Executive Summary

Executive Summary – Bildung auf einen Blick 2016
Executive Summary
Bildung auf einen Blick 2016
Die Länder finden zusätzlich zur öffentlichen Finanzierung alternative
Möglichkeiten der Finanzierung des Tertiärbereichs
Die OECD-Länder geben im Durchschnitt 5,2 Prozent ihres BIP für Bildungseinrichtungen
vom Primar- bis zum Tertiärbereich aus. Dies umfasst sowohl öffentliche als auch private
Bildungsausgaben. Rund ein Drittel der Gesamtausgaben entfällt auf den Tertiärbereich,
hier sind die Ausgaben pro Bildungsteilnehmer am höchsten. Die höheren Kosten für die
Lehrenden im Tertiärbereich sowie die Forschungs- und Entwicklungsaufgaben der Einrichtungen des Tertiärbereichs tragen zu diesen hohen Kosten bei.
Um die Belastung der ohnehin schon angespannten öffentlichen Haushalte zu verringern,
verlagern mehr und mehr Länder die Kosten für eine Ausbildung im Tertiärbereich von
der öffentlichen Hand hin zu den privaten Haushalten. Im Durchschnitt werden 30 Prozent
der Ausgaben für den Tertiärbereich mit Mitteln aus privaten Quellen finanziert – ein wesentlich größerer Teil als in den vorgelagerten Bildungsbereichen; wobei wiederum zwei
Drittel davon von den privaten Haushalten aufgebracht werden, und zwar oft in Form von
Bildungsgebühren.
Viele Länder erkennen, dass hohe Bildungsgebühren fähige Bildungsteilnehmer davon
abhalten könnten, in den Tertiärbereich einzutreten, daher führen sie Systeme differenzierter Bildungsgebühren ein. So können die Bildungsgebühren beispielsweise für Bildungsteilnehmer an privaten Bildungseinrichtungen oder für ausländische Bildungsteilnehmer höher sein und für Bildungsteilnehmer in kurzen tertiären Bildungsgängen
niedriger. Zur Unterstützung der Bildungsteilnehmer bieten viele Länder auch Stipendien,
Bildungszuschüsse und öffentliche bzw. staatlich garantierte Darlehen, oft zu vergünstigten Konditionen, an, um den Bildungsteilnehmern zu helfen, die direkten und indirekten
Kosten der Ausbildung zu tragen. In den letzten zehn Jahren war in vielen Ländern ein
Anstieg der Zahl derjenigen Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich zu beobachten, die ein
öffentliches oder staatlich garantiertes Darlehen aufnahmen – und die dann den Tertiärbereich mit einem Abschluss und zugleich mit Schulden verlassen haben.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen weiterhin im Bildungs­
bereich und darüber hinaus
Die Umkehr der geschlechtsspezifischen Unterschiede im Tertiärbereich – mittlerweile
schließen mehr Frauen als Männer eine Ausbildung im Tertiärbereich ab – wurde in den
letzten Jahren gut belegt. Aber nach wie vor ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen einen
Bildungsgang auf einer höheren ISCED-Stufe des Tertiärbereichs, wie z. B. einen Promotions- oder einen gleichwertigen Bildungsgang, beginnen und abschließen, geringer.
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Bildungsbereich zeigen sich auch bei den
gewählten Fächergruppen. Frauen sind immer noch in bestimmten Fächergruppen wie
Natur- oder Ingenieurwissenschaften unterrepräsentiert und in anderen, wie Erziehungswissenschaften und Gesundheit, überrepräsentiert. 2014 erwarben im Durchschnitt drei-
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mal so viele Männer wie Frauen einen Abschluss in den Ingenieurwissenschaften und
viermal so viele Frauen wie Männer einen Abschluss in Erziehungswissenschaften.
Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Fächergruppen spiegeln sich auch
auf dem Arbeitsmarkt wider – und damit schlussendlich auch im Einkommen. Absolventen der Ingenieurwissenschaften verdienen beispielsweise im Durchschnitt rund 10 Prozent mehr als andere Erwachsene mit einem Abschluss im Tertiärbereich, Absolventen der
Lehrerausbildung oder der Erziehungswissenschaften dagegen rund 15 Prozent weniger.
Auch innerhalb des Lehrerberufs bestehen geschlechtsspezifische Unterschiede. Der Anteil der weiblichen Lehrkräfte sinkt mit jedem höheren Bildungsbereich – gleichzeitig
steigen die Gehälter der Lehrkräfte tendenziell mit jedem höheren Bildungsbereich. Auch
die Wahrscheinlichkeit, Schulleiter zu werden, ist für Frauen geringer, obwohl diese Leitungsfunktionen oft aus den Reihen der Lehrkräfte besetzt werden.
In allen Bildungsbereichen nehmen Migranten mit geringerer
­Wahrscheinlichkeit an Bildung teil
Die Bildungssysteme spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration von Migranten
in ihr neues gesellschaftliches Umfeld – und in den Arbeitsmarkt des Gastlandes. So erreichen beispielsweise Bildungsteilnehmer mit Migrationshintergrund, die angaben, den
Elementarbereich (ISCED 02) besucht zu haben, 49 Punkte mehr auf der Leseskala der
internationalen Schulleistungsstudie PISA als Bildungsteilnehmer mit Migrationshintergrund, die angaben, diesen Bildungsbereich nicht besucht zu haben. Diese Differenz entspricht in etwa einem Schuljahr. In den meisten Ländern sind jedoch die Teilnahmequoten
im Elementarbereich (ISCED 02) unter Bildungsteilnehmern mit Migrationshintergrund
weit niedriger als unter Bildungsteilnehmern ohne Migrationshintergrund.
In vielen Ländern bleiben die Bildungsteilnehmer mit Migrationshintergrund beim Bildungsstand hinter ihren einheimischen Mitbürgern zurück. So ist beispielsweise der Anteil der Erwachsenen ohne einen Abschluss im Sekundarbereich II unter denjenigen mit
Migrationshintergrund größer. Im Durchschnitt haben 37 Prozent der 25- bis 44-Jährigen
mit Migrationshintergrund, deren Eltern über keinen Abschluss im Sekundarbereich II
verfügen, selbst keinen Abschluss im Sekundarbereich II – bei den 25- bis 44-Jährigen
ohne Migrationshintergrund trifft dies jedoch nur auf 27 Prozent zu. Die Daten zeigen
auch, dass inländische Bildungsteilnehmer mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Bachelor- oder gleichwertigen Bildungsgang im Tertiärbereich abschließen als Bildungsteilnehmer mit einem Migrationshintergrund.
Weitere wichtige Ergebnisse
Die Bildungsteilnahme im Elementarbereich hat zugenommen: Zwischen 2005 und 2014
stieg die Bildungsbeteiligung im Durchschnitt der Länder mit verfügbaren Daten für beide Jahre bei den 3-Jährigen im Elementarbereich (ISCED 02) von 54 auf 69 Prozent und
bei den 4-Jährigen von 73 auf 85 Prozent.
In den OECD-Ländern ist die Erwerbslosenquote bei denjenigen mit einem berufsbildenden Abschluss im Sekundarbereich II als höchstem Bildungsstand mit 9,2 Prozent niedriger als bei denjenigen mit einem allgemeinbildenden Abschluss im Sekundarbereich II
als höchstem Abschluss (10,0 Prozent).
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Zwischen 2005 und 2014 stieg im Durchschnitt der OECD-Länder die Bildungsbeteiligung
der 20- bis 24-Jährigen im Tertiärbereich von 29 auf 33 Prozent. Angesichts der Tatsache,
dass im Durchschnitt aller OECD-Länder wahrscheinlich 36 Prozent der heutigen jungen
Erwachsenen bis zum Alter von 30 Jahren einen Abschluss im Tertiärbereich erwerben
werden, wird der Anteil der Bevölkerung mit einem Abschluss im Tertiärbereich wahrscheinlich weiter steigen.
Die Bildungsteilnehmer des Tertiärbereichs brauchen oft länger als regulär vorgesehen,
um einen Abschluss zu erwerben. Rund 41 Prozent der Vollzeit-Bildungsteilnehmer, die
einen Bachelor- oder gleichwertigen Bildungsgang beginnen, schließen diesen Bildungsgang innerhalb der regulären Ausbildungsdauer ab, während im Durchschnitt der Länder
mit verfügbaren Daten zu einzelnen Bildungsteilnehmern 69 Prozent der Bildungsteilnehmer den Abschluss in der regulären Ausbildungsdauer plus drei Jahren erwerben.
Die Lehrerschaft wird älter, da es nicht gelingt, jüngere Erwachsene für den Beruf zu gewinnen. Zwischen 2005 und 2014 ist der Anteil von Lehrkräften im Sekundarbereich, die
50 Jahre und älter sind, in 16 der 24 OECD-Länder mit verfügbaren Daten gestiegen. In
Italien und Portugal sind weniger als 3 Prozent der Lehrkräfte im Primarbereich jünger als
30 Jahre.
Die Schulleiter haben einen entscheidenden Einfluss auf das schulische Umfeld und die
Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte. Im Durchschnitt der Länder mit verfügbaren Daten
geben mehr als 60 Prozent der Schulleiter an, häufig die Zusammenarbeit in der Lehrerschaft zur Entwicklung neuer Lehrmethoden aktiv zu unterstützen, sicherzustellen, dass
Lehrkräfte ihre Verantwortung zur Verbesserung ihrer Unterrichtskompetenz wahrnehmen und sich für die Lernergebnisse ihrer Schüler verantwortlich fühlen.
Trotz des ökonomischen Einbruchs in 2008 sind im Durchschnitt der OECD-Länder die
Ausgaben pro Bildungsteilnehmer in allen Bildungsbereichen gestiegen. Zwischen 2008
und 2013 sind die realen Ausgaben pro Schüler vom Primar- bis zum postsekundaren,
nicht tertiären Bereich um 8 Prozent und pro Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich um
6 Prozent gestiegen. Die Finanzkrise hatte jedoch direkte Auswirkungen auf die Gehälter
der Lehrkräfte: Im Durchschnitt aller OECD-Länder wurden die Gehälter zwischen 2009
und 2013 entweder eingefroren oder gekürzt. Seitdem steigen sie wieder.
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