Kurz oder als „Shredlage“ in der Milchviehfütterung?

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Pflanze
BAUERNBLATT | 17. September 2016 ■
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Auf die geeignete Länge beim Maishäckselgut achten
Kurz oder als „Shredlage“ in der Milchviehfütterung?
Die Silomaisernte wird überwiegend als Dienstleistung von den
Lohnunternehmern im Auftrag der
Landwirte durchgeführt. Schon
immer mussten sich die Lohnunternehmer auf die gewünschten
Häcksellängen ihrer Kunden einstellen. Da für die Verwertung in
der Milchviehhaltung auch die
Strukturwirkung der Maissilage
eine Rolle spielt, kann der Häcksellängenbereich auch deutlich
größer ausfallen als bei der Verwertung im Biogasbereich. Seitdem die Firma Claas das in den USA
verbreitete Verfahren der „Shredlage“-Silage auch in Europa anbietet, stellt sich die Frage, ob die bisherigen Häcksellängenempfehlungen für die Wiederkäuerfütterung
von 5 bis 12 mm verändert werden
müssen. Da nunmehr ein in Haus
Riswick durchgeführter Silier- und
Milchviehfütterungsversuch vorliegt, lässt sich das Verfahren der
Shredlage besser einschätzen.
In Deutschland wird Silomais
überwiegend mit einer theoretischen Häcksellänge (tHL) von 5
bis 12 mm gehäckselt und mit einem Cracker (Kornprozessor) mit Shredlagefrischmais mit 26 mm tHL weist aufgespleißte Stängel und Blätter sowie nur noch Körnerbruchstücke auf.
Spaltweiten von 1 bis 2 mm zur
Aufbereitung der Körner nachzer- Übersicht 1: Auswirkungen kurzer/langer Häcksellänge
Strukturwert der Maissilage um
kleinert. Die praktizierte Häcksel- (Pries 2006)
28 % bei Erhöhung der tHL von
länge richtet sich dabei nach dem
6 auf 20 mm. Aus diesem Grunde
HohenFutterTrockensubstanzgehalt und dem
werden längere Partikel für strukGrub
Riswick
heim
kamp
turarme und energiereiche FutterEinlagerungsort in der Silomiete.
Mit diesen Einstellungen wird ein
rationen diskutiert. An verschieHäcksellängen, mm
5,5 / 14
7 / 22
5 / 19
5 / 21
Erntegut produziert, das sich gut
denen Standorten durchgeführte
Fütterungsversuche (Mahlkow
verarbeiten und verdichten lässt. Maissilage,
75
70
65
85
et al., 2005; Pries et al., 2006; SpieWird dagegen die Häcksellän- % des Grobfutters
ge deutlich erweitert (bis 21 mm), Strukturwert, kurz
kers et al., 2009) von 2005 bis 2007
> 1,2
1,27
1,35
1,08
nimmt die Dichtlagerung um etwa
(Übersicht 1) zeigten, dass geringere Häcksellängen zu höheren Fut25 % ab (Leurs, 2006). Diese gerin- Futteraufnahme,
gere Dichtlagerung war in den Un- kg TM/Tier/Tag
teraufnahmen und in der Tendenz
tersuchungen mit einer höheren ECM, kg
zu höheren Milchleistungen führen,
Nacherwärmung und höheren Verwenn Strukturwerte der Maissilage
lusten verbunden. Kürzer gehäck- Fett, %
oberhalb von 1,2 vorliegen. Größeselter Frischmais bewirkt eine Ab- Acidoseparameter
re Häcksellängen wurden deshalb
n. b.
nahme der physikalischen Strukturnur für extreme Maisrationen empwirkung. Nach den Maßgaben der Labmagenfohlen, wobei es aufgrund möglin.
b.
cher Nachzerkleinerung durch die
DLG-Information 2/2001 steigt der verlagerungen
■ BAUERNBLATT | 17. September 2016
name, der ein Patent mit einer besonderen Bauform des Crackers zur
Nachzerkleinerung des Erntegutes,
welches mit etwa 26 mm gehäckselt wird, beinhaltet. Die gegenläufig arbeitenden Crackerwalzen
(50 % Drehzahldifferenz) haben
ein Sägezahnprofil mit einer umlaufenden Spiralnut, welches nicht
nur die Maiskörner vollständig zertrümmert, sondern die Restpflanze
von Stängeln und Blättern auch in
Längsrichtung aufspleißt. Dadurch
entsteht eine größere Oberfläche,
die der mikrobiellen Fermentation besser zugänglich sein soll. Die
Technik anderer Anbieter leistet
derzeit nicht das Gleiche.
MCC-Shredlagecracker der Firma
Claas: Durch die schräge Verzahnung
und eine umlaufende Spiralnut werden die Restpflanze aufgefasert und
die Maiskörner intensiv zerkleinert.
Fotos (2): Werkbild
Futtervorlagetechnik auf die Strukturwirkung der Silage im Trog ankommt. Für Mastbullen werden geringere Strukturwerte empfohlen,
was bedeutet, dass für diese auch
kürzer gehäckselt werden kann.
Was bedeutet
Shredlage?
„Shredlage“ ist ein von der Firma Claas eingetragener Marken-
Erfahrungen aus
der Praxis
Über die ersten Praxiserfahrungen liegt eine Bachelorarbeit aus
NRW (Harker et al. 2016) vor. Die
Erfahrungen der befragten neun
Betriebe, die bei einem durchschnittlichen TM-Gehalt von 33 %
und tHL von 26 mm ihren Mais
häckselten, waren durchweg positiv. Die durchschnittlichen Mehrkosten durch die Anschaffung des
Crackers und den höheren Transportaufwand, bedingt durch das
höhere Volumen, lagen bei rund
14 €/ha. Bei der Verfütterung von
Shredlage konnte teilweise auf
den Einsatz von Stroh verzichtet
werden, ohne dass negative Folgen zu verzeichnen waren. Teilwei-
n:
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Nach Abschluss einer erfolgreichen Silierung hat sich bei Shredlage nur die
Farbe verändert: Die Struktur sollte vollständig erhalten sein.
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Pflanze
se berichteten die Praktiker auch
von gestiegenen Fettgehalten,
aber nicht von Mehrleistungen in
der Milchmenge. Diese Erkenntnisse wurden auch durch eine Erhebung von Thomsen (2016) bestätigt. In dieser Studie wurden auch
die Verdichtungen der Silagen erhoben. Hier zeigte sich das gleiche
Bild wie bei kurz gehäckselten Silagen: An den Kanten und Oberflächen müssen Shredlagesilagen genauso gut verdichtet werden wie
Kurzschnittsilagen.
Ergebnisse
des Exaktversuchs
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Übersicht 2: Einfluss der Fütterungsgruppe auf die Futter- und Energieaufnahme sowie auf
Milchleistung und Milchinhaltsstoffe (LSQ-Mittelwerte), Pries et al. 2016
Merkmal
Futteraufnahme, gesamt
NEL
Milchmenge, täglich
Milchmenge, Kontrolle
Fettgehalt
Fettmenge
Eiweißgehalt
Eiweißmenge
Fett-Eiweiß-Quotient
ECM
Harnstoff
log. Zellzahl
Laktosegehalt
Einheit
Kurzschnitt
7 mm
Stroh
kg TM
MJ
kg
kg
%
kg
%
kg
kg
mg/kg
Kurzschnitt
7 mm
Shredlage
26 mm
Shredlage
26 mm
ohne
mit
ohne
mit
23,2a
168a
38,5
39,2
3,70
1,42
3,26
1,27
1,13
37,2
206ab
2,07
4,83
24,1ab
173ab
37,7
38,2
3,73
1,42
3,26
1,24
1,15
36,6
211b
2,23
4,82
23,2a
169a
37,8
38,4
3,61
1,38
3,24
1,24
1,12
36,2
192a
2,43
4,79
25,0b
181b
38,7
39,1
3,67
1,42
3,25
1,26
1,13
37,0
192a
2,33
4,81
F-Wert
0,02
0,006
0,716
0,745
0,642
0,724
0,876
0,646
0,819
0,742
0,012
0,733
0,633
Mit Silomais der Ernte 2015
wurde in Haus Riswick von der
%
Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen ein umfangrei- a,b signifikante Unterschiede mit p ≤ 0,05
cher Silier- und Milchkuhfütterungsversuch (Pries et al. 2016) an- ●●Die Verdaulichkeiten der Nährstoffe in den Silagen und in den
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Futterrationen, gemessen an Hammeln, unterschieden sich nicht signifikant. Bei den Verdaulichkeitsmessungen mit Kühen wurden die
faserbeschreibenden Inhaltsstoffe
wie ADF oder XF in der Ration mit
LÜCKENLOS GEGEN
Shredlagemais schlechter, die StärWINDHALM , RAPS UND
ke hingegen signifikant besser verUNKRÄUTER IM WEIZEN
daut. Die berechneten EnergiegePflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden.
Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformationen lesen.
halte unterschieden sich nicht.
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●●Die höchsten Futteraufnahmen wurden in der Fütterungsgruppe Shredlagemais mit Stroh
(25,0 kg TM pro Kuh und Tag) signifikant erreicht. Daraus resultierte eine höhere Energieaufnahme.
gelegt und ausgewertet. Dabei ●●Die Milchleistungen unterschie4712_NF_AZ_Carmina-Complett_48x50mm.indd01.08.14
den sich zwischen den vier Füttetestete man die Varianten 1Kurz-09:00
schnittsilage mit 7 mm parallel mit rungsgruppen jedoch nicht.
Insbesondere an den Kanten und Oberflächen muss länger gehäckselter Sieiner S­ hredlagevariante mit 26 mm ●●Der Abbau von Körpersubstanz lomais deutlich besser verdichtet werden als kurz gehäckselter Mais, um hötHL bei rund 35 % TM. Neben der zu Laktationsbeginn war in den here Verluste zu vermeiden.
Fotos (2): Dr. Johannes Thaysen
Feststellung der Verdichtungseig- Shredlagevarianten geringer als in
Dr. Johannes Thaysen
nung, Silagequalität und der Silier- den Futterrationen mit Kurzschnitt- ●●Die tägliche Wiederkaudauer
Landwirtschaftskammer
verluste sowie der aeroben Stabi- mais. Dadurch wurde das Ausmaß war in der Shredlagevarianten sigTel.: 0 43 31-94 53-323
lität standen Verdaulichkeitsmes- der negativen Energiebilanz in der nifikant länger. Das spiegelte sich
sungen an Hammeln und an Milch- frühen Laktation verringert.
in den höheren pH-Werten wider.
[email protected]
kühen und der Leistungstest mit
Milchkühen im Fokus der Arbeiten.
Der vergleichende Milchkuhfütterungsversuch wurde um die beiden
Länger gehäckselter Silomais als auch in einem Exaktversuch Häcksellänge überwiegend geVarianten 7 mm und 26 mm mit jeweist eine höhere Strukturwir- zur Prüfung auf Siliereigenschaf- ringere Futteraufnahmen und
weils 400 g Stroh pro Kuh und Tag
kung auf als kurz gehäckselter ten und Milchviehfütterungser- Milchleistungen gemessen, so
in den Rationen erweitert. In ÜberMais. Da jedoch die Anforde- gebnisse erprobt worden. Die ist aufgrund der Studie aus Haus
sicht 2 sind die zentralen Ergebnisrungen an die Verdichtbarkeit Praxiserfahrungen sind durch- Riswick bei Shredlagemaissilage
se wiedergegeben. Zusammenfasund an die Körnerzerkleinerung weg positiv. Der Mehraufwand von tendenziell höherer Futtersend lässt sich aus diesem Versuch
bei größeren Häcksellängen beim Einsatz des Shredlagecra- aufnahme und gleichbleibender
feststellen:
steigen, ist ein Cracker entwi- ckers beträgt zirka 14 €/ ha. Die Milchleistung auszugehen. Da●●Shredlage lässt sich um 10 %
ckelt worden, der die mögli- Anforderungen an die Verdich- mit könnte Shredlagemaissilage
schlechter verdichten als Kurzchen Nachteile einer Langhäck- tung von Shredlagemais sind zur einen Beitrag zur Verringerung
schnittsilage mit 7 mm tHL.
selung verhindern soll. Der Ein- Vermeidung von Nacherwär- der negativen Energiebilanz zu
●●In den oberen Schichten wurden
satz der Shredlagetechnologie mung und Verlusten eher höher Laktationsbeginn leisten. Weitedie Sollwerte der Lagerdichte um
ist nach Vorerfahrungen in den als bei Kurzschnittmais anzuset- re Untersuchungen zu dieser Fra21 % bei konventioneller und rund
USA nunmehr auch in Deutsch- zen. Wurden in früheren Unter- gestellung sind notwendig und
40 % bei Shredlagemaissilage unland sowohl in Praxisbetrieben suchungen bei Erhöhung der geplant.
terschritten.
FAZIT