Feri-Studie Ein Plädoyer für illiquide Hedgefonds Herkömmliche Offshore-Hedgefonds erzielen höhere Renditen als Hedgefonds, die sich den Anforderungen der europäischen Ucits-Richtlinie unterwerfen, so eine Studien des Investmenthaus Feri. Ein Grund dafür sei die geringere Liquidität der Offshore-Hedgefonds. Es lohne sich, diese in Kauf zu nehmen. Illiquidität ist eine theoretisch plausible und empirisch robuste Renditequelle. Für Hedgefonds erweitert sie das Anlageuniversum und den Anlagehorizont. Je geringer die Fondsliquidität, desto größer der Handlungsspielraum des Fondsmanagers bei Auswahl und Handel der Portfoliobestandteile – mehr Strategien, effizienteres Trading und ein breiteres Anlageuniversum stehen ihm offen. Das erlaubt höhere risikoadjustierte Renditen und bessere Diversifizierung. Schon 2013 haben wir bei Feri in einer Veröffentlichung die Renditeunterschiede zwischen Ucits-konformen und Offshore-Hedgefonds gemessen. Das Ergebnis: Die Ucits-Fonds rentierten deutlich schlechter als ihre weniger liquiden Pendants. Die nachstehende Abbildung zeigt die publizierten Ergebnisse für den Zeitraum Januar 2005 bis Dezember 2013 und vergleicht sie mit neuen Ergebnissen für Januar 2005 bis Dezember 2015. >>Vergrößern Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Dargestellt sind die Häufigkeitsverteilungen der Jahresrenditen tausender simulierter Portfolios aus Ucits- beziehungsweise Offshore-Hedgefonds. Jedes Portfolios besteht aus zwölf Hedgefonds, die unter 480 Ucits- und 6.400 Offshore-Hedgefonds ausgewählt wurden. Die folgenden Tabellen zeigen die statistischen Ergebnisse für die neuen Daten. Gesamte Stichprobe - Offshore-Hedgefonds Rendite p. a. Volatilität Max 75% Perzentil Median 25% Perzentil Min Mittelwert 11,4% 6,8% 5,8% 4,8% -5,3% 5,8% 15,22% 6,68% 6,18% 5,75% 4,19% 6,26% Sharpe Ratio 1,71 0,80 0,62 0,44 -0,49 0,62 Schiefe Kurtosis 2,67 -0,15 -0,53 -1,01 -6,46 -0,64 60,05 4,38 2,41 1,25 -0,56 3,55 Quelle: Feri Gesamte Stichprobe - Ucits-Hedgefonds Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Korr MSC 0,82 0,70 0,65 0,60 0,15 0,65 Max 75% Perzentil Median 25% Perzentil Min Mittelwert Rendite p. a. Volatilität 7,5% 4,8% 4,1% 3,5% 0,6% 4,1% 8,51% 5,82% 5,41% 5,03% 3,69% 5,45% Sharpe Ratio 1,27 0,53 0,39 0,26 -0,24 0,40 Schiefe Kurtosis 1,62 -0,48 -0,89 -1,44 -5,18 -1,01 41,06 6,12 3,18 1,54 -0,51 4,56 Kor MSC 0,88 0,80 0,78 0,75 0,50 0,77 Quelle: Feri Für den Zeitraum Januar 2005 bis Dezember 2015 weisen Portfolios aus Ucits-Hedgefonds über alle Sub-Strategien hinweg im Mittel eine geringere Jahresrendite, höhere Korrelationen zum Aktienindex MSCI World und trotz niedrigerer Volatilitäten auch niedrigere Sharpe Ratios auf. Der Blick auf Maxima, Minima, Quartile und Mediane anstelle von Mittelwerten bestätigt dieses negative Bild. Sub-Strategien (Mittelwerte) - Offshore-Hedgefonds Rendite p. a. Volatilität Equity Hedge Event Driven Relative Value Tactical Trading 6,3% 6,0% 5,7% 5,6% 9,83% 7,55% 6,04% 8,13% Sharpe Ratio 0,43 0,53 0,64 0,42 Schiefe Kurtosis -0,55 -1,00 -1,17 0,20 3,44 6,06 10,03 2,51 Sharpe Ratio 0,38 0,17 0,48 0,32 Schiefe Kurtosis -0,63 -2,19 -0,94 -0,36 3,52 14,52 5,45 2,20 Kor MS 0,70 0,65 0,49 0,18 Quelle: Feri Sub-Strategien (Mittelwerte) - Ucits-Hedgefonds Rendite p. a. Volatilität Equity Hedge Event Driven Relative Value Tactical Trading 5,5% 2,8% 4,2% 4,1% 9,19% 5,02% 4,72% 6,32% Quelle: Feri Es gibt unzählige mögliche Ursachen für diese Renditeunterschiede. 2013 vermuteten wir, dass Ucits-Fonds der Zugriff auf attraktive illiquide Anlagen aufgrund ihrer Liquiditätsanforderungen verwehrt Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Kor MS 0,7 0,7 0,6 0,4 bleibt. So sind zum Beispiel Ucits-Hedgefonds, die im Zuge einer Event-Driven-Strategie Restrukturierungen oder Insolvenzen von Unternehmen ausnutzen wollen, durch die Ucits-Anforderungen eingeschränkt, da die Instrumente betroffener Unternehmen illiquide sein können. Juan Infante schätzte 2015, dass gar die große Mehrzahl notleidender Wertpapiere nicht die von der Ucits-Richtlinie geforderte Liquidität erreicht – vielleicht ist das ein Grund für die scharfen Unterschiede zwischen Ucits- und Offshore-Hedgefonds im Bereich „Event Driven“, etwa hinsichtlich der Kurtosis (Wölbung) der Verteilungen. Juha Joenväärä und Robert Kosowski zeigten in ihren Aufsätzen 2014 und 2015, dass sich die Renditeunterschiede zwischen Ucits- und Offshore-Hedgefonds durch Liquiditätsunterschiede tatsächlich vollständig erklären lassen. Sie schätzen die indirekten Kosten durch die Ucits-Regulierung auf 2 Prozent pro Jahr. Die Illiquiditätsprämie – eine alte Bekannte Für Offshore-Hedgefonds wird eine Illiquiditätsprämie, also ein negativer Zusammenhang zwischen Fonds-Performance und Fondsliquidität, schon länger vermutet. Die Fondsilliquidität ermöglicht dem Manager den Zugriff auf illiquide Anlagen, für deren Illiquidität er wiederum vom Markt kompensiert wird, so die Erklärung von George O. Aragon (2007). Die Manager nehmen diese Möglichkeit wahr, generell gilt: je illiquider der Fonds, desto illiquider das Portfolio. Die Illiquiditätsprämie ist deutlich positiv und überwiegt den entgegen gerichteten Effekt etwaiger Anreizverluste des Fondsmanagers dadurch, dass er aufgrund der Fondsrestriktionen schwächerer Kontrolle durch die Investoren unterworfen ist. Während der Liquiditätskrisen im Winter 1998, Herbst 2007 und Winter 2008 rentierten illiquide Hedgefonds jedoch schlechter als liquide. Die Iliquiditätsprämie wurde zu einem Illiquiditätsrabatt, den der Investor zahlen musste. Aus Sorge vor solchen Krisen jedoch auf die Illiquiditätsprämie zu verzichten, halten wir für falsch. Der Erwartungswert durch Vereinnahmung der Illiquiditätsprämie ist positiv – nicht nur aufgrund von Risikoaversion, sondern auch, da Fondsilliquidität neben dem Zugang zu illiquiden Anlagen noch weitere Vorteile bietet: Das kostspielige, unfreiwillige Handeln im Zuge von Fondskäufen und -verkäufen, wird reduziert, längerfristige Strategien können verfolgt und Notverkäufe („fire sales“) besser vermieden werden. Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Gleichzeitig kann Fondsliquidität keine guten Ergebnisse in der Krise garantieren. Besonders schlecht schneiden in der Krise Fonds ab, die sich trotz hoher Fondsliquidität zu einem illiquiden Portfolio haben hinreißen lassen. Eben weil Investitionen in illiquide Anlagen belohnt werden, so Melvyn Teo (2011), investieren Hedgefonds mit hoher Fondsliquidität oft illiquider als sie sollten. Daher ist es ein Bestandteil der Feri-Due-Diligence bei der Hedgefondsselektion, sicherzustellen, dass sich die versprochene Fondsliquidität mit der Liquidität der Portfoliobestandteile deckt. Im schlimmsten Fall zahlt der Investor sonst jahrelang für Liquidität und bekommt sie nicht, wenn er sie braucht. Schließlich kann der Investor sein Krisenergebnis über die Managerselektion und -incentivierung verbessern: Ein Teil der Manager ist konstant dazu in der Lage, die Marktliquidität korrekt zu antizipieren und seine Portfolios entsprechend anzupassen. Der Illiquiditäts-Discount lässt sich zudem mithilfe solcher Anreizstrukturen wie erfolgsabhängiger Gebühren reduzieren, wenn nicht sogar vollständig umgehen. Da niemand gerne Gebühren zahlt und es bei dieser Art der Managermotivation auf die Summe der Anreize ankommt, lohnt es sich, in jüngere und kleinere Fonds zu investieren, mit denen man als früher oder relativ großer Investor Gebührenrabatte verhandeln kann. Aktives Handeln ist überflüssig Vielleicht wünscht man sich die Liquidität, um flexibler in den eigenen Allokationsentscheidungen zu sein. Aber sollten diese Entscheidungen denn so kurzfristiger Natur sein, dass man dafür wöchentliche oder gar tägliche Liquidität benötigte? Typische Fragen, die man sich beim Fonds-Monitoring stellen muss, betreffen langfristige Veränderungen: Hat der Fonds seine Kapazitätsgrenze erreicht? Sind Manager und Team noch motiviert? Kann die Fondsstrategie noch eine Überschussrendite erzielen oder gibt es bereits zu viele Nachahmer? Ist der Fonds auf eine Nische – einen Sektor, eine geographische Region, ein Instrument – fokussiert, die generell unattraktiv geworden ist? Hat der Fonds wichtige Mitarbeiter verloren und nicht adäquat ersetzen können? Manche Investoren versprechen sich Vorteile dadurch, dass sie ihre Ucits-Hedgefonds so intensiv handeln als wären es Aktien. Die Ucits-Hedgefonds klagen über die kollektiven Nachteile durch solch flüchtige Investoren, wegen derer sie häufig unnötig viel Cash vorrätig halten müssen. Und auch für den rein egoistischen Investor stellt sich das folgende Problem: je kurzfristiger er die eigene Entscheidung am Markt ausrichtet, desto mehr bewegt er sich in Richtung des aktiven Managements – genau des Bereichs, den er eigentlich dem Hedgefonds überlassen wollte. Entweder Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH der Investor vertraut dem Manager, oder nicht. Aktiv verwaltete Fonds wie Hedgefonds seinerseits aktiv zu handeln, ist widersprüchlich, und teuer. Fondsilliquidität diversifiziert Widersprüchlich erscheinen hochliquide Hedgefonds auch mit Blick auf ihr Zusammenspiel mit anderen Anlageklassen im Portfolio. Der zentrale Grund, in alternative Anlagen wie Hedgefonds zu investieren, ist ihre geringe Korrelation zu traditionellen Anlagen – Aktien, Anleihen und Geldmarktinstrumenten. Die niedrige Korrelation ergibt sich daraus, dass die Renditen alternativer Anlagen von anderen Risikoabhängigkeiten getrieben werden als die Renditen der traditionellen Anlagen. Nun ist Illiquidität nicht nur ein wichtiger Risikofaktor für alternative Anlagen, sondern auch einer, der alternative Anlagen von traditionellen Klassen unterscheidet. Das heißt, mit der Forderung nach Liquidität rückt man seine alternativen Anlagen näher an die traditionellen heran, man schwächt ihr Diversifikationspotential. Ein Hinweis darauf findet sich in unserer Studie in Form höherer Aktienmarktkorrelationen der Ucits-Hedgefonds als der Offshore-Hedgefonds. Über die Autor: Marcus Storr ist Leiter Hedgefonds beim Investmenthaus Feri (Financial & Economic Research International). Bei der MLP-Tochter, die mit einer Dienstleistungspalette aus Investment Research, Vermögensverwaltung, Family Office und Consulting am Markt auftritt, arbeitet er bereits seit 2005. Weitere Karrierestationen umfassen die Sachsen LB, die frühere Dresdner Kleinwort Wasserstein sowie J.P. Morgan. Dieser Artikel erschien am 22.09.2016 unter folgendem Link: https://www.private-banking-magazin.de/feri-studie-ein-plaedoyer-fuer-illiquide-hedgefonds-1473751598/ Informationen für Wealth Manager: www.private-banking-magazin.de Aus der Branche • Personen • Märkte • Produkte • Recht & Steuern • Das Beste im Netz © Edelstoff Verlagsgesellschaft mbH Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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