Landwirtschaftskammer NRW Münster, 19.09.2016 Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Tobias Schulze Bisping Seitenzahl: 6 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Weiterhin niederschlagsfreies, sonniges Wetter. Temperaturen um 20 °C tagsüber. Aussaat Wintergetreide, Ungräser behandeln, Läuse Aufgrund der hohen Bodentemperaturen und der weiterhin gemeldeten, milden Witterung sollte die Saat im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten hinausgezögert werden. Bei Bodentemperaturen > 12°C steigt die Gefahr von Infektionen mit Schwarzbeinigkeit, Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Trespen und Weidelgräsern sind im Keimoptimum und ab dem Auflauf ist Läusezuflug und damit auch Virusübertragung möglich. Sind die Böden oberflächlich ausgetrocknet, muss es zunächst regnen damit Bodenherbizide einigermaßen wirken können. Bei der Trockenheit ist zudem mit verzetteltem Auflauf zu rechnen. Auf Windhalmstandorten kann etwa bis zum 3‐Blattstadium des Windhalms mit den bekannten Kombinationen aus z.B. 0,25 l/ha Herold SC + 1,5‐2 l/ha Trinity gearbeitet werden. Bei Bedarf ist die Zumischung eines Insektizids möglich. Das Getreide wird dann auch 3‐4 Blätter gebildet haben so dass auch Blattdünger wie 1,5‐2 l/ha Lebosol Mangan Nitrat und 5 kg/ha Epso Kombi Top zugemischt werden können. Ackerfuchsschwanz wird sofern es rechtzeitig regnet am besten im Vorauflauf mit 0,6 l/ha Herold oder 4,0 l/ha Malibu (Neue Auflagen, siehe unten) oder 0,3 l/ha Cadou + 0,75 l/ha Bacara Forte (in Wintergerste stärkere Aufhellungen möglich). Regnet es erst zum frühen Nachauflauf bestehen noch gute Möglichkeiten mit Kombinationen aus Herold SC, Malibu, Cadou forte Pack + 2 l/ha Arelon Flüssig (nicht auf drainierten Flächen) bzw. + 20 g/ha Lexus (nicht in WG). Ist Lexus nicht mehr wirksam bzw. fällt anhaltend kein Regen ist es besser zunächst abzuwarten. Bei starkem Unkrautdruck bietet es sich an, das Unkraut zum 3‐Blattstadium des Getreides mit 2 l/ha Trinity oder 2 l/ha Picona auszuschalten. Der Zusatz eines Insektizids ist jeweils möglich. Der Ackerfuchsschwanz wird dann in der der Vegetationsruhe mit 0,9 l/ha Axial 50 (in Wintergerste) oder 1,2 l/ha Traxos in (WW, WR und WT) bekämpft. Wo Axial 50 nicht mehr wirkt sollte keine Wintergerste angebaut werden. Dort wo Traxos nicht mehr wirkt, besteht in WW und WT noch die Möglichkeit es Einsatzes von Atlantis im Frühjahr. IPU‐Zulassung läuft aus Der Wirkstoff Isoproturon (IPU) wurde auf EU‐Ebene nicht neu zugelassen. Nach dem Widerruf zum 30. September 2016 gilt eine Abverkaufsfrist für Lagerbestände bis zum 30. März 2017. Die Aufbrauchfrist für Anwender endet zum 30.09.17. Dies gilt für folgende Mittel: Protugan, Herbaflex und Arelon Flüssig. Die Fenikan‐Zulassung ist bereits am 30. Juni 2016 ausgelaufen; die Abverkaufsfrist für den Handel endet am 31.12.16. Die Aufbrauchfrist endet ebenfalls am 30.09.2017. Getreide‐Herbizide: Neue Auflagen beachten Für die Pendimethalin‐ und Prosulfocarb‐haltigen Mittel Malibu, Stomp Aqua, Activus, Trinity, Addition, Picona, Boxer und Filon gelten neue Auflagen. Folgendes muss beachtet werden: Kein Einsatz bei einer Windgeschwindigkeit größer 3 m/s. Die Wasseraufwandmenge muss mind. 300 l/ha betragen. Auf der ganzen Fläche sind 90% abdriftmindernde Düsen einzusetzen auf entsprechenden Druck achten! Die Fahrgeschwindigkeit darf max. 7,5 km/h betragen. Grund dieser neuen Auflagen ist, einen direkten Eintrag der Wirkstoffe auf Nachbarflächen zu verhindern. Raps: Rauken bekämpfen Sofern der Raps zwei bis drei gut entwickelte Laubblätter entwickelt hat sind Einsätze mit Fox bzw. Runway + Fox möglich und sinnvoll. Mischungen mit weiteren Herbiziden oder Wachstumsreglern sind nicht möglich. Auch ist ein Abstand von 7 Tagen zu entsprechenden Behandlungen einzuhalten. Raps: Erdfloh‐Monitoring Vereinzelt werden in den Gelbschalen erhöhte Fangzahlen des Erdflohs gemeldet. Betroffen sind oftmals Flächen in geschützten Lagen. Eine Behandlung ist nach wie vor nur dann nötig, wenn der Rapsbestand durch den Blattfraß der Schädlinge nicht durchkommt. Auf diesen Schlägen kann besser im Oktober gegen die Larven behandelt werden. Mais: momentan sind verschiedene Auffälligkeiten zu finden Erste Erhebungen haben eine Befallsausbreitung des Maiszünslers in den Maisbeständen ergeben. Die Befallsintensität ist in den meisten Regionen NRW´s noch als gering einzuschätzen. Um der weiteren Verbreitung vorzubeugen, sollten die Maisstoppeln möglichst gemulcht werden. Nach der Silomaisernte ist dies nicht immer tadellos möglich (platt gefahrenen Stoppeln). Am sichersten ist zusätzlich eine saubere Pflugfurche, um die Verbreitung einzudämmen. Außerdem sind momentan Blattläuse, aber auch der von einem Pilz verursachte Maisbeulenbrand zu finden. Gegen Blattläuse und Maisbeulenbrand sind keine direkten Bekämpfungsmaßnahmen nötig bzw. möglich. Der Maisbeulenbrand bildet an Maispflanzen faustgroße, silbergraue Wucherungen mit einer schwarzen Sporenmasse. Hagel und Sturm, aber auch Herbizidschäden, Maiszünsler und Fritfliegen können Eintrittspforten für diesen Pilz schaffen. Eine massive Ausbreitung findet bei hohen Temperaturen und Luftfeuchten und Phasen mit starker Pflanzenentwicklung statt. Es gibt keine Beeinträchtigung der Tiergesundheit und der Silierfähigkeit, wohl aber Ertragsverluste und verminderte Futterqualität aufgrund der Verschmutzung. Wichtig sind pflanzenbauliche Maßnahmen, um die Jugendentwicklung des Maises zu fördern und Stressfaktoren zu vermeiden. Große Kolonien der Maisblattläuse Die Maisblattläuse vermehren sich Der Maisbeulenbrand hat Sporenbehälter entwickelt Abgeknickte Maisstängel durch Befall mit Maiszünsler Die Larven des Maiszünsler minieren im Stängel Auch die Maiskolben werden schon befallen (Fotos: C. Bischur) Kartoffeln – auf schonende Beerntung achten! Die Knollen weisen zum Erntezeitpunkt einen hohen Wassergehalt auf und durch eine mechanische Belastung können die Zellen im Knolleninneren platzen. Zwei bis sieben Tage später treten dann Verfärbungen im Knolleninneren auf. Diese Verfärbungen lösen sich nach etwa zehn Tagen wieder auf, das geschädigte Gewebe trocknet aus und durch Lufteinschluss bleiben Nekrosen mit weißgrauer Stärke zurück. Erntebeschädigungen (Foto: Benker) Nekrosen mit weißgrauer Stärke (Foto: Benker) Schwarzfleckigkeit (Foto: Peters, VS Dethlingen) Generell gilt, je größer die Knollen und je höher der Stärkegehalt, desto empfindlicher sind sie für mechanische Belastungen. Weiterhin fördern sehr trockene Erntebedingungen mit vermehrter Klutenbildung das Auftreten von Nekrosen. Unter solch schwierigen Bedingungen muss umso mehr Wert auf eine schonende Beerntung gelegt werden, im Zweifelsfall Ernte unterbrechen. Die nach der Ernte entstehenden Nekrosen dürfen aber nicht mit der Schwarzfleckigkeit bei Auslagerung im Frühjahr verwechselt werden. Schwarzfleckigkeit wird auch durch eine mechanische Belastung ausgelöst, allerdings bei niedrigem Wassergehalt der Knollen gegen Lagerende. Im Gegensatz zu den Nekrosen, werden bei der Schwarzfleckigkeit keine Zellen zerstört, sondern bei dieser Verfärbung handelt es sich um eine chemische Reaktion. Wenn aber schon vor der Krautminderung über einen längeren Zeitraum hohe Knollentemperaturen von über 25 °C vorherrschten, wurden in diesen Jahren Schwarzfleckigkeitssymptome bereits bei der Ernte beobachtet. Wahrscheinlich führten die hohen Temperaturen zusammen mit der Trockenheit zum Wasser‐ und damit zum Tugorverlust der Knollen, wodurch die Empfindlichkeit gegenüber Schwarzfleckigkeit schon so früh deutlich anstieg. Deswegen sollte auf Problemstandorten und bei empfindlichen Sorten eine Ernte bei Temperaturen über 25 °C Knollentemperatur unterbleiben. Beschädigungsempfindlichkeit ist aber nicht gleich Beschädigungsempfindlichkeit, denn Kartoffelsorten reagieren sehr unterschiedlich auf diese zwei Formen von mechanischen Belastungen. Es gibt Sorten die anfällig bzw. nicht anfällig auf beide Formen der mechanischen Belastungen reagieren. Weiterhin ist es möglich, dass Sorten auf Erntebeschädigungen (Nekrosen) sehr empfindlich reagieren, aber keine Probleme mit Schwarzfleckigkeit haben. Ebenso existieren Sorten die unempfindlich gegen Erntebeschädigungen, aber sehr anfällig für Schwarzfleckigkeit sind. Die Sorteneigenschaften bezüglich der Beschädigungsempfindlichkeit und der Neigung zur Schwarzfleckigkeit sind in den beschreibenden Sortenlisten aufgelistet und sollten beim Anbau berücksichtigt werden. Zuckerrüben: Feldversuchsbesichtigung am 29.09.2016 Der Rheinische Rübenbauer‐Verband führt als Versuchsstelle der Arbeitsgemeinschaft Zuckerrübenanbau jährlich eine große Zahl an Versuchen durch. In diesem Jahr möchten wir Ihnen die am Standort Elsdorf‐Ohndorf liegenden Versuche gern vorstellen, u.a. Sortenversuche, Fungizidversuch, Pillierungsversuch und Winterrübendemo. Außerdem präsentieren wir Ihnen unsere Versuchserntetechnik. Die Feldbesichtigungen finden statt am: Donnerstag, dem 29. September 2016 um 10:00 Uhr und um 14:00 Uhr auf den Flächen des Betriebs Claus Wynen, Haus Ohndorf, 50189 Elsdorf (Nähe Gut Desdorf). Die Anfahrt zu den Versuchsparzellen wird ausgeschildert sein. Zuckerrüben: 4. Proberodung geringer Ertrag und hohe Zuckergehalte Die seit Wochen anhaltend trocken‐heiße Witterung hat die Bodenwasservorräte erschöpft und das Rübenwachstum stark gebremst. Die Ertragsunterschiede differenzieren je nach Region und Bodengüte erheblich. Die vierte Proberodung zeigt mit 75 t/ha einen deutlich unterdurchschnittlichen Rübenertrag im Vergleich zum fünfjährigen Durchschnitt. Der Zuckerhalt hingegen stieg auf 17,85 % und erreicht damit zum jetzigen Zeitpunkt ein historisches Hoch. Erklären lässt sich dies durch den Rosineneffekt, bedingt durch permanenten Wassermangel und starker Sonneneinstrahlung. Für den weiteren Ertragszuwachs und verlustarmes Roden sind nach wie vor flächendeckend dringendst Niederschläge erforderlich. (Foto: Dr. A. Dissemond) Grünland‐ Ampferkäferlarven schädigen Ampfer Zurzeit sind die Fraßschäden der Larven des Ampferkäfers auf den bereits weiter entwickelten Ampferpflanzen deutlich sichtbar. Wegen der jetzt fehlenden Blattfläche sind Bekämpfungsmaß‐ nahmen an solchen Pflanzen jetzt nicht mehr ausreichend wirksam und müssen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Gegebenenfalls sind die Flächen zu mulchen und der erneute Aufwuchs zu behandeln. Spätere Herbizideinsätze ab Mitte Oktober sind bevorzugt mit Harmony SX mit einer Aufwandmenge von 45 g/ha durchzuführen. Dieses Präparat hat eine sehr langsame Anfangswirkung, jedoch eine sehr gute Dauerwirkung zur Bekämpfung des Unkrautes. Diese Pflanzen nehmen nicht mehr genug Wirkstoff auf (Fotos. K.‐J. Behr)
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