THEMA DER WOCHE Neustart des Irangeschäfts

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22.09.2016
Daten | Fakten | Argumente
THEMA
DER
WOCHE
Neustart des Irangeschäfts: Aktuell
noch Schwierigkeiten bei der Zündung
Irangeschäft –
großes Potenzial
Der Iran bietet großes Potenzial für deutsche Unternehmen aus Industrie und Handel. Fast 80
Millionen Einwohner mit gutem Bildungsstand und insgesamt hoher Kaufkraft machen den Markt
interessant – insbesondere für Gemeinschaftsunternehmen und die Konsumgüterindustrie. Ebenso
können Maschinen- und Anlagenbauer sowie Unternehmen aus der Petrochemie bei der Modernisierung der maroden Infrastruktur zum Zuge kommen. Das Land verfügt über die zweitgrößten
Erdgas- und viertgrößten Erdölvorkommen weltweit. Mit den immensen Bodenschätzen soll das
bisher unzureichende Wirtschaftswachstum endlich substanziell angekurbelt werden.
Hemmschuh
Finanzierung
Von einem wirtschaftlichen Durchbruch kann allerdings bislang noch nicht die Rede sein, denn
das Investitionsgeschäft bleibt schwierig. Seit Begleichung der Altschulden durch den Iran am
20. Juni 2016 greifen die Exportabsicherungen des Bundes zwar wieder, der erwartete Ansturm
der Unternehmen auf das Irangeschäft steht jedoch noch aus. Ein geeignetes Finanzinstitut zur
Kreditfinanzierung aufzutreiben, erweist sich als schwierig. Denn deutsche Banken müssen sicherstellen, dass sie weiterhin bestehende Sanktionen nicht verletzen. Konkreter Hemmschuh beim
Neustart des Irangeschäftes bleiben insbesondere die teilweise fortbestehenden US-Sanktionen
und damit die Regulierungsunterschiede zwischen EU- und US-Recht. Die US-Sanktionen verbieten amerikanischen Firmen und Personen bis auf wenige Ausnahmefälle weiterhin jegliche
Geschäftsbeziehungen mit dem Iran. Dies hat auch Auswirkungen auf deutsche Unternehmen, die
amerikanische Mitarbeiter beschäftigen oder bei deren Produkten Vormaterialien mit einem USAnteil von mehr als zehn Prozent verbaut werden. Für die Banken ist es unter diesen Umständen
schwierig, die Gefahr etwaiger Rechtsverstöße und Compliance-Risiken einzuschätzen.
Deutsche Wirtschaft
im Iran unterstützen
Im Ergebnis sind insbesondere kleine und mittelständische Betriebe angesichts der bestehenden Unsicherheiten noch sehr zurückhaltend bei ihrem Schritt auf den iranischen Markt. Die
Bundesregierung sollte sich auf EU-Ebene für eine Harmonisierung der EU- und US-Sanktionen
einsetzen. Wichtig ist außerdem der Dialog von kreditgebender und kreditnehmender Wirtschaft,
um die Rahmenbedingungen der deutsch-iranischen Finanzbeziehungen zu verbessern. Es gibt
noch viele Startschwierigkeiten, doch die Hoffnung besteht, dass der Exportmotor bald wieder
richtig zum Laufen kommt. Mit gemeinsamer Anstrengung kann es der deutschen Wirtschaft
gelingen, wieder an alte Glanzzeiten beim Irangeschäft anzuknüpfen.
Ansprechpartner:
Philipp Andree, DIHK Berlin, Telefon 030 20308-2306
Weitere Türen für die deutsche Wirtschaft öffnen, das ist das Ziel von Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel, wenn er Anfang Oktober mit deutschen Unternehmen zu einer großen Wirtschaftskonferenz nach Teheran aufbricht. Mit von der Partie: DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Anfang des
Jahres wurden die Sanktionen gegen den Iran weitestgehend aufgehoben und der Sanktionsabbau
rechtskräftig eingeleitet. Die Erwartungen an das Irangeschäft sind deshalb enorm hoch, und der
Beratungsbedarf ist seitdem noch gestiegen: Im ersten Halbjahr 2016 haben die deutschen Industrie- und Handelskammern zum Iran mehr als zu jedem anderen Markt beraten.