SWR Tagesgespräch

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an.
Matthias Wissmann (CDU), Präsident des Verbands
der Automobilindustrie VDA, gab heute, 22.09.16,
dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema
Elektromobilität.
Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marion Theis.
Mit freundlichen Grüßen
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Datum:
22.09.2016
VDA-Präsident Wissmann mahnt Geduld bei der Einführung von E-Autos an
Baden-Baden: Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie VDA, Matthias Wissmann,
hat die Kaufprämie für Elektroautos verteidigt. Jede neue Technologie brauche Startimpulse; es
handele sich nicht um eine Dauersubvention, sagte Wissmann im SWR (Südwestrundfunk).
Außerdem bezahle die Automobilwirtschaft die Hälfte der Prämien.
Der VDA-Chef räumte ein, dass es jetzt nötig sei, das Stromtankstellennetz zügig auszubauen;
in vielen Räumen Deutschlands müsse man noch „extrem nachrüsten“. Immerhin seien private
Investoren mit staatlicher Hilfe dabei, die Ladestruktur auszubauen; in den nächsten Jahren bis
2020 würden einige 10.000 Ladesäulen aufgebaut.
Wissmann forderte Geduld bei der Einführung des Elektroautos. Die Reichweite nehme zu, und
die Menschen würden schon bald sehen, welche Vorteile das E-Auto vor allem im
Fahrverhalten bringe. Den Benzin- und auch den Dieselmotor werde es trotzdem noch
mindestens ein Jahrzehnt lang geben, weil er immer effizienter werde, meinte der VDAPräsident.
Wortlaut des Live-Gesprächs:
Theis: Neuer Opel Ampera, Reichweite über 400 km.
BMW will mehr Modelle mit Elektromotoren ausrüsten.
VW arbeitet an Schnellladeprojekt für E-Autos.
Das sind nur drei von vielen Schlagzeilen aus den letzten acht Tagen. Steht der
Durchbruch bei der E-Mobilität jetzt kurz bevor?
Wissmann: Wir kommen auf jeden Fall einen großen Schritt voran, weil die Reichweite der
Elektroautos, die ja das Problem war in der Vergangenheit, erheblich zunimmt, und daher bin
ich schon der Meinung, dass wir mehr und mehr im Stadtverkehr E-Autos sehen werden, und
die Menschen sehen werden, welchen Vorteil das E-Auto gerade auch im Fahrverhalten bringt.
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
Theis: Die Reichweite, also die Batterien sind das Problem, sagen Sie. Das war der Grund
vor fünf, vor zehn und vor 20 Jahren, wenn man nach dem E-Auto gefragt hat. Warum
glauben Sie, dass sich das jetzt tatsächlich und auch grundlegend geändert hat?
Wissmann: Also, man kann die Situation von heute nicht mit der Zeit von vor 20 Jahren
vergleichen. Damals hatten wir im Grunde genommen keine E-Autos im Markt. Jetzt, seit drei,
vier Jahren bekommen wir von mehr und mehr Herstellern E-Autos in den Markt. Und diese
Autos werden immer besser. Und das Preisdelta zum Auto mit Verbrennungsmotor wird
geringer, so dass ich der Meinung bin, Schritt für Schritt wird sich diese neue Technologie
durchsetzen. Man kann nicht davon ausgehen, dass bereits im ersten Jahr nun alle der
Meinung sind, sie sollten von ihren durchaus leistungsfähigen Autos mit Verbrennungsmotor
aufs E-Auto umsteigen. Die Vorteile werden erst nach und nach von den Pionieren erkannt und
dann im breiten Publikum durchgesetzt.
Theis: Sie haben gesagt, die Autofahrer werden bald die Vorteile des E-Autos zu
schätzen wissen. Wieso müssen wir Steuerzahler denn dann die Autoindustrie mit
Kaufprämien unterstützen? Ist das wirklich nötig?
Wissmann: Man unterstützt ja nicht die Autoindustrie…
Theis: Naja, doch auch…
Wissmann: Wir tragen 50 Prozent der Prämie, die der Käufer bekommt, selbst, durch eigenes
Geld. Jede neue Technologie braucht Startimpulse, und das ist eine Art Startimpuls, keine
Dauersubvention.
Theis: Das ist schon klar, aber wäre es nicht sinnvoller, Steuergeld in den Ausbau des
Stromtankstellennetzes zu stecken? Weil so bringt mir das Auto wenig…
Wissmann: Das passiert ja auch. Also in der Strategie der Bundesregierung sind ja über 300
Millionen vorgesehen für den Ausbau der Ladeinfrastruktur, weil Sie natürlich recht haben. Und
deswegen werden jetzt in den 300 Millionen, zusammen auch mit privatwirtschaftlichen
Investitionen, einige zehntausend Ladesäulen in Deutschland aufgebaut. Normal-Ladesäulen,
aber auch Schnell-Ladesäulen, z.B. an den Autobahnen, wo man in 20 Minuten, während man
gerade eine Tasse Kaffee trinkt, sein Auto wieder aufladen kann, weil klar ist, hier muss man in
vielen Räumen Deutschlands noch erheblich nachrüsten. Und das geschieht jetzt bis 2018,
2019, 2020.
Theis: Wenn Sie und Ihr Verband wirklich den großen Umbau und den Umstieg
zugunsten des E-Autos wollen, warum setzen Sie sich nicht dafür ein, dass alle Autos,
auch Dieselfahrzeuge, auch Geländewagen, streng nach Schadstoffausstoß besteuert
werden. Das wäre doch die beste Promotion für E-Autos, oder?
Wissmann: Heute wird ja schon die Kfz-Steuer nach Schadstoffausschuss organisiert. Die
Elektroautos zahlen überhaupt keine Kfz-Steuer. Und die Fahrzeuge mit höherem Ausstoß
zahlen eine höhere Steuer…
Theis: Wenn man das mehr und stärker ausgestalten würde, könnte man sich aber die
ganzen anderen Subventionen sparen, meinen Sie nicht? Es wäre viel unkomplizierter.
Wissmann: Gucken Sie sich mal an, was normalerweise im Jahr an Kfz-Steuer gezahlt wird.
Das hält den Vergleich mit 4000 Euro Kaufprämie für ein Elektroauto nicht aus.
Theis: Gehen Sie denn davon aus, dass die neue Ära des Elektroautos, wenn sie denn da
ist, gleichzeitig das Aus für den Diesel bedeutet?
Wissmann: Das glaube ich nicht, weil man ja sehen muss: Das Elektroauto hat seine großen
Vorteile im Nahverkehr, im Stadtverkehr, und dann, wenn der Strom aus erneuerbaren
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
Energien kommt. Wenn Sie jetzt an ein Land wie China denken, wo ein großer Teil des Stroms
aus Kohle kommt, dann kann es sehr wohl sein, dass in der Gesamtenergiebilanz die CO2Werte eines hocheffizienten Diesel der neuesten Generation besser ist als die eines
Elektroautos. Also, ich schätze, dass wir noch eine längere Zeit mit mehreren Motorarten
nebeneinander leben werden und dass das Elektroauto Schritt für Schritt Einzug hält, aber dass
auf der anderen Seite der Diesel und der Benziner, weil sie immer effizienter werden, in
bestimmten Segmenten und Regionen weiterhin eine erhebliche Zukunft haben. Beides wird
noch, ich schätze, mindestens ein Jahrzehnt in verschiedenen Varianten nebeneinander
existieren.
- Ende Wortlaut -
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