Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung e. V. German Association for Research in Music Education Jahrestagung 2016 7. – 9. Oktober 2016, Bildungszentrum Freising Annual Conference 2016 October 7th – 9th 2016, Bildungszentrum Freising Musikpädagogik und Kulturwissenschaft Music Education and Cultural Studies Tagungsprogramm & Abstracts Inhalt Anreise Tagungsprogramm Abstracts Vorträge Poster Foren Anreise Freising ist Bahnstation fü r Personen- und Eilzü ge an der Strecke Mü nchen-Landshut sowie Endstation der S-Bahn 1. Der Domberg ist in 10 Minuten vom Bahnhof aus zu Fuß oder mit dem Taxi erreichbar. Mit dem Auto kann Freising leicht erreicht werden. Es liegt direkt an der B 11 und ist an die Autobahnen Mü nchen-Nü rnberg und Mü nchen-Deggendorf angebunden. Von Sü den fä hrt man am besten ü ber das Autobahnkreuz Neufahrn in Richtung Deggendorf und benutzt die Ausfahrt Freising-Sü d. Von Norden kommt man nach Freising ü ber die Autobahnausfahrt Allershausen. Der Flughafen Mü nchen ist 4 km von Freising entfernt. Mit dem Bus Linie 635 von Flughafen (Terminal) aus ist der Bahnhof Freising in ca. 15 Minuten erreichbar. Von dort aus benötigt man ca. 10 Minuten zu Fuß oder mit dem Taxi. Anreise: http://www.bildungszentrum-freising.de/index.php?id=9 Maps: https://www.google.de/maps/place/Kardinal-D%C3%B6pfnerHaus/@48.3986043,11.7428211,17z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x479e6b27135599e9:0x c7f9dd6d65e1782c!8m2!3d48.3986043!4d11.7450098 Jahrestagung 2016 im Bildungszentrum Freising: Musikpädagogik und Kulturwissenschaft Freitag, 7. Oktober 2016 (Die Abstracts zu den einzelnen Beiträgen können ab August auf der folgenden Seite heruntergeladen werden: http://ampf.info/c/jahrestagung/) Uhrzeit Ablauf Raum Anreise und Anmeldung im Bildungszentrum Freising 14:00 Begrüßung der Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer 14:15 15:15 Aula / Cvetko Eröffnungsvortrag Barbara Hornberger: Musik – Kultur – Pädagogik. Kulturwissenschaftliche Fragen und Perspektiven Peter W. Schatt: „…das Wörtlein: und“: Überlegungen zur Erkundung und Gestaltung des Verhältnisses zwischen Musikpädagogik und Kulturwissenschaft am Beispiel musikalischer und musikbezogener Inszenierungen von Bedeutung und Bedeutsamkeit Aula Cvetko Isabell Bötsch, René Rothmann, Sandra T. Rotter, Carina Pühl, Philip Burgstedt, Klaus Frieler & Richard von Georgy: Entwicklung und Validierung eines neuen experimentellen Ansatzes zur Messung der Offenohrigkeit Roter Saal Knigge Carmen Heß: Konzeptionelle Spannungsfelder des Klassenmusizierens mit Blasinstrumenten. Eine Analyse divergenter Prämissen und Zielvorstellungen VeitAdam-Saal Adrian Niegot: Auffällige Gegenwarten – Spektakularität und Darstellungslogik im Kontext einer Musikpädagogik als Kulturreflexion VeitAdam-Saal Benz Rolle Kaffee (Aula) 16:45 Heinz Geuen & Christine Stöger: „Spielarten“ – Musizieren im allgemein bildenden Musikunterricht aus Perspektive der Cultural Studies Aula Cvetko Nina Düvel, Reinhard Kopiez & Anna Wolf: Verbreitung neurodidaktischer Mythen unter Musiklehrern und Musik-Lehramtsstudierenden 18:00 19:00 19:45 407 Niessen Abendessen (EG) Kurzpräsentation der Poster Poster-Rundgang Aula Forum: Design Based Research Rolle (Thomas Gottschalk, Ute Konrad, Wilfried Aigner, Andreas LehmannWermser) VeitAdam-Saal Samstag, 8. Oktober 2016 9:00 Ulas Aktas & Martin Donner: Mediale Transformationen in den Feldern Kultureller Bildung. Systematische Zugänge zu einem noch randständig verhandelten Forschungsfeld der Musikpädagogik Aula Geuen Michael Göllner: Perspektiven von Lehrenden und Schüler_innen auf das Vexierbild Bläserklassenunterricht. Eine qualitative Interviewstudie VeitAdamSaal Niessen Elin Angelo & Christian Rolle: Mapping the methodological field of ’discourse analysis’ in music education research Kaffee (Aula und vor der Martinskapelle) 407 Knigge Thomas Busch & Ulrike Kranefeld: Was beeinflusst die Selbstregulation des instrumentalen Ü bens und ihre Entwicklung in der späten Kindheit? 307 Benz Jahrestagung 2016 im Bildungszentrum Freising: Musikpädagogik und Kulturwissenschaft 10:10 Sebastian Herbst: „Weißt du noch, wie die Töne genannt werden, die ganz kurz und im Sprung angeschlagen werden?“ Assoziativität bei der Vermittlung elementarer instrumentaler Fertigkeiten Andreas Kruse: Wider eine Ästhetik (im Dienst) der Gewalt – kulturwissenschaftliche Impulse zu einem musikpädagogischen Problem Aula Geuen 11:10 Jan Jachmann: Performative Interaktion im Instrumentalunterricht. Wie Lehrer und Schüler gemeinsam neue Assoziationen zu alter Musik finden Andreas Bernhofer: „Ich habe nie falsch geklatscht…“ – Eine empirische Studie zu den Konzerterlebnissen von Jugendlichen 12:10 13:30 VeitAdamSaal Niessen Sara Hubrich: Contributions of group composition to intercultural learning. A second analysis of a song composition project in a primary school documented on video Daniel Fiedler & Daniel Müllensiefen: Musikalisches Selbstkonzept und Musikalische Erfahrenheit beeinflussen die Entwicklung des Interesses am Schulfach Musik von Schüler_innen 407 Rolle Bendik Fredriksen: Music teacher attrition and school culture Christian Harnischmacher, Kilian Blum & Viola C. Hofbauer: Kompetenzorientierung im Musikunterricht. Eine empirische Studie zum Einfluss von Motivation, Instrumentalpraxis, pädagogischer Selbstreflexion, Lehrerfahrung und Lehrplanorientierung auf die Kompetenzorientierung von Lehrerinnen und Lehrern im Musikunterricht 307 Knigge Mittagessen (EG) Valerie Krupp-Schleußner: Wann ist musikalisch-kulturelle Teilhabe gelungen? Eine theoretische und empirische Betrachtung vor dem Hintergrund des capability approach Aula Geuen Daniel Prantl & Christopher Wallbaum: Zum Einsatz des Analytical Short Films in der Lehrerbildung 14:30 VeitAdamSaal Benz Constanze Rora: Musik als Praxis aus dem Blickwinkel einer ‚Phänomenologie der Partizipation’ 407 Rolle Johannes Hasselhorn: Einfluss von Geschlecht, Instrumentalunterricht und Schulform auf Testleistungen im Bereich Musikpraxis. Ist der Test zur Erfassung musikpraktischer Kompetenzen (KOPRA-M) fair? 307 Knigge Kaffee (Aula und vor der Martinskapelle) 14:45 Michael Rappe & Christine Stöger: “I wanna do B-Boy moves, but I wanna be known as a B-Girl” – Breaking lernen als Prozess der Identitätskonstruktion 15:45 Julia Weber, Christian Rolle & Verena Weidner: „Warum hö rt ein Junge eine Technomusik, die nix bedeutet?“ Kunst- und Kulturbegriffe in der kompositionspädagogischen Praxis. Beobachtungen in der Weiterbildung KOMPÄ D Susanne Stamm: Klassenmusizieren im Praktikum: Kompetenzselbsteinschätzungen von Musiklehramtsstudierenden Aula Cvetko Anna Wolf, Reinhard Kopiez, Friedrich Platz & Luis A. E. Rodriguez: Entwicklung eines Assessments zur notationsevozierten Klangvorstellung (NESI) Peter Mall: Musikvermittlung als kooperative Projektarbeit aus systemtheoretischer Perspektive VeitAdamSaal Niessen 407 Bechtel Matthias Krebs & Marc Godau: TOUCH:MUSIC #1 #pädagogische_besonderheiten #appmusik. Besonderheiten musikpädagogischer Praxis mit Apps Jahrestagung 2016 im Bildungszentrum Freising: Musikpädagogik und Kulturwissenschaft Forum: 16:45 QFM: Videographie, Videointeraktionsanalyse Forum: Aula (Anne Steinbach, Andreas Lehmann-Wermser) Mythos Hermeneutik? (Martina Benz, Bernd Clausen, Alexander Cvetko, Stefan Hörmann, Silke Kruse-Weber, Eva Meidel) 18:15 Abendessen 19:30 Mitgliederversammlung VeitAdamSaal Forum: QuantFM: Zum Umgang mit Theorie im (quantitativen) empirischen Forschungsprozess 407 (Thomas Busch, Jens Knigge, Daniela Neuhaus) EG Aula Sonntag, 9. Oktober 2016 9:00 Bernd Clausen: Regionalität als kulturwissenschaftliche Kategorie musikpädagogischer Forschung Aula Cvetko 10:00 Mario Dunkel: Westdeutsche Musikpädagogen als Kulturbotschafter im Kalten Krieg 11:00 12:00 -12:30 (Änderungen vorbehalten; Stand: 23.09.16) Bernhard Weber: Aneignung: Kein Prozess der ‚Übernahme‘ von … oder ‚Assimilation‘ an, sondern ein Vorgang des ‚Sich-Zu-Eigen-Machens‘. Untersuchungen zum Aneignungsbegriff in den Kulturwissenschaften Stefan Orgass: Ein System als Teil einer Theorie – Überlegungen zu einer Wissenschaftstheorie der Musikpädagogik VeitAdamSaal Benz Gerhard Sammer & Franziska Wehner: Studienmotivation und Berufswahlmotive bei Lehramtsstudierenden im Fach Musik. Ein Vergleich von Doppelfach- und Zweifach-Studierenden für das Gymnasium in Bayern 407 Geuen Gabriele Puffer: FALKO-M: Ein Testinstrument zum domänenspezifischen Professionswissen von Musiklehrkräften 407 Knigge AM P F - L E C T U R E Aula Jürgen Vogt: Versuch über Kritische Musikpädagogik Rolle Abschlussrunde Aula Cvetko Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung e. V. German Association for Research in Music Education Jahrestagung 2016 7. – 9. Oktober 2016, Bildungszentrum Freising Annual Conference 2016 October 7th – 9th 2016, Bildungszentrum Freising Musikpädagogik und Kulturwissenschaft Music Education and Cultural Studies Abstracts PeterW.Schatt,FolkwangUniversitätderKünste „…das Wörtlein: und“: Überlegungen zur Erkundung und Gestaltung des VerhältnisseszwischenMusikpädagogikundKulturwissenschaftamBeispielmusikalischer undmusikbezogenerInszenierungenvonBedeutungundBedeutsamkeit DasleitendeErkenntnisinteressediesesBeitragsistaufvorhandeneundkünftigePerspektivenfüreinkultur-undmusikdidaktischrelevantesZusammenwirkenvonKulturwissenschaftundMusikpädagogikgerichtet. Dabei wird die wissenschaftstheoretisch grundlegende Frage erörtert, ob bzw. in welchen Hinsichten dieAuffassung,Kulturwissenschaftseiein„fächerübergreifendesRegulativ“(Fauser2011,S.9),fürmusikpädagogischesDenkenGeltungbeanspruchenkönne. Eswirdgezeigt,dassdiessowohlinmaterialeralsauchinformalerHinsichtzutrifft,wennmandenBegriff des„Regulativs“alsinhaltlichundstrukturellmögliche,nichtabernotwendigeOrientierungauffasst:MusikpädagogikhatinsoweitanKulturwissenschaftteil–ohneihrzwangsläufiguntergeordnetzusein–,wie die Menschen und deren Hervorbringungen, mit denen sie sich befasst, im Zusammenhang mit kulturell relevantenProzessenstehen(s.u.).EswirdindemBeitragzuprüfensein,inwelchenModi(vgl.Abel-Struth 1970,S.81ff.)sichdieseTeilhabevollziehenkannundsollte. DieHypotheselautet,dassdiesprimärdieModiderAdaptionundderPartizipationsind:Ersteresdurchdie Übernahme, Zusammenfassung und Anwendung von Einsichten, die durch kulturwissenschaftliche Forschunghervorgebrachtwurden,LetzteresdurchdieIntegrationgenuinkulturwissenschaftlicherProbleme inmusikpädagogischesFragen(vgl.Vogt2014).(EineumgekehrteIntegration–dieReflexiongenuinmusikpädagogischerProblemedurchkulturwissenschaftlichesNachdenkenist–noch?–nichterkennbar.). DieThese,dassMusikpädagogikkulturwissenschaftlicheWissensbestände–unterdemihreigenenAspekt der Möglichkeiten von Förderung des Umgangs mit Musik – im Sinne einer Adaption herangezogen und fruchtbar gemacht hat, wird in materialer wie auch in formaler Hinsicht am Beispiel des pädagogischen Umgangs mit „fremden“ Kulturen1erhärtet: Es geht nach neuerer Überzeugung nicht nur um das Wissen überjeneKulturen,sondernauchundvorallemumdieAuseinandersetzungmitdenProzessen,diediese erstzusolchenwerdenlassen–dasVerständnisvonKulturalseinesunabschließbarenProzessesvonBedeutungsgenerierungsowiebedeutungsbezogenerKommunikationundInteraktionimZusammenhangmit „symbolischen Formen“ (Cassirer) gehört zu den kulturwissenschaftlichen Einsichten von entscheidender GeltungimneuerenmusikpädagogischenDenken(vgl.Schatt2008).ImRahmeneinesderartbedeutungstheoretischgefasstenKulturbegriffswirdauchderMusikbegriffneugefasst,nämlichalsbildungsrelevante InszenierungvonmusikalischerBedeutungimKontextmusikbezogenerBedeutsamkeit:Inszenierungenvon NäheundDistanzzudenErfahrungenderAdressaten(vgl.Kruse2016)inMusiksindzuunterscheidenvon Inszenierungen von Musik in Situationen, die gleichermaßen auf bestimmte Weisen der AuseinandersetzungimSpannungsfeldvonAneignungundAblehnungzubeziehensind.LetztlichwirdvordemHintergrund solcherInszenierungenundderartigerSituationenderBegriffmusikalischerbzw.musikbezogenerBildung alsBeitragzureinschlägigenKulturundzugleichalsderenResultatzubestimmensein. VordiesemHintergrundzeigensichauchwesentlicheMomentederPartizipationinsoweit,wiemusik-und kulturpädagogische Forschung sich mit Bildungsprozessen als Prozessen der Kulturgenese bei Lernenden befasst. Hier wird es in dem Beitrag darum gehen, Perspektiven für neue Entwicklungen musikpädagogischen Denkens zu entwerfen, die weniger auf Kulturvermittlung als auf Kulturhervorbringung gerichtet sind: So existieren bereits einschlägige theoretische Grundlagen zur Geschichtsauffassung von Lernenden (Niegot2016);siewerdenzuerweiternseinumÜberlegungenzueinerHörerziehung,dienichtauf„Introduktion in Musikkultur“ (Antholz 1970), sondern auf Hervorbringung einer eigenen Hörkultur zielt, sowie umÜberlegungenzueinerInterpretationskultur,inderenRahmensichdiskursivauszuhandelndeGeltungsansprüchezubedeutungsbezogenenTopoiverdichtenkönnen. 1 Damit sind sowohl „außereuropäische“ als auch intrakulturelle (Teil-)Kulturen wie z. B. Neue Musik für die einen oderMusikderJugendkulturenfürdieanderengemeint. InalldiesenBereichengiltesauch,AnsätzezurempirischenErforschungderProzessezufinden,durchdie LernendeBedeutungenimZusammenhangmitInszenierungeninundvonMusikgenerierenundzurGeltungbringen. AufdieseWeisesollderBeitragdurchwenigerhistorischealsvielmehrsystematischeReflexionPerspektivenfüreineaufderBasiskulturwissenschaftlichenDenkensneuzukonzipierendeTopologiemusikalischer Bildungentfalten. Literatur Abel-Struth, Sigrid: Materialien zur Entwicklung der Musikpädagogik als Wissenschaft ( = MFL I, hrsg. v. SigridAbel-Struth),Mainz1970 Antholz,Heinz:UnterrichtinMusik,Düsseldorf1970 Cassirer,Ernst:PhilosophiedersymbolischenFormen,Darmstadt1994(Nachdruck) Kruse,Andreas:MusikundReligionimKontextpädagogischerReflexion:SubjektentwicklungzwischenNähe undDistanz,Augsburg2016 Niegot,Adrian:GeltungundGehalt.GeschichtlicherGehaltvonMusikalsdidaktischeKategorie,oder:Wie MusikgeschichtedurchUnterrichtzurGeltungkommenkann,Hildesheim2016 Schatt,PeterW.:MusikpädagogikundMythos.ZwischenmythischerErklärungdermusikalischenWeltund pädagogischgeleiteterArbeitamMythos,Mainzu.a.2008 Vogt, Jürgen: Musikpädagogik als kritische Kulturwissenschaft – noch einmal, Art Education Research No. 9/2014(elektronischerArtikel) IsabellBötsch,RenéRothmann&PhilipBurgstedt,TechnischeUniversitätBraunschweig SandraTamaraRotter,CarinaPühl&RichardvonGeorgi,Justus-Liebig-UniversitätGießen KlausFrieler,HochschulefürMusikFranzLisztWeimar Entwicklung und Validierung eines neuen experimentellen Ansatzes zur Messung derOffenohrigkeit AusgehendvonHargreaves(1982)Thesenzueinemsogenannten„open-eared“Verhalten(Offenohrigkeit) entstandeninnerhalbderletzten10JahrediverseDiskussionenundStudienzurOffenohrigkeitimdeutschsprachigen Raum. Gerade Hargreaves These, vor allem jüngere Kinder wären vergleichsweise offener gegenüber unkonventioneller Musik, verdeutlicht die Relevanz einer frühzeitige Vermittlung vielschichtiger ästhetischeErfahrungenzurEntwicklungundAufrechterhaltungeinesmusikalischenVerständnisses,ToleranzundOffenheit,aberauchzurUnterstützungderPräferenzentwicklung.Trotzderscheinbarhohenmusikpädagogischerund-psychologischerRelevanzexistiertbisherkeinzufriedenstellenderAnsatz,dereine theoretischeEinordnungdesPhänomensderOffenohrigkeitvornimmtunddahingehendaucheinevalide MessungvonderOffenohrigkeitermöglicht.ZusammengefasstkönnenexistierendeAnsätzeinzweiübergeordnete Paradigmen kategorisiert werden: a) Die Erfassung von Offenohrigkeit über Valenzurteile (Schellberg&Gembris,2004;Gembris&Schellberg,2007;Gembrisetal.2014;Kopiez&Lehmann,2008; Lehmann&Kopiez,2011;Louven&Ritter,2012;Louven,2014)undb)dieOperationalisierungvonOffenohrigkeit als persönlichkeitsabhängiges Wahlverhalten, welches stimulus- und valenzunabhängig gemessen wird (von Georgi & Frieler, 2014; Bötsch & Rothmann, in Druck). Zum erstgenannten Paradigma liegen überwiegend Stichproben im Grundschulalter vor, die das Phänomen einer mit dem Alter abnehmenden Offenohrigkeitscheinbarbestätigten.LetztgenannterAnsatzmisstOffenohrigkeithingegennichtübereine retrospektiveundsituativeValenzfüreinMusikstück,sonderntatsächlicheineVerhaltenstendenz,indem die Variation (Wahlentscheidungsdichte) innerhalb eines vorgegebenen Pools von dargebotenen Musikobergenresgemessenwird.DieTendenzzueinemoffenohrigenVerhaltengehtdaherauchmiteinerhohen OffenheitfürErfahrungbeziehungsweisehohemExperienceSeekingeinher.DieserexperimentelleAnsatz konntebereitsdurchzweiStudienvonvonGeorgiundFrieler(2014)bestätigtundeinejugendlicheStichprobe von Bötsch und Rothmann (2016) repliziert werden. Sowohl Valenzparadigma als auch PersönlichkeitsparadigmastelltenbisherjedochnochkeineDatenbereit,dieeineRegressionvonOffenohrigkeitüber dieLebensspanneermöglichen. ZieldervorliegendenStudieistdieÜberprüfungdesAnsatzesdurchzweineueunabhängigeStichproben, welche die Altersklassen 30-50 und 50+ beinhalten. Weiterhin soll auf Basis der Zusammenfassung der StichprobenderbestehendenStudienvonBötsch&Rothmann(inDruck)sowievonGeorgi&Frieler(2014) undderbeidenneuenStichprobenmiteinemAltersrangevon12bis73JahreneineVeränderungderOffenohrigkeitüberdasLebensalterimQuerschnittmittelsRegressionsanalysengeprüftwerden. Erste Analysen der bereits vorliegenden Daten deuten auf eine erneute Replikation des experimentellen AnsatzeshinundzeigeneinedeutlicheKorrelationdesOffenohrigkeitskoeffizienten(Oewd)mitderEntropienachShannon(1948)sowiebereitseineTendenzderangenommenenKorrelationdieserKoeffizienten mitdenPersönlichkeitsdimensionenOffenheitfürErfahrungen(Borkenau&Ostendorf,1993)undExperienceSeeking(Beauducel,Strobel&Brocke,2003).AufgrunddesbishernochunvollständigenDatensatzes lässt sich ein möglicher Altersverlauf noch nicht empirisch sicher nachweisen (planmäßiger Abschluss der DatenerhebungEndeJuni2016). FallssichderexperimentelleAnsatzerneutreplizierenlässt,soliegteinParadigmavor,welchesnebeneinerexperimentellenPrüfungaucheinetheoretischeAusrichtungvonOffenohrigkeitalssichentwickelndes Persönlichkeitsmerkmal aufweist. Des Weiteren können die Daten Informationen zu einer altersspezifischen Veränderung eines offenohrigen Verhaltens liefern, welche unter entwicklungspsychologischen Gesichtspunkteninterpretiertwerdenkann.DieseErgebnissekönnenausAusgangspunktdienen,umvorallemdenEffektfrühzeitigerästhetisch-musikalischerBildungaufdieEntwicklungeinerlebenslangenmusikalischenOffenohrigkeitbeziehungsweiseeinerOffenheitgegenüberästhetischenErfahrungenzuprüfen. Literatur Beauducel,A.,Strobel,A.&Brocke,B.(2003).PsychometrischeEigenschaftenundNormeneinerdeutschsprachigen FassungderSensationSeeking-Skalen,FormV.Diagnostica,49,61-72. Bötsch,I.&Rothmann,R.(inDruck).EinexperimentellerAnsatzzurMessungderOffenohrigkeitnachvonGeorgiund Frieler(2014)–eineReplikationsstudie.InW.Auhagen,C.Bullerjahn&R.vonGeorgi(Hrsg.),MusikundGesundheit(Musikpsychologie.JahrbuchderDeutschenGesellschaftfürMusikpsychologie,Bd.26).Göttingen:Hogrefe. Borkenau,P.&Ostendorf,F.(1993).NEO-FFI.NEO-Fünf-FaktorenInventarnachCostaundMcCrae.Göttingen:Hogrefe. Gembris,H.&Schellberg,G.(2007).DieOffenohrigkeitundihrVerschwindenbeiKindernimGrundschulalter.InW. Auhagen,C.Bullerjahn&H.Höge(Hrsg.),MusikalischeSozialisationimKindes-undJugendalter(Musikpsychologie.JahrbuchderDeutschenGesellschaftfürMusikpsychologie,Bd.19,S.71-92).Göttingen:Hogrefe. Gembris,H.,Heye,A.&Jeske,L.(2014).ReplikationsstudienbestätigendasPhänomenderOffenohrigkeitimfrühen Grundschulalter. In W. Auhagen, C. Bullerjahn & R. von Georgi (Hrsg.), Offenohrigkeit – ein Postulat im Fokus (Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, Bd. 24, S. 100-132). Göttingen: Hogrefe. Hargreaves,D.J.(1982).Thedevelopmentofaestheticreactiontomusic[specialissue].PsychologyofMusic,51-54. Kopiez, R. & Lehmann, M. (2008). The „open-eardness“ hypothesis and the development of age-related aesthetic reactionstomusicinelementaryschoolchildren.BritishJournalofMusicEducation,25,2,121-138. Lehmann,M.&Kopiez,R.(2011).DerMusikgeschmackimGrundschulalter:NeueDatenzurHypothesederOffenohrigkeit.InW.Auhagen,C.Bullerjahn&H.Höge(Hrsg.),MusikselektionzurIdentitätsstiftungundEmotionsmodulation (Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, Bd. 21, S. 30-55). Göttingen:Hogrefe. Louven,C.&Ritter,A.(2012).Hargreaves`”Offenohrigkeit”–einneues,softwarebasiertesUntersuchungsdesign.InJ. Knigge&A.Niessen(Hrsg.),MusikpädagogischesHandeln,Begriffe,Erscheinungsformen,politischeDimensionen (MusikpädagogischeForschung,Bd.33,S.275-299).Essen:DieBlaueEule. Louven,C.(2014).Offenohrigkeit–VonderNotwendigkeiteinesParadigmenwechselsbeiderErforschungvonmusikalischerToleranzundNeugier.InW.Auhagen,C.Bullerjahn&R.vonGeorgi(Hrsg.),Offenohrigkeit–einPostulat im Fokus (Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, Bd. 24, S. 45-58). Göttingen:Hogrefe. Schellberg,G.&Gembris,H.(2004).MusikalischeVorliebenvonGrundschulkindernfürKlassik,NeueMusikundPopmusik.InH.J.Kaiser(Hrsg.),MusikpädagogischeForschunginDeutschland;DimensionenundStrategien(MusikpädagogischeForschung,Bd.24,S.37-46).Essen:DieBlaueEule. Shannon,C.E.(1948).Amathematicaltheoryofcommunication.BellSystemTechnicalJournal,27,3,379-423,623656. von Georgi, R. & Frieler, K. (2014). Offenohrigkeit als eine valenz- und stimulusunabhängige Persönlichkeitseigenschaft.InW.Auhagen,C.Bullerjahn&R.vonGeorgi(Hrsg.),Offenohrigkeit–einPostulatimFokus(Musikpsychologie.JahrbuchderDeutschenGesellschaftfürMusikpsychologie,Bd.24,S.59-86).Göttingen:Hogrefe. CarmenHeß,HochschulefürMusikundTanzKöln Konzeptionelle Spannungsfelder des Klassenmusizierens mit Blasinstrumenten. EineAnalysedivergenterPrämissenundZielvorstellungen Im geplanten Vortrag möchte ich meine im Mai 2016 eingereichte Dissertation vorstellen. Die Arbeit beschäftigtsichmitderAnalysekonzeptionellerAusrichtungenundGrundbestimmungeninverschiedenen konzeptionellenAnsätzenzumBläserklassenunterricht. KlassenmusizierenundinsbesondereBläserklassenunterrichthatsichindenletztenbeidenJahrzehntenals Modell (innerhalb) des allgemeinbildenden Musikunterrichts stark ausgebreitet.1 Selten werden jedoch konkrete Aussagen zu der inhaltlichen und methodischen Ausrichtung des Unterrichts, seinen Zielen und derenBegründunggemacht. ZeitlichverzögertwurdederausderPraxisentstandeneKlassenmusiziertrendindermusikpädago-gischen Scientific Community aus diversen Perspektiven beleuchtet und intensiv diskutiert. Offenbar ist Klassenmusizieren für diverse theoretische Warten relevant und bietet Anlass zur (kontroversen) Auseinandersetzung, die in unterschiedlichen Ansprüchen, Ausrichtungswünschen und Zielvorstellungen mündet(vgl.Schäfer-Lembeck2005,Wallbaum2010,Pabst-Krueger/Terhag2012). Meine Studie nimmt beide Stränge auf: Einerseits werden bestehende konzeptionelle Ansätze zum Bläserklassenunterricht auf Ausrichtungen und Zielvorstellungen hin untersucht, andererseits sollen PositionendesFachdiskursesdazuinBeziehunggesetztundgenutztwerden,umdaskonzeptionelleGerüst der Ansätze rückzubinden und einzuordnen. Dafür konnten zur Analyse kriteriengebunden fünf konzeptionelleAnsätzefürdenBläserklassenunterrichtausgewähltwerden.BereitseineersteAnnäherung zeigt,dassdiesesehrunterschiedlichekonzeptionelleAusrichtungenentwerfen.Konkretbildenbestimmte ‚Größen’ in allen Ausführungen zentrale Referenzpunkte, werden aber z. T. mit deutlich divergierenden Auffassungen belegt: Musiklernen, Lernen, Bildung, ‚guter’ Musikunterricht und die (essentiellen) Umgangsweisen mit Musik. Diese fünf großen Zentralkategorien vereinen offenbar eine starke konzeptionellePrägekraftundeinMomentdesDissens,desAuslösensunterschiedlicherPositionierungen. Daher erscheint es sinnvoll, eine Analyse divergenter konzeptioneller Grundbestimmungen des Bläserklassenunterrichtsanihnenfestzumachen.AusgangspunktistdabeidieThese,dassunterschiedliche Auffassungen von Musiklernen, Lernen, Bildung, ‚gutem’ Musikunterricht sowie essentiellen Umgangsweisen mit Musik sich in unterschiedliche Zielvorstellungen übersetzen und schließlich divergierendedidaktisch-methodischeKonsequenzennachsichziehen. Vor diesem Hintergrund wurde ein Analyseraster entwickelt. Zunächst wird jede Zentralkategorie in drei besonderskontextrelevanteBedeutungsdimensionenaufgefächert.DiesesolleneinePräzi-sierungschaffen undzudemdieVieldeutigkeitundKomplexitätderZentralkategorienaufgreifen: LERNEN–Bedeutungsdimensionen: 1.Instruktion...Selbststeuerung 2.formal...informell 3. geschlossener Lehrgang ... offene Lehr/Lernprozesse Abb.1:AuffächerungderZentralkategorieLernen 1 Der VdM-Jahresbericht 2014 (S. 212) zählt 76617 Schülerinnen und Schüler in Klassenmusizierprojekten, davon 36910inBläserklassen. Die drei Bedeutungsdimensionen werden wiederum als Kontinua aufgefasst, die zwischen zwei Polen verlaufen, da in den von ihnen abgebildeten Aspekten viele Abstufungen und z. T. gegensätzliche Auffassungenmöglichsind.InnerhalbdesKontinuumswerdendieanalysiertenAnsätzeverortet: Abb.2:BedeutungskontinuummitVerortungen(jedesFarbfeldstehtfüreinenkonzeptionellenAnsatz) Basis dieser Verortung ist eine genaue individuelle sowie vergleichende Analyse des konzeptionellen Materials zu den fünf Ansätzen. Zuvor erfolgt außerdem eine Zusammenfassung des musik- und allgemeinpädagogischen Diskurses, der sich zwischen den beiden Polen aufspannt. Dadurch werden die ihnen zugrundeliegenden Auffassungen und Argumentationen konkretisiert, zu denen die in den fünf konzeptionellenAnsätzenvertretenenPositionendanninBeziehunggesetztwerdenkönnen.Soergibtsich insgesamteingeschärftesBildderkonzeptionellenEntscheidungsfelder. Der geplante Vortrag greift abschließend wichtige Analyseergebnisse heraus. So zeigt sich übergreifend bspw.Folgendes:ImGroßteilderBedeutungsdimensionenderZentralkategorienMusiklernenundLernen bündelnsichdieVerortungenderkonzeptionellenAnsätze(vgl.Abb.2),währendsieinallenDimensionen der Zentralkategorie ‚guter’ Musikunterricht sowie in zwei Dimensionen von Bildung stark streuen. Was Lernen und Musiklernen (im Bläserklassenunterricht) bedeuten sollen, scheint also (relativ) konsensfähig; die Vorstellungen von ‚gutem’ Musikunterricht sowie das zugrundeliegende Bildungsverständnis klaffen hingegen weit auseinander. Dieser Dissens verweist nicht zuletzt auch auf generell ungeklärte, uneinheitliche Grundbestimmungen des Faches Musik – Bestimmungen seiner Essenz, seines Bildungsauftragssowiedessen,wasMusikunterricht‚allgemeinbildend’macht. Literatur Pabst-Krueger,M.;Terhag,J.(Hg.):MusizierenmitSchulklassen.Praxis–Konzepte–Perspektiven,Oldershausen2012. Schäfer-Lembeck, H.-U. (Hg.): Klassenmusizieren als Musikunterricht!? Theoretische Dimensionen unterrichtlicher Praxen,München2005. Wallbaum,C.(Hg.):PerspektivenderMusikdidaktik.DreiSchulstundenimLichtderTheorien,Hildesheim2012. HeinzGeuen&ChristineStöger,HochschulefürMusikundTanzKöln „Spielarten“-MusizierenimallgemeinbildendenMusikunterrichtausPerspektive derCulturalStudies Das Projekt der Cultural Studies, wie es ab den 60er Jahren im britischen Birmingham seinen Ausgang nahm,hatinverschiedensteDisziplinenhineingroßeAufmerksamkeiterfahren.Zunächstvorallemaufdie AnalysevonMedienundihrerWirkungsowieaufPopuläreKulturausgerichtet,wurdeeineReihevonUmdeutungenzentralerBegriffeentfaltet,diedenBlickaufKulturundihreAnalysegrundlegendbeeinflussten. In diesem Beitrag wird das Gedankenexperiment unternommen, Prinzipien der Cultural Studies auf ihren AnregungscharakterfürdieMusikpädagogik,undhierspeziellfürdasMusizieren,zuuntersuchen. Cultural Studies sind weniger als einheitliche, auf einem bestimmten Methodenset basierende wissenschaftliche Theorie zu verstehen, sondern eher als intellektuelle Praxis, die aus der New Left entstanden ebengeradedurchInterdisziplinaritätundmethodischeVielfaltcharakterisiertist,vorallemaberdurchden Versuch,inZusammenhangmitKulturFragenderMachtzuthematisierenunddamitgesellschaftlicheVeränderungenzuinitiieren. Im Zusammenhang dieses Beitrages geht es nicht um Cultural Studies in ihrer neo-marxistischen Diktion. UnsinteressiertvielmehrderfundamentaleAnsatz,dassKulturalseinProzessderZirkulationvonBedeutungen,alsdiskursiver,sichständigverändernder,dasganzeLebenumfassenderVorgangaufgefasstwird undnichtalsAgglomerationvonProdukten(„Werken“). DerBeitragnimmtdenindenCulturalStudiesgeprägtenAnsatzder„Lesarten“alsAngelpunktfürdieVerbindungzwischenPrinzipiendiesesForschungsprojektesundmusikdidaktischemDenken.DerBegriffwird vorallemvonStuartHallundJohnFiskegeprägt.1GrundlegendistzunächsteineSichtaufKulturalsoffener Text. Nach dem weiten Kulturverständnis kann eine Shoppingmall genauso „gelesen“ werden wie der StrandalsZwischenraumvonKulturundNaturodereinSongvonMadonna.„Lesen“meintnichtnurdas sinnvolleBenützenvonZeichen,sondernauchdieFähigkeit,dieseinkreativeBeziehungzusichselbstund zuanderenZeichenzubringen.(vgl.TerniinHall1999,104)2.Lesartenmeinenabernichteinfachindividuelle Sichten auf etwas, sondern sie sind Ausdruck von gesellschaftlichen Machtverhältnissen: So können etwa im medialen Kontext „dominante“ Lesarten entstehen und befördert werden, durch Umdeutungen aberauch„oppositionelle“Sichtweisengeschaffenwerden.(Vgl.Hall1999,106ff.) Es erscheint uns lohnend, das Konstrukt „Lesarten“ in den Musikunterricht hineinzudenken, weil es die SchülerundSchülerinnenbereitsalsAkteureimkulturellenFeldanerkennenkönnte,weilesdenKulturbegriffradikalöffnet,sozialeDimensiondesÄsthetischen-imSinneeineskollektivenAushandlungsprozesses -ernstnimmtundnichtzuletzt,weildamitgeradeinderSchulewirkendeMachtverhältnisseinHinblickauf dieFrage,wasMusikist,welcherWertihrzugeschriebenundwiedasentschiedenwird,miteinanderreflektiertwürden.WennmandieindenCulturalStudiesangelegteKonzentrationaufPopulärkulturaufjegliche musikkulturelleErscheinungsweisenerweitert,könntedannnichteineSchulklasseeinForumfürdieEntdeckung,EntwicklungundReflexionvon„Lesarten“sein? ZumForschungsstandistnebendenschonerwähntenPublikationenanzumerken,dassinHinblickaufdie BerücksichtigungderCulturalStudiesinderMusikpädagogikdiedeutlichstenAnknüpfungspunkteüberdie RezeptiondesKulturbegriffesinderinterkulturellenMusikpädagogikzubemerkensind(vgl.Hammel2007, 16ff.).EinzelneHinweisefindensichinzweiAufsätzenvonVogt,diederFragenachgehen,inwieferndie Musikpädagogik als kritische Kulturwissenschaft zu positionieren sei (Vogt 2006 und 2014). Eine AnwendungderPrinzipienpostkolonialerTheorien,diealsTeilgebietderCulturalStudiesaufgefasstwerdenkönnen, auf die Analyse von Musik ist bei Johannes Ismaiel-Wendt zu finden (2011). Dies war wiederum die GrundlagefürdieVerortungeinerpostkolonialenGehörbildungimFeldderMusikpädagogik(Geuen/Rappe 1 BesonderszuerwähnensindindiesemZusammenhangderAufsatz„Encoding/Decoding“(Hall,Erstpublikation1973)und„ReadingthePopular“(Fiske,Erstpublikation1989).BeidePublikationensinduntenindeutschsprachigenÜbersetzungenangeführt. 2 HallbeziehtsichhieraufeineFormulierungvonPaoloTerni(Memorandum,CouncilofEuropeColloquyon‚UnderstandingTelevision‘.UniversityofLeicester1973),derdieseFähigkeitalsBedingungfürdasBewusstseindereigenenUmweltbeschreibt. 2015) und das Aufgreifen der Entwicklung und Entdeckung von „Lesarten“ als Orientierungsvorschlag für denMusikunterricht(Geuen/Stöger2016). ImRahmendiesesBeitragessollversuchtwerden,diePrinzipienderEntdeckung,EntwicklungundKommunikationvonLesartenals„Spielarten“aufdasMusizierenzuübertragen.DerFokusliegtdabeiwenigerdarauf,Stückezuerarbeiten,alssichvielmehrErkenntnisseüberMusikineinemvoraussetzungsoffenenSettingzu„erspielen“unddarüberzukommunizieren. FüreineKonkretisierunginHinblickaufMusizierenkönnenfolgendeFrageneineRollespielen: • • • • • • Waswürdeesbedeuten,einMusikstückinderMuszierpraxisalsAushandlungsortvonBedeutungenundInterpretationenaufzufassen? Durch den Einsatz welcher Verfahren könnte im Prozess des Musizierens mit Kontextualisierung, DekontextualisierungundRekontextualisierungimWortsinn„gespielt“werden? WiekönntenSchülerundSchülerinnendasEigeneeinerInterpretationherausfindenunddieseals „Artikulationsform“ins(musikalische)Gesprächbringen? WiekönntenmusizierendPerspektiv-undRollenwechsel(z.B.stilistisch)inHinblickaufeinMusikstückeingenommenwerden? WiekönntenMusikstückeals„offeneTexte“aufgefasstwerden,durchdiesichästhetischeVerfahren,Modelle,Experimente,UmdeutungenanregenundinAnalogiezumKunstunterrichtmusikalische„Werkstücke“entwickelnlassen? WiewäredieindenCulturalStudiessozentraleFragederMachteinzubringen,etwainderAuseinandersetzungmitderFrage,werdie„Richtigkeit“,„Stimmigkeit“,denWerteinerästhetischenLösungbestimmt? Literatur Fiske,John(2003):LesartendesPopulären.Wien:ErhardLöckerVerlag. Geuen, Heinz; Rappe, Michael (2015): Pop als Postkoloniale Gehörbildung: Überlegungen zu einer Cultural StudiesbasiertenDidaktikderPopulärenMusik.In:Popmusik-Vermittlung.ZwischenSchule,HochschuleundBeruf.TheorieundPraxisderMusikvermittlungBd.14.Hg.v.MichaelAhlers,Münster:LITVerlag,2015,S.289-305. Geuen, Heinz; Stöger, Christine (2016): „Lesarten entwickeln“ - Eine kulturwissenschaftliche Perspektive auf Lehren undLernenimMusikunterricht.InVorbereitung Hall, Stuart (1999). Kodieren/Dekodieren (1977). In R. Bromley, U. Göttlich & C. Winter (Hrsg.), Cultural Studies – GrundlagentextezurEinführung(92–110).Lüneburg:DietrichzuKlampenVerlag. Hammel, Lina (2007): Der Kulturbegriff im wissenschaftlichen Diskurs und seine Bedeutung für die Musikpädagogik. Versuch eines Literaturberichts. In: Zeitschrift für Kritische Musikpädagogik, S. 1–21. Online verfügbar unter http://home.arcor.de/zfkm/07-hammel1.pdf,zuletztgeprüftam23.04.2016. Ismaiel-Wendt,JohannesS.(2011).tracks’n’treks.PopuläreMusikundpostkolonialeAnalyse.Münster:UnrastVerlag. Vogt, Jürgen (2006): Musikpädagogik als kritische Kulturwissenschaft – erste Annäherungen. Zeitschrift für Kritische Musikpädagogik(ZfKM),S.11–25.Verfügbarunter:http://home.arcor.de/zfkm/06-vogt9.pdf[07.04.2016]. Vogt,Jürgen(2014):MusikpädagogikalskritischeKulturwissenschaft–nocheinmal.ArtEducationResearchNr.9,S. 1–9.Verfügbarunter:http://www.academia.edu/3588266/Musikp%C3%A4dagogik_als_kritische_Kulturwissenschaft_-_noch_einmal_Music_Education_as_Critical_Cultural_Theory_-_Once_More_[07.04.2016]. NinaDüvel,ReinhardKopiez&AnnaWolf,HochschulefürMusik,TheaterundMedienHannover Verbreitung neurodidaktischer Mythen unter Musiklehrern und MusikLehramtsstudierenden Hintergrund Der Bereich der Neurodidaktik als Schnittfeld zwischen Neurowissenschaften, Psychologie und Pädagogik hatsichindenvergangenenJahrzehntenentwickelt.LehrerinnenundLehrerzeigengroßesInteresseund die Anwendung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse im Unterricht an allgemeinbildenden Schulen hat zugenommen(Organisationforeconomicco-operationanddevelopment,2002,S.69).DieKommunikation zwischen Wissenschaftlern und Lehrern verläuft jedoch nicht immer problemlos (Goswami, 2006, S. 6), wodurchNeuromythenentstehenkönnen.DiessindIrrglauben,diedurchfalschesVerstehen,falschesZitieren,zustarkesVereinfachenoder(selten)absichtlichesVerdrehenvonwissenschaftlichenForschungsergebnissen entstanden sind. Die Verbreitung solcher Mythen unter Lehrern ist problematisch, da ihre Anwendung im Unterricht nicht förderlich, wenn nicht sogar schädlich für den Lernfortschritt der SchülerinnenundSchülerist. DievorliegendeArbeitorientiertsichanderStudievonDekker,Lee,Howard-JonesundJolles(2012),die die Verbreitung und die Prädiktoren von Neuromythen unter Lehrern in Großbritannien und den Niederlanden untersuchte. Während diese Studie allgemeine Neuromythen thematisierte, beschränkt sich die vorliegendeArbeitaufAussageninBezugzurMusik. Material Zunächstwurden26Thesen,diefüreineBeurteilungdurchProbandeninFragekommen,anhandvonLiteraturrecherche aufgestellt und es wurde eingeschätzt, in wie weit sie wissenschaftlich belegt oder nicht belegtsind.NacheinerBeurteilungdurchvierExpertenkonnten14Thesen(siebenwissenschaftlichbelegt, siebenwissenschaftlichnichtbelegt)fürdieStudieausgewähltwerden,derenEvidenzgehalteindeutiggeklärtwerdenkonnteunddereninhaltlicheRelevanzgegebenwar. Methode IneinerOnlinestudiehabenProbanden(Lehrer:n=89,Studierende:n=125)dieThesenals„wissenschaftlichbelegt“oder„wissenschaftlichnichtbelegt“beurteilt.AußerdemwurdendiverseunabhängigeVariablen wie z. B. Alter, Geschlecht, Schulform, Interesse an Neurowissenschaften und Neurodidaktik und SicherheitbeiderBeurteilungderThesenerhoben,umgeeignetePrädiktorenfüreineguteUrteilsfähigkeit bestimmenzukönnen. BeideProbandengruppenerhieltenangepassteFragebögen:DieStudierendenwurdennachderbisherigen Studiendauer,demStudienortundderStärkeihrerAbsicht,dasLehramttatsächlichzuergreifen,befragt. DieLehrersolltenihrenAusbildungsabschlussangeben. Ergebnisse Die Lehrer bzw. Studierenden konnten 77% bzw. 78% der wissenschaftlich belegten Aussagen als solche erkennen. Fälschlicherweise hielten sie 41% der Mythen für wissenschaftlich belegt. Die weitere AuswertungnachderSignalentdeckungstheorie(vgl.Macmillan&Creelman,2005)ergabeineSensitivitätvond‘= 1.26fürdieLehrer(SD=1.12)bzw. d‘=1.48fürdieStudierenden(SD=1.22).DiesentsprichtnachEnnis&Jesionka(2011, S.360)einemmittlerenbisgroßenbzw.großenEffekt.Lehrerbzw.StudierendezeigteneineAntworttendenzvonc=-0.36bzw.c=-0.41,dieProbandentendiertenalsodazu,dieTheseneheralswissenschaftlich belegteinzuschätzen. Die These mit dem geringsten Anteil richtiger Antworten war der Neuromythos „Musikunterricht ist ein Weg,diekognitivenFähigkeiten,z.B.Intelligenz,einesKindeseffektivzufördern.“(30%richtigeAntwortenbeiLehrernbzw.25%beiStudierenden). DurcheinemultipleRegressionkonntendiewichtigstenPrädiktorenfürdieSensitivitätbestimmtwerden, diesesind:AnzahlgelesenerBücher,ZeitschriftenundInternetseiten(Regressionskoeffizientβ=.24),Alter (β=-.18),SicherheitbeiderBeurteilungwissenschaftlichbelegterThesen(β=.26)undSicherheitbeider BeurteilungvonNeuromythen(β=-.22).DieseVariablentragenzueinerVarianzaufklärungvon13.8%bei. Diskussion Eswirddeutlich,dassdieTeilnehmerdieThesenlediglichmäßiggutalswissenschaftlichbelegtodernicht belegteinordnenkönnen.ObwohldieSensitivitäteinemittlerebisgroßeEffektstärkezeigt,fallenbesonders die teilweise geringen Anteile richtiger Antworten vor allem bei den Neuromythen auf. Dies macht deutlich,dassvieleLehrerweitvomfürdenBerufgewünschtenExpertisegradbeineurodidaktischenInhaltenentferntsind. InAnbetrachtdieserErgebnissewäreeinebessereKommunikationzwischenWissenschaftlernund(angehenden)Lehrernwünschenswert.Auchistesdenkbar,dasskünftigStudierendeeinekritischeBeurteilung vonwissenschaftlichenAussagenaufdemGebietderNeurowissenschaftund-didaktikgezielterlernen. Literatur Dekker, S., Lee, N. C., Howard-Jones, P. & Jolles, J. (2012). Neuromyths in Education: Prevalence and Predictors of MisconceptionsamongTeachers.Frontiersinpsychology,3,429. Ennis,J.M.&Jesionka,V.(2011).Thepowerofsensorydiscriminationmethodsrevised.JournalofSensoryStudies,26 (5),371–382. Goswami, U. (2006). Neuroscience and education: from research to practice? Nature reviews. Neuroscience, 7 (5), 406–411. Macmillan, N. A. & Creelman, C. D. (2005). Detection theory. A user's guide (2nd ed.). Mahwah, N.J.: Lawrence Erlbaum. Organisation for economic co-operation and development (Hrsg.). (2002). Understanding the Brain. Towards a new learningscience.Paris:OECDPublicationsService. AdrianNiegot,FolkwangUniversitätderKünsteEssen Auffällige Gegenwarten – Spektakularität und Darstellungslogik im Kontext einer MusikpädagogikalsKulturreflexion ZentraleFragestellungen Werden mit dem Begriff des Spektakels „alltagssprachlich kulturelle Veranstaltungen bezeichnet, die sich aneinbreitesPublikumrichtenunddurchStrategiendersinnlichenÜberwältigung,desErstaunensundder affektivenBerührunggekennzeichnetsind“1,sokannangenommenwerden,dassschulischerMusikunterrichtinbesondererWeisemitdemSpektakuläreninBerührungkommt,denn: UnterrichtinMusikgeht 1.nichtnurmit(zumTeilspektakulären)kulturellenHervorbringungenum,sondernistzunächstselbstdie (manchmalspektakuläre)Kultur,dieerzu‚vermitteln‘versucht,errichtetsich 2.indenunterschiedlichenSchulformenaneinausgesprochenbreites,d.h.heterogenesPublikum,geht 3. mit ästhetischen Gegenständen um, die oftmals mit Strategien der sinnlichen Überwältigung arbeiten, underinszeniert 4.inbesondererArtundWeiseinunterrichtlichenArrangementsSituationendes„ErstaunensundderaffektivenBerührung“mitdemZielderErmöglichungvonBildung. ObwohlderBegriffdesSpektakelsindieserLesarteindurchauszentralerBegrifffürdiePlanungundRealisierungvonMusikunterrichtzuseinscheint,spielterindermusikpädagogischenTheoriebildung(jedenfalls explizit)bislangkeineRolle. Ein spezifisches Erkenntnisinteresse ist daher verbunden mit der Frage, inwiefern das Spektakel bzw. das SpektakulärealsanalytischeKategoriefürmusikunterrichtlichesHandelndienenkann,welcherErkenntnisgewinn damit verbunden wäre und mit welchem theoretischen Ansatz der Phänomenalität des auditiv, visuell und haptisch Spektakulären kategorial zu begegnen sein könnte. Dem ist eine musikpädagogische Fragestellung systematisch übergeordnet: Was genau leistet die Anwendung einer kulturphilosophischen DarstellungstheorieaufmusikpädagogischeProblemstellungen,etwamitBlickaufFragenderInhaltswahl fürdenMusikunterrichtoderdarauf,wiewissenschaftlicheDarstellungsmodi,derersichdiesystematische Musikpädagogik bedient, selbst analytisch erfasst werden können, wenn „Darstellungen [...] weder in einem reinen Sein der Dinge noch in reinen Wahrnehmungen oder begrifflichem Wissen auf[gehen]“ (Rustemeyer,2011,S.17). TheoretischerRahmenundVorgehensweise DieBegriffedesSpektakelsundderDarstellungkönnen,indemsiedenBlickauf(ästhetische)DifferenzierungsleistungeneinerGesellschaftrichten,ebensowiederBegriffderKulturalsHandlungs-undFunktionsbegriffeformuliertwerden(Schatt,2008,S.9)undsodazubeitragen,dieSelbstbeobachtungsmöglichkeiten einer Kultur (des Musikunterrichts) prozessorientiert auszudifferenzieren und hinsichtlich relevanter Geltungsprozesse zu operationalisieren (Niegot, 2016). Ein Nachdenken über die Logik von Darstellungen sensibilisiertdaherdafür,dieDenkhaltungmitBlickaufdenimAlltagsgebrauchvagenBegriffdesSpektakelszuändern,umihnalsanalytischenBegriffzuverwenden(Bosch,2012,S.6).EinBeobachten-Können von als spektakulär bezeichneten oder empfundenen Darstellungen verschränkt sich in dieser Form mit Fragen der Bildung, da elementare Dispositionen von Selbsterkenntnis, Selbstbestimmung und Selbstbewertungdiskursivwerdenkönnen(Bieri,2005,2013). 1 CfPzurinterdisziplinärenTagung„SpektakelalsästhetischeKategorie“inJena/Weimarvom19.-21.11.2015. Wie das Kino als ein in seinen sinnbildenden Leistungen wertzuschätzendes Phänomen der Massenkultur beschriebenwerdenkann,das„fürhinreichendeTypisierungsleistungen[sorgt],umDifferenzierungenaufzufangenundkommunikativzustabilisieren“(Rustemeyer,2013,S.12),stelltsichauchdasSpektakulärein „semiotischerPerspektivealsAspektvonZeichenprozessenundalserstaunlicheLeistungderGesellschaft dar,einePotenzierungvonKontingenzenzuzulassen,zuzähmenundaufinnovativeWeisezukombinieren“ (Rustemeyer,2013,S.64). AlsanalytischerBegrifffürdiediagrammatischeSelbstbeschreibungvonKulturen(Rustemeyer,2011)kann derBegriffderDarstellungzudemaufLogikensystematischerMusikpädagogik(z.B.Orgass,2011)hinangewendetwerdenundsozueinerSchärfungdesdisziplinärenProfilsmusikpädagogischenDenkensbeitragen.Dabeiwirdevident,dassvoneinem„VerlustbeimÜbertragenvonErlebtemindiskursiveLogik“2wie ihnAndreasGruschkajüngstformulierte,mitnichtendieRedeseinsollte.VielmehrleistetdieVielgestaltigkeitderjerekurriertenZeichenordnungeninKunst,WissenschaftundPhilosophieeinenBeitragdazu,die disziplinäre Reflexionsbasis auszudifferenzieren, d.h. Musikunterricht und Musikpädagogik als Praxis der Kulturreflexionzumodellieren. Theoretische Zugriffe auf die Phänomenalität des Spektakulären erfolgen in der einschlägigen (nichtmusikpädagogischen) Literatur (Fritz, 2014; Heinz, 1967; Hildebrandt, 2014; Imhof, 2015; Mühl-Fiebach, 1996) vor allem, indem Begriffsfelder, Formen, Funktionen, Strategien und Wirkungen des Spektakulären „im Rahmen von historisch, sozial, materiell und kulturell situierten Dispositiven [...] als Schnittstelle von Inszenierung, Diskurs, Repräsentation einerseits und enactment, Verkörperung, Performanz andererseits“ (Bosch,2012,S.5-7)beschriebenwerden. Darauf aufbauend werden in dem geplanten Vortrag bezogen auf Musik drei weitere exemplarische Hinsichten auf das Spektakuläre vorgestellt: Erstens kann das Spektakuläre im Anschluss an Martin Seel als Beispielfüreine„ParadoxiederErfüllung“(Seel,2006)verstandenwerden,inder„GlückalseineErfüllung ungeahnter Wünsche verstanden werden muss“ (Seel, 2006, S. 27), was sich als anschlussfähig an Odo Marquards Kompensationsphilosophie erweist (Marquard, 2004); zweitens kann, wieder mit Martin Seel, dasSpektakelals‚auffälligeGegenwart‘beschriebenwerden,wennGegenwartim„InszenierenalsErscheinenlassen“ (Seel, 2007, S. 67) als ein spezifisches In-Geltung-sein (Niegot, 2016) bestimmt wird; drittens schließlich kann im Rekurs auf Dirk Rustemeyers Zeichen- und Kulturtheorie (Rustemeyer, 2006, 2009, 2013)dasSpektakulärealstransformierendeundtypisierendeDarstellungsleistungindenBlickgenommen werden,indersich„dieEinsicht[en]indieFunktionkulturellerRegisterdesUnterscheidens,Klassifizierens, [und] Benennens [...] als Heuristiken des Umgangs mit Ungewissheit [entfalten]“ (Rustemeyer 2012, S. 420). Literatur(Auswahl) Bieri,P.(2005).Wiewärees,gebildetzusein?http://data.bkj-remscheid.de/fileadmin/pdf/Bieri.pdf Bieri,P.(2013).EineArtzuleben.ÜberdieVielfaltmenschlicherWürde.München:Hanser. Bosch,M.K.(2012).Spektakel.(L’homme)(Band23).Köln[u.a.]:Böhlau. Debord,G.(1996).DieGesellschaftdesSpektakels.Berlin:Ed.Tiamat. Fritz,E.(2014).Authentizität-Partizipation-Spektakel.MedialeExperimentemit„echtenMenschen“inderzeitgenössischenKunst.Köln[u.a.]:Böhlau. Heinz,U.J.(1967).DerKlangundseinSpektakel.Melos,34,238–244. Hildebrandt, C. (2014). Der Siegeszug der Spektakularität und mittendrin ein Steppenwolf? Hesses Roman durch die BrillengläserGuyDebords.DiplomicaVerlag. 2 AndreasGruschkabeiderBundesfachtagung2016derBFGMusikpädagogikineinemVortragzu„MusikalsUnterrichtsfachinZeitenderKompetenzorientierungundderErinnerungandasKonzeptkategorialerBildung“(Mitschrift desAutors;AN). Imhof, M. G. (2015). Von Teufeln, Tänzen und Kastraten. Die Oper als transmediales Spektakel. (Machina) (Band 7). Bielefeld:Transcript. Marquard,O.(2004).SkepsisalsPhilosophiederEndlichkeit.IndividuumundGewaltenteilung.PhilosophischeStudien. (S.13–22).Stuttgart:Reclam. Mühl-Fiebach,W.(1996).SpektakelderModerne.BausteinezueinerKulturgeschichtederMedienunddesdarstellendenVerhaltens.(BerlinerTheaterwissenschaft).(JoachimFiebach,Hrsg.)(Band2).Berlin:Vistas. Niegot,A.(2016).GeltungundGehalt.GeschichtlicherGehaltvonMusikalsdidaktischeKategorie,oder:WieMusikgeschichte durch Unterricht zur Geltung kommen kann (Folkwang Studien) (1. Auflage, Band 16). Hildesheim, Zürich,NewYork:Olms. Orgass, S. (2011). Musikbezogenes Unterscheiden. Überlegungen zu einer interaktionalen Theorie musikalischer Bedeutungundnicht-musikalischerBedeutsamkeit.http://www.gmth.de/zeitschrift/artikel/621.aspx Rustemeyer,D.(2006).Oszillationen.KultursemiotischePerspektiven.UniversitätWitten:Königshausen&Neumann. Rustemeyer, D. (2009). Diagramme. Dissonante Resonanzen: Kunstsemiotik als Kulturtheorie. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft. Rustemeyer, D. (2011). Imaginäre Wirklichkeiten - Die Form der Kultur in der Logik ihrer Darstellung. Kerber Art. http://www.dirkrustemeyer.de/archiv/ Rustemeyer,D.(2013).Darstellung.PhilosophiedesKinos.Weilerswist:VelbrückWissenschaft. Schatt,P.W.(2008).MusikpädagogikundMythos.ZwischenmythischerErklärungdermusikalischenWeltundpädagogischgeleiteterArbeitamMythos.Mainz:Schott. Seel,M.(2006).ParadoxienderErfüllung:PhilosophischeEssays.Frankfurta.M.:FischerTaschenbuch. Seel,M.(2007).DieMachtdesErscheinens:TextezurÄsthetik.Frankfurta.M.Suhrkamp. UlasAktas&MartinDonner,FriedrichAlexander-UniversitätNürnberg-Erlangen Mediale Transformationen in den Feldern Kultureller Bildung. Systematische ZugängezueinemnochrandständigverhandeltenForschungsfeldderMusikpädagogik Es ist insbesondere seitens der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) (Zacharias 2010,BKJ2011)mitNachdruckaufdieNotwendigkeithingewiesenworden,dieenormenmedienkulturellenTransformationenindenFeldernKulturellerBildungpraktischundtheoretischzureflektieren.Diesgilt zumalfürdietransversalemedialePerspektive.AlleBereicheKulturellerBildungbasierenaufArtikulationsformen,dieletztendlichmedialerNatursind.TechnologischeundmedienkulturelleUmbrüchegreifenzentral in diese Gefüge ein, und zwar quer zu allen (formalen, non-formalen und informellen) Bildungsbereichen.WasinderPraxisbereitswahrgenommenwurde,stelltforschungsseitigeinerheblichunterbelichtetesFelddar,wieimRahmenderMetastudiezurForschungzukulturellerBildung(Liebau,Jörissen,Aktas 2014)anhanddergeringenthematischenQuervernetzungenderForschungenzudenKünstenuntereinanderdeutlichwurde.DabeigehtesnichtnurumdieRezeptions-,sondernvorallemumdieArtikulationsperspektivenimRahmenderSocialWebundmobilerTechnologien. Im Vortrag werden systematische Zugänge zum Forschungsfeld erschlossen. Im ersten Schrittwerden die Transformationen im Übergang von der literalen zur digital medialen Kultur in Hinsicht auf formale und informelleBildungsbereicheskizziertundinihrerBedeutungfürmusikpädagogischeFragestellungendiskutiert.BeginnendmitdemformalenBildungsbereichwerdenmitder„SchuleamEndederBuchkultur“,wie JeannetteBöhme(2006)titelte,FragennachmusikpädagogischenUnterrichtspraxenundihremVerhältnis zueinem‚monomedialen‘,anderLiteralitätausgerichtetenBildungsverständniskritischdiskutiert. DarananschließendwirdderBereichderinformellenBildungsprozesseinsAugegefasstundderForderung der Jugendforschung, Jugendkulturen immer auch als digitale Jugendkulturen zu verstehen (vgl. Hugger 2010) nachgegangen. Mit Blick auf die konkreten jugendkulturellen Aneignungspraktiken in der digitalen Transformation werden musikbezogene Bildungsprozesse als kulturelle Praxen sicht- und verstehbar gemacht und der hohen Bedeutung der Selbst- und Peersozialisation (Zinnecker 2000, Binas-Preisendörfer 2012)füreinkulturpädagogischesVerständnismusikbezogenerBildungsprozesseRechnunggetragen. Abschließend sollen in einer vertikalen Perspektive die aufgeworfenen Fragen am konkreten Beispiel der Ergebnisse einer Studie zu Hiphop-Videos von Jugendlichen aus armutsgeprägten Milieus (Aktas, Waldmann2016)veranschaulichtundvertieftwerden. Literatur Aktas,U.,Waldmann,M.(2016).MedialeSelbst-Bezeugung.DasSelbstinVollzügendesdigitalMedialen.In:Klemm, M.,Staples,R.(Hrsg.).LeibundNetz.Wiesbaden:VS-Verlag.(imErscheinen). Binas-Preisendörfer,Susanne(2012).Selbst-Bildungen.PraktikenmusikalischerundkulturellerSozialisationimZeitaltermedialerMultioptionalität.In:Bockhorst,H.,Reinwand,I.,Zacharias,W.(Hrsg.).HandbuchKulturelleBildung. München:kopaed. BKJ(2011):KulturelleBildunginderNetzgesellschaftgestalten.PositionenzurMedienbildung.(Selbstverlag). Böhme,Jeanette(2006).SchuleamEndederBuchkultur.MedientheoretischeBegründungenschulischerBildungsarchitekturen.BadHeilbrunn:Klinkhardt. Hugger,K.-U.(2010).DigitaleJugendkulturen.Wiesbaden:VS-Verlag. Liebau,E.,Jörissen,B.,Aktas,U.(2014).Waswirsehenundwaswirnichtsehen:ZumStandderForschungüberKulturelle Bildung in Deutschland. In: Liebau, E., Jörissen, B., Klepacki, L. (Hrsg.). Forschung zur Kulturellen Bildung. München:kopaed. Zacharias,Wolfgang(2010):Kulturell-ästhetischeMedienbildung2.0.Sinne–Künste–Cyber.München:kopaed. Zinnecker,J.(2000).KindheitundJugendalspädagogischeMoratorien.ZurZivilisationsgeschichtederjüngerenGenerationim20.Jahrhundert.Benner,D.Tenorth,H.-E.(Hrsg.).BildungsprozesseundErziehungsverhältnisseim20. Jahrhundert.ZeitschriftfürPädagogik,Beiheft;42.Weinheim:Beltz,S.36-68. MichaelGöllner,HochschulefürMusikundTanzKöln PerspektivenvonLehrendenundSchüler_innenaufdasVexierbildBläserklassenunterricht.Eine qualitativeInterviewstudie Bläserklassenunterricht erfreut sich im Unterrichtsangebot der Sekundarstufe I weiterführender Schulen großer Beliebtheit. Im musikpädagogischen Fachdiskurs stellt sich das Thema jedoch auffallend disparat dar:MusikklassenunterrichtwirdnichtnurimZusammenhangmitdemUnterrichtsfachMusikkontrovers diskutiert1, sondern in einer zunehmend als instabil erlebten musikpädagogischen Bildungslandschaft als aktuelleHerausforderungderMusikschularbeitaufgefasst(vgl.Röbke,Ardila-Mantilla&Steckel2015). Wie Bläserklassenunterrichtvon beteiligten Lehrenden undSchüler_innen erlebtwird, istallerdingsweitgehendunerforscht.ImRahmenmeinesDissertationsprojektsanderHfMTKölnwurdenmittelsqualitativerInterviewsdiePerspektivenvonLehrendenbeiderInstitutionensowievonbeteiligtenSchüler_innenin drei unterschiedlichen Bläserklassensettings erschlossen. Dabei wurde den Fragen nachgegangen, welche konzeptuellen Annahmen die beteiligten Lehrenden über ihren Bläserklassenunterricht entwickeln, wie Schüler_innenüberihrenBläserklassenunterrichtdenkenundwiedieBeteiligtendieVerbindungvonMusik-undInstrumental-bzw.EnsembleunterrichtimgemeinsamenBläserklassenunterrichterlebenundbewerten. ZumForschungsstand DieUntersuchungknüpftanaktuelleForschungsergebnisse2zumKlassenmusizierenan,dieinverschiedenen Kontexten entstanden sind: Neben Befunden über die Bedeutungen, die Schüler_innen dem Instrumentalspiel im Klassenverband beimessen (vgl.Lehmann-Wermser et al., 2010; Naacke, 2011; Niessen, 2013; Heß, 2011; Göllner&Niessen, 2015) werden Ergebnisse zum Erleben des instrumentalen Gruppenunterrichts in Musikklassen (vgl.Grosse, 2006) und interprofessionellen Kooperationskontexten (vgl.u.a. Niessen2014,2013;Franz-Özdemir2012)herangezogen.DasKonzeptder„Communitiesofpractice“(Lave & Wenger, 1991/2008; Wenger, 1998), das im Kontext der musikpädagogischer Forschung zu formalen/informellen Lernkontexten Verwendung fand (Ardilla-Mantilla, 2013; Röbke 2009), diente zudem als analytischeHeuristikeinzelnerAuswertungsschwerpunkte. ZummethodischenVorgehen Zwischen2011und2012wurdenindreiLerngruppeninsgesamt13InterviewsmitMusiklehrenden,Querflötenlehrenden und je 2-3 Schülerinnen zu ihrem gemeinsamen Bläserklassenunterricht geführt3und gemäßderGroundedTheoryMethodologie(Corbin&Strauss,2015)ausgewertet.Dasmehrperspektivische Vorgehen orientiert sich in epistemologischer und methodologischer Hinsicht an der Forschungstradition des„pragmatistischenInteraktionismus“(Strübing2005).AusdiesemBlickwinkellassensichBläserklassenkontextealsspezifische,inmultiperspektivischstrukturierteInteraktions-undDeutungskontexteeingebundeneausgehandelteOrdnungenderbeteiligtenAkteureauffassen.4DaserhobeneInterviewmaterialwurde in einem iterativ-zyklischen Auswertungsprozess offen, axial und selektiv kodiert, die AuswertungsergebnissesindaufdreiunterschiedlichabstraktenEbenenangesiedelt:InFormvonEinzelfallanalysenwurden zunächstdiePerspektivenderBeteiligtenrekonstruiertundhinsichtlichauffallenderDivergenzeninnerhalb der drei Fallgruppen kontrastiert (vgl. Flick, 2012, S.179). Auf fallgruppenübergreifender Ebene wurde u.a.dasPhänomenfokussiert,dassdieAuffassungenderverschiedenenElementedesBläserklassenunterricht besonders weit auseinanderdriften hinsichtlich des ‚regulären’ Musikunterrichts.Dem gemeinsamen Musikmachen5messendieBeteiligtendagegenübereinstimmendeinehoheBedeutungbei.Eszeigtesich 1 vgl.dieBeiträgeinSchäfer-Lembeck(2005),Terhag&Richter(2011),Pabst-Krueger&Terhag(2012) DerForschungsstandkannausPlatzgründenhiernuransatzweiseskizziertwerden. 3 DieInterviewsmitdenSchülerinnenfandengegenEndedersechstenKlassestatt. 4 Das damit einhergehende Verständnis von ‚Perspektivität’ beinhaltet zudem die Annahme einer prinzipiellen Konflikthaftigkeit, dieausderTeilnahmeanverschiedenensozialenWelten(Strauss,1991)resultiert. 5 AnalytischeKategorien,diebeiderAuswertungentstandensind,werdenimFolgendenkursivgesetzt. 2 aber,dassdieAuffassungenchangierenzwischeneinemeher‚gemeinschaftlich-musikalischen’undeinem eher‚unterrichtlichen’Tun. ZumgeplantenVortrag Immer deutlicher schälte sich bei der fallgruppenübergreifend kontrastierenden Analyse heraus, dass die dreikonstitutivenUnterrichtsbereiche„normalerMusikunterricht“,„Musikschulunterricht“und„Orchester“ im (didaktischen) Nachdenken der Interviewpartner_innen als Eckpunkte fungieren, zwischen denen sich ihrekonzeptuellenAnnahmenaufspannen.IndemVortragsolldasübergeordneteErgebnisderStudieausgefaltet werden, dass der Bläserklassenunterricht in den Reflexionen der Beteiligten wie ein Vexierbild wirkt, auf dessen einander überlagernde Wahrnehmungsdimensionen sich die Beteiligten mittels unterschiedlicherBezugsrahmenbeziehen,wennsiesichzueinzelnenUnterrichtselementenäußern.DieAuffassungdesBläserklassenunterrichtsalseinesVexierbildes,indemeinzelneDimensionenausbalanciertwerden und Blickwechsel zwischen unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen stattfinden 6, ermöglicht es besserzuverstehen,welcheChancenundHerausforderungenLehrendeundSchüler_innenimBläserklassenunterrichterlebenkönnen. Literatur Ardila-Mantilla,N.(2013).MusikschularbeitinÖsterreich:PraktikenundZielvorstellungen.EinequalitativeStudie.In A.Lehmann-Wermser&M.Krause-Benz(Hrsg.),Musiklehrer(-bildung)imFokusmusikpädagogischerForschung. (S.117-133).Münster:Waxmann. Corbin,J.&Strauss,A.L.(2015).BasicsofqualitativeResearch.TechniquesandProceduresforDevelopingGrounded Theory.FourthEdition.ThousandOaks,CA:Sage. Flick,U.(2012).QualitativeSozialforschung.EineEinführung(5.Auflage).ReinbekbeiHamburg:Rowohlt. Franz-Özdemir, M. (2012). Interprofessionelles Teamteaching. Realisierungsformen und institutionelle Bedingungen. EvaluationeinerKooperationzwischenGrund-undMusikschuleimProgramm„JedemKindeinInstrument“.InJ. Knigge&A.Niessen(Hrsg.),MusikpädagogischesHandeln.Begriffe,Erscheinungsformen,politischeDimensionen (S.132-151).Essen:DieBlaueEule. Göllner,M.&Niessen,A.(2015).AnsätzeeinerÖffnungimMusikklassenunterrichtinderWahrnehmungvonLehrenden und Schülern. 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Naacke,S.(2011).EineSchuleaufdemWeg-GelingendeSchulentwicklungmitChor-undBläserklassen.EinequalitativeFallstudie.EmpirischeForschungzurMusikpädagogik:Bd.3.Berlin:LITVerlag. Niessen, A. (2013). Das Unterrichten großer Lerngruppenim ersten JeKi-Jahr aus Lehrendenperspektive. In A. Lehmann-Wermser&M.Krause-Benz(Hrsg.),Musiklehrer(-bildung)imFokusmusikpädagogischerForschung(S.8197)Münster:Waxmann. Niessen, A. (2014a). Die Rahmenbedingungen der Lehrendenkooperationen im ersten Jahr des musikpädagogischen Programms‚JedemKindeinInstrument‘.ErgebnisseeinerqualitativenInterviewstudie.B:em5(2),1-23.Verfügbar unter: http://www.b-em.info/index.php?journal=ojs&page=article&op=view&path%5B%5D=104&path%5B %5D=257[15.3.2016] 6 MitdenStrategiendesAusbalancierensunddesBlickwechselskonntenzweiVorgehensweisenidentifiziertwerden,mittelsderer dieLehrendenaufdieMehrdeutigkeitdesUnterrichtsangebotsreagieren. Pabst-Krüger,M.,Terhag,J.(Hg.)(2012):Musikunterrichtheute,Band9.MusizierenmitSchulklassen.Praxis–Konzepte–Perspektiven.Berlin:LugertVerlag. Röbke,P.(2009):LernenindermusikalischenPraxisgemeinschaft.Wieder„formal/informal“Diskursüberlagertwird. InP.Röbke&N.Ardila-Mantilla(Hrsg.),VomwildenLernen(S.159-168).Mainz:Schott. Röbke,P.,Ardila-Mantilla,N.&StekelH.(Hrsg.),MusikschulegibtesnurimPlural.DreiZugänge.Innsbruck:Helbling. Schäfer-Lembeck,H.-U.(Hrsg.)(2005).KlassenmusizierenalsMusikunterricht?!TheoretischeDimensionenunterrichtlicherPraxis.BeiträgedesMünchnerSymposiums2005.München:AlliteraVerlag. Strauss,A.L.(1991):Creatingsociologicalawareness.Collectiveimagesandsymbolicrepresentations.NewBrunswick (NJ):TransactionPublishers. Strübing, J. (2005): Pragmatistische Wissenschafts- und Technikforschung. Theorie und Methode. Frankfurt & New York:CampusVerlag. Terhag,J.&Richter,C.(Hrsg.)(2011).MusizierenmitSchulklassen-Praxis,Konzepte,Perspektiven.Hamburg:Hildegard-Junker-Verlag. Wenger, E. (1998): Communities of Practise. Learning, meaning and identity. Cambridge u.a.: Cambridge University Press ElinAngelo,NorwegianUniversityofScienceandTechnologyTrondheim ChristianRolle,UniversitätzuKöln Mapping the methodological field of ’discourse analysis’ in music education research Inourpaperwewillpresentthefindingsofareviewstudyabouttheuseof’discourseanalysis’inmusic education research. ‘Discourse analysis’ (or comparable terms) labels a range of approaches, with fundamentalsimilaritiesanddifferences(Carbaugh,2005;Wodaketal2012,Wooffitt,2005,Angermuller et al 2014). The similarities concern a focus on analysing language to explore ideology, hegemony and power relations, and a view upon language as constructing reality as well as being socially constructed. Differences between the approaches concern first of all what is meant by discourse resp. in which form discourse becomes the subject of analysis. A linguistic approach of discourse analysis focuses more narrowly on texts analysing semantic and pragmatic aspects which leads to studies about the choice of words, grammar, cohesion, sentence structures and so on. Discourse can on the other hand be viewed more widely as language in use including sociological or ethnographical perspectives. In many cases, this approachleadstostudiesnotonlyaboutspokenandwrittenwordsbuttoresearchthatisinterestedalso inactsandcodes,howgroupmemberslearnthesecodes,andhowgroupsemploythesecodesandactsto distinguishfromoneanother.Thequestion,whatismeantby‘discourse’,marksoneaxiswhichishelpful for us to map the methodological field of discourse analysis in music education research. Other axis and markingpointswillbefurtherelaboratedinthepaper. ThorolfKrügersPhD-thesisfrom1999marksthefirst‘discourseanalysis’intheNordiccountries,andwas followed by several Norwegian studies that all draw upon Michel Foucaults approach towards discourse analysis,andespeciallyuponhisinterestintherelationofpowerandknowledge(Krüger,2000;Nerland, 2003; Apeland, 2004; Schei, 2007). Foucault is also an important point of reference in discourse studies fromoverseas,notatleastbyBrentTalbot,(2013)andRogerMantie(2012).InSweden,discourseanalyses in music education research is undertaken from both discourse theoretical- and discourse psychological approaches (Holmberg, 2010; Rostwall & West, 2001). Discourse analysis in music education from the Nordic area includes studies from music teaching in compulsory school, church music, higher music education and music- and art schools., in many cases referring to Critical Discourse Analysis (CDA), developedamongothersbyRuthWodak,TeunVanDijk,andNormanFaircloghinearly1990s.InGermany, thereare,asyet,onlyafewpublishedstudiesusingdiscourseanalysis(f.e.Bugiel2015referringtoKeller 2011). ThispaperisapartoftheworkintheresearchgroupDAPHME;DiscoursesofAcademizationandtheMusic ProfessioninHigherMusicEducation,fundedbyRiksbankensJubileumsfond,Sweden. References Angermuller, J. (2014): Poststructuralist Discourse Analysis. Subjectivity in Enunciative Pragmatics. Postdisciplinary StudiesinDiscourse.Basingstoke,Houndmills:PalgraveMacmillan. Angermuller,Johannesetal(2014)(eds.):Diskursforschung.EininterdisziplinäresHandbuch.TwoVolumes.Bielefeld: transcript Apeland,S.(2004).Kyrkjemusikkdiskursen.Musikklivetidennorskekyrkjasom diskursiv praksis. Avhandling for graden Dr. Art. Griegakademiet, Institutt for musikk, HFfakultetet, Universitetet i Bergen. Bugiel,Lukas(2015).WennmanvonderKrisespricht...DiskursanalytischeUntersuchungzur„KrisedesKonzerts“in Musik- und musikpädagogischen Zeitschriften. In: Alexander J. Cvetko; Constanze Rora (eds.) (2015). Konzertpädagogik.Aachen:Shaker. Carbaugh,D.(2005).Culturesinconversation.MahwahN.J.:L.ErlbaumAssiociates. Holmberg,K.(2010).Musik-ochkulturskolanisenmoderniteten:reservatellermarknad?(PhD-avhandling).Malmö: MalmöAcademyofMusic. Keller,Reiner(2011).WissenssoziologischeDiskursanalyse.GrundlegungeinesForschungsprogramms.Wiesbaden:VS VerlagfürSozialwissenschaften. Krüger,T.(2000b).Teacherpractice,pedagogicaldiscoursesandtheconstructionofknowledge:twocasestudiesof teachersatwork.(PhD-avhandling).Bergen:BergenUniversityCollegePress. Lindlof,ThomasR.;Taylor,BryanC.(2002).QualitativeCommunicationResearchMethods (2nded.).ThousandOaks:SagePublications. Mantie,R.(2012).Strikinguptheband:MusiceducationthroughaFoucaultianlens.Action, Criticism,andTheoryforMusicEducation11(1):99–123.http://act.maydaygroup.org/articles/Mantie11_1.pdf Nerland, M. (2003). Instrumentalundervisning som kulturell praksis: en diskursorientert studie av hovedinstrumentundervisningihøyeremusikkutdanning.(PhD-avhandling).Oslo:Unipubforlag. Rostvall, A. & West, T. (2001). Interaktion och kunskapsutveckling. En studie av frivillig musikundervisning. (PhDavhandling).Stockholm:KungligaMusikhögskolaniStockholm,Centrumförmusikpedagogiskforskning. Schei,T.B.(2007).Vokalidentitet:endiskursteoretiskanalyseavprofesjonellesangeres identitetsdannelse.(PhD-avhandling).Bergen:UniversitetetiBergen,Griegakademiet. Talbot,B.C.(2013).DiscourseAnalysisasPotentialforRe-VisioningMusicEducation Action,Criticism,andTheoryforMusicEducation,v12n1p47-63Apr2013 Wooffitt,R.(2005).Conversationanalysisanddiscourseanalysis:acomparativeandcritical introduction.SAGE. Wodak,R.&Meyer,M.(2012)MethodsforCriticalDiscourseAnalysis.Sage ThomasBusch,Berlin WasbeeinflusstdieSelbstregulationdesinstrumentalenÜbensundihreEntwicklunginderspätenKindheit? Hintergrund Im Rahmen der sozial-kognitiven Theorie hat Zimmerman (2001) Selbstregulation als einen dreiphasigen, zyklischen Prozess beschrieben. In den Phasen der Voraussicht, der volitionalen Handlungskontrolle und derSelbstreflexionsetztdasIndividuumselbstregulativeFähigkeiteninsechsverschiedenenBereichenein (Motivation, Methoden, Zeitmanagement, Monitoring, Soziale und physikalische Umgebung). McPherson undZimmerman(2002)habendieProzessederSelbstregulationfürdieMusikkonkretisiert.Prozesseder Selbstregulation gelten ab einem Alter von 13 bis 14 Jahren als ausgereift (McPherson und Zimmerman, 2002,S.343).EsinteressiertdaherimmusikpädagogischenZusammenhangbesonders,wieSelbstregulation beim Üben in der sechsten und siebten Klassenstufe strukturiert ist und wie sie sich innerhalb dieser Zeitspanneentwickelt. ForschungsstandundHypothesen Einen Überblick über die Forschung zur Selbstregulation des Übens erbringen Varela, Abrami & Upitis (2016) im Rahmen einer Meta-Studie. Wesentliche Grundlagen für den hier vorgestellten Beitrag leistete Miksza (2006, 2012). Er erzeugte ein auf das Üben von Instrumenten bezogenes Messinstrument für die Selbstregulation,die„Self-RegulatedPracticeBehaviour“-Skala(SRP),undprüftederenStrukturinkonfirmatorischer Faktorenanalyse. Er diagnostizierte eine Vier-Faktoren-Struktur für die Selbstregulation des Übens(Motivation,Methoden/Verhalten,Zeitmanagement,SozialeUmgebung).ErsozluundMiksza(2015) konntendieseStrukturineinertürkischenValidierungsstudiebestätigen. ImRahmendesBMBF-Forschungsschwerpunktes„MusikalischeBildungsverläufe“befasstesichdieStudie „TIAMu“(„TeilhabeamInstrumentallernen.EineLängsschnittstudiezuAspektenmusikalischerBildungsverläufeinderspätenKindheit“)ebenfallsmitderStrukturderSelbstregulationbeimÜbenvonInstrumenten undmitderenEntwicklunginder6.und7.Klassenstufe.HierwiesbeierstmaligerÜberprüfungeinerins Deutsche übertragenen Version von Mikszas SRP-Skala eine Sieben-Faktoren-Lösung die beste Modellanpassung auf (Busch, in Vorb.): Selbstwirksamkeit, Übestrategien, Übepattern, Konzentration, Monitoring, AnnahmevonHilfeundEinsatzvonMedien. ZurEntwicklungderUnterdimensionenderSelbstregulationdesÜbensüberdieZeitundzuEinflüssenauf derenWerteundEntwicklungliegenderzeitnochkeineStudienvor.HiersetztdievorliegendeStudiean. DiewesentlichenHypothesenlauten: H1:DieUnterdimensionenderSelbstregulationdesÜbensentwickelnsichvonBeginndersechstenKlasse zumEndedersiebtenKlassehinpositiv. H2: Schüler-Lehrer-Verhältnis, Individuelle Förderung des Schülers, musikalisches Selbstkonzept, Relevanz der musikalischen Entwicklung des Kindes aus Elternsicht, Intrinsische Übemotivation und eine internale AttributionvonUrsachenfürErfolgebeimÜbenbeeinflussenAusgangswertundEntwicklungderUnterdimensionenderSelbstregulationdesÜbenspositiv. MethodischesVorgehen GrundlagedesBeitragessindDatenderStudievon990SchülerinnenundSchülernausdreiErhebungswellen (2013- 2015), wovon 397 regelmäßig ein Instrument spielen.. Mit dem Programm MPlus 6.0 wurden latenteWachstumsanalysenüberdreiMesszeitpunkteunterEinbeziehungzeitinvarianterundzeitvarianter Kovariaten gerechnet. Durch dieses Vorgehen bleibt die Varianz der Einzelitems erhalten, und es können sowohlEinflüssederKovariatenaufdenAusgangswertderSelbstregulationalsauchaufderenEntwicklung gemessenwerden. Ergebnisse In bisher durchgeführten Analysen ist festzustellen, dass die Unterdimensionen der Selbstregulation sich zwischenBeginndersechstenundEndedersiebtenKlassegrößtenteilsleichtrückläufigentwickeln. Als positive Einflussfaktoren auf die Ausgangswerte und Entwicklungskurven der Unterdimensionen zur Selbstregulation des Übens erweisen sich insbesondere eine hohe intrinsische Übemotivation zum Üben undeineinternaleAttributionvonErfolgenbeimÜben.Elternfaktorenspielenhingegenkeinewesentliche Rolle. DerBeitragstelltdieErgebnissezurEntwicklungderSelbstregulationdesÜbensübereinenZeitraumvon zweiJahrenebensowieEinflussfaktorenaufSelbstregulationundihreEntwicklungvorunddiskutiertdiese ErgebnisseimLichtevonVorarbeitenundTheorie,geradeimHinblickaufHandlungsimplikationenfürMusikpädagogen. Literatur Busch,T.(2016,inVorb.).DieStrukturderSelbstregulationdesÜbens–eineStudieinsechstenundsiebtenKlassen. Ersozlu,Z.N.&Miksza,P.(2015).ATurkishadaptationofaself-regulatedpracticebehaviorscaleforcollegiatemusic students.PsychologyofMusic,43(6),855-869. McPherson, G. & Zimmerman, B.J. (2002). Self-regulation of musical learning. In: G. McPherson (Hrsg.), The New HandbookofResearchonMusicTeachingandLearning,Bd.2,OUP:Oxford,S.327–347. MIksza,P.(2006).Anexploratoryinvestigationofself-regulatoryandmotivationalvariablesinthemusicpracticeof juniorhighbandstudents.ContributionstoMusicEducation,33,9-26. Miksza,P.(2012).Thedevelopmentofameasureofself-regulatedpracticebehaviorforbeginningandintermediate instrumentalmusicstudents.JournalofResearchinMusicEducation,43.2012,321-338. Varela,W.,Abrami,P.&Upitis,R.(2016).Self-regulationandmusiclearning:Asystematicreview.PsychologyofMusic,44(1),S.55-74. Zimmerman,B.J.(2001²).Theoriesofself-regulatedlearningandacademicachievement:anoverviewandanalysis.In B.J.Zimmerman&D.H.Schunk(Hrsg.),Self-regulatedlearningandacademicachievement:Theoreticalperspectives.Mahwah:Erlbaum,S.1-38. AndreasKruse,Geldern-Walbeck WidereineÄsthetik(imDienst)derGewalt–kulturwissenschaftlicheImpulsezu einemmusikpädagogischenProblem Konkreter Anlass zum Nachdenken ist die gewaltverherrlichende Kultur und Ästhetik in (Selbst-) Inszenierungen des dschihadistischen Salafismus bzw. speziell bei Organisationen wie dem sogenannten „Islamischen Staat“. Jene Kultur ist nicht mehr nur in vermeintlich weit entfernten Ländern und Krisenregionen gegenwärtig, sondern auch in „unseren“ virtuellen und realen Lebens-Räumen: von Internetpropaganda,überFernseh(-nachrichten-)bilderbishinzuAnwerbungsaktioneninFußgängerzonen oder aber völlig unvermittelt in Attentaten wie denen in Paris und Brüssel. Insbesondere durch die regelmäßig eingebundenen Klänge der Naschid-Gesänge haben Jugendliche als – identifikationsbezogen sensible – Rezipienten audiovisueller (Massen-)Medien ein Sammelangebot islamistischgewaltverherrlichender Inszenierungen nicht einfach nur irgendwie vor Augen, sondern eben auch sehr einprägsam in den Ohren: Vertont werden damit sowohl Bilder paradeartiger Konvois weißer Jeeps mit schwarz gekleideten, vermummten und schwer bewaffneten Paramilitärs, als auch solche von Ausbildungspraktiken und sogar von teils ritualisierten Enthauptungen bzw. Tötungen. Im Erkenntnisinteresse des Vortrags liegt, wie sich Musikpädagogik und Kulturwissenschaft in der AuseinandersetzungmitKulturphänomenendieserArtals(gegenseitig)aufschluss-undhilfreicherweisen können. Zu eruieren ist dabei in erster Linie, ob und wie kulturwissenschaftliche Impulse bei einer identitätsentwicklungsbezogen ebenso wichtigen wie komplexen musikpädagogischen Fragestellung weiterhelfenkönnen:GemeintistdasProblem,sichbildungstheoretischbegründetundpolitischbeauftragt eigentlich klar gegen Gewalt und für ein größtmögliches trans- und interkulturelles Verständnis positionieren und einbringen zu müssen, Jugendliche angesichts des Umgangs mit solch krassen Wahrnehmungsangebotendahernichtgänzlichalleine,vermeintlich„inRuhe“(oderdocheher„imStich“) lassen zu dürfen, sich jedoch eben auch nicht direkt – etwa warnend oder gar bevormundend – in subjektentwicklungsrelevanteProzessebzw.FormenmusikalischerPraxisJugendlichereinmischenzusollen (undkönnen),welchesichgeradeinmöglichenÜberschneidungenmitreligiöserPraxisergebenkönnen. DemTagungsthemaentsprechendsollteeinÜberblickzumaktuellenForschungsstanddaraufverweisen, welche aktuellen Perspektiven und Ansätze kulturwissenschaftlicher und musikpädagogischer Provenienz miteinanderinVerbindungzubringensind.ZuislamistischenInternetvideos(Frohneberg/Steinberg2012), speziellzuNaschidsimKontextdschihadistischerBewegungen(Said2016),gibtesbishernurerstepolitik- und islamwissenschaftliche Zugänge. Wie zu zeigen ist, sind daran anknüpfende Beschreibungen und Deutungen entsprechender Inszenierungen als medial verbreitete Wahrnehmungs- und potenzielle Identifikationsangebotedurchauskulturwissenschaftlichzufundieren:DazulassensichetwaEinsichtenin verschiedene,sichmehrergänzendalsablösendverstandenen,„(cultural)turns“heranziehen(BachmannMedick 42010) und durch weitere Ansatzpunkte in kulturwissenschaftlichen Denkkonzepten – wie etwa denenderLiminalitätundderLiminoiditätinSubjektentwicklungszusammenhängenimAnschlussanVictor Turner (Fauser 52011) – ergänzen. Neuere Überlegungen zu möglichen Umgangsweisen gerade mit dem identifikationsbezogenen Relevanzpotenzial von Musik(en) bzw. von Formen musikalischer Praxis (Kruse 2016)dienenschließlichalsaktuellerBezugspunktinmusikpädagogischerGrundlagentheorie. DasmethodischeVorgehenistauchinsgesamtalsliteraturbasiertgrundlagentheoretischzubenennen,bei dem in einer kulturtheoretisch-konstruktivistischen Denkweise von den islamistischen Zeugnissen einer Ästhetik der Gewalt als „kulturellen Texten“ in Geertzscher Metaphorik ausgegangen werden soll. Zwar geht es demnach (vorerst noch) nicht konkret um datenbasierte empirische Forschungsmethoden, doch wärenebensolche–inihrerdanndenkbarenquantitativenundqualitativenAusrichtung–alsüberdiesen erstenZugangzumThemahinausgehendesDesiderat(umsoeher)anzuregenundzubegründen. GeplanterAufbauderAusführungen • • • • • „Böse Menschen haben keine Lieder?“ – Kurze einleitende Einordnung musikalisch unterlegter Inszenierungen dschihadistischer Salafisten in andere bzw. bisherige Beispiele von Musik im Dienst einer ÄsthetikderGewalt. Problemaufriss und Fragestellungen aus Sicht einer interkulturell ausgerichteten und dem Bemühen um Toleranz,Respekt,AchtsamkeitundVerständnisverpflichtetenMusikpädagogik. KulturwissenschaftlicheImpulse: – ZumVerständnisislamistischerPropagandavideosals„kulturelleTexte“undzugrundlegendenLesart- bzw. Beschreibungs- und Deutungsmöglichkeiten u. a. mithilfe der „(cultural) turns“ und weiterer kulturwissenschaftlicherAnsatzpunkte. – Einbindung islamwissenschaftlicher Erkenntnisse zum muslimisch-theologisch teils umstrittenen oder gar widersprüchlichen Einsatzvon Musik (Naschid-Gesängen) als filmsprachliches Mittelislamistischer Propagandavideos. Ableitung verschiedener Konsequenzen für Kontexte einer musikpädagogischen (Neu-)Orientierung und Positionierung im Umgang mit entsprechenden Formen musikalischer Praxis mit identifikations- bzw. identitätsentwicklungsbezogenemRelevanzpotenzial. Abschließende Bemerkungen zu sinnvollen Desiderata und zu möglichen Aufwertungen für den Einbezug kulturwissenschaftlicher Perspektiven in die Suche nach Antworten auf (musik-) pädagogische,politisch-bildungsbezogeneundbildungspolitischeFragen. Literatur 4 Bachmann-Medick,Doris:Culturalturns.NeuorientierungenindenKulturwissenschaften,Reinbek 2010. 5 Fauser,Markus:EinführungindieKulturwissenschaft,Darmstadt 2011. Frohneberg, Rosaviola/ Steinberg, Guido: Videopropaganda und Radikalisierung, in Steinberg, Guido (Hrsg.): Jihadismus und Internet. Eine deutsche Perspektive, Berlin 2012 (www.swpberlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2012_S23_sbg.pdf),S.76-89. Kruse, Andreas: Musik und Religion im Kontext pädagogischer Reflexion. Subjektentwicklung zwischen Nähe und Distanz(zugl.Essen,UniversitätderKünste,Diss.,2015),Augsburg2016. Said,BehnamT.:HymnendesJihads.NaschidsimKontextjihadistischerMobilisierung(zugl. Jena,Friedrich-SchillerUniversität,Diss.,2014),Würzburg2016. SebastianHerbst,UniversitätPaderborn „Weißtdunoch,wiedieTönegenanntwerden,dieganzkurzundimSprungangeschlagenwerden?“1AssoziativitätbeiderVermittlungelementarerinstrumentaler Fertigkeiten EinleitungundForschungsstand „UnterrichtenistohnedieVerwendungderSprachenichtmöglich.“(Ernst1999,S.75)„DiegekonnteVerwendungderSpracheistTeildespädagogischenHandwerks,“(ebd.S.152)undsoistauchdieVermittlung elementarerinstrumentalerFertigkeiten„aufdieSprachealsdemwahrscheinlichwichtigstenKommunikationsmediumzwischenMenschenangewiesen“(Brandstätter1990,S.9)undalsgrundsätzliches„methodischesHilfsmittelimInstrumentalunterricht“(Mönig2009,S.18)bzw.VokalunterrichtsowieimBläser-und StreicherklassenunterrichtoderanderenFormendesMusizierensimKlassenverbandanzusehen. DieAuseinandersetzungmitderSprache,inderüberMusikgeredetwird,findetimmerhäufigerEinzugin musikpädagogischen, musikpsychologischen aber auch sprach-wissenschaftlichen Diskussionen, die sich aber inersterLiniemitmusikalischerBeschreibung aufderEbenederKlangbeschreibung und Werkinterpretation (bspw. Brandstätter 1990; Oberschmidt 2011) oder innerhalb der Textsorte Musikkritik (bspw. Beile1997;Böheim1987;Stöckl2012)beschäftigen.ArbeitenzurSprachedesinstrumentalenMusikunterrichtsbeschäftigensichhingegenüberwiegendmitgrund-legendenKommunikationsbedingungenzwischen Lehrenden und Schülerinnen bzw. Schülern (bspw. Hofer 2000; Loritz 2005; Mitzscherlich 2008) und nur einigewenigemitderSprachevonSpielanweisungenundKlangbeschreibungdesinstrumentalenMusikunterrichts (bspw. Bossen 2015; Mönig 2009; Mantel 1998,2006), so dass eine systematische Untersuchung dieserSpracheaussteht. Forschungsinteresse Musikalische Fachtermini, die bereits im ersten Instrumentaljahr und in Formen des Musizierens im KlassenverbandVerwendungfinden,weiseneinenhohenGradanAssoziativitätauf.LehrendemüssenKlänge beschreibenundschließlichAnweisungengeben,diezueinerVerbesserungdesSpielsbzw.Klangergebnissesführen.DazukönnenLehrendenichtaufeinkonventionalisiertesVokabularzurKlangbeschreibungzurück-greifen,sodassBeschreibungenhäufig„hochgradigmehrdeutigeWörterinmeta-phorischerÜbertragung“ (Stöckl 2012, S. 155) in Form von „umfangreiche[n] stark modifizierte[n] Nominalphrasen“ (Stöckl 2012,S.157)enthalten.Dabeigilteszubeachten,dasssprachlichesHandelnimmeraufdemHörerwissen operiert (vgl. Hoffmann, 2013, S. 462), so dass nicht vorauszusetzen ist, dass diese Beschreibungen für Schüler/in und Lehrenden das gleiche Assoziationsfeld auslösen (vgl. Deserno 2015, S. 51). Daher sollten Lehrende ihre sprachlichen Anweisung regelmäßig reflektieren, das allerdings zunächst eine Analyse der BeschreibungsmöglichkeitenunddieErstellungvonReflexionskriterienvoraussetzt. MaterialundMethode Dieses Promotionsprojekt untersucht als qualitatives Forschungsvorhaben explorativ die Sprache des Instrumentalunterrichts hinsichtlich der Vermittlung des Staccatospiels am Klavier unter Verwendung der MethodedesNachahmungslernens.AlsDatenbasisdieserStudiedienenzumeinenLehrwerkedesKlavierunterrichts,diehinsichtlichderVermittlungdesStaccatospielsanalysiertwerdenundausdenensprachlicheKategorienabgeleitetwerdenkönnen.ZumanderenwerdenvideographierteUnterrichtsstundenmittelsqualitativerInhaltsanalyseausgewertet,umschließlichdieUnterrichtssprachederVermittlungelementarerinstrumentalerFertigkeitenbeschreibenundAn-forderungenandiesestellenzukönnen.Dabeistellt sich vor allem die Frage, welche Funktion Sprache innerhalb der Methode des Nachahmungslernens hat undwiesichNachahmungslernenundSprachewechselseitigunterstützenkönnenbzw.müssen. 1 Feils,Margret:DieKlavier-Spiel-SchulemitLilliundResa.Band1.Bonn-BadGodesberg:VoggenreiterVerlag1994,S.40. Ergebnisse DieserVortraggehthauptsächlichaufdieErgebnissederLehrwerkanalyseeinundzeigtdieAssoziativitätin derVermittlungdesStaccatospielsamBeispielvonDefinitionenzumStaccatobegriff,Titelderausgewählten Stücke und den zugehörigen Vortrags-bezeichnungen. In einem Ausblick werden außerdem videographierteBeispieleausderPraxisdesKlavierunterrichtsgezeigt,diedieEigenschaftengesprochenerSprache inderVermittlungdesStaccatospielsinInteraktionmitSchülerinnenbzw.SchülernzeigenunddabeinonverbaleElementeberücksichtigen. Literatur Beile, Birgit Helen: Gesangsbeschreibung in deutschen und englischen Musikkritiken. Fachsprachenlinguistische UntersuchungenzumWortschatz.FrankfurtamMain:PeterLang,1997. Bossen,Anja:„SpielstduwiederdieB-Leitung?“.AngemesseneSpracheimMusikschulunterrichtbedarfderbesonderenAufmerksamkeitderLehrkräfte.In:MusikschuleDirekt6/2015.S.6-8.Üben&Musizieren.ZeitschriftfürInstrumentalpädagogikundmusikalischesLernen.Ensemblesleiten.6/2015. Böheim, Gabriele: Zur Sprache der Musikkritiken. Ausdrucksmöglichkeiten der Bewertung und/oder Beschreibung. Innsbruck:InstitutfürGermanistik,Universität,1987. Brandstätter, Ursula: Musik im Spiegel der Sprache. Theorie und Analyse des Sprechens über Musik. Stuttgart: J. B. Metzler,1990. Deserno, Katharina: Anerkennung und Differenzerfahrung. Ein instrumentalpädagogisches Modell. In: Üben & Musizieren5/2015,S.50-52. Ernst, Anselm: Lehren und Lernen im Instrumentalunterricht. Ein pädagogisches Handbuch für die Praxis. Mainz: Schott,ergänzteAuflage1999. Hofer,Maya:NonverbaleKommunikationimInstrumentalunterricht.In:Üben&Musizieren5/2000,S.12-18. Hoffmann, Ludger: Deutsche Grammatik. Grundlagen für Lehrerausbildung, Schule, Deutsch als Zweitsprache und DeutschalsFremdsprache.Berlin:ErichSchmidtVerlag,2013. Loritz,MartinD.:Drückeichmichverständlichaus?ZurFunktionderSpracheimInstrumentalunterricht.In:Üben& Musizieren2/2005,S.20-25. 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SaraHubrich,UniversitätzuKöln Contributionsofgroupcompositiontointerculturallearning.Asecondanalysisof asongcompositionprojectinaprimaryschooldocumentedonvideo “Acceptance,respectandopennessto[experiences]withmusicandhumanbeings”areseenasimportant prerequisites for intercultural learning (Knigge und Niessen 2012) that facilitate the development of identity and competences in each participant individually. Such development does not only unfold in workingprocesseswithdiverseculturesandthroughexperiencinga‘new’culturalcontext,butalso,andto alargeextent,inworkinginone’sownculturalhome(Schütz5/1997). Incollaborative,musicallycreativeprocessesofinventingsoundingstructures,childrenexperiencemusical phenomenaandreflectonthemininteractionwitheachother(e.g.songcompositionprojectsinschools, Zill2016,Campbell2010,KOMPAEDu.a.).Suchsettingsenablethemusicalengagementofindividualswith themselves as well as with the world (Rolle 2014, Campbell 2010, Reitinger 2008, Schlothfeldt 2009, Wallbaum2000a.o.).Thispaperexploresconditionsunderwhichtheprocessofcreativelyinventingsounds ingroupscanalsocontributetothecreationoffurtherculturalprocessessuchasinventing,practisingand performingpiecesofmusic.Selectedaspectsofexperiencingajointcreativeprocessthatmaycontributeto the development of competences in terms of intercultural learning, as for example the ability to assume “multiple perspectives”, are considered (Barth 2000). Perceiving art and creation as means of communication (Rora 2001, 174), such events of shared creativity can be seen as cultural activities in themselves,butmorespecificallyasinstancesofculturalactionsthatfacilitatetheconstructionofmusical meaningfromeachperson’sperspectiveandalsointersubjectively(Clarke2011).Therebysuchenactments maycontributetofutureculturaldevelopment(Krause-Benz2014). ThishypothesisissupportedbyBhabha’sconceptof“culturaltranslation”,accordingtowhichanycultural expressionisnecessarilysubjecttomultipletranslationprocesseswithintheindividualperceiver(Bhabha 1994). It follows that any process of creation and invention may contain elements of cultural as well as intercultural learning and engender certain challenges. These numerous challenges may be more easily overcome or even function as catalysts when concentrating on a shared creative process. The idea of culturaltranslationisregardedascommonground.Itisthoughtofasaninterfacethatcombinesaspectsof groupprocessesofinventingmusicwithaspectsofinterculturallearning.InthispaperIconsiderprocesses ofgroupcompositionashavingpotentialtopromoteinterculturallearning,thatisworthexploringfurther. In particular I am interested to ask: What is required of teachers and facilitators in such an enterprise (Joubert and Schubert 2015, Schippers 2009)? As for example, teachers facilitating in creative processes maynotonlyneedtoinitiateandholdaspaceforsharedcreativeprocessesbutalsoneedtoensuretheir own “creative involvement” in a process as this is “central to the creative development of children” (BurnardandBoyack2013,26). Thisquestionwillbetheoreticallyexploredandillustratedwithvideoexamplesgeneratedfromasecond readingofthecompositionprojectMUSILK(Hubrichetal2016).Thisprojecttookplaceinaprimaryschool for children with special needs in Riehen, Switzerland in 2013. The children had diverse cultural backgrounds,butthiswasnotthesubjectofresearchinthefirstanalysisofthestudy,whichwasbasedon videomethodologyofeducationsciences(DinkelagerandHerrle2009).Thefocusofthissecondanalysis, informedbyinterpretativecontentanalysisofvideoexcerpts(Knoblauchetal2012)andmultidimensional analysis of video data (Wagner-Willi 2006), was to research interactions between teachers and students (Tellisch 2015), as well as between students, and to explore these with regard to their potential for interculturallearning. References Barth,Dorothee.(2000)‘Kulturgeschichten’MusikundBildung6/2000 Bhabha,Homi.(1994)Thelocationofculture.Oxon:Routledge Burnard,PamelaandBoyack,Jenny.(2013)‘Engaginginteractivelywithchildren’sgroupimprovisations’In:Burnard, Pamela,andMurphy,Regina.TeachingMusicCreatively.London:Routledge.25-36 Campbell,Patricia.(2010)Songsintheirheads.Musicanditsmeaninginchildren’slives.NewYork:OxfordUniversity Press. 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Schippers,Huip.(2009)FacingtheMusic.ShapingMusicEducationfromaGlobalPerspective.Oxford:UniversityPress Schlothfeldt,Matthias.(2009)KomponierenimUnterricht.Hildesheim:Olms(Folkwang-Studien,9). Schütz,Volker.(1997)‘InterkulturelleMusikerziehung.VomUmgangmitdemFremdenalsWegzumEigenen’Musik undBildung5/1997 ChristinTellisch.(2015)Lehrer-Schüler-InteraktionenimMusikunterrichtalsBeitragzurMenschenbildung.Opladen: BudrichUniPress. Wallbaum, Christopher. (2000) ‘Produktionsdidaktik im Musikunterricht. Perspektiven zur Gestaltung ästhetischer Erfahrungssituationen’PerspektivenzurMusikpädagogikundMusikwissenschaft,Band27.Kassel:Bosse. Wagner-Willi, Monika. (2006) ‘On the Multidimensional Analysis of Video-Data. Documentary Interpretation of InteractioninSchools‘In:H.Knoblauch,B.SchnettlerundJ.Raab Zill,Elias.(2016)DeneigenenOhrenfolgen.Berlin:LitVerlag. DanielFiedler,PädagogischeHochschuleFreiburg DanielMüllensiefen,UniversityofLondon Musikalisches Selbstkonzept und Musikalische Erfahrenheit beeinflussen die EntwicklungdesInteressesamSchulfachMusik Erkenntnisinteresse DieEntwicklungderMusikalischenErfahrenheit(Müllensiefenetal.,2014)sowiedesMusikalischenSelbstkonzepts (Spychiger & Hechler, 2014) kann bei Schüler_innen sehr unterschiedlich verlaufen (Fiedler & Müllensiefen, 2015). Dabei beeinflussen das Musikalische Selbstkonzept sowie die Musikalische Erfahrenheit die Entwicklung des Interesses am Schulfach Musik (Fiedler & Müllensiefen, im Druck). Allerdings konntenFiedlerundMüllensiefen(imDruck)bislangnurAussagenzumallgemeinenTrendfürdiezeitliche Entwicklung der Zielvariablen Interesse am Schulfach Musik (Rakoczy, Klieme & Pauli, 2008) sowie deren Einflussfaktorenmachen.Esfehlenjedoch Studien,diezeigen,dassesunterschiedlichemusikalischeEntwicklungstypenvonSchüler_innengibt,diesichsowohlimabsolutenNiveaualsauchinderVeränderung überdieZeithinweghinsichtlichderverwendetenKonstrukteunterscheiden.DabeikanndieIdentifikation verschiedenerEntwicklungstypenMöglichkeitenzurEvaluationmusikpädagogischerInhalteundMethoden dienen,umdieWirkungderAusrichtungdesMusikunterrichtsaufdieEinstellungenundpersönlichenVariablenderSchüler_innen(Heß,2011a)überprüfenzukönnen. DasvorrangigeZieldieserLängsschnittuntersuchungistes,diemusikalischenEntwicklungstypenvonSchüler_innenmithilfederverwendetenKonstruktezuidentifizierenunddieZusammenhängemitderZielvariableInteresseamSchulfachMusikzuuntersuchen.ZusätzlichsolldieWirkungderAusrichtung1desMusikunterrichtsaufdasInteresseunddieEinstellungensowiepersönlichenVariablenderSchüler_innenanalysiertunddiegefundenenZusammenhängefürdieEntwicklungstypenüberprüftwerden. MusikpädagogischeFragestellungen AufgrundderGenerierungneuerBildungspläne(MinisteriumfürKultus,JugendundSport,2016a;2016b) sowiegegenwärtigerErkenntnisseimBereichdesmusikalischenVerständnisses(Spychiger&Hechler,2014) undderEntwicklungdesInteressesamSchulfachMusik(Fiedler&Müllensiefen,imDruck)rücktdieUntersuchungderWirkungderAusrichtungdesMusikunterrichtsaufdieEinstellungenderSchüler_innenimmer stärkerindenMittelpunktmusikpädagogischerForschungsvorhaben(Heß,2011a).DieStudiemöchtedaherzunächsteinmalverschiedenemusikalischeEntwicklungstypenvonSchüler_innenidentifizieren,umdie ZusammenhängemitdemInteresseamSchulfachMusikuntersuchenundumdiekonzediertenWirkungsweisen der Produktion und Transformation von Musik auf unterschiedlichen Zielebenen (Reitinger, 2008) analysierenzukönnen. 1 IndenKlassenstufen5,7,8und10standenjeweilsmindestenszweiKlassenzurVerfügung,sodassimSinneeiner quasiexperimentellenUntersuchungeineAufteilungder„Experimentalgruppe“inzweiUntergruppenmöglichwar,in denendasbesondereTreatmentjeweilsinunterschiedlichenZeiträumenimSchuljahr2014/2015durchgeführtwerdenkonnte.DasTreatment,dasindenverschiedenenExperimentalgruppenzeitlichversetztjeweilsübereineDauer vonetwa10Doppelstundenhinwegpraktiziertwurde,bestandauseinerdeutlichenErhöhungproduktiverAktivitäten imMusikunterricht.DazugehörtenüberschaubareKompositionsübungenwiez.B.dieGestaltungvonChoralmelodien imStilderGregorianik,ImprovisationsübungenauchimBereichNeuerundexperimentellerMusik,dieeigenständige Entwicklung von Musical- oder Opernszenen, die Erfindung freier Tanzchoreografien zu Musiken verschiedener StilrichtungenoderUnterrichtssequenzen,indeneninBezugaufMusikgemaltodergezeichnetwurde.Diedurchgeführten Unterrichtseinheiten sind dabei dokumentiert und wurden von OStR Dr. Matthias Handschick unterrichtet, der anschließendaufdieProfessurfürMusikpädagogik/MusikdidaktikanderHochschuleFürMusikSaarberufenwurde. Zusätzlichkonntenweitere„Kontrollgruppen“bzw.KlassenderStufen5bis10sowie12erhobenwerden,dieimSinne des„treatmentasusual“Musikunterrichterhaltenhaben. ÜberblicküberdenaktuellenForschungsstand Unbestrittenist,dassderMusikunterrichtzumindestkeinenungünstigenEinflussaufSchulleistungen,kognitiveFunktionenundStrukturensowiedasVerhalten(Jäncke,2008,S.403)hat.AllerdingsnimmtlautDaniels(2008)dasInteresseamSchulfachüberdieZeithinwegab,wobeiu.a.„einemangelndePassungzwischen den Unterrichtsbedingungen und den Bedürfnissen nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit […] verantwortlich sein” (ebd., S. 348) kann. Dabei können vor allem die von kreativ-gestalterischen Arbeitsformen ausgehenden kohärent ästhetischen Effekte (Pfeiffer, 2007) VeränderungeninderEinstellungzumunddemInteresseamSchulfachMusikevozieren(Kramer,2006,Wallbaum, 2009)unddemexkludierendenCharakterdesMusikunterrichts(Heß,2011a)entgegenwirken. MethodischesVorgehen Stichprobe.DieStichprobedervorliegendenUntersuchungumfasst334SchülerinnenundSchüler(w=188; m=146)derSchulartenHauptschule(n=21),Gemeinschafts-bzw.Realschule(n=90)undGymnasium(n= 223)inBaden-Württemberg. Erhebungsinstrumente. Mittels eines Fragebogens, der neben den Gold-MSI- Fragebogen (Fiedler & Müllensiefen,2015)zurMessungderMusikalischenErfahrenheit,denMUSCI-FragebogenzurFeststellungdes MusikalischenSelbstkonzepts(Spychiger,2010)umfasst,wurdenimSchuljahr2014/2015zudreiverschiedenen Zeitpunkten Daten erhoben (eine vierte Erhebung wurde im April 2016 abgeschlossen). Zusätzlich wurdenübereinenweiterenFragebogenzuallenMesszeitpunktenmusikspezifischesowiedemografische HintergrundmerkmalesowiedieAktivitätenundMethodenimMusikunterrichterfasst(Kessels&Hannover 2004;Rakoczyetal.2005;Rakoczyetal.2008;Heß2011b;Fiedler&Handschick,2014). Datenanalyse.DieDatenanalysenumfassennebenSequenzmusteranalysenzurIdentifikationdermusikalischenEntwicklungstypenvonSchüler_innenauchMehrebenen-undKausalanalysenzurUntersuchungder InteressenentwicklungundWirkungsweisenderAusrichtungdesMusikunterrichts. BisherigeErgebnisse Mithilfe einer Sequenzmusteranalyse konnten für die bislang vorliegenden Daten drei bzw. vier unterschiedlicheEntwicklungstypenfürdieKonstrukteMusikalischesSelbstkonzeptbzw.MusikalischeErfahrenheitfestgestelltwerden.DabeizeigendieunterschiedlichenidentifiziertenEntwicklungstypensignifikante Zusammenhänge (Phi-Koeffizient) mit den erhobenen soziodemografischen sowie musikspezifischen Hintergrundvariablen Geschlecht, Musizierstatus (aktiv bzw. nicht-aktiv) und Schulart. Des Weiteren konnten zweitypischeEntwicklungsverläufeidentifiziertundmithilfeeinerMehrebenenanalyseuntersuchtwerden. Die Ergebnisse zeigen, dass das Interesse am Schulfach Musik über die gesamte Zeit hinweg abnimmt (p ≤.001),jedochdieSchüler_innen,diedemhohenmusikalischenEntwicklungstypangehören,eineZunahme im Interesse am Schulfach Musik zeigen (p ≤ .001), verglichen zu den Schüler_innen, die dem niedrigen Entwicklungstypusangehören. Ausblick In einem neuen Forschungsprojekt soll die Entwicklung der Musikalischen Erfahrenheit mithilfe des Gold-MSI Selbstauskunftsfragebogens sowie mehrerer Gold-MSI Hörtests über einen Zeitraum von fünf JahrenbeobachtetunddaswechselseitigeZusammenspielmitkognitiven,sozialenundschulischenFähigkeitenuntersuchtwerden. Literatur Daniels,Z.(2008).EntwicklungschulischerInteressenimJugendalter.Münster:Waxmann. Fiedler,D.&Handschick,M.(2014).ProduktiveMethodenimTest–ZumStellenwertundzurAttraktivitätproduktiver Methoden im Musikunterricht an allgemein bildenden Schulen. Freiburg. Verfügbar unter: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:frei129-opus-4409. 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StattdieTraditiondesInstrumentalspielsalsetwaszuverstehen,dasunabhängigvomInstrumentalunterrichtexistiertunddortnurnocherlerntwird,2gehtderVortragdavonaus,dassLehrerundSchülerdiese Traditionmitkonstituieren:MitjedereinzelnenHandlungerneuernundverändernsiedieTraditionpotentiellundtragensodazubei,sielebendigzuhalten.Zielistes,einenAspektdiesesgemeinsamenKonstitutionsprozesseszuanalysieren. DerVortragsollzeigen,dassvoneinerAnalyseeinerinstrumentalpädagogischenProblemstellungmitkulturwissenschaftlichenKonzeptenbeideDisziplinenprofitieren:DerperformativeKulturbegriffermöglichtes derInstrumentalpädagogik,UnterrichtalseinenkreativenProzesszubetrachten,dermehristalsdieVermittlung existierender Wissensbestände. Und die Analyse von Instrumentalunterricht kann in der KulturwissenschaftdasVerständnisdafürvertiefen,wieMusikkulturkonstituiertwird. Fragestellung EinwesentlicherAspektderTraditionderInstrumentalmusikist,dassMenschenmitMusikAssoziationen verbinden – sie schreiben ihr Charaktereigenschaften oder Stimmungen zu, verbinden Geschichten oder innereBildermitihr.3DerVortragbeschreibt,wieInstrumentallehrerund -schülergemeinsamzurMusik, die sie spielen, Assoziationen thematisieren und wie sie diese Assoziationen wiederum in ihre Spielweise einfließenlassen.InsbesonderewidmetersichderFrage,wiedieSchülerimUmgangmitihrenLehrernzu neuen, von den Lehrern so nicht verwendeten Assoziationen finden und so dazu beitragen, die Tradition derInstrumentalmusikzuverändern. ForschungsstandundgrundlegendertheoretischerBegriff InderinstrumentalpädagogischenLiteraturfindensichzweiPerspektivendarauf,wieLehrerundSchülerim Unterricht Assoziationen mit Musik verbinden: Autoren betrachten entweder, wie Lehrer ihren Schülern Wissen über mögliche Assoziationen zur Musik vermitteln,4 oder sie fokussieren sich darauf, wie Schüler ausihrereigenenSozialisationherauszuAssoziationenfinden.5DieserVortragschlägteinedrittePerspektivevor,dieSchülerundLehrergleichermaßenindenBlicknimmt:ErverstehtdenAssoziationsprozessim Unterricht als wechselseitige Interaktion,6 im Zuge derer beide Akteure aufeinander Bezug nehmen, sich gegenseitigbeeinflussenundsogemeinsamzuneuenAssoziationenfinden. MethodologieundMethodik Der Vortrag basiert auf Daten des Dissertationsprojektes „Mimetische Interaktion im Instrumentalunterricht“.ErorientiertsichanderethnographischenMethodologie,7insbesonderederfokussiertenEthnogra1 2 3 4 5 6 7 Sieheu.a.FISCHER-LICHTE,Erika:Performativität.EineEinführung,Bielefeld:transcript2012. Vgl.zudieserPerspektiveu.a.ERNST,Anselm:LehrenundLernenimInstrumentalunterricht,3.überarb.Aufl.,Mainz:Schott 2008,S.25. Vgl.u.a.DAHLHAUS,CarlundHansHeinrichEGGEBRECHT:WasistMusik?,Wilhelmshaven:Heinrichshofen1985,S.187ff.,197ff. U.a.ERNST:LehrenundLernenimInstrumentalunterricht,insbes.S.46. U.a.DOERNE,Andreas:UmfassendMusizieren.GrundlageneinerintegralenMusikpädagogik,Wiesbaden;Leipzig;Paris: Breitkopf&Härtel2010,S.117ff.,135f. Vgl.einf.zumBegriffderInteraktionADLER,PatriciaA.,PeterADLERundAndreaFONTANA:„EverydayLifeSociology“,in:Annu. Rev.Sociol.13(1987),S.217–235. Vgl.u.a.HAMMERSLEY,MartynundPaulATKINSON:Ethnography:PrinciplesinPractice,3.Aufl.,London:Routledge2007; phie,8dieesermöglicht,sozialeInteraktionimAlltagskontextzuuntersuchen.ÜbereinenZeitraumvondrei MonatenwurdeninsgesamtachtLehrer-Schüler-KonstellationenimInstrumentalunterrichtmithilfedreier Methoden erforscht: Der Forscher war in Teilnehmender Beobachtung anwesend, hat videographische Aufnahmen der gesamten Interaktion gemacht und ausgehend von der Beobachtung unstrukturierte, fokussierteInterviewsmitLehrernundSchülerngeführt.DieInterpretationorientiertsichanderdokumentarischenMethode.9DieDatenwerdenindichterBeschreibung10miteinanderverbunden. Struktur DerVortragwirddreiAspektedesgemeinsamenAssoziationsprozessesbeleuchten: − WieentwickelnLehrerundSchülerausihremUmgangmitMusikherausAssoziationenzurMusik? − WiefindendieSchülerzuneuenAssoziationen,diesichvondenenihrerLehrerabsetzen? − WielassenLehrerundSchülerdieAssoziationenwiederuminihremusikalischenAufführungen einfließen? HIRSCHAUER,StefanundKlausAMANN:DieBefremdungdereigenenKultur.ZurethnographischenHerausforderungsoziologischer Empirie,FrankfurtamMain:Suhrkamp1997. 8 Vgl.KNOBLAUCH,Hubert:„FokussierteEthnographie“,in:SozialerSinn2(2001),S.123–141. 9 Vgl.BOHNSACK,RALF:QualitativeBild-undVideointerpretation.EinführungindiedokumentarischeMethode,Opladenu.a.: Budrich2009. 10 Vgl.GEERTZ,Clifford:„ThickDescription:TowardanInterpretiveTheoryofCulture“,Interpret.Cult.,NewYork:BasicBooks2000. AndreasBernhofer,UniversitätMozarteumSalzburg „Ichhabeniefalschgeklatscht…“–EineempirischeStudiezudenKonzerterlebnissenvonJugendlichenErkenntnisinteresse Jugendliche besuchen im Rahmen des schulischen Musikunterrichts ein klassisches Orchesterkonzert. Zumindest in Österreich ist dies durchaus üblich. Bisher blieb allerdings die Frage nach dem pädagogischen Wert,nachdemkonkretenLernergebnissolcherKonzertbesucheungeklärt.InderhierbeschriebenenStudiesolldemErlebnisraumKonzert(Stiller2008)näheraufdenGrundgegangenwerden. In den vergangenen Jahren gab es eine starke Ausweitung des Kinder- und Jugendangebotes und eine beachtlicheZahlvonanKinderundJugendlicheadressiertenMusikvermittlungsprojekten.Andersalssolche AngeboteistdieFormderKonzertveranstaltungvonihrerhistorischenEntwicklunghernichtprimäranein jugendlichesPublikumgerichtet.DennochistdasklassischeKonzertalswichtigerTeilunsererMusikkultur für die Musikpädagogik ein unverzichtbarer Aspekt und wird in der vorliegenden Studie in den Fokus gerückt. Das heute junge Publikum wird als (zukünftige) Generation der Konzertbesucherinnen und Konzertbesuchergesehen.(vgl.Keuchel2011)DiesistauchdurchdiewachsendeZahlanPublikationenimBereichdes audiencedevelopments(vgl.Burlandetal.(2014),Neuhoff2008)undderStudienzurMusikpräferenzund Kulturnutzung (vgl. Schlemmer et al. 2011, Schmid 2011) belegt, wo Kinder und Jugendliche vermehrt in denBlickgenommenwerden. DiehierdargestellteempirischeStudiehatdenErlebnisraumKonzertausSichtderJugendlichennäherbeleuchtetunddasbreiteSpektrumanunterschiedlichenErlebnissensichtbargemacht.DieAusgangsüberlegungdabeiwar,dassbeieinemKonzertbesucheineVielzahlanEindrücken,überdasmusikalischeErlebnis hinaus,gemachtwird. DasForschungsinteressebestandvorallemdarin,innerhalbderVielzahlanunterschiedlichenErlebnissen der Jugendlichen, differenzierte Erlebnisbereiche zu entwickeln, die Aufschluss über die Vielschichtigkeit eines Konzertbesuchs aus Sicht der Jugendlichen geben. In diesem Spannungsfeld zwischen schulischem MusikunterrichtundKonzertbesuchwurdenanhandeinerqualitativenStudiediefolgendenmusikpädagogischenFragestellungenbearbeitet: • WelcheunterschiedlichenErlebnisbereichegibtesfürSchülerundSchülerinnenimJugendalterinklassischenKonzertveranstaltungen? • WiekanneintheoretischesModellaussehen,welchesdiekomplexenZusammenhängeeinesKonzerterlebnissesvonJugendlichenabbildenkann? • Welchen Beitrag können Konzertbesuche von Jugendlichen für die Ziele des schulischen Musikunterrichtsleisten? Die ersten beiden Forschungsfragen skizzieren den Versuch einer Theoriebildung im Zusammenhang mit demErlebnisraumKonzert,welcheimSinneeinerGrundlagenforschungindiesemThemengebietangesiedelt ist. Die letzte Frage zielt vor allem auf die Nutzbarmachung eines Konzertbesuchs für die Ziele des schulischenMusikunterrichtsab. MethodischesVorgehen Die hier beschriebene Studie, welche zentraler Bestandteil meiner Dissertationsschrift an der Universität MozarteumSalzburgwar(vgl.Bernhofer2015),basiertaufderGroundedTheoryMethodology(GTM)nach StraussundCorbin.(vgl.Straussetal.1996)DerexplorativeCharakterdieserStudiewurdedurchdieVorgehensweise der GTM gewinnbringend unterstützt, da vor allem das empirische Datenmaterial als Ausgangspunkt verwendet wurde. Mit Hilfe von narrativen Gruppen- und Einzelinterviews wurden SchülerinnenundSchülerausderSekundarstufe2imAlterzwischen15und18JahrennachKonzertbesuchenbezüglichihrerErinnerungenandasKonzerterlebnisbefragt.BeidenKonzertbesuchenbeschränktemansichauf dieklassischeVeranstaltungsform,wasbedeutensoll,dassnurKonzertemitklassischenOrchesternintraditionellenKonzerthäusernundProgrammderletzten250JahrefürdieseUntersuchungbesuchtwurden. Die Auswertung der Interviews erfolgte auf Basis des Grounded Theory Codings (vgl. ebd.) und führte zu interessantenErgebnissen. DieErgebnissezeigeneineimmenseVielfaltanunterschiedlichenErfahrungsbereichen(z.B.sozialesErlebnis,soziokulturellesErlebnis,körperlichesErlebnis,Musik-Erlebnis,...)welchesichzumTeilmitdenZielen desösterreichischenMusikerziehungs-LehrplansderAHSdecken,jedochauchweitüberdiesenedukativen Aspekthinausgehen. AlszentralesPhänomenkonntedurchdieDatenanalyseundInterpretationderErinnerungenderJugendlichendiePerturbationimZusammenhangmitdemKonzerterlebnisherausgearbeitetwerden.DieserBegriff derPerturbationentstammtdem,sichmitLernenundEntwicklungbeschäftigenden,Konstruktivismus(vgl. Krause2008:S.49)undsubsummiertalleStörungendergewohntenDenkmuster,welchedanninweiterer FolgezumLernenführenkönnen. DerBegriffPerturbationstammtvomlateinischenWort‚perturbatio‘abundwirdmit‚Verwirrung,Störung‘ übersetzt. Die Verwendung des Begriffs in der Musikpädagogik knüpft an die ursprüngliche, lateinische BedeutungvonStörungan.MartinaKrausebenenntPerturbationalseinenmöglichenSchlüsselbegriffder Musikpädagogik(vgl.Krause2008). AnknüpfendandaszentralePhänomenderPerturbationwurdenSubkategorienimSinnevonErlebnisbereichenentwickeltunddamitinVerbindunggebracht.AlszentralesErgebniswurdeeintheoretischesModellzudenErlebnisbereichenvonJugendlicheninKonzertveranstaltungenentwickelt. NebenderDarstellungderErgebnissederStudiesollvorallemdiemethodischeVorgangsweise,dieGenese des Erhebungsinstruments sowie ein Ausblick für die weitere Nutzung des Theoriemodells thematisiert werden. Literatur Bernhofer,Andreas(2015):„…wiewennmaninsKinogeht,nurfürdieOhren…“.EineempirischeStudiezudenKonzerterlebnissenvonJugendlichen.Dissertation.UniversitätMozarteumSalzburg. Burland,Karen(Hg.);Pitts,Stephanie(Hg.)(2014):CoughingandClapping:InvestigatingAudienceExperience.Ashgate PublishingLimited:Farnham. Keuchel,Susanne(2011):Vom„HighTech“zum„LiveEvent“.EmpirischeDatenzumaktuellenKonzertlebenundden Einstellungen der Bundesbürger. In: Tröndle, Martin (Hg.) (2011): Das Konzert. Neue Aufführungskonzepte für eineklassischeForm.transcriptVerlag:Bielefeld. Krause,Martina(2008):PerturbationalsmusikpädagogischerSchlüsselbegriff?!.In:DiskussionMusikpädagogik.Ausgabe40/08.S.46-51. Neuhoff, Hans (2008): Konzertpublika. Sozialstruktur, Mentalitäten, Geschmacksprofile. Deutsches Musikinformationszentrum. Deutscher Musikrat. Online unter: http://www.miz.org/static_de/themenportale/einfuehrungstexte_pdf/03_KonzerteMusiktheater/neuhoff.pdf (8.1.2015) Schlemmer,Kathrin;James,Mirjam(2011):Klassik,neinDanke?DieBewertungdesBesuchsvonklassischenKonzertenbeiJugendlichen.In:Lehmann-Wermser,Andreas(Hg.):BeiträgeempirischerMusikpädagogik.Vol.2,No.1. 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BendikFredriksen,NorwegianAcademyofMusic Musicteacherattritionandschoolculture ThebasisforthispaperismyongoingPhD-projectaboutmusicteacherattritioninNorway,where(asin othercountries)lackofqualifiedmusicteachersisagrowingconcern,andalargeportionoftheteachers whoteachmusichaslittleornoformalqualification.Theresearchquestionforthedissertationis:Whydo teachersquitteachingmusic?Theempiricalmaterialconsistsofsemi-structuredinterviewswithteachers withformalqualificationinmusicwhohaveleftmusicteachingwhollyorinpart,butstillworkasteachers. The informants were recruited through my own network, and by an inquiry on teachers’ forums on Facebook.Thenumberofconductedinterviewsiscurrentlyseven.ByinvestigatingthisgroupofteachersI aimtodrawfocustotheexperienceofteachingmusicinNorwegiancompulsoryeducation,byelucidating bothpersonalandcontextualfactorscausingthemtoleavethemusicsubject.Thelatterofthesetwowill bethemaintopicforthispaper. Iwillemploynarrativeanalysis(Polkinghorne,1995)asaninterpretationoftheinterviews,thatretainsthe meaningpresentedintheinterviews,andstructurestheinformationtemporally,showingthedevelopment leadingtoattritionfromapersonal,inside-outperspective.ToidentifyanddescribethecontextualfactorsI will utilize discourse analysis (Winther Jørgensen & Phillips, 2002). My main interests are discursive struggle, how different discourses are struggling for hegemony, e.g. how discourses of New Public Managementandinternationalassessmentarecolonizingtheschool;andhowtheteachersrelatetothe variousdiscourses. Thechoiceofthesemethodsrestsinmyepistemologicalfoundationinthephilosophicalhermeneuticsof Gadamer(2004)(withsomealterations),whichemphasizeslanguageasthemediumofunderstanding,and understandingasalwaysguidedbypre-understanding.AsaformermusicteacherIapproachthefieldwith significantpre-understanding,andanimportanttaskwillbetochallengemyprejudices,andlettingmyself beaddressedbythematerial.Onewayistoincludemyselfinthenarratives(see:deVries,2014)andput someofmyprejudicesondisplay.Bothmethodsinvolveinterpretation,andasIamclosetoseveralofthe discoursesathand,interpretationandunderstandingwillbe,inGadamer’swords,afusionofmyhorizon withthatofthematterIinvestigate.IndiscourseanalysisasinGadamer’shermeneutics,thegoalisnotto findoutwhatpeoplereallymean,wecanonlyunderstandwhatispresentinlanguage/discourse(Winther Jørgensen&Phillips,2002,p.21). On the sociological level, I draw on performance theory, more specifically the work of Jon McKenzie. In PerformorElse(McKenzie,2001),McKenzieclaimsthatweareenteringaworldwhereperformanceisthe guiding principle, a description I find appropriate for the present educational climate. The paradigm of performancealsoemphasizesthenotionofculturalidentity–identityassociallyconstituted,whichIfind highlyrelevantforthecontextofthispaper. Intheresearchonattritionamongmusicteacherstherearefactorsrelatedtothetrainingandbackground of the teachers, especially the question of skill and knowledge for teaching music, and the teachers’ confidence/self-efficacy for teaching music (Hammel, 2012; Hennessy, 2000; Holden & Button, 2006). In addition, there are factors emanating from the working environment of the teachers, of which lack of administrativesupportandproblemswithclassroommanagementarethetwomostsalient(Bladh,2002; Hancock, 2008). Other aspects mentioned in the literature are: the low status of the music subject, high workload,burnout,isolation,salary,noise,andinsufficientresourcesandfacilities(Bailer,2009;Hamann& Gordon, 2000; Sindberg, 2011). In my interviews several of these factors appear repeatedly and will be presentedinsomedetail,withanemphasisonthoseemergingfromtheschoolculture. All of the above-mentioned factors lead to attrition by causing dissatisfaction. On the other hand, employeesquitbecauseoftheprospectofabetterjob.Thisisessentialformyinformants’desiretoleave music teaching, as they find teaching other subjects preferable to (just) teaching music, just as much as they find teaching music challenging. In my paper I will present how the teachers are socialized into the school culture, and how being a music teacher puts them at odds with the dominating school discourse. The socialization in the school also brings forward an identity shift from “music teacher” to “teacher”. Previousresearchhasdescribedthediscrepancybetweenmusicteachereducationandtherealitiesinthe schools,causingidentityconflicts(Bouij,2004);andinmyinterviewsIalsofindthatbeingafull-timemusic teacherisincompatiblewithmyinformants’ownidealofateacher. References Bailer, Noraldine (Ed.). (2009). Musikerziehung im Berufsverlauf : eine empirische Studie über Musiklehrerinnen und Musiklehrer.Wien:UniversalEd. Bladh, Stephan. (2002). Musiklärare - i utbildning och yrke: en longitudinell studie av musiklärare i Sverige [Music teachers - in training and work: a longitudinal study of music teachers in Sweden] (Vol. nr 71). Göteborg: Musikhögskolan,Göteborgsuniversitet. Bouij,Christer.(2004).TwoTheoreticalPositionsontheSocializationofMusicTeachers.Action,Criticism&Theoryfor MusicEducation,3(3). deVries,Peter.(2014).NarrativeInquiry.InK.Hartwig(Ed.),ResearchMethodologiesinMusicEducation.Newcastle uponTyne:CambridgeScholars. 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Eine empirische Studie zum Einfluss vonMotivation,Instrumentalpraxis,pädagogischerSelbstreflexion,Lehrerfahrung und Lehrplanorientierung auf die Kompetenzorientierung von Lehrerinnen und LehrernimMusikunterricht HintergrundundFragestellung InderempirischenSchulforschungfindenStudienzurUnterrichtsqualitätundzuMerkmalenkompetenten Lehrerhandelns zunehmend Beachtung (Hattie, 2015). Merkmale und Aussagen der Lehrperson sind im KontextvonMehrebenenanalysen(Schüler,Klassen,Schulenusw.)einwesentlichesKriteriumzurOperationalisierung der Klassenebene (Seidel, 2011). Im Zusammenhang mit der Klassenebene werden LehrermerkmalebislangvorallemamBeispieldesMathematikunterrichtsbzw.desnaturwissenschaftlichenUnterrichtserforscht(Kiel,2011).InderMusikpädagogikliegendazukaumempirischeStudienvor. Mit Blick auf spätere (Mehrebenen-)Forschungen zielt unsere vorliegende Studie zunächst auf eine BeschreibungundAnalyseunterrichtsrelevanterMerkmalevonMusiklehrinnenund-lehrernab.DieAuswahl der Variablen bemisst sich an einer Fundierung durch Angebots-Nutzungs-Modelle des Unterrichts (Helmke, 2015) und der Theorie des Subjektorientierten Musikunterrichts (Harnischmacher, 2012). Unser Forschungsinteresse konzentriert sich dabei auf die Kompetenzorientierung von Musiklehrerinnen und lehrernundWirkzusammenhängemitweiterenVariablen. Kompetenzorientierung definieren wir kurz gefasst als unterrichts- und outputbezogene Zielvorstellungen von Musiklehrkräften. Das Wissen um Ziele und deren Transformation in schülerorientierte LerngelegenheitenisteinwesentlicherIndikatorfachdidaktischerKompetenz(Bromme,1997).IneinemtheoriegeleitetenAnsatz(vgl.dazuauchBaumert&Kunter,2006,S.493)unterscheidenwirvierinterdependenteBereichederKompetenzorientierung:Reflexionskompetenz(DenkenüberMusik),Handlungskompetenz(musikbezogeneTätigkeiten),SozialeKompetenz(FähigkeitseinschätzungimsozialenKontext)undPsychomotorischeKompetenz(DenkeninMusik)(Harnischmacher,2012;Carmichael&Harnischmacher,2015). Zur Vorhersage der Kompetenzorientierung (abhängige Variable) sind in unserer Studie folgende Prädiktorenvorgesehen: – Motivation musikpädagogischen Handelns ist ein mehrdimensionales Konstrukt generalisierter ErwartungenzurSelbstwirksamkeit,Kontrollüberzeugung,ExternaleHandlungshemmungundZielorientierung (Hofbauer&Harnischmacher,2013). – Als Alternative zum „Fachwissen“ untersuchen wir die instrumental-künstlerische Praxis, operationalisiertalsGradderaktuellenBeschäftigungmitdemInstrumentalspiel. – Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Selbstreflexion des eigenen pädagogischen Handelns gehört für Andreas Helmke zu den Schlüsselbedingungen für nachhaltigen Unterrichtserfolg (Helmke, 2015, S. 116, Harnischmacher,2012). – Lehrerfahrung meint die Jahre des Unterrichtens. Der zeitliche Faktor spielt in der Expertiseforschung neben dem deliberate practice-Ansatz eine entscheidende Rolle zur Erklärung von pädagogischem Expertisehandeln(Berliner,2001). – LehrplanorientierungerfasstalsSkaladieSelbsteinschätzungenderRelevanzundNutzungvonmusikbezogenenLehrplänenfürdeneigenenMusikunterricht. Methode Derzeit führen wir mit einem pilotierten Fragebogen eine deutschlandweite Onlinebefragung von MusiklehrkräftenanGymnasiendurch.AufgrundderfolgendenWertevonCronbachsAlphaimPretest(N=123) erwarten wir reliable Messungen in der Hauptuntersuchung: Kompetenzorientierung .89, Motivation .91, Lehrplanorientierung.86,Instrumentalpraxis.72,Selbstreflexion.84.DieSkalenzurMotivationundKompetenzorientierungsindaufhttp://www.fem-berlin.de/dokumentiert.InderanschließendenAnalysesolleninkonfirmatorischenFaktorenanalysenundStrukturgleichungsmodellenmöglicheWirkzusammenhän- ge der unabhängigen Variablen (Motivation, Instrumentalpraxis, Selbstreflexion, Lehrerfahrung und Lehrplanorientierung) und deren Vorhersagewert für die Kompetenzorientierung von Musiklehrer*innen geprüftwerden. Literatur Baumert,J.,&Kunter,M.(2006).Stichwort:ProfessionelleKompetenzvonLehrkräften.ZeitschriftfürErziehungswissenschaften,9(4),469–512. Berliner, D. C. (2001). Learning about and learning from expert teachers. International Journal of Educational Research,35,463–482. Bromme,R.(1997).Kompetenzen,FunktionenundunterrichtlichesHandelndesLehrers.InF.E.Weinert(Hrsg.),PsychologiedesUnterrichtsundderSchule(Bd.3,S.177–212).Göttingen:Hogrefe. Carmichael,M.,&Harnischmacher,C.(2015).Ichweiß,wasichkann!EineempirischeStudiezumEinflussdesmusikbezogenen Kompetenzerlebens und der Motivation von Schülerinnen und Schülern auf deren Einstellung zum Musikunterricht.InA.Niessen&J.Knigge(Hrsg.),TheoretischeRahmungundTheoriebildungindermusikpädagogischenForschung(S.177–198).Münster:Waxmann. Harnischmacher, C. (2012). Subjektorientierte Musikerziehung. Eine Theorie des Lernens und Lehrens von Musik. (2. Aufl.).Augsburg:Wißner. Hattie,J.(2015).Lernensichtbarmachen(3.erw.).Baltmannsweiler:Schneider. Helmke,A.(2015).UnterrichtsqualitätundLehrerprofessionalität.Diagnose,EvaluationundVerbesserungdesUnterrichts(6.Aufl.).Seelze-Velber:Klett/Kallmeyer. Hofbauer,V.C.,&Harnischmacher,C.(2013).DasSchulmusikstudiummachtmichkrank.EineempirischeStudiezum Vorhersagewert der Motivation musikpädagogischen Handelns auf Burnout bei Schulmusikstudierenden. In A. Lehmann-Wermser & M. Krause-Benz (Hrsg.), Musiklehrer(-Bildung) im Fokus musikpädagogischer Forschung (Bd.34,S.13–28).Münster:Waxmann. Kiel,E.(2011).ForschungzumLehrerhandeln.InE.Terhard,H.Bennewitz,&M.Rothland(Hrsg.),HandbuchderForschungzumLehrerberuf(S.748–754).Münster:Waxmann. Seidel,T.(2011).LehrerhandelnimUnterricht.InE.Terhart,H.Bennewitz,&M.Rothland(Hrsg.),HandbuchderForschungzumLehrerberuf(S.605–629).Münster:Waxmann. ValerieKrupp-Schleußner,HochschulefürMusik,TheaterundMedienHannover Wannistmusikalisch-kulturelleTeilhabegelungen?EinetheoretischeundempirischeBetrachtungvordemHintergrunddescapabilityapproach DieempirischeForschungzurTeilhabeanMusikkulturimKindes-undJugendalterwidmetsichvielfältigen Themen und Fragestellungen (Liebau 2013). Insbesondere wenn die Evaluation musikalischer BildungsangeboteoderauchdieFragenachgelungenerTeilhabeimFokusstehen,werdendreiAspekteoffenbar:Erstens wird die Teilhabe an Hochkultur als schon fast orthodoxe Norm für gelungene Teilhabe betrachtet (Watts 2011). Dies wird unter Umständen der komplexen Realität jugendlicher Auseinandersetzung mit Musiknichtgerecht(Lehmann-Wermser&Krupp2014).ZweitenswirdeinesimpleDichotomievonteilhabenundnichtteilhabenangenommen,wobei,zugespitztformuliert,ersterespositivundletzteresnegativ gewertetwird(Buschetal.2012;Gouzouasis2007;Heinrichs2012).DrittenswirdbesondersinderquantitativenTeilhabeforschungdiePerspektivederTeilhabendenselbstnichtindieEvaluationmiteinbezogen (Kröneretal.2009). EinederartigeBetrachtungderTeilhabeanMusikkulturliefert,ebensowiedieWirkungsforschung,wichtigeErgebnissefürdiePlanungundDurchführungvonBildungsangeboten.Allerdingsistfraglich,obaufdiese Weiseerfasstwerdenkann,obKinderundJugendlichedieTeilnahmeanmusikalisch-kulturellenAktivitäten alsintrinsischwertvollenBestandteilihrereigenenLebensführungerachten. DerVortragwidmetsichderFrage,wiedieTeilhabeanMusikkulturempirischsobeschriebenundbeurteilt werdenkann,dasskeineVerengungaufHochkulturerfolgtundwieunterderEinbeziehungderindividuellen Perspektive der Teilhabenden differenzierte Teilhabeprofile gebildet werden können, anhand derer TeilhabeundihreBedingungenuntersuchtwerdenkönnen. DietheoretischeBasishierfürbietetdercapabilityapproach,derseitEndeder70erJahredurchdenindischenPhilosophenAmartyaSenentwickeltwird(Sen1979,1998,2012).ImZentrumdesAnsatzesstehtdie FragenacheinergelingendenLebensführung.SowirdTeilhabealsdasErgebniseinesZusammenspielsvon Ressourcen, Rechten und Umwandlungsfaktoren betrachtet, wobei letztere notwendig sind, um RessourcenundRechteintatsächlicheTeilhabeumzuwandeln.Bildungsangebotekönnenbeispielsweisealsgesellschaftliche Umwandlungsfaktoren eingeordnet werden (Otto & Ziegler 2012; Saito 2003, Walker 2005). TeilhabeergebnisseberuhenaußerdemaberaufindividuellenZielvorstellungen.StimmenindividuelleTeilhabeergebnissemitindividuellenZielvorstellungenüberein,sosolltedarauseinpositivesWellbeing(allgemeinoderdomänenspezifisch,alsoaufMusikbezogen)resultieren(Sen2012).HypothetischwerdendementsprechendvierProfilederTeilhabeanMusikkulturerwartet: 1:hoheTeilhabe– hohesdomänenspezifischesWellbeing 2:niedrigeTeilhabe– hohesdomänenspezifischesWellbeing 3:hoheTeilhabe– niedriges domänenspezifisches Wellbeing 4:niedrigeTeilhabe– niedriges domänenspezifisches Wellbeing Die Datengrundlage für die Analysen stammt aus der Studie Wirkungen und langfristige Effekte musikalischer Angebote (WilmA), die von 2013-2016 als Kooperationsprojekt der Hochschule für Musik, Theater undMedien,HannoverundderUniversitätHamburgdurchgeführtwurde.Insgesamtwurden886SchülerinnenundSchülerperFragebogenbefragt.DiehierrelevantenDatenumfassendieTeilnahmederBefragtenamProgrammJedemKindeinInstrument,dieaktuellausgeübtenmusikalischenAktivitäten,dieBedeutung von Musik für die Kinder und Eltern, sowie das allgemeine und das domänenspezifische Wellbeing (vgl. Al-Janabi et al. 2012; Cummins et al. 2003; International Wellbeing Group 2013; Ootegem & Verhofstadt2012). Eszeigtsich,dasssichanhanddesVerhältnissesdermusikalisch-kulturellenAktivitätenunddesdomänenspezifischenWellbeingsauchempirischdievierhypothetischpostuliertenTeilhabeprofileabbildenlassen. DiesuntermauertdietheoretischenAnnahmenundimpliziert,dassNicht-TeilhabeoderauchderDropout aus musikalischen Bildungsangeboten sehr viel differenzierter betrachtet werden müssen und nicht ausschließlichaufvorhandeneodernichtvorhandeneRessourcenzurückgeführtwerdendürfen. Mithilfe multinominaler Regressionsanalysen wird schließlich weitergehend untersucht, welche Faktoren zurZugehörigkeitzueinerbestimmtenGruppebeitragen.Sozeigtsichbeispielsweise,dassdieBedeutung vonMusikfürdieKinderindenProfilen1und3(hoheTeilhabe)deutlichhöheristalsindenProfilen2und 4(niedrigeTeilhabe),währenddasallgemeineWellbeingindenGruppen1und2(hohesdomänenspezifischesWellbeing)größeristalsindenGruppen3und4(niedrigesdomänenspezifischesWellbeing). Wird rückblickend dann die Frage gestellt, welche Faktoren zu einem hohen domänenspezifischen Wellbeingbeitragen,sozeigtsich,dassinsbesonderedieTeilnahmeanformalenBildungsangebotenhiereinen positivenBeitragleistet,währendkeinZusammenhangmiteinemhohenMaßaninformellenPraxeneinher geht. DieErgebnissesowiedieRelevanzvonBildungsangebotenwieJeKiwerdenabschließendvordemHintergrundderAnnahmendescapabilityapproachinterpretiertundeingeordnet. 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Dieser Kurzfilm gehört notwendigmiteinemTextzusammen(diesogenannteComplementaryInformation,kurzCI),derdieAuswahl dergezeigtenSzenenunddieeingesetztenGestaltungsmittelbegründetundergänzt(vgl.Wallbaum2016 i.V.)1.Shortfilm(ASF)undComplementaryInformation(CI)werdendabeialsinterdependentverstanden.In den untersuchten Settings wird der Analytical Short Film derart eingesetzt, dass Studierende selbst ASFs aus einer mit mehreren Kameras gefilmten Unterrichtsstunde schneiden und die entsprechende Erläuterung(CI)verfassen.DieErgebnissewerdenimSeminarplenumvorgestelltunddiskutiert.ZweibisdreiresümierendeGruppendiskussionengliederndenSeminarverlaufeinesSemesters: GruppendiskussionII:„Ist daseineguteMusikstunde undwarum?“(ggf.) • Unterrichtsstundeim Seminaransehen GruppendiskussionI:„Ist daseineguteMusikstunde undwarum?“ • ErstellendeserstenASFs +CIausderPerspekove: Qualitätenund Problemfelderder Stunde? • Vorstellenund Diskuoerendesersten ASFs+CIimSeminar • LektüreundDiskussion vonTextenzur musikdidakoschen Theorie,welchepassend zurStundeausgewählt wurden • Erstellendeszweiten ASFs+CIausder Perspekoveeiner musikdidakoschen Theorie • Vorstellenund Diskuoerendeszweiten ASFs+CIimSeminar GruppendiskussionII/III:„Ist daseineguteMusikstunde undwarum?“ Abbildung1:GrobeDarstellungdesSeminarverlaufs Hintergrund des Beitrags ist eine seit September 2015 laufende wissenschaftliche Begleitforschung des Instituts für Musikpädagogik der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig,welchevomSMWKSachsenimRahmendesProjekts„VideocampusSachsen“gefördertwird2.Im Rahmen dieses qualitativ angelegten Forschungsprojekts werden basierend auf Überlegungen der GroundedTheory(Strauss1998;Charmaz2011)Seminare,welchedenAnalyticalShortFilmalszentraleMethode einsetzen, an verschiedenen Hochschulen untersucht. Aus der in den Gruppendiskussionen Kontroversen anregendenFrage,obessichum‚gutenMusikunterricht’handelt(vgl.Wallbaum2010),ergibtsich,kombiniert mit dem Professionalisierungsaspekt Reflexionsniveau (Roters 2012), die zentrale Fragestellung des Forschungsprojekts:WieentwickeltsichdieArgumentationvonStudierendenzurThematik„guterUnterricht“durchdenEinsatzderMethodedesAnalyticalShortFilms?TeilaspektedieserFragestellungsindunter anderen die Entwicklung individueller Sichtweisen auf Unterricht sowie der Diskussionsstrukturen in denSeminaren. 1 DieMethodewurdeunterderdamaligenBezeichnung„MusicPedagogicShortcut“erstmaligbeiWallbaumundPrantl2014vorgestellt. 2 NähereInformationenzumgesamtenForschungsprojektunterhttp://blogs.hrz.tu-freiberg.de/videocampus/. Obwohl Videotechnik in der Lehre vermehrt zum Einsatz kommt, ist der aktive Einsatz von Video durch Studierende in der universitären Lehre noch kaum entwickelt (Kaltura Inc. 2015, S. 1). Aber seit einigen Jahren wird das Potential eines „active usage of video [, that] creates new potential for advanced knowledgebuilding“prognostiziert(Zahnetal.2009,S.596).IneinerStudiezueinerMethode,dieÄhnlichkeiten mitASFsaufzeigt(Peaetal.2004),wurdederenNutzeninsbesondereinderkollaborativenVideoanalyse gezeigt(PeaundLindgren2008,S.6).AufdieEntwicklungderProfessionalisierungvonLehramtsstudenten durchReflexionundderenZusammenhangmitderArgumentationsweiseStudierenderwirdvielfachBezug genommen (Roters 2012; Schratz 2011; Wyss 2013). Studien, welche diesen Sachverhalt in Bezug auf die Bearbeitung von Videomaterial in der Lehrerbildung untersuchen sind uns nicht bekannt. Kriterien guten UnterrichtswerdenzwarausallgemeinpädagogischerPerspektiveverhandelt(vgl.z.B.Meyer2014),inder Musikpädagogik bleiben sie jedoch Gegenstand kontroverser Diskussion (Wallbaum 2010). Aufgrund der Forschungslage wurde, nicht zuletzt um auch Kontextbedingungen ausreichend zu berücksichtigen (vgl. Niessen 2015, S. 22), zugunsten einer explorativen Herangehensweise auf einen standardisierten Ansatz verzichtet. Die im Zentrum der Seminare stehenden Unterrichtsstunden stammen aus von uns erhobenem Material, dasindiesemJahrveröffentlichwerdensoll3.DieSeminarteilnehmersindStudierendeimLehramtMusik fürdieSekundarstufeim3.oder4.Studienjahr.WieinAbb.1ersichtlich,werdenimVerlaufderStudiepro Seminar zwei bis drei Gruppendiskussionen aufgenommen sowie Protokolle im Sinne teilnehmender BeobachtungundweiteresMaterialwieTafelbilder,SeminarunterlagenundProduktederStudierenden(u.a. dieASFsinklusivederCI)erhoben.DarüberhinauswerdenmittelseinesselbsterstelltenFragebogensKontextdaten zu den Studierenden in die Studie einbezogen. Das Material wird in Orientierung an Verfahren derGroundedTheory(Strauss1998)aufdieEntwicklungvonGruppenmeinungen(vgl.Vogl2014;Bogner 2009)zurThematik„GuterMusikunterricht“untersucht.DiehierinaufgestelltenThesenwerdenschließlich unter Bezug auf das weitere erhobene Material validiert. Erste Ergebnisse aus Erhebungen im Wintersemester2015/2016zeigen,dasssichdurchEinsatzderMethodedesAnalyticalShortFilmsdieArgumentationsweise der Studierenden von einer oberflächlichen über eine interpretierende hin zu einer theoretisch fundiertenBetrachtungvonUnterrichtsgeschehenaufVideoentwickelt(WallbaumundPrantl2016). ImBeitragsollnacheinerknappenDarstellungderIdeedesAnalyticalShortFilmszunächstderForschungsgegenstand sowie die Forschungsmethodik dargelegt werden, um anschließend die Ergebnisse des ForschungsprojektsmiteinemAusblickzupräsentieren. Literaturverzeichnis Bogner, Alexander (Hg.) (2009): Experteninterviews. Theorien, Methoden, Anwendungsfelder. 3., grundlegend überarb.Aufl.Wiesbaden:VSVerl.fürSozialwiss;Verl.fürSozialwiss. Charmaz,KathyC.(2011):DenStandpunktverändern:MethodenderkonstruktivistischenGroundedTheory.In:GünterMeyundKatjaMruck(Hg.):Groundedtheoryreader.2.aktualisierteunderweiterteAufl.Wiesbaden:VSVerlagfürSozialwissenschaften,S.107–216. Kaltura Inc. (2015): The State of Video in Education 2015. AKaltura Report. Kaltura Inc. Online verfügbar unter http://site.kaltura.com/Kaltura_Survey_State_of_Video_in_Education_2015.html, zuletzt geprüft am 28.04.2016. Meyer,Hilbert(2014):WasistguterUnterricht?10.Auflage.Berlin:CornelsenScriptor. Niessen,Anne(2015):ZuFunktionundVerhältnisvonBewertungsmaßstäbeninmusikpädagogischerEvaluationsforschung.In:DiskussionMusikpädagogik(68),S.21–26. Pea,R.;Mills,M.;Rosen,J.;Dauber,K.;Effelsberg,W.;Hoffert,E.(2004):Thediverproject.Interactivedigitalvideo repurposing.In:IEEEMultimedia11(1),S.54–61.DOI:10.1109/MMUL.2004.1261108. 3 Dabei handelt es sich um 8 Unterrichtsstunden aus sieben Ländern, welche vergleichbar dem Setting von Wallbaum 2010 auf DVDsmitmehrerenVideowinkeln,Ton-undUntertitelspurensowieergänzendemMaterial(InterviewsmitSchülernundLehrern, Unterrichtsmaterial,etc…)inWallbaum2016i.V.veröffentlichtwerden. Pea,Roy;Lindgren,Robb(2008):VideoCollaboratoriesforResearchandEducation:AnAnalysisofCollaborationDesign Patterns. In: IEEETransactions on Learning Technologies 1 (4), S. 235–247. Online verfügbar unter https://www.computer.org/csdl/trans/lt/2008/04/tlt2008040235.pdf,zuletztgeprüftam28.04.2016. Roters,Bianca(2012):ProfessionalisierungdurchReflexioninderLehrerbildung.EineempirischeStudieaneinerdeutschen und US-amerikanischen Universität. Zugl.: Bielefeld, Univ., Diss., 2011. Münster u.a.: Waxmann (Studien zurInternationalundInterkulturellVergleichendenErziehungswissenschaft,12). Schratz,Michael(Hg.)(2011):PädagogischeProfessionalität:querdenken-umdenken-neudenken.Impulsefürnext practiceimLehrerberuf.1.Aufl.Wien:Facultas.WUV. Strauss, Anselm L. (1998): Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Datenanalyse und Theoriebildung in der empirischensoziologischenForschung.2.Aufl.München:Fink(UTB,1776). Vogl,Susanne(2014):Gruppendiskussion.In:NinaBaurundJörgBlasius(Hg.):HandbuchMethodenderempirischen Sozialforschung.Wiesbaden:SpringerFachmedienWiesbaden,S.581–586. Wallbaum,Christopher(Hg.)(2010):PerspektivenderMusikdidaktik.dreiSchulstundenimLichtderTheorien.Hildesheim[u.a.]:Olms(Schriften/HochschulefürMusikundTheater"FelixMendelssohnBartholdy",Leipzig,3). Wallbaum,Christopher(Hg.)(2016i.V.):InternationalComparisonofMusicLessonsonVideo.Hildesheim,Zürich,New York:GeorgOlms. Wallbaum,Christopher;Prantl,Daniel(2014):TheMusicPedagogicShortcut.AMethodforEstablishingInternational DiscourseaboutMusicLessons.SecondWorkshopoftheFederalMinistryofEducationandResearch"InternationalPerspectivesofResearchinArtsEducation".Düsseldorf,17.09.2014. Wallbaum,Christopher;Prantl,Daniel(2016):THEANALYTICALSHORTFILMINTEACHERTEACHING.Whatdostudents “learn”whencuttingashortfilmaboutamusiclessononvideo?PreliminaryResults.24thEASConferenceinVilnius,Lithuania.EuropeanAssociationforMusicinSchools.Vilnius,18.03.2016. Wyss,Corinne(2013):UnterrichtundReflexion.EinemehrperspektivischeUntersuchungderUnterrichts-undReflexionskompetenzvonLehrkräften.Münster,Westf:Waxmann(EmpirischeErziehungswissenschaft,44). Zahn,C.;Krauskopf,K.;Hesse,F.W.;Pea,R.(2009):ParticipationinKnowledgeBuilding"Revisited":ReflectiveDiscussion and Information Design with Advanced Digital Video Technology. In: Procedings of "Computer-Supported Collaboratie Learning" 09. CSCL-09. Rhodes, Greece, 8. - 18.06.2009, S. 596–600. Online verfügbar unter http://web.stanford.edu/~roypea/RoyPDF%20folder/A155_CSCL09_Zahn_etal.pdf, zuletzt geprüft am 28.04.2016. ConstanzeRora,HochschulefürMusikundTheater„FelixMendelssohnBartholdy“Leipzig MusikalsPraxisausdemBlickwinkeleiner‚PhänomenologiederPartizipation’ Den Begriff ‚Phänomenologie der Partizipation’ übernehme ich von Jan Söffner (2014). Er fasst mit ihm Ansätze zusammen, in denen es um Formen verkörperter Kommunikation geht wie zum Beispiel in dem Ansatzdes‚participatorysensemaking’vonDeJaegher/diPaolo(2007)undinÜberlegungenzur‚second personinteraction’vonGallgher/Zahavi(2008).SöffnerverwendetdieseAnsätze,umeinen,wieerfindet, bislangnichtausreichendthematisiertenundberücksichtigenAspektderLiteraturbetrachtungzufokussieren:dieMöglichkeit,einenTextnichtzuerklären,sondern„mitihmzutanzen“oderauch,ihn„zubewohnen“.DiemetaphorischeSprache,indieerseinAnliegenanvielenStellenfasst,hatihreBegründungdarin, dass er eine nicht-gegenständliche Sinndimension thematisiert, die sich gegenüber sprachlicher Fixierung widerständigzeigt. Was für die Literatur eine ungewohnte Herangehensweise ist, scheint für die Betrachtung von Musik zunächstwenigÜberraschendeszutagezufördern.DenndassMusikalsperformativeKunstundinsbesondere,dassMusizieren/SingensituativeSinnvollzügehervorbringt,lässtsichaus(musikpädagogischen)Argumentationenherauslesen,dieMusikalsPraxisreflektieren.(Elliott(1995),Small(1998),Kaiser(2001),Vogt (2004)Green(2008)Wallbaum(2010)etc.) Mein Beitrag will die Bezüge und Differenzen zwischen praxialen musikpädagogischen Ansätzen und der „Phänomenologie der Partizipation“ herausarbeiten. Im Mittelpunkt der hermeneutischen Untersuchung stehendabeidiemusikpädagogischenBezugspunktedesUsuellen(sowieauchdesImplizitenundInformellen) und der Interaktion. Diese gilt es zu entfalten und in ihrem jeweiligen konzeptionellen Kontext zu exemplifizieren.(ÜberdieobengenanntenAnsätzehinaus,werdenggf.weitereeinbezogen.)WelcheBedeutungwirddenvonder„PhänomenologiederPartizipation“besondershervorgehobenensubpersonalen Abstimmungsprozessen zwischen den Beteiligten in den musikpädagogischen Argumentationen zugemessen,die–ungeachtetihresInteressesanderPraxis–dochvorallemauchaufdieErmöglichungverbaler Reflexion und Urteilsfähigkeit zielen? Welchen Stellenwert haben Embodiment Phänomene wie z.B. SynchronisationundEntrainmentindenvorgefundenenSichtweisenauf(musikalische)Interaktion? MitderUntersuchungsolldiemusikpädagogischePerspektiveaufdenPartizipationsbegriffumdenAspekt leiblichen‚Mit-Handelns’(Söffner)erweitertwerden.WieGeuen/Orgass(2007)zeigen,gehtesbeieiner partizipativen Gestaltung musikalischer Lehr-Lernsituationen um Dreierlei: die Beteiligung der Lernenden an der Konstituierung des musikalischen Gegenstandes, am Programm ‚Kultur’ und an den didaktischen Entscheidungen.DiePerspektivedes ‚Mit-Handelns’setztdieseStrukturierungnichtaußerKraft,sondern differenziertsiedurchdieFragenachMöglichkeiteneiner(überTeilnahmehinausgehenden)Teilhabe,die sichaufderEbenenicht-sprachlicherInteraktionrealisiert. Literatur Elliott,DavidJ.(1995):MusicMatters.ANewPhilosophyofMusicEducation,NewYork/Oxford1995. Geuen, Heinz & Orgass, Stefan (2007): Partizipation - Relevanz - Kontinuität: Musikalische Bildung und KompetenzentwicklunginmusikdidaktischerPerspektive(BerichteausderPädagogik). Green,Lucy(2008):Music,InformalLearningandtheSchool:ANewClassroomPedagogy.Aldershot(Hampshire). Kaiser, Hermann J. (2001): Auf dem Wege zu verständiger Musikpraxis, in: Musik – unsere Welt als andere. PhänomenologieundMusikpädagogikimGespräch,hrsg.v.KarlHeinrichEhrenforth,Würzburg.S.85–97. Small,Christopher(1998):Musicking.TheMeaningsofPerformingandListening,Middleton,Ct. Söffner,Jan(2014):Partizipation.Metapher,Mimesis,Musik–unddieKunst,Textebewohnbarzumachen.Paderborn. DeJaegher,H.&DiPaolo,E.(2007):ParticipatorySense-Making:AnEnactiveApproachtoSocialCognition.In:PhenomenologyandtheCognitiveSciences,6(2007)4,S.485-507. Gallagher,S.&Zahavi,D.(2008):ThePhenomenalMind–AnIntroductiontoPhenomenologyandPhilosophyofMind. London. Vogt, Jürgen (2004): (K)eine Kritik des Klassenmusikanten. Zum Stellenwert Instrumentalen Musikmachens in der AllgemeinbildendenSchule.Zeitschriftf.kritischeMusikpädagogik.http://home.arcor.de/zf/zfkm/vogt7.pdf Wallbaum,Christopher(2010):WennMusiknurinerfüllterPraxiserscheint.ÄsthetischeundkulturelleKriterienfür die Untersuchung und Gestaltung von Musikunterricht. In: Ders. (Hg.): Perspektiven der Musikdidaktik. Drei SchulstundenimLichtderTheorien.Hildesheim2010,S.83-122. JohannesHasselhorn,TechnischeUniversitätDortmund EinflussvonGeschlecht,InstrumentalunterrichtundSchulformaufTestleistungen imBereichMusikpraxis.IstderTestzurErfassungmusikpraktischerKompetenzen (KOPRA-M)fair? Hintergrund Die Entwicklung standardisierter Testverfahren ist ein wichtiges Element empirischer Forschung. Nur bei Verwendung solcher Verfahren können Ergebnisse verschiedener Erhebungen direkt miteinander verglichenwerden.UmdieQualitätdiagnostischerUrteilegewährleistenzukönnen,solltenstandardisierteTestverfahren bestimmte Gütekriterien verbindlich einhalten (Häcker, Leutner & Amelang, 1998). Neben den bekannten Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität gibt es jedoch auch eine Reihe von häufigvernachlässigtenNebengütekriterienwieÖkonomie,Nützlichkeit,Zumutbarkeit,Unverfälschbarkeit undFairness(Hasselhorn&Gold,2013).BesondersdieTestfairnessistindenletztenJahrenimmerstärker indenFokusempirischerForschunggerückt(Schwabe&Gebauer,2015).EinTestistdannfair,wennerfür verschiedeneGruppenvergleichbarvalideist(Xi,2010).ImRahmenvonIRT-skaliertenTestverfahren(probabilistische Testtheorie) können sogenannte DIF-Analysen zur Überprüfung der Fairness einzelner Items eingesetztdurchgeführtwerden(Camilli,2006).Dabeiwirdüberprüft,obnebenderPersonenfähigkeitund derAufgabenschwierigkeitzusätzlicheinefestgelegteGruppenzugehörigkeitdieLösungswahrscheinlichkeit einerAufgabebzw.einesItemsbeeinflusst,wasimSinnederFairnessnichtderFallseinsollte. ImBereichderMusiksindderartigeAnalysenbereitsfürdieItemsdesKompetenztests„Musikwahrnehmenundkontextualisieren“durchgeführtundaufgrundvonauffälligenDIF-WerteneinzelneItemsausgeschlossen worden (Knigge, 2011; Jordan, 2014). Für die Items des Tests zur Erfassung musikpraktischer Kompetenzen(Hasselhorn,2015)stehteineÜberprüfungderTestfairnessnochaus. Methode Als Grundlage für statistische Analysen wurden Leistungsdaten des Tests zur Erfassung musikpraktischer Kompetenzenvon420SchülerinnenundSchülernderJahrgangsstufe9(MedianAlter =15Jahre)herangezogen. 43.8 % der Probanden waren männlich und 46.2 % erhielten Instrumentalunterricht. 31.0% der JugendlichenwurdeineinemmusischenGymnasiumbefragtundhattendaherwährendihrerSchulzeitinder weiterführendenSchuleerheblichmehrMusikunterrichterhaltenalsSchülerinnenundSchülervonGymnasienundRealschulen.ZurBeantwortungderFragenachderTestfairnessdesTestszurErfassungmusikpraktischerKompetenzenwerdenDIF-AnalysenmitderStatistiksoftwareConQuestdurchgeführt.Dabeiwerden drei potentiell relevante Gruppenunterscheidungen untersucht: Geschlecht, Teilnahme an außerschulischemInstrumentalunterrichtundSchulformmiterhöhterAnzahlanMusikstunden. ErgebnisseundDiskussion Erste Analysen zeigten, dass bezüglich aller drei Gruppenvariablen grundsätzliche Leistungsunterschiede vorliegen.SoerreichtenMädchenimMittelinallendreiDimensionenmusikpraktischerKompetenzenhöhereKompetenzwertealsJungen(dzwischen0.41und1.01).JugendlichemitaußerschulischemInstrumentalunterrichterzieltenbessereErgebnissealsJugendlicheohneExtraunterricht(dzwischen1.01und1.17) undSchülerinnenundSchülervonmusischenGymnasienperformtenbesseralsGleichaltrigevonanderen Schulformen(dzwischen0.81und0.96). Bezüglich der Frage nach der Testfairness wurden Modellvergleiche berechnet, in denen die Passung des ursprünglichen Modells der von Modellen, bei denen ein zusätzlicher DIF-Einfluss berücksichtigt wurde, gegenübergestellt wurde. Es zeigte sich, dass alle drei potentiellen DIF-Variablen einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Testergebnisse hatten. Dies kann als erster Hinweis darauf gesehen werden, dass DIF vorliegt und der Test möglicherweise das Nebengütekriterium der Fairness verletzt. Zur Absicherung dieserAussagemüssenweitereAnalysenaufItemebenedurchgeführtwerden,umherauszufinden,welche Items ursächlich für die ungünstigen DIF-Werte verantwortlich sind. Auf Basis dieser Erkenntnisse kann dann auf der Tagung diskutiert werden, inwiefern konkrete Gruppenunterschiede akzeptabel sind und in welchemAusmaßderTestzurWahrungderFairnessoptimiertwerdenmuss. Literatur Camilli,G.(2006).Testfairness.InR.Brennan(Hrsg.),Educationalmeasurement(4.Aufl.)(S.221–256).Westport,CT: AmericanCouncilonEducationandPraeger. Häcker, H., Leutner, D. & Amelang, M. (1998). Standards für pädagogisches und psychologisches Testen. Göttingen: Hogrefe. Hasselhorn, J. (2015). Messbarkeit musikpraktischer Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Entwicklung und ValidierungeinesKompetenzmodells.Münster:Waxmann. Hasselhorn, M. & Gold, A. (2013). Pädagogische Psychologie. Erfolgreiches Lernen und Lehren (3. überarb. Aufl.). Stuttgart:Kohlhammer. Jordan,A.K.(2014).EmpirischeValidierungeinesKompetenzmodellsfürdasFachMusik:Teilkompetenz„Musikwahrnehmenundkontextualisieren“.Münster:Waxmann. Knigge, J. (2011). Modellbasierte Entwicklung und Analyse von Testaufgaben zur Erfassung der Kompetenz „Musik wahrnehmenundkontextualisieren“.Münster:LIT Schwabe,F.&Gebauer,M.M.(2015).(Test-)Fairness–eineHerausforderunganstadardisierteLeistungsdiagnostik.In M.McElvany,M.M.Gebauer,W.Bos&H.G.Holtappels(Hrsg.),JahrbuchderSchulentwicklungBand17(S.217– 235).Weinheim:Beltz. Xi,X.(2010).Howdowegoaboutinvestigatingfairness?LanguageTesting,27(2),147–170. MichaelRappe&ChristineStöger,HochschulefürMusikundTanzKöln “I wanna do B-Boy moves, but I wanna be known as a B-Girl” BreakinglernenalsProzessderIdentitätskonstruktion 1 – Breaking2steht für eine Tanzpraxis, die als Teil der Hip Hop-Kultur auf eine mittlerweile über 40-jährige Traditionzurückblickt.AuchwennessichbisheuteumeinemännlichdominierteästhetischeDomänehandelt, waren Frauen und Mädchen von Anfang an daran beteiligt.Ihr Blick auf die Tanz- und Lernwelt des Breaking ist der Angelpunkt für die Überlegungen in diesem Beitrag. Er beleuchtet diese sich stark selbst regulierendePraxisalsOrtderdynamischenundintensivenAuseinandersetzungmitIdentität.Diefürdie Mädchen und Frauen „laute“ Differenzdimension männlich/weiblich drängt zum Aushandeln und treibt Lernprozessean,diesowohldenTanzstilalsauchdiePersonalsGanzesbetreffen.SiewirdmitdemEintritt indieSzeneeröffnetundbleibteinThemadurchdiegesamteEntwicklungeineseigenenStyles. MusikpädagogischrelevanterscheintzunächstdieWahrnehmungundBeschreibungsolcher vondenProtagonistenselbstinitiierterLern-undIdentitätsprozesseimkünstlerischenFeld.InHinblickaufeinengendersensiblenUnterrichtkönnteesbesonderslohnendsein,mehrdarüberzuerfahren,wiediesespezielle DifferenzdimensionzurLernchanceentwickeltwird. Der Beitrag entwickelte sich aus einem Forschungsprojekt, das als qualitative Studie auf Grundlage der GroundedTheoryMethodologyangelegtistundsichderFragewidmet,wieBreakingvomErstkontaktbis zur anerkannten Meisterschaft gelernt wird (Rappe/Stöger 2014, 2015). Die Basis bilden narrative InterviewsmitmehrerenGenerationenvonB-Boysund-GirlsvondenAnfängendieserTanzkulturinDeutschland bis zu heute 11-jährigen Schülern und Schülerinnen. Schon beim ersten Interview mit einem B-Girl wurdedasThemaGendersodeutlichangesprochenundalsEntwicklungsherausforderungartikuliert,dass sich ein näherer Blick darauf und die entsprechende Erweiterung des Samples auf Frauen verschiedener GenerationenundtänzerischerAusrichtungenanbot. Auf welchen Forschungsstand können sich die Überlegungen in diesem Beitrag beziehen? Eine explizite wissenschaftlicheAuseinandersetzungmitdemThema„BreakingundGender“stehtnochaus.Weitetman den Blick auf die Hip Hop-Kultur insgesamt, so werden dort zunächst in der angloamerikanischen und ab etwa2005auchinderdeutschsprachigenLiteraturFeminismusundGenderzunehmendaufgegriffen(z.B. Käckenmeister2008,Rose2008).Dabeiistzubeobachten,dassHipHopvonBeginnaneinerseitsrevolutionäreundemanzipativeAbsichtenverfolgteundingleichemMaßedurchgehendHierarchienundRollenbilder,insbesonderedieInszenierungeinerbestimmtenArtvonMännlichkeit,festigte(Grimm1998).Speziell für die Teildisziplin Breaking lassen sich einige Studien der Hip Hop Based Education finden, die auf GrundlagepädagogischerTheorienwiedercriticalpedagogyoderderculturallyresponsivepedagogyThematisierungen von Gender vornehmen, jedoch zumeist im Kontext von Race und Class (Perillo 2012). Bei den sonstigen Quellen handelt es sich in der Mehrzahl um Szeneberichte, oft in Form von(bearbeiteten) Interviews(z.B.Schischmanjan/Wünsch2007). ImFeldderdeutschsprachigenMusikpädagogikwirdzwarGeschlechtsspezifikinHinblickaufdasMusiklernenoderdieEinschätzungdesFachesMusikbehandelt(z.B.Heß2015;Kaiser1996;Siedenburg2009),an spezifischeLiteraturzuTanzundGenderlässtsichjedochnochkaumanknüpfen.AlsaktuelleForschungsarbeit ist auf eine Präsentation im Rahmen der AMPF-Tagung 2015 zu verweisen, die Möglichkeiten geschlechtersensiblen Musikunterrichts am Beispiel der Transformation von Musik in Bewegung untersucht (Heß/Voss2015). In diesem Beitrag geht es weniger um das Herausarbeiten von Unterschieden zwischen Mädchen/Frauen undJungen/MännerninBezugaufdieAneignungdesBreaking,sondernvielmehrdarum,wieGender—im SinnederfortlaufendenKonstruktiondessozialenGeschlechts—,dieBildungderIdentitätundLernenim MediumeinerästhetischenPraxisaufeinanderwirken.SowohlfürdieTanzpraxisdesBreakingwieauchfür 1 ZitatdesB-Girls“Peppa”(LosAngeles)(Cooperu.a.2005,S.27) ImFolgendenwird„Breaking“alsSammelbegrifffürdieheterogenenTanzpraxeninnerhalbderHipHop-Kulturverwendet,„BBoy“und„B-Girl“fürdieTänzerundTänzerinnen. 2 dieKonstruktionvonGenderisteinMerkmalkonstitutiv,nämlichPerformativität.Breakinglernenlässtsich beschreibenalseinefortwährendeFolgeperformativerästhetischerProzesse,inwelcheneinpersönlicher Stil(„Style“)artikuliertundausgehandeltwird.DiesgeschiehtinkontinuierlicherAnbindunganeinesoziale Gruppe,imAugenblickeines(ritualisierten)Battle-Geschehens.WasimRahmendieserTanzpraxisessentiell ist, hat Judith Butler mit dem Schwerpunkt auf Geschlecht auf alle Lebenssituationen angewandt gedacht,indemsieIdentitätalsPraxisauffasst,diedurch„stilisierteWiederholungderAkteinderZeitkonstituiertbzw.imAußenraum“etabliertwird(Butler1991,S.206).InAnlehnunganStefanieMenrath(2001), diesichbereitsmitPerformativitätundIdentitätinderHipHop-Kulturauseinandersetzte,werdenanhand ausgewählterAspektedieZusammenhängevonIdentität,LernenundGenderimBreakinguntersucht. WiestelltsichästhetischesAushandelnentlangderDifferenzdimensionmännlich-weiblichimBreakingdar? AnwelchenOrtenundinwelchenFormatenereignetessich?WassinddiezentralenStrategien?Welche besonderen Lernaufgaben stellen sich für die B-GirlsundwiewirktihrePräsenzindieTanzkulturhinein? Undschließlich:WaskönntemanfürdiemusikpädagogischePraxisauseinerTanzkulturanErkenntnissen gewinnen,indersichdieAkteurekonsequentaufdasEigeneverpflichten:“Thisisnotjustthedance–this isme”(CharneyinCooperu.a.2005,S.53). Literaturverzeichnis Butler,Judith(1991):DasUnbehagenderGeschlechter,Frankfurt/Main:Suhrkamp. Cooper,Martha;Kramer,Nika;Rockafella(2005):WeB*Girlz.Köln,Paris:FromHeretoFame.NewYork:PowerHouse Books. Grimm,Stephanie(1998):DieRepräsentationenvonMännlichkeitimPunkundRap.Tübingen:StauffenbergVerlag. Heß, Frauke (2015): 'Das ist doch nichts für echte Kerle! Zum Zusammenhang zwischen Geschlechtsrollen-Selbstbild undEinstellungenzumMusikunterricht'.In:Wedl,Juliette;Bartsch,Annette(Hg.):TeachingGender?ZumreflektiertenUmgangmitGeschlechtimSchulunterrichtundinderLehramtsausbildung.Bielefeld:transcript,S.313336. Dies;Voss,Christiana(2015):AnalysedurchBewegung.EinUnterrichtsexperimentzugeschlechtersensiblemMusikunterricht.VortragimRahmenderAMPF-Tagung2015(PublikationinVorbereitung). Käckenmeister, Anja *Pyranja* (2008): Warum Frauen so wenig rappen? Ursachen, Hintergründe, Antworten. Saarbrücken:VDMVerlagDr.Müller. Kaiser,HermannJosef(Hg.)(1996):GeschlechtsspezifischeAspektedesMusiklernens.DieblaueEule:Essen(MusikpädagogischeForschung,17). Menrath,Stefanie(2001):Representwhat...PerformativitätvonIdentitätenimHipHop.Hamburg:ArgumentVerlag. Perillo,LorenzoJ.(2012):AnEmpireStateOfMind:HipHopDanceinthePhilippines.In:Porfilio,BradJ.;Viola,Michael J. (Hg.): Hip-Hop(e): The Cultural Practice and Critical Pedagogy of International Hip-Hop. Frankfurt/M., NewYorku.a.:PeterLang,S.42-64. Rappe,Michael;Stöger,Christine(2014):“Lernennicht,aber…”–BildungsprozesseimBreaking.In:Clausen,Bernd (Hg.): Teilhabe und Gerechtigkeit (= Musikpädagogische Forschung Bd.35). Münster, New York: Waxmann, S. 145-158. Dies. (2015): Breaking oder die Verpflichtung, seinen eigenen Stil zu entwickeln. In: Diskussion Musikpädagogik. 65/2015,S.18-25. Rose,Tricia(2008):TheHipHopWars.WhatWeTalkAboutWhenWeTalkAboutHipHop–andWhyItMatters.New York:BasicCivitasBooks. Schischmanjan,Anjela;Wünsch,Michaela(Hg.)(2007):femalehiphop.Realness,RootsundRapModels.Mainz:Ventil Verlag. Siedenburg,Ilka(2009):GeschlechtstypischesMusiklernen.EineempirischeUntersuchungzurmusikalischenSozialisationvonStudierendendesLehramtsMusik.Osnabrück:ElectronicPubl. SusanneStamm,CarlvonOssietzkyUniversitätOldenburg KlassenmusizierenimPraktikum.KompetenzselbsteinschätzungenvonMusiklehramtsstudierenden Einleitung Forschungen und Debatten zur Wirksamkeit von Lehrer/innenbildung haben eine lange Tradition. Als „Herzstück“ (Hascher 2011) der Lehramtsausbildung werden studienintegrierte Praxisteile wie Praktikum oderReferendariatbesonderskontroversdiskutiert.GeradevordemHintergrundeinerstärkerenVerzahnung der Ausbildungsphasen in verschiedenen Bundesländern erhalten Praktika einen wichtigen StellenwertinderLehramtsausbildung(vgl.dazuz.B.NiedersächsischesKultusministerium2016).DieWirkungen von studienintegrierten Praxisphasen wurden bisher kaum empirisch von der Musikpädagogik beleuchtet (vgl.Hascher2011,S.428).InsbesonderevordemHintergrundderVerankerungdespraktischenMusizierens im Pflichtunterricht in den Curricula (vgl. dazu z.B. Niedersächsisches Kultusministerium 2012, S. 9) und dem vorherrschenden Trend zum „Klassenmusizieren“ (begriffliche Prägungen u.a. von Bähr (2005) undPabst-Krueger(2013))stehenfachspezifischeForschungenbislangaus. Methode Die vorliegende Untersuchung fokussiert Kompetenzselbsteinschätzungen von Lehramtsstudierenden im MasterstudiengangMusikimBereichdesMusizierensmitSchulklassenwährenddesFachpraktikums.MusikbezogeneKompetenzenvonSchüler/innenwerdeninverschiedenenStudienempirischuntersuchtbzw. modelliert(vgl.dazujüngstHasselhorn2015).DabislangkeinevalidiertenModellefürdieZielgruppeder Lehrendenexistieren,wurdeeineExpertenbefragung(n=8)alsVoruntersuchungdurchgeführt.Dabeiwurden insgesamt 70 Teilfähigkeiten und -fertigkeiten einer klassenmusizierspezifischen (Lehr-)Kompetenz ermittelt.ImRahmenderHauptstudiewurdenMusiklehramtsstudierendeimMasterstudiengangMasterof Education der Universität Oldenburg (n=8) vor, während und nach dem Fachpraktikum befragt. Mit Hilfe von Leitfadeninterviews, Video-Stimulated-Recall-Interviews und einer Legetechnik wurden KompetenzselbsteinschätzungensowieindividuelleEntwicklungen(z.B.Lernprozesse),SchwierigkeitenundVerbesserungswünscheerhoben.MitdemgewähltenLängsschnittdesignsollendie„Prozessederintra-undinterindividuellenEntwicklung“(Witzel2010,S.292)bestmöglichnachgezeichnetwerden.DieInterviewsderStudierendenbefragung wurden in zwei Kodierzyklen qualitativ analysiert (vgl. Saldaña 2013, S. 59). Dabei wurdeeinhierarchischesKategoriensystementwickelt(vgl.RichardsundRichards1998). Ergebnisse Die Ergebnisse können im Sinne von Fallbeispielen kontrastierend gegenübergestellt werden. Die Studierendenknüpfenu.a.andentraditionsreichenTheorie-Praxis-Diskursinder(Musik-)Lehramtsausbildungan. Als „Extrempole“ können in den Daten einerseits eine verstärkte Forderung nach Praxis- bzw. Anwendungsbezugz.B.inFormvonmehrPraktikaundeinerHinwendungzukonkreten,schulbezogenenThemen imStudiumsowieandererseitseineForderungnacheinerüberwiegendfachwissenschaftlichenAusbildung ermittelt werden. In Bezug auf Kompetenzselbsteinschätzungen finden sich zum einen Aspekte einer im zeitlichen Verlauf erhöhten Einschätzung der eigenen Kompetenz sowie zum anderen einer SelbstüberschätzungimVorfeld. Ausblick DieErgebnissegebenHinweiseaufmöglicheBedarfeundSchwerpunkteeinerLehrer/innenausbildung,die das Klassenmusizieren in den Blick nimmt.Aufgrund der kleinen Fallzahl kann keine Repräsentativität gewährleistet werden. Der qualitative Zugang ermöglicht jedoch eine kritische Reflektion, Ergänzung oder IllustrationverwandterStudien.FernerlassensichAnsatzpunktefürweitere(quantitative)Untersuchungen aufzeigen. Literatur Bähr,Johannes(2005):Klassenmusizieren.In:WernerJank(Hg.):MusikDidaktik.PraxishandbuchfürdieSekundarstufeIundII.Berlin:Cornelsen,S.159–167. Hascher,Tina(2011):ForschungzurWirksamkeitderLehrerbildung.In:EwaldTerhart,HeddaBennewitzundMartin Rothland(Hg.):HandbuchderForschungzumLehrerberuf.Münster,NewYork,München,Berlin:Waxmann,S. 418–440. Hasselhorn, Johannes (2015): Messbarkeit musikpraktischer Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Entwicklung und empirische Validierung eines Kompetenzmodells. Münster: Waxmann (Perspektiven musikpädagogischerForschung,2). NiedersächsischesKultusministerium(2012):KerncurriculumfürdasGymnasium.Schuljahrgänge5-10.Musik.Online verfügbarunterhttp://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/kc_musik_gym_i.pdf,zuletztgeprüftam19.06.2014. Niedersächsisches Kultusministerium (2016): GHR 300. Online verfügbar unter http://www.mk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=29123&article_id=101533&_psmand=8, zuletzt geprüftam26.04.2016. Pabst-Krueger,Michael(2013):Klassenmusizieren.In:WernerJank(Hg.):Musik-Didaktik.PraxishandbuchfürdieSekundarstufeIundII.Berlin:Cornelsen,S.158–168. Richards, Tom; Richards, Lyn (1998): Using Hierarchical Categories in Qualitative Data Analysis. In: Udo Kelle (Hg.): Computer-AidedQualitativeDataAnalysis:Theory,MethodsandPractice.London:Sage,S.80–95. Saldaña,J.(2013):Thecodingmanualforqualitativeresearchers.2.Aufl.LosAngeles,London,NewDelhi,Singapore, WashingtonDC:Sage. Witzel,Andreas(2010):Längsschnittdesign.In:GünterMeyundKatjaMruck(Hg.):HandbuchQualitativeForschungin derPsychologie.Wiesbaden:VS,S.290–303. PeterMall,HochschulefürMusikundDarstellendeKunstFrankfurt Musikvermi*lungalskoopera2veProjektarbeitaussystemtheore2scherPerspek2ve Angebote der Konzertpädagogik und außerschulischen Musikvermittlung sind in den letzten Jahren stark angewachsenundgewinnenindermusikpädagogischenDiskussioneineimmerstärkereBedeutung(Cvetko & Rora, 2015). Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung um die Konzertpädagogik steht dabei oft das ZusammenwirkenvonSchulenundOrchestern(Mall,2016i.Dr.).ObwohlsichdieKonzertpädagogikaktuell ehervomBezugzurSchulelöst(ebd.),findennachwievorvielAngeboteimRahmendesschulischenUnterrichtsstatt(Schmid,2014)undeszeigtsichimmerdeutlicher,dasseinelangfristigepädagogischeBegleitungkonzertpädagogischerAngebotenötigist(Mall,2016i.Dr.). Die begleitende Studie des Autors zu einer Kooperation zwischen einem Orchester mit drei Schulen hat gezeigt, dass die erfolgreiche Zusammenarbeit von Lehrenden mit Musikerinnen und Musikern über die persönliche Ebene hinaus stark von institutionellen Faktoren abhängig ist. Es erscheint deshalb hilfreich, SchulenundOrchesteralsautopoietische,geschlosseneSysteme(Luhmann,1987,1995)zubetrachtenund derenZusammenwirkenaufderBasisderSystemtheorieauszuleuchten. DieSystemtheorieNiklasLuhmanns(1987)beschreibtsozialeInterak1onalseinZusammenspielgeschlossenerSysteme.EinSystemmussdabeimindestensdieBedingungen„Autopoiesisundopera3veSchließung erfüllenkönnen“(Luhmann,1995:9),womitgesagtwird,dassessichselbsterhaltenundnachaußen,zur Umwelt, abgrenzen kann. Insbesondere die Abgrenzung zur Umwelt, also die systemweite Einigkeit darüber,welcheElementezumSystemgehörenundwelchenicht,isteinezentraleKategorieLuhmanns. Nach Luhmann können sich geschlossene Systeme das Wissen anderer Systeme über das Konzept der strukturellenKopplungnutzbarmachen.ZusammenmitdemBeobachterzweiterOrdnungbeschreibtLuhmann,wiediesesWissenüberdenre-entrydemeigenenSystemzurVerfügunggestelltwerdenkann.Daraus, sowie auf Basis der Arbeiten von Verena Weidner (2012, 2015) erscheint die Systemtheorie als eine geeigneteGrundlage,unterschiedlicheLernorte–hierLernortederkoopera.ven,außerschulischenMusikvermi&lung – als eigenständige, aufeinander bezogene Systeme zu betrachten und Chancen, aber auch ProblemevonKoopera.onenbesserbeschreibenzukönnen. Der geplante Beitrag wird, ausgehend von den Ergebnissen der Studie des Autors (Mall, 2016 i. Dr.), die beteiligten Akteure (Schulen und Orchester) als Systeme beschreiben. Diejenigen Konzepte Luhmanns, welchefürdieAnalysenotwendigsind,werdenaufgearbeitetundmitdenbeobachtetenInteraktionenin Bezug gestellt. Darüber hinaus werden vergleichbare Studien im Bereich der Musikvermittlung (Schmid, 2014;Schwanse,2003;Stiller,2008;Wimmer,2010)indieAnalysemiteinbezogen.EinletzterSchrittsoll, alsAusblickaufweitereForschung,darlegen,wiediesystemischeBetrachtungfürdieEntwicklungvonKooperationen allgemeinbildender Schulen mit außerschulischen Partnern (Musikschule, Träger kultureller Bildung)nutzbargemachtwerdenkönnte. Literatur Cvetko,Alexander,&Rora,Constanze.(2015).Konzertpädagogik.Aachen:Shaker. Luhmann,Niklas.(1987).SozialeSysteme.GundrißeinerallgemeinenTheorie.Frankfurta.M.:Suhrkamp. Luhmann,Niklas.(1995).DieKunstderGesellschaft.FrankfurtamMain:Suhrkamp. Mall, Peter. (2016 i. Dr.). Schule und Orchester. Aspekte des Zusammenspiels von schulischer und außerschulischer MusikvermittlunginkooperativerProjektarbeit.Augsburg:Wißner. Schmid, Silke. (2014). Dimensionen des Musikerlebens von Kindern. Theoretische und empirische Studie im Rahmen einesOpernvermittlungsprojektes.Augsburg:Wißner. Schwanse, Ulrike. (2003). Familienkonzerte in Kooperation mit Grundschulen - ein Konzept und seine Wirkungen. Paderborn:Univ.Diss. Stiller,Barbara.(2008).ErlebnisraumKonzert.ProzesseinderMusikvermittlunginKonzertenfürKinder.Regensburg: ConBrio. Weidner,Verena.(2012).'Die'Musiktheorie'der'Musikpädagogik.SystemtheoretischeBeobachtungen.InJensKnigge &AnneNiessen(Hrsg.),MusikpädagogischesHandeln.Begriffe,Erscheinungsformen,politischeDimensionen.(S. 300-315).Essen:DieBlaueEule. Weidner, Verena. (2015). Soziologische Systemtheorie und Musikpädagogik. In Anne Niessen & Jens Knigge (Hrsg.), Theoretische Rahmung und Theoriebildung in der musikpädagogischen Forschung (Vol. 36, S. 67-79). Münster: Waxmann. Wimmer,Constanze.(2010).MusikvermittlungimKontext.Impulse-Strategien-Berufsfelder.Regensburg:ConBrio. JuliaWeber,ChristianRolle,UniversitätzuKöln VerenaWeidner,UniversitätErfurt »Warum hört ein Junge eine Technomusik, die nix bedeutet?« Kunst- und Kulturbegriffe in der kompositionspädagogischen Praxis. BeobachtungeninderWeiterbildungKOMPÄD Im weiten Feld Kultureller Bildung finden sich unterschiedliche Begriffe von Kunst und Kultur, die jedoch nuranwenigenStellenexpliziertundzurVerhandlunggestelltwerden.Formulierungenreichendannvon derkonservativenAuffassung,kulturelleBildungkönneamBestendurchvermittelndeAktualisierungeiner Tradition von Kunstwerken und Kulturgütern erreicht werden, bis zur Überzeugung, kulturelle (Breiten)BildungseizeitgemäßnuraufGrundlageeinespraxialenKunst-undKulturverständnissessowiedurchÖffnungfürpopuläreFormenkulturellerPraxismöglich(Fuchs,2013;Meyer,2015).InunseremBeitragwollen wirderFragenachgehen,wieBegriffevonKunstundKulturmitpädagogischenÜberzeugungenverflochten sindunddasNachdenkenüberdiePraxiskulturellerBildungprägen. Sichtbar werden die angesprochenen interdiskursiven Effekte im kompositionspädagogischen WeiterbildungsprojektKOMPÄD(www.kompaed.de).AlsTeileinerFörderliniezurEntwicklungundErprobungpädagogischerWeiterbildungsmaßnahmenfürKunst-undKulturschaffendehatKOMPÄDdasZiel,KomponistinnenundKomponistendaraufvorzubereiten,inSchulen,MusikschulenundinaußerschulischenBereichen kompositionspädagogischzuarbeiten.InsofernKOMPÄDineinemweitenFeldKulturellerBildungverortet ist,begegnensichDiskurseumKulturelleTeilhabe(Vogt2013)undkompositionspädagogischeFachdiskurse,derWunschnacheinerstilistischvielfältigenundinklusivencommunitymusic(Kertz-Welzel2014)trifft aufdieästhetischenKontroversenNeuerMusik,daspädagogischePrinzipderSchülerorientierungundein konstruktivistischer Lernbegriff geraten in Konflikt mit einem normativen Verständnis von Kultur. Das äußertsichu.a.inderArt,inderVorstellungenvon›guterMusik‹undkompositorischemHandwerkvonden beteiligten Komponist_innen im Zusammenhang mit pädagogischen Überlegungen erörtert werden und AnsprücheangelungenekompositionspädagogischePraxisprägen. ZurBeantwortungderdamitaufgeworfenenFragenwurdendieimRahmenderProjektevaluationerhobenenDateneinerzweitenAnalyseunterzogenundaufBasiseinerqualitativenInhaltsanalysenachMayring (2010) ausgewertet. Materiale Grundlage waren sechs Interviews mit Komponist_innen, die im Rahmen einerBedarfsanalysegeführtwurden,sowiedieInterviews,dieimRahmenvonfünfFallanalysenmitTeilnehmer_innen der Weiterbildung geführt wurden. Zur Auswertung werden Kategorien aus kulturwissenschaftlichensowieausPublikationenzurKulturellenBildungundkompositionspädagogischenFachpublikationenherangezogen. BeiBetrachtungdesMaterialsinHinblickaufdieKulturbegriffe,dieAndreasReckwitz(2004;s.auchBarth 2008)unterscheidet,zeigtsichinvielenÄußerungeneinnormativesKulturverständnis.Demgemäßspielen materialeästhetischeKriterieneinezentraleRollefürdiekompositionspädagogischePraxis,nämlichinder Bewertung der Schüler_innenkompositionen. Die Analyse macht deutlich, in welcher Weise die eigenen (häufig von Diskursen Neuer Musik geprägten) musikalisch-ästhetischen Überzeugungen der Komponist_innenihredidaktisch-methodischenÜberlegungenleitenundzubestimmtenAufgabenstellungenführenundwiesiedamitumgehen,wenndieSchüler_innendieAufgabenstellungeninUnkenntnisdieserDiskurseandersinterpretieren,alssieintendiertwaren.EinKonfliktentsteht,wennesdarumgeht,diekomponierendenSchüler_innenmitihremmusikalischenHintergrundundihrenErfahrungenernstzunehmen, undgleichzeitigameigenennormativenVerständniseinerzuvermittelndenmusikalischenHochkulturfestgehaltenwird.InderReflexionkompositionspädagogischerPraxisgerätdasdoppeltepädagogischePrinzip derOffenheit(nämlich„Offenohrigkeit“gegenüberdenKlängenNeuerMusikalsZielundOffenheitgegenüberdem,wasdieSchüler_innenaneigenenVorstellungenundIdeeneinbringen)mitästhetischenKriterieninSpannung. Literatur Barth,Dorothee(2008):Ethnie,BildungoderBedeutung.ZumKulturbegriffinderinterkulturellorientiertenMusikpädagogik.Augsburg:Wißner. Fuchs, Max (2013): Kulturbegriffe, Kultur der Moderne, kultureller online.de/artikel/kulturbegriffe-kultur-moderne-kultureller-wandel Wandel. https://www.kubi- Mayring,Philipp(2010):QualitativeInhaltsanalyse.GrundlagenundTechniken.11.,aktual.,überarb.Aufl.Weinheim: Beltz. Meyer, Torsten (2015): What‘ s next, Arts Education? Fünf Thesen zur nächsten Kulturellen Bildung (https://www.kubi-online.de/artikel/whats-next-arts-education-fuenf-thesen-zur-naechsten-kulturellen-bildung). Reckwitz, Andreas (2004): Die Kontingenzperspektive der ‚Kultur ‘. Kulturbegriffe, Kulturtheorien und das kulturwissenschaftlicheForschungsprogramm.In:Jaeger,Friedrichu.a.(Hg.).ThemenundTendenzen.HandbuchderKulturwissenschaftenBd.3.Stuttgart,Weimar:Metzler,S.1-20. Vandré, Philipp & Lang, Benjamin (Hgg.) (2011): Komponieren mit Schülern. Konzepte, Förderung, Ausbildung. Regensburg:ConBrio. MatthiasKrebs&MarcGodau,UniversitätderKünsteBerlin TOUCH:MUSIC #1 #pädagogische_besonderheiten #appmusik. Besonderheiten musikpädagogischerPraxismitApps Einführung DieBedeutungvonSmartphonesundTabletsfürdas(Musik)Lernennimmtzu.AuchinderMusikpädagogik werden Lernszenarienmit Musikapps zunehmend aufgegriffen (z.B. Krebs 2014; Riley 2013; Spang 2013). Aber eine intensive empirische Aufarbeitung des Musiklernens mit digitalen Mobiltechnologien seitens musikpädagogischer Forschung steht weitestgehend aus. Vielmehr dominieren Praxisberichte und Unterrichtsempfehlungen den musikpädagogischen Diskurs um Apps, deren empirischer Hintergrund zumeist nichtnachvollzogenwerdenkann.DieReaktionenvonPädagog/innenaufdieneuentechnologischenEntwicklungenbewegensichzwischendenPolenbewahrpädagogischerAblehnungeinerseitsundintuitivbedienbarenWundermittelsandererseits(vgl.Godau,Krebs&Junker2016).Darüberhinausentbrenntimmer wieder die Frage über die Stellung jener Technologien im Gefüge traditioneller Instrumente (vgl.Randles 2013). Erste Ansätze einer empirischen Durchdringung musikpädagogischer Praxis mit Apps sind etwa bei Augustyn (2013) sichtbar. Er kommt in einer explorativen Untersuchung des eigenen Musikunterrichts zum Schluss, dass der Einsatz der App GarageBand zwar zu höherer Motivation, Konzentration sowie Verantwortungsübernahme führe, hingegen harmonische Sachverhalte nicht selbstständig im Sinne eines Forschenden Lernens mit der App erschlossen würden. Die Schüler/innen in der Studie Brouwn et al. (2014) verbesserndurchdasMusikmachenmitderAppGarageBandImprovisations-undKompositionsfähigkeiten sowie die Resilienz. Und Hillier et al. (2015) stellen in einem Musikprojekt mit iPads für Jugendliche mit AutismusvorallemVerbesserungensozialerFähigkeiten,SteigerungdesWohlbefindensunddesSelbstbewusstseinsfest. ZurUntersuchung Die Studie TOUCH:MUSIC #1 #pädagogische_besonderheiten #appmusik wird im Rahmen des BMBFgeförderten Projektes TOUCH:MUSIC1von der Forschungsstelle Appmusik (FAM) durchgeführt. Die Studie fragtnachBesonderheitenmusikalischerLernpraxismitAppsinderKulturellenBildungsowiedenHerausforderungenfürLernendeundLehrende. UntersuchungsgegenstandsindAppmusik-AGsimNachmittagsbereichBerlinerSchulen.Eshandeltsichum dasKulturelleBildungsangebotapp2music,indemseit2014BerlinerMusiker/innenMusikprojekteanverschiedenenSchulenanbieten.DarinkomponiertenundprobtenSchüler/inneninselbstgewähltenEnsembles eigene Stücke auf Apps und präsentierten ihr Stücke in einer öffentlichen Aufführung live vor Eltern undFreund/innensowiedenanderenderinsgesamt10app2music-AGs. DieDatenwurdenimStilderGroundedTheory(Charmaz,2006)erhobenundausgewertet,umdasbislang untertheoretisiertesFeldmusikpädagogischerPraxismitAppsexplorativzuerforschen.Grundlagedesqualitativen Datenmaterials bildeten Interviews mit der Gruppe sowie den Anleiter/innen, von letzteren verfassteBlogartikelnundProbenvideos.AlsersterFallwurdeeineMusik-AGeinhalbesJahrbegleitetundim weiteren Forschungsprozess um weitere Appmusik-AGs ergänzt. Dieses komparatistische Vorgehen zielt aufdieGenerierungeinergegenstandsverankertenTheorieab. InunseremVortragwollenwirzeigen,wiedieTechnologienzumMediumsozialerDifferenzierungwerden. Dabeigehteszentraldarum,wieesdenuntersuchtenGruppengelingt,Hierarchienauszubildenundsich von anderen Gruppen sowie anderen musisch-kulturellen Bildungsangeboten im Nachmittagsbereich der Schuleabzugrenzen. 1 TOUCH:MUSIC ist ein Verbundprojekt des UdK Berlin Career College und der Bundesakademie Wolfenbüttel im Rahmen einer FördermaßnahmevonEntwicklungs-undErprobungsvorhabenzurpädagogischenWeiterbildungvonKunst-undKulturschaffenden desBMBF. Literatur Godau,M.,Krebs,M.&Junker,J.(2016):SONGWRITINGMITAPPS.Live-PerformancevonSchülerkompositionenmit iOS-AppsalsBeispielauthentischenMusiklernensmitdigitalenMedienimUnterricht.MUC-Musikunterrichtund Computer,S.38-45. Krebs,M.(2014):MusikinstrumenteimTaschenformat.ErforschungundAnwendungvonMusikapps.nmz02/2014,S. 10-11. Charmaz,K.(2006):ConstructingGroundedTheory.APracticalGuideThroughQualtitativAnalysis.LosAngelesu.a.: Sage. Hillier,A.,Greher,G.,Queenan,A.,Marshall,S.,Kopec,J.(2015):Music,technologyandadolescentswithautismspectrumdisorders:Theeffectivenessofthetouchscreeninterface.MusicEducationResearch(online-first). Brown,A.R.,Steward,D.,Hansen,A.&Steward,A.(2014):MakingMeaningfulMusicalExperiencesAccessibleUsing the iPad. In: Keller, Damián, Lazzarini, Victor & Pimenta, Marcelo S. (Hrsg.): Ubiquitous Music, Switzerland: SpringerInternationalPublishing,S.65-82. Augustyn, C. (2013): iPad im Musikunterricht. Motivation zum praktischen Musizieren mit Hilfe neuer TabletComputer.In:Micheuz,P.,Reiter,A.,Brandhofer,G.,Ebner,M.&Seibitzer,B.(Hrsg.):DigitaleSchuleÖsterreich: EineanalogeStandortbestimmunganlässlichdereEducationSommertagung2013,S.280-290. Randles,C.(2013):BeinganiPadist.GeneralMusicToday27(1),S.48-51. Riley,P.(2013):Teaching,Learning,andLivingwithiPads.MusicEducatorsJournal100. Spang,A.J.(2013):MusikunterrichtmitiPad,App&Web2.0.Computer+Unterricht23(89),S.18-19. BerndClausen,HochschulefürMusikWürzburg RegionalitätalskulturwissenschaftlicheKategoriemusikpädagogischerForschung AngeregtdurcheindisziplinenübergreifendesSymposionzumThema‚Provinz’anderHochschulefürMusik WürzburgbotsichseinerZeitdieGelegenheit,eineregionaleFacettedessogenanntenTonwortstreitsder 1920erJahre1inunterschiedlicherWeiseindenBlickzunehmen(Clausen2013).Dieswareneinerseitsein indermethodischenHerangehensweisespezifischerZugriffaufdasausgewählteQuellenmaterial,andererseitseinRückgriffaufimweitestenSinnekulturwissenschaftliche,imengerenSinneraumwissenschaftliche Bezugsgrößen als theoretische Rahmungen. Denn Noeske hielt für die Darstellung von Musikgeschichte bereitsfolgendesfest: „WährenddieamZeitstrahlorientierteGeschichtsschreibungdazutendiert,bestimmte,vermeintlichzentralehistorischeSträngezufokussieren,umvorallemkompositorischeundkonzeptuelle,oftimSinneeiner Fortschrittsgeschichte verstandene Entwicklungslinien aufzuzeigen, rückt die am Raum orientierte Musikhistoriographie simultan existierende Beziehungsgefüge bzw. Netzwerke ins Blickfeld.“ (Noeske 2006: 268) WirddiesaufmusikpädagogischeDiskursederVergangenheitübertragen,erhöhtsichzwarderKomplexitätsgrad,derEindrucklinearerMonokausalitätließesichdadurchjedochvermeiden: „Die Reformen an den Übergängen von schulischem Gesangunterricht zu einem Musikunterricht in Preußen und in Bayern sowie der sowohl davor und danach in unterschiedlicher Stärke fortdauernde Methodenstreit erweitern die bisherigen Referenzpunkte (Kestenberg, Koch u.a.) durch nur scheinbare Randbezirke.“(Clausen2013:281) In diesem Vortrag wird auf den Würzburger Musiklehrer Raimund Heuler (1872–1932) ein weiteres Mal zugegangen.StandseinerZeitvorallemseineprogrammatischeStreitschriftvon1929(„EndederEitzschen TonwortmethodeundanderesvomTonwort“)imBlick,fokussiertdieserBeitragüberdievonihminzahlreichen Abhandlungen dargelegte (und in Würzburg realisierte) Einrichtung von „Zentralsingschulen“, zusammen mit den in diesem Zusammenhang unternommenen Unterrichtsversuchen eine weitere Facette. DieFragestellung,derindiesemVortragnachgegangenwerdensoll,lautet:WiekonstituiertsichRegionalitätalsElementhistorischmusikpädagogischerForschung?AnhandderAnalyseeinigerAufsätzeHeulerszur EinrichtungvonZentralsingschulen(1912)unddeninweiterenAufsätzendokumentiertenUnterrichtsversuchenwerdensowohlfachmethodischeArgumentationsmuster,alsauchdieinstitutionellenundideologischen Abgrenzungsbemühungen, insbesondere zu Greiner (Augsburg)2, Koch (München) und vor allem in späterenBeiträgenauchzuKestenberg(Berlin)vordemHintergrundraumwissenschaftlicherunddiskurstheoretischer Überlegungen dargestellt.3Damit wird an das bereits am Ende des Beitrages von Clausen (2013)überGünzel(2009)undAntholz(2001)formulierteDiktum,dassüberRaumwissenschaftendie„Erfassung von Konstellationen sowie deren Einmaligkeit oder Häufigkeit“ (Günzel 2009: 12) auch die Kritik von Antholz (2001) an bloßer materialer Forschung aufzulösen in der Lage sei, zwar angeknüpft, jedoch anhandeinesweiterenFallbeispielsaufseineTauglichkeitfüreineTheorielegunghistorischmusikpädagogischerForschunghinüberprüft. 1 ZwarwirddersogenannteTonwortstreitindermusikpädagogischenLiteraturhinundwiedererwähnt,jedochwurdeerbisher nichtwirklichdetailliertvermessen;eineAusnahmedavonbildetPhleps2001. 2 Während die Forschungslage zur Augsburger Singschule, zuletzt durch Becker (2007), deutlich günstiger ist, gibt es zu Heulers Einrichtung,diebiszurSchließungdurchdieNationalsozialisten1939existierteunddanninNachfolgeinstitutionenwiedererstand, keinerleiForschung. 3 ZurbayerischenSituationvgl.Hofmann1995. Literatur Antholz,H.,2001,ZurgeschichtstheoretischenDimensionfachhistorischerForschungundLehre.Einbefundkritischer Tagungsepilog,inM.vonSchönebeck(Hg.’in),VomUmgangdesFachesMusikpädagogikmitseinerGeschichte, DieBlaueEule,Essen,S.319–27. Becker,A.,2007,AlbertGreinerunddieAugsburgerSingschule.Augsburg. Clausen,B.2013,Washeißt'musikpädagogischprovinziell'?DasFallbeispielRaimundHeuler,inC.Henzel(Hg.),Provinz? Würzburger Musikkultur in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, Königshausen & Neumann, Würzburg, S. 241–8. Günzel,S.,2009,Raumwissenschaften,Suhrkamp,Frankfurta.M.......... Heuler, R., 1912, Einrichtung von Zentralsingschulen, Allgemeine deutsche Schulgesangreform. Monatsblätter zur FörderungmusikalischerVolkskultur(Beilagezu„DieSonde“),Jahrgang1(Hefte3–7,9–12). Hofmann,B.,1995,ZurGeschichtederbayerischenSchulmusikindererstenHälftedes20.Jahrhunderts,Lang,FrankfurtamMain;Berlin[u.a.] Noeske,N.,2009,Musikwissenschaft,inS.Günzel(Hg.),Raumwissenschaft,suhrkamp,Frankfurta.M.,S.259–73. Phleps,T.,2001,DierichtigeMethodeoderWorüberMusikpädagogensichstreiten.AnmerkungenzurFunktionund zumFunktionierenvonSolmisationssilbenundihrenProduzentenindererstenHälftedes20.Jahrhunderts,in M.vonSchönebeck(Hg.’in),VomUmgangdesFachesMusikpädagogikmitseinerGeschichte,DieBlaueEule,Essen,S.93–139. BernhardWeber,TechnischeUniversitätBraunschweig Aneignung: Kein Prozess der ‚Übernahme‘ von … oder ‚Assimilation‘ an, sondern einVorgangdes‚Sich-Zu-Eigen-Machens‘.UntersuchungenzumAneignungsbegriff inderKulturwissenschaften DerAneignungsbegriffkannindenBildungswissenschaftenundinderMusikpädagogikaufeinelangeTradition zurückblicken. In dem hier relevanten Spektrum tritt der Begriff zunächst bei Kant und bei Hegel in einem rechtsphilosophische Umfeld in Erscheinung. Daran knüpfen sich materialistische Interpretationen von Marx und Engels, welche die Interdependenzen zwischen gesellschaftlichen Eigentumsverhältnissen, politischenundkulturellenInteressensowieindividuellenEntfaltungspotentialenindenFokusnehmen(vgl. Braun2004:19). ParalleldazueröffnetsichindenBildungstheorienundErziehungskonzeptenvonSchleiermacher,Herbart und Fröbel eine pädagogisch-psychologische Perspektive auf (schulische) Aneignungsprozesse. Beispielsweise gibt Schleiermacher der Aneignungsproblematik eine ethische Rahmung, in dem er die damit verbundenenSpannungsfelderzwischenIndividuumundGesellschafterörtert(Schleiermacher1990:28f).Am Beginn des 20. Jahrhunderts gehört ‚Aneignung‘ zu den vertrauten Begriffen der Pädagogik. Unter dem EinflussderstarkideologischmotiviertenBildungspolitikdesNationalsozialismusverlorderAneignungsbegriffanBedeutung. Inden1970erJahrenwurdederAneignungsbegriffmitdemAufkommenderUmweltpsychologieundeiner ökologischmotiviertenSozialforschungwiederentdeckt.AllerdingsstehterinhiernichtmehrineinerbildungstheoretischenTradition(sieheoben),sondernistimpsychologischenKonzeptderkulturhistorischen SchuleumdensowjetischenWissenschaftlerA.L.Leontjewverortet.VondortausziehenweitereEntwicklungslinien beispielsweise in die Kritische Psychologie (Holzkamp 1972), in die Pädagogik (z.B. Faulstich/Ludwig2008)undindieMusikpädagogik(z.B.Stroh2014). AktuellistderAneignungsbegriffzunächstinderSozialpädagogikvirulent(vgl.Deinet/Reutlinger2004).Im ZusammenhangmitunterschiedlichenRaumkonzepten(z.B.vonLöw2013)hatsich‚Aneignung`dortmittlerweilezueinem„sozialräumlichenBildungskonzept“entwickelt(vgl.Deinet/Reutlingerebd.). DarüberhinauszeigtderAneignungsbegriffinCulturalStudiessowieindenKulturwissenschaftenunddarin eingeschlossen, in den Kommunikations- und Medienwissenschaften eine deutliche Präsenz. Historisch erfuhrderBegriffhierseinetheoretischenGrundlegungensowohlausdenkulturhistorischenalsauchaus den rein marxistischen Wurzeln. Medienpädagogische Konzepte lassen sich hingegen im Wesentlichen in der kulturhistorischen Schule nachweisen (Faber 2001: 26). Aktuelle Konzepte stehen unter dem Einfluss vonRolandBarthes,PierreBourdieu,MicheldeCerteau,MichelFoucault,AntonioGramsci,JacquesLacan undRaymondWilliams(Hepp2010).Faber(2001,S.27/28)hatinihreneigenenUntersuchungeninsgesamt dreiunterschiedlichengeAuffassungendesAneignungsbegriffsherausgearbeitet:Aneignungals… § denproduktivenUmgangderRezipientenmitdenvonderKulturindustrievorgegebenenMedientexten (EcounddeCerteau) § VermittlungstätigkeitzwischenSubjektundkulturellemAngebot(Charlton,Neumann-BraunundMikos) § Konzept,dasalleRezeptionsaktivitätenundFolgeaktivitätenumschließt(Krotz). AlsderengemeinsamenNenneridentifiziertHepp, „dassdieNutzungvonMedienkeinProzessder‚Übernahme‘vonoder‚Assimilation‘anbestimmteMedieninhalteist…sonderneinVorgangdes‚Sich-Zu-Eigen-Machens‘derMedieninhalte...“unddassessichbei dieserFormder„Aneignung[Hvh.Hepp]vonMedieninhaltenumeinenVermittlungsprozesszwischenden in spezifischen Diskursen lokalisierten Medieninhalten einerseits und den ebenfalls diskursiv vermittelten, alltagsweltlichenLebenszusammenhängenderNutzerinnenundNutzerandererseits[handelt]“(Hepp2010: 165). DergeplanteVortragknüpftnacheinemkurzenhistorischenRückblickandieUntersuchungenvonHeppan und beschäftigt sich auf der Basis ausgewählter kulturwissenschaftlicher Schriften (z.B. denen von Hepp) mitzweizentralenFragenkomplexen.EinersterKomplexwidmetsichdenspezifischenQualitätenundAttribuierungen des Aneignungsbegriffs aus einer rezeptiven und praxialen Perspektive. Dies impliziert zunächsteineÜberprüfungdervonHeppoffengelegtenProvenienzendesBegriffssowiedenVersucheiner begrifflichenAbgrenzungzwischendenCulturalStudiesunddenKulturwissenschaften.AmEndestehtdie lerntheoretischeKritikeines,inZusammenhangmitAneignungwiederholtinErscheinungtretendenTerminusder„Assimilation“. DerzweiteFragenkomplexbeschäftigtsichmitdenÜbertragungsmöglichkeitenundderRelevanzinformeller und kulturwissenschaftlich aufgearbeiteter Aneignungspraxen und –theorien auf formale BildungskonzepteinBezugaufeinemusikdidaktischeTheorienbildung,aufdiePraxisdesMusikunterrichtsundaufempirischbasierteForschungsperspektiven. Literatur: Braun,Karl-Heinz(2004).„RaumentwicklungalsAneignungsprozess“.In:„Aneignung“alsBildungskonzeptderSozialpädagogik.Hg.v.UlrichDeinet,ChristianReutlinger.Wiesbaden:VSVerlagfürSozialwissenschaften,S.19–48. Deinet,Ulrich/ReutlingerChristian(Hg.)(2004).„Aneignung“alsBildungskonzeptderSozialpädagogik.Wiesbaden:VS VerlagfürSozialwissenschaften. Faber,Marlene(2001).„MedienrezeptionalsAneignung.“In:DersprechendeZuschauer.Hg.vonWernerHolly.Wiesbaden:Westdt.Verlag,S.25–40. Faulstich,Peter/Ludwig,Joachim(Hg.)(2008):ExpansivesLernen.Hohengehren:Schneider Hepp,Andreas(2010):CulturalStudiesundMedienanalyse.EineEinführung.Wiesbaden:VS Holzkamp,Klaus(1972):KritischePsychologie.Frankfurt:Fischer Löw,Martina(2013).Raumsoziologie.Berlin:Suhrkamp. Schleiermacher,DanielFriedrichErnst(1990):Ethik(1812/13).Hamburg:Meiner1990 Stroh,Martin(2014).MachtgeistigesEigentumintelligentundgesund?-FünfFragenundAntwortenausderSichtder Marxistischen Tätigkeitstheorie. In: Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Nr. 97n. http://www.musik-for.unioldenburg.de/publikationen/F%C3%BCnf%20Fragen-Marxistische%20T%C3%A4tigkeitstheorie.pdf(14.10.2015). GerhardSammer&FranziskaWehner StudienmotivationundBerufswahlmotivebeiLehramtsstudierendenimFachMusikEinVergleichvonDoppelfach-undZweifach-StudierendenfürdasGymnasium inBayern Die Relevanz der vorliegenden Studie ergibt sich aus der Tatsache, dass auch in Bayern mit einer Reform derBayerischenLehramtsprüfungsordnungI(2008)–wieauchinanderendeutschenBundesländern–nun LehramtsstudierendenimFachMusikanGymnasiennebendemausschließlichemFokusaufdasFachMusik (Doppeltfachstudium)nundieMöglichkeitfürdasStudiumineinerFächerkombination(Zweifachstudium) wahlweiseeröffnetwurde. DementsprechenderscheintesinteressantinsbesonderedieStudienmotivationundBerufswahlmotivevon Studierenden beider Studiengänge empirisch näher zu untersuchen und zu vergleichen. Bisher liegt eine StudievonWeißundKielvor(2010),dieeinennäherenBlickaufdieLehramtsstudierendeninBayernwirft (n=1383)undindiesemZusammenhangaucheinen(nursehr)partiellenBlickaufdieMusiklehrerbildungin Bayernermöglicht(n=53).SignifikanteUnterschiedezeigtensichetwabeiderMotivationvonStudierendenaufgrunddereigenen„ErinnerungenandieSchulzeit“,dafür,SchülermitbesonderenFähigkeitenzu fördernundbeiderWertschätzungeinerpolyvalentenAusbildung.EinewichtigeReferenzstelltdieStudie vonDanielaNeuhaus(2008)dar(n=209).SiebefragteLehramtsstudierendeinMusikanvierunterschiedlichen Ausbildungsstätten und stellte u.a. fest, dass die Breite der Studieninhalte und ein klarer Berufswunsch an vorderster Stell bei der Motivation der Studienwahl stehen. Die umfangreiche Untersuchung von Noraldine Bailer (2002) beschränkte sich auf Absolventen bzw. Studierende der Universität Wien. Wenngleich Einzelaspekte schon Gegenstand von Untersuchungen waren (Thierack 2002, Zimmerschied 1978) so liegen gezielte Untersuchungen insbesondere im Vergleich von Studienwahlmotivation und Berufsmotivikbislangnochnichtvor. Ausgehend von zehn Hypothesen untersucht die vorliegende Studie diesen Aspekt und weiterführende Fragen:WieunterscheidetsichdieStudienmotivationinnerhalbderbeidenStudiengänge(Doppelfachund Zweifach)?SehenStudierendedesDoppelfachsMusikdasLehramtsstudiumeheralsGrundlagefürweitere künstlerische Studiengänge? Wie unterscheidet sich die Selbsteinschätzung der Studierenden im Hinblick aufihreKompetenzen?LassensichGender-spezifischeUnterschiedefeststellen? AufderGrundlageeinesPretestsmitausgewähltenStudierendenwurdeeinOnlineFragebogenwurdeauf derPlattformSoScidurchgeführt,dersichanStudierendederMusikhochschulenMünchenundWürzburg einschließlichdererstenAbsolventenderneuenStudiengängeausdemJahr2014richtete.Ausdernur14tägigen Erhebungsphase, konnten insgesamt 161 verwertbare Fragebögen in die Auswertung einfließen. Beachtlich ist die hohe Beteiligung der Zweifach-Studierenden. So nahmen 74 % der 73 ZweifachStudierendenund38,8%der276Doppelfach-StudierendenbeiderUmfrageteil(Gesamtrücklauf:46,1%). DieErgebnissebestätigennichtdieErwartungen,dassDoppelfach-StudierendevermehrtweiterekünstlerischeStudiengängeabsolvieren,wenngleichmehrStudierendeeinensolchenStudiengangfürdieZeitnach derBeendigungdesSchulmusik-StudiumsinBetrachtziehen Die Studienmotivation der beiden Studiengänge liegt nahe beieinander, wobei Doppelfach-Studierende eherdieBreitedermusikalischenAusbildungunddieGrundlagefürunterschiedlicheBerufeschätzen.Bei den Studierenden im Zweifach stehen erwartungsgemäß die pädagogischen Interessen im Vordergrund. GenerellstellendasFachinteresseunddieunddieFreudeanMusikdiewichtigstenAspekteimHinblickauf die Studienmotivation dar. Mit Blick auf den Studienalltag zeigt sich, dass Studierende mit Fächerverbindung verbringen mehrZeit mit studienrelevantenInhaltenwesentlich und sichbenachteiligt fühlen. Doppelfach-StudierendewendenmehrZeitfürNebentätigkeitenauf.MitBlickaufdasspätereBerufsbildtreten signifikanteUnterschiedeauf:Doppelfach-StudierendesehensicheherauchalsfreiberuflicheKünstlerund Patchwork-ArbeiterineinemflexiblenBerufsumfeld. Literatur(Auswahl) Bailer,Noraldine(1999).MusikerziehungAlsBeruf?EineBefragung.Wien:Universal-Edition Bailer,Noraldine(2002).MusikLernenUndVermitteln.Wien:UniversalEdition Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (2008). Ordnung der ErstenStaatsprüfungfüreinLehramtanöffentlichenSchulen(LehramtsprüfungsordnungI). McClelland,DavidC.(1988).HumanMotivation.CambridgeUniversityPress. Neuhaus, Daniela (2008). Perspektive Musiklehrer/In. Der Berufswahlprozess Von Lehramtsstudierenden Mit Dem UnterrichtsfachMusik.Köln:Dohr Ratschinski,Günther(2009).SelbstkonzeptUndBerufswahl:EineÜberprüfungDerBerufswahltheorieVonGottfredsonanSekundarschülern.BodThirdPartyTitles Thierack,Anke(2002).BeruflicheVorstellungenVonStudierendenindenLehrämternPrimarstufeUndSekundarstufe I.Münster:LitVerlag Weiß,Sabine/EwaldKiel(2010)."BerufswunschMusiklehrer/in–MotiveUndSelbstbild."BeiträgeempirischerMusikpädagogik1. Zimmeschied,Dieter(1978).UntersuchungenüberdieMotivationzurStudienwahl.In:Hohnen,HeinzW.(Hg.).EntwicklungneuerAusbildungsgangefürLehrerderSekundarstufenIundIIimFachMusik.Regensburg:GustavBosseVerlag,S.15-58. MarioDunkel,TechnischeUniversitätDortmund WestdeutscheMusikpädagogenalsKulturbotschafterimKaltenKrieg Hintergrund Die Vermittlung von Musik spielt in der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Rolle. Bei dem Versuch, internationale Anerkennung wiederzuerlangen,berufensichwestdeutscheKulturbotschafterschonindenfrühen1950erJahrenaufdie „Tradition deutscher Kunstmusik“. Geht es anfangs noch darum, deutsche Kunstmusik im Ausland aufzuführen und bekannter zu machen, ändern sich in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren die Strategien westdeutscher Musikpolitik. Zum einen werden Gattungsgrenzen verschoben: Neben der Tradition deutscher Kunstmusik wird auch Volksmusik, semi-populäre Musik, und sogenannte „leichte Muse“TeilwestdeutscherMusikpolitik.ZumanderenändernsichdieProzessederMusikvermittlung:Das reine Aufführen von Musik wird zwar nach wie vor umfangreich praktiziert, daneben tritt aber die „Musikerziehung“alseinzusätzlichesStandbeinwestdeutscherauswärtigerKulturpolitik. In den 1960er Jahren findet Musikerziehung durch deutsche Musikpädagogen zunächst verstärkt in „Entwicklungsländern“ statt, insbesondere in Indien und Südostasien. Hier gibt es einerseits bereits StruktureninderMusikausbildung,diewestdeutscheMusikpädagogennutzenkönnen.Andererseitsgibtes einen starken politischen Willen, in dieser Region kulturpolitisch zu intervenieren, um dadurch dem Kommunismus Einhalt zu gebieten. In Indien fördert das Auswärtige Amt in den 1960er Jahren Musikschulen und Workshops mit westdeutschen Streichensembles. In Südostasien vermittelt man westdeutscheDirigentenals„Musikerzieher“annationaleOrchester.InThailandbietetdasGoethe-Institut neben Singgruppen in den 1960er Jahren auch Kurse in Harmonielehre und Gehörbildung an, um Studierenden eine umfassende musikalische Ausbildung zu bieten und sie unter Umständen auf ein Musikstudium in der Bundesrepublik vorzubereiten. 1960 entsendet das Auswärtige Amt den Trierer Dirigenten und Musikpädagogen Otto Söllner nach Südvietnam, wo er nicht nur Leiter des SinfonieorchestersvonSaigonwird,sondernaucheinKonservatoriumandernordvietnamesischenGrenze übernimmt. Die besondere Funktion deutscher Musikerzieher in der westdeutschen Kulturpolitik in Südostasien wird an Söllner besonders deutlich. Unter westdeutschen Diplomaten galt er als „deus ex machina“, der die musikalischen Probleme von lokalen Orchestern wie aus dem Nichts in Kürze beheben konnte. Fragestellungen DerBeitragbeleuchtetdieRollevonMusikpädagogeninderwestdeutschenauswärtigenKulturpolitikder 1960er und 1970er Jahre. Es wird argumentiert, dass deutsche Musikpädagogen in der westdeutschen Kulturpolitik in Entwicklungsländern eine zentrale Rolle spielten. Dabei wird die Frage gestellt, wie die kulturpolitische Arbeit von deutschen Musikerziehern historisch zu bewerten ist. Inwieweit wurde die Vorgabe des Auswärtigen Amts umgesetzt, die sozialen Eliten in Asien und Südostasien durch klassische Musik zu infiltrieren und sie dadurch als Verbündete zu gewinnen? Wie nachhaltig prägten deutsche MusikpädagogennichtnurMusikkultureninSüdostasienundIndien,sondernauchdieArtundWeise,wie Musik in diesen Kulturen vermittelt wurde/wird? Inwieweit verbreiteten deutsche Musikerzieher eine ethnozentrische Sicht auf Musik und Kultur? Und inwiefern fungierten sie als Katalysatoren für Kulturaustausch? ForschungsstandundMethodologie Der Beitrag basiert auf einer Auswertung von Archivmaterialien des Politischen Archivs Berlin, des BundesarchivsinKoblenzsowiedesGoethe-ArchivsamInstitutfürAuslandsbeziehungeninStuttgart.Erist anderSchnittstellevonhistorischerMusikpädagogikeinerseitsundinternationalerForschungzuMusikund Diplomatieandererseitsangesiedelt.Seitdenfrühen2000ernsindinternationalvermehrtStudienzuMusik und Diplomatie im Kalten Krieg entstanden. Hierzu zählen insbesondere die Forschungsarbeiten und AnthologienvonPennyvonEschen,JessicaGienow-Hecht,LisaDavenport,MarthaBayles,DanielleFosler- LussierundRebekahAhrendt.ImdeutschsprachigenRaumistvorallemdieForschungvonHistorikernwie JohannesPaulmannzunennen,derjedocheherzuKulturpolitikimAllgemeinenundwenigerzurRolleder Musikarbeitet.DieFunktionvonMusikinderwestdeutschenauswärtigenKulturpolitikstelltnachwievor einForschungsdesideratdar. DieserBeitragversuchteinenDialogzwischendenimamerikanischenRaumerschienenenArbeitenundder historischenMusikpädagogikherzustellen.Eswirdargumentiert,dassdiehistorischeMusikpädagogikeinen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Vermittlungsprozessen in der auswärtigen Musikpolitik im Kalten Krieg leisten kann. Gleichzeitig bietet sich durch den Dialog zwischen Musikdiplomatieforschung und historischer Musikpädagogik ein neuer Blick auf die Entwicklung und die Wirkmacht westdeutscher MusikpädagogikwährenddesKaltenKrieges. Literatur Ahrendt, R., Ferraguto, M., & Mahiet, D. (Hrsg.). (2014). Music and Diplomacy from the Early Modern Era to the Present.NewYork:PalgraveMacmillan. Bayles, M. (2014). Through a Screen Darkly: Popular Culture, Public Diplomacy, and America's Image Abroad. New Haven:YaleUniversityPress. Davenport,L.E.(2010).JazzDiplomacy:PromotingAmericaintheColdWarEra.Jackson,MI:UPofMississippi. Fosler-Lussier,D.(2015).MusicinAmerica'sColdWarDiplomacy(Vol.18).Oakland,CA:UovCaliforniaP. Gienow-Hecht,J.C.(2009).SoundDiplomacy:MusicandEmotionsinTransatlanticRelations,1850-1920.Chicago:Uof ChicagoP. Paulmann,J.(Hrsg.).(2005).AuswärtigeRepräsentationen:deutscheKulturdiplomatienach1945.Wien:Böhlau. Schreiner,P.(2011).„Außenkulturpolitik.“InternationaleBeziehungenundkulturellerAustausch.Bielefeld:Transcript Verlag. StefanOrgass,FolkwangUniversitätderKünste Ein System als Teil einer Theorie – Überlegungen zu einer Wissenschaftstheorie derMusikpädagogik EinSystemwissenschaftlicherMusikpädagogik Eine Theorie wissenschaftlicher Musikpädagogik hat die Aufgabe, die ontologischen, erkenntnistheoretischen und wahrheitstheoretischen Grundlagen der Disziplin zu bestimmen. Deren Bereiche erläutert sie zudeminihremZusammenhangundträgtsozurBestimmungdisziplinärerIdentitätbei.DererwähnteZusammenhangwirdhieralsSystem,alsfunktionaleund/oderrelationaleVerknüpfungvonGrundbegriffen, skizziert.DieGrundannahmelautet,dassallerelevantenTätigkeitenundInhaltewissenschaftlicherMusikpädagogikmithilfederwechselseitigkonstitutivenBeziehungenzwischendenGrundbegriffen‚Objektkonstitution‘,‚handelndesIndividuum‘,‚Interaktion‘und‚Sinnmodifikation‘rekonstruierbarsind.DieseBegriffe sindreflexionslogischgestuft(Heinrichs2004,140):„unmittelbar-unreflektiertesVerhältnis“zumkonstituiertenObjekt,„einseitig-einfachreflektiertesVerhältnis“desdasObjekthandelndkonstituierendenIndividuums,„gegenläufig-doppeltreflektiertesVerhältnis“inderBezugnahmeaufObjektedurchIndividuenin Interaktionen, „vermittelte Einheit der Reflexionen, formal gemeinsame Abschlussreflexion, die inhaltlich verschieden ausfallen kann“, im Zuge der Sinnmodifikation. Die Rekonstruktion erfolgt durch die Bildung vonAnalogienzudenGrundbegriffen.SosindvierKlassenvonPraxenzuunterscheiden,diedasdisziplinäre System konstituieren: Klassen musikalischer, musikpädagogischer und interdisziplinärer Praxen sowie die Klasse von Praxen musikpädagogischer Forschung. Diese werden durch weitere Bildung von Analogien zu denvierGrundbegriffengegliedert. Mit diesem holistischen System werden drei bisherige Defizite wissenschaftstheoretischer Überlegungen zurMusikpädagogikvermieden.1.Esgehtübereinetendenziell‚parataktische‘Auflistungderdisziplinären Bereichehinaus.2.EsberücksichtigtalleobengenanntenKlassenvonPraxen.Abel-Struth(1985,581–624) bspw. beschränkt sich auf eine Systematik musikpädagogischer Praxen. 3. Es spezifiziert die disziplinären Tätigkeiten.Kaiser(2004,82)dagegenverzichtetaufgrundderAufgabeeiner„materialgedachtenSystemVorstellung“weitgehendaufgenauereAngabenzudreivonihmunterschiedenen„Schichten“musikpädagogischer Theoriediskurse. Dies steht der Aufgabe der Wissenschaftstheorie entgegen, Hilfen bei der Bestimmung disziplinärer Identität zu geben. Gleichwohl ist Kaisers (mit Kant begründete) Vermeidung der AngabekonstitutiverPrinzipien(ebd.,78)produktivaufzugreifen. DasSystemalsTeileinerTheorie Umdas„ZwillingsproblemderZirkularitätundderreduktivenSelbstbeschreibung“zuvermeiden(Luhmann 1992,470),mussdasSystemnichtnur,aberinsbesonderemitBlickauf‚nicht-systemische‘Empirie‚asymmetrisiert‘werden(vgl.Spalten1und2). ‚nicht-systemische‘ System ‚präsystemische‘ Wissenskultur/ Empirie wissenschaftlicher Entscheidungen Wissenschaftskultur Musikpädagogik a)misslingende systemische politische Einflussnahmeauf Rekonstruktionen existierender Rekonstruktion: Rahmensetzungfür Wissenschaftdurch Institutionen und Praxen gesellschaftlichbzw. b)neue,bislang aufreflexionslogischer unbekannte Grundlage; Gegenständlichkeit b)gelingende a) empirische Forschungsergebnisse; schung For- derWissenschaft kulturellrelevante Werte Rekonstruktionen existierender Forschungsergebnisse Asymmetrisierungistu.a.durchdenAnspruchdesSystemsgegeben,existierendemusikpädagogischeForschungdurchihreRekonstruktionalszurwissenschaftlichenMusikpädagogikgehörigoderalsnichtzuihr gehörigausweisenzukönnen. GelingenundScheiternderRekonstruktionenvonpotenziellmusikpädagogischrelevantenKonzeptenempirischer Forschung hängen insbesondere vom jeweiligen Holismus-Konzept und von Vorstellungen zur Objektkonstitution sowie zur Falsifizierbarkeit theoretischer Annahmen ab. Als Beispiel entsprechenden GelingenssollKristenIntemanns(2016)Ansatzeines„feministstandpoint empiricism“rekonstruiertwerden. Dieser korrespondiert einerseits hinsichtlich seines kritischen Impetus mit den durch Rainer Winter vorgestellten poststrukturalistischen Konzepten kritischer qualitativer Forschung (Winter 2014). AndererseitsspieltinmanchendieserKonzepte,dieanderenKriterienvonValiditätgehorchen,diedurchIntemann (2016,277)alswissenschaftskonstitutivvertreteneForderungnachFalsifizierbarkeittheoretischerAnnahmendurchempirischeForschungkeineRolle.SiefungierensomitalsBeispielefürfehlendeRekonstruierbarkeit. Literatur Abel-Struth,S.:GrundrissderMusikpädagogik,Mainz1985 Heinrichs,J.:DasGeheimnisderKategorien.DieEntschlüsselungvonKantszentralemLehrstück,Berlin2004 Intemann,K.:»FeministStandpointEmpiricism:AnInterpretationandDefense«,in:L.Disch/M.Hawkesworth(Hg.), TheOxfordHandbookofFeministTheory,NewYork2016,261–282 Kaiser,H.J.:»Spurensuche.AufdemWegezueinerSystematischenMusikpädagogik«,in:ders.(Hg.),MusikpädagogischeForschunginDeutschland.DimensionenundStrategien(MusikpädagogischeForschung24,hg.vomAMPF), Essen2004,57–84 1 Luhmann,N.:DieWissenschaftderGesellschaft,FrankfurtamMain1992( 1990) Winter,R.:»EinPlädoyerfürkritischePerspektiveninderqualitativenForschung«,in:G.Mey/K.Mruck(Hg.),QualitativeForschung.AnalysenundDiskussionen–10JahreBerlinerMethodentreffen,Wiesbaden2014,117–132 GabrielePuffer,UniversitätAugsburg FALKO-M: Ein Testinstrument zum domänenspezifischen Professionswissen von Musiklehrkräften In den vergangenen Jahren befasste sich die interdisziplinäre Arbeitsgruppe FALKO an den Universitäten RegensburgundAugsburgmitderEntwicklungvonProfessionswissenstestsfürLehrkräfte.Anknüpfendan LeeShulmansTaxonomievonLehrerwissenausden1980erJahren(Shulman,1986,1987)undVorarbeiten desForschungsprogrammsCOACTIV(Kunteretal.,2011)wurdensechsfachspezifischeTestszumFachwissen und zum fachdidaktischen Wissen von Sekundarstufen-Lehrkräften konstruiert und validiert (Unterrichtsfächer:Deutsch,Englisch,evangelischeReligionslehre,Latein,MusikundPhysik).Damitexistierennun auchfüreinige„kleine“UnterrichtsfächererstmalsForschungswerkzeuge,mitderenHilfesichbeispielsweise untersuchen lässt, wo und wann angehende Lehrkräfteprofessionelle Wissensbestände erwerben und wie sich diese im Laufe eines Berufslebens wandeln. Das einheitliche theoretische und formale RahmenkonzeptderTestsermöglichtzudemdasPrüfenfächerübergreifenderZusammenhangs-undUnterschiedshypothesen. ZuentwickelnwareinPapier-und-Bleistift-TestmitmöglichstunterrichtsnaherinhaltlicherAusrichtungund einer Mischung geschlossener und offener Itemformate, der von Lehrkräften aller in Frage kommenden Schularten in zumutbarer Zeit bearbeitbar sein sollte (maximal 90 Minuten). Innerhalb dieses Rahmens fachdidaktischesWissenundFachwissenvonMusiklehrkräftenineinergewissenBreitezuerfassenerwies sich in vielerlei Hinsicht als Herausforderung. Die Ergebnisse der Validierungsstudie legen nahe, dass die EntwicklungeineserstenreliablenundaugenscheinvalidenTestszumProfessionswissenvonMusiklehrkräftengelungenist(Puffer&Hofmann,i.Dr.).ImVortragsolldarüberberichtetwerden. Der Professionswissenstest FALKO-M für Musiklehrkräfte besteht aus zwei Teilen (Subtest „FachdidaktischesWissen“,Zeitumfangca.60Minuten;Subtest„Fachwissen“,Zeitumfangca.30Minuten).NachmehrerenPilotierungsrundenwurdeninsgesamt19ItemsindieEndfassungdesTestheftsübernommen(11in offenem, 8 in geschlossenem Format), die von allen Pilotierungsteilnehmerinnen und -teilnehmern in zumutbarer Zeit bearbeitet werden konnten, sich mit guter bis sehr guter Übereinstimmung jeweils zweier Rater kodieren ließen, befriedigende Trennschärfen bezüglich der jeweils zugewiesenen Wissensfacette aufwiesenundsichdurchhoheAugenscheinvaliditätauszeichneten. An der Validierungsstudie beteiligten sich 111 Studierende und Lehrkräfte (Studierende: n=34, davon 9 LehramtHS/MS,12RS,13GY;Unterrichtende:n=77,davon5LehramtHS/MS,13RS,59GY).Einenersten ÜberblicküberReliabilitätderGesamtskalenundTrennschärfen,Interraterreliabilität/AuswertungsobjektivitätundAugenscheinvalidität(UrteilderTeilnehmendenüberdieAusbildungsrelevanzderAufgabeninhalte)verschafftdiefolgendeTabelle: Skalenreliabilität Trennschärfe N=111 Augenscheinvalidität Interraterreliabilität N=111 N = 50 (doppelt kodierteTesthefte) Mdn ρ:M(SD) Cronbachsα rit:M(SD) FW(8) .72 .39 (.06) 2.98 range[.31–.48] range[2.75–3.35] .92 (.04) range[.89–.96] FDW(11) .80 .45 (.10) 3.36 range[.23–.57] range[2.71–3.67] .94 (.03) range[.88–.98] 1) Bem.:M:arithm.Mittel;SD:Standardabweichung;Mdn:Median;FW:Fachwissen;FDW:FachdidaktischesWissen 2) Augenscheinvalidität (Ausbildungsrelevanz): 1 Nicht relevant; 2 Kaum relevant; 3 Ziemlich relevant; 4 Sehr relevant. DieweitereAuswertungderTestdatenergabzudemAnhaltspunktedafür,dassbeideTestteileWissensbestände erfassen, die sich als Professionswissen von musikbezogenem Alltagswissen abgrenzen lassen. Die ItemssindfürMusiklehrkräfteund-studierendeallerAusbildungsgängeund-niveauserfolgreichbearbeitbar.SietrennenzwischenerfahrenenLehrkräftenundAnfängernsowiezwischenTeilnehmendenaus„vertieften“,„nichtvertieften“undNebenfach-Studiengängen.ZudemdifferenzierensiezwischenAlterskohorten,diesichbezüglichihresZugangszueinerRock/Pop-Ausbildungunterscheiden. Zubeachtenist,dassdievorliegendenDatennurAussagenüberdieGültigkeitdesTestverfahrensinBezug aufbayerischeMusiklehrkräfteund-studierendeerlauben.EineValidierungfürStudierendeundLehrkräfte ausanderenBundesländernsowieausSchulformen,dieinBayernnichtexistieren,stehtderzeitnochaus. Literatur Kunter,M.,Baumert,J.,Blum,W.,Klusmann,U.,Krauss,S.,&Neubrand,M.(Hrsg.)(2011).ProfessionelleKompetenz vonLehrkräften:ErgebnissedesForschungsprogrammsCOACTIV.Münster:WaxmannVerlagGmbH. Puffer,G.,&Hofmann,B.(i.Dr.).FALKO-M:EntwicklungundValidierungeinesTestinstrumentszumdomänenspezifischenProfessionswissenvonMusiklehrkräften.InKrauss,S.;Lindl,A.;Schilcher,A.;Fricke,M.;Göhring,A.;Hofmann,B.;Mulder,R.(Hrsg.)(i.Dr.):FALKO:FachspezifischeLehrerkompetenzen.KonzeptionvonProfessionswissenstests in den Fächern Deutsch, Englisch, Latein, Physik, evangelische Religionslehre, Musik und Pädagogik. Münsteru.a.:Waxmann. Shulman,L.S.(1986).Thosewhounderstand:Knowledgegrowthinteaching.EducationalResearcher,15(2),4–14. Shulman,L.S.(1987).Knowledgeandteaching:Foundationsofthenewreform.HarvardEducationalReview,57(1),1– 22. Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung e. V. German Association for Research in Music Education Jahrestagung 2016 7. – 9. Oktober 2016, Bildungszentrum Freising Annual Conference 2016 October 7th – 9th 2016, Bildungszentrum Freising Musikpädagogik und Kulturwissenschaft Music Education and Cultural Studies Foren Ute Konrad & Andreas Lehmann-Wermser, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover Thomas Gottschalk, Technische Universität Dortmund Wilfried Aigner, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Forum: Design Based Research Design Based Research (DBR) wird in den letzten Jahren zunehmend diskutiert. Die Methodologie scheint ein Bedürfnis zu treffen, (empirisch gesicherte) Kenntnisse über Lehr- und Lernprozesse in alltagsnahen Kontexten zu erhalten, die wenigstens mittelbar Schule und Unterricht verändern könnten. Die übersichtliche Form iterativer Erhebungszyklen, die Viabilität des Vorgehens auch in zahlenmäßig übersichtlichen Settings tragen zur Attraktivität bei. Design Based Research scheint damit einen originellen Beitrag zur Überwindung des viel zitierten Theorie-Praxis-Gegensatzes zu liefern. Allerdings wird dabei übersehen, dass der Weg von Forschungsprojekt zur unterrichtlichen Umsetzung durchaus lang ist (Komorek & Prediger 2013), dass die Breite der Anwendungsgebiete zwischen experimentellen Settings ((Ralle et al. 2014) und großflächigen Reformprojekten (Cobb & Gravemeijer 2008) enorm ist, dass neben der Grundlagenforschung auch Evaluationsforschung sich der Methodologie bedient (van den Akkern 2013) und dass insbesondere die in der Methodologie vorgesehene Theoriegenerierung enorme Anforderungen stellt (s. Beiträge in Plomp & Nieven 2013). Das hier vorgeschlagene Forum soll daher nicht in erster Linie mit den Grundzügen der Methodologie bekannt machen. Diese werden als bekannt vorausgesetzt, da inzwischen auch einige musikspezifische Beiträge vorliegen (Aigner 2015; Gottschalk & Lehmann-Wermser 2013; Kehrer 2012, Lehmann-Wermser & Konrad i.Dr.). Vielmehr ist vorgesehen, dass jene Punkte diskutiert werden, die in der konkreten Arbeit in Forschungsprojekten eine Weiterentwicklung oder Vertiefung der allgemeinen Grundsätze von DBR erfordern. Für das Forum schlagen wir folgenden Ablauf vor: Einführung über Grundzüge von Design Based-Research-Projekten (Dr. Wilfried Aigner ca. 20 Minuten Vorstellung von zwei unterschiedlichen Umsetzungen in musikpädagogischen Forschungsprojekten (Ute Konrad – HMTM Hannover, Katharina Höller, TU Dortmund) Moderierte Diskussion zu kritischen Punkten der Methodologie unter Einbeziehung der Teilnehmenden. Das Forum ist zahlenmäßig nicht begrenzt; eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wir schlagen aber vor, dass im Tagungsprogramm auf die einführende Literatur verwiesen wird und dass diese Literatur zugleich mit den üblichen übrigen Tagungsmaterialien verschickt wird. Sie wird in diesem Fall von den Antragstellern rechtzeitig dem Vorstand und dem Tagungsorganisator zur Verfügung gestellt. Literatur Aigner, Wilfried (2015): Komponieren zwischen Klassenzimmer und Social Web. Entwicklungsorientierte Untersuchungen zum Einsatz digitaler Medien bei Kreations- und Kommunikationsprozessen im schulischen Musikunterricht. Dissertationsschrift. Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. Anderson, Terry; Shattuck, Julie (2012): Design-Based Research: A Decade of Progress in Education Research? In: Educational Researcher 41 (1), S. 16–25. Artikel online verfügbar unter https://www.researchgate.net/publication/254088681_Design-Based_Research [zuletzt geprüft 21.9.2016] Cobb, Paul &; Gravemeijer, Koeno (2008): Experimenting to Support and Understand Learning Processes. In: Anthony E. Kelly, Richard A. Lesh &; John Y. Baek (Hg.): Handbook of design research methods in education. Innovations in science, technology, engineering, and mathematics learning and teaching. New York, London: Routledge, S. 68– 95. Gottschalk, Thomas &; Lehmann-Wermser, Andreas (2013): Iteratives Forschen am Beispiel der Förderung musikalischästhetischer Diskursfähigkeit. In: Michael Komorek &; Susanne Prediger (Hg.): Der lange Weg zum Unterrichtsdesign. Zur Begründung und Umsetzung fachdidaktischer Forschungs- und Entwicklungsprogramme. Münster: Waxmann (Fachdidaktische Forschungen, 5), S. 63–78. Kehrer, Eva-Maria (2012): Der Design-Based-Reseach-Ansatz in der isntrumentalpädagogischen Unterrichtsenticklung. In: Tobias Fink, Hill Burkhard, Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss &; Alexander Wenzlik (Hg.): Die Kunst, über Kulturelle Bildung zu forschen. Theorie- und Forschungsansätze. München: kopaed (Kulturelle Bildung, 29), S. 160–166. Komorek, Michael &; Prediger, Susanne (Hg.) (2013): Der lange Weg zum Unterrichtsdesign. Zur Begründung und Umsetzung fachdidaktischer Forschungs- und Entwicklungsprogramme. Münster, Westf: Waxmann (Fachdidaktische Forschungen, 5). McKenney, Susan; Reeves, Thomas C. (2012): Conducting Educational Design Research. New York: Routledge. Plomp, Tjerk &; Nieven, Nienke (Hg.) (2013): Educational design research. An introduction. Enschede, the Netherlands: SLO. Ralle, Bernd; Prediger, Susanne; Hammann, Marcus &; Rothgangel, Martin (Hg.) (2014): Lernaufgaben entwickeln, bearbeiten und überprüfen. Ergebnisse und Perspektiven fachdidaktischer Forschung. Münster: Waxmann (Fachdidaktische Forschungen, 6). Reinmann, Gabi (2013): Entwicklung als Forschung? Gedanken zur Verortung und Präzisierung einer entwicklungsorientierten Bildungsforschung. In: S.Seufert u. C.Metzger (Hg.): Kompetenzentwicklung in unterschiedlichen Lernkulturen. Festschrift für Dieter Euler zum 60. Geburtstag. Paderborn: Eusl, S. 45–60. Artikel online verfügbar unter http://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2013/05/Reader_Entwicklungsforschung_Jan2015.pdf [zuletzt geprüft 21.9.2016] van den Akker, Jan (2013): Curricular Development research as a Specimen of Educational Design Research. In: Tjerk Plomp &; Nienke Nieven (Hg.): Educational design research. An introduction. Enschede, the Netherlands: SLO, S. 52–71. AnneSteinbach,FachhochschuleBielefeld AndreasLehmann-Wermser,HochschulefürMusik,TheaterundMedien Forum:QFM|Themen:VideographieundVideointeraktionsanalyse VideographieistgeradeindenFachdidaktikeneinattraktivesVerfahren.Gelegentlichwirdfälschlichdavon ausgegangen,esseibereitseineMethode,dabeihandeltessichgenaugenommennurumeinVerfahren derDatenerhebung,ausdemsichwederEntscheidungenüberdenFokusnochüberdiemethodischenVerfahrenderAnalyseableitenlassen. Eine wichtige Forschungstradition beschäftigt sich mit den Interaktionen im Unterricht. Frühe Arbeiten etwa von Mehan im Mathematikunterricht ((Mehan 1996), die grundlegende Arbeiten von Krummheuer(Krummheuer2010;KrummheuerundNaujok1999),undnatürlichdieneuerenvonKranefeldundHeberleu.a.(Kranefeldetal.2014)habenwichtigefachübergreifendeundfachspezifischeErkenntnissegeliefert. ImQFM-ForumbeimAMPFindiesemJahrsolldieserAspektimMittelpunktstehen. Ablauf GeplantisteinkurzerInputzuInteraktionsanalysen.EinentsprechenderTextwirdimVorfeldverschickt.Im ForumerfolgtdieAnalyseeinesmitgebrachtenVideo-BeispielsalsGruppenprozess. Teilnehmende DieGruppewirdvonQFM-Mitgliederngebildet.Nicht-QFM-Mitgliederkönnen,wiezuvorschonpraktiziert, beobachtendteilnehmen.DenAbschlusssolleineDiskussionüberProblemeundPotenzialederMethode bilden. DasForumistalsöffentlichesForumgeplant,Anmeldungenwerdenabererbeten.SofernderVorstanddas Forumgenehmigt,sollzeitnaheinEinladungstextfolgen,derdetailliertereInformationenfürInteressierte enthaltenwird. Literaturverzeichnis Kranefeld,Ulrike;Heberle,Kerstin&Naacke,Susanne(2014):VideographischeBefundezuAspektenvonUnterrichtsqualitätimerstenJeKi-Jahr.In:BMBF(Hg.):InstrumentalunterrichtinderGrundschule.Prozess-undWirkungsanalysenzumProgrammJedemKindeinInstrument.Berlin:BMBF(EmpirischeBildungsforschung), Krummheuer, Götz (2010): Die Interaktionsanalyse. Online verfügbar unter http://www.fallarchiv.uni-kassel.de/wpcontent/uploads/2010/07/krummheuer_inhaltsanalyse.pdf. Krummheuer, Götz; Naujok, Natalie (1999): Grundlagen und Beispiele interpretativer Unterrichtsforschung. Wiesbaden:Leske+Budrich. Mehan,Hugh(1996):LearningLessons.SocialOrganizationintheClassroom.zuerst:HarvardUniversityPress1979. AnnArborMich.:UMI(UMIBooksanDemand). MartinaBenz,StaatlicheHochschulefürMusikundDarstellendeKunstMannheim BerndClausen,HochschulefürMusikWürzburg AlexanderCvetko,StaatlicheHochschulefürMusikTrossingen StefanHörmann&EvaMeidel,UniversitätBamberg SilkeKruse-Weber,KunstuniversitätGraz Forum:MythosHermeneutik? ImZugeverstärkterforschungsmethodischerReflexioninhistorischenundpädagogischenDisziplinensowie der Verbreitungelaborierter empirischer Forschung im eigenen Fach ist es in der Musikpädagogik zunehmendnotwendiggeworden,auchdieetabliertegeisteswissenschaftlichgeprägteForschungsrichtungstärkerwissenschaftstheoretischzuhinterfragenundnäherzucharakterisieren.HierbeispieltderBegriff‚hermeneutisch‘einewichtigeRolleundesstellensichfolgendeFragen: — Was genau hat man im Spannungsfeld verschiedener Begriffsverwendungen unter hermeneutischer Forschungzuverstehen?IstsiealszentralermethodischerAnsatztextanalytischausgerichteter(historischer)ForschungdergroßeGegenpolzurempirischenForschunginderMusikpädagogik?Oderstehtsie der(quantitativenundqualitativen)empirischenForschung–wieimsogenannten‚BlauenPapier‘des AMPF mit Orientierungshilfen für Entscheidungen über die Veröffentlichung von Beiträgen der Jahreskongresse in der „Musikpädagogischen Forschung“ – nur als ein spezieller Ansatz unter den weitere(n) forschende(n) Zugänge(n) neben phänomenologisch, dialektisch, sprachanalytisch, diskursanalytisch,historisch-rekonstruierendundnochandersorientiertenForschungsansätzengegenüber? — InwiefernlassensichhermeneutischeundempirischeForschungüberhaupt(heutenoch)gegeneinanderabgrenzen? — HatsichmöglicherweisedasBegriffsverständnisvonhermeneutischerForschungimLaufederZeitgewandelt? — Wie ist in diesem Zusammenhang das Verhältnis von historisch bzw. systematisch ausgerichteter Forschungzusehen? EinzurgemeinsamenBearbeitungverschiedenerAspektewissenschaftlicherMusikpädagogikvorgeraumer ZeitgegründetesForschungsteammöchteversuchen,dem‚MythosHermeneutik‘ingemeinsamerDiskussionaufdieSpurzukommen.DabeisollzunächstdaseigeneHermeneutik-VorverständnisderTeilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums ausgelotet und zu vorhandenen Auffassungen in der musikpädagogischenFachdiskussioninBeziehunggesetztwerden.AnschließendsollunterHinzuziehunginterdisziplinärer PerspektivenderHermeneutik-BegriffgeschärftundforschungsmethodischverortetsowieüberseineBedeutung für die (historisch-systematisch orientierte) musikpädagogische Forschung heute nachgedacht werden. Literatur(Auswahl) Cvetko,AlexanderJ.(2015):GeschichtenerzählenalsMethodeimMusikunterricht.HistorischeundempirischeStudien. (TheorieundPraxisderMusikvermittlung.Hg.v.MariaLuiseSchulten.Bd.15.)Berlin:Lit. Goetz,Hans-Werner(2014):ProseminarGeschichte:Mittelalter.4.,akt.u.erw.Aufl.Stuttgart:Ulmer. Helms,Siegmund/Schneider,Reinhard/Weber,Rudolf(Hg.)(2005):LexikonderMusikpädagogik.Kassel:Bosse. Hofmann, Bernhard (2004): Arbeitsgruppe „Historische Musikpädagogik“ – Ein Bericht. In: Kaiser, Hermann J. (Hg.): MusikpädagogischeForschunginDeutschland.DimensionenundStrategien.(MusikpädagogischeForschung.Hg. vomArbeitskreisMusikpädagogischeForschunge.V.Bd.24.)Essen:DieBlaueEule.S.221–229. Kruse,Jan(2015):QualitativeInterviewforschung.EinintegrativerAnsatz.2.,überarb.u.erg.Aufl.Weinheim;Basel: BeltzJuventa. Niessen, Anne/Richter, Christoph (2011): Musikpädagogische Wissenschaft. Briefwechsel. In: Diskussion Musikpädagogik49/2011.S.5–12. Nolte, Eckhard (1998): Musikpädagogik als wissenschaftliche Disziplin - Struktur und Aufgaben. In: LudwigMaximilians-UniversitätMünchen,GemeinsameKommissionfürFragenderDidaktikdurchAlfredGleißner(Hg.): Bildungfürmorgen.ZukunftsorientierteFachdidaktik.DokumentationdesfachdidaktischenDiesacademicusam 3.12.1996.München:Ludwig-Maximilians-Universität.S.168–181. Schoenebeck,Mechthildvon(2007):AnmerkungenzuMusikalsSchulfachundzurMusikpädagogikalsWissenschaft. MusikpädagogenanHochschulen?In:UNIZET394/2007,BeilageUnikultNr.3.S.1.VeröffentlichungimInternet: http://www.schattenblick.de/infopool/sozial/paeda/spafo018.html(letzterAufruf:24.04.2016). Seiffert,Helmut(1991):EinführungindieWissenschaftstheorie2.GeisteswissenschaftlicheMethoden:Phänomenologie,HermeneutikundhistorischeMethode,Dialektik.(Beck'scheReihe.Bd.61.)9.Aufl.München:Beck. Spychiger,MariaB.(2011):EntwicklungsperspektiveneineraufgeklärtenMusikpädagogik.In:DiskussionMusikpädagogik49/2011.S.17–27. Weber, Martin (2005): Musikpädagogische Theoriebildung im Zeitalter der bundesdeutschen Bildungsreform 19651973. Eine Diskursbeschreibung als Beitrag zu einer Methodologie in der Historischen Musikpädagogik. Hg. v. Karl-Jürgen Kemmelmeyer. (Forschungsberichte des IfMpF. Nr. 17.) Hannover: Institut für Musikpädagogische ForschungderHochschulefürMusikundTheater. Wernet,Andreas(2009):EinführungindieInterpretationstechnikderObjektivenHermeneutik.(QualitativeSozialforschung.Bd.11.)3.Aufl.Wiesbaden:VS,Verl.fürSozialwiss. ThomasBusch,Berlin JensKnigge,MusikhochschuleLübeck DanielaNeuhaus,Köln Forum: QuantFM | Thema: Zum Umgang mit Theorie im quantitativ-empirischen Forschungsprozess Die grundsätzliche Frage, in welchem Verhältnis (musikpädagogische) empirische Forschung und Theorie zueinander stehen, wurde in jüngster Vergangenheit an verschiedenen Stellen diskutiert (u.a. Niessen & Knigge 2015; Rolle 2012; Vogt 2011, 2012). Auch im Rahmen der Diskurse zu „Praxisforschung“, „DesignBased-Research“ etc. spielt die Frage nach dem Umgang mit Theorie in empirischer Forschung eine wichtige Rolle. Auffällig ist jedoch, dass Reflexionen bezüglich des spezifischen Verhältnisses von Theorie und quantitativ-empirischen Ansätzen in der Musikpädagogik bislang eher unterrepräsentiert sind. Dies verwundert vor allem vor dem Hintergrund, dass das quantitative Paradigma die Prüfung und WeiterentwicklungvonTheorienalseinzentralesZielausgibt. Dass sich der QuantFM im Rahmen des Forums die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Theorie undEmpiriealsAufgabegestellthat,begegnetalsoeinerseitseinergewissenVernachlässigungdesThemas im musikpädagogischen Diskurs, ist andererseits aber auch eine Reaktion auf Anregungen aus der Arbeitsgruppe:BeidenerstenTreffendesQuantFMwurdedeutlich,dasshierKlärungsbedarf besteht,es einen Wunsch nach Orientierung und nach Diskussion gibt, hierin gerade für die Qualität empirischer ForschungeineessenzielleFrage,abergleichzeitigaucheinegroßeHerausforderunggesehenwird.Aufder SuchenacherstenAntwortenentstandenvorallemFragen,dieindasgeplanteForumeinfließensollen. Das Forum soll in Form einer Fishbowl-Diskussion stattfinden, der einige Impulse zu wissenschaftstheoretischenGrundlagendesquantitativenParadigmasvorangestelltwerden(vgl.Döring& Bortz 2016). Ebenso werden gelungene Verknüpfungen von Theorie und Praxis in musikpädagogischer Forschung in den Blick genommen. Daran anschließend könnten zum Beispiel folgende Fragen diskutiert werden: — WaskönntenQualitätskriterienfürdieEinbettungquantitativerempirischerForschunginTheoriesein? — Wie können Theorien aus den Bezugswissenschaften eingebunden werden, ohne eine simple Übertragung vorzunehmen oder jedes Mal „das Rad neu zu erfinden“? Was können wir von anderen Disziplinen (Erziehungswissenschaft, Psychologie, Sozialwissenschaften, Systematische Musikwissenschaften...)lernen? — Welche Herausforderungen stellen sich im Hinblick auf den Theoriebezug an einzelnen Punkten des quantitativen Forschungsprozesses, z.B. beim Übergang von theoretischen Konzepten zur operationalenDefinition,speziellinmusikpädagogischenZusammenhängen? Literatur Döring, N. & Bortz, J. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. Berlin: Springer. Niessen, A. & Knigge, J. (2015): Theoretische Rahmung und Theoriebildung in der musikpädagogischen Forschung. Münster:Waxmann. Rolle, C. (2012). Vom Umgang mit Theorie in der fachdidaktischen Forschung. In J. Knigge & A. Niessen (Hrsg.), Musikpädagogisches Handeln. Begriffe, Erscheinungsformen, politische Dimensionen (S. 337–343). Essen: Die BlaueEule. Vogt, J. (2011). Schöngeister und Rechenknechte. Zum Verhältnis von Bildungstheorie und Bildungsforschung in der Musikpädagogik.DiskussionMusikpädagogik,(49),13–17. Vogt,J.(2012).WoisteigentlichdiekritischeTheoriegeblieben?EineArtVermisstenanzeige.InJ.Knigge&A.Niessen (Hrsg.),MusikpädagogischesHandeln.Begriffe,Erscheinungsformen,politischeDimensionen(S.345–357).Essen: DieBlaueEule. Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung e. V. German Association for Research in Music Education Jahrestagung 2016 7. – 9. Oktober 2016, Bildungszentrum Freising Annual Conference 2016 October 7th – 9th 2016, Bildungszentrum Freising Musikpädagogik und Kulturwissenschaft Music Education and Cultural Studies Poster IsabellBötsch&SaschaLillie,TechnischeUniversitätBraunschweig Poster:FaktorenderSingangstimMusikunterricht Einleitung Das Singen nimmt im Musikunterricht nach wie vor einen zentralen Stellenwert ein. Die wenigen existierende Studien nahmen bislang überwiegend positive Effekte des Singens oder positive Einstellungen zum Singen im Allgemeinen in den Fokus (Wolf et al., 2013). Die Ergebnisse von Wolf et al. stehen allerdings konträr zu der Annahmen, dass mit steigendem Alter eine Hemmung zum spontanen Singen und implizit womöglich auch Angst vor dem Vorsingen häufiger auftreten würde (u.a. Badur, 2013; Gembris, 2008). BislanglassensichinderLiteraturnurwenigeHinweisedarauffinden,dassmitbestimmtenSingsituationen auch negative Erfahrungen und Emotionen einhergehen können. Einige ältere Studien legten nahe, dass dasVorsingeninderKlasseoderbestimmteSingsituationendurchausmitnegativemErlebenverknüpftsein könnte und vermuteten die die Ursachen bei den Mitschülern, den Schülern selbst und den Lehrperson (u.a.Graml&Reckziegel,1982;Kormann,1991).AnhaltspunktezurSingangstimschulischenKontextkönnenjedochdurchausauchausderPerformance-Angst-Forschunggewonnenwerden.SokönntenKonstrukte wie Bewertungsangst und Leistungsabrufkompetenz sowie das Verhalten der Lehrperson als mögliche VariableneineRollespielen(u.a.Peschke,2015). Fragestellungen Lassen sich Faktoren der Singangst im schulischen Kontext mittels eines exploratorischen Fragebogens nachweisen? Methode DieStichprobeumfasste49SchülerinnenundSchüler(59,2%weiblich;38,8%männlich)miteinemdurchschnittlichem Alter von 14.11 Jahren (SD=.573; Md=14; min 13, max 16 Jahre) der achten Jahrgangsstufe einer integrativen Gesamtschule. Mittels einer Fragebogenmappe wurden u.a. demographische Daten, außerschulische Musikaktivitäten und die Einschätzung des Sozialverhaltens in der Klasse sowie musikalischeSozialisationabgefragt.DieseFragebogenmappebeinhalteteweiterhineinenPoolvon149Itemsu.a. zumVerhalteninSingsituation,Übeüberzeugung,Selbstbild,AngstvornegativerBewertungundLehrerpersönlichkeit.DieDimensionsreduktionerfolgtemittelsexplorativerFaktorenanalyse.DieBegutachtungdes Screeplots und sowie der Faktoren nach inhaltlichen und statistischen Kriterien führte zu einer 6Faktorenlösung.DieSkalenkonstruktionerfolgtenachKTT. Ergebnisse FolgendeSkalenkonntemittelsKTTnachgewiesenwerden:a)AngstvornegativerBewertung,b)Selbstkonzept,c)SelbsterlebenundVermeidungsstrategien,d)MotivationundÜbeüberzeugung,e)Abrufkompetenz undf)Lehrerbeziehung.AlleSkalenwiesenzufriedenstellendeReliabilitätenauf(α≥.85).DieInterkorrelationderSkalenzeigtesignifikanteZusammenhängederSkalaAngstvorNegativerBewertungenmitSelbsterlebenundVermeidungsstrategien(r=.451,p=.002),derSkalaSelbstkonzeptmitderSkalaSelbsterlebenund Vermeidungsstrategien (r=-.480, p=.001) sowie mit den Skalen Übeüberzeugng und Lehrerbeziehung (r=.378, p=.012). Weiterhin korrelierte Selbsterleben und Vermeidungsstrategie mit Übeüberzeugung (r=.426,p=.004)undLehrebeziehungmitSelbstkonzept(r=.420,p=.006).EskonntenUnterschiedeindenSkalenzwischendenGeschlechternfestgestellt.DasSpieleneinesInstrumenteskorreliertepositivmitSelbstkonzeptundAbrufkompetenz.WeitereZusammenhängewerdenanderTagungvorgestellt. Diskussion UnterBerücksichtigungdergeringenStichprobe,deutendieErgebnissedieExistenzvonFaktorenderSingangstimschulischenKontexthin.DieKonsistenzundValiditätderFaktorenmussinweiterenStudiengeklärt werden. Dennoch lassen die Ergebnisse vermuten, dass die Lehrperson einen positiven Einfluss auf das Selbstkonzept der Schüler zum Singen und eine positive Einstellung zum Üben ausübt. Desweiteren gehtdieAngstvornegativerBewertungmitVermeidungsstrategienundStressreaktionenvorundinSingsituationen in der Klasse einher. Auffällig ist, dass die Abrufkompetenz, also das sich Erinnern können von bereits Erarbeiteten Stücken, keinen Rolle auf das Selbsterleben oder die Angst vor negativer Bewertung auszuüben scheint. In weiteren Studien sollte eine Verbesserung der Skalen vorgenommen werden und geprüftwerden,obUnterschiedeüberdasAlterexistierenundZusammenhängemitPersönlichkeitseigenschaftenbestehen. Literatur Badur,Imke-Marie(2013).MusikbezogeneAktivitätenvonKindernimGrundschulalter.Einehypothesengenerierende StudieunterVerwendungqualitativerInterviewmitKindern.Dissertation,Justus-Liebig-UniversitätGießen. Gembris, Heiner (2008). Entwicklungspsychologische Befunde zum Singen. In Andreas Lehmann-Wermser & Anne Niessen,AspektedesSingens:EinStudienbuch(S.11-34).Augsburg:WissnerVerlag. Graml,Karl&Reckziegel,Walter(1982).DieEinstellungzurMusikundzumMusikunterricht:einBeitragzurElternbefragung.Mainz:SchottVerlag. Kormann, Adam (1991). Die Angst vor dem Vorsingen. In Rudolf-Dieter Kraemer, Musikpädagogik: Unterricht – Forschung–Ausbildung(S.64-78).Mainz:SchottVerlag. Peschke,Sebastian&vonGeorgi,Richard(2015).Thecompetenceofperformance:mentalaspectsofsucceedingand failinginmusicians.ProceedingsoftheNinthTriennalConferenceoftheEuropeanSocietyfortheCognitiveSciencesofMusic,17.-23.August,Manchester,UK. Wolf,Anna,Wolpert,Lea&Kopiez,Reinhard(2013).FreudeamSingenbei10-12-Jährigen:MöglichkeitendermusikpädagogischenEinflussnahme.InWolfgangAuhagen,ClaudiaBullerjahn&HolgerHöge,Musikpsychologie–Interdisziplinäre Ansätze (Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, Bd. 23) (S. 94-115). Göttingen:Hogrefe.Bd.23)(S.94-115).Göttingen:Hogrefe. BerndClausen&GerhardSammer,HochschulefürMusikWürzburg Hans-UlrichSchäfer-Lembeck,HochschulefürundTheaterMünchen Poster:AbsolventenstudieSchulmusik2004–2014 DemErfolgimStudiumundimBerufsfeldsowieseinenBedingungenwidmensichunterschiedlicheStudien aus verschiedenen Perspektiven. Der Band der Jahrestagung des AMPF (LEHMANN-WERMSER & BENZ 2013) versammelteinigeBeiträgedazu,weiterejüngereStudien,wieetwaNEUHAUS(2009)fokussiertaufdieZeit vor dem Studium, TREPTOW (2006) auf einzelne Biografien (nicht nur Musiklehrer) aus geschlechtsspezifischerSicht.DiebayerischeSituationdesNebeneinandersvonDoppelfachundFächerverbindungnehmen WEIß & KIEL(2010)indenBlick.DieerstegenerelleErhebungzumVerbleibvonandenbayerischenHochschulen und damaligen Fachakademien ausgebildeten Musikerinnen und Musikern, d.h. auch den Absolventen von Lehramtsstudiengängen, befragte ehemalige Studierende der Jahrgänge 1980 bis 1985 (SCHINDLER, G., LULLIES & SOPPA 1988). Dirk Hewig stellt dazu im Rückblick fest, dass „aus den Ergebnissen dieserErhebung(...)EmpfehlungenzurStudienvorbereitung,zumStudiumundzuFördermaßnahmenwährendderberuflichenTätigkeit“(HEWIG2000)abgeleitetwurden.EsfolgtenzahlreicheRahmenempfehlungen,vorallemabereinPapiermitdemTitel„StudienvorbereitendeFörderungeninderMusikundFördermaßnahmenbeimÜbergangindasBerufsleben“1,dessenWirksamkeitHEWIGzweiJahrenachVeröffentlichungwiefolgtbewertet: „Auch wenn das (...) Papier nicht die Qualität einer offiziellen Empfehlung der Kultusministerkonferenz erhaltenhat,soistesdochGrundlageundAnregungfürdieArbeitderzuständigenReferentenindenLänderministerien, über die es an die Verantwortlichen im Musikleben herangetragen wird. Die Studie des Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung hat damit gleichzeitig eine fruchtbare Fortentwicklung und Ausweitung auf den Bereich aller Länder der Bundesrepublik Deutschland gefunden.“ (HEWIG2000,158–159) Größere Untersuchungen zum Verbleib von Schulmusikerinnen und Schulmusiker werden bei den gegenwärtigen Bemühungen um die Implementierung von Qualitätskreisläufen auch an Musikhochschulen zunehmendrelevant.DiebayerischeStudievon1988präformiertbereitsdiesesAnsinnenundmussausheutigerSichtalseineFacettevonHochschulforschungbetrachtetwerden,fürdieanMusikhochschulen,ebenso was Untersuchungen zur Institutionengeschichte betrifft, bisher noch zu wenig unternommen wurde. MagderMünchenerStudievordiesemHintergrundprimäreinmelioristischesInteressemitBlickaufCurriculumentwicklung zuzuschreiben sein, so geben sie auch aus der Perspektive musikpädagogischer Forschungu.U.AntwortenaufFrageninsbesonderefürdiesespezifischeHochschulform.DiebeidenmitMusiklehrerbildungfüralleLehrämterbefasstenMusikhochschulenMünchenundWürzburgentwarfen2015 einegroßangelegteVerbleibstudiefürdenZeitraum2004bis2014.IndiesenZeitraumfallennichtnureine ReformderLPO,sondernauchdiedamiteinhergehendeModularisierungvonStudiengängen,dienachwie vor mit einem Staatsexamen abschließen. Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses standen sowohl der allgemeineÜberblicküberjeneStudierende,dietatsächlichimBerufsfeldtätigsindalsauchinstitutionenspezifischeFragestellungen(z.B.QualitätderBeratungs-undBegleitungsangebote,künstlerischeBildungsinhalte)sowieeinglobalerBlickaufErfolgundZufriedenheitimBerufsfeld. Das Poster präsentiert einige dieser Ergebnisse und nimmt dabei studiengangbezogene Items (fachliche Kompetenzen,Lehr-/Lernformateetc.)ebensoindenBlickwiedenBerufseinstiegund-verlaufderAbsolventinnenundAbsolventenbeiderInstitutionen.2 1 2 AbgedrucktbeiHEWIG2000,152–158. DawirunsgegenwärtigindieAuswertungsphasebegeben,sindgenauereAngabenleidernochnichtmöglich. Literatur Hewig,D.2000,StudienvorbereitendeFörderungeninderMusikundFördermaßnahmenbeimÜbergangvomStudiumindasBerufsleben,inIHF(Hg.),BeiträgezurHochschulforschung,1/2,151–159. Schindler,G.,Lullies,S.&Soppa,R.1988.DerlangeWegdesMusikers.Vorbildung–Studium–Beruf.(=Schriftendes BayerischenStaatsministeriumfürWissenschaftundKunstunddesBayerischenStaatsinstitutsfürHochschulforschungundHochschulplanung,Bd.23). Neuhaus, D. 2009. Perspektive Musiklehrer/in. Der Berufswahlprozess von Lehramtsstudierenden mit dem UnterrichtsfachMusik.Köln:Dohr. Treptow,E.2006.BildungsbiografienvonLehrerinnenundLehrern.EineempirischeUntersuchungunterBerücksichtigunggeschlechtsspezifischerUnterschiede.Münsteru.a.:Waxmann. Weiß, S. & Kiel, E. 2010. Berufswunsch Musiklehrer/in – Motive und Selbstbild, in A. Lehmann-Wermser (Hg.), bem 1(2). MarcGodau&MatthiasKrebs,UniversitätderKünste Poster: Weiterbildung als Community of Practice? Am Beispiel des Zertifikatskurses tAPP, eine wissenschaftlich begleitete Weiterbildung im Kontext von Musik- undKulturpädagogik Professionalisierung ist zunehmend für die Kulturelle Bildung von Bedeutung, wenn etwa Musiker/innen ohnepädagogischeAusbildung„sichberufsmäßigdamitbeschäftigen,kulturelleBildungsprozesseinanderenMenschenanzuregenundzufördern"(Roth,2013,S.840).WeiterbildungenbietenhierbeieineMöglichkeit,berufsspezifischeKompetenzenundeinprofessionellesProfilauszubilden(Hülmeyer,2016).Eine HerausforderungistdabeijedochdieNachhaltigkeitderInhaltevonmusikpädagogischenFort-undWeiterbildungeninderBerufspraxis.DieserfordertFormate,diewederindieformale,aberpunktuelleQualifikationsmaßnahmen,nochaufeinmitunterunreflektiertes,informellesLernenenpassantinderBerufspraxis vertrauen(vgl.Bechtel,2014).EineLösungdafürkanneineKonzeptionderWeiterbildungalsCommunityof Practice(CoP)(Lave&Wenger,1991)darstellen. CoPs als Wissensgemeinschaften lassen sich als Zusammenwirken der Merkmale Gemeinschaft, Domäne und Praxis beschreiben (vgl. Wenger, 2006). Im Kontext eines zugrundeliegenden Interessensbereichs, für den sich das Engagement lohnt, ko-konstruieren die Mitglieder Bedeutungen und tauschen Ideen sowie Erfahrungen aus, was sowohl zum kollektiven Handeln als auch zur Weiterentwicklung der CoP beiträgt. DabeistiftendiePraktiken(gemeinsameRessourcen,Erfahrungen,Geschichten,Tools)deneher„unsichtbarenZusammenhang“(Künkler,2011). Das Konzept der CoP ist seit längerem besonders in der Organisationsentwicklung etabliert(vgl. z.B. Zboralski2007).AberauchinderMusikpädagogikwirdseitdenletztenJahrenversucht,dieCoPalsBrilleder Beobachtung von Erfahrungskontexten für die Ausbildung von Kompetenzen angehender Musikpädagog/inneneinzusetzen(vgl.Ilari,2010). Setting ImRahmendesBMBF-gefördertenVerbundprojektes(UdKBerlinundBundesakademieWolfenbüttel)wird seit 2014 der Zertifikatskurs »tAPP – Musik mit Apps in der Kulturellen Bildung« entwickelt und erprobt. ZielistdiepädagogischeWeiterbildungvonMusiker/innenfürdasArbeiteninderKulturellenBildungmit der Spezialisierung auf musikalische Bildungsprojekte mit Apps auf Smartphones und Tablets. Der Zertifikatskurs basiert in seiner methodisch-didaktischen Gestaltung auf dem oben beschriebenen Konzept der CoP. MethodeundErgebnisse InjederPhasederWeiterbildungwerdenseitBeginnqualitativeDatenerhoben:DarunterVideographische Dokumentation der Kurse, Gruppendiskussionen sowie Lerntagebücher der Teilnehmer/innen. Diese Datenformen werden genutzt, um die Weiterbildung sukzessive weiterzuentwickeln. Dabei fließen AuswertungenderDatenindiePlanungundGestaltungderjenächstenWeiterbildungsphaseein,derenErgebnissewiederumevaluiertwerden(vgl.Juhl,2014).Dasbeschreibteineniterativ-zyklischenProzessaufHandlungsforschungbasierenderEntwicklungeinesWeiterbildungsprogramms. MitdemPostersollderderzeitigeStanddesforschungsbegleitendenProjektesvorgestelltwerden.Zuden erstenErgebnissengehörennebenderAusweitungderInteraktionenaufeinefacebook-Gruppevorallem die intensivere Auseinandersetzung mit Technik als eigenen Lerngegenstand, Rollenkonflikte der Teilnehmer/innensowiedieAusweitungderRelevanzbereichederWeiterbildungaufdasFeldmusikpädagogischer undmusikalisch-künstlerischerPraxis. Literatur Bechtel,D.(2014):GelingendeFortbildung.ProfessionellesLernenausSichtvonMusiklehrerinnenund-lehrern.Köln: VerlagDohr. Hülmeyer, B. (2016): Das fachliche Profil des Kulturpädagogen/ der Kulturpädagogin als Ergebnis des spezifischen ZusammenwirkensvoninnerpersonalenRollen.AnnäherunganeinkomplexesBerufsbildausSichtderAus-und Weiterbildung. Verfügbar unter: https://www.kubi-online.de/artikel/fachliche-profil-des-kulturpaedagogenderkulturpaedagogin-ergebnis-des-spezifischen(Stand:28.04.2016). Ilari,B.(2010):Acommunityofpracticeinmusicteachertraining:ThecaseofMusicalizaçãoInfantil.ResearchStudies inMusicEducation32(1),S.43-60. Juhl,A.(2014):PragmaticInquiry.AResearchMethodforknowledgecreationinorganisations.In:Simon,G.&Chard, A.(Hrsg.):SystemicInquiry.InnovationsinReflexivePracticeresearch.Farnhill:EverythingisConnectedPress,S. 244-265. Lave,J.andWenger,E.(1991):Situatedlearning:legitimateperipheralparticipation,Cambridge,CambridgeUniversity Press. Künkler, T. (2011): Lernen in Beziehung. Zum Verhältnis von Subjektivität und Relationalität in Lernprozessen Bielefeld:Transcript. 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Evaluation einer WeiterbildungfürErzieher/-innenundKunstundKulturschaffende Ausgangssituation&Ziele DasFachMusik spieltinderErzieher/-innenausbildungnahezukeineRolle.ImKitaalltagwirdausdiesem Grundkaumgesungenundmusiziert.DerBedarfanqualifiziertenFachkräftenfürUnterrichtsangeboteim BereichderElementarenMusikpädagogik(EMP)inderKitaistdeshalbgroß(vgl.KitamachtMusik2008; Janssen,2010).ZieldesProjektsistdieVerbesserungderSituationmusikalisch-kulturellerBildunganKitas inFormeinerberufsfelderweiterndenQualifizierungvonMusikernundMusikerinnenundErzieher/-innen durchkooperativesLerneninheterogenenGruppen.InFormeinerca.einjährigenberufsfelderweiternden Weiterqualifizierung1 arbeiten Musiker/-innen und Erzieher/-innen im Tandem zusammen, um ein hochwertigesmusikalischesAngebotinKitaszuetablieren. DieEvaluationuntersuchtschwerpunktmäßigdieWirksamkeitderFortbildungsmaßnahmeunddeskooperativen Lernens sowie den Kompetenzerwerb der Teilnehmenden im Bereich der frühkindlichen musikalischenBildung. MethodenderDatenerhebung Im quantitativen Teil (Längsschnittdesgin mit drei Messzeitpunkten und Kontrollgruppe) kommen neben KompetenztestsauchFragebögenzumotivationalenundeinstellungsbezogenenAspektenzumEinsatz.Für dieMessungvonWissenundFähigkeitenwurdeeinspeziellerTestentwickelt,dersowohlWissensfragen als auch fallbasierte Aufgaben umfasst (vgl. Weinert 2001). Letztere dienen der Erhebung anwendbaren Wissens(vgl.Krauseetal.2011).ImmotivationalenundeinstellungsbezogenenBereichwerdendasmusikpädagogischeInteresseundSelbstkonzept,EinstellungzumkooperativenLernenunddieAkzeptanzder Weiterbildungsmaßnahme und der Teamarbeit erhoben. Die Stichprobe umfasst alle Teilnehmenden der WeiterbildungMuBiKi(n=32)sowieeineKontrollgruppe(momentann=31)ausKunst-undKulturschaffendensowieErzieher/-innen. ImqualitativenTeilwerdeninFormvonGruppendiskussionen,Einzel-undTandeminterviewsinsbesondere AspektederZusammenarbeitsowiedieErfahrungenindeneinzelnenModulenuntersucht.DieAuswertung erfolgtinFormeinerqualitativenInhaltsanalyse(vgl.Kuckartz2012),wobeieinSchwerpunktderUntersuchungaufInteraktionsprozessenliegt.TeilnehmendeBeobachtungengebenAuskunftüberdieVermittlung der Inhalte in den Fortbildungen und die Dynamik zwischen den Teilnehmenden. In Form von VideographienwerdenausgewählteSzenenausPraxisprojektenanalysiert,welchedieTeilnehmendenininterpro 1 Das durch das BMBF geförderte Projekt wird an zwei unterschiedlichen Standpunkten in Niedersachsen angeboten (Laufzeit: 2015-2017).VerbundpartneristderLandesverbandniedersächsischerMusikschulen. fessionellenTandemsdurchführen.Zielist,verschiedeneEbenenderZusammenarbeitunddieUmsetzung derindenWorkshopsvermitteltenFähigkeitenundFertigkeitenzuuntersuchen. Analysen&Ergebnisse DasPosterbeschreibtineinemerstenAbschnittdieKonzeptionderWeiterbildungmitdemFokusaufdem KonzeptdeskooperativenLernensundTandem-BildungalsBesonderheitderWeiterbildung.Esfolgteine ÜbersichtderqualitativenundquantitativenDatenerhebungsmethoden.ErsteErgebnissewerdenineinem abschließenden Abschnitt dargestellt. Das Forschungsprojekt knüpft an Ergebnisse zur Tandemarbeit (vgl. Franz-Özdemir,2012;Lehmann,Hammel&Niessen,2012,Oberhaus&Nonte2016)sowieanEvaluationen imBereichderfrühkindlichenmusikalischenBildungan(vgl.Heye,Forge,Peters&Gembris,2015). Literatur Franz-Özdemir, M. (2012). Interprofessionelles Teamteaching. Realisierungsformen und institutionelle Bedingungen. EvaluationeinerKooperationzwischenGrund-undMusikschulenimProgramm„JedemKindeinInstrument“.In: Jens Knigge und Anne Niessen (Hrsg.), Musikpädagogisches Handeln. Begriffe, Erscheinungsformen, politische Dimensionen(S.132–15).Essen:DieBlaueEule. Heye,A.,Forge,St.,Peters,C.&Gembris,H.(2015).EvaluationdesProjektsMusikimKita-Alltag(MiKA)(2012-2015) Abschlussbericht. Verfügbar unter: https://www.bertelsmannstiftung.de/fileadmin/files/user_upload/MIKA_Evaluation_Weiterbildung_2015_final_ kurz.pdf[11.4.2016] Janssen,R.(2010).DieAusbildungFrühpädagogischerFachkräfteanBerufsfachschulenundFachschulen.EineAnalyse imLändervergleich.München:WiFF. Kita macht Musik (2008). Kita macht Musik. Abschlussbericht, in Verbindung mit U. Welscher, M.-L. Borek, T. Henn undunterMitarbeitvonK.Bredl,W.Buxot,I.Gärtner,W.Probst&Chr.Wolf.Gütersloh:Bertelsmann. Krause,U.-M.,Stark,R.;Herzmann,P.(2011):FörderunganwendbarenTheoriewissensinderLehrerbildung:Vergleich problembasiertenundinstruktionsorientiertenLernens.PsychologieinErziehungundUnterricht,58(2),S.106115. Kuckartz,U.(2012).QualitativeInhaltsanalyse.Methoden,Praxis,Computerunterstützung,Weinheim:BeltzJuventa. Lehmann,K.,Hammel,L.&Niessen,A.(2012).„WenndereineUnterrichtmachtundderanderediszipliniert…“.Aufgabenverteilung im Lehrenden-Tandem des musikpädagogischen Programms „Jedem Kind ein Instrument“. In KniggeJ.&NiessenA.(Hrsg.),MusikpädagogischesHandeln.Begriffe,Erscheinungsformen,politischeDimensionen(S.195–212).Essen:DieBlaueEule. Oberhaus,L;NonteS.(2016):InklusioninderfrühkindlichenmusikalischenBildung.Kooperationspotenzialezwischen ErzieherinnenundmusikpädagogischenFachkräfteninderKita.In:MusikpädagogikundErziehungswissenschaft, hg.vonAnneNiessenundJensKnigge,Münster:Waxmann. FlorianLill&FriedrichPlatz,StaatlicheHochschulefürMusikundDarstellendeKunstStuttgart Poster:„Halt,nichtschnellerwerden!“–DerEinflussunterschiedlicherLängenvon Feedbacktönen und deren zeitlicher Abschlüsse auf das Aufrechterhalten einer TemposynchronisationunterkognitiverBelastung Hintergrund AktuelletheoretischeModellezursensomotorischenSynchronisationmiteinemvorgegebenenSignal(‚Timing’)imSinneeinesmusikalischenPulseszeigen,dassdieTiming-FortsetzungsleistungbeiAusbleibendes Referenzsignals (Synchronization-Continuation-Paradigma) unter kognitiver Belastung sowohl von der bewusstenKontrollealsauchvondersensomotorischenFeedbackqualitätinderWeiterführungsphasebeeinflusstwird(vanVugt&Tillmann,2015).IndiesemZusammenhangvermutetenMaes,GiacofciundLeman (2015),dasseinassoziativerLernvorgangaufGrundlagesensorischerund motorischer InformationsverarbeitungfürdieTimingfortsetzungsqualitätmitverantwortlichsei.IhrebisherigenempirischenBefundelegennahe,dasseinegenerelleVerkürzungdereinzelnenTonlängendesauditivenFeedbacksinderWeiterführungsphasemiteinerBeschleunigungdesTappingseinhergeht,eineVerlängerunghingegendieTimingleistung in der Weiterführungsphase begünstigt und infolgedessen die in Synchronization-ContinuationParadigmen auftretende negative Asynchronie (Repp, 2005) abschwächen können. Unklar ist jedoch bis heute,obsichdieTimingfortsetzungsleistungweiteroptimierenlässt,wenndasEndedereinzelnenFeedbacktöneindasInter-Tapping-Intervall(ITI)fälltundnichtintervallübergreifenddargebotenwird. GeplantesVorgehen Im Rahmen einer Replikationsstudie mit Designerweiterung soll diese Fragestellung untersucht werden, wobeidieDatenerhebungzumjetzigenZeitpunktnochaussteht.DasVorgehenentsprichtdemjenigenvon Maesetal.(2015)beigleichzeitigerVariationderakustischenTonlängendesFeedbacksunddessenEndes (innerhalbundaußerhalbdesITI). VermuteteErgebnisse Wir erwarten eine Bestätigung der Ergebnisse von Maes et al. (2015), denen zufolge ein statistischer ZusammenhangzwischenderTonlängedesFeedbacksunddemInter-Tapping-Intervallzugrundeliegt.ImUnterschiedzudenAutorenvermutenwirjedocheinenstärkerenEinflussderTonlängendesFeedbacksauf dieTiming-Fortsetzungsleistung,wenndieLängederFeedbacktöneinnerhalbeinesITIundnichtimnächsten Intervall erst abgeschlossen ist. Hierbei sollte die Abnahme der Tonlängen des Feedbacks bei dessen gleichzeitigem Abschluss innerhalb eines ITI die ohnehin vorhandene Tendenz eines verfrühten Tappens ausSichtdernegativenAsynchroniebegünstigen(Repp,2005). Diskussion SolltendieVersuchsergebnissedieseVermutungbestätigen,würdedamitdieAnnahme,dassdienegative Asynchronie das Ergebnis einer (mangelnden) Inhibitionsleistung ist, eindeutiger als bisher gestützt werden. In der Folge lassen sich aus der Studie weitere Trainingsmöglichkeiten und Einflussfaktoren zur VerbesserungderTimingleistungindermusikpädagogischenArbeitmitmusikalischenLaienableiten:Unsere vermuteten Ergebnisse legen die Annahme eines zweiten bisher unberücksichtigten Einflussfaktors – der zeitlichen Lokalisation des Endes der einzelnen Feedbacktöne innerhalb der Inter-Onset-Intervalle (einer Tonfolge)–nahe,derinWechselwirkungzudenbisherigenFaktoren(wiedieTonlängedesFeedbacks)die Timingleistungwesentlichverbessernsollte. Literatur Maes, P.-J., Giacofci, M., & Leman, M. (2015a). Auditory and motor contributions to the timing of melodies under cognitiveload.JournalofExperimentalPsychology,41(5),1336–1352. Repp,B.H.(2005).Sensorimotorsynchronization:Areviewofthetappingliterature.PsychonomicBulletin&Review, 12,969–992. vanVugt,F.T.&Tillmann,B.(2015).Auditoryfeedbackinerror-basedlearningofmotorregularity.BrainResearch, 1606,54–67. ChristineMesserschmidt&FriedrichPlatz,StaatlicheHochschulefürMusikundDarstellendeKunst Stuttgart Poster: Der Einfluss der artikulatorischen Suppression auf die ArbeitsgedächtnisleistungvonBlasinstrumentalistentransponierenderInstrumenteimVergleichzu Instrumentalisten nichttransponierender Instrumente beim Wiedererkennen transponierterMelodien Hintergrund Instrumentalisten transponierender Blasinstrumente stehen im Unterschied zu solchen nichttransponierender Instrumente bereits früh in ihrer musikalischen Ausbildung und nachfolgend in ihrem Berufsalltag häufigvorderHerausforderung,sichwährenddeseigenenSpielsMelodieneinprägenundaufdieseinunterschiedlichenTonartenzurückgreifenzumüssen. Vor dem Hintergrund der bisherigen empirischen Befunde zu musikbezogenen Leistungen des Arbeitsgedächtnisses(Lange,2005)kanndieserVorgangdurchdiebestehendenModellenichteindeutigerklärtund vorhergesagtwerden. SoistzwardiephonologischeSchleifealsaufgabenrelevantesSubsystemvonBaddeleysMehrkomponentenmodell (Baddeley, Eyseneck & Anderson, 2015) für die Verarbeitung auditiver Informationen verantwortlich,jedochstehenihrzumeinendieartikulatorischeSuppressioninFormdesEin-undAusatmungsvorgangsvonBlasinstrumentalistenwährenddesSpielensundzumanderendieanlagebedingte,genetische Kapazitätsgrenzebzw.GedächtnisspannederSubsystemedesArbeitsgedächtnissesalsleistungsmindernde Einflussgrößengegenüber.InfolgedessensolltederEin-undAusatmungsvorgangalsartikulatorischeSuppression zu einer erheblichen Funktionseinschränkung der phonologischen Schleife aller Instrumentalisten führen.AlsFolgederverringertenAufnahme,ManipulationundSpeicherungvonauditivenInformationen solltemitderartikulatorischenSuppressioninFormdesstimmlosenEin-undAusatmenseineerheblichreduzierteTranspositionsleistungallerInstrumentalisteneinhergehen. AndersalsinBaddeleysModellführenEricssonundDelaney(1999)ArbeitsgedächtnisleistungenaufLangzeitgedächtnisinhalte und -strukturen zurück, die im Rahmen eines Fertigkeitserwerbs erworben wurden. Die Kapazitätsgrenzen des Arbeitsgedächtnisses spiegeln die Effizienz der erworbenen, fertigkeitsspezifischen Informationsverarbeitungen wider. Daher können Expertenleistungen auf den Erwerb eines hochspezialisierten, effizienten Informationsverarbeitungssystems mit optimalem Signal-Rausch-Verhältnis zurückgeführtwerden,diemiteinererhöhtenInformationsverarbeitungsgeschwindigkeiteinhergehen.InfolgedessensolltenInstrumentalistentransponierenderInstrumenteimVergleichzuInstrumentalistennichttransponierender Instrumente eine höhere und schnellere Transpositionsleistung aufzeigen, unabhängig vonderartikulatorischenUnterdrückung. Methode ZieldieserStudiewares,dieKonkurrenzhypothesenbeiderModelleinFormeines(quasi-)experimentellen Ansatzes zu testen. Auf Grundlage eines 2 x 3-Between-Subjectsdesigns (phonologische Schleifenwirkung [artik. Suppression vs. ohne artik. Suppression] x Expertise [Instrumentalisten transp. Blasinstr. vs. Instrumentalisten nicht-transp. Blasinstr. vs. Instrumentalisten anderer Instr.-Familien]) wurde die Diskriminationsleistung von 72 Studienteilnehmern zwischen exakten Transpositionen von Zufallsmelodien unterschiedlicher Tonfolgenlänge und transponierten Themenvariationen unter Verwendung eines ForcedChoice-Paradigmas untersucht. Die Studienteilnehmer wurden zuerst einer der Experimentalbedingungen randomisiertzugeordnet.HierbeiwurdeimUnterschiedzurihrerVergleichsbedingungdieartikulatorische SuppressiondurcheineZusatzaufgaberealisiert,inderdieStudienteilnehmeraufgefordertwurden,während der Melodiedarbietung und der sich anschließenden Gedächtnisphase Luft kontrolliert durch einen StrohhalmineinmitWassergefülltesGefäßzupusten.Danachwurde denStudienteilnehmerninbeiden Bedingungen eine Melodie mit der Aufgabe dargeboten, sich die Melodie in der nachfolgenden Pause durcheineninneren,mentalenNachvollzugohneSummeneinzuprägen.NachAbschlussdieserGedächtni- sphase wurde den Studienteilnehmern eine Vergleichsmelodie präsentiert. Ihre Aufgabe bestand in der IdentifikationderVergleichsmelodiealsexakttransponierteMelodieoderalstransponierteMelodievariation. Neben ihrer Antwort wurde gleichzeitig ihre Reaktionszeit gemessen. Die Diskriminationsleistung der StichprobewurdeabschließendunterZuhilfenahmederSDT(Macmillan&Creelman,2005)ausdenRohantwortenberechnet. Ergebnis DerempirischeBefundstütztdieHypothesedesArbeitsgedächtnismodellsvonBaddeleyetal.(2015),dass das Wiedererkennen transponierter Melodien eine Leistung der artikulatorischen Schleife ist. Interessanterweise ergab die Datenauswertung jedoch zugleich, dass Bläser transponierender Instrumente entsprechend der Vorhersage des Modells von Ericsson und Delanay (1999) eine signifikant geringere BearbeitungszeitfürdieselbeDiskriminationsleistungbenötigenalsdieVergleichsgruppen. Diskussion Die empirische Befundlage zeigt, dass bisher kein Modell imstande ist, die Diskriminationsqualität und geschwindigkeit zu erklären und vorherzusagen. Wir vermuten, dass die geringere Reaktionszeit auf eine erhöhte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit als Folge effizienterer Lösungsstrategien der Bläser transponierenderInstrumentezurückgeführtwerdenkann(Ericsson&Delanay,1999).EinNachfolgeexperimentmitzusätzlichervariierenderZeitbegrenzungistgeplant,indemsichdieBläsertransponierenderInstrumente im Sinne des Langzeit-Arbeitsgedächtnismodells von Ericsson und Delanay (1999) durchsetzen sollten. Literatur Baddeley,A.D.,Eyseneck,M.W.&Anderson,M.C.(2015),Memory(2nded.),Hove:PsychologyPress. Ericsson,K.A.,DelaneyP.F.(1999).Long-termworkingmemoryasanalternativetocapacitymodelsofworkingmemory in everyday skilled performance. In A. Miyake, P. Shah (Hrsg.), Models of Working Memory, S. 257–297. CambridgeUniversityPress. Lange, E.B. (2005). Musikpsychologische Forschung im Kontext allgemeinpsychologischer Gedächtnismodelle In: LaMotte-Haber, H. de, Rötter, G. (Hrsg.). Handbuch der Musikpsychologie (Band 3) S.74–100. Laaber: LaaberVerlag. Macmillan,N.A.,&Creelman,C.D.(2005).Detectiontheory:Auser'sguide(2nd.ed.).LawrenceErlbaumAssociates: NewYork.
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