Tagungsflyer - Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

DAS PROJEK T »MATERIELLE
KULTUR ALS SOZIALES GEDÄCHTNIS
EINER GESELLSCHAF T«
Materielle Alltagskultur wird in einer zunehmend bild- und dingbezogenen öffentlichen Rezeption als authentischer Zugang zur Geschichte begriffen und in der Forschung als Materialisierung von
Gesellschaft und Kultur interpretiert. In kulturhistorischen Museumssammlungen gilt sie dagegen aufgrund ihrer thematischen und typologischen Breite als schwer beherrschbar, ihre Aussagekraft für geschichtswissenschaftliche Fragestellungen wird noch wenig zur
Kenntnis genommen. Das Projekt zielt auf einen Brückenschlag zwischen musealer und zeitgeschichtlicher Forschung und verbindet
beide Perspektiven miteinander. In Anlehnung an Fragestellungen
aus den Kulturwissenschaften und Material Culture Studies soll einerseits die geschichtswissenschaftliche Aussagefähigkeit der Dinge
theoretisch und methodisch geprüft werden, andererseits zielt das
Projekt zugleich auf die Erarbeitung fachwissenschaftlicher Kriterien für museale Sammlungen wie das Dokumentationszentrum
Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt.
Die Objekte der Alltagskultur
werden dabei als Repräsentationen eines sozialen Gedächtnisses interpretiert und in mehreren Teilprojekten erschlossen,
die sich an geschichtswissenschaftlichen Fragestellungen
orientieren: Dinge werden als
Repräsentation von Herrschaft in der materiellen Alltagskultur
(Andreas Ludwig), als sozialgeschichtlich aussagekräftige Objekte in
ihrer Einbettung in unterschiedliche Lebensstile und Lebensweisen
(Anna Laschke) sowie als Materialisierungen biographischer Kontexte (Katja Böhme) untersucht.
Im Projekt kooperieren das Zentrum für Zeithistorische Forschung
Potsdam und das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR
bei der exemplarischen Erschließung alltagsgeschichtlicher musealer Sammlungsbestände als zeitgeschichtliche Quelle, um ihre
wissenschaftliche Aussagekraft im Kontext von Museumsarbeit und
kontroverser öffentlicher Erinnerungsdebatte zu entwickeln.
Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Förderschwerpunkts »Forschung an Museen« gefördert.
TAGUNGSORT
Potsdam-Museum – Forum für Kunst und Geschichte
Am Alten Markt 9 | 14467 Potsdam
www.potsdam.de/potsdam-museum
Potsdam Museum
Alter Markt/Landtag
DINGE
IN DER ZEITGESCHICH TE
Lange Brücke
Hauptbahnhof
VERANSTALTER
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1 | 14467 Potsdam
Tel.: +49 331 28991-77
www.zzf-pdm.de
ANMELDUNG
Aufgrund begrenzter Plätze bitten wir um Anmeldung bis
7. Okober 2016 unter [email protected]
KOOPERATIONSPARTNER
Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR,
Eisenhüttenstadt
Mit freundlicher Unterstützung der VolkswagenStiftung
im Förderschwerpunkt »Forschung an Museen«
TAGUNG DES
FORSCHUNGSPROJEKTS
»MATERIELLE KULTUR ALS SOZIALES
GEDÄCHTNIS EINER GESELLSCHAFT«
POTSDAM
14./15. OKTOBER 2016
Soziologische, ethnographische und anthropologische Untersuchungen haben die Bedeutung der materiellen Kultur in der Gesellschaft
verdeutlicht: Dinge bilden als gebaute Umwelt und als Dingausstattungen einen Rahmen für die Lebenswelt von Gesellschaft, sie ermöglichen und formen Alltagsroutinen, sie symbolisieren sozialen Status,
verweisen auf kulturelle Zugehörigkeiten und individuelle Aneignungen. Dinge werden produziert und konsumiert, gehortet und verzehrt,
gesammelt und musealisiert. Materielle Kultur stellt sich damit als
Mensch-Ding-Gesellschaftsbeziehung dar. In der entwickelten Konsumgesellschaft, in den politischen und gesellschaftlichen Konstellationen des Kalten Krieges und im sozialen Leben zwischen Armut und
Reichtum sind Dinge immer auch ein Ausdruck gesellschaftlicher
Verhältnisse. Eine gesellschafts-, sozial- oder kulturgeschichtlich informierte Zeitgeschichte kann deshalb auf die Untersuchung der
materiellen Kultur nicht verzichten. In ihrem Zusammenhang von Zeit,
Ort, Funktion und Bedeutungen ist materielle Kultur als historische
Konstellation und als Quelle notwendig zum Verständnis historischer
Gesellschaften.
FREITAG, 14.10.2016
Ab 9.00
ANMELDUNG
10.00–10.30
Katja Böhme, Anna Laschke, Andreas Ludwig:
EINFÜHRUNG
PANEL 1: DINGE IN DER PERSPEKTIVE
AUF DIE GESELLSCHAFT
Moderation: Irmgard Zündorf, Zentrum für
Zeithistorische Forschung Potsdam
10.30–11.15
11.15–12.00
12.00–13.30
Susan Reid, Loughborough University:
How Did Material Culture Matter in the
Krushchev-Era USSR?
Andreas Ludwig, Zentrum für Zeithistorische
Forschung Potsdam:
Politische Objekte – politisierte Objekte.
Historische Kontexte und Bedeutungszuweisungen in der materiellen Kultur der DDR
Die Tagung »Dinge in der Zeitgeschichte« ist Teil des Forschungsprojekts »Materielle Kultur als soziales Gedächtnis einer Gesellschaft«
im Rahmen des Förderschwerpunkts »Forschung an Museen« der VolkswagenStiftung, in dem die Sammlungen des Dokumentationszentrum
Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt als Quelle für die Forschung
untersucht werden.
13.30–14.15
14.15–15.00
Annette Vowinckel, Zentrum für Zeithistorische
Forschung Potsdam:
Das Bild als Ding zwischen der zweiten
und der dritten Dimension
Jana Scholze, Kingston University, London:
Objects of Wonder: The Edges of Value,
Beauty and the Other
15.00–15.30
PAUSE
15.30–16.15
Martina Heßler, Helmut-Schmidt-Universität,
Hamburg:
Werkzeuge, Maschinen, Gadgets. Das Technische
in der Materiellen Kultur
Eli Rubin, Western Michigan University,
Kalamazoo, MI/USA:
Materiality, Space and Environment:
Everyday Life in Socialism
16.15–17.00
PANEL 3: DAS SOZIALE IN DEN DINGEN
Moderation: Jürgen Danyel, Zentrum für
Zeithistorische Forschung Potsdam
9.00–9.45
9.45–10.30
Wolfgang Ruppert,
Universität der Künste, Berlin:
Sozialgeschichte. Die Ungleichheit
der Lebensformen in den Dingen
Katja Böhme, Zentrum für Zeithistorische
Forschung Potsdam:
Persönlich, nicht privat. Biografische Dinge
als zeitgeschichtliche Quelle
10.30–11.00
PAUSE
11.00–11.45
11.45–12.30
Anne Schmidt, Max-Planck-Institut
für Bildungsforschung, Berlin:
Artefakte und Subjektbildung
Dorothee Wierling,
Institut für Zeitgeschichte, Hamburg:
Besitzen und Benutzen, Geben und Nehmen.
Die Dinge in der Alltagsgeschichte
12.30–13.30
MITTAGSPAUSE
13.30–14.30
HISTORIZITÄT DER DINGKULTUREN
UND DIE GEGENWARTSDIMENSIONEN
HISTORISCHER DINGE
MITTAGSPAUSE
PANEL 2: MATERIALITÄT, ÄSTHETIK, GEBRAUCH
Moderation: Anna Laschke, Zentrum für
Zeithistorische Forschung Potsdam
Eben dieses Verhältnis von Zeitgeschichte und materieller Kultur steht
im Fokus der Tagung »Dinge in der Zeitgeschichte«: Wie werden Dinge
von den HistorikerInnen der zweiten Hälfte des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts wahrgenommen? Mit welchen Fragestellungen
und Methoden wird gearbeitet? Welche Quellenbestände werden in
den Blick genommen? Welche Potentiale hat die materielle Kultur für
die zeitgeschichtliche Forschung? Gibt es eine spezifisch historische
Perspektive auf die Dinge und wie könnte, mit Blick auf die Zeitgeschichte, eine »material history« aussehen? Auf der Tagung werden aus
gesellschaftlichen, sozialen und biografischen Perspektiven verschiedene Zugriffe auf die materielle Welt aufgezeigt.
SA MSTAG, 15.10.2016
Podium und Abschlussdiskussion mit
INTERDISZIPLINARITÄT: Hans Peter Hahn,
Goethe Universität Frankfurt a. M.
MUSEALISIERUNG: Doris Müller-Toovey,
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Flugplatz Berlin-Gatow
NACHLEBEN DER DINGE IM DIGITALEN:
Karsten Borgmann, ZZF Potsdam
NACHNUTZUNG, DINGARCHIVE, DEPONIEN:
Andreas Ludwig, ZZF Potsdam
Moderation: Annette Schuhmann,
ZZF Potsdam
14.30
Ende der Tagung