Steixner: „Bei Kahlschlag der Gewerbeordnung droht

Innsbruck, 20. September 2016 | WKO.at/tirol/presse
Steixner: „Bei Kahlschlag der Gewerbeordnung
droht Qualitätsverlust“
Noch im Herbst soll ein Entwurf zu einer Novellierung der Gewerbeordnung vorliegen.
„Der Vorschlag von Seiten der SPÖ, die Zahl der reglementierten Gewerbe zu
halbieren, gefährdet massiv die duale Ausbildung. Dieser radikale Schritt vernichtet
längerfristig und unwiederbringlich die Qualität in vielen Gewerben und wird damit
zum großen Problem für die jeweilige Branche“, sagt Georg Steixner. Der Tiroler
Gewerbeobmann mahnt in der Diskussion zu Sachlichkeit. Diese sei mit Blick auf die
negativen Folgen der Gewerbeliberalisierung in Deutschland 2004 nötiger denn je.
„Hier wird in der Regierung offenbar ein Kuhhandel betrieben – auf dem Rücken der
österreichischen Handwerks- und Gewerbebetriebe, die seit Generationen für Qualität
stehen und die der Garant für eine fundierte Ausbildung der Lehrlinge sind – um die uns so
viele Staaten beneiden“, so der Obmann, der in der Debatte um die
Gewerbeliberalisierung vor allem die Fakten vermisst: „Anscheinend hat sich niemand
ernsthaft mit den Folgen auseinandergesetzt.“
Ohne einen Meister würden rund 50.000 Jugendliche die Chance auf eine gute Ausbildung
verlieren. Das duale Modell ist seit Generationen der Erfolgsgarant für eine erfolgreiche
Zukunft als gefragte Fachkraft. „Warum also ein gut funktionierendes System zu Fall
bringen wollen? Die Leidtragenden sind schlussendlich auch die Konsumenten. Die Politik
gefährdet mit ihrem Vorgehen das Image der österreichischen Betriebe als verlässliche
Partner“, ist sich Steixner sicher.
Ein Blick zu unseren deutschen Nachbarn zeigt, wie man es nicht machen soll. Dort wurden
im Jahr 2004 von 92 Handwerksberufen 51 Berufe „freigestellt“ und die Handwerksordnung
weist seither nur mehr 41 Handwerke mit Meisterprüfung oder Altgesellenqualifikation auf.
Inzwischen gestehen selbst die damaligen Initiatoren und Verfechter dieser Reform, dass
sie ein Fehler war. So gab es anfangs eine große Zahl an neuen Anmeldungen in
„freigestellten“ Gewerben, zumeist als EPU. Nach wenigen Jahren blieben davon nur 40
Prozent über und die Lehrlingszahl ist in diesen freigegeben Branchen um 50 Prozent
zurückgegangen. Weiters ergaben deutsche Studien, dass die hohe Anzahl unqualifizierter
Anbieter zu einem starken Anstieg von Mängeln und Bauschäden geführt hat.
„Die Situation in Deutschland ist gekennzeichnet durch Qualitätsverlust und fehlendem
Nachwuchs. Und während man in Österreich, ohne nach links und nach rechts zu schauen,
die Liberalisierung mit Biegen und Brechen herbeiführen will, denkt man in Deutschland
bereits an eine Rückkehr zum qualifiziertem Berufszugang in mehr Branchen als bisher“,
berichtet Steixner. Der Gewerbeobmann fordert eine Reform mit Augenmaß, basierend auf
Fakten. „Für eine Reform mit dem Vorschlaghammer und einem Kahlschlag bei unserem
bewährten Erfolgsmodell sind wir sicher nicht zu haben. Ziel ist es, Qualitätsstandards, für
die Österreich international bekannt ist, zu halten – und nicht zu riskieren.“
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