeiten Skala: in Mio. CHF (Preisbasis 2007) Quelle: BAK Basel Economics AnGEBOT Abbildung 16 Wachstum der realen Bauaufwendungen Hotels und Restaurants 2005–2014 Bettenzahl Schatzalp, Davos 60% Stilli-Park Davos Suvretta House, St. Moritz 40% Village Royal, Aminona geplante Eröffnung – 150 Mio. 2010 428 145 Mio. 2011 2025 – 300 Mio. 1 500 200 Mio. 400 Zimmer 400 Mio. Transmontagne, Nendaz 20% Baukosten 19 2011 0% –20% –40% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Gesamt Neubau Umbau und Unterhaltsarbeiten Skala: Wachstumsrate in % Quelle: BAK Basel Economics Grossprojekte Die folgende Auflistung von geplanten Grossprojekten in der Schweizer Hotellerie ist zufällig und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Liste bietet einen Überblick der Grossprojekte, wie sie in der Presse erwähnt wurden. Viele dieser Projekte sind zurzeit noch in der Pipeline, und ihre Realisation ist von den örtlichen raumplanerischen Auflagen abhängig. Vermutlich werden die Auswirkungen der Finanzkrise zu Verzögerungen bei der Realisierung einiger Projekte führen. Neueintragungen und Löschungen von Beherbergungsbetrieben In den letzten Jahren wurden regelmässig mehr Beherbergungsbetriebe4 neu eröffnet als geschlossen. Jährlich wurden zwischen 300 und 350 Betriebe neu eingetragen, im Jahr 2002 lag dieser Wert sogar bei 374 Neueintragungen. Die Anzahl Löschungen inkl. Konkurse dagegen stieg bis 2004 von rund 250 auf 300 an und ist seither rückläufig. 2008 konnten mit 170 Löschungen und 40 Konkursen die tiefsten Werte verzeichnet werden. Dank diesem guten Ergebnis konnte 2008 auch erstmals ein Nettowachstum von über 100 Beherbergungsbetrieben verzeichnet werden, was verglichen mit 2000 einem Wachstum von über 100 Prozent entspricht. Abbildung 17 Neueintragungen, Löschungen und Nettowachstum 400 350 Tabelle 2 Geplante Grossprojekte in der Schweizer Hotellerie Alpenbad Adelboden Alpina Gstaad aquabasilea, Pratteln Bürgenstock Hotelresort 300 Baukosten geplante Eröffnung 91 Zimmer 116 Mio. 2012 124 175 Mio. 2010 200 Zimmer 230 Mio. 2010 100 2011 50 500 300 Mio. 200 Zimmer 200 Mio. Designhotel Renaissance Zürich City West 568 200 Mio. Feriendorf, Mayens-de-Bruson 700 250 Mio. Ferienresort Val d’Illiez, Champéry 950 150 Mio. 2010 132 Zimmer 200 Mio. 2011 700 300 Mio. Centre de triposte, Lausanne Four Points by Sheraton, Winterthur Glattpark Kongresszentrum mit Hotel, Opfikon Klinik mit Luxushotel, Schönried – 280 Mio. Luxusresort Gryon – 550 Mio. 700 150 Mio. Projet de Médran, Verbier Residenz Hertenstein, Weggis Resort La Moubra, Crans-Montana Sawiris-Resort, Andermatt 250 Bettenzahl 200 150 0 2000 2011 2001 Neueintragungen Firmenkonkurse 2002 2003 2004 175 Mio. 2011 200 Mio. 2011 3 000 1 200 Mio. 2012 2007 2008 Quelle: Schweiz. Verband Creditreform SVC 2011 500 2006 Löschungen ohne Konkurse Nettowachstum 2013 35 Zimmer 2005 4 Hotelbetriebe, Jugendherbergen usw. Nachfrage Barbara Fellmann, Projektleiterin Branchenanalysen, hotelleriesuisse Die Betrachtung der Nachfrageseite erfolgt aus drei Perspektiven. Regional nach der Aufteilung der BAK Basel Economics, nach den Kategorien der offiziellen Schweizer Hotelklassifikation sowie nach Quellmärkten. Logiernächte Die Anzahl Logiernächte in Hotel- und Kurbetrieben ist in den letzten fünf Jahren konstant gestiegen. Mit 37,3 Millionen Logiernächten knüpft das Jahr 2008 an die bisherigen Höchstwerte von 1981 (37,1 Millionen Logiernächte) und 1990 (37,5 Millionen Logiernächte) an. Die Detailanalyse nach Regionen zeigt, dass der Alpenraum mit 56,7 Prozent aller Logiernächte den grössten Teil ausmacht, gleichzeitig aber auch die stärksten Schwankungen aufweist. Innerhalb des Alpenraums liegt die Region Graubünden mit 16,7 Prozent aller Logiernächte an erster Stelle, gefolgt vom Wallis (12,3%) und vom Berner Oberland mit 10,5 Prozent der Logiernächte. Die grossen Städte, die 18,8 Prozent der Logiernächte ausmachen, sind die Einzigen, die seit 1992 um einen Drittel zulegen konnten und kaum Rückgänge verzeichnen mussten. Mehr als die Hälfte aller Logiernächte in Hotel- und Kurbetrieben werden in 3-Sterne- und 4-Sterne-Betrieben generiert. Je ein Zehntel entfällt auf die 5-Sterne-Hotellerie und auf die 1-Stern- und 2-Sterne-Betriebe sowie auf die Betriebe der weiteren Basiskategorien. Auf die nicht klassierten Betriebe entfällt nur lediglich ein Viertel der Logiernächte. Abbildung 2 Verteilung der Logiernächte nach Sternekategorien Nicht klassiert 24,3% 1-Stern 1,3% Abbildung 1 Logiernächte nach Gebieten 2-Sterne 5,5% 40 000 000 3-Sterne 27,6% 35 000 000 Basiskategorie 5,9% 30 000 000 25 000 000 5-Sterne 8,2% 20 000 000 4-Sterne 27,1% 15 000 000 10 000 000 5 000 000 Quelle: BFS, hotelleriesuisse 0 1992 Schweiz 1994 1996 Grosse Städte 1998 2000 2002 Alpenraum 2004 2006 2008 Restliche Gebiete Quelle: BFS, hotelleriesuisse Incoming, Quellmärkte 42,4 Prozent aller Logiernächte werden von Inländern generiert, währenddem 44,5 Prozent von Gästen aus dem europäischen Raum stammen. Die restlichen 13,1 Prozent der Logiernächte ge- 22 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT nerieren Gäste aus dem aussereuropäischen Raum, wovon ein Drittel aus den Vereinigten Staaten. Tabelle 1 Top 10 – Herkunftsländer der Gäste Herkunftsland Logiernächte Anteil am Total 15 825 473 42,4% Deutschland 6 313 240 16,9% Grossbritannien, Nordirland 2 281 701 6,1% USA 1 518 376 4,1% Frankreich 1 439 158 3,9% Italien 1 157 902 3,1% Niederlande 1 080 840 2,9% Belgien 829 194 2,2% Japan 493 901 1,3% Spanien 462 132 1,2% Russland 456 995 1,2% Schweiz Quelle: BFS, hotelleriesuisse Aufenthaltsdauer Die mittlere Aufenthaltsdauer sowohl von inländischen als auch von ausländischen Gästen ist in den letzten 15 Jahren konstant zurückgegangen. Ein Rückgang, der hauptsächlich den inländischen Gästen zuzuschreiben ist, deren mittlere Aufenthaltsdauer flächendeckend von 3,06 auf 2,14 Logiernächte gesunken ist. Herr und Frau Schweizer verbringen mit durchschnittlich 2,41 Logiernächten die längsten Aufenthalte im Alpenraum. Doch auch die ausländischen Gäste bleiben meist weniger lang. Grösster Verlierer ist der Alpenraum; hier sank die mittlere Aufenthaltsdauer um über 10 Prozent auf 2,93 Nächte pro Gast. Dennoch bleiben auch die ausländischen Gäste nach wie vor am längsten in diesen Regionen. In den grossen Städten dagegen bleiben sie trotz einer um 2,4 Prozent längeren Aufenthaltsdauer lediglich 2,13 Nächte. Tabelle 4 Aufenthaltsdauer in Logiernächten, nach Herkunft Das Logiernächteaufkommen von indischen Gästen hat sich seit 1992 vervierfacht und die Gäste aus Irland generieren heute doppelt so viele Logiernächte wie vor 15 Jahren. China kann in diesem Zusammenhang nicht betrachtet werden, da die Logiernächte beim BFS erst seit 1999 einzeln ausgewiesen werden. Tabelle 2 Top 5 – Wachstum der Logiernächte Logiernächte Veränderung Anteil am Total gegenüber 1992 Indien 327 300 0,88% 388,0% Irland 97 271 0,26% 183,8% Zentralamerika, Karibik 89 992 0,24% 116,6% Portugal 127 719 0,34% 75,1% Australien, Neuseeland, Ozeanien 255 666 0,68% 61,3% Quelle: BFS, hotelleriesuisse Die stärksten Rückgänge bei den Logiernächten verzeichnen seit 1992 Japan (–39,4%), Israel (–37,2%) und die USA (–19,7%). Bei den europäischen Ländern, die über 40 Prozent der gesamten Logiernächte ausmachen, verzeichnen Italien (–17,9%) und Belgien (–14,7%) hohe Rückgänge. Tabelle 3 Flop 5 – Rückgang der Logiernächte Logiernächte Japan Israel Veränderung Anteil am Total gegenüber 1992 493 901 1,3% –39,4% 170 456 0,5% –37,2% USA 1 518 376 4,1% –19,7% Italien 1 157 902 3,1% –17,9% 829 194 2,2% –14,7% Belgien Inländer 1992 1995 2000 2005 2008 3,06 2,77 2,45 2,22 2,14 Europäer1 2,97 2,97 2,80 2,65 2,57 Aussereuropäischer Raum 2,14 2,12 2,10 2,22 2,28 Total 2,86 2,73 2,52 2,39 2,33 Quelle: BFS, hotelleriesuisse Gäste aus den Philippinen weisen mit durchschnittlich 3,68 Logiernächten die längste Aufenthaltsdauer aus, gefolgt von Gästen aus den Golfstaaten und aus Russland (je 3,49). Am wenigsten lang bleiben Gäste aus dem asiatischen Raum. Taiwan bildet mit 1,48 Nächten pro Aufenthalt das Schlusslicht, gefolgt von Korea (1,49) und China (1,66). Die Detailanalyse nach Sternekategorien zeigt, dass ein Aufenthalt in einem 3-Sterne- oder 5-Sterne-Betrieb im Schnitt 2,32 bzw. 2,34 Nächte, im 4-Sterne-Hotel 2,29 Nächte dauert. Im 2-Sterne-Bereich hingegen ist die mittlere Aufenthaltsdauer 2,09 und im 1-Stern-Hotel sogar lediglich 1,88 Nächte. Auslastung Die mittlere Brutto-Bettenauslastung (bezogen auf Kalender tage) in Hotel- und Kurbetrieben liegt in den klassierten Betrieben bei 45,9 Prozent. In den nicht klassierten Betrieben ist die mittlere Bettenauslastung mit lediglich 24,3 Prozent um einiges tiefer. Die Detailanalyse nach Regionen zeigt, dass die mittlere Bettenauslastung stark von der Lage des Betriebes abhängt. Betriebe in den grossen Städten realisieren mit 54,7 Prozent eine weit höhere Auslastung als Betriebe im Alpenraum (36,3%) und in den restlichen Gebieten (32,9%). Dies hängt im Alpenraum insbesondere mit Saisonschliessungen der Betriebe zusammen. Quelle: BFS, hotelleriesuisse 1 inkl. Russland und Türkei nACHFRAGE 23 Während die grossen Städte von 1992 bis 2000 konstant höhere Auslastungen realisierten, verzeichneten der Alpenraum und die restlichen Gebiete bis 1996 rückläufige Zahlen. Ab 1996 bis 2000 legten auch sie bei der mittleren Bettenauslastung wieder leicht zu. Von 2000 bis 2003 waren die Auslastungen durchgehend rückläufig, bevor erneut ein Aufwärtstrend einsetzte, der bis heute anhält. Die Städte konnten ihre Auslastung gegenüber 1992 um 19,5 Prozent verbessern, und auch die restlichen Gebiete verzeichnen eine Verbesserung um 4,1 Prozent. Im Alpenraum wurde die Auslastung von 1992 bis heute nicht wieder erreicht. Die folgende Abbildung stellt die Marktanteile der Logiernächte den Marktanteilen der vorhandenen Betten pro Sternekategorie gegenüber. Bei Hotel- und Kurbetrieben im 3-Sterne- bis 5-Sterne-Segment überwiegt der Marktanteil der Logiernächte den Marktanteil der vorhandenen Betten. Diese im Verhältnis zu den vorhandenen Betten ungleiche Verteilung der Logiernächte erklärt die besseren Auslastungen der höher klassierten Betriebe. Denn je grösser die Differenz zwischen dem Marktanteil der Logiernächte und dem Marktanteil der vorhandenen Betten ist, desto höher ist die Bettenauslastung. Abbildung 3 Bettenauslastung nach Regionen Abbildung 5 Marktanteile nach Sternekategorien 60% 40% 50% 30% 40% 20% 30% 10% 20% 0% 10% 1-Stern 2-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 0% 1992 Schweiz 1994 1996 1998 Grosse Städte 2000 2002 Alpenraum 2004 2006 2008 Marktanteil vorhandener Betten Basiskat. Nicht klass. Marktanteil der Logiernächte Quelle: BFS, hotelleriesuisse Restliche Gebiete Quelle: BFS, hotelleriesuisse Die mittlere Bettenauslastung konnte in den letzten fünf Jahren in allen Kategorien gesteigert werden. Dies war nicht immer so. Bis 2000 verzeichnete die Bettenauslastung fast konstant ein Wachstum, das jedoch ab 2001 einbrach und 2003 seinen Tiefpunkt erreichte. Die beste Bettenauslastung verzeichnet mit 50,6 Prozent die 4-Sterne-Hotellerie, gefolgt von den 5-Sterne(46,3%) und den 3-Sterne-Betrieben (45,8%). Die 1-Stern- und 2-Sterne-Betriebe verzeichnen mit 44,6 bzw. 42,4 Prozent ebenfalls eine gute mittlere Bettenauslastung. Tiefer hingegen ist die Auslastung bei den Betrieben der weiteren Basiskategorien (33,9%) und bei den nicht klassierten Betrieben (24,3%). Abbildung 4 Bettenauslastung nach Sternekategorien 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1994 1-Stern 5-Sterne 1996 1998 2-Sterne Basiskategorie 2000 2002 2004 3-Sterne Nicht klassiert 2006 2008 4-Sterne Quelle: BFS, hotelleriesuisse Credit Suisse Economic Research: Swiss Issues Regionen, November 2007 Gästestrukturen Die Bevölkerung in den Industrieländern altert. Im Jahr 2020 wird ein Drittel der europäischen Bevölkerung über 50 Jahre alt sein. Weil wir immer länger leben, konsumieren und reisen wir auch länger. Mit dem Wandel der Altersstruktur ändert auch das Konsumverhalten. Unter den Touristen geben die Babyboomer zusehends den Ton an. Immer mehr Leute verfügen zudem in der zweiten Lebenshälfte über reichlich Geld und eine gute Gesundheit. Auch die anderen Wachstumsgruppen wie etwa Singles und kinderlose Doppelverdiener verfügen über ein höheres Budget für Freizeitausgaben als klassische Familien. Sie sind daher für die Tourismusbranche ebenfalls interessant. Der für einige Destinationen des Berner Oberlands wichtige Fernreisemarkt Japan weist eine noch extremere Altersstruktur auf. Der demografische Wandel beschert der Schweiz kaufkräftigere, aber gleichzeitig erfahrenere und daher anspruchsvollere Touristen, welche primär auf hohen Komfort und Wohlbefinden setzen. Vermehrt gefragt sind luxuriöse Hotels und Restaurants sowie grosszügige Wellness-Anlagen. Letztere sind deshalb besonders wichtig, weil in einer alternden Industriegesellschaft der Wert des Gutes Gesundheit generell steigt. Beruf und Bildung im Überblick Karin Blaser, Projektleiterin Beruf und Bildung, hotelleriesuisse Einleitung Dieses Kapitel zeigt erstmals eine quantitative Gesamtschau über die Bildungsbeteiligung in Hotellerie und Gastronomie auf den Stufen Sekundär II und Tertiär. Aufgrund von Daten seit 2000 können Entwicklungstendenzen aufgezeigt und die Branche durch den Vergleich mit den gesamtschweizerischen Zahlen positioniert werden. Die Bildungslandschaft in der Schweiz ist geprägt durch zahlreiche Reformen sowie durch veränderte demografische und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. In der Hotellerie wurde auf der Sekundarstufe II die Reform der kaufmännischen Berufslehre durchgeführt und per 2003 die neue Lehre Kauffrau/-mann B/E: Hotel-Gastro-Tourismus eingeführt. Aufgrund des 2004 in Kraft getretenen neuen Berufsbildungsgesetzes (BBG) mussten alle bisherigen Lehren innerhalb einer Übergangsfrist von fünf Jahren angepasst und die vorgesehenen Attestlehren definiert werden. Die Hotellerie war die erste Branche überhaupt, welche die neuen Lehren nach dem BBG umgesetzt hat. Seit 2005 können neu die dreijährigen Lehren Hotelfachfrau/-mann (HOFA) und Restaurationsfachfrau/-mann (REFA), sowie die zweijährigen Attestlehren Küchenangestellte/-r (küan), Hotellerieangestellte/-r (hoan) und Restaurationsangestellte/-r (rean) gewählt werden. Als letzte Lehre wird diejenige der Köchin/des Kochs per 2010 revidiert. Die Revision der Berufsmaturitätsverordnung ist noch in der zweiten Vernehmlassung (Stand März 2009), und die Projekte zur Validierung von Bildungsleistungen auf Sekundarstufe II befinden sich in der Pilotphase. Auf der Tertiärebene wurde 2008 der neue Rahmenlehrplan Hotelfachschulen genehmigt. Die Berufsprüfungen und Höheren Fachprüfungen werden analog der Grundbildungen dem BBG angepasst, und die Studierenden der Ecole hôtelière de Lausanne (EHL), der bisher einzigen Fachhochschule mit eidgenössisch anerkannten Abschlüssen in der Hotellerie, studieren ab 2008 erstmals nach dem Bologna-System. Im Zuge der Reformierung und Professionalisierung des Bildungsbereiches schliesst seit 2006 auch das ehemalige Unternehmerseminar von hotelleriesuisse mit dem Titel Dipl. Hotelmanager/-in NDS HF ab. Der folgende Überblick versteht sich als Ergänzung zu den Jahresberichten von Hotel & Gastro formation (getragen von den drei Trägerverbänden hotelleriesuisse, GastroSuisse und Hotel & Gastro Union und den zwei Mitgliederverbänden Swiss Catering Association und Schweizer Cafetier-Verband), sowie den Jahresberichten der Schulhotels von hotelleriesuisse und dem Branchen-Nachschlagewerk «Schweizer Tourismus in Zahlen» vom Schweizer Tourismus-Verband. Sekundarstufe II Neu abgeschlossene Lehrverhältnisse und demografische Entwicklung Seit 2003 hat die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverhältnisse in der Schweiz kontinuierlich zugenommen und erreichte 2007 mit rund 70 200 Lehrverhältnissen einen Höchststand. Gemäss Prognosen des Bundesamtes für Statistik werden jedoch ab Sommer 2008 erstmals weniger Jugendliche auf den Lehrstellenmarkt strömen. Diese Entwicklung wird in den nächsten Jahre anhalten und 2017 mit einem gesamtschweizerischen Rückgang um rund 11 Prozent einen Höhepunkt erreichen. Dieser Rückgang verhält sich jedoch nicht in allen Regionen der Schweiz gleich, was u. a. mit der traditionell unterschiedlich verteilten Lehrabschlussquote erklärt werden kann. So ist beispielsweise die Deutschschweiz stärker von dieser Entwicklung betroffen als die Romandie. Auch die Tourismus- und Saisonregionen werden im Vergleich zu den Ballungszentren einen überdurchschnittlichen Rückgang zu verzeichnen haben. 26 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Tabelle 1 Neu abgeschlossene Lehrverhältnisse in der Branche 2000–2007 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Hotelfachfrau/-mann (ab 2005) – – – – – 327 380 351 Restaurationsfachfrau/-mann (ab 2005) – – – – – 718 852 738 3-jährige Lehren Eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) Gastronomiefachassistent/-in1) 275 309 305 319 345 63 56 48 2 165 2 062 1 882 1 937 2 090 2 138 2 144 2 178 Kauffrau/-mann B: Hotel-Gastro-Tourismus (ab 2003) – – – 7 15 10 6 12 Kauffrau/-mann E: Hotel-Gastro-Tourismus (ab 2003) – – – 152 177 169 132 211 Köchin/Koch Kaufmännische/-r Angestellte/-r Gastgewerbe1) 248 248 215 70 20 22 – – 2 688 2 619 2 402 2 485 2 647 3 447 3 570 3 538 Hotelfachassistent/-in1) 396 340 270 250 252 10 1 – Servicefachangestellte/-r1) 813 754 725 668 719 123 6 3 Hotellerieangestellte/-r (ab 2005) – – – – – 25 40 33 Restaurationsangestellte/-r (ab 2005) – – – – – 66 64 74 Küchenangestellte/-r (ab 2005) – – – – – 220 257 293 1 209 1 094 995 918 971 444 368 403 Total 3-jährige Lehren 2-jährige Lehren Eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) Eidg. Berufsattest (EBA) Total 2-jährige Lehren Total 2- und 3-jährige Lehren Hotellerie Total eidg. Fähigkeitszeugnisse (alle Branchen) 3 897 3 713 3 397 3 403 3 618 3 891 3 938 3 941 62 294 62 414 60 476 60 410 62 847 62 548 64 226 67 159 Total eidg. Berufsatteste (alle Branchen) Total 2- und 3-jährige Lehren (alle Branchen) 1) – – – – – 1 406 2 229 3 057 62 294 62 414 60 476 60 410 62 847 63 954 66 455 70 216 Quelle: BFS werden nicht mehr ausgebildet Analog der gesamtschweizerischen Entwicklung seit 2003 ist in der Branche eine Zunahme der neuen Lehrverhältnisse pro Jahr zu verzeichnen. 2007 sind rund 550 Lehrverhältnisse mehr abgeschlossen worden als im Jahr 2002 (vgl. Abbildung 1). Die Analyse der einzelnen Lehren zeigt, dass im genannten Zeitraum die Zahlen für die Kochlernenden etwas gestiegen sind. Auffallend ist, dass im Jahr 2007 knapp ein Drittel mehr Lehrverhältnisse mit Küchenangestellten als zwei Jahre davor abgeschlossen wurden. Dies gilt als Zeichen der Akzeptanz dieser neuen Attestausbildung. Die Zahlen der neuen Lehren HOFA und REFA sowie hoan und rean sind schwankend, sodass kein eindeutiger Trend ausgemacht werden kann. Obwohl seit 2005 immer mehr Lehrstellen besetzt wurden, hat die Branche im Verhältnis zur gesamten Lehrstellensituation in der Schweiz an Terrain verloren. Der prozentuale Anteil sank von 6,1 Prozent im Jahr 2005 auf 5,6 Prozent im Jahr 2007. Eine ähnliche Entwicklung hat bereits zwischen 2000 und 2002 stattgefunden, welche die Branche aber aufgefangen hat. Eidgenössische Fähigkeitszeugnisse und Berufsatteste Die Anzahl der erteilten eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse (EFZ) und Berufsatteste (EBA, erste Ausstellung ab 2007) hat seit 2001 nach einem Zwischenhoch von 2006 kontinuierlich abgenommen (vgl. Abbildung 1). Abbildung 1 2- und 3-jährige Lehren in der Hotellerie 4000 3000 2000 1000 0 2000 2001 2002 2003 Neu abgeschlossene Lehrverhältnisse 2004 2005 2006 2007 Total EFZ und EBA Quelle: BFS, hotelleriesuisse BERUF UnD BILDUnG Im ÜBERBLICK 27 Tabelle 2 Eidg. Fähigkeitszeugnisse und Berufsatteste in der Branche 2000–2007 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Hotelfachfrau/-mann (ab 2008) – – – – – – – – Restaurationsfachfrau/-mann (ab 2008) – – – – – – – – 3-jährige Lehren Eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) Gastronomiefachassistent/-in1) 46 93 179 263 278 266 309 339 1 520 1 699 1 706 1 672 1 553 1 431 1 505 1 643 Kauffrau/-mann B: Hotel-Gastro-Tourismus (ab 2006) – – – – – – 14 20 Kauffrau/-mann E: Hotel-Gastro-Tourismus (ab 2006) – – – – – – 178 188 Köchin/Koch Kaufmännische/-r Angestellte/-r Gastgewerbe1) Total 3-jährige Lehren 199 208 228 257 222 199 48 – 1 765 2 000 2 113 2 192 2 053 1 896 2 054 2 190 2-jährige Lehren Eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) Hotelfachassistent/-in1) 437 415 339 286 211 206 209 13 Servicefachangestellte/-r1) 737 738 682 608 612 562 641 71 Hotellerieangestellte/-r (ab 2007) – – – – – – – 31 Restaurationsangestellte/-r (ab 2007) – – – – – – – 63 Küchenangestellte/-r (ab 2007) – – – – – – – 202 1 174 1 153 1 021 894 823 768 850 380 Eidg. Berufsattest (EBA) Total 2-jährige Lehren Total 2- und 3-jährige Lehren Hotellerie Total eidg. Fähigkeitszeugnisse (alle Branchen) 2 939 3 153 3 134 3 086 2 876 2 664 2 904 2 570 49 151 50 830 50 406 50 734 51 297 51 149 50 737 49 896 Total eidg. Berufsatteste (alle Branchen) Total eidg. Fähigkeitszeugnisse und Berufsatteste (alle Branchen) 1) – – – – – 94 99 1 591 49 151 50 830 50 406 50 734 51 297 51 243 50 836 51 487 Quelle: BFS, Hotel & Gastro formation werden nicht mehr ausgebildet Abbildung 1 zeigt generell, dass mit Verlusten zwischen Beginn und Abschluss der Grundbildung gerechnet werden muss, was im Vergleich zu anderen Branchen nichts Ungewöhnliches darstellt. Während der Anteil der Branchenabschlüsse an den gesamtschweizerischen Abschlüssen im Jahre 2000 bei 6 Prozent lag, machte er 2007 noch 5 Prozent aus. Es ist davon auszugehen, dass sich der Anteil der Abschlüsse im Jahr 2008 vergrössern wird, weil dann die neuen dreijährigen Lehren HOFA und REFA abschliessen bzw. diese Zahlen in die Statistik einfliessen. Interkantonale Fach- und überbetriebliche Kurse Die Schulhotels von hotelleriesuisse sind aus der Saisonhotellerie entstanden. Sie sind von Bund und Kantonen als Berufsfachschulen anerkannt und werden internatmässig geführt. Bis ins Jahr 2007 wurden die Lernenden Hotelfachleute, Hotellerieangestellte und Restaurationsfachleute in Berufsfachschulunterricht und den überbetrieblichen Kursen ausschliesslich in Schulhotels unterrichtet. Seit Sommer 2008 haben die Kantone die Möglichkeit, eine eigene Schulung zu organisieren. Allerdings haben sich die Kantone mit dem Unterzeichnen der Leistungsvereinbarung bis 2012 entschieden, Lernende weiterhin in die Schulhotels von hotelleriesuisse zu schicken. Gleichzeitig lassen sie aber den Lernenden die Wahlmöglichkeit. Abbildung 2 zeigt die Zahl der neu eintretenden Lernenden bis ins Jahr 2007. Auch hier werden die Zahlen von 2008 zeigen, welche Auswirkungen die neue Regelung auf die Eintrittsquote hat. Die Zahlen der interkantonalen Fachkurse für Kochlernende, die Hotel & Gastro formation in der deutschen, französischen und italienischen Schweiz durchführt, sind schwankend. Seit 2003 bewegen sich die Zahlen zwischen 130 und rund 160 im 1. Lehrjahr1. Im Unterschied dazu sind die Zahlen der neu eintretenden kaufmännischen Lernenden in die überbetrieblichen Kurse leicht steigend. Im Jahr 2007 waren es rund 150. Bei den kaufmännischen Lernenden kommen noch rund 150 Lernende pro Jahr hinzu, welche die Hotel-Handelsschulen hotelleriesuisse absolvieren, aber nicht die überbetrieblichen Kurse besuchen. 1 Jahresberichte von Hotel & Gastro formation 28 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 2 Lernende in den Schulhotels: Hotelfachleute, Hotellerieangestellte und Restaurationsfachleute, 1. Lehrjahr 600 500 400 300 559 486 438 438 454 425 459 403 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 200 Auffallend und typisch in der Hotellerie ist, dass die Studierenden vorwiegend und zunehmend das berufsbegleitende Modell nach der Lehre (BM2) wählen. Diese Tendenz ist mit der Vermeidung der Doppelbelastung durch Schule und unregelmässige Arbeitszeiten sowie Saisonbetrieb in gastgewerblichen Berufen zu erklären. 2007 wurde das Modell BM2 in 86 Prozent aller Fälle gewählt, gesamtschweizerisch machte die BM2 nur 38 Prozent3 aus. Aber auch hier zeigt sich eine steigende Beliebtheit dieses Berufsmaturitätsmodells. 100 0 Quelle: Hotel & Gastro formation, hotelleriesuisse Berufsmaturitätsabschlüsse Die Berufsmaturität wurde 1994 eingeführt und ist gesamtschweizerisch sehr erfolgreich. Seit 2000 erlebt sie einen Aufschwung mit einem Anstieg von rund 6500 gesamtschweizerischen Abschlüssen auf rund 10 600 im Jahr 20072. Laut Prognosen vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) wird sich die Zahl der Abschlüsse auf diesem Niveau einpendeln. In der Branche ist die Anzahl der Berufsmaturitätsabschlüsse noch gering, was mit der Tatsache zusammenhängt, dass erst 2005 neben der Kochlehre zwei weitere dreijährige Lehren eingeführt wurden. Erst seit diesen dreijährigen Lehren ist ein Anschluss an den Berufsmaturitätsunterricht möglich. Festzustellen ist aber, dass sich die Anzahl der Abschlüsse seit 2000 von 33 auf 82 im Jahr 2007 fast verdreifacht hat. Die gewerbliche und die technische Berufsmaturität sind gut verankert, ebenfalls ist das Interesse an der gesundheitlichen und sozialen Richtung seit der Einführung im Jahr 2003 stetig gestiegen. Höhere Berufsbildung Der Bereich Tertiär B umfasst die Höhere Berufsbildung, welche die berufsbegleitenden Berufsprüfungen und Höheren Fachprüfungen sowie die Vollzeitstudien an Höheren Fachschulen beinhaltet. In diesem Segment werden praktische Fähigkeiten mit fundierten theoretischen Fachkenntnissen erworben und Mitarbeitende auf Führungsfunktionen vorbereitet. Die gesamtschweizerischen Zahlen der an Berufsprüfungen erteilten eidgenössischen Fachausweise von anfänglich rund 8000 im Jahr 2000 sind auf rund 13 000 im Jahr 2006 angestiegen und verzeichneten 2007 einen kleinen Einbruch. Abbildung 4 Gesamtschweizerische Abschlüsse Höhere Berufsbildung 14 000 12 000 10 000 8 000 6 000 4 000 2 000 Abbildung 3 Gewählte Berufsmaturitätsrichtungen in der Hotellerie 0 2000 90 80 2001 2002 Eidg. Fachausweis (BP) 70 2003 2004 Eidg. Diplome (HFS) 2005 2006 2007 Eidg. Diplome (HFP) Quelle: BFS, hotelleriesuisse 60 50 40 30 20 10 0 2000 2001 2002 Kaufmännische Gesundheitl. und soziale 2003 2004 Gestalterische Technische 2005 2006 2007 Naturwissenschaftliche Gewerbliche Quelle: BFS, hotelleriesuisse 2 Bundesamt für Statistik Die meisten eidgenössischen Berufsprüfungen werden in den Berufen Marketingplaner/-in, Personalfachfrau/-mann, Buchhalter/-in und Informatiker/-in durchgeführt. Die Anzahl der gesamtschweizerischen eidgenössischen Diplome der Höheren Fachprüfungen bewegt sich zwischen 2500 und rund 3000 pro Jahr. Die Anzahl der eidgenössischen Diplome an Höheren Fachschulen ist stabil bei etwas mehr als 4000 pro Jahr. Bei den eidgenössischen Höheren Fachprüfungen finden sich die meisten Abschlüsse in den Bereichen Wirtschaftsinformatik, Verkaufsleitung, Finanzanalyse und Landwirtschaft. 3 Bundesamt für Statistik BERUF UnD BILDUnG Im ÜBERBLICK 29 Tabelle 3 Abschlüsse Höhere Berufsbildung in der Branche und in der Schweiz 2000–2007 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Gastronomieköchin/-koch FA 66 72 77 70 71 49 58 69 Restaurationsleiter/-in FA 12 17 24 10 17 13 17 14 Hauswirtschaftsleiter/-in FA 5 7 7 8 13 8 7 6 Hotelempfangs- und Administrationsleiter/-in FA 0 12 8 0 9 0 8 0 Führungsfachfrau/-mann FA – – – – – 42 108 173 Eidg. Fachausweise Köchin/Koch der S.-, H.- und G.-Gastronomie FA 0 36 21 39 21 23 16 20 83 144 137 127 131 135 214 282 8 082 9 091 9 544 11 210 11 368 12 251 13 194 11 723 1,0 1,6 1,4 1,1 1,2 1,1 1,6 2,4 Eidg. dipl. Küchenchef/-in/Produktionsleiter/-in 0 28 0 45 0 22 0 21 Eidg. dipl. Restaurationsleiter/-in 0 2 0 4 0 1 0 1 Eidg. dipl. Hauswirtschaftsleiter/-in 0 0 0 2 0 4 0 4 Total eidg. Diplome (Höhere Fachprüfung) Hotellerie 0 30 0 51 0 27 0 26 3 232 2 772 2 889 2 971 3 195 2 556 2 919 2 563 0,0 1,1 0,0 1,7 0,0 1,1 0,0 1,0 Total eidg. Fachausweise Hotellerie Total eidg. Fachausweise (alle Branchen) Hotellerie zu allen Branchen in % Eidg. Diplome (Höhere Fachprüfungen) Total eidg. Diplome (alle Branchen) Hotellerie zu allen Branchen in % Eidg. Diplome (Höhere Fachschulen) Total eidg. Diplome (Höhere Fachschulen) Hotellerie Total Diplome HF (alle Branchen) Hotellerie zu allen Branchen in % 394 350 373 326 312 390 387 438 4 151 3 495 3 813 3 712 4 057 4 055 4 140 4 186 9,5 10,0 9,8 8,8 7,7 9,6 9,3 10,5 Quelle: Hotel & Gastro formation Eidgenössische Fachausweise Die Abschlusszahlen der sechs Berufsprüfungen der Branche sind mehr oder weniger stabil und machen im Verhältnis aller Abschlüsse zwischen 1 und 2 Prozent aus (vgl. Abbildung 5). Auffallend ist die starke Zunahme der Berufsprüfung Führungsfachfrau/-mann FA seit der erstmaligen Durchführung im Jahr 2005. Innerhalb von drei Jahren hat sich die Abschlussquote auf 173 vervierfacht. Im Jahr 2007 haben 69 neue Gastronomieköchinnen/-köche FA, 20 Köchinnen/Köche der Spital-, Heim- und Gemeinschaftsgastronomie FA, 14 Restaurationsleiter/-innen FA sowie 6 Hauswirtschaftsleiter/-innen FA abgeschlossen. Hotelempfangs- und Administrationsleiter/-innen FA haben im Jahr 2007 keine abgeschlossen, weil nur alle zwei Jahre Prüfungen stattfinden. Eidgenössische Diplome (Höhere Fachschulen) Die sechs anerkannten Höheren Fachschulen in der Branche, kurz Hotelfachschulen, bilden vollzeitlich junge Menschen in gastronomischer Betriebsführung und im Hotelmanagement aus und verzeichnen seit 2004 eine stetige Zunahme. Gemäss Auskunft der Hotelfachschulen ist diese Tendenz anhaltend, sodass Wartelisten von bis zu zwei Jahren geführt werden. Das Jahr 2007 zeigt einen Höchststand seit 2000. In diesem Jahr schlossen 438 dipl. Hôteliers-Restaurateurs HF/dipl. Hôtelières-Restauratrices HF ab, was rund einem Zehntel aller Abschlüsse entspricht (vgl. Abbildung 5). Abbildung 5 Abschlüsse Höhere Berufsbildung in der Hotellerie 500 Eidgenössische Diplome (Höhere Fachprüfungen) Aufbauend auf den Berufsprüfungen qualifizieren die Höheren Fachprüfungen zur selbstständigen fachlichen und betriebswirtschaftlichen Führung des Produktionsbereichs in grösseren Betrieben. Sie sind mit einem hohen zeitlichen, finanziellen und stofflichen Aufwand verbunden. Die verteilten eidgenössischen Diplome für alle drei Höheren Fachprüfungen sind schwankend (vgl. Abbildung 5) und sehr gering, sodass keine konkreten Aussagen über Tendenzen möglich sind. Auch die eidgenössischen Diplome von Höheren Fachprüfungen entsprechen etwa 1 bis 2 Prozent aller schweizerischen Abschlüsse. 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 Eidg. Fachausweis (BP) 2003 2004 Eidg. Diplome (HFS) 2005 2006 2007 Eidg. Diplome (HFP) Quelle: Hotel & Gastro formation, hotelleriesuisse 30 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Nachdiplomstudium HF Hotelmanagement Seit 1968 bildet hotelleriesuisse Unternehmerinnen und Unternehmer im Seminar für Unternehmensführung aus. Ambitionierte Führungspersonen erhalten mit dieser fundierten Management-Ausbildung die Sozial- und Methodenkompetenz, um sich den schnell ändernden und neuen Herausforderungen in der Hotel-Gastro-Tourismus-Branche zu stellen. Am 28. April 2006 hat hotelleriesuisse zusammen mit der Hotelfachschule Thun vom BBT auf Antrag der eidgenössischen Kommission für Höhere Fachschulen den geschützten Titel dipl. Hotelmanager/-in NDS HF erhalten. Für das Jahr 2008 kann aufgrund des neu anerkannten Diploms eine Zunahme verzeichnet werden, es haben 20 Teilnehmende erfolgreich abgeschlossen. Fachhochschulen Der Bereich Tertiär A umfasst die Fachhochschulen und die universitären Hochschulen. Mit der Bologna-Deklaration hat sich die Schweiz verpflichtet, bis 2010 flächendeckend auch die Diplomstudiengänge durch zweistufige Bachelor- und Master-Studiengänge zu ersetzen, um national und international vergleichbare Titel und verbesserte Mobilität zu erreichen. Das Bachelor-Studium tritt an die Stelle der bisherigen Fachhochschul-Diplom-Ausbildung. Die FH-Diplome bleiben geschützt, und Inhaberinnen und Inhaber eines altrechtlichen FH-Diploms dürfen ab 1. Januar 2009 den neuen Bachelor-Titel tragen. Die gesamtschweizerischen Zahlen zeigen eine Vervierfachung der FH-Diplome seit 20004. Die Anzahl betrug 2007 knapp 10 000 bei einem Ausländeranteil von 16 Prozent. Im Schweizerischen Hochschulinformationssystem (SHIS) zählen als Ausländerinnen und Ausländer auch in der Schweiz niedergelassene Personen ausländischer Nationalität. Es ist deshalb schwierig, abzuschätzen, wie hoch der Anteil derjenigen ausländischen Studierenden ist, welche ihren Wohnsitz in der Schweiz haben und voraussichtlich auch nach Abschluss in der Schweiz bleiben, und derjenigen, deren Fachkompetenz Bund, Kantonen und Wirtschaft verloren geht, weil sie nach Abschluss der Ausbildung die Schweiz verlassen (müssen). Fachhochschul-Diplome in der Branche In der Hotellerie kann an der EHL, Teil der Fachhochschule Westschweiz HES-SO und Verbandsschule von hotelleriesuisse, ein eidgenössischer Abschluss auf Ter tiär A gemacht werden. Bis 2003 wurde das Fachhochschul-Diplom, ab 2004 der Bachelor of Science in International Hospitality Management verliehen. Ab 2008 wird der Studiengang nach dem Bologna-System strukturiert, wonach die Studierenden nur einmal pro Jahr im Herbst beginnen. Der Einbruch 2004 hängt damit zusammen, dass im Jahr 2001 nur im Frühling Studierende aufgenommen wurden, weil der Studiengang revidiert wurde. 4 Bundesamt für Statistik Abbildung 6 Fachhochschul-Diplome in der Hotellerie 250 200 150 100 50 171 244 177 104 219 251 224 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 0 Quelle: BFS, hotelleriesuisse Im Jahr 2008 wird sich erneut eine Unregelmässigkeit in der Abschlussquote zeigen, da sich durch den Herbstbeginn im Jahr 2008 die Prüfungen auf das nächstfolgende Jahr verschieben. Die Zahlen aus Abbildung 7 zeigen den Anteil ausländischer Studierender. Im Durchschnitt lag der Anteil der schweizerischen Studierenden zwischen 40 und 50 Prozent. Ebenso viele Studierende kamen aus Westeuropa, dazu ein kleiner Teil aus Mittelund Osteuropa, Nord- und Südamerika, Asien und dem Mittleren Osten. Gemäss Angaben der EHL wäre ein grosser Teil daran interessiert, in der Schweiz zu arbeiten. Abbildung 7 Schweizerische und ausländische Studierende der FH-Diplomlehrgänge in der Hotellerie 100% 80% 96 134 105 71 124 124 136 75 110 72 33 95 127 88 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 60% 40% 20% 0% Schweizerinnen und Schweizer Ausländerinnen und Ausländer Quelle: BFS, hotelleriesuisse Ab 2009 wird es möglich sein, ein eidgenössisch anerkanntes Hospitality-Studium auf Bachelor-Ebene an der neuen privaten Fachhochschule Les Roches-Gruyère, einer Partnerschule von hotelleriesuisse, zu beginnen. Arbeit Barbara Fellmann, Projektleiterin Branchenanalysen, hotelleriesuisse Abbildung 1 Erwerbstätige (gem. ETS) nach Branchen Erwerbstätige Beschäftigung im Gastgewerbe Die Beschäftigung im Gastgewerbe kennzeichnet sich durch verschiedene Eigenheiten. Basierend auf den Daten der Erwerbstätigenstatistik (ETS)1, der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE)2 und der Beschäftigungsstatistik (BESTA)3 des Bundesamtes für Statistik werden einige dieser Aspekte aufgezeigt. Die präsentierten Kennzahlen handeln zunächst von Erwerbstätigen und anschliessend von Beschäftigten. Zwei Bezeichnungen, die gemäss Bundesamt für Statistik auseinandergehalten werden müssen, denn «Eine erwerbstätige Person kann […] mehreren Beschäftigungen nachgehen (Beschäftigung = eine besetzte Arbeitsstelle)». Von den rund 4,5 Millionen Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten 72,7 Prozent im tertiären Sektor. Das Gastgewerbe beschäftigt mit gut 250 000 Erwerbstätigen 5,7 Prozent des Gesamtvolumens. Dies entspricht einem Anteil von 7,9 Prozent aller Erwerbstätigen des tertiären Sektors. Gesamtheit und Einheit: Erwerbstätige gemäss dem Inlandkonzept; Referenzperiode: letzter Arbeitstag des jeweiligen Quartals 2 Gesamtheit und Einheit: ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren; Referenzperiode: 2. Quartal (April bis Juni) 3 Gesamtheit und Einheit: Beschäftigte (gemäss Inlandkonzept, ab 6 Stunden pro Woche) in den Betrieben des sekundären und tertiären Sektors, in denen mindestens 20 Stunden pro Woche gearbeitet wird. Ausgeklammert werden: Beschäftigte des primären Sektors und «ausserbetrieblich Beschäftigte» (Angestellte von Privathaushalten, Selbstständigerwerbende ohne Betrieb); Referenzperiode: letzter Arbeitstag des jeweiligen Quartals 1 Sektor III Gastgewerbe 7,9% Sektoren I und II 27,3% Sektor III 72,7% Andere Branchen Sektor III 92,1% Quelle: BFS, hotelleriesuisse 45 Prozent der Erwerbstätigen aller Wirtschaftsbranchen sind Frauen. Die Betrachtung der Branchen des tertiären Sektors zeigt ein anderes Bild. Hier machen die Frauen mit 52,9 Prozent mehr als die Hälfte aus. Im Gastgewerbe ist der Frauenanteil mit 56,7 Prozent sogar noch höher. Abbildung 2 Erwerbstätige (gem. ETS) nach Geschlecht Sektor III Männer 47,1% Gastgewerbe Frauen 52,9% Männer 43,3% Frauen 56,7% Quelle: BFS, hotelleriesuisse 34 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Für die Analyse des Ausländeranteils wurden die Daten der SAKE ausgewertet. Diese Statistik weist im Gegensatz zur ETS lediglich 4,2 Millionen Erwerbstätige in der Schweiz aus. Diese Differenz von rund 267 000 Erwerbstätigen hängt von der Definition der «Gesamtheit und Einheit» ab, die bei der SAKE bestimmte Per sonengruppen, unter anderem Kurzaufenthalter/innen, nicht ein schliesst. Bei der folgenden Analyse muss der Tatsache Rechnung getragen werden, dass Kurzaufenthalter insbesondere in der Sai sonhotellerie einen nicht zu vernachlässigenden Anteil ausmachen und der effektive Ausländeranteil somit noch höher sein dürfte. In der Schweiz sind rund ein Fünftel aller Erwerbstätigen Ausländer. Im tertiären Sektor hingegen ist der Ausländeranteil mit 20,6 Prozent leicht tiefer als im Gesamtdurchschnitt aller Branchen. Bei den Erwerbstätigen im Gastgewerbe ist dieser Anteil mit 42,6 Prozent mehr als doppelt so hoch. Der im Vergleich zum tertiären Sektor tiefere Anteil an Teilzeit beschäftigten hängt höchstwahrscheinlich damit zusammen, dass der Ausländeranteil im Gastgewerbe zweimal so hoch ist wie im tertiären Sektor, der Frauenanteil jedoch nur minimal höher ist. Rund 70 Prozent der gut 3,3 Millionen Vollzeitäquivalente4 in der Schweiz sind im tertiären Sektor beschäftigt. Mit über 180 000 Vollzeitäquivalenten bietet das Gastgewerbe Arbeit für 5,6 Prozent aller Beschäftigten. Dies entspricht einem Anteil von 8 Prozent des tertiären Sektors. Abbildung 5 Vollzeitäquivalente nach Branchen Vollzeitäquivalente Sektor III Gastgewerbe 8,0% Sektor II 29,8% Abbildung 3 Erwerbstätige (gem. SAKE) nach Nationalität Sektor III Gastgewerbe Sektor III 70,2% Andere Branchen Sektor III 92,0% Ausländer 42,6% Ausländer 20,6% Quelle: BFS, hotelleriesuisse Schweizer 57,4% Schweizer 79,4% Quelle: BFS, hotelleriesuisse Die Schweiz zählt rund 4 Millionen Beschäftigte im sekundären und tertiären Sektor, wovon knapp ein Drittel Teilzeit arbeiten. Im tertiären Sektor liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten mit 38 Prozent einiges höher. Das Gastgewerbe liegt mit 35 Prozent Teilzeitbeschäftigten leicht unter dem Mittel des tertiären Sek tors, aber ebenfalls um einiges höher als der Gesamtdurchschnitt aller Branchen. Abbildung 4 Beschäftigte nach Beschäftigungsgrad Sektor III Gastgewerbe Teilzeit 38,0% Vollzeit 62,0% Teilzeit 35,0% Vollzeit 65,0% «Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten resultiert aus der Umrechnung des Arbeitsvolumens (gemessen als Beschäftigte oder Arbeitsstunden) in Vollzeitbeschäftigte. Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten ist definiert als das Total der geleisteten Arbeitsstunden dividiert durch das Jahresmittel der Arbeitsstunden, die durch Vollzeitbeschäftigte erbracht werden.» Vgl. Bundesamt für Statistik 4 Quelle: BFS, hotelleriesuisse ARBEIT Marc Kaufmann, Leiter Rechtsdienst, hotelleriesuisse Sozialpartnerschaft: Der Landes-Gesamtarbeitsvertrag des Gastgewerbes – eine Erfolgsgeschichte Einleitung Der Landes-Gesamtarbeitsvertag des Gastgewerbes (L-GAV) ist die Erfolgsgeschichte eines klassischen nationalen GAV: Abgesehen von wenigen kurzen Unterbrüchen, sogenannten vertragslosen Phasen, existiert er seit 1974. Der heute gültige Vertrag wurde bereits 1998 unterzeichnet und gilt seither beinahe unverändert. Dem grössten schweizerischen L-GAV sind rund 250 000 Arbeitnehmende und 30 000 Betriebe unterstellt, die von einem branchenspezifisch massgeschneiderten Arbeitsrecht profitieren. Das Vertragswerk wird ausschliesslich zwischen den Sozialpartnern, zu denen auch hotelleriesuisse gehört, verhandelt. Die anderen Sozial- und Vertragspartner sind auf Arbeitgeberseite GastroSuisse und Swiss Catering Association, bei den Arbeitnehmenden die Berufsorganisation Hotel & Gastro Union sowie die beiden Gewerkschaften Unia und Syna. Während die Hotel & Gastro Union von jeher Sozialpartner war, sind die Unia und Syna zu Beginn des 21. Jahrhunderts in den L-GAV aufgenommen worden. Sinn und Zweck eines GAV Der L-GAV ermöglicht den Sozialpartnern, branchenspezifische Rahmenbedingungen für die einzelnen Arbeitsverhältnisse zu schaffen. Der L-GAV kann somit den Besonderheiten einer Branche und den Bedürfnissen von Arbeitgebern und -nehmern besser gerecht werden als die arbeitsrechtlichen Regelungen, welche der Gesetzgeber vorsieht und die in der Regel pauschal und für alle Berufsrichtungen identisch gelten. Weiter garantiert ein funktionierendes Vertragswerk den sozialen Frieden und somit auch ein störungsfreies Wirtschaften der Betriebe. Während der Laufzeit eines Gesamtarbeitsvertrages gilt eine Friedenspflicht, d. h., jegliche «Kampfmassnahmen» sind untersagt. Ein weiterer Vorteil von Gesamtarbeitsverträgen ist eine Reduktion von individuellen und zeitaufwändigen Verhandlungen mit den Arbeitnehmenden über Arbeitsbedingungen. Zudem führt das Vertragswerk zu einheitlichen Rahmenbedingungen für alle Betriebe in den definierten Wirtschaftsräumen, was einen fairen Konkurrenzkampf ermöglicht und im Rahmen der flankierenden Massnahmen zu den bilateralen Verträgen mit der EU die politische Glaubwürdigkeit erhöht. Dies erlaubt der Branche, Herr im eigenen Haus zu sein und zu bleiben, ohne Einmischung der Behörden, was auch zu einer positiven Signalwirkung gegenüber dem Gesetzgeber führt. 35 Trotzdem bewegt sich ein Gesamtarbeitsvertrag nicht in einem rechtsfreien Raum: Leitplanken der möglichen, sozialpartnerschaftlichen Abmachungen bilden immer und zwingend Gesetze wie das Arbeitsgesetz und seine Verordnungen oder das schweizerische Obligationenrecht. Diese dürfen nicht verletzt werden. Die Allgemeinverbindlichkeit – Wirkung und Bedeutung Als grösster Gesamtarbeitsvertrag der Schweiz ist der L-GAV von jeher allgemeinverbindlich. Eine Allgemeinverbindlichkeit bedeutet, dass der Vertrag nicht nur für die Mitglieder der unterzeichnenden Verbände gilt, sondern für alle Betriebe der Branche, die für den Geltungsbereich des Vertrages zu definieren sind. Die Allgemeinverbindlichkeit eines GAV wird durch den Bundesrat ausgesprochen und setzt voraus, dass • sie notwendig sein muss, weil ohne sie erhebliche Nachteile für die beteiligten Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu erwarten wären; • der L-GAV weder das Gesamtinteresse noch die berechtigten Interessen anderer Wirtschaftsgruppen und Bevölkerungskreise beeinträchtigt; • der L-GAV den Minderheitsinteressen im betreffenden Wirtschaftszweig oder Beruf, die sich aus regionalen oder betrieblichen Verschiedenheiten ergeben, Rechnung trägt; • der GAV weder die Rechtsgleichheit noch zwingendes Recht von Bund und Kantonen verletzt, noch die Koalitionsfreiheit beeinträchtigt. Seit der Annahme des Freizügigkeitsabkommens und den dazugehörigen flankierenden Massnahmen ist eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) als Folge des Abkommens der Schweiz mit der EU schon bei einer Beteiligung von mindestens 30 Prozent aller Arbeitgeber vorgesehen, bei denen mindestens 30 Prozent aller Arbeitnehmenden beschäftigt sind. Damit wird einem allfälligen Lohn-Dumping vorgebeugt. Weiter hat der Bundesrat die Möglichkeit, bei «besonderen Verhältnissen» vom Erfordernis der Mehrheit der beteiligten Arbeitnehmenden abzusehen. Von dieser Ausnahmeregelung hat der Bundesrat im Gastgewerbe Gebrauch gemacht: Obwohl die Arbeitnehmenden im Gastgewerbe einen im Vergleich zu anderen Branchen ausgesprochen tiefen Organisationsgrad verzeichnen, wurde die AVE erteilt. Umso wichtiger ist deshalb, dass die aus verschiedenen Gründen schlecht organisierten Arbeitnehmenden in der Sozialpartnerschaft durch in der Branche stark verankerte Organisationen vertreten sind. Grund für die gewährte Ausnahme des Bundes ist, dass der L-GAV ein überaus grosses Volumen an Betrieben und Arbeitnehmenden umfasst und es im Sinne einer einheitlichen Regelung unerlässlich ist, dass die Branche identischen Spielregeln unterliegt. Die AVE garantiert damit gleich lange Spiesse für alle Arbeitgeber, was ein grosses Plus darstellt. 36 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Mindestlöhne und deren Entwicklung In der Schweiz ist in den GAVs das Mindestlohnsystem vorherrschend: Ein Mindestlohn ist ein in der Höhe festgeschriebenes, kleinstes rechtlich zulässiges Arbeitsentgelt. Eine Mindestlohnregelung kann sich sowohl auf einen Stundensatz als auch auf einen Monatslohn bei Vollzeitbeschäftigung beziehen. Im LandesGesamtarbeitsvertrag des Gastgewerbes sind in Art. 10 verschiedenste Mindestlöhne vorgesehen, die sich für 2009 in einer Bandbreite zwischen 3383 Franken für ungelernte Mitarbeitende und 6919 Franken für gewisse Kadermitarbeitende bewegen. Gemäss Artikel 34 L-GAV verhandeln die Vertragspartner jährlich über eine Anpassung der Mindestlöhne. Falls die Verhandlungen bis Ende Juni nicht zu einem Ergebnis führen, gelten die Verhandlungen als gescheitert, und es kommt zu einem Verfahren vor der eidgenössischen Einigungsstelle zur Beilegung von kollektiven Arbeitsstreitigkeiten. Dieses Schiedsgericht entscheidet verbindlich und endgültig über die Entwicklung der Mindestlöhne für das nächste Jahr. Die Lohnentwicklung der letzten zehn Jahre zeigt die Anstrengungen, die unternommen wurden, um den Mitarbeitenden auch in finanzieller Hinsicht attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten. Mit einem Lohnsprung von fast 20 Prozent im Jahr 2002 für ungelernte Mitarbeitende konnte ein alter Kritikpunkt an der Branche entschärft werden. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die Lohnentwicklung seit 19985: Lohnkategorie I: Mitarbeitende ohne Berufslehre. Bis 2001 wurde in dieser Kategorie zwischen a) Hilfsarbeiten/ohne Berufspraxis und b) qualifizierter Berufsarbeit/Anlehre unterschieden. Lohnkategorie II: Mitarbeitende mit Berufslehre (berufliche Grundbildung) oder gleichwertiger Ausbildung. Seit 2007 wird in dieser Kategorie zwischen a) zweijähriger beruflicher Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest und b) drei- bis vierjähriger beruflicher Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis oder zweijähriger beruflicher Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest und sieben Jahren Berufspraxis (inkl. Lehre) unterschieden. Lohnkategorie III: Mitarbeitende mit höherer Ausbildung, besonderer Verantwortung oder langjähriger Berufspraxis. Seit 1. Juli 2005 wird in dieser Kategorie zwischen a) Berufslehre mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis und sieben Jahren Berufspraxis (inkl. Lehre), b) Berufslehre mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis und zehn Jahren Berufspraxis (inkl. Lehre), c) Kader, die regelmässig mindestens einen Mitarbeitenden (inkl. Lernende oder Teilzeitmitarbeitende) führen, und d) Berufsprüfung nach Art. 27 lit. a BBG unterschieden. Lohnkategorie IV: Regelmässiges Führen von Mitarbeitenden gemäss lit. c) oder Höhere Fachprüfung nach Art. 27 lit. a BBG. Es wird zwischen a) regelmässigem Führen von Mitarbeitenden gemäss lit. c) oder gleichwertiger Kaderfunktion und b) Höherer Fachprüfung nach Art. 27 lit. a BBG mit regelmässigem Führen von Mitarbeitenden gemäss lit. c) während mindestens fünf Jahren oder gleichwertiger Kaderfunktion oder Ausbildung unterschieden. 5 Abbildung 6 Entwicklung der Mindestlöhne 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Lohnkategorie I Lohnkategorie II Lohnkategorie III Lohnkategorie III d) Lohnkategorie I a) Lohnkategorie II a) Lohnkategorie III a) Lohnkategorie IV a) Lohnkategorie I b) Lohnkategorie II b) Lohnkategorie III b) Lohnkategorie IV b) Quelle: hotelleriesuisse Vollzug des L-GAV Mit dem Abschluss des L-GAV verpflichten sich die Vertragsverbände, dafür besorgt zu sein, dass der L-GAV eingehalten wird. Die paritätische Aufsichtskommission überwacht als Vollzugsorgan des L-GAV die Durchführung des Vertrages und entscheidet bei Grundsatzproblemen und Auslegungsfragen. Als ausführendes Organ der Aufsichtskommission ist die Kontrollstelle für den L-GAV des Gastgewerbes mit Sitz in Basel eingesetzt. Diese hat das Recht und die Pflicht, auf Beschwerde, auf Antrag eines vertragsschliessenden Verbandes oder auf Weisung der Aufsichtskommission, in den Betrieben Kontrollen durchzuführen und zu prüfen, ob die Bestimmungen des L-GAV eingehalten werden. Die Kontrollstelle unterhält aber auch präventiv einen unentgeltlichen Beratungs-, Auskunfts- und Dokumentationsdienst. Täglich wird eine Vielzahl von mündlichen, schriftlichen und persönlichen Auskünften über den L-GAV erteilt. Mit dem Vollzug des L-GAV sind neben der paritätischen Aufsichtskommission und der Kontrollstelle auch tagtäglich die Vertragspartner beschäftigt: Dazu betreibt hotelleriesuisse – wie die anderen vertragsschliessenden Verbände auch – die Rechtsberatung, die im Jahr 2007 4051 Rechtsauskünfte an Arbeitgeber und -nehmer erteilte und somit einen wesentlichen Beitrag zum Vertragsvollzug leistete und leistet und damit zur Aufrechterhaltung des sozialen Friedens im Gastgewerbe beiträgt. Arbeit barbara Fellmann, Projektleiterin Branchenanalysen, hotelleriesuisse Funktion Best-Practice-Löhne Die in der Folge abgebildeten Daten repräsentieren die effektiv bezahlten Löhne im Jahr 2007/2008 für ausgewählte Funktionen. Die Daten wurden im Rahmen der Erfa-Arbeit erhoben und können statistisch keinen Anspruch auf Repräsentativität und Vollständigkeit erheben. Sie liefern jedoch aus dem Bereich der führenden und grösseren Betriebe wertvolle Hinweise. Pro Position sind jeweils das erste Quartil (25% aller Löhne in dieser Kategorie liegen unter diesem Wert), der Median (50% aller Löhne in dieser Kategorie weisen einen tieferen bzw. höheren Wert aus) und das dritte Quartil (25% aller Löhne in dieser Kategorie liegen über diesem Wert) ausgewiesen. 37 Anz.6 1. Quartil Median 3. Quartil Chef de réception 63 5 134.70 5 500.00 6 200.00 Réceptionist/-in (max.) 66 4 000.00 4 200.00 4 485.00 Réceptionist/-in (min.) 62 3 730.00 3 730.00 3 887.50 Night Auditor 51 3 850.00 4 382.00 4 700.00 Generalgouvernante 41 5 400.00 5 800.00 6 500.00 Gouvernante 60 4 052.50 4 500.00 4 825.00 Zimmermitarbeiter/-in (max.) 63 3 400.00 3 600.00 3 825.00 Zimmermitarbeiter/-in (min.) 58 3 242.00 3 300.00 3 400.00 Lingeriemitarbeiter/-in (max.) 45 3 350.00 3 600.00 4 000.00 Lingeriemitarbeiter/-in (min.) 30 3 035.00 3 275.00 3 394.25 Stundenlohn brutto (max.) 42 25.00 28.00 30.83 Stundenlohn brutto (min.) 40 19.78 21.00 22.40 Quelle: hotelleriesuisse tabelle 1 Best-Practice-Löhne Funktion 6 Anz.6 1. Quartil Median 3. Quartil Vizedirektor/-in Direktionsassistent/-in 46 6 000.00 6 950.00 8 170.50 F & B-Manager/-in 33 5 500.00 5 956.00 7 400.00 Salesmanager/-in 29 5 200.00 5 650.00 6 850.00 Bankettmanager/-in 21 5 250.00 5 800.00 6 750.00 Buchhalter/-in 24 5 237.50 5 800.00 7 050.00 Personalchef/-in 31 5 845.00 6 500.00 7 300.00 Küchenchef/-in 62 6 712.50 7 500.00 8 537.50 Sous-chef 56 4 996.15 5 200.00 6 000.00 Chef de partie (max.) 55 4 398.50 4 500.00 4 800.00 Chef de partie (min.) 50 4 000.00 4 125.00 4 300.00 Patissier/-ière 38 4 500.00 4 650.00 5 537.50 Commis de cuisine (max.) 50 3 730.00 3 800.00 3 950.00 Commis de cuisine (min.) 42 3 685.00 3 730.00 3 760.00 Küchen-OfficeMitarbeiter/-in (max.) 61 3 300.00 3 450.00 3 650.00 Küchen-OfficeMitarbeiter/-in (min.) 48 3 182.00 3 300.00 3 300.00 Buffetmitarbeiter/-in (max.) 35 3 300.00 3 520.00 3 758.50 Buffetmitarbeiter/-in (min.) 29 3 000.00 3 300.00 3 300.00 Maître d’hôtel 35 5 352.00 6 067.00 6 875.00 Chef de service 60 4 643.50 5 075.00 5 500.00 Chef de rang (max.) 57 4 080.00 4 300.00 4 500.00 Chef de rang (min.) 53 3 730.00 3 850.00 4 008.00 Commis de rang (max.) 39 3 663.00 3 730.00 3 800.00 Commis de rang (min.) 33 3 300.00 3 680.00 3 730.00 Anz. = Anzahl Nennungen tabelle 2 Mindestlöhne gemäss L-GAV Lohnkategorie i ohne Berufslehre 2007 Normalsatz Einführungsrabatt7 IHG-Region8 3 242.00 3 079.90 2 917.80 3 135.00 2 970.00 2008 3 300.00 Lohnkategorie ii a) berufliche Grundbildung mit eidg. Berufsattest 2007 3 661.00 2008 3 480.00 Lohnkategorie ii b) berufliche Grundbildung mit eidg. Fähigkeitszeugnis 2007 3 661.00 2008 3 730.00 Lohnkategorie iii a) Berufslehre mit sieben Jahren Berufspraxis 2007 3 986.00 2008 4 070.00 Praktikantenlohn 2007 2 075.00 2008 2 115.00 Quelle: hotelleriesuisse Die Mindestlöhne 2008 gemäss L-GAV gelten für Jahresbetriebe seit dem 1. Januar 2008. Für Saisonbetriebe hingegen gelten diese seit Sommersaison 2008. Lohnkategorie i: Für ungelernte Mitarbeitende im Service kann während der Einführungszeit von höchstens sechs Monaten ein um maximal 5 Prozent tieferer Mindestlohn vereinbart werden, sofern dies in einem schriftlichen Einzelarbeitsvertrag geschieht. Arbeitet der Mitarbeitende die ersten sechs Monate im Gastgewerbe und leistet keine qualifizierte Berufsarbeit, kann der Mindestlohn um höchstens 5 Prozent tiefer vereinbart werden. 8 Lohnkategorie i: Leistet der Mitarbeitende keine qualifizierte Berufsarbeit gemäss L-GAV Art. 10 Ziff. 2, kann ein um 10 Prozent tieferer Mindestlohn vereinbart werden, wenn der Betrieb in einem förderungsbedürftigen Gebiet nach dem Bundesgesetz über Investitionshilfe für Berggebiete (IHG) liegt. 7 Hotel-Benchmark Barbara Fellmann, Projektleiterin Branchenanalysen, hotelleriesuisse Best-Practice-Erfa-Gruppen Seit mehr als 65 Jahren organisiert und koordiniert hotelleriesuisse den Erfahrungsaustausch unter seinen Mitgliedern in sogenannten Erfa-Gruppen. Eine Erfa-Gruppe ermöglicht den Austausch und Vergleich wichtiger Betriebskennzahlen, erörtert gemeinsam Probleme und sucht nach geeigneten Lösungen. Einige allgemeine Trends aus der Erfa-Bewegung möchte hotelleriesuisse einem weiteren Kreis zugänglich machen. Die Resultate aus der Erfa-Arbeit können statistisch keinen Anspruch auf Repräsentativität und Vollständigkeit erheben. Sie liefern jedoch aus dem Bereich der führenden und grösseren Betriebe wertvolle Hinweise über den Verlauf des jeweiligen Geschäftsjahres. Ein Vergleich über die vergangenen Jahre ist mit der nötigen Vorsicht zu interpretieren, da sich die Zusammensetzung der einzelnen Erfa-Gruppen im Verlauf der Jahre verändert und insbesondere der Einbezug neuer Betriebe oder Erfa-Gruppen das Resultat in der entsprechenden Kategorie zum Teil erheblich beeinflussen kann. Von den rund 160 Erfa-Mitgliedern konnten 138 Abschlüsse in die Auswertung aufgenommen werden. Da die einzelnen Hotelbetriebe unterschiedliche Abschlussdaten haben, ist der Zeithorizont der ausgewerteten Daten nicht mit dem Kalenderjahr identisch. Je nach Bilanzstichdatum (z. B. 30. April 2007, 31. Oktober 2007 oder 31. Dezember 2007) beinhalten die Auswertungen noch Daten aus dem Jahr 2006. Der Einfachheit halber wird in der Analyse jeweils vom Jahr 2007 bezüglich der aktuellen Daten respektive vom Jahr 2006 als Referenzgrösse für das Vorjahr gesprochen. Auf die Publikation der Werte der 3-Sterne-Garnibetriebe wird verzichtet, da es sich bei dieser Betriebskategorie um einen Sonderfall handelt und die Daten nur beschränkt mit den anderen Kategorien vergleichbar sind. Im Jahr 2005 haben die beiden Branchenverbände hotelleriesuisse und GastroSuisse gemeinsam mit der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit den «Neuen Kontenrahmen für die Hotellerie und das Gastgewerbe» publiziert. In der Zwischenzeit haben bereits verschiedene Hotelbetriebe umgestellt und ihre Abschlüsse nach dem neuen Kontenplan abgegeben. Damit hotelleriesuisse die Resultate dieser Betriebe mit den andern vergleichen kann, wurden alle Abschlüsse nach dem im Fachbuch vorgegebenen Umwandlungsschlüssel sowohl nach altem wie auch nach neuem Kontenrahmen ausgewertet. Dabei mussten gewisse Annahmen und Schätzungen vorgenommen werden, die unter Umständen nicht ganz den Tatsachen entsprechen. Demzufolge sind die Kennzahlen und ausgewiesenen Ergebnisse mit der entsprechenden Vorsicht zu geniessen. Um das gesamte Spektrum aufzuzeigen, veröffentlicht hotelleriesuisse neben den Mittelwerten auch die Quartile jeder Kategorie. Somit kann sich jeder Betrieb besser gegenüber den Kennzahlen benchmarken. Auswertungen der allgemeinen Kennzahlen Zunahme der Logiernächte um 5,3 Prozent Die Logiernächteentwicklung in der Schweiz verlief in den letzten Jahren äusserst positiv. Diese Tendenz hat sich auch im Jahr 2007 weitergezogen, und das Logiernächtevolumen nahm gesamtschweizerisch gegenüber dem Jahr 2006 um 4,4 Prozent zu. Die Erfa-Betriebe konnten im Jahr 2007 die Logiernächte um rund 5,3 Prozent erhöhen und lagen somit deutlich über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt. Am besten haben dabei die Stadtbetriebe abgeschnitten, wobei auch die Saisonbetriebe ein kräftiges Wachstum vermelden konnten. Dennoch profitierten nicht alle Betriebe von der grösseren Nachfrage. 40 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 1 Veränderung der Logiernächte Abbildung 3 Zimmerbelegung in Prozent 12% 80% 10% 70% 60% 8% 50% 6% 40% 4% 30% 2% 20% 0% –2% 10% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 2006 0% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt Mittelwert 2005 2007 2006 Mittelwert 2007 Quelle: hotelleriesuisse Quelle: hotelleriesuisse Mit Ausnahme der 3-Sterne-Stadtbetriebe lag bei rund einem Viertel aller Betriebe die Zunahme der Logiernächte unter 2 Prozent (1. Quartil). Die 5-Sterne-Ferienhotellerie musste sogar ein negatives Wachstum von –0,3 Prozent hinnehmen. Die Detailanalyse zeigt erfreulichere Ergebnisse. So konnte ein Viertel aller Betriebe ihre Logiernächte um über 6,3 Prozent steigern (3. Quartil). Die 3-Sterne- und die 4-Sterne-Stadtbetriebe glänzten sogar mit einer Zunahme der Logiernächte um mehr als 11 Prozent. Die Detailanalyse zeigt, dass rund ein Viertel aller Betriebe eine Zimmerbelegung von unter 61 Prozent auswies (1. Quartil), damit aber noch immer deutlich über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von 45,8 Prozent lag. Rund ein Viertel aller Betriebe (3. Quartil) wies eine Auslastung von über 78,1 Prozent aus, mit Ausnahme der 5-SterneStadthotellerie (76,4%) und der 5-Sterne-Ferienhotellerie (75%), die das Schlusslicht bildeten. Abbildung 2 Veränderung der Logiernächte – 2007 Abbildung 4 Zimmerbelegung in Prozent – 2007 12% 80% 10% 70% 60% 8% 50% 6% 40% 4% 30% 2% 20% 0% –2% 10% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 0% 3-Sterne 1. Quartil 3. Quartil 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse Quelle: hotelleriesuisse Zimmerbelegung auf 71,5 Prozent verbessert Die Zimmerbelegung konnte im Jahr 2007 gegenüber dem Vorjahr erneut gesteigert werden und erreichte sensationelle 71,5 Prozent. Die höchste Zimmerbelegung erzielte die 3-Sterne-Stadthotellerie mit 73,3 Prozent, gefolgt von den 4-Sterne-Ferienbetrieben mit 72 Prozent. Während in der Ferienhotellerie die bessere Belegung unter anderem auf den höheren Anteil an ausländischen Feriengästen zurückzuführen ist, gilt es für die 3-Sterne- und 4-Sterne-Stadthotellerie die überdurchschnittliche Vertretung von Betrieben aus der Stadt Zürich zu berücksichtigen. Zimmer-Moyenne mit 248 Franken erneut gestiegen Der durchschnittliche Ertrag pro Zimmer hat gegenüber dem Vorjahr (236 Franken) zugenommen und erreichte 248 Franken. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kategorien sind jedoch markant. Die 3-Sterne-Hotellerie konnte eine Zimmer-Moyenne von 150 Franken (Stadt) bzw. 153 Franken (Ferien) ausweisen. Bei den 4-Sterne-Betrieben beträgt diese 206 Franken (Stadt) resp. 242 Franken (Ferien) und in der 5-Sterne-Hotellerie 480 Franken (Stadt) und 505 Franken (Ferien). Die Tatsache, dass die Preise in den Ferienhotels in allen Kategorien leicht höher sind, ist darauf zurückzuführen, dass diese Zimmer meist doppelt belegt sind. HOTEL-BEnCHMARK 41 Dieser Wert beträgt für die Betriebe aus den Erfa-Gruppen 179 Franken und hat gegenüber dem Vorjahr um satte 16 Franken zugelegt. Erfreulich ist die Tatsache, dass der durchschnittliche RevPAR in allen Kategorien dank höherer Belegung und besserer Zimmer-Moyenne markant gesteigert werden konnte. Abbildung 5 Zimmer-Moyenne in Franken 700 600 500 400 Abbildung 7 RevPAR in Franken 300 450 200 400 100 0 350 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 2006 300 Mittelwert 2007 250 200 Quelle: hotelleriesuisse 150 100 Die differenzierte Betrachtung der Zimmer-Moyenne zeigt die Unterschiede zwischen den Kategorien deutlich auf. In der 3-Sterne-Kategorie wies rund ein Viertel aller Betriebe einen durchschnittlichen Zimmerpreis von unter 116 Franken aus (1. Quartil). Nur ein Viertel der 3-Sterne-Betriebe konnte Werte von über 167 Franken erzielen (3. Quartil). Demgegenüber beträgt die Zimmer-Moyenne bei der Hälfte aller 5-Sterne-Hotels über 465 Franken und bei rund einem Viertel sogar über 610 Franken (3. Quartil). Auch Spitzenwerte von über 770 Franken sind in dieser Kategorie keine Seltenheit. Abbildung 6 Zimmer-Moyenne in Franken – 2007 700 600 500 50 0 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 2006 Mittelwert 2007 Quelle: hotelleriesuisse Die Detailanalyse zeigt die unterschiedliche Wertschöpfung in den einzelnen Kategorien auf. In der 3-Sterne-Hotellerie hatte nur gerade ein Viertel der Betriebe einen Ertrag pro Zimmer und Öffnungstag von mehr als 134 Franken. In der 4-Sterne-Stadthotellerie erwirtschafteten rund drei Viertel aller Betriebe einen RevPAR von weniger als 184 Franken, und selbst in der 5-Sterne-Kategorie müssen sich 25 Prozent aller Betriebe mit einem RevPAR von weniger als 227 Franken begnügen. Dabei gilt es jedoch festzuhalten, dass rund ein Viertel aller 5-Sterne-Hotels einen RevPAR erzielte, der über 438 Franken liegt. 400 Abbildung 8 RevPAR in Franken – 2007 300 200 450 100 0 400 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 350 300 250 3. Quartil 200 Quelle: hotelleriesuisse 150 100 RevPAR auf 179 Franken erhöht Der sogenannte RevPAR (Revenue per available room) wird auch im internationalen Vergleich ausgewiesen. Diese Kennzahl sagt aus, wie viel Beherbergungsumsatz pro vorhandenes Zimmer und Öffnungstag effektiv erzielt wird. Da dieser Wert auch die Öffnungstage des Betriebes berücksichtigt, ist er ein aussagekräftiger Massstab für die effektive Wertschöpfung pro Zimmer. 50 0 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse 42 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Tabelle 1 Zusammenfassung der allgemeinen Kennzahlen 3-Sterne Ferien Anzahl ausgewertete Betriebe 3-Sterne Stadt 4-Sterne Ferien 4-Sterne Stadt 5-Sterne Ferien 5-Sterne Stadt Alle Kategorien 9 22 31 44 12 12 138 * Anzahl Betten 58,4 84,2 122,9 135,1 231,2 243,4 134,0 Anzahl Zimmer 32,6 50,1 65,9 84,2 126,5 133,9 77,6 Öffnungstage 285,7 358,7 282,7 361,5 252,0 365,0 329,5 Veränderung Beherbergungsertrag zum Vorjahr 4,0% 10,1% 8,0% 10,6% 8,1% 12,9% 9,7% Veränderung Logiernächte zum Vorjahr 3,5% 7,8% 3,9% 5,4% 2,9% 6,1% 5,3% Beherbergung Bettenbelegung auf die Öffnungsdauer 69,6% 60,6% 68,5% 58,9% 68,9% 56,7% 63,1% Zimmerbelegung auf die Öffnungsdauer 69,2% 73,3% 72,0% 71,1% 70,9% 70,1% 71,5% moyennes Beherbergungsertrag pro Zimmer 31 241 40 128 47 868 54 366 84 298 127 788 57 199 87.10 113.80 136.50 156.40 288.35 338.95 165.20 Logement-Moyenne (Beherbergungsertrag pro Logiernacht) Zimmer-Moyenne (Beherbergungsertrag pro Zimmernacht) 153.15 150.30 241.65 206.00 504.55 480.15 247.90 RevPAR (Beherbergungsertrag pro Zimmer und Öffnungstag) 111.65 111.50 172.35 149.65 355.60 350.10 178.95 Quelle: hotelleriesuisse Alle Angaben in Franken ohne MWSt, Jahr = 365 Tage, *Total ausgewertete Betriebe inkl. 3-Sterne-Garnibetriebe Auswertungen der Kennzahlen nach altem Kontenrahmen Umsatz um 8,2 Prozent gesteigert Im Durchschnitt konnten die Erfa-Betriebe den Gesamtumsatz im Jahr 2007 um rund 8,2 Prozent steigern. Die guten Logiernächtezahlen wirkten sich positiv auf den Beherbergungsertrag (+9,7%) aus, und auch der Umsatz in der Restauration steigerte sich um 6,2 Prozent. Dabei konnte die 5-Sterne-Stadthotellerie mit einer Zunahme von 10 Prozent den grössten Umsatzzuwachs verzeichnen. Die Detailanalyse zeigt, dass bei einem Viertel der Betriebe in allen Kategorien der Umsatz um maximal 5,3 Prozent zunahm (1. Quartil), während ein Viertel aller Betriebe den Umsatz um über 10 Prozent steigern konnte (3. Quartil). In der 5-Sterne-Stadthotellerie realisierten sogar rund 50 Prozent aller Betriebe einen Umsatzanstieg von über 10,6 Prozent. Abbildung 10 Veränderung Betriebsertrag in Prozent – 2007 16% 14% 12% 10% Abbildung 9 Veränderung Betriebsertrag in Prozent 8% 6% 16% 14% 4% 12% 2% 10% 0% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 8% 1. Quartil 6% Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse 4% 2% 0% 2005 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2006 Mittelwert 2007 Quelle: hotelleriesuisse F & B-Rendite mit 68,7 Prozent gleich gut wie im Vorjahr Die Food & Beverage-Rendite (F & B-Rendite) liegt im Jahr 2007 gleich dem Vorjahr bei 68,7 Prozent. Den höchsten Wert weisen die 3-Sterne-Stadtbetriebe mit 72,4 Prozent aus, dies sowohl dank einer sehr hohen Küchenrendite als auch einer massiv überdurch- HOTEL-BEnCHmARK 43 schnittlichen Kellerrendite. Den tiefsten Wert erzielten die 3-Sterne-Ferienbetriebe mit 66,1 Prozent. die Tatsache, dass der Personalaufwand in allen Kategorien gegenüber dem Vorjahr gesenkt werden konnte. Abbildung 11 Food & Beverage-Rendite in Prozent Abbildung 13 Personalaufwand in Prozent 80% 50% 40% 60% 30% 40% 20% 20% 0% 10% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 2006 0% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt Mittelwert 2005 2007 2006 Mittelwert 2007 Quelle: hotelleriesuisse Quelle: hotelleriesuisse Die Tatsache, dass in allen Kategorien die Hälfte aller Stadtbetriebe eine F & B-Rendite von 70,8 Prozent oder mehr auswies ist darauf zurückzuführen, dass die Restauration in Stadtbetrieben in der Regel als öffentliche A-la-carte-Restaurants betrieben wird, die keine Pensionsmenüs für Hotelgäste anbieten müssen. Bei der F & B-Rendite für die Ferienhotellerie gilt es einen Vorbehalt betreffend Vergleichbarkeit und Aussagekraft anzubringen, da diese Kennzahl durch die Umbuchungen der Arrangementpreise beeinflusst wird. Die Detailanalyse zeigt, dass die einzelbetrieblichen Ergebnisse zum Teil stark von den Durchschnittswerten abweichen. Während rund ein Viertel der Hotels in nahezu allen Kategorien einen Personalaufwand von unter 35,8 Prozent erreichte (1. Quartil), liegt dieser Wert bei 25 Prozent aller Betriebe zum Teil deutlich über 39,1 Prozent. Bei den 3-Sterne- und 5-Sterne-Stadthotels sogar über 41,8 Prozent. Diese teils grossen Unterschiede zwischen den Kategorien lassen sich dadurch erklären, dass die höhere Wertschöpfung im Logement-Bereich, insbesondere in der 5-Sterne-Hotellerie, durch die vermehrten Zusatzangebote im Bereich Wellness ohne hohen Wertschöpfungsanteil kompensiert wird. Einen wesentlichen Einfluss hat natürlich auch der Anteil des personalintensiveren Restaurationsertrages am Gesamtumsatz. Abbildung 12 Food & Beverage-Rendite in Prozent – 2007 80% 60% Abbildung 14 Personalaufwand in Prozent – 2007 40% 50% 40% 20% 0% 30% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 20% 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse 10% 0% Personalaufwand unter 38 Prozent Der durchschnittliche Personalaufwand im Verhältnis zum Umsatz konnte gegenüber dem Vorjahr von 38,9 auf 37,9 Prozent gesenkt werden. Den mit Abstand geringsten Personalaufwand weisen die 5-Sterne-Ferienbetriebe mit 37,3 Prozent aus. Die übrigen Kategorien liegen nahe dem Durchschnitt. Erfreulich ist 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse 44 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Übriger direkter Betriebsaufwand bei 14,4 Prozent Der übrige direkte Betriebsaufwand umfasst sämtliche mit der Geschäftstätigkeit unmittelbar verbundenen «variablen» Kosten wie Energie, Reinigung und Entsorgung, Betriebsmaterial, Werbung sowie Buchhaltungs- und Verwaltungsaufwand. Dieser Betrag ist in der Hotellerie wegen des Beherbergungsanteils tendenziell höher als in der reinen Gastronomie (rund 10%). Im Jahr 2007 betrug der übrige direkte Betriebsaufwand im Verhältnis zum Umsatz 14,4 Prozent (–0,4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr). Die 5-Sterne-Hotellerie weist mit 15,5 Prozent (Ferien) bzw. 17,2 Prozent (Stadt) die höchsten Werte aus. In diesen Betrieben fallen vor allem die hohen Energiekosten (WellnessAnlagen) und der hohe Werbeaufwand ins Gewicht. Betriebsergebnis I auf 32,4 Prozent verbessert Das Betriebsergebnis I (BE I) ist eine der wichtigsten Kennzahlen für die Hotellerie und stellt einen direkten Gradmesser für die Effizienz des Managements dar. Das BE I berücksichtigt alle direkt beeinflussbaren und mehrheitlich variablen Betriebskosten wie Waren, Löhne und übriger direkter Betriebsaufwand. Gleichzeitig steht es in direkter Abhängigkeit zum Anteil F & B am Gesamtumsatz, da der F & B-Bereich ein BE I von 20 bis 25 Prozent, das Logement hingegen Werte von 35 bis 55 Prozent erzielt. Im Geschäftsjahr 2007 stieg das BE I im Durchschnitt aller Betriebe auf 32,4 Prozent. Das höchste BE I wiesen die 5-SterneFerienhotels mit 33,4 Prozent aus. Den tiefsten Wert realisierten die 3-Sterne- Ferienbetriebe mit einem BE I von 29,4 Prozent. Abbildung 15 Übriger direkter Betriebsaufwand in Prozent Abbildung 17 Betriebsergebnis I in Prozent 20% 45% 18% 40% 16% 35% 14% 30% 12% 25% 10% 20% 8% 15% 6% 10% 4% 2% 5% 0% 0% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 2006 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt Mittelwert 2005 2007 2006 Mittelwert 2007 Quelle: hotelleriesuisse Quelle: hotelleriesuisse In allen Kategorien wird die Wäschereinigung vermehrt auswärts gegeben. Dadurch können zwar Personalkosten gespart werden, jedoch erhöht sich die Position des Wäscheaufwands im übrigen direkten Betriebsaufwand. Den tiefsten direkten Betriebsaufwand weist die 4-Sterne-Stadthotellerie aus; mehr als 50 Prozent der Betriebe erreichten einen Aufwand unter 13 Prozent (Median). Einige Hotels kämpfen mit ernsthaften Rentabilitätsproblemen: Bei einem Viertel der Betriebe lag das BE I unter 24,6 Prozent (1. Quartil). Rund 25 Prozent der Hotels hingegen realisierten Werte über 32,2 Prozent (3. Quartil). Insbesondere die 4-Sterne- und 5-Sterne-Stadtbetriebe erwiesen sich als Kostenoptimierer. Abbildung 18 Betriebsergebnis I in Prozent – 2007 Abbildung 16 Übriger direkter Betriebsaufwand in Prozent – 2007 45% 40% 20% 18% 35% 16% 30% 14% 25% 12% 20% 10% 15% 8% 10% 6% 4% 5% 2% 0% 0% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 3-Sterne Stadt 3. Quartil 4-Sterne 5-Sterne Ferien 5-Sterne 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse Quelle: hotelleriesuisse HOTEL-BEnCHmARK 45 Tabelle 2 Zusammenfassung der Kennzahlen nach altem Kontenrahmen 3-Sterne Ferien 3-Sterne Stadt 4-Sterne Ferien 4-Sterne Stadt 5-Sterne Ferien 5-Sterne Stadt Alle Kategorien Food & Beverage Veränderung Küchenertrag zum Vorjahr Veränderung Kellerertrag zum Vorjahr Veränderung Food & Beverage zum Vorjahr 9,1% 8,6% 9,9% 5,4% 7,2% 6,9% 7,7% 11,8% 2,7% 1,9% 2,7% 6,2% 6,2% 2,4% 9,6% 6,0% 6,7% 4,6% 7,2% 6,3% 6,2% Küchenrendite 66,0% 71,4% 66,6% 70,0% 69,1% 67,8% 68,1% Kellerrendite 66,6% 75,5% 63,7% 74,7% 70,7% 76,6% 68,5% Food & Beverage-Rendite 66,1% 72,4% 66,7% 71,5% 69,5% 70,5% 68,7% Food & Beverage-Rendite II* 25,0% 33,0% 20,3% 28,8% 19,7% 21,0% 26,4% 18,6 32,2 53,5 61,9 162,9 182,0 68,7 mitarbeitende (mA) Total Anzahl MA Durchschnittlicher Umsatz pro MA im Jahr 161 483 161 679 154 453 160 157 174 634 169 528 166 058 Beherbergungsertrag pro Beherbergungs-MA 177 867 169 084 181 006 218 382 219 895 276 005 206 276 Food & Beverage-Ertrag pro Food & Beverage-MA 103 054 138 248 90 065 119 414 78 016 126 249 116 429 Personalaufwand pro MA im Jahr 60 684 59 456 58 953 58 875 64 778 66 408 60 787 Beherbergungslöhne in % vom Beherbergungsertrag 27,1% 33,5% 24,5% 26,6% 17,8% 21,6% 26,1% Food & Beverage-Löhne in % vom Food & Beverage-Ertrag 41,2% 39,4% 46,4% 42,7% 49,8% 49,5% 42,4% Personalaufwand in % des Umsatzes 37,7% 38,7% 38,6% 38,4% 37,3% 39,6% 37,9% Veränderung Personalaufwand zum Umsatz –0,7% –0,2% –0,7% –1,2% –0,2% –1,9% –1,0% 2 322 766 4 748 379 6 341 990 9 725 282 19 312 330 31 657 193 10 007 198 7,2% 7,8% 7,5% 7,9% 8,5% 10,0% 8,2% Erfolgsrechnung Umsatz in absoluten Zahlen Veränderung des Umsatzes zum Vorjahr Total direkter Waren- und Dienstleistungsaufwand 20,6% 16,0% 16,8% 15,0% 13,9% 13,5% 15,3% Total Personalaufwand 37,7% 38,7% 38,6% 38,4% 37,3% 39,6% 37,9% Total übriger Betriebsaufwand 12,3% 12,9% 14,7% 13,7% 15,5% 17,2% 14,4% Betriebsergebnis I 29,4% 32,4% 29,8% 33,0% 33,4% 29,8% 32,4% Aufwand Unternehmungsleitung 6,6% 4,9% 4,7% 4,5% 4,0% 2,8% 4,8% Total Unterhalt und Ersatz 7,9% 4,8% 6,1% 6,2% 9,1% 6,6% 6,3% 14,9% 22,9% 18,9% 22,7% 20,5% 20,4% 21,5% Gross Operating Profit (GOP) Alle Angaben in Franken ohne MWSt, Jahr = 365 Tage, *Die F&B-Rendite II berücksichtigt zusätzlich zum Waren-, auch den Personalaufwand im F&B-Bereich Quelle: hotelleriesuisse Einleitung neuer Kontenrahmen Der neue Kontenrahmen für die Hotellerie und das Gastgewerbe1 berücksichtigt die verschiedenen Neuerungen in der Rechnungslegung und übernimmt die branchenunabhängige Darstellung der operativen Ergebniskennzahlen wie Gross Operating Income (GOI), Gross Operating Profit (GOP), Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) und Ergebnis vor Zinsen und Der neue Kontenrahmen kann als Fachbuch in Deutsch oder Französisch bei hotelleriesuisse bezogen werden. 1 Steuern (EBIT). Mit der gleichzeitigen Anlehnung an den amerikanischen Branchenkontenrahmen «Uniform System of Accounts for the Lodging Industry» (USALI) wird neu nicht nur ein branchenübergreifender, sondern auch ein internationaler Benchmark innerhalb der Hotellerie möglich. Nachfolgend seien kurz die wesentlichen Änderungen aufgeführt. Umsatz Der neue Kontenrahmen übernimmt die internationale Darstellung, die unter dem Umsatz alle Erträge erfasst. Neben dem Restaurations- und Beherbergungsertrag wird eine dritte Sparte «Nebenleistungen» und eine weitere Sparte «Übrige Erträge» gebildet. In der Sparte «Nebenleistungen» werden je nach Betrieb 46 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Wellness-Einnahmen, Mieterträge aus Kongress- und Seminarveranstaltungen oder Kioskerträge zusammengefasst. In den «Übrigen Erträgen» werden unter anderem ausserordentliche bzw. periodenfremde Erträge ausgewiesen. Da insbesondere die Mieterträge und die übrigen Erträge im alten Kontenrahmen in den Kontenklassen 8 und 9 ausgewiesen wurden, ist der Gesamtumsatz nach neuem Kontenrahmen nicht identisch mit demjenigen in der Darstellung nach altem Kontenrahmen. Betriebsaufwand Beim Betriebsaufwand wird zwischen den direkten Kosten und dem übrigen Betriebsaufwand unterschieden. Der direkte Aufwand (Warenaufwand, Personalkosten und übriger direkter Betriebsaufwand) wird den Profitcenters oder Hauptkostenstellen Restauration, Beherbergung, Nebenleistungen und übrige Leistungen zugeteilt. Daraus kann eine Profitcenter-Rechnung mit dem entsprechenden Bruttobetriebserfolg (GOI) abgeleitet werden. Für den nicht direkt zuteilbaren Personalaufwand und den grössten Teil des übrigen Aufwandes werden neu fünf Kategorien gebildet, die die Transparenz erhöhen sollen: diese sind Verwaltungsaufwand, Marketingaufwand, Unterhaltsaufwand, Energieaufwand und übriger Betriebsaufwand. Dadurch wird das Bruttobetriebsergebnis oder GOP ermittelt. Dieses ist aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung des Gesamtumsatzes und der Umgruppierung der Aufwandpositionen nicht identisch mit dem GOP nach altem Kontenrahmen. Tabelle 3 Aufbau neuer Kontenrahmen Erfolgsrechnung Kto. Ertrag Restauration 3 Ertrag Beherbergung 3 Ertrag Nebenleistungen 3 Liegenschaftsertrag 3 Übriger Ertrag 3 Gesamtumsatz Warenaufwand 4 Direkter Personalaufwand 4 Direkter Betriebsaufwand 4 Bruttobetriebserfolg (GOI) Aufwand Verwaltung inkl. Personalaufwand 6 Aufwand Marketing inkl. Personalaufwand 6 Aufwand Unterhalt inkl. Personalaufwand 6 Aufwand Energie und Entsorgung 6 Übriger Aufwand 6 Bruttobetriebsgewinn (GOP) Aufwand Mieten und Leasing 6 Aufwand Management- und Incentive-Honorare 6 EBITDA (Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern) Veräusserungsgewinne und Abschreibungen 6 EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) Finanzertrag und Finanzaufwand 7 EBT (Ergebnis vor Steuern) Steuern 7 Unternehmungsergebnis Kennzahlen Obwohl erst eine Minderheit der Erfa-Betriebe den neuen Kontenrahmen verwendet, hat hotelleriesuisse im Interesse der Vergleichbarkeit alle Auswertungen nach altem und neuem Kontenrahmen vorgenommen. Zu diesem Zweck wurden die jeweiligen Erfolgsrechnungen nach dem im Fachbuch «Neuer Kontenrahmen» vorgegebenen Überleitungsschlüssel umgewandelt. Dabei mussten gewisse Annahmen und Schätzungen vorgenommen werden, die unter Umständen nicht ganz den Tatsachen entsprechen. Demzufolge sind die Kennzahlen und ausgewiesenen Ergebnisse mit der entsprechenden Vorsicht zu geniessen. In einigen Jahren wird hotelleriesuisse jedoch über eine genügend grosse Datenbasis verfügen, um zuverlässigere Aussagen über die Kennzahlen nach dem neuen Kontenrahmen zu machen. Struktur Profitcenter-Rechnung PC A PC B Ertrag X X PC C X Warenaufwand X X X Direkter Personalaufwand X X X Übriger direkter Aufwand X X X X X X Bruttobetriebserfolg (GOI) Quelle: Neuer Kontenrahmen Vorteile und Nutzen des neuen Kontenrahmens: • anwendbar für jede Betriebsgrösse von Kleinst- bis Grossbetrieben • Möglichkeit für den Ausweis einer Sparten- oder Profitcenter-Rechnung • Ausweis wesentlicher Ergebnisstufen wie GOP, EBITDA, EBIT oder EBT • Basis für ein aussagekräftiges Management-Informations-System (MIS) • hohe Transparenz, fördert Vertrauen • Vorteil für Banken-Rating und damit günstigere Finanzierungskosten • wesentlicher Beitrag für die Corporate Governance HOTEL-BEnCHmARK Auswertungen der Kennzahlen nach neuem Kontenrahmen GOI Beherbergung im Durchschnitt bei 62,4 Prozent Der Bruttobetriebserfolg der Beherbergung stellt die operative Ergebniskennzahl der Beherbergung dar. Er berücksichtigt die der Beherbergung direkt zurechenbaren Personalkosten inkl. Sozialleistungen sowie den direkten Betriebsaufwand wie Kur taxen, Betriebsmaterial, Dekoration und Wäsche. Für den GOI Beherbergung wird ein Richtwert von 60 bis 70 Prozent empfohlen. Dieser wurde nicht von allen Betrieben erreicht. Die 3-Sterne-Stadthotellerie war mit 53,3 Prozent klar tiefer. Die übrigen Kategorien haben den Richtwert im Durchschnitt deutlich erreicht. 47 GOI Food & Beverage mit 17,2 Prozent deutlich zu tief Der Bruttobetriebserfolg des F&B-Bereichs stellt das operative Ergebnis der Restauration dar. Diese Kennzahl ist in etwa dem BE I nach altem Kontenrahmen für die Restauration gleichzusetzen. Der GOI berücksichtigt den gesamten direkten Warenaufwand, die dem F&B direkt zurechenbaren Personalkosten inkl. Sozialleistungen sowie den übrigen direkten Betriebsaufwand. Nicht enthalten sind Werbung, Energie und Administration. Für den GOI F & B wird ein Richtwert von 25 bis 30 Prozent empfohlen. Dieser Benchmark wurde von mehr als der Hälfte aller Betriebe nicht erreicht. Mit durchschnittlichen 17,2 Prozent ist der GOI F & B als tief einzustufen. Abbildung 21 Bruttobetriebserfolg (GOI) Food & Beverage in Prozent 35% Abbildung 19 Bruttobetriebserfolg (GOI) Beherbergung in Prozent 30% 25% 80% 20% 70% 60% 15% 50% 10% 40% 5% 30% 0% 20% 10% 0% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 2006 2006 Mittelwert 2007 Quelle: hotelleriesuisse Mittelwert 2007 Rund die Hälfte aller 5-Sterne-Ferienbetriebe lag mit einem GOI Beherbergung von über 73,4 Prozent auf einem sehr hohen Niveau (1. Quartil). Demgegenüber stehen die 3-Sterne-Stadtbetriebe, von denen rund ein Viertel einen GOI Beherbergung von unter 51,3 Prozent ausweisen mussten (1. Quartil). Die 5-Sterne-Ferienhotellerie bildete mit 11,1 Prozent das Schlusslicht, und selbst das beste Viertel der Betriebe dieser Kategorie lag mit 16,4 Prozent unter dem Richtwert. Rund die Hälfte der 3-Sterne-Stadtbetriebe hatte einen GOI F & B von über 24,6 Prozent, und ein Viertel dieser Betriebe erreichte gar einen GOI F & B von über 32,9 Prozent (3. Quartil). Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass in dieser Kategorie eine überdurchschnittliche Vertretung von Betrieben aus der Stadt Zürich vorhanden ist. Abbildung 20 Bruttobetriebserfolg (GOI) Beherbergung in Prozent – 2007 Abbildung 22 Bruttobetriebserfolg (GOI) Food & Bev. in Prozent – 2007 80% 35% 70% 30% 60% 25% Quelle: hotelleriesuisse 50% 20% 40% 15% 30% 10% 20% 5% 10% 0% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 0% 3-Sterne 1. Quartil 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse 48 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT GOI erreicht mit 44,6 Prozent einen guten Wert Der Bruttobetriebserfolg des gesamten Unternehmens wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie dem Anteil der rentable ren Beherbergung am Gesamtumsatz, den Nebenleistungen und ihrem Bruttobetriebserfolg (im SpaBereich oft negativ) sowie all fälligen Mieterträgen. Ohne detaillierte Analyse der einzelnen Pro fitcenter ist der UnternehmensGOI wenig aussagekräftig. Im Durchschnitt erreichten die ErfaMitglieder einen GOI von 44,6 Prozent, einen Wert, der als gut zu betrachten ist und den von Experten empfohlenen Richtwert von 42 bis 50 Prozent er reicht. Trotz zum Teil markanten Unterschieden zwischen den Kategorien lagen bezüglich der Durchschnittswerte nur geringe Diskrepanzen vor. Abbildung 23 Bruttobetriebserfolg (GOI) in Prozent 60% 50% 40% 30% GOP mit 23,6 Prozent über dem Richtwert Der GOP stellt das Bruttobetriebsergebnis oder den Brutto betriebsgewinn dar. Im Gegensatz zum BE I nach altem Konten rahmen berücksichtigt der GOP auch den Unternehmerlohn und den Unterhalt. Dieser Ansatz geht davon aus, dass das Manage ment auch diese Kosten beeinflussen kann und daher der GOP der eigentliche Massstab für die Leistung der Unternehmensfüh rung und für die operative Ertragskraft eines Betriebes darstellt. Der Richtwert für diese Kennzahl liegt bei 20 bis 25 Prozent. Mit rund 23,6 Prozent lag der GOP im Durchschnitt aller Erfa Betriebe im Benchmark. Den höchsten GOP wiesen die 4Sterne Stadtbetriebe mit 24,7 Prozent aus. Dies vor allem dank dem hohen Anteil Logement, der aufgrund der Kostenstruktur eine bessere Rendite erwirtschaftet. Bei der Analyse des GOP gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass dieser auch von fiskalischen Überlegungen beeinflusst wird. Je nach Ergebnis wird ein Teil der Ersatzinvestitionen aus steuer lichen Gründen direkt über den Unterhalt gebucht, um ein mög lichst tiefes Nettoresultat auszuweisen. Dies hat einen entspre chenden Einfluss auf den GOP. Abbildung 25 Bruttobetriebsgewinn (GOP) in Prozent 20% 35% 10% 0% 30% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 2006 25% Mittelwert 2007 Quelle: hotelleriesuisse 20% 15% 10% Erfreulich ist das gute Resultat der 5SterneFerienhotellerie, die mit durchschnittlich 48,2 Prozent das beste Ergebnis ausweisen konnte. Rund ein Viertel dieser Betriebe war unter 45,6 Prozent einzuordnen (1. Quartil). Die oberen 25 Prozent der 5Sterne Ferienbetriebe hatten einen GOI von mehr als 49,5 Prozent. 5% 0% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien Stadt 2005 2006 Mittelwert 2007 Quelle: hotelleriesuisse Abbildung 24 Bruttobetriebserfolg (GOI) in Prozent – 2007 Abbildung 26 Bruttobetriebsgewinn (GOP) in Prozent – 2007 60% 35% 50% 30% 40% 25% 30% 20% 20% 15% 10% 0% 10% 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Ferien 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 5% 0% 3-Sterne 3. Quartil 4-Sterne 5-Sterne Ferien Quelle: hotelleriesuisse 1. Quartil Median 3-Sterne 4-Sterne 5-Sterne Stadt 3. Quartil Quelle: hotelleriesuisse HOTEL-BEnCHMARK 49 Tabelle 4 Zusammenfassung der Kennzahlen nach neuem Kontenrahmen 3-Sterne Ferien 3-Sterne Stadt 4-Sterne Ferien 4-Sterne Stadt 5-Sterne Ferien 5-Sterne Stadt Alle Kategorien Zusammensetzung Umsatz Ertrag Beherbergung 44,1% 45,0% 51,6% 47,5% 55,4% 50,1% 50,9% Ertrag Food & Beverage 52,9% 51,2% 41,2% 45,2% 34,9% 39,8% 42,4% Ertrag Nebenleistungen 2,3% 3,0% 2,5% 5,0% 3,4% 5,4% 3,7% Ertrag Mieten und übrige Erträge 0,7% 0,2% 1,4% 1,8% 2,2% 1,6% 1,4% 2 332 615 4 724 932 6 430 747 9 862 815 19 712 331 32 117 501 10 145 560 6,2% 7,3% 7,1% 8,0% 9,1% 9,2% 8,0% Umsatz in absoluten Zahlen Veränderung des Umsatzes zum Vorjahr Sparten Profitcenter Ergebnisse Details Beherbergung Ertrag Beherbergung 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% Personalaufwand Beherbergung (inkl. Sozialaufwand) 31,7% 37,9% 27,6% 30,3% 19,6% 22,6% 29,4% Übriger direkter Aufwand Beherbergung Bruttobetriebserfolg (GOI) Beherbergung 6,6% 8,8% 7,2% 9,1% 6,1% 8,6% 8,2% 61,72% 53,33% 65,17% 60,63% 74,28% 68,79% 62,38% Details Food & Beverage Ertrag Food & Beverage 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% Warenaufwand Food & Beverage 33,9% 27,6% 33,3% 28,5% 30,5% 29,5% 31,3% Personalaufwand Food & Beverage (inkl. Sozialaufwand) 47,6% 44,5% 52,3% 48,4% 55,7% 51,8% 47,5% 2,0% 2,4% 2,6% 2,5% 2,8% 5,1% 4,1% 16,6% 25,5% 11,8% 20,6% 11,1% 13,7% 17,2% Übriger direkter Aufwand Food & Beverage Bruttobetriebserfolg (GOI) Food & Beverage Zusammenfassung Gesamtumsatz 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% Warenaufwand 19,3% 15,2% 15,4% 14,0% 12,7% 13,0% 14,3% Direkter Personalaufwand (inkl. Sozialaufwand) 36,9% 38,0% 36,6% 35,3% 33,8% 33,4% 35,4% Übriger direkter Betriebsaufwand Bruttobetriebserfolg (GOI) Verwaltungsaufwand (inkl. Personalaufwand) 3,8% 5,6% 5,1% 5,5% 5,2% 7,4% 5,7% 39,9% 41,3% 42,8% 45,2% 48,2% 46,2% 44,6% 9,0% 8,3% 8,3% 7,8% 8,2% 8,5% 8,3% Marketingaufwand (inkl. Personalaufwand) 2,8% 2,5% 3,4% 3,5% 4,4% 5,3% 3,4% Unterhaltsaufwand (inkl. Personalaufwand) 8,2% 4,9% 6,3% 6,4% 9,3% 6,7% 6,4% Energieaufwand 2,9% 2,3% 3,2% 2,4% 3,0% 2,2% 2,6% Übriger Aufwand 0,1% 0,03% 0,3% 0,3% 0,04% –0,2% 0,2% 16,9% 23,3% 21,3% 24,7% 23,3% 23,7% 23,6% Bruttobetriebsgewinn (GOP) Alle Angaben in Franken ohne MWSt, Jahr = 365 Tage Quelle: hotelleriesuisse Schwerpunktthemen Zukunft der Bildung Gästebedürfnisse der Zukunft Nachhaltigkeit als Chance für die Schweizer Hotellerie Neue Formen der Hotelfinanzierung Hotellerie – Touristenbeherbergung – Ferienwohnungen? Zukunft der Bildung Françoise Aramendi, Leiterin Beruf und Bildung, hotelleriesuisse Peter B. Grossholz, Leiter Weiterbildung, hotelleriesuisse Strategie «Beruf und Bildung» Die Schweizer Hotellerie verdankt ihren herausragenden Ruf ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den Hotelaufenthalt durch ihre Kompetenz und ihr Engagement erst zu einem einzigartigen Erlebnis machen. Das schönste Hotel in der attraktivsten Tourismusregion mit dem effizientesten Marketing-Mix ist nichts ohne den Mehrwert, den die Mitarbeitenden einbringen. Die Qualität des Personals ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die Hotellerie verlangt ihren Mitarbeitenden sehr viel ab: Nicht nur gefestigte Fach- und Sprachkompetenzen, sondern auch eine ganze Reihe an Softskills werden vorausgesetzt. Gefragt ist die Verbindung von Menschen- und Sachkenntnis. Die Hotellerie braucht kommunikative, qualitätsbewusste, verhandlungsgewandte, effiziente, disziplinierte und auf die Bedürfnisse unserer Zeit ausgerichtete Mitarbeitende. Diese Anforderungen können nur durch eine solide Berufsbildung und ein praxisorientiertes Aus- und Weiterbildungssystem erfüllt werden. Aus diesem Grund hat sich hotelleriesuisse immer für eine erstklassige Aus- und Weiterbildung im Bereich Hotellerie eingesetzt und die Bildungslandschaft aktiv mitgeprägt – als Gründerin von Hotelfachschulen, Schulhotels und Hotel-Handelsschulen sowie als Anbieterin und Partnerin von massgeschneiderten Ausbildungen. Die Hotelbranche und hotelleriesuisse sind sich bewusst, dass sie den Folgen der demografischen Entwicklung entgegenwirken müssen, denn diese führt zu einem verlangsamten Bevölkerungswachstum, das einen Mangel an Qualifikationen und Kompetenzen nach sich zieht. Es ist wesentlich, dass sich die Hotelbranche für das lebenslange Lernen einsetzt, um künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein: • die Attraktivität der Branche aufzeigen; • Jugendliche zu einer Lehre in diesem Bereich ermutigen; • neue Mitarbeitende langfristig einbinden; • die Kundenbindung fördern; • die Berufsbildung an die Veränderungen im Hotelbereich anpassen. hotelleriesuisse muss einerseits ihre bestehenden Aktivitäten in den drei Landessprachen ausbauen, wie die seit 2006 existierenden Schnupper-Camps, die Präsenz bei Berufsmessen sowie die Informationsveranstaltungen für Jugendliche, Eltern, Lehrer und Berufsberater. Andererseits ist es unerlässlich, neue Zielpublika anzusprechen, insbesondere Personen, die eine berufliche Umorientierung oder die Rückkehr ins Berufsleben anstreben. Ausserdem müssen die duale Lehrlingsausbildung in der Hotellerie, die höhere Berufsbildung und die Weiterbildung besser aufeinander abgestimmt werden, um die berufliche Weiterentwicklung innerhalb der Branche zu ermöglichen (vgl. Abbildung 1). Nationale und internationale Schnittstellen können durch einen globalen Ansatz entwickelt werden. hotelleriesuisse setzt sich für die Förderung der gewerblichen Berufsmaturität ein, die den Zugang zu Ausbildungen der Tertiärstufe A eröffnet, insbesondere zu Fachhochschulen und zur Hotelfachhochschule Lausanne. Eine weitere Übergangsmöglichkeit ist auch das seit 2003 angebotene Nachdiplomstudium in Hotelmanagement (NDS HF), das den direkten Zugang zum Executive Master an der EHL ermöglicht. Um auf internationaler Ebene wettbewerbsfähig und herausragend zu bleiben, konzentriert sich die Schweizer Hotellerie auf die Qualitäten und Kompetenzen, die die Swissness ausmachen, sowie auf die strategische Bedeutung der Human Resources. 54 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 1 Aus- und Weiterbildung in der Hotellerie – eidgenössisch anerkannte Abschlüsse Darstellung: hotelleriesuisse, Februar 2009 In ihrer Berufsbildungspolitik «Vision 2020» verfolgt hotelleriesuisse die folgende Zielsetzung: «Die Schweizer Hotellerie beschäftigt und fördert die besten Mitarbeitenden und innovativsten Manager mit Unternehmergeist und bindet sie an die Branche.» Bei der Umsetzung dieser Vision spielt die Berufsbildungspolitik des Geschäftsfeldes «Beruf und Bildung» eine zentrale Rolle. Dazu wurde eine neungliedrige Strategie für die nächsten Jahre festgelegt, die die Voraussetzungen zur Befriedigung der zukünftigen Bedürfnisse der Branche schaffen soll: • Durch gezielte Massnahmen gegen die Folgen der demografischen Entwicklung wirken. • Durch eine transparente und konsistente höhere Berufsbildung in der nationalen und internationalen Hotellerie. • Mittels Passerellen in die Fachgebiete der Hotellerie, des Tourismus und der Wirtschaft. • Durch die Definition einer Förderungs- und Finanzpolitik der Bildung von hotelleriesuisse. • Durch die Definition von neuen Zielgruppen für Nachwuchs und Weiterbildung. • Durch Management- und Coaching-Ausbildungen (Führungskräfte ab 40, Management-Diplome in Hotellerie NDS HF auch in der Romandie). • Durch ein massgeschneidertes Mentoring. • Mit einem angebots- und nachfrageorientierten internationalen Markt im Bereich der Bildung. • Durch eine Zusammenarbeit mit eidgenössischen und kantonalen Behörden, Verbänden, Organisationen der Arbeitswelt und Unternehmen. Bei der Umsetzung der Vision 2020 muss berücksichtigt werden, dass sich die von den Hoteliers geforderten Schlüsselkompetenzen verändern. Zusätzlich zu den Fach- und Managementkompetenzen (HR, Marketing, Investitionen) wird heute grossen Wert auf Softskills gelegt. Ein Manager bzw. eine Managerin muss situativ und vorausschauend handeln, Situationen systematisch erfassen, innovativ sein und Unternehmergeist besitzen, um den zahlreichen und immer komplexeren Herausforderungen gewachsen zu sein. Zudem muss er/sie in der Lage sein, sein/ihr Team zu coachen, und muss sich auf dieses verlassen können. Er/sie muss auch in der Lage sein, Emotionen zu vermitteln. Die Bildung der Zukunft – erste Erkenntnisse Um dieser Strategie, welche die Bildung als Grundlage für Wettbewerbsfähigkeit in den Vordergrund rückt, Nachdruck zu verleihen, wurden an einem nationalen Workshop diese Anforderungen thematisiert. Dabei stellten Wissenschaft und Wirtschaft die Konsequenzen für den Arbeitsmarkt dar. Aus diesen Überlegungen und Erkenntnissen lassen sich wiederum klare und verbindliche Massnahmen ableiten, welche auch von den Bildungsinstitutionen aufgenommen werden müssen und erfreulicherweise teils bereits angepackt werden. ZUKUnFT DER BILDUnG Die Erkenntnisse verblüffen nicht, stehen nun aber klar belegt im Raum: • Die einheimische Hotel-Gastro-Tourismus-Branche wird ohne gut ausgebildete und entsprechend weitergebildete resp. ohne bestqualifizierte Mitarbeitende den Marktanforderungen nicht genügen können. • Nur richtig qualifizierte Arbeitskräfte können die komplexen Tätigkeiten ausüben, welche unsere anforderungsreiche Produktions- und Dienstleistungsbranche charakterisieren. • Die jetzige Strategie, auf billige Arbeitskräfte zu setzen, wird scheitern, da der Zustrom abreissen wird und weil mit unqualifizierten Mitarbeitenden die im Tourismus vorgegebenen Qualitätsstandards nicht erfüllt werden können. • Die vergleichsweise zu tiefe Produktivität in der Hotellerie kann nur durch zielgerichtete und konsequente Weiterentwicklung der Mitarbeitenden erhöht werden. • Nur fachlich und praktisch gut qualifizierte Arbeitskräfte haben eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. hotelleriesuisse ist dank ihrer Berufsbildungsstrategie gewappnet und bereit, diesen Erkenntnissen Rechnung zu tragen und die wettbewerbswilligen Mitglieder nach Kräften zu unterstützen. Und so sehen die Schlüssel für die Zukunft aus, die bei der verantwortlichen Führung der Betriebe liegen: • Nur Betriebe, die ausbilden, sichern ihre eigene Zukunft. Diese Tatsache muss ins Blickfeld der Ökonomie gerückt werden, damit ihr die nötige Beachtung zuteil wird. 55 • Die Zahl von Ausbildungsplätzen muss massiv erhöht werden. Dazu braucht es auch kompetente Führungskräfte und kompetitive Unternehmen. • Nur Betriebe, denen es gelingt, ihre Mitarbeiter langfristig an sich zu binden, können die von den Kunden erwarteten Standards erfüllen. • Neue Lohnmodelle, welche die Produktivität von HighSkill-Workers berücksichtigen, bilden die Grundlage für vom Markt erwartete Leistungen. • Beim Kampf um die Talente verstärkt hotelleriesuisse die Bemühungen um Nachwuchs auf allen Ebenen und fördert die Attraktivität der Berufe und Berufsabschlüsse. • hotelleriesuisse setzt auf die berufsorientierte Fachausbildung als Schlüssel zum Erfolg. Dabei liegt der Akzent auf der permanenten Weiterentwicklung insbesondere im Führungsbereich bewährter und angehender Kader. Was die Aus- und Weiterbildung angeht, werden die nächsten Jahre ereignisreich und für die Schweizer Hotellerie entscheidend sein. Die Herausforderung für uns besteht darin, die besten Mitarbeitenden und die innovativsten Manager mit Unternehmergeist dauerhaft an die Branche zu binden, um die Schweizer Hotellerie mit ihren exzellenten Massstäben zu positionieren. Dies ganz im Sinne des Philanthropen George Peabody, der die Bildung als «eine Verpflichtung der jetzigen Generation gegenüber den nachfolgenden Generationen» bezeichnete. Gästebedürfnisse der Zukunft Annette Stoffel, Leiterin Mitgliederservice und Klassifikation, hotelleriesuisse Der Gast von morgen: Konsequenzen für Hotel-Marketing und Klassifikationsnormen Die Finanzmarktkrise und die ungewissen Folgen für die Tourismuswirtschaft trüben die Aussichten der Schweizer Hotellerie. Dass dies die Branche momentan beschäftigt, ist verständlich. Aus strategischer Sicht ist es jedoch wichtiger, das Augenmerk bereits heute auf den Gast von morgen zu richten. Denn einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil kann sich die Schweizer Hotellerie nur sichern, wenn sie die Bedürfnisse, Sehnsüchte und Erwartungen der Gäste konsequent ins Zentrum ihrer Aktivitäten rückt. Was aber genau wünscht sich der Gast von morgen? Und was folgt daraus für die Positionierung und das Hotel-Marketing? Die Studie «Gästebedürfnisse der Zukunft», die das Zürcher Strategieberatungsunternehmen zehnvier für den Branchenverband hotelleriesuisse durchgeführt hat, schafft Klarheit. Die künftigen Bedürfnisse der Gäste wurden mithilfe einer repräsentativen Erhebung untersucht. Innerhalb eines Zeitraums von vier Wochen wurden insgesamt 2746 webbasierte Einzelinterviews mit potenziellen künftigen Schweizer Hotelgästen geführt. Befragt wurden Geschäfts- und Urlaubsreisende aus den fünf grössten Quellmärkten Schweiz, Deutschland, Grossbritannien, USA und Frankreich im Alter zwischen 18 und 70 Jahren. Die Ergebnisse der Studie helfen den Hoteliers bei der Positionierung, der Angebotsgestaltung und der Kommunikation. Sie geben aber auch wertvolle Denkanstösse für die Normenrevision der Schweizer Hotelklassifikation. Neue Positionierungsoptionen: Second Home, Hightech, Green Living und mehr Die Untersuchung geht zunächst der Frage nach, welche Rolle das Hotel in Zukunft für den Gast spielt. Es zeigt sich, dass die Reisenden Hotels vor allem als Ruhepol betrachten – und sich ein «zweites Zuhause auf Zeit» wünschen. 62 Prozent der Geschäfts- und 61 Prozent der Urlaubsreisenden hegen den Wunsch nach einem «Home away from home». Für die Schweizer Hoteliers ist dies ein konkreter Ansatzpunkt zur Positionierung des eigenen Hauses. Freilich muss das Versprechen eines zweiten Zuhauses auf Zeit auch eingelöst werden, indem Gäste z. B. ihr Lieblingszimmer buchen, Kleider bis zum nächsten Aufenthalt deponieren oder sogar bei der Zimmereinrichtung mitreden können. Eine weitere attraktive Option liegt im Thema «Hightech». Besonders Geschäftsreisende fühlen sich von Hotels mit modernster Kommunikations- und Unterhaltungstechnologie angesprochen: 20 Prozent der befragten Geschäftsreisenden geben an, dass sie bei der Wahl eines Hotels in der Schweiz am meisten auf «Hightech» achten, weitere 44 Prozent bezeichnen HightechHotels als «interessant». Damit liegt das Thema in der Gunst der Geschäftsreisenden direkt hinter klassischen Themen wie «Business» und «City» (vgl. Abbildung 1). Angezogen fühlen sich die Reisenden auch vom Thema «Green Living». Für 47 Prozent der befragten Geschäftsreisenden sind umwelt-, energie- und klimaschonende Hotels «interessant», 13 Prozent sehen «Green Living» gar als Topthema bei der Buchung. Ähnlich gross ist das Interesse der Urlaubsreisenden (44% bzw. 9%). Auch hier gilt: Die Positionierung als «grünes Hotel» ist glaubwürdig umzusetzen. Eine durchdachte Abfallentsorgung, eine energieeffiziente Bauweise und eine umweltschonende Ausstattung werden dabei ebenso erwartet wie passende gastronomische Angebote und Mitarbeitende, die in umweltgerechtem Handeln geschult sind. 58 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 1 Topthemen bei der Hotelwahl (Geschäftsreisende) Antworten auf die Frage: Welche dieser Hotelthemen wären für Sie besonders interessant; welche würden Sie bei der Buchung berücksichtigen? 23 Business 49 22 City 20 Hightech 13 47 Green Living 13 47 Wellness 13 Luxus 8 8 Boutique 5 Historisch 5 Unikat 4 Sports & Adventure 4 3 Top of the Mountain 3 Kultur pur 2 Airport 2 Design & Lifestyle 2 Wandern 2 Golf 2 Kongress 1 Backpacker-Lodge 1 47 52 53 39 48 44 49 46 56 39 49 47 62 34 66 30 79 18 61 36 67 31 65 33 61 37 77 21 82 16 0% Topthema 38 39 4 Familie No-frills 40 43 9 Natur pur 28 40 49 10 Cheap & Chic 36 58 Typically Swiss Seminar 29 44 14 Ausgezeichnete Küche 28 49 Interessant, aber nicht top 52 47 80 19 20% 40% 60% 80% 100% Zum Teil interessant Angaben in % der Befragten, Basis: n = 854 Geschäftsreisende, gewichtet Quelle: hotelleriesuisse Anhand der Interessenlagen der Reisenden lassen sich noch weitere Stossrichtungen für eine Marktpositionierung identifizieren. Vielversprechend kann es sein, sich als Designhotel zum Schnäppchenpreis zu profilieren oder mit einer spitzen Positionierung gezielt auf Themen wie «Kultur pur» zu setzen. Daneben untermauern die Resultate, dass einige klassische Themen – etwa «Ausgezeichnete Küche» oder «Familie» – interessant bleiben. Faktoren künftig 20 Prozent ihres Hotelentscheids ausmachen (vgl. Abbildung 2). Für die Urlaubsreisenden sind die weichen Faktoren genauso bedeutend. Sie spielen zudem für Gäste aller betrachteten Quellmärkte und in allen Sternekategorien die gleich wichtige Rolle. Kurzum: Die Qualität und der Erfolg eines Hotels hängen nicht nur mit mehr Investitionen in die Infrastruktur zusammen, auf Atmosphäre, Stil, Farben, Lichtgestaltung und Düfte ist ebenso zu achten. Gerade der letzte Gesichtspunkt ist offensichtlich: Ein rauchfreies Ambiente im Zimmer und in der Gastronomie ist eine der wichtigsten Erwartungen der befragten Geschäfts- und Urlaubsreisenden. Angebotsgestaltung: von der Infrastruktur zu Wohlfühlelementen Die Studie zeigt nicht nur neue Positionierungsmöglichkeiten auf, sie enthält auch klare Hinweise für die künftige Angebotsgestaltung. So ist es z. B. auch in Zukunft unerlässlich, bei Standardleistungen eine exzellente Qualität zu bieten. Sauberkeit, bequeme Betten, verschiedene Zahlungsmöglichkeiten sowie ein ruhiges Zimmer werden auch künftig zu den wichtigsten Erwartungen der Gäste beim Hotelaufenthalt zählen. Besonders ins Auge fällt ein weiterer Aspekt: Weiche Faktoren – wie die Atmosphäre eines Hauses oder die Freundlichkeit der Mitarbeitenden – nehmen im Entscheidungsprozess der Gäste in Zukunft einen festen Platz ein. Neben der Ausstattung des Hotels und dem Preis bilden sie den dritten wesentlichen Faktor bei der Hotelwahl. Die befragten Geschäftsreisenden sind der Ansicht, dass weiche Kommunikation: «What you see is what you get» Nützlich sind die Resultate der Studie auch punkto Kommunikation. Sie legen Schwerpunkte für die länderspezifische Hotelkommunikation nahe. In Frankreich, Grossbritannien und den USA beispielsweise stossen «Swissness» und Bergthemen auf besondere Gästeresonanz. Briten, Amerikaner und Franzosen legen ein grösseres Augenmerk auf Qualitätssiegel wie z. B. das Q-Gütesiegel für den Schweizer Tourismus. Es bietet sich also an, entsprechende Qualitätszeichen in französischen und englischspra- GäSTEBEDÜRFnISSE DER ZUKUnFT Abbildung 2 Key Decision Factors (Geschäftsreisende) Antworten auf die Frage: Welchen Anteil an der Entscheidung für ein konkretes Hotel haben die nachfolgenden Faktoren? Ausstattungsmerkmale (z.B. Zimmer, Restaurant, Wellnessbereich) 32% 100% Weiche Faktoren (z.B. Atmosphäre, Freundlichkeit des Personals) Zusätzliche Dienstleistungen (z.B. Shuttle Service, Wäscheservice, Kinderhort) 20% Qualitätssiegel (z.B. Qualitätssiegel des Schweizer Tourismus, ISO) Auch der bereits 2003 eingeschlagene Weg zur verstärkten Integration der «Softskills» und des Qualitäts-Managements grundsätzlich wird konsequent weiterverfolgt. So sind beispielsweise Mysterychecks bei allen 5-Sterne-Hotels obligatorisch, und weitere systematische Instrumente werden mit hohen Punktzahlen belohnt. Erste Folgerungen für die Normenentwicklung der Schweizer Hotelklassifikation Preis 26% 59 12% 10% Ø-Werte, Basis: n = 854 Geschäftsreisende, gewichtet Die aktuellen, noch bis mindestens ins Jahr 2010 geltenden Klassifikationsnormen werden in einem nächsten Schritt anhand von strategischen Leitsätzen gründlich überarbeitet. Die Revision liegt in der Verantwortung der Expertengruppe Normenrevision (ENOR), welche sich aus internen und externen Spezialisten aus verschiedenen Fachbereichen (Hotellerie, Tourismus, Konsumenten, Umwelt- und Qualitäts-Management) zusammensetzt. Sie wurde von der Verbandsleitung dazu mandatiert. Quelle: hotelleriesuisse Strategische Leitsätze für die Gesamtrevision 2011–2015 chigen Kommunikationsmitteln – z. B. Hotelbroschüren und Websites – besonders hervorzuheben. Im Hinblick auf Broschüren und Websites fördert die Studie noch ein weiteres wichtiges Ergebnis zutage: Die Gäste von morgen legen grössten Wert darauf, dass ihr Hotelzimmer hinsichtlich Ausstattung, Grösse und Stil tatsächlich dem entspricht, was im Netz und auf dem Papier offeriert wird. Ganz nach dem Motto: «What you see is what you get» resp. «Es lebe das virtuelle Zwillingshotel»! Ein kurzer Blick nach Deutschland Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), der bundesweit fast 8000 Hotels klassifiziert hat, führte nach 1998 und 2003 eine weitere Gästebefragung durch. 1300 deutsche Gäste wurden im Frühsommer 2008 zu ihren Erwartungen an Hotels der unterschiedlichen Sternekategorien befragt. Top-Positionen des Rankings der Gästeerwartungen gehören «Dusche/Bad und WC» (Platz 1), «Ruhiges Schlafen» (Platz 2) und «Frühstücksbuffet» (Platz 3). Die Ausstattungsmerkmale «Fernseher auf dem Zimmer» (Platz 4), «Zimmergrösse» (Platz 5) sowie die «Äussere Erscheinung» (Platz 6) werden von den Hotelbesuchern darüber hinaus als besonders wichtig angesehen. Die grössten Veränderungen gab es im Vergleich zu früheren Umfragen bei den Kriterien rund um das Thema Wohlfühlen/ Freizeit. So kletterte das «Hallenbad/beheizte Freibad» von Platz 13 auf Platz 9. Der Punkt «Sauna/Dampfbad» rückte um fünf Plätze von Rang 24 auf 19 vor. Die Bedeutung von WellnessAngeboten allgemein stieg sogar um elf Plätze – von Platz 33 auf Platz 22. Auch das Vorhandensein von Nichtraucherzimmern gewann weiter an Gewicht (neu auf Platz 11). Die strategische Ausrichtung der Schweizer Hotelklassifika tion wird im Unternehmensleitbild von hotelleriesuisse festgehalten: «Wir haben eine konsequente Marktsicht, erkennen die Entwicklungen und Trends und werden diesen in der Normenentwicklung und -anwendung gerecht.» An diesem Grundsatz orientieren sich die Leitsätze, an denen das Ergebnis der Gesamtrevision der Hotelklassifikation letztlich gemessen wird: • Die zu entwickelnden Normen nehmen Einfluss auf die Qualitätssteigerung und Rentabilität der klassierten Häuser, indem die Minimalnormen angehoben und neue Soft-Faktoren eingeführt werden. • Bei der Entwicklung der Normen werden Inputs aus Marktforschung (Gästesicht/-wünsche), von Mitgliedern und der Ombudsstelle berücksichtigt. • Zur Erarbeitung der Normen können Experten aus Wissenschaft und Tourismuswirtschaft beigezogen werden, um eine breite Akzeptanz im Markt zu finden. • Spezialisierungen werden unabhängig von den Normen der Sterneklassifikation überarbeitet und in einem marktgerechten Zyklus weiterentwickelt. • Bei der Normenentwicklung sind, wo möglich und sinnvoll, bestehende Normen und Standards anderer spezialisierter Institutionen mit zu berücksichtigen, insbesondere in den Bereichen Umwelt, Energie und Qualitäts-Management. Die in den einzelnen Punkten enthaltenen Gestaltungsfreiräume werden mit weiteren Expertisen, Prinzipien, Studien sowie Normen und Standards, insbesondere der Hotelverbände aus Deutschland und Österreich, ergänzt. Wichtig ist ebenfalls der Einbezug der Erfahrungen der Auditoren von hotelleriesuisse, die jährlich rund 600 Hotelbesuche und Klassifikationsberatungen vornehmen. 60 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Das Klassifikationserhebungsformular mit sämtlichen zu erfüllenden und zu prüfenden Kriterien wird erst ganz am Ende des Prozesses entstehen. Möglicherweise kann bei diesem Thema von den Nachbarländern Deutschland und Österreich gelernt werden. In deren Antragsformularen sind alle Sternekategorien in ein Dokument integriert, und mit dem Punktesystem steht die endgültige Sternekategorie erst nach dem Audit und der Kalkulation der erreichten Punkte fest. Dabei handelt es sich um einen spannenden Ansatz, den es zu prüfen gilt. Mögliche Umsetzung der Studienergebnisse in die Normen In einer ersten vorsichtigen Einschätzung und ohne die Arbeit der ENOR vorwegnehmen zu wollen, zeichnen sich bereits heute mögliche Tendenzen und Verschiebungen in der Normengewichtung der künftigen Schweizer Hotelklassifikation ab. Der Erfolg der Arbeit der ENOR wird im Wesentlichen davon abhängen, wie es ihr gelingt, schlüssige Antworten zu finden auf zentrale Fragen, bei denen die künftigen Gästebedürfnisse im Zentrum stehen. • Von der Basiskategorie zur Spezialisierung – Was erwarten die Gäste in den entsprechenden Sternekategorien bspw. hinsichtlich Infrastruktur, Dienstleistungen, Komfort, Qualität? – Welche gemeinsamen Nenner über alle Sternekategorien hinweg werden vorausgesetzt, bspw. Sicherheitsaspekte, Soft-Faktoren, und welche Differenzierungen und Anreize für Investitionen und Marketing sollen geschaffen werden? – Welche Spezialisierungen (z. B. Wellness, Business oder Familie) geben dem Hotel eine klare Positionierung und sind vermarktbar? • Von Soft-Faktoren zur Nachhaltigkeit – Wie können entsprechende Instrumente integriert und beurteilt werden, unter Berücksichtigung von Äquivalenzen? – Welche Rolle spielen die bestehenden Labels wie bspw. Q-Gütesiegel, Umwelt- und Energiezertifikate und ähnliche? • Künftige Rolle des Hotels und Hotelaufenthalts – Wie soll die Infrastrukturlastigkeit (quantitative Normen) zugunsten von Wohlfühlelementen wie bspw. Geruch, Farben/Licht, Materialien, Individualität und Authentizität reduziert werden? – Wie sollen gewisse subjektive Erwartungen wie Sauberkeit, Schlafkomfort und Sicherheit gewichtet und auditiert werden? • Hotelthemen – Welche bestehenden Spezialisierungen schaffen es in die neuen Normen, welche neuen könnten ins Auge gefasst werden, und welche sind Streichkandidaten? Diese offenen Fragen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sollen zum jetzigen Zeitpunkt lediglich Treiber sein zur Reflexion und Innovation, zum Querdenken und Abstrahieren. Denn die neuen Normen per 2011 gedeihen zunächst mal auf der grünen Wiese. Nachhaltigkeit als Chance für die Schweizer Hotellerie Beat Hagmann, Projektleiter Wirtschaftspolitik, hotelleriesuisse Nachhaltigkeit – eine Begriffsklärung Spätestens seit der UNO-Konferenz von Rio de Janeiro im Jahre 1992 ist «Nachhaltigkeit» zu einem Schlüsselbegriff der gesellschaftlichen Diskussionen um die Zukunft geworden. In Anlehnung an den Brundtland-Bericht (Report of the World Commission on Environment and Development, «Our Common Future», Genf, 1987) wird unter «gesellschaftlicher» Nachhaltigkeit im Folgenden eine Entwicklung verstanden, die «die Bedürfnisse der Gegenwart deckt, ohne zukünftigen Generationen die Grundlage für deren Bedürfnisbefriedigung zu nehmen». Die drei zentralen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung sind «Umwelt», «Wirtschaft» und «Gesellschaft». Nachhaltigkeit wird oft auch treffend mit «Enkeltauglichkeit» umschrieben. Abbildung 1 Die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung – allgemeine und betriebliche Betrachtung Ertragskraft und Rentabilität e lt lls w ch Um Ressourceneffizienz und Umweltverträglichkeit t s c haf t aft W ir Ge se Mitarbeiterförderung und gesellschaftliches Engagement Auch in der Tourismuswirtschaft gewinnt das Thema an Aktualität. Als nachhaltig wird Tourismus dann angesehen, wenn – entlang der Wertschöpfungskette – ökonomische, soziale und ästhetische Bedürfnisse der relevanten Stakeholders gedeckt werden. Gleichzeitig erfolgt der Umgang mit betroffenen Ressourcen in einer effizienten und schonenden Art und Weise. Das trägt zur Erhaltung und Stärkung der kulturellen Integrität, essenzieller ökologischer Vorgänge, der Biodiversität und somit der Lebens- und Produktionsgrundlagen für künftige Stakeholders bei. Keiner der drei Nachhaltigkeitsdimensionen kann mittel- bis langfristig gegenüber den beiden anderen eine grössere Bedeutung oder wichtigere Aufgabe zugeschrieben werden. Nur so, darin sind sich Fachleute einig, kann Nachhaltigkeit funktionieren. Das Nachhaltigkeitsprinzip, das in Wirtschaftskreisen stetig an Bedeutung gewinnt, wird in der aktuellen ManagementTheorie und -Praxis oft unter dem Begriff der «unternehmerischen Verantwortung» (= Corporate Responsibility) abgehandelt und umgesetzt. Die für den Tourismussektor wichtigsten Teilbereiche und Elemente von Corporate Responsibility sind in der folgenden Darstellung (vgl. Abbildung 2) exemplarisch aufgeführt. Unter dem Dach von Corporate Governance wird definiert, mit welchen Grundsätzen eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung sichergestellt werden soll. Wichtig sind dabei Transparenz- und Verantwortlichkeitsregeln, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen unternehmerischer Führung und Kontrolle zu erlangen und somit die «Licence to Operate» zu sichern. Corporate Social Responsibility umfasst sämtliche Geschäftstätigkeiten und -prozesse, mittels derer ethisch, sozial und ökologisch verantwortungsvolles Unternehmertum gegen innen und aussen praktiziert wird. Wirkungsvolle Corporate Social Responsibility trägt zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens bei und gilt als Qualitätslabel für Nachhaltigkeit. Unter Corporate Citizenship werden schliesslich das philanthropische Engagement, Freiwilligeneinsätze oder «Pro-Bono»-Projekte von Unternehmungen verstanden, die über das eigentliche Kerngeschäft hinausgehen, jedoch zur Stärkung der Glaubwürdigkeit und zur Reputation des Unternehmens beitragen. 64 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 2 Corporate Responsibility und ihre Elemente Corporate Responsibility Corporate Governance Corporate Citizenship Corporate Social Responsibility Ökonomische Verantwortung Umweltverantwortung Soziale Verantwortung Transparenz Investor-Relation Energieeffizienz Kompensation Ressourceneffizienz Klimaschutz Mitarbeiterorientierung Ausserbetriebliches Engagement in Kundenbeziehungen CO2-Footprint Arbeitsplatzsicherheit und -gesundheit Bildung / Forschung Aus- und Weiterbildung Kultur Gesetzeskonformität Risiko-Management Lieferantenbeziehungen Abfall-Management Wasser-Management Biodiversität Medienbeziehungen Politik Sozialwesen Fokussierung auf regionale Produkte Gesundheit Naturschutz Stakeholders: Kunden, Mitarbeiter, Politik, NGO, Aktionäre, Öffentlichkeit, Medien, Rating-Agenturen Quelle: CSR und Wirtschaftlichkeit – ein Widerspruch?, GATE e.V. Symposium Corporate Social Responsibility im Tourismus, 9.–10. Mai 2008, Hamburg (leicht modifiziert) Abbildung 3 Die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung – allgemeine und betriebliche Betrachtung Ertragskraft und Rentabilität ch e lt lls w Ressourceneffizienz und Umweltverträglichkeit t s c haf t aft W ir Um Tourismuswirtschaft und nachhaltige Entwicklung – eine Herausforderung? Zweifelsohne ist der Tourismus, und als tragende Säule davon, die Hotellerie für viele Regionen der zukunftsträchtigste Wirtschaftssektor (Arbeitsplätze, lokales Gewerbe, Infrastruktur usw.). Dabei sind umwelt- und soziokulturelle Faktoren wichtige Erfolgstreiber. Andererseits beeinträchtigt die Tourismusbranche ebendiese teilweise massiv. Im Vordergrund stehen dabei ökologische Auswirkungen bspw. auf Naturlandschaften und den Wasserhaushalt, die (in)direkten Folgen der Mobilität und der erhebliche Ressourcenverbrauch. In der ökonomischen Dimension (Rentabilität und Ertragskraft) sind aber auch problematische Auswirkungen auf soziokulturelle Werte und Strukturen der lokalen Gemeinschaft und der Mitarbeitenden zu berücksichtigen, wie beispielsweise die (saisonal) grosse Zahl von Gästen und Arbeitnehmern aus verschiedensten Kulturen, die vorherrschenden Arbeitsbedingungen oder auch die höheren Lebenshaltungskosten insgesamt in Tourismusregionen. Die Hotellerie muss diese Herausforderungen proaktiv angehen: Der Fokus sollte in einem ersten Schritt auf dem Schnittbereich der Eckpunkte «Rentabilität und Ertragskraft» und «Ressourceneffizienz und Umweltverträglichkeit» liegen. Aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen, und vor allem auch des hohen Umsetzungsniveaus der entsprechenden Gesetze, wird der Handlungsbedarf insbesondere im Bereich der Ressourceneffizienz als prioritär eingestuft und steht in den nachfolgenden Kapiteln im Vordergrund. Ge se Mitarbeiterförderung und gesellschaftliches Engagement nACHHALTIGKEIT ALS CHAnCE FÜR DIE SCHWEIZER HOTELLERIE Auf dem Weg zur nachhaltigen Hotellerie: Schlüsselbereich Ressourceneffizienz und Umweltverträglichkeit 65 «1. Die Sicherstellung einer wirtschaftlichen und umweltverträglichen Bereitstellung und Verteilung der Energie. 2. Die sparsame und rationelle Energienutzung. 3. Die verstärkte Nutzung von einheimischen und erneuerbaren Energien.» Die Schweizer Energiepolitik basiert auf vier Säulen: In den nachfolgenden Betrachtungen wird aufgezeigt, dass durch die Steigerung der Ressourceneffizienz und im Speziellen der Energieeffizienz die längerfristige Wettbewerbsfähigkeit, sowie die Glaubwürdigkeit und somit der nachhaltige Unternehmenserfolg der Hotellerie deutlich verbessert werden können. Energiepolitische Rahmenbedingungen Die Energie- und Klimapolitik der Schweiz wird im Wesentlichen im Energiegesetz vom 1. Januar 1999 und im CO2 -Gesetz vom 1. Mai 2000 festgehalten. Gemäss Energiegesetz, Art. 1, verfolgt die Energiepolitik drei Ziele: Paul Scherrer Institut: Die 2000-Watt-Gesellschaft: Norm oder Wegweiser?, 2007 2 Energietrialog Schweiz (www.energietrialog.ch) 1 Abbildung 4 Vier Säulen der Energiepolitik Energieaussenpolitik Grosskraftwerke Erneuerbare Energie Energiepolitik Schweiz Energieeffizienz Das globale Reservoir an fossilen Energien, insbesondere Erdöl, leert sich zunehmend und bei anhaltendem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum rascher, was sich in den letzten Jahren in deutlichen Preissprüngen äusserte. Dieser Trend dürfte mittelfristig weiter anhalten. Ein ähnliches Bild zeigt sich im übrigen Energie- und Mobilitätsbereich. Insgesamt werden Energieeinsparungen durch Effizienzsteigerungen vorderhand durch den anhaltend steigenden Konsum mehr als kompensiert, was sich ebenfalls in steigenden Gesamtkosten niederschlägt. Ein folgenschwerer Effekt der aktuellen Wirtschaftsweise ergibt sich aus der Treibhausgas-Problematik: In den letzten 125 Jahren hat sich allein die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre um mehr als 35 Prozent erhöht1. Die Folgen der dadurch verursachten Klimaerwärmung werden auch die Schweiz – vor allem die Berggebiete – betreffen. Es werden erhebliche Auswirkungen beispielsweise auf die für den Tourismus bedeutenden Wintersportgebiete, aber auch auf Wasserhaushalt, Naturlandschaft und deren Biodiversität erwartet. Zentrale Handlungsfelder für die Hotellerie in der Schweiz auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen Ressourcennutzung und Umweltverträglichkeit liegen in den folgenden Kernbereichen2: • Effizienz in der Ressourcennutzung, -entsorgung und evtl. -produktion unter Vermeidung/Verminderung negativer Effekte auf Mensch und Umwelt. • Effizienz in Mobilität/Transport unter Vermeidung/ Verminderung negativer Effekte auf Mensch und Umwelt. • Aktiver Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen (z. B. Klima und Naturlandschaft) und der Gesundheit der Menschen. • Stärkung der Innovationskraft der Branche. Quelle: BFE Durch die Fokussierung ihrer energiepolitischen Aktivitäten auf die beiden Schwerpunkte «Energieeffizienz» und «erneuerbare Energien» leistet die Hotellerie einen Beitrag zur Erreichung der energie- und umweltpolitischen Ziele der Schweiz. Das CO2 -Gesetz bildet das Kernstück der schweizerischen Klimapolitik. Bis zum Jahr 2010 soll der Ausstoss des klimawirksamen Kohlendioxids (CO2) aus der Nutzung fossiler Energieträger um 10 Prozent gegenüber dem Wert von 1990 gesenkt werden. Dabei sollen die Brennstoffe gesamthaft um 15 Prozent, die Treibstoffe gesamthaft um 8 Prozent vermindert werden. Die angestrebte Reduktion der CO2 -Emissionen soll in erster Linie durch freiwillige Massnahmen von Unternehmen und Privaten erreicht werden. Da diese Vorgaben nicht erreicht wurden, hat der Bund per 1. Januar 2008 eine Lenkungsabgabe auf fossilen Energieträgern, die sogenannte CO2 -Abgabe auf Brennstoffen, eingeführt. Die Schweizer Hotellerie setzt weiterhin auf freiwillige Massnahmen zur Senkung des CO2 -Ausstosses und wird u. a. die Zusammenarbeit mit der Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) verstärken. Trends Verschiedene Entwicklungen deuten darauf hin, dass konsequente Anstrengungen im Bereich der wirksamen Steigerung der Ressourcen- und Energieeffizienz und der Reduktion der Umweltbelastung von zentraler Bedeutung sind für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Hotellerie: • Steigende Energiekosten aufgrund der fragilen Versorgungssicherheit aus fossilen Energiequellen Seit 2001 hat sich der Erdölpreis massiv erhöht. Dies wirkt sich nicht nur auf die Heizkosten beträchtlich aus, sondern spiegelt sich vor allem auch in höheren Transport- und 66 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT • Erwartungshaltung der Anspruchsgruppen (Stakeholders) – Gäste Gemäss der Ende Oktober 2008 erstellten repräsentativen hotelleriesuisse-Studie «Hotellerie der Zukunft» in den fünf Quellmärkten Schweiz, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und USA zählen «intakte Natur» und «Green Living» (Lifestyle of Health and Sustainability = LOHAS) zu den wichtigsten Entscheidkriterien bei der Wahl eines Hotels oder einer Destination. LOHAS orientieren sich zwar ebenfalls am Preis von Produkten und Dienstleistungen, sie verlangen aber gleichzeitig beste Qualität. Für LOHAS spielt «Gesundheit» eine zentrale Rolle. Zudem achten sie auf ökologische Aspekte – sie wollen mit gutem Gewissen konsumieren und geniessen. Sie möchten mit ihrem Kaufverhalten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Laut dem Soziologen Paul H. Ray und der Psychologin Ruth Anderson umfasste dieses Segment schon vor zehn Jahren bereits 50 Millionen erwachsene Amerikaner und gilt weltweit als das am schnellsten wachsende Kundensegment6. Diese Werteszene ist auch in der Schweiz stark auf dem Vormarsch. So ergab eine Untersuchung von Ernst & Young 2007, dass Attribute wie «Bio», «aus fairem Handel» und «aus nachhaltiger Produktion» die Kaufentscheidungen der Schweizer Konsumenten mehr denn je beeinflussen7. Dieses schnell wachsende Marktsegment bietet für die Tourismusbranche ein immenses Zukunftspotenzial. – Organisationen der Zivilgesellschaft (nGOs) Nach der Bestätigung des Verbandsbeschwerderechtes durch den Souverän kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere die Umweltverbände auch weiterhin ein ernst zu nehmender Stakeholder für die Schweizer Hotellerie sein werden, gerade auch, wenn es um Neubauten geht. Beispiele wie das Mega-Tourismus-Resort in Andermatt von Samih Sawiris verdeutlichen, dass ein proaktives Einbeziehen dieser Verbände den Planungsund Bewilligungsprozess deutlich vereinfachen und verkürzen kann, was sich auch finanziell lohnt. Es ist zu erwarten, dass die vorgeschlagenen Massnahmen zur Effizienzsteigerung von Umweltverbänden grundsätzlich begrüsst und allenfalls auch unterstützt werden. – Bauwirtschaft Das lokale Gewerbe dürfte gerade im sich abzeichnenden schwierigeren Marktumfeld ein grosses Eigeninteresse an energetischen Gebäudesanierungen haben. Im Rahmen der sich abzeichnenden weiteren Konjunkturprogramme des Bundes ist zu verfolgen, ob energetische Sanierungen von Gebäuden von Bund und Kantonen zusätzlich gefördert werden, um über diesen Hebel Gewerbe und Umwelt gleichermassen zu stärken. Mobilitätskosten. Im Rahmen der Strommarktderegulierung sollen auch die Strompreise ab 2009 z. T. stark steigen. Angesichts des z. T. veralteten, energieineffizienten Schweizer Hotelparks (Immobilien, Anlagen, Geräte) stellt dies die Branche vor grosse infrastrukturelle, finanzielle, betriebliche und z. T. existenzielle Herausforderungen. • Hohe Energieabhängigkeit der Schweiz Die Schweiz importiert 80 Prozent der benötigten Energie. Bei den fossilen Energieträgern ist die Schweiz vollständig, bei der Elektrizität zu 40 Prozent vom Ausland abhängig (Uranimporte). Aufgrund der längerfristig unsicheren politischen Verhältnisse in den Beschaffungsmärkten liegt die effizientere Verwendung und Substituierung der importierten Energieträger im Interesse der längerfristigen Sicherstellung der Energieversorgung der Schweiz. • Klimawandel und seine Kosten Zahlreiche Studien belegen, dass sich mit dem steigenden globalen Verbrauch fossiler Energieträger der Ausstoss an Treibhausgasen, insbesondere von CO2, kontinuierlich erhöht und das Weltklima aus den Fugen zu geraten scheint3. Davon zeugen heute schon schmelzende Gletscher, die steigende Permafrostgrenze, abnehmende Schneesicherheit, häufigere Wetterextrema, die zu Murgängen, Hochwasser, Bergstürzen, Dürren, Veränderungen der Naturlandschaft bis hin zu wachsenden globalen Migrationsströmen («Klimaflüchtlinge»4) führen – ganz zu schweigen von massiven volkswirtschaftlichen Schäden, die die Weltwirtschaft belasten werden. Je nach Szenario sollen sich die Kosten des Klimawandels bis 2035 auf 5 bis 20 Prozent des weltweiten Bruttoinlandproduktes belaufen, wenn nicht bereits heute gehandelt wird. Modellberechnungen zeigen ebenfalls auf, dass es fünfmal billiger kommt, die Folgen des Klimawandels heute zu verhindern als abzuwarten, bis diese eintreten. Der Tourismus ist doppelt gefordert: Einerseits als Opfer der oben erwähnten Folgen des Klimawandels. Andererseits werden 5 Prozent des weltweiten CO2 -Ausstosses von der energieintensiven Tourismuswirtschaft verursacht5. Nicolas Stern, Review on the Economics of Climate Change, 2006; OECDBericht «Climate Change Impacts and Adaptation in Winter Tourism», 2007 oder die Berichte des «Intergovernmental Panel on Climate Change» IPPC der UNO, welche in regelmässigen Abständen den weltweit aktuellen Wissensstand zu den unterschiedlichen Aspekten der Klimaproblematik zusammenfassen, daraus die wahrscheinlichen Folgen von Klimaänderungen für Umwelt und Gesellschaft evaluieren und entsprechende Vermeidungs- oder Anpassungsstrategien vorschlagen. 4 Gemäss Sir John Holmes, Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten bei der UNO, haben bereits heute weltweit 90 Prozent der Umweltkatastrophen mit dem Klima zu tun. Extremes Wetter ist die «neue Normalität» geworden, in: Das Magazin, Nr. 49/2008. Die International Organization for Migration IOM schätzt zudem, dass bis 2050 200 Millionen Personen zu Umweltflüchtlingen werden – bis Ende des Jahrhunderts könnten es eine Milliarde sein; aus: «Migration and Climate Change», Genf 2008 5 Davos Declaration, in: UNWTO, UNEP, WMO, WEF, «Climate Change and Tourism – Responding to Global Challenges», Madrid 2008 3 Ray, Paul H.; Anderson, Ruth: «The Cultural Creatives. How 50 Million People Are Changing the World», New York 2000 7 Ernst & Young, «LOHAS Lifestyle of Health and Sustainability», 2007 6 nACHHALTIGKEIT ALS CHAnCE FÜR DIE SCHWEIZER HOTELLERIE Möglicherweise werden attraktive Finanzierungsmodelle ermöglicht, die der vorgeschlagenen Stossrichtung zusätzliche Schubkraft verleihen könnten. Eine branchenweite Strategie in der Hotellerie fördert die Erarbeitung und Verbreitung von weiteren «GoodPractice»-Beispielen, was sich letztlich auch positiv auf die Kosten auswirken wird, die zur Realisierung energetischer Modernisierungen aufzuwenden sind. Dank einer solchen Strategie kann die Hotellerie gegenüber ihren Anspruchsgruppen mit einer deutlich stärkeren Verhandlungsmacht auftreten. • Zunehmende Bedeutung der «nachhaltigkeitsthematik» in der Öffentlichkeit Nicht nur die Gäste, auch die Tourismuswirtschaft beschäftigt sich zusehends mit dem Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel im Speziellen. So hat Schweiz Tourismus (ST) anlässlich des Ferientages 2008 die Studie «2030: der Schweizer Tourismus im Klimawandel» vorgestellt. Im Aktionsplan dieser Studie wird konkret gefordert, dass die Leistungsträger und Mitgliederorganisationen von ST in Koordination mit übergeordneten Massnahmen einen branchenspezifischen Klima-Aktionsplan erarbeiten. Dieser soll Verminderungs- und Anpassungsstrategien sowie Massnahmen beinhalten. Zudem werden die Verbände aufgefordert, ihre Mitglieder bei der Planung und Umsetzung zu unterstützen. Folgerung für die Hotellerie Für die Hotellerie bestehen erhebliche Opportunitäten. Durch die rasche Lancierung und branchenweite Umsetzung wirkungsstarker Massnahmen zum schonenden Umgang mit Ressourcen können mittelfristig nicht nur Kosten deutlich gesenkt werden. Die Schweizer Hotellerie kann sich auf diese Weise auf dem internationalen Markt, besonders im kaufkräftigen LOHAS-Segment, aber auch gegenüber anderen relevanten Stakeholder-Gruppen glaubwürdig positionieren. Diese Glaubwürdigkeit wird dadurch gefördert, dass die Schweiz international betreffend Energieeffizienz (nachhaltiges Bauen, öffentlicher Verkehr) und Umweltschutz bereits heute zu den Vorreitern gehört und ein entsprechend positives Image hat. 67 Chancen und Risiken Eine Strategie zur Verbesserung der Ressourcen- und Energieeffizienz resp. zur Senkung des CO2 -Ausstosses und deren Umsetzung birgt Chancen, aber auch Risiken in sich. Chancen liegen in der Verbesserung der preislichen und qualitativen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Hotellerie, im internationalen Imagegewinn im Bereich «Green Living» und somit in der Sicherung von rund 70 000 Vollzeitarbeitsplätzen in der Hotellerie. Allfällige Hindernisse bzw. Risiken sind die fehlende Finanzierung der Programme und Projekte, die mangelnde Innovations- und Handlungsbereitschaft der Hotelbetriebe oder sich verschlechternde politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Werden abschliessend nochmals die eingangs aufgeführten potenziellen Kosten des Klimawandels vor Augen gehalten, wird klar: Die Hotellerie kann es sich schlicht nicht leisten, nichts zu tun. Vor dieser Ausgangslage, und mit Blick auf die relevanten Trends im Tourismusumfeld, sind die rasche Steigerung der Ressourceneffizienz und die Verbesserung der Umweltverträglichkeit Kernelemente zur Stärkung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit und glaubwürdigen Positionierung der Schweizer Hotellerie im internationalen Wettbewerb. hotelleriesuisse ist überzeugt, dass der skizzierte Weg zur Steigerung der Ressourcen- und insbesondere der Energieeffizienz zur Senkung der Betriebskosten und des CO2 -Austosses mittel- und längerfristig der richtige ist. hotelleriesuisse hält sich an das Zitat, das dem chinesischen Philosophen Laotse zugeschrieben wird: «Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.» Neue Formen der Hotelfinanzierung Peter Gloor, Leiter Finanzierung, SGH Hat die Schweizer Hotellerie ein Finanzierungsproblem? Diese Frage wird öfters in Gesprächen mit Finanzierungsfachleuten gestellt, kann aber nicht global beantwortet werden. Nachfolgend wird deshalb differenziert auf diese Thematik eingegangen. Statistische Werte als Ausgangslage Die Kreditstatistik der SNB zeigt, dass sich die Ausleihungen im Gastgewerbe (Hotellerie und Restauration) seit 1997 von rund 12,5 Milliarden Franken auf aktuell rund 9,9 Milliarden Franken reduziert haben. Im Zeitraum von 2004 bis Oktober 2008 hat das Ausleihungsvolumen stagniert. Mit mehr als 5,3 Milliarden Franken haben Betriebe mit bis zu 9 Mitarbeitern hier den grössten Anteil am Volumen! Betriebe bis zu 50 Mitarbeiter beanspruchen noch 2,1 Milliarden Franken, der Rest verteilt sich auf die Grossbetriebe mit einer Mitarbeiterzahl von 50 bis mehr als 250. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Betriebe von über 6000 auf rund 5500 zurückgegangen. Die durchschnittliche Betriebsgrösse hat sich jedoch verbessert und liegt derzeit bei 48 Betten. Nach wie vor ist der Grossteil der Betriebe bei weniger als 25 Betten, und nur jeder vierte Betrieb zählt mehr als 50 Betten. Schweizer Hotellerie = klassische KMUs Aus den vorangehenden Zahlen ist klar ersichtlich, dass die Schweizer Hotellerie aus klassischen KMUs besteht. Es handelt sich vorwiegend um traditionelle Familienbetriebe, teilweise schon über mehrere Generationen bestehend. Die Strukturen zeigen ebenfalls die typischen Merkmale: hauptsächlich Kleinbetriebe, zahlreiche mit Investitionsstau, sinkenden Renditen und ungelösten Nachfolgeregelungen. Oft bleibt in solchen Situationen leider nur der Verkauf oder die Schliessung. So erstaunt es nicht, dass in den letzten Jahren viele Betriebe verschwunden sind und die Liegenschaften vielfach umgenutzt wurden. Branche mit hohem Investitionszyklus Investitionen sind ein Muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Hotelbranche ist äusserst anlageintensiv und zudem immer wieder auch Markttrends unterworfen. Dies bedingt, einen hohen Anteil des Cashflows im Betrieb wieder zu investieren. Wenn nun auch die Tatsache berücksichtigt wird, dass eine Vielzahl von Betrieben der Schweizer Hotellerie immer noch durch eine schwache Ertragskraft und eine schmale Eigenkapitalbasis gekennzeichnet ist, kann davon abgeleitet werden, dass auch künftige Investitionen immer wieder durch Fremdmittel finanziert werden müssen. Diese Gratwanderung bedarf einer klaren Positionierung des Betriebes und einer klaren Ausrichtung der Investitionen, wobei diese einen Mehrwert schaffen müssen. Finanzierungsparameter in der Hotellerie Die heutigen Beurteilungskriterien fast aller Finanzierungspartner liegen in der Beurteilung und Bewertung der künftigen Erträge, d. h. der vom Betrieb selber erarbeiteten und frei verfügbaren Mittel (Free Cashflow). Entscheidend ist damit, dass Investitionsprojekte attraktive Ertragspotenziale versprechen, die langfristig betrachtet sowohl die Kapitalverzinsung, die Amortisationen als auch die notwendigen Ersatzinvestitionen zulassen. Finanzierungsformen In der klassischen KMU-Hotellerie ist in der Regel der Liegenschaftseigentümer identisch mit dem Betreiber, es wird also vom Eigentümerbetrieb gesprochen. Die Mehrheit der Finanzierungen ist somit vielfach persönlich über den Inhaber und zusätzlich durch die Bestellung von Grundpfandrechten sichergestellt. Die Finanzierung kann in zwei Finanzierungsgruppen unterteilt werden: die klassische Betriebsmittelfinanzierung mittels Kreditlimite auf einem Bankkonto und die Finanzierung von Investitionen, d. h. Anlagevermögen (Immobilien und Sachanlagen). Neben der vorerwähnten, klassischen Hypothek bietet sich als Alternative in diesem Bereich das Leasing an. Grossinvestitionen im Bereich von Küchen oder Haustechnik sind für diese Finanzierungsform speziell geeignet. Das Leasing schont im Beschaffungs- 70 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT zeitpunkt die Liquidität, und die fixen Raten vereinfachen den Finanzplan. Zu beachten gilt hier, dass das Eigentum an der Sache bis am Schluss beim Lieferanten bzw. Leasing-Geber bleibt. Ein weiterer Vorteil des Leasings ist die Anschaffung ohne Eigenkapitalanteil. Neben den klassischen Arten der Bank- und Leasing-Finanzierungen werden heute auch vielfach Mittel durch Investoren zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich in der Regel um Darlehen mit Eigenkapitalcharakter. Die grossen Hotelketten finanzieren sich zudem direkt über den Geld- und Kapitalmarkt. Spezielle Finanzierungsformen Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der Mehrheit der Schweizer Hotelbetriebe um klassische Eigentümerbetriebe. Insbesondere in der Ferienhotellerie sind die Betriebe starken saisonalen Schwankungen und damit verbundenen tiefen Auslastungen über das ganze Jahr ausgesetzt. Diese Faktoren zeigen sich in wesentlich tieferen Kennzahlen gegenüber der Stadthotellerie. Damit verbunden sind in der Regel auch die Finanzierungsnormen der Banken vorsichtiger bemessen. Vielfach entsteht eine sogenannte Finanzierungslücke zwischen der Bankfinanzierung und dem vorhandenen Eigenkapital. Diese Finanzierungslücke kann beispielsweise mit einer Finanzierung durch die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) abgedeckt werden. Die SGH ist eine gemischtwirtschaftlich finanzierte Genossenschaft des öffentlichen Rechts, operiert auf der Basis des Bundesgesetzes über die Förderung der Beherbergungswirtschaft vom 20. Juni 2003 und ist direkt vom Bund finanziert. Sie gewährt Darlehen im Nachgang zur Bankfinanzierung. Finanziert werden alle Arten von Beherbergungsbetrieben in den touristischen Regionen der Schweiz. Neben diesen Fremdmittelmöglichkeiten bieten teilweise auch Kantone unverzinsliche Darlehen oder auch Zinsvergünstigungen im Rahmen ihrer Förderprogramme an. Stellvertretend seien hier die Kantone Graubünden und Wallis erwähnt. Im Kanton Graubünden werden über die bestehenden Verfügungen zinsgünstige, amortisierbare Darlehen gewährt, teilweise auch A-fonds-perdu-Beiträge. Im Kanton Wallis besteht die Möglichkeit, zinslose Darlehen zu beantragen. Diese sind in der Regel innerhalb von 10 bis 15 Jahren zurückzuzahlen. Mit der Gewährung von Bürgschaften (Kautionen) erleichtern im Weiteren die gewerblichen Bürgschaftsgenossenschaften KMUs den Zugang zu Bankdarlehen. Seit dem 15. Juli 2007 hat der Bundesrat eine neue, griffige gesetzliche Grundlage zum Bürgschaftswesen in Kraft gesetzt, welche Bürgschaftskredite für KMUs noch attraktiver machen. Verbürgt werden können Kreditbeträge bis 500 000 Franken. Hotellerie – Touristenbeherbergung – Ferienwohnungen? Philippe Pasche, Geschäftsführer, SGH Die Entwicklung und die Diversifizierung der Kundenerwartungen, die Herausbildung neuer Tendenzen in der Hotellerie, das Bedürfnis einer gezielten Profilierung von Angeboten und Destinationen, die Suche nach Lösungen im Kampf gegen kalte Betten, die wirtschaftliche Lage der Tourismusbranche, die Chancen auf dem Immobilienmarkt sowie die Internationalisierung des Tourismusmarktes führen zu gemischten Beherbergungs- und Immobilienkonzepten, den sogenannten hybriden Beherbergungsformen. In diesem Kontext ist die Bereitschaft von Promotoren und Investoren − vor allem aus dem Ausland − grosse Tourismusprojekte in der Schweiz umzusetzen, einzuordnen. In Betrachtung des Bundesgesetzes über den Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland (BewG) sowie aufgrund der Tatsache, dass die Regelungen von Kantonen und Gemeinden darauf abzielen, die Zunahme von Zweitwohnungen zu drosseln, stellt sich die Frage nach der Differenzierung in Wohneinheiten, die eine Zweitwohnung darstellen oder einer Betriebsstätte zugehörig sind. Die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit ist im BewG − sowie im Rahmen verschiedener kantonaler Erlasse und Praxen – als Expertin vorgesehen und verfügt über eine ausgewiesene Erfahrung in diesem Bereich. Umfeld Die Beherbergungswirtschaft der Schweiz, und insbesondere in den touristischen Regionen, befindet sich in einem strukturellen und wirtschaftlichen Wandlungsprozess. Viele traditionelle Ferienorte, vor allem in den Bergen, sehen sich mit der doppelten Herausforderung von überalterten Beherbergungsbetrieben und der Zunahme an Zweitwohnungen und kalten Betten konfrontiert. Die Folge davon sind ein Verlust an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit, sowie eine ungenügende dauerhafte Wertschöpfung, insbesondere in Bezug auf die zur Erhaltung der Infrastrukturen und für die Entwicklung des touristischen Angebots notwendigen Investitionen. Hinzu kommt, dass die Investoren aufgrund der geringen Rentabilität, des in solche Hotels investierten Kapitals, sowie der geringen Aussicht auf attraktive Kapitalerträge, andere Anlageformen vermehrt vorziehen könnten. Die Kundenerwartungen steigen ständig und führen zu einer Anpassung und Diversifizierung der Dienstleistungen und Beherbergungsstrukturen der Hotellerie und Parahotellerie. Zwischen dem traditionellen Hotelzimmer und der Zweitwohnung für den Privatgebrauch entsteht eine ganze Reihe neuer Angebote, die sich in Grösse und Ausstattung der Beherbergungseinheit, in ihrem Standard und Dienstleistungsgrad, unterscheiden. Die Entwicklung von Resorts, ein Konzept, das − insbesondere in Nordamerika − schon lange Verwendung findet, hat sich seit einigen Jahren auch in Europa etabliert und gibt eine wirtschaftliche und attraktive Antwort auf dieses vielseitige Bedürfnis. Durch ihre Grösse, Unübersehbarkeit und Lage können sie zum Zugpferd der gesamten touristischen Aktivität und dadurch zu einem Kommunikations- und Vermarktungsträger für eine ganze Region werden. Der «Rückstand» der Schweiz in der Entwicklung von grossen Beherbergungs- und touristischen Projekten, die Verfügbarkeit von Kapital auf den internationalen Märkten, die Eigenschaften des Immobilienmarktes, die Auswirkungen in Anbetracht der vorgesehenen Aufhebung der Lex Koller sowie der politische Wille zur Förderung von warmen Betten liessen bei den Investoren frischen Wind aufkommen. Dabei herrscht der Immobiliencharakter oft vor, und die durch den Verkauf der Beherbergungseinheiten erwarteten Gewinne tragen zur Mitfinanzierung der Beherbergungs- und der touristischen Investitionen bei. Diese verschiedenen Tatsachen führen zu hybriden Beherbergungs- und Immobilienprojekten, die sich auszeichnen durch neue Finanzierungsformen sowie die Trennung von: • Immobilie und Dienstleistungen. • Betrieblichen Strukturen und Beziehungen. • Eigentums-/Besitzverhältnissen und Benutzungs-/ Nutzungsrechten. • Hotel- und Immobilienanteilen. 74 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Problematik Wenn die ursprünglichen Investoren eines Beherbergungsprojekts oder die Erwerber von Beherbergungseinheiten Personen im Ausland im Sinne des BewG sind, ist eine kantonale Bewilligung erforderlich. Eine solche Bewilligung ist jedoch hinfällig, wenn das Grundstück als Betriebsstätte dient. «Grundstücke, die für einen wirtschaftlichen Zweck genutzt werden (die sogenannten Betriebsstätte-Grundstücke, z. B. … Hotel …), können ohne Bewilligung erworben werden … Dabei spielt es keine Rolle, ob das Grundstück dem Unternehmen des Erwerbers dient oder einem Dritten für die Ausübung einer wirtschaftlichen Tätigkeit vermietet oder verpachtet wird. Solche Grundstücke können somit auch als blosse Kapitalanlage erworben werden … Keine wirtschaftliche Tätigkeit … liegt vor, wenn Wohnraum erstellt, vermietet oder verpachtet oder damit Handel getrieben wird … Hotelmässig bewirtschafteter Wohnraum gilt hingegen als Betriebsstätte und kann bewilligungsfrei erworben oder erstellt werden»1. Der Kanton kann natürlichen Personen in festgelegten touristischen Gebieten im Rahmen des Kontingents den Erwerb einer Ferienwohnung oder einer Wohneinheit in einem Apparthotel bewilligen. «Ferienwohnungen dürfen nicht ganzjährig, aber periodisch vermietet werden. Der Erwerber muss sie jederzeit zum geltend gemachten Zweck selber benutzen können»2. Der Entscheid in der Angelegenheit des Feriendorfes in Champéry (Lex Champéry) lässt zu, dass «auch ein einzelnes Hotelappartement für sich allein als so genannte Betriebsstätte im Sinne der Lex Koller qualifiziert werden und entsprechend ohne Bewilligung und ohne Anrechnung an das kantonale Kontingent für Ferienwohnungen an eine Person im Ausland verkauft werden kann. Vorausgesetzt wird unter anderem, dass die Appartements dauernd dem Hotelbetreiber zur hotelmässigen Bewirtschaftung überlassen werden …»3. Demzufolge «verzichten die Eigentümer auf die Nutzung ihres Grundstückes, die ausschliessliche Nutzung wird dem Hotelbetreiber zugewiesen. Als Gegenleistung garantiert der Hotelbetreiber dem Investor ein minimales Fixeinkommen»4. Die zentrale Frage, die sich stellt, betrifft die Anwendung des Begriffs «Hotel» auf das Konzept der Betriebsstätte bzw. die Definition eines Hotels. Was ist ein Hotel, was ist eine Touristenbeherbergung? Vorab muss gesagt werden, dass es in der Schweiz keine normalisierte, rechtliche oder geschützte Definition dieser Begriffe gibt. Um transparente und deutliche Gutachtenkriterien sowie eine gerechte Behandlung garantieren zu können, stützt sich die SGH auf einen Korpus an allgemein gültigen Definitionen, Richtlinien und Praktiken. Nicht abschliessend kann gesagt werden: • Die von hotelleriesuisse erlassenen professionellen Standards und Klassifikationen gelten als allgemeine Referenz. Merkblatt, Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland, Bundesamt für Justiz, Bern, 1. April 2005 2 Ibidem 3 Medienmitteilung, Feriendorf in Champéry, Bundesamt für Justiz, Bern, 3. Juli 2007 4 Richtlinie, Hotelkomplex – Betriebsstätte, Departement für Volkswirtschaft und Raumentwicklung, Kanton Wallis, 7. August 2008 1 Sie beziehen sich auf bauliche Aspekte (Flächen, Mindestanzahl an Räumen usw.), auf die Inneneinrichtung und die Umgebung, sowie auf die erbrachten Dienstleistungen. Die Beurteilungskriterien können quantitativer und/oder qualitativer Natur sein. • Für Ferienwohnungen wirbt der Schweizer Tourismus-Verband für ein nationales Klassifikationssystem, bei dem ein bis fünf Sterne vergeben werden. • Durch die Gesetzgebung und die Praxis wurden gewisse Konzepte geschaffen. Zum Beispiel: Die Dienstleistungen müssen gegenüber der simplen Zurverfügungstellung von Ferienwohnungen überwiegen; der Nutzungszweck als Beherbergungsbetrieb hat dauerhaft zu sein; es genügt nicht, lediglich Hoteldienstleistungen anzubieten, die Kunden müssen diese auch in Anspruch nehmen. • Internationale und nationale Tendenzen in der Touristenbeherbergung anhand von konkreten Beispielen, anerkannten Studien und Forschungstätigkeiten. • Zu Zwecken der Durchsetzung der Ziele der SGH5 verfasste diese ihre eigene Definition. Als Beherbergungsbetriebe gelten: Hotels, Gasthöfe, Motels und Beherbergungsbetriebe der Parahotellerie (Jugendherbergen, Ferienzentren für Familien und ähnliche Unterkünfte) mit den dazugehörigen konzeptkonformen Grundstücken, Bauten, Räumlichkeiten, Installationen und Einrichtungen, die sich normalerweise durch die folgenden Merkmale auszeichnen: – Ausrichtung auf die professionelle und kurzzeitige Beherbergung von Gästen (im Mittel bis 2 Wochen und weniger als 90 Tage). – Sicherstellung, direkt oder mittels Kooperationspartnern, weiterer hotelmässiger Dienstleistungen, die auch von der Mehrheit der Kunden beansprucht werden. – Entsprechende Positionierung mit gezielter Bewerbung von kurzzeitigen (transienten) Gästen. – Vorhandensein von mindestens 15 Zimmern (Beherbergungseinheiten) oder eventuell 30 Betten, mit Einheitlichkeit in Bezug auf das Konzept und/oder den Standort. – Vorhandensein eines eigenständigen, wirtschaftlichen Hotelteils bei gemischtwirtschaftlichen Betrieben (z. B. Agrotourismus, Spitalhotel). – Bei hybriden Formen (rechtlich oder wirtschaftlich) muss die Nutzung als ein einheitlicher Betrieb rechtlich und wirtschaftlich sichergestellt sein. – Ausgeschlossen sind Erziehungsinstitute, Ferienwohnungen nur mit Vermittlung, Zwischen- und Endreinigung. Vorgehensweise bei Gutachten Das BewG und die Praxis sehen vor, dass bei der Prüfung, ob bei einem spezifischen Projekt eine Betriebsstätte vorliegt, nach vier Konformitätskriterien vorgegangen wird: angemessenes Dienstleistungsangebot, entsprechende bauliche und betriebliche Eignung sowie mutmassliche Wirtschaftlichkeit. Bundesgesetz vom 20. Juni 2003 über die Förderung der Beherbergungswirtschaft, SR 935.12 5 HOTELLERIE – TOURISTEnBEHERBERGUnG – FERIEnWOHnUnGEn? Die Begriffe «Hotel» und «Touristenbeherbergung» können nicht schematisch nach Standard- oder starren Kriterien definiert und überprüft werden. Dies umso weniger, als jedes Projekt andere Eigenschaften aufweist, die eine besondere und kontextbezogene Herangehensweise erfordern. Die Anträge werden auf der Basis von Bewertungszielen beurteilt, die aus den oben erwähnten Konformitätskriterien hervorgehen. • In baulicher Hinsicht wird beurteilt: – Ob das Projekt und sein Umfeld einer Basisinfrastruktur für die Beherbergung entsprechen und welche hotelmässigen Dienstleistungen erbracht werden können, im absoluten Sinn sowie in Zusammenhang mit anderen Konformitätskriterien. – Möglichkeiten zur Verwendung und alternativen Nutzung des Baus, sowohl aus Sicht der baulichen Aspekte als auch im gesetzlichen und regulatorischen Rahmen. – In groben Zügen die Kohärenz der getätigten Investitionen im Beherbergungs- und Hotelbereich sowie die Finanz- und Finanzierungspläne. – Durch das Projekt verursachte Anpassungen an das lokale Umfeld. • Beim Dienstleistungsangebot wird beurteilt: – Ob die angebotenen Dienstleistungen als Hoteldienstleistungen betrachtet werden können, und zwar in Bezug auf professionelle Standards, die beobachteten Tendenzen in der Entwicklung von Nachfrage, Angebot und Wertschöpfung für Kunden, im absoluten Sinn sowie im Zusammenhang mit anderen Konformitätskriterien. – Ob das Dienstleistungsangebot mit gezielter und hauptsächlicher Vermarktung an kurzzeitige Gäste erfolgt. – Ob das Dienstleistungsangebot die lokalen und regionalen Eigenschaften und Potenziale berücksichtigt und der Nachfrage entspricht. • In betrieblicher Hinsicht wird beurteilt: – Ob die Projektpartner und -träger über Referenzen, Erfahrung und Know-how im Bau, der Vermarktung und der Führung von Beherbergungsbetrieben und/oder Hoteldienstleistungen verfügen, im absoluten Sinn sowie in Zusammenhang mit anderen Konformitätskriterien. – Ob ein beständiger und dauerhafter gesetzlicher, regulatorischer und vertraglicher Rahmen vorliegt, der die Parteien bindet, um die Umsetzung des Projekts und den Betrieb sicherzustellen. Es werden dabei keine Rechtsansichten abgegeben und auch keine Meinungen über Machbarkeit und rechtliche Risiken geäussert, es werden ausschliesslich der Wille der Parteien in Bezug auf die vorgesehene Art der Beziehung zwischen den Parteien und das vorgesehene Betriebsmodell beurteilt. – Die Vertragsbedingungen für Vermietung, Zurverfügungstellung und Nutzung sowie die Aufteilung der Verantwortlich- und Zuständigkeiten unter den Parteien, insbesondere hinsichtlich laufender Neuinvestitionen für die Wartung von Infrastrukturen und Einrichtungen. – Ob die verfügbaren Ressourcen und Mittel das Erbringen der vorgesehenen Dienstleistungen erlaubt. 75 – Ob das entwickelte Betriebsmodell als Hotelbetrieb betrachtet werden kann und eine wirtschaftliche Tätigkeit vorliegt, und zwar in Bezug auf professionelle Standards, beobachtete Tendenzen in der Entwicklung von Nachfrage, Angebot und Mehrwert für die Kunden. • In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit wird beurteilt: – Das Betriebsbudget mittels Plausibilisierung von Hypothesen. – Schlüssel- und kritische Elemente der Budgetierung. Einige Herausforderungen Auch wenn die Chancen und Vorteile von grossen hybriden Beherbergungsformen bereits viele Male dargelegt wurden, ist ein besonderes Augenmerk auf einige damit verbundene Herausforderungen und Risiken zu richten. Die Immobilienwertsteigerung ist allgemein ein Hauptpfeiler des Wirtschaftsmodells und der Schaffung von Mehrwert. Deshalb ist besonders auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu achten. Ein nützlicher, wenn auch ungenügender und nicht entscheidender, Indikator ist der Wille bzw. die Notwendigkeit, eine hohe und dauerhafte Auslastung und Rotationsquote zu gewährleisten, um die erhofften Renditen für die Investoren zu erzielen; oder ob die erwarteten Erträge aus den Immobilienverkäufen genügend sind. Wenn die gesamte Finanzierung auf dem Verkauf der Beherbergungseinheiten nach dem Konzept der «Lex Champéry» beruht, ist zu berücksichtigen, dass der Verkehrswert durch die Zurverfügungstellung beeinträchtigt wird und vom vertraglich vereinbarten Ertrag abhängt. Dieser Immobilienmarkt ist wahrscheinlich enger und weniger effizient als der globale. Deshalb ist es absolut notwendig, sich über Vorverkäufe abzusichern, damit das gesamte Projekt ordnungsgemäss zu Ende geführt werden kann und sich nicht in eine Industriebrache verwandelt. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch den rechtlichen Konditionen und den Vertragsbeziehungen, um eine eventuelle Blockierung der wirtschaftlichen Nutzung oder der Erneuerung von Installationen durch eine Minderheit zu verhindern. In diesem Sinne ist es vorteilhaft, das eingerichtete System durch die Simulation von verschiedenen Problemen, die die Umsetzung des Projekts behindern könnten (wirtschaftliche, technische, rechtliche Faktoren), zu «testen», um dessen Beständigkeit bzw. Widerstandsfähigkeit sicherzustellen. Hoffentlich wurde durch die Probleme der Appart-Hotels der 1970er-Jahre etwas dazugelernt! Unabhängig von einem eventuellen Aufbau von strukturellen Überkapazitäten sind grosse Projekte eher eine Herausforderung aufgrund von Unterkapazität, qualifiziertem Personal, Mitarbeiterunterkünften, öffentlichen Infrastrukturen, Dienstleistungsqualität usw. Eine Frage, die hier offengelassen wird, ist diejenige nach der Auswirkung dieser Projekte auf das Image und die Positionierung des Tourismus und der Hotellerie sowie nach dem Risiko, die Differenzierung gegenüber dem internationalen Tourismusangebot aufs Spiel zu setzen. Mit dieser Frage wird aber auch gleich bestätigt, dass die Schweiz ihre Standort- und Umweltvorteile besonders hervorhebt und die Swissness, durch die sich unser Tourismus auszeichnet, aufrechterhalten muss. Studien Makrosicht Hochkosteninsel Schweiz Mikrosicht Hochkosteninsel Schweiz Löhne und Produktivität im internationalen Vergleich Satellitenkonto Tourismus Hoteltypen Makrosicht Hochkosteninsel Schweiz: Preise und Kosten im internationalen Vergleich Christian Hunziker / Thomas Schoder, BAK Basel Economics, im Auftrag von hotelleriesuisse Abbildung 1 Relatives Preisniveau in der Tourismuswirtschaft 120 Im Schweizer Tourismus ist das Preis- und Kostenniveau ein Dauerthema. Höhere Preise werden als zentraler Nachteil im internationalen Wettbewerb angeführt, und bei der Lohngestaltung steht häufig das Argument der im internationalen Vergleich überdurchschnittlichen Schweizer Arbeitskosten im Zentrum der Diskussionen. Ziel der Studie «Preise und Kosten der Schweizer Tourismuswirtschaft im internationalen Vergleich» ist es, für die Schweizer Tourismuswirtschaft einen systematischen internationalen Preisund Kostenvergleich durchzuführen. Zudem werden Szenarioanalysen gemacht, welche die Auswirkungen von Veränderungen bei den Rahmenbedingungen und bei den Produktionsstrukturen der Schweizer Tourismuswirtschaft aufzeigen. Basierend auf den identifizierten Preis- und Kostendifferenzen sowie auf den Resultaten der durchgeführten Simulationen werden wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen abgeleitet. Analyse der Preisunterschiede Der internationale Vergleich der Preise in der Schweizer Tourismuswirtschaft zeigt auf, dass nach wie vor erhebliche Preisdifferenzen bestehen. So ergibt sich zum EU4-Mittelwert im Jahr 2007 eine Preisdifferenz von 12 Prozentpunkten, d. h., die Preise in der Tourismuswirtschaft liegen in den umliegenden vier Ländern um durchschnittlich 12 Prozent unter denjenigen der Schweiz. Die grössten Preisdifferenzen zeigen sich im Vergleich mit Österreich. Die Preise in der österreichischen Tourismuswirtschaft liegen um 15 Prozent tiefer als jene in der schweizerischen. Werden die einzelnen touristischen Branchen analysiert, stellt man deutliche Unterschiede fest. Beim Gastgewerbe (Beherbergung und Restauration) sowie bei den Freizeitdienstleistungen sind die Preisdifferenzen zwischen der Schweiz und den umlie- 100 80 60 100 100 75 88 75 88 78 94 77 85 71 86 CH EU4 GER FR AUT IT 40 20 0 2000 2007 Relative Preisniveauindizes, Schweiz = 100 Quelle: BAK Basel Economics, Eurostat, nationale statitische Ämter genden vier Ländern mit 13 Prozent bzw. 16 Prozent überdurchschnittlich gross. Im touristischen Bereich des Detailhandels sind die Preisunterschiede zwischen den EU4-Ländern und der Schweiz mit 8 Prozent deutlich kleiner. Am geringsten fallen die Preisunterschiede mit nur 7 Prozent im Verkehrssektor aus. Eine dynamische Betrachtung der relativen Preisentwicklung zeigt, dass sich die touristischen Preisdifferenzen zwischen der Schweiz und den umliegenden Ländern in der jüngeren Vergangenheit deutlich verringert haben. Die Preisdifferenzen gingen zwischen 2000 und 2007 um rund 13 Prozentpunkte zurück. Dies bedeutet, dass die preislichen Wettbewerbsnachteile der Schweizer Tourismuswirtschaft zwischen 2000 und 2007 um mehr als die Hälfte abgebaut werden konnten. Die preisliche Wettbewerbssituation hat sich also seit der Jahrtausendwende deutlich verbessert, und dies gegenüber sämtlichen Nachbarländern. Ein Teil der Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit ist auf die Veränderung des Wechselkursverhältnisses zwischen dem Schweizer Franken und dem Euro zurückzuführen. Aber auch bei einem gleich gebliebenen Wechselkurs würde sich immer noch eine Reduktion der Preisdifferenzen um knapp 9 Prozentpunkte ergeben. Auf der Ebene 80 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT der einzelnen touristischen Branchen konnte im Gastgewerbe der grösste Abbau der Preisdifferenzen realisiert werden (–15,6 Prozentpunkte inkl. Wechselkurseffekt). Auch im tourismusrelevanten Teil des Detailhandels gingen die Preisdifferenzen um knapp 14 Prozentpunkte zurück. Im Verkehrssektor (–8,1 Prozentpunkte) und bei den Freizeitdienstleistungen (–9,1 Prozentpunkte) fiel der Abbau der Preisdifferenzen etwas geringer, aber immer noch beachtlich hoch aus. Abbildung 3 Die wichtigsten Kostenfaktoren der Tourismuswirtschaft 120 100 80 91 83 72 73 100 74 99 79 56 62 100 84 85 86 84 81 CH EU4 GER FR AUT IT 100 80 60 40 Abbildung 2 Veränderung der Comparative Price Levels in der Tourismuswirtschaft in % (2000–2007) 20 0 Gastgewerbe –15,6% Detailhandel –13,8% Freizeitindustrie –9,1% Verkehr –8,1% Tourismuswirtschaft –13,8% Gesamtwirtschaft –11,0% –16 –12 –8 –4 Vorleistungskosten 0 Relative Veränderung der Schweizer Preise im Vergleich zum Durchschnitt EU4 in Prozentpunkten Quelle: BAK Basel Economics, Eurostat, nationale statistische Ämter Arbeitskosten (Lohnkosten) Lesehilfe: Der Wert über den Säulenstapeln gibt die relativen Kosten insgesamt an, d. h., im EU4-Durchschnitt betragen die Vorleistungs- und Arbeitskosten relativ zur Schweiz 80 Prozent. Die Teilsäulen geben zum einen durch die Höhe den Beitrag des jeweiligen Kostenfaktors an den Gesamtkosten im entsprechenden Land an, zum anderen steht der Indexwert relativ zur Schweiz in der Säule. So ist beispielsweise abzulesen, dass die Vorleistungskosten in der deutschen Tourismuswirtschaft 85 Prozent derjenigen der Schweizer Tourismuswirtschaft betragen. Indizes: Schweiz = 100 ( 2007) Quelle: BAK Basel Economics Analyse der Kostenunterschiede Synthese von Preis- und Kostenvergleichen Werden die beiden wichtigsten Kostenblöcke der Tourismuswirtschaft (Vorleistungs- und Arbeitskosten) zusammengefasst, zeigt sich für die Tourismuswirtschaft der umliegenden Länder im Durchschnitt ein Kostenvorteil von 20 Prozent. Die Arbeitskostenunterschiede fallen dabei viel deutlicher aus als die Differenzen bei den Vorleistungskosten. Die deutlichsten Nachteile ergeben sich im Vergleich mit der österreichischen Tourismuswirtschaft, welche mit 44 Prozent tieferen Arbeitskosten und 16 Prozent tieferen Vorleistungskosten wirtschaften kann. Bei der Betrachtung der Entwicklung der Kostenunterschiede zwischen 2000 und 2007, wird bei den beiden wichtigsten Kostenfaktoren, den Vorleistungen und den Arbeitskosten, eine gegenläufige Entwicklung festgestellt. Bei den Vorleistungskosten konnten die Nachteile der Schweizer Tourismuswirtschaft zwischen 2000 und 2007 um erfreuliche 9 Prozentpunkte abgebaut werden. Bei den um die Stundenproduktivität bereinigten Arbeitskosten (Lohnstückkosten) musste hingegen eine Verschlechterung für die Schweizer Tourismuswirtschaft um 5 Prozentpunkte hingenommen werden. Die Synthese der Preis- und Kostenvergleiche zeigt, dass ein Grossteil der beobachteten Preisunterschiede mit den analysierten Kostenfaktoren sowie der Mehrwertsteuerdifferenz erklärt werden kann. Im EU4-Schnitt sind die Unterschiede bei den untersuchten Kostenfaktoren insgesamt ähnlich wie die Preisunterschiede. Die nachfolgende Abbildung zeigt für die einzelnen Kostenfaktoren, welchen Beitrag sie zur «Hochpreisinsel» leisten, oder anders gesagt: um wie viel Prozent die Preise in der Schweizer Tourismuswirtschaft ceteribus paribus (d. h. alle anderen Faktoren werden jeweils als konstant angenommen) jeweils hypothetisch sinken könnten, wenn der betrachtete Kostenfaktor dasselbe Preisniveau wie der EU4-Durchschnitt aufweisen würde. Abbildung 4 Zerlegung der touristischen «Hochpreisinsel» Schweiz in % Mehrwertsteuer –6% Sonstige Faktoren –2% Vorleistungskosten 9% Arbeitskosten 11% Tourismuswirtschaft 12% –6 –4 –2 0 2 4 6 8 10 12 Beitrag zur Preisdifferenz gegenüber dem EU4-Durchschnitt, in Prozentpunkten, 2007 Quelle: BAK Basel Economics MAKROSICHT HOCHKOSTEnInSEL SCHWEIZ: PREISE UnD KOSTEn IM InTERnATIOnALEn VERGLEICH 81 Die Zerlegung der Hochpreisinsel Schweiz in die einzelnen Komponenten impliziert, dass die Konsumentenpreise in der Tourismuswirtschaft in den umliegenden Ländern Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien gegenüber der Schweiz im Durchschnitt: • Um 11 Prozent tiefer sind aufgrund niedrigerer Arbeitskosten. • Um 9 Prozent tiefer sind aufgrund niedrigerer Vorleistungskosten. • Um 6 Prozent höher sind aufgrund höherer Mehrwertsteuersätze. • Um 2 Prozent höher sind aufgrund sonstiger Faktoren. Schlussfolgerungen und Empfehlungen Szenarioanalysen Verbesserung wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen Zur Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen braucht es sowohl eine möglichst weitgehende Liberalisierung des internationalen Warenhandels als auch eine Liberalisierung und Deregulierung des Schweizer Binnenmarktes. Bei der Liberalisierung des internationalen Warenhandels geht es aus Sicht der Tourismuswirtschaft um den Abbau von Zöllen (v. a. Agrarzöllen) sowie den Abbau von nicht tarifären Handelshemmnissen. Beim Schweizer Binnenmarkt stehen Liberalisierungsmassnahmen in wichtigen Deregulierungsbranchen wie Energie, Verkehr, Kommunikation und Landwirtschaft im Vordergrund. Die Resultate der vorliegenden Untersuchung haben gezeigt, dass die kostenbedingten Wettbewerbsnachteile der Schweizer Tourismuswirtschaft im internationalen Vergleich sehr deutlich ausfallen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich verschiedene wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Veränderungen auf die Preis- und Kostenunterschiede zwischen der Schweizer Tourismuswirtschaft und derjenigen der umliegenden Länder auswirken würden. Hierzu wurden drei Szenarien entwickelt und durchgerechnet. Das Szenario «Freihandel» geht von einer vollständigen Eliminierung der Importbarrieren im Nahrungsmittelbereich aus. Das Szenario «Freihandel und Deregulierung» geht zusätzlich zum Abbau der Importbarrieren von einer Deregulierung auf dem Binnenmarkt in den vier grössten Deregulierungsbranchen Verkehr, Telekommunikation, Energie und Landwirtschaft aus. Das dritte Szenario beschäftigt sich mit der Produktivität in der Tourismuswirtschaft und zeigt auf, welche Effekte eine Produktivitätssteigerung auf die Preise der Tourismuswirtschaft haben könnte. Die Resultate der Szenariorechnungen zeigen, dass eine Eliminierung der Importbarrieren die Preisunterschiede zwischen der Schweizer Tourismuswirtschaft und derjenigen der umliegenden Länder um 1,4 Prozentpunkte reduzieren würde, wenn die erzielten Kostensenkungen vollständig an die Kunden weitergegeben würden. Bei einer zusätzlichen Liberalisierung des Binnenmarktes ergeben sich deutlich höhere Kostensenkungspotenziale. Der Preissenkungsspielraum der Schweizer Tourismuswirtschaft gegenüber den vier umliegenden Ländern würde sich in diesem Szenario auf 5,2 Prozentpunkte belaufen. Bei einer gleichzeitigen aussenwirtschaftlichen Öffnung und einer Deregulierung des Binnenmarktes würde sich somit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Tourismuswirtschaft deutlich verbessern. Im dritten Szenario, einem Anstieg der Produktivität im Schweizer Gastgewerbe auf das Niveau in den umliegenden Ländern, ergäbe sich ebenfalls eine deutliche Verbesserung der Wettbewerbsposition der Schweizer Tourismuswirtschaft. Der Preissenkungsspielraum gegenüber dem EU4-Durchschnitt dürfte sich in diesem Szenario auf 1,9 bis 4,8 Prozentpunkte belaufen. Die Schweizer Tourismuswirtschaft weist hinsichtlich internationaler preislicher Wettbewerbsfähigkeit Schwächen auf, welche sich auf ungünstige kostenseitige Produktionsbedingungen zurückführen lassen. Die kostenseitigen Nachteile der Schweizer Tourismuswirtschaft basieren sowohl auf den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als auch auf branchenendogenen Faktoren. Zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Tourismuswirtschaft gilt es demnach, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern und Strukturreformen in der Tourismuswirtschaft in die Wege zu leiten. Strukturreformen in der Tourismuswirtschaft Bei den notwendigen Strukturreformen in der Schweizer Tourismuswirtschaft steht die Steigerung der Arbeitsproduktivität – insbesondere im Gastgewerbe – im Zentrum. Zur Steigerung der Arbeitsproduktivität im Schweizer Gastgewerbe braucht es verschiedene Massnahmen: Der Arbeitseinsatz sollte flexibilisiert und die Qualifikationsstruktur erhöht werden. Gleichzeitig gilt es, die Investitionstätigkeit zu erhöhen und Grössenersparnisse zu realisieren. Eine weitere wichtige Handlungsachse zur Steigerung der Arbeitsproduktivität ist die Steigerung der Auslastung der Produktionskapazitäten. Dazu dürfen Marktaustritte nicht konkurrenzfähiger Betriebe nicht behindert werden, und es ist ein intensiver Wettbewerb zwischen den einzelnen touristischen Leistungserbringern sicherzustellen. Wesentlich für eine erhöhte Auslastung ist zudem eine intensive und effiziente Bearbeitung der touristischen Nachfragemärkte mittels geeigneter Marketing- und Verkaufsinstrumente. Reformpaket anstelle von Einzelmassnahmen Die Effekte der einzelnen Liberalisierungsschritte beim wirtschaftspolitischen Umfeld und die Strukturreformen durch die Tourismuswirtschaft selbst, liefern alle einen Beitrag zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Tourismuslandes Schweiz. Ihre gesamthafte Wirkung lässt sich hingegen nur dann maximieren, wenn sie koordiniert und aufeinander abgestimmt geplant und umgesetzt werden. Anstelle einzelner Massnahmen wäre daher die Formulierung eines eigentlichen Reformpakets mit möglichst verbindlichen Inhalten und Umsetzungszeitplänen (Reformagenda) zu bevorzugen. Mikrosicht Hochkosteninsel Schweiz: Hotels im Preiswettbewerb* Dr. Jürg Kuster / Peder Plaz / Maria Hug-Sutter / Michael Rütimann, BHP – Hanser und Partner AG Eine Studie der BHP – Hanser und Partner AG aus dem Jahr 20031 zeigte, dass das Preisniveau der Ferienhotellerie im österreichi schen und im italienischen Alpenraum (Südtirol) im Jahr 2000 mit rund 30 Prozent deutlich unter dem Preisniveau von vergleich baren Schweizer Hotels lag. Die BHP – Hanser und Partner AG wurde von hotelleriesuisse beauftragt, zu analysieren, wie sich die Kosten und die Preise heute präsentieren. Der Finanzaufwand des Schweizer Modellhotels ist markant ge sunken. Der Kostenunterschied zu Österreich ist beinahe elimi niert, nicht aber jener zu Südtirol. Abbildung 1 Entwicklung der Aufwandpositionen in den 4-Sterne-Modellhotels (Vergleich 2000/2006) 140 120 100 80 Kostenvergleich in der 4-Sterne- und 3-Sterne-Ferienhotellerie 60 40 20 Verringerung der Kostenunterschiede in 4-Sterne-Betrieben Wie in der Studie im Jahr 2003 wurde zur Untersuchung der Kos tenunterschiede mit einem «Modellhotel» gearbeitet. Basierend auf den vorhandenen Datengrundlagen wurde je ein typisches 3Sterne und 4SterneModellhotel definiert, das in der Schweiz, in Österreich und in Südtirol unter den jeweiligen Rahmenbedin gungen betrieben wird. Das Schweizer 4SterneModellhotel wies im Jahr 2006 be deutend höhere Kosten auf als die Modellhotels in Österreich und Südtirol. Im Einzelnen sind folgende Tendenzen ersichtlich: • Der rückläufige Warenaufwand im Schweizer und Süd tiroler Hotel lässt vermuten, dass der Warenkorb im Ver gleich zu Österreich verbilligt oder reduziert wurde. • Die Entwicklung der Personalkostenunterschiede zeigt kaum eine verbesserte Wettbewerbsposition der Schweizer 4SterneFerienhotellerie. * Analyse der Kosten und Preise der Schweizer Hotellerie im internationalen Vergleich BHP – Hanser und Partner AG (2003): Tourismusdestination Schweiz: Preis- und Kostenunterschiede zwischen der Schweiz und der EU, Studie im Auftrag des Staatssekretariates für Wirtschaft (SECO), Bern 1 0 Waren Schweiz, 00 06 Personal übrige, inkl. URE* Österreich, 00 Index Schweiz, Jahr 2000 = 100 * Unterhalt, Reparatur und Ersatz 06 Finanz Südtirol, 00 06 Darstellung und Berechnungen: BHP Daten: BFS, ÖHT, WIFO Umsatz und Cashflow in der 4-Sterne-Hotellerie unterschiedlich • Während der Betriebsertrag (Preis) im Schweizer Modell hotel konstant blieb, konnten ihn die Hotels in Österreich und in Südtirol deutlich erhöhen. • Der Cashflow war in der Schweiz zwischen 2000 und 2006 nur leicht rückläufig, während er in Österreich deutlich sank und in Südtirol stark zugenommen hat. 84 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Sinkender Umsatz und Cashflow in 3-Sterne -Betrieben In allen drei Ländern ist der Betriebsertrag im 3-Sterne-Hotel zwischen 2000 und 2006 um ca. 10 Indexpunkte rückläufig. Zurückgegangen war in den drei Ländern ebenfalls der Cashflow, wobei das Schweizer Hotel im Vergleich einen geringeren Einbruch erlitt. Abbildung 2 Entwicklung des Betriebsertrages, -aufwandes und Cashflows in 4-Sterne-Modellhotels ( Vergleich 2000/2006) 120 100 80 Abbildung 4 Entwicklung des Betriebsertrages, -aufwandes und Cashflows in 3-Sterne-Modellhotels (Vergleich 2000/2006) 60 40 140 20 120 0 Betriebsertrag Schweiz, 00 06 Aufwand ohne Abschreib. Österreich, 00 Index Schweiz, Jahr 2000 = 100 06 100 Cashflow Südtirol, 00 06 Darstellung und Berechnungen: BHP Daten: BFS, ÖHT, WIFO 80 60 40 20 Leichte Annäherung der Kosten in der 3-Sterne -Hotellerie Zwischen 2000 und 2006 konnten die Kostenunterschiede im 3-Sterne-Modellhotel leicht verringert werden. • Die Reduktion des Warenaufwandes in der Schweiz und Südtirol bei gleichzeitig gestiegenen Preisniveau-Indizes für Lebensmittel in allen Ländern lässt einen Abbau des Gastronomieangebotes vermuten. • Die Personalkosten sind im Schweizer Modellhotel nach wie vor beinahe doppelt so hoch wie in den Vergleichsländern. • Der Finanzaufwand konnte im Schweizer Modellhotel deutlich gesenkt werden. Abbildung 3 Entwicklung der Aufwandpositionen in den 3-Sterne-Modellhotels ( Vergleich 2000/2006) 140 120 100 80 60 40 20 0 Waren Schweiz, 00 06 Personal übrige, inkl. URE Österreich, 00 Index Schweiz, Jahr 2000 = 100 06 Finanz Südtirol, 00 06 Darstellung und Berechnungen: BHP Daten: BFS, ÖHT, WIFO 0 Betriebsertrag Schweiz, 00 06 Aufwand ohne Abschreib. Österreich, 00 Index Schweiz, Jahr 2000 = 100 06 Cashflow Südtirol, 00 06 Darstellung und Berechnungen: BHP Daten: BFS, ÖHT, WIFO Fazit: Die Welt bewegt sich langsam Insgesamt konnte der Kostennachteil der Schweizer Hotels gegenüber Österreich und Südtirol zwischen 2000 und 2006 leicht reduziert werden: • Die deutlichste Veränderung fand beim Finanzaufwand statt. Das 3-Sterne- sowie das 4-Sterne-Ferienhotel konnten den Finanzaufwand auf das Niveau der österreichischen Wettbewerber drücken. • Die Schweizer Modellhotels konnten den Cashflow dank einem höheren Umsatz und tieferen Kosten stabilisieren. Dies lässt eine für die Zukunft im Vergleich mit den Wettbewerbern bessere Investitionsfähigkeit der Schweizer Hotels vermuten. • Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich die Schweizer 4-Sterne-Hotellerie in den meisten Punkten leicht den Wettbewerbern annähern konnte. • Die Lage der 3-Sterne-Hotellerie präsentiert sich in allen Ländern in etwa gleich schwierig. Während das Schweizer Hotel den Cashflow halten konnte, mussten die Hotels in Österreich und Südtirol deutliche Einbussen verzeichnen. • Insgesamt verstärkt die Verwendung der zeitpunktspezifischen Wechselkurse die erkannten Veränderungen, da der Euro in der Vergleichsperiode gegenüber dem Franken aufgewertet wurde. Würde der Wechselkurs stabil gehalten, würden die gleichen Trends dominieren. Diese wären aber etwas weniger ausgeprägt ( jeweils ca. 3 Indexpunkte weniger). MIKROSICHT HOCHKOSTEnInSEL SCHWEIZ: HOTELS IM PREISWETTBEWERB* Preise der Schweizer Ferienhotellerie im internationalen Vergleich Differenzierung nach Produkten und Jahreszeiten Der Preisvergleich wurde so angelegt, dass verschiedene Hoteltypen zu verschiedenen Jahreszeiten analysiert und miteinander verglichen werden können. Deshalb wurden acht unterschiedliche Hoteltypen analysiert. Um saisonale Unterschiede zu prüfen, wurden die Preise für die einzelnen Monate zwischen Sommer 2008 und Frühling 2009 erhoben. Pro Zeitpunkt wurden pro Hotel die Preise für die günstigste, mittlere und die teuerste Zimmerkategorie erhoben. Vergleichsregionen Ferienhotels aus den Alpenregionen der Schweiz, Österreichs und des Südtirols wurden verglichen. Deutschland (Bayern) und Frankreich (Rhône-Alpes) wurden punktuell miteinbezogen. Insgesamt wurden die Preise von 725 Hotels erhoben und analysiert. Ausländische Preise sind 20 bis 30 Prozent tiefer Im Mittel der untersuchten Hoteltypen liegen die Preise der Österreicher und Südtiroler Hotels 20 bis 30 Prozent tiefer als diejenigen der Schweizer Hotellerie, wobei die Unterschiede je nach Hoteltyp stark variieren. Folgende produktspezifische Preisunterschiede sind auszumachen: • In der 3-Sterne-Hotellerie sind die Preisunterschiede am grössten. Sie liegen bei 30 bis 40 Prozent. • Die Preisunterschiede bei den 4-Sterne-Hotels (Familienund Wellnesshotels) sind deutlich geringer. Die Österreicher und Südtiroler Hotels sind im Mittel nur rund 10 Prozent günstiger als die vergleichbaren Hotels im Schweizer Alpenraum. • Auch die Preisunterschiede in der 5-Sterne-Hotellerie sind wesentlich geringer als in der 3-Sterne-Hotellerie, aber grösser als in der 4-Sterne-Hotellerie. 85 Viele 4-Sterne- und 5-Sterne-Hotels in der Schweiz sind preislich ebenbürtig Die Untersuchung zeigt, dass trotz den generell höheren mittleren Preisen der Schweizer Hotellerie eine grosse Zahl von Schweizer Hotels ähnliche Preise aufweist wie die Hotels in den Vergleichsregionen Österreich und Südtirol. Die Zimmerpreise dieser Schweizer Hotels liegen in derselben Preisspanne wie die preislich mittleren 80 Prozent der Hotels in Österreich und Südtirol. Dies gilt insbesondere für die 4-Sterne-Wellness-Hotellerie (vgl. Abbildung 6) und die 4-Sterne-Familienhotellerie, bei welchen sich die Preismediane der Schweiz, des Südtirols und Österreichs nur um rund 10 Prozent unterscheiden. Ähnliches gilt auch für die Luxushotellerie, obwohl die mittleren Preisunterschiede ein wenig höher sind. Schweizer 3-Sterne-Hotels deutlich teurer Im Gegensatz zur 4-Sterne- und 5-Sterne-Hotellerie präsentiert sich das Bild bei den 3-Sterne-Hotels deutlich anders. Die Südtiroler und die Österreicher Hotels sind im Mittel 30 bis 40 Prozent günstiger als diejenigen in der Schweiz. Höchstens einige wenige Schweizer Hotels bieten Zimmer an, die in derselben Preisspanne liegen wie die preislich mittleren 80 Prozent der Hotels in Österreich und Südtirol. Dieses Bild zeigt sich sowohl bei den konventionellen 3-Sterne-Hotels als auch bei den 3-Sterne-Familienhotels und den 3-Sterne-Sporthotels. Schweizer Spezialität der 5-Sterne-Hotellerie ist das High-End-Segment Eine Besonderheit der Schweizer Hotellerie sind die Angebote im High-End-Bereich. Dies gilt im Speziellen für Luxus- und 5-Sterne-Wellnesshotels (vgl. Abbildung 6). In diesen Kategorien finden sich in der Schweiz Betriebe, die als Ganzes oder mit einem Set von Zimmern in einem High-End-Bereich positioniert sind, der in Österreich und in Südtirol nicht in derselben Art ersichtlich ist. Vergleichbare Preise in Low-Cost- und Appartement-Hotels Obwohl nur wenige Hotels zum Vergleich zur Verfügung standen, deuten die Ergebnisse der Analyse darauf hin, dass die Schweizer Low-Cost- und Appartement-Hotels im Vergleich mit Hotels in den Wettbewerbsregionen ein ähnliches Preisniveau aufweisen. Abbildung 5 Preisniveau verschiedener Hoteltypen Ermittelte Preismediane mittlere Zimmerkategorie 100 80 Fazit für die Schweizer Ferienhotellerie im internationalen Vergleich 60 40 20 0 1 Schweiz 2 Österreich 3 4 5 6 Südtirol (1) Konventionelles Hotel, 3-Sterne | (2) Familien-Hotel, 3-Sterne (3) Familien-Hotel, 4-Sterne | (4) Wellness-Hotel, 4-Sterne (5) Wellness-Hotel, 5-Sterne | (6) Luxus-Hotel Index Schweiz, Jahr 2000 = 100 Auswertung: BHP Positive Aussichten für 4-Sterne- und 5-Sterne-Hotellerie Die Analysen haben gezeigt, dass die Preis- und Kostenunterschiede zwischen der Schweiz und dem Ausland tendenziell abnehmen. Dieser Prozess schreitet jedoch nur langsam voran. Von dieser Entwicklung konnten gut strukturierte Schweizer Hotels (tendenziell: 4-Sterne-Hotels, Luxushotels) profitieren. Hotels, die über betriebswirtschaftlich ungünstige Strukturen verfügen, konnten deutlich weniger bis kaum profitieren (tendenziell: traditionelle klein strukturierte 3-Sterne-Hotels). 86 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 6 Preisspanne der analysierten Wellnesshotels Februar 2009 in CHF (1 Übernachtung für 2 Personen in Halbpension) 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 Österreich Preisspanne 3-Sterne-Hotel Preisspanne 4-Sterne-Hotel Schweiz Südtirol Deutschl. Preisspanne 5-Sterne-Hotel Auswertung: BHP Trend zu Nebenerwerbsbetrieben im 3-Sterne-Bereich Der Vergleich der 3-Sterne-Ferienhotellerie lässt vermuten, dass der regionale/nationale Wettbewerb weiterhin mehr Druck auf die Preise ausübt als der internationale Wettbewerb. Aufgrund der erkennbaren Tendenzen wird davon ausgegangen, dass manche kleinere Häuser mangels Expansions- und Diversifikationsmöglichkeiten im Laufe der Zeit in Nebenerwerbsbetriebe umgewandelt werden. Diese Entwicklung (in Österreich und der Schweiz) führt dazu, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis in diesem Segment eher abnehmen dürfte und die internationale Wettbewerbsposition der Schweiz damit weiterhin schwierig bleibt. Höhere Auslastung nur mit tieferen Preisen möglich Die Analyse zeigt, dass der Kostennachteil in der Schweiz nicht zwingend eine tiefere Auslastung nach sich zieht, aber die Expansion der Anzahl Hotels verhindert. Um Profitabilität und Lohnqualität in der Hotellerie zu erhöhen, hat – aufgrund der hohen Saisonalität der Ferienhotellerie und des intensiven regionalen/ nationalen Wettbewerbs – neben der Schaffung gleich langer Spiesse (z. B. bei Waren- und Personalkosten) im internationalen Wettbewerb die Ausdehnung der Hochsaison eine grosse Bedeutung. Löhne und Produktivität im internationalen Vergleich Thomas Allemann, Leiter Wirtschaft und Recht, Mitglied der Geschäftsleitung, hotelleriesuisse Löhne und Produktivität im internationalen Vergleich Im Rahmen der von hotelleriesuisse in Auftrag gegebenen Studie1 hat BAK Basel Economics Ende 2007 einen internationalen Vergleich der Produktivität im Gastgewerbe vorgenommen. Dieser umfasst die vier wichtigsten Nachbarländer. Dabei werden das Lohnniveau und die Stundenarbeitsproduktivität im Schweizer Gastgewerbe mit denjenigen im Österreichischen, Deutschen, Italienischen und Französischen Gastgewerbe verglichen. Bei diesem Vergleich werden jeweils die Werte der Schweiz (Index 100) mit dem Durchschnitt der vier Länder (EU4) respektive dem entsprechenden Wert der einzelnen Länder verglichen. Internationaler Vergleich der Löhne und Arbeitskosten Der internationale Vergleich befasst sich einerseits mit den Kosten der Arbeit, welche eine wichtige Determinante der preislichen Wettbewerbsfähigkeit darstellen. Andererseits interessieren auf Arbeitnehmerseite die effektiv ausgezahlten Löhne. Zunächst werden die Bruttolohnkosten im Gastgewerbe verglichen. Hier spiegelt sich das Bild des Hochlohnlandes Schweiz wider: Das Schweizer Gastgewerbe weist gegenüber den EU4Ländern 30 Prozent höhere Bruttolohnkosten aus. In Frankreich liegen die Bruttolohnkosten 17 Prozent tiefer, gefolgt von Italien mit 32 Prozent und Deutschland mit rund 34 Prozent tieferen Bruttolohnkosten. Am «billigsten» ist der Faktor Arbeit bei einer reinen Betrachtung der Bruttolöhne in Österreich. Verglichen mit dem Lohnniveau im Schweizer Gastgewerbe betragen die Bruttolöhne in Österreich nur 63 Prozent von denjenigen in der Schweiz. BAK Basel Economics, Produktivität und Löhne in der Schweizer Hotellerie – Analyse der historischen Entwicklung und Prognose, 2007 1 Werden neben den Bruttolöhnen auch die Lohnnebenkosten die bei der Beschäftigung anfallen, berücksichtigt verbessert sich die Position des Schweizer Gastgewerbes deutlich. Dies weil die Lohnnebenkosten in allen Vergleichsländern höher sind als in der Schweiz. Abbildung 1 Internationaler Vergleich der Bruttoarbeitskosten 120 100 80 100 87 81 105 80 82 CH EU4 GER FR AUT IT 60 40 20 0 Bruttoarbeitskosten im Gastgewerbe 2006 Indexiert CH = 100 Quelle: BAK Basel Economics In Frankreich sind die Bruttoarbeitskosten (Bruttolöhne + Lohnnebenkosten) um 5 Prozent höher als in der Schweiz. In den drei anderen Vergleichsländern zeigt sich ein sehr ausgeglichenes Bild. Die Differenz der Bruttoarbeitskosten zwischen dem Schweizer Gastgewerbe und demjenigen in Österreich, Deutschland und Italien liegt zwischen 18 und 20 Prozent. Auf Arbeitnehmerseite interessieren weniger die Kosten der Arbeit, sondern vielmehr das, was die Beschäftigten für ihre Arbeit ausgezahlt erhalten und, im Speziellen, was sie sich damit leisten können. Eine Grösse, welche diese Art des Lohnniveauvergleichs besonders gut abdeckt, ist der kaufkraftbereinigte Nettolohn. 90 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 2 Internat. Vergleich der kaufkraftbereinigten Nettolöhne 100 80 60 100 79 66 94 72 85 CH EU4 GER FR AUT IT 40 20 0 Kaufkraftbereinigte Nettolöhne im Gastgewerbe 2006 Indexiert CH = 100 Quelle: BAK Basel Economics Dass im Schweizer Gastgewerbe generell die höchsten Nettolöhne gezahlt werden, überrascht in Anbetracht der Hochlohn- und Hochpreisinsel Schweiz nicht sonderlich. Dass aber auch die kaufkraftbereinigten Nettolöhne deutlich höher liegen, ist schon eher überraschend. Für ausländische Arbeitskräfte ist es also in finanzieller Hinsicht durchaus interessant, im Schweizer Gastgewerbe zu arbeiten. Die Differenzen der kaufkraftbereinigten Nettolöhne zu den umliegenden Ländern betragen im Durchschnitt 21 Prozent. Die deutlichsten Unterschiede sind im Vergleich mit Deutschland zu beobachten. Internationaler Vergleich der Produktivität Ein wichtiger Indikator in Zusammenhang mit den Lohnkosten ist die Arbeitsproduktivität. Diese ist im Endeffekt entscheidend für die Ertragskraft und Rentabilität einer Branche. Insgesamt liegt die Arbeitsproduktivität je Stunde in den umliegenden Ländern durchschnittlich um fast einen Viertel höher als im Schweizer Gastgewerbe. Die deutlichsten Differenzen sind im Vergleich mit Frankreich und Österreich zu beobachten. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Situation im Vergleich mit den umliegenden Ländern deutlich verschlechtert. Wie die Analyse der Entwicklung der Bruttowertschöpfung zeigt, ist in den umliegenden Ländern die Bruttowertschöpfung in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Dies ist einerseits auf eine unterschiedliche Entwicklung der Nachfrage sowie höhere Vorleistungskosten (Hochkosteninsel) in der Schweiz zurückzuführen. Gleichzeitig wurden in den vier EU-Ländern die Arbeitskapazitäten nicht stark nach oben angepasst, sodass die Produktivität deutlich zulegen konnte. In der Schweiz hingegen hat die Bruttowertschöpfung im gleichen Zeitraum abgenommen. Weil das Arbeitsvolumen aber nicht im gleichen Ausmass abnahm, führte dies zu einer rückläufigen Produktivitätsentwicklung. Offensichtlich ist es im Gastgewerbe schwierig, die Arbeitskapazitäten zeitnah der Entwicklung einer abnehmenden Nachfrage anzupassen. Zusammenhang zwischen Stundenlöhnen und Stundenproduktivität im internationalen Vergleich Für die kombinierte Analyse von Produktivität und Entlöhnung des Input-Faktors Arbeit werden wiederum die Lohnstückkosten herangezogen. Sie können im internationalen Vergleich auch als Messgrösse für die effektiven Kostenunterschiede für den Faktor Arbeit herbeigezogen werden. Denn nur wenn in den Kosten die dafür geleistete Arbeit miteinbezogen wird, können die wirklichen Kosten des Faktors Arbeit verglichen werden. Abbildung 4 Lohnstückkosten im internationalen Vergleich 120 100 80 60 40 Abbildung 3 Internationaler Vergleich der Stundenarbeitsproduktivität 100 74 101 71 52 71 CH EU4 GER FR AUT IT 20 0 160 140 Lohnstückkosten 2006 Indexiert CH = 100 120 100 Quelle: BAK Basel Economics 80 60 100 100 104 124 75 80 120 148 119 154 103 116 40 20 0 CH EU4 GER FR AUT IT Nominelle Arbeitsproduktivität je Stunde im Gastgewerbe 2000 2006 Quelle: BAK Basel Economics Die Lohnstückkosten im Schweizer Gastgewerbe liegen deutlich über dem Durchschnitt der umliegenden Länder. Zwischen den Vergleichsländern sind dabei deutliche Unterschiede auszumachen: Während in Deutschland die Lohnstückkosten ähnlich ausfallen wie in der Schweiz, liegen sie in Österreich fast um die Hälfte tiefer. LöHnE UnD PRODUKTIVITäT IM InTERnATIOnALEn VERGLEICH Erfolgsfaktoren für Produktivitätssteigerungen in der Schweizer Hotellerie Kontinuierliche Produktivitätssteigerungen sind für die im internationalen Wettbewerb stehende Schweizer Hotellerie eine absolute Notwendigkeit. Vor dem Hintergrund des hohen Kostenund Preisniveaus in der Schweiz sind Produktivitätssteigerungen notwendig, um ein international konkurrenzfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis zu erreichen bzw. aufrechtzuerhalten. Die im Vergleich zu den umliegenden Ländern deutlich höheren Lohnstückkosten sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass Verbesserungen notwendig sind. Eine Senkung der Arbeitskosten in der Schweizer Hotellerie muss in erster Linie über eine Steigerung der Arbeitsproduktivität erreicht werden. Die Erfolgsfaktoren für Produktivitätssteigerungen sind sowohl die direkten Input-Faktoren der Betriebe als auch die Rahmenbedingungen, unter denen die Hotelbetriebe ihren Umsatz erarbeiten. Im Folgenden wird auf einige zentrale Erfolgsfaktoren für Produktivitätssteigerungen in der Schweizer Hotellerie eingegangen. Flexibilisierung der Arbeitskapazitäten Wie die Analyse der Produktivitätsentwicklung im Schweizer Gastgewerbe im Vergleich mit derjenigen in den umliegenden Ländern gezeigt hat, liegt ein zentrales Problem bei der ungenügenden Anpassung der Arbeitskapazitäten an die Nachfrageentwicklung. Werden die Produktionskapazitäten in Perioden mit einer schwachen Nachfrage nicht genügend nach unten angepasst, führt dies zu Produktivitätseinbussen pro eingesetzte Einheit der InputFaktoren. Eine Flexibilisierung der Kapazitäten würde also einen wichtigen Beitrag zu den notwendigen Produktivitätssteigerungen leisten. Ein Ansatz zur Flexibilisierung des Arbeitseinsatzes könnte die gemeinsame Bildung von Arbeitskräfte-Pools durch mehrere (touristische) Anbieter sein. Dies könnte insbesondere zwischen touristischen Anbietern funktionieren, deren Nachfrageverlauf und damit auch deren Arbeitskräftebedarf unterschiedliche Schwankungen aufweist. Erhöhung der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten Für eine positive Entwicklung der Produktivität sind kontinuierliche Verbesserungen der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten unabdingbar. Die Qualität der erbrachten Leistungen wie auch die Innovationsfähigkeit der Hotelbetriebe hängen entscheidend von den Qualifikationen der Beschäftigten ab. Dies wiederum hat einen zentralen Einfluss auf die Produktivität im Gastgewerbe. Die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter ist für die Erhöhung der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten zentral. Entsprechend müssen Aus- und Weiterbildungsangebote laufend weiterentwickelt und die Beteiligung der Mitarbeiter bei diesen Angeboten erhöht werden. Steigerung der Attraktivität der Arbeitsplätze Eine grosse Herausforderung für die Schweizer Hotelleriebranche ist die Erhaltung und Stärkung der Attraktivität als Arbeitgeber 91 innerhalb der Gesamtwirtschaft. Nur wenn die Attraktivität der Arbeitsplätze in der Hotellerie hoch ist, gelingt es der Branche, im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter bestehen zu können. Wie eine Studie des FIF zeigt,2 führen die Restauration und die Hotellerie das Ranking der Aussteigerquote an. Als wichtigster Grund, dem Gastgewerbe den Rücken zu kehren, wird die Entlöhnung genannt. Wird zudem die Tatsache berücksichtigt, dass die Lohndifferenzen mit steigendem Qualifikationsniveau zunehmen, so überrascht es nicht, dass vor allem gut ausgebildete bzw. die talentiertesten Arbeitskräfte die Branche wechseln (Brain Drain). Hingegen bietet das Schweizer Gastgewerbe – wie der Vergleich der kaufkraftkorrigierten nominalen Nettolöhne zeigt – vorteilhafte Arbeitsbedingungen für ausländische Arbeitskräfte. Intensivierung der Investitionstätigkeit Um die Arbeitsproduktivität in der Hotellerie zu steigern, muss die Investitionstätigkeit erhöht werden. Gezielte Investitionen, welche auf effizientere Betriebsprozesse ausgerichtet sind, ermöglichen Produktivitätsgewinne. Zu fordern ist entsprechend, dass die Investitionen in der Schweizer Hotellerie erhöht werden sowie das Verhältnis der Input-Faktoren Arbeit und Kapital zugunsten des Kapitaleinsatzes verschoben wird. Die unterdurchschnittlichen Investitionen in den 1990er-Jahren und zu Beginn des Jahrtausends wirken sich heute negativ auf die Arbeitsproduktivität aus. Hotelkooperationen und Economies of Scale Economies of Scale ermöglichen Umsatz- und Wertschöpfungssteigerungen ohne zusätzlichen Input von Arbeitskapazitäten. Entsprechend führen Skalenerträge zu einer höheren Arbeitsproduktivität. Grosse Betriebe können über Mengenvorteile beim Wareneinkauf, aber auch durch eine grössere Spezialisierung der Mitarbeiter Kosten- und Effizienzvorteile erwirtschaften. Skalenerträge sind aber nicht nur über grössere Betriebe zu bewerkstelligen. Hotelkooperationen können die gleichen Effekte bewirken. Vorteilhaft ist auch die zunehmende Expansion der Systemhotellerie. Die internationalen Hotelketten können mit ihren Wachstums- und Markenstrategien eine wichtige Vorreiterrolle im Konsolidierungsprozess in der Schweizer Hotellerie spielen. Marktmechanismen spielen lassen Ein zentraler Aspekt im Zusammenhang mit Produktivitätssteigerungen ist die Erhöhung der Auslastung der Produktionskapazitäten. Der Strukturwandel muss weiter gehen, nicht konkurrenzfähige Anbieter mit entsprechend tiefer Auslastung sollten den Marktmechanismen folgend aus dem Markt austreten. Dieser Prozess darf nicht behindert werden, und es sollte sichergestellt werden, dass der Wettbewerb unter den touristischen Leistungserbringern spielt. Ein intensiver Wettbewerb erhöht den Druck zu Innovationen sowie Produktivitätssteigerungen und verbessert mittelfristig die internationale Wettbewerbsfähigkeit. 2 hotel revue (htr), Ausgabe 36, 6. September 2007. Satellitenkonto Tourismus der Schweiz, 2001 und 2005 Thomas Baumann / Hüseyin Dagdas, BFS Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus Am 18. November 2008 veröffentlichte das Bundesamt für Statistik (BFS), zusammen mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), die neuesten Zahlen des Satellitenkontos Tourismus. Das Ziel des Satellitenkontos Tourismus ist es, aus ökonomischer Perspektive Antworten zu Stand und Entwicklung des Tourismus in der Schweiz zu geben. Erhoben werden die drei Kerngrössen: touristische Verwendung (entspricht dem touristischen Gesamtkonsum), touristische Wertschöpfung und touristische Beschäftigung. Auf der Basis der letzten zwei Variablen lässt sich dann der Anteil des Tourismus an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung und Beschäftigung berechnen. Das Satellitenkonto Tourismus basiert auf der Methodik der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Da der Tourismus als solcher aber in der Nomenklatur der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht enthalten ist, müssen die benötigten Informationen aus den tourismusbezogenen Komponenten verschiedenster Branchen extrahiert und in einem separaten Konto, dem «Satellitenkonto Tourismus» (Englisch: tourism satellite account TSA) zusammengefasst werden. Im Falle des Gastgewerbes stellt sich dies beispielsweise so dar: Das Gastgewerbe umfasst hauptsächlich die Dienstleistungen Beherbergung und Restauration. Während die Beherbergungsleistungen beinahe ausschliesslich von touristischen Besuchern konsumiert werden, lassen sich bei der Restauration ein touristischer und nicht touristischer Teil unterscheiden, wobei der touristische Teil die Restaurantbesuche touristischer Besucher und der nicht touristische Teil die Restaurantbesuche der ortsansässigen Bevölkerung umfasst. Touristische Verwendung nach Produkten Im Jahr 2005 belief sich die gesamte touristische Verwendung in der Schweiz, d. h. der touristische Gesamtkonsum, auf rund 32,6 Milliarden Franken, knapp 2 Prozent oder 504 Millionen Franken mehr als im Jahr 2001. Nach touristischen Produkten geordnet, entfiel ein Drittel der Verwendung auf die klassischen Tourismusprodukte Beherbergung und Verpflegung in Gaststätten und Hotels sowie rund 18 Prozent auf die Passagierverkehrsdienstleistungen (vgl. Abbildung 1). Zwischen den einzelnen Tourismusprodukten lassen sich dabei unterschiedliche Entwicklungen feststellen: Während die Nachfrage in der Restauration zwischen 2001 und 2005 leicht rückläufig war, nahm die touristische Verwendung von Beherbergungsleistungen leicht zu. Diese unterschiedliche Entwicklung erklärt sich dadurch, dass der Anstieg bei den Beherbergungsleistungen überproportional auf das Konto der selbst bewohnten Ferienwohnungen ging, welche eine deutlich geringere Nachfrage nach Restaurationsleistungen generieren als die übrigen Beherbergungsformen. Am deutlichsten war der Rückgang jedoch bei den Passagierverkehrs-Dienstleistungen. Dieser ist vollumfänglich den Veränderungen in der Luftverkehrsbranche zuzuschreiben, deren Aktivitäten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und dem Konkurs der Swissair im Herbst 2001 nur auf einem tieferen Niveau fortgeführt werden konnten. Touristische Nachfrage nach Besuchern Von der gesamten touristischen Verwendung entfielen im Jahr 2005 30,4 Milliarden Franken auf die direkte touristische Nachfrage und 2,1 Milliarden Franken auf die übrigen Komponenten der touristischen Verwendung. Die übernachtenden Besucher waren dabei für rund zwei Drittel der Nachfrage verantwortlich (vgl. Abbildung 2). Während die Nachfrage bei den Inländern stagnierte, ging die Nachfrage bei den übernachtenden ausländischen Besuchern zwischen 2001 und 2005 deutlich zurück. Gleichzeitig stieg die Nachfrage der in- und ausländischen Tagesbesucher. 94 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Abbildung 1 Touristische Verwendung in der Schweiz nach Produkten (zu laufenden Preisen in Mio. CHF) Beherbergung Verpflegung in Gaststätten und Hotels Passagierverkehr Reisebüros und Tourismusvereine Kultur Sport und Unterhaltung Diverse Dienstleistungen Tourismusverwandte Produkte Nicht tourismusspezifische Produkte 0 2001 (Total 32 057 Mio. CHF) 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000 2005 (Total 32 561 Mio. CHF) Quelle: BFS Abbildung 2 Direkte touristische Nachfrage in der Schweiz nach Besuchertypen (zu laufenden Preisen in Mio. CHF) Übernachtende Besucher (Ausländer) Übernachtende Besucher (Inländer) Tagesbesucher (Ausländer) Tagesbesucher (Inländer) Geschäftstourismus (Inländer) 0 2001 (Total 30 176 Mio. CHF) 2 000 4 000 6 000 8 000 10 000 12 000 2005 (Total 30 448 Mio. CHF) Quelle: BFS Abbildung 3 Touristische Bruttowertschöpfung in der Schweiz nach Produkten (zu laufenden Preisen in Mio. CHF) Beherbergung Verpflegung in Gaststätten und Hotels Passagierverkehr Reisebüros und Tourismusvereine Kultur Sport und Unterhaltung Diverse Dienstleistungen Tourismusverwandte Produkte Nicht tourismusspezifische Produkte 0 2001 (Total 12 413 Mio. CHF) 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 2005 (Total 12 647 Mio. CHF) Quelle: BFS SATELLITEnKOnTO TOURISMUS 95 Abbildung 4 Touristische Beschäftigung in der Schweiz nach Produkten, in Vollzeitäquivalenten Beherbergung Verpflegung in Gaststätten und Hotels Passagierverkehr Reisebüros und Tourismusvereine Kultur Sport und Unterhaltung Diverse Dienstleitungen Tourismusverwandte Produkte Nicht tourismusspezifische Produkte 0 2001 (Total 143 633 VZÄ) 5 000 10 000 15 000 20 000 25 000 30 000 35 000 40 000 2005 (Total 138 203 VZÄ) Quelle: BFS Touristische Wertschöpfung Die 32,6 Milliarden Franken touristische Verwendung im Jahr 2005 generierten eine Wertschöpfung von rund 12,6 Milliarden Franken (vgl. Abbildung 3). Dies sind knapp 2 Prozent oder 234 Millionen Franken mehr als im Jahr 2001. Weil jedoch im gleichen Zeitraum die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung mit einem Wachstum von beinahe 8 Prozent deutlich stärker zunahm, ging der Tourismusanteil an der gesamten Wertschöpfung von 3,1 Prozent auf 2,9 Prozent zurück. Mit einem Anteil von rund 3 Prozent an der gesamten Wertschöpfung handelt es sich beim Tourismus um eine mittelgrosse Branche der schweizerischen Volkswirtschaft, in der Grössenordnung vergleichbar mit den Branchen Nachrichtenübermittlung, Maschinenbau oder Herstellung medizinischer und optischer Geräte und Uhren. Die traditionellen Tourismusprodukte Beherbergung und Verpflegung in Gaststätten und Hotels sind dabei überdurchschnittlich wertschöpfungsintensiv, denn sie vereinigen 44 Prozent der gesamten touristischen Wertschöpfung auf sich – gegenüber «nur» 32 Prozent an der touristischen Verwendung. Da demgegenüber der Luftverkehr nicht sehr wertschöpfungsintensiv ist, fällt der prozentuale Rückgang der touristischen Wertschöpfung beim Passagierverkehr deutlich geringer aus als der Rückgang bei der touristischen Verwendung. Die im Vergleich zur übrigen Volkswirtschaft unterdurchschnittliche Performance des Tourismussektors zwischen 2001 und 2005, welche sich durch den sinkenden Anteil des Tourismus an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung manifestiert, erklärt sich durch verschiedene Faktoren: Zum einen handelt es sich dabei um politische oder wirtschaftliche Ereignisse, wie die Terroranschläge vom 11. September 2001 oder der Bankrott der Swissair. Aber auch die allgemein schleppende Konjunktur in den wichtigsten Herkunftsländern sowie der starke Schweizer Franken gegenüber dem US-Dollar und dem Yen hatten grosse Aus- wirkungen auf die Besucherzahl aus dem Ausland: Die beiden Währungen fielen von 1.78 Franken (Juni 2001) auf 1.14 Franken (Dezember 2004) bzw. von 1.63 Franken (November 2000) auf 1.10 Franken (November 2005). Touristische Beschäftigung Bei der touristischen Beschäftigung werden ebenfalls nur die tourismusinduzierten Anteile der Beschäftigung bei den einzelnen Produkten dem Tourismus zugeordnet. Die touristische Beschäftigung, ausgedrückt in vollzeitäquivalenten Stellen, ging zwischen 2001 und 2005 um 3,8 Prozent zurück (vgl. Abbildung 4) und machte damit 4,6 Prozent (2001) bzw. 4,4 Prozent (2005) an der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung aus. 50 Prozent der Gesamtbeschäftigung entfielen dabei auf die arbeitsintensiven Tourismusprodukte Beherbergung und Verpflegung in Gaststätten und Hotels. Während im Bereich der Beherbergung die gesamte Beschäftigung tourismusinduziert ist, beträgt der Anteil der touristischen Beschäftigung an der Gesamtbeschäftigung bei der Verpflegung in Gaststätten und Hotels nur rund 28 Prozent. Der Anteil der tourismusinduzierten Beschäftigung ging zwischen dem Jahr 2001 und 2005 von 143 633 auf 138 203 vollzeitäquivalente Stellen zurück. Bei gleichzeitiger – wenn auch nur geringer – Steigerung der Wertschöpfung erzielte der Tourismussektor damit eine Arbeitsproduktivitätssteigerung, welche nur unwesentlich unter derjenigen der Gesamtwirtschaft lag. Einen positiven Einfluss auf das Gesamtresultat des Tourismussektors hatte dabei der Anstieg der nominalen Arbeitsproduktivität in den Branchen Transporte (Landverkehr, Schifffahrt, Luftfahrt) und Gross- und Detailhandel, welcher höher ausfiel als jener der Gesamtwirtschaft und somit die Stagnation der Arbeitsproduktivität der Branche Gastgewerbe kompensierte. 96 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Die neusten Zahlen des Satellitenkontos Tourismus beziehen sich auf die Referenzjahre 2001 und 2005. Das erste TSA der Schweiz mit dem Referenzjahr 1998 wurde im Jahr 2003 veröffentlicht. Derzeit kann, aufgrund der Datenlage, nur alle 3 bis 4 Jahre ein Satellitenkonto Tourismus erstellt werden. Das Satellitenkonto Tourismus basiert auf einem System von mehreren Tabellen. Zuerst wird die direkte touristische Nachfrage von in- und ausländischen Besuchern ermittelt. Die übrigen Komponenten der touristischen Verwendung (z. B. Beiträge der öffentlichen Hand an das Transport-, Gesundheits- und Kulturwesen oder fiktive Mieterträge von selbst bewohnten Ferienwohnungen) ergeben zusammen mit der direkten Nachfrage die gesamte touristische Verwendung – anstelle von touristischer Verwendung kann auch von touristischem Konsum gesprochen werden. Der nächste – zentrale – Schritt im Tabellensystem besteht darin, der gesamten touristischen Verwendung das gesamte inländische Aufkommen gegenüberzustellen – wobei das inländische Aufkommen der inländischen Bruttoproduktion entspricht. Darauf basierend werden, mithilfe der Input-Output-Tabelle für die Schweiz und des Produktionskontos der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die touristische Bruttowertschöpfung und Beschäftigung berechnet. Das TSA ist – wie auch die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung insgesamt – eine Synthesestatistik. Als Synthesestatistik führt es keine eigenen Erhebungen durch, sondern beruht auf der Verwendung verschiedener, bereits vorhandener, Basisstatistiken. Bei diesen Basisstatistiken handelt es sich zum Beispiel um Befragungen von Haushalten oder touristischen Besuchern oder um Erhebungen bei Unternehmen. In der Regel sind die Resultate dieser Basisstatistiken nicht miteinander kohärent und können daher nicht einfach verwendet werden, sondern müssen erst miteinander verglichen, aufeinander abgestimmt und harmonisiert werden. Die hauptsächlichen Basisstatistiken des Satellitenkontos Tourismus sind, neben der Input-Output-Tabelle für die Schweiz, die Beherbergungsstatistik (HESTA) und die Statistik des öffentlichen Verkehrs des BFS sowie die Erhebung zum Reiseverhalten der schweizerischen Wohnbevölkerung und die Mikrozensen zum Verkehrsverhalten. Daneben werden Daten aus einer Vielzahl anderer Basisstatistiken und Quellen verwendet. Dabei handelt es sich, unter anderem, um Geschäftsberichte von Unternehmen, administrative Daten von Bundesämtern und Aufsichtsorganen, Studien von Hochschulen und Daten von Branchenorganisationen. Da für die Erstellung des Satellitenkontos Tourismus somit eine grosse Zahl von Basisstatistiken verwendet wird, deren eigene Erstellung oft ebenfalls relativ zeitintensiv ist, ist die Publikation der definitiven Werte des Satellitenkontos Tourismus erst mit relativ grosser zeitlicher Verzögerung möglich. Hoteltypen Christian Laesser, Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus; Universität St. Gallen Abbildung 1 Dreidimensionalität der Entwicklung Was ist ein Hotel? Beitrag zu einer adaptierten Definition von «Hotel» Umfangreich Die Beherbergungsbranche befindet sich international in einem fundamentalen Wandel. Aufgrund sich ändernder Nachfragebedürfnisse entstehen neben klassischen Übernachtungsformen (Hotels und Zweitdomizile) zusehends Mischformen zwischen klassischer Hotellerie und Parahotellerie, sogenannte hybride Formen der Beherbergung. Bislang klare Grenzen von Beherbergungstypologien lösen sich deshalb auf. Diese Entwicklung macht auch vor der Schweiz nicht halt. Es ist deshalb notwendig, die Terminologie innerhalb der Beherbergungsbranche anzupassen. Im vorliegenden Beitrag wird – gestützt auf die Ergebnisse eines von hotelleriesuisse finanzierten Projekts – ein Diskussionsvorschlag für eine adaptierte Nominaldefinition von «Hotel» präsentiert. Einleitung Heute haben sich die Anforderungen an Beherbergungsformen im Tourismus gewandelt. Von der Belle Epoque bis in die 1970erJahre standen grosse repräsentative Gesellschaftsräume im Vordergrund des Kundennutzens. Die Gäste wollten eine Bühne für gesellschaftliche Kontakte und ihre Auftritte haben. Seit den 1970er-Jahren und speziell auch der Ausdifferenzierung der touristischen Bedürfnisse in der Multioptionsgesellschaft sind insgesamt drei Entwicklungen feststellbar (vgl. Abbildung 1): Dienstleistungen ( Leistungsmodell ) Eigentums- und Nutzungsmodell ( Beziehung der Eigentümer zum Objekt) Reduziert Infrastruktureigenschaften ( Konfiguration) Eher kleinräumig (z.B. Zimmer) Eher grossräumig (z.B. Wohnungen, Häuser, Cabins) Quelle: Bieger und Laesser ( 2007) 1 Infrastrukturkonfiguration: Raumbedürfnisse nehmen auch ausserhalb des Hauptdomizils zu und unterscheiden sich zusehends nach Kundentyp, Reiseart und Aufenthaltsdauer (Individualisierung des Wohnens auch ausserhalb des Wohnorts). Damit verschieben sich Teile der Nachfrage in Richtung eines vielfältiger nutzbaren Raumkonzepts (Hovey, 2002). 2 Dienstleistungsmodell: Diese differenzierten Raumbedürfnisse bedingen zusehends auch massgeschneiderte Servicekonzepte mit unterschiedlichen Dienstleistungsniveaus. Es flexibilisieren sich auch die Bedürfnisse in Bezug auf Services wie bspw. Reinigung, Food & Beverage, Concierge für die Bestellung und Organisation von touristischen Leistungen oder den Butler für die Reinigung von Sportgeräten oder das Füllen von Kühlschränken. 3 Eigentums- und nutzungsmodell: Die mitunter hohen Investitionen in eine adäquate Übernachtungsinfrastruktur bedingen zusehends eine – international bereits seit längerem übliche – Trennung des Eigentums an der Immobilie (einer bis 100 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT mehrere Eigentümer) und deren Betrieb (auf Basis eines Pacht-, Management- oder Franchising-Vertrags). Folge dieses Trends ist die Tendenz zur Finanzierung von Beherbergungsinfrastrukturen über den Verkauf von Wohnungen oder Wohnungsanteilen (Fractional Ownership). Die Hotellerie in der Schweiz steht als grösste kommerzielle Beherbergungsbranche quasi inmitten dieser Entwicklung und damit vor der Herausforderung, sich in Zukunft eindeutig, aber dennoch so flexibel wie möglich, von anderen Beherbergungstypen abzugrenzen. Eine erste, von der Grösse abhängige Abgrenzung wird durch das BFS vorgenommen welche besagt, dass ein Hotel mindestens fünf Zimmer haben muss. Diese Definition greift im Lichte obiger Entwicklungen jedoch zu kurz. Es ist deshalb notwendig, eine auch grössenunabhängige und international kompatible Anpassung der Definition «Hotel» zu finden. Grundlagen Hinsichtlich der Grundlagen für eine adaptierte Definition von «Hotel» wird in der Folge unterschieden zwischen (1) lexikalischen und (2) formalen/legalen Definitionen. Lexikalische Definitionen Gemäss unterschiedlicher lexikalischer Definitionen (Brockhaus, Encyclopedia Britannica, Wikipedia deutsch und englisch) ist ein Hotel eine Einrichtung zur Übernachtung transienter Gäste, welche minimal folgende Kernleistungen anbietet: (1) Empfang, (2) für den Gast während einer vereinbarten Zeitspanne privatisierbare Räumlichkeiten sowie (3) minimale gastronomische Einrichtungen und/oder Dienstleistungen (bspw. für ein Frühstück). Diese Kernleistungen sind theoretisch wie praktisch auf die Ebene Infrastruktur/Ausstattung und Dienstleistungen ausdehnbar. Ein Junktim bzgl. der Leistungen, welche ein Gast beanspruchen und bezahlen muss, ist nicht gegeben. Dies bedeutet insbesondere, dass zum Beispiel in Sachen Verpflegungsleistungen kein Konsumationszwang besteht. Formale/legale Definitionen Kennzeichnend für die Definition von «Hotel» auf europäischer Ebene ist die diesbezügliche Uneinigkeit: Während der Arbeiten zur Ausarbeitung eines EU-Standards (1998–2003) stellte HOTREC fest, dass sehr wenig Einverständnis darüber bestand, wie ein Hotel zu definieren sei. Schliesslich, und in Folge unterschiedlicher Sichtweisen, einigte man sich auf einen sehr minimalen Standard, der sodann in CEN/ISO 1851:2003 festgehalten ist. Gemäss dem standardisierten Wörterbuch Tourismus des DIN lautet die Definition wie folgt: «Hotel: Betrieb mit Rezeption, Dienstleistungen und zusätzlichen Einrichtungen, in dem Unterkunft und in den meisten Fällen Mahlzeiten verfügbar sind.» Abgegrenzt werden Hotels gegenüber «Similar Establishments» bzw. «Other collective Accommodation Establishments» schwergewichtig auf der Ebene Service Level. Sämtliche Betriebe, unabhängig von der Grösse und Konfiguration der Keys (= letzte vorübergehend privatisierbare Einheit; bspw. Zimmer), welche mehr als nur minimales House- keeping (Zimmerreinigung usw.) anbieten, werden automatisch zu den Hotels gezählt. In vielen Fällen handelt es sich hier um voll ausgebaute und möblierte Wohneinheiten, welche dem Nutzer auch eine weitgehende Autonomie verschaffen. Interessanterweise – und dies legt die Undeutlichkeit bzw. Uneinigkeit offen – werden jedoch Guest Houses, obschon viele dieser bspw. auch einen Abendessen-Service anbieten, zu «Similar Establishments» gezählt. Gewisse Länder machen darüber hinaus minimale Grössenvorgaben (bspw. im Falle von Deutschland 20 Keys; vgl. DEHOGA, 2005). Die europäischen Definitionen unterscheiden – anders als in den lexikalischen oder auch bei den US-Definitionen diskutiert (vgl. nachstehend) – allerdings nicht zwischen Gästetypen. Es spielt also keine Rolle, ob ein Betrieb etwa einen transienten (durchreisenden) oder residenten (länger wohnhaften) Gast anspricht bzw. beherbergt. In Nordamerika (USA und Kanada) wird unter Hotel zunächst ein Betrieb verstanden, welcher der Öffentlichkeit eine Übernachtungsgelegenheit, teilweise im Verbund mit einer Mahlzeit, anbietet («The term hotel means an establishment known to the public as a hotel, which is primarily engaged in providing lodging or lodging and meals for the general public. Included are hotels operated by membership organizations and open to the general public and apartment hotels which provide accommodations for transients.», vgl. US Dept. of Labor). Wie bei der europäischen Definition ist diese Definition unabhängig von der Konfiguration des Keys (Grösse und Ausstattung); allerdings werden, anders als im europäischen Fall, die Kunden insofern klar abgegrenzt, als diese transient und nicht resident sind. Die Unterscheidung zwischen einem Hotel und Nichthotel wird – darauf gestützt – wie folgt gezogen: • Die maximale Aufenthaltsdauer überschreitet nicht drei Monate. • Bei einem Hotel müssen mindestens 50 Prozent der Einnahmen durch Übernachtungen transienter Gäste stammen, welche mehr oder minder unlimitierten Zugang zum Objekt haben. • Ausgeschlossen als Hotels sind Privatresidenzen/Feriendomizile im engeren Sinn. Resorts dagegen gelten als Hotels. Verschiedene kanadische Regelungen umschreiben zusätzlich spezielle Eigenheiten von Hotels relativ klar. Zu einem Hotel gehören insbesondere (vgl. hierzu die Property Tax Classification of Short Term Overnight Commercial Accommodation Properties [STOCAP] oder auch der Registration of Guests Act in Ontario): • Physische Attribute wie Lobby, Réception, gesicherte Schlafräume (Keys), private Badezimmer, individualisierte Temperaturkontrolle und Telefone im Gebäude. • Dienstleistungen, so etwa tägliches Housekeeping, ein residenter/greifbarer Manager, Spezialdienstleistungen wie Weckruf, Réceptions- oder Concierge-Dienstleistungen oder andere generelle Dienstleistungen. F & B-Fazilitäten werden dagegen nicht vorausgesetzt (Kann-Ansatz). HOTELTyPEn • Basis-Geschäftsmodell: Die Fazilitäten werden in den Medien derart beworben, dass eine Übernachtungsgelegenheit für transiente Gäste angeboten wird, unabhängig von der infrastrukturellen und Dienstleistungskonfiguration. • Mindestgrösse: 6 Einheiten (uneinheitlich). Der Vollständigkeit halber sei hier noch die Schweizer Definition angeführt. hotelleriesuisse, der Unternehmerverband der Schweizer Hotellerie unterscheidet im Wesentlichen drei Kategorien von Hotels: (1) Vollhotels, Hotels nur mit Frühstück, (2) andere Basiskategorien wie Unique, Appart-Hotel, Berggasthaus oder Backpacker- Lodge sowie (3) eine Reihe von Spezialisierungskategorien. Im Wesentlichen unterscheidet hotelleriesuisse bei ihren bestehenden Definitionen nach Infrastruktur (Grösse und Konfiguration der Keys) sowie in Sachen Dienstleistungen v. a. nach Verpflegungsleistungen. Hinsichtlich Dienstleistungen wird davon ausgegangen, dass ein Vollhotel neben der Einrichtung für die Unterkunft zwingend auch Einrichtungen für die Verpflegung von Gästen beinhalten muss. Dagegen darf ein Hotel nur mit Frühstück eine solche Einrichtung nicht beinhalten. Der Branchenverband geht damit bzgl. Verpflegung weiter als die Mehrheit der betrachteten Definitionsalternativen, welche Verpflegung mehrheitlich als optional betrachten. Ausnahme bildet allein die Kategorie Hotel nur mit Frühstück. Zu guter Letzt sei angefügt, dass Betriebe, um minimal als Hotel zu gelten, mindestens fünf Keys haben müssen. Nicht unterschieden wird in der Schweiz jedoch bislang zwischen transienten oder residenten Gästen. Dies wird allerdings im Zuge der früher beschriebenen Entwicklungen ebenfalls wichtig. Vorschlag einer adaptierten Definition Gestützt auf die oben beschriebenen Konzepte/Definitionen sowie unter Berücksichtigung alternativer Eigentumsmodelle sollte eine adaptierte Definition von Hotel nachstehende Attribute beinhalten: aus einer Angebotsperspektive: • bzgl. Räumlichkeiten: – Empfangsraum bzw. Empfangslokalität (dies kann bspw. auch eine Bar sein) mit minimal besetzter oder mit anderen technischen Hilfsmitteln erreichbarer Réception (Voraussetzung minimaler Dienstleistungen für Gäste). – Mindestens fünf schliessbare und wenigstens vorübergehend privatisierbare Keys (der Key ist die letzte privatisierbare Einheit und kann aus einem bis mehreren Units bestehen). – Nach Möglichkeit Badezimmer in allen Keys (nicht Voraussetzung). – Nach Möglichkeit Key-spezifische Temperaturregelung (nicht Voraussetzung; dies ist in vielen Hotels nicht möglich oder nur im Verbund mit sehr hohen Investitionen). 101 • bzgl. Dienstleistungen (bzgl. einer möglichen Differenzierung): – Vor, während und nach dem Aufenthalt minimale, mit einer Übernachtung verbundene Dienstleistungen, zumindest während lokalen Bürozeiten erreichbare Schliess- und Informationsdienste (inkl. Entgegennahme von Buchungen) sowie Housekeeping. – Kein Junktim bzw. gezwungene Verbindung einer Übernachtung mit Verpflegungsleistungen in Restaurants. Es wird jedoch sichergestellt, dass dem Gast drei Varianten der Verpflegung offen sind: (1) Restauration ausserhalb des Hotelperimeters in Nähe Hotel, (2) Restauration innerhalb des Hotelperimeters, (3) Kochmöglichkeit im Key (Befähigung auf Basis einer minimalen Kücheninfrastruktur sowie Möglichkeiten zum Einkauf von Lebensmitteln). aus einer nachfrageperspektive: • Grundsatz: mehrheitlich reisende Öffentlichkeit, d. h. Ausrichtung auf «Touristen» bzw. Reisende ausserhalb ihrer gewohnten Wohn- und Arbeitsumgebung1. • Hauptzielgruppe: transiente Gäste. • Mindestens fünf Keys (vgl. statistische Minimalgrösse eines Hotels), und über 50 Prozent aller Keys müssen transienten Gästen zur Verfügung stehen und die entsprechenden Einnahmen auch von transienten Gästen stammen. Die restliche Fläche und die damit verbundenen Einnahmen sind frei nutz- bzw. erzielbar. Transient ist gleichbedeutend mit einer zusammenhängenden Aufenthaltsdauer von maximal drei Monaten. Diese Abgrenzung kann mit der bewilligungsfreien oder durch Visa begrenzten Aufenthaltsdauer von Ausländern begründet werden. • Eindeutigkeit des Angebotes: Die für ein Hotel für transiente Gäste verfügbaren Keys sind ausdrücklich öffentlich zugänglich zu machen. Der entsprechende Nachweis kann verschiedenartig erfolgen, so z. B. durch die explizite – Kommunikation dieses Angebotes in Print, Web-Auftritt oder anderen Medien. – Tage- oder wochenweise Buchbarkeit der Angebote (online, schriftlich oder auch am Telefon). – Bewerbung der Fazilitäten an transiente Gäste durch hierfür geeignete Massnahmen. Die traditionelle Abgrenzung gegenüber (Zweit-)Wohnsitzen erfolgt nicht aufgrund infrastruktureller Gegebenheiten, sondern auf Basis des Zugangs des Nutzers zum Key. Grundsätzlich ist als Hotel und deren Einheiten (Keys) als solches zu bezeichnen, wenn mindestens fünf Keys und mehr als 50 Prozent aller Keys weniger als drei aufeinanderfolgende Monate vom gleichen Nutzer gemietet werden können, unabhängig davon, an wie vielen dieser Tage er physisch präsent oder absent ist. Die Welttourismus-Organisation (UNWTO) gibt folgende Definition: Touristen sind Personen, «die zu Orten ausserhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes reisen und sich dort für nicht mehr als ein Jahr aufhalten aus Freizeit- oder geschäftlichen Motiven, die nicht mit der Ausübung einer bezahlten Aktivität am besuchten Ort verbunden sind.» 1 102 JAHRBUCH 2009 HOTELLERIESUISSE | SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR HOTELKREDIT Zusammengefasst ist ein Hotel demnach … … eine Betriebsstätte zur Beherbergung übernachtender Personen mit mindestens fünf Keys (privatisierbaren Sphären) und einem minimalen Dienstleistungsangebot, bestehend aus einem Schliess- und Informationsdienst sowie Reinigung der Keys. Mindestens fünf und mehr als 50 Prozent aller Keys stehen ausschliesslich transienten Gästen zur Verfügung, wobei transient gleichbedeutend ist mit einer tage- oder wochenweisen Buchbarkeit des Angebotes und einer zusammenhängenden Aufenthaltsdauer von maximal drei Monaten. Auf Basis dieser Definitionen sind sodann Definitionen von Untergruppen von «Hotel» denk- und auch definierbar, wie etwa Backpacker, Self catered Unit, Hotel, Serviced Apartment, Suites Hotel, Resort usw. Fazit Es zeigt sich, dass aufgrund verschiedener internationaler Entwicklungen eine Anpassung der Nomenklatur der Übernachtungsbranche notwendig ist. Die obige Definition von «Hotel» schafft Klarheit, wie Hotels bzw. hotelähnliche Betriebe in Zukunft abgegrenzt werden können von anderen Unterkunftsformen, insbesondere von Zweitwohnungen. Die rigide Unterscheidung zwischen einem transienten und einem residenten Gast schafft hier klare Verhältnisse. In Hinblick auf die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der Branche werden dagegen lediglich minimale Vorgaben bzgl. Infrastrukturkonfiguration und Service- Level entwickelt. Dieser Ansatz schafft damit neue Differenzierungspotenziale, welche auf Basis neuer, bzw. ebenfalls angepasster Geschäftsmodelle, nutzbar gemacht werden können. Quellen Bieger, Th. und Laesser, Ch. (2007). Neue, hybride Formen der Beherbergung – Implikationen für Raumplanung, Destinationsentwicklung und Investoren. St.Gallen: IDT-HSG. Download unter http://www.alexandria.unisg.ch/Publikationen/38498. DEHOGA (2005). Kriterienkatalog 2005. Deutsche Hotelklassifizierung. Berlin: DEHOGA. hotelleriesuisse (2006). Handbuch Hotelklassifikation. Bern: hotelleriesuisse. Hovey, M. (2002). Is timeshare ownership an investment product? Journal of Financial Services Marketing, 7(2): 141–160.
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