Aquakul-Tour - Landwirtschaftskammer Schleswig

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■ BAUERNBLATT | 17. September 2016
Besichtigungs- und Informationsfahrt des Kompetenznetzwerks Aquakultur
Auf „Aquakul-Tour“
Der Verband der Binnenfischer
und Teichwirte in Schleswig-Holstein und das Kompetenznetzwerk
Aquakultur (Knaq) haben zuletzt
eine Besichtigungs- und Informationsfahrt für ihre Mitglieder angeboten. Im Rahmen dieser Tour
wurden verschiedene Fischereiund Aquakulturbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen besichtigt.
rung, bevor sie auf Trockenfutter
umgestellt und in größere Mastbecken umgesetzt werden. Dort
wachsen die Tiere über einen Zeitraum von weniger als zwölf Monaten auf über 1 kg Körpergröße
heran und können dann entweder
ganz oder als Filetware vermarktet
werden. Von der herausragenden
Qualität dieses Produktes konnten
sich die Teilnehmer bei der Verkos-
zig kleiner Kalksteine im Ohrapparat der Fische, kann das Alter der
Tiere bestimmt werden. Das ist vor
allem dann wichtig, wenn der Erfolg von Besatzmaßnahmen und
das Bestandsmanagement beurteilt und optimiert werden sollen. Dem Aal sieht man sein Alter
nämlich von außen nicht an. Im
Anschluss konnten die Teilnehmer
der Tour die Versuchs-Kreislaufan-
produktion in geschlossener Kreislaufanlage mit dem Gemüseanbau unter Glas. Durch die Nutzung
des nährstoffreichen Wassers aus
der Fischzucht in der Bewässerung
und Düngung des Gewächshauses
ließen sich nicht nur Produktionskosten sparen, sondern außerdem
noch ein Beitrag für die Umwelt
leisten, erklärt Betriebsleiter Nicolas Leschke. Denn ECF vermark-
Die Tour wurde in Kooperation
mit dem Niedersächsischen Landesfischereiverband für Berufspraktiker der beiden Verbände und
für weitere Interessierte aus dem
Umfeld des Knaq angeboten. Der
Verband ist bereits seit fünf Jahren
Mieter in den Räumlichkeiten der
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, und das Knaq wird
seit Mai 2016 als Projekt an der
Landwirtschaftskammer geführt.
Die Kammermitarbeiter Gabriele
Witt, Albrecht Hahn und Dr. Stefan Meyer aus dem Fachbereich Fischerei begleiteten die Tour.
Zander hat
großes Potenzial
Am ersten Tag der Tour stand
eine Besichtigung der Warmwasserkreislaufanlage der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern (LFA) in Hohen Wangelin
auf dem Programm. In dieser Forschungs- und Entwicklungsanlage
werden ganzjährig Zander in geschlossenen Systemen erzeugt. Institutsleiter Carsten Kühn und Anlagenleiter Gregor Schmidt erklärten,
dass der Zander ein hochpreisiger
Speisefisch ist, der sich aufgrund
seines schnellen Wachstums und
seiner guten Marktstellung als
Kandidat für Kreislaufanlagen eignet. Die Produktion dieses Fisches
stellt jedoch große Anforderungen an die Technik und Qualifikation der Produzenten. Viele Fragen
der Haltung, zum Beispiel zur optimalen Fütterung, müssen noch
weiter erforscht werden. Deswegen beschäftigt sich die LFA schon
seit mehreren Jahren intensiv mit
dieser Art. In dieser Anlage werden die Elterntiere ohne Einsatz
von Hilfsstoffen bis zu sechsmal
im Jahr zum natürlichen Ablaichen
stimuliert und die Gelege erbrütet.
Die frisch geschlüpften Zanderlarven erhalten zunächst Naturnah-
In der Forschungs- und Entwicklungsanlage der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern in Hohen
­ angelin werden Zander in Kreislaufanlagen vom Ei bis zur Schlachtgröße herangezogen. In einer solchen KreisW
laufanlage schwimmen die Fische in Tanks, und das Wasser wird durch biologische und mechanische Filter aufbereitet. Es kommt ausschließlich extrudiertes Hochenergiefutter zum Einsatz, sodass die Tiere bereits nach einem
Jahr verarbeitet werden können. Fotos: Dr. Stefan Meyer
tung von Sashimi, das heißt hauchdünn geschnittenem, rohem Filet
mit einem Spritzer Sojasoße, selbst
überzeugen.
Am zweiten Tag der Tour wurde
das Institut für Binnenfischerei in
Potsdam-Sacrow besichtigt. Dort
wird seit dem Jahr 1922 an den
aktuellen Herausforderungen der
Fluss- und Seenfischerei, der Fischund Gewässerökologie, der Aquakultur und Fischzucht geforscht,
gelehrt und gearbeitet. Bei einer
Führung durch die Räumlichkeiten
stellte Dr. Andreas Müller-Belecke
die verschiedenen Arbeitsbereiche vor. Sein Kollege Janek Simon
gab einen Einblick in seine aktuelle Forschungsarbeit zur Altersbestimmung beim Europäischen Aal.
Mithilfe der Otolithen, also win-
lage des Institutes besichtigen, wo
ebenfalls Zander gehalten und beforscht werden. Bei diesen Arbeiten stehen vor allem der Einsatz
von alternativen Futtermittelrohstoffen und die Optimierung der
Wasserqualität im Fokus.
Fischzucht und
Gemüsebau
Im Anschluss machte sich die
Tour auf den Weg in die Berliner
Innenstadt, genauer gesagt in
den Stadtteil Berlin-Schöneberg.
Dort befindet sich mitten in der
Millionenstadt auf dem umstrukturierten Gelände einer Mälzerei
die Fischfarm der Firma ECF. Diese
noch junge Anlage kombiniert die
bereits besichtigte Form der Fisch-
tet ihre Produktion vollständig im
eigenen Hofladen und im Einzelhandel vor Ort, sodass Transportwege kurz und die CO2 -Emission
gering gehalten werden. Der produzierte Fisch wurde auf den Namen „Hauptstadtbarsch“ getauft
und wird neben den selbst erzeugten Tomaten, Kräutern und Salaten
erfolgreich an die Berliner Kundschaft gebracht. Beim gemeinsamen Mittagessen konnten sich die
Teilnehmer auch hiervon aufs Genüsslichste überzeugen lassen.
Am Nachmittag stand dann der
Besuch des Deutschen Fischereitages und insbesondere der Mitgliederversammlung des Verbandes der Binnenfischerei und Aquakultur (VDBA) auf dem Programm.
Diese Veranstaltung ist das alljähr-
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liche Stelldichein der bundesweit
agierenden Berufsverbände der Fischerei in Deutschland. Die Teilnehmer konnten sich dort auf den aktuellsten Stand der Verbandsaktivitäten auf Bundes- und EU-Ebene
bringen lassen und ihre Meinung
dazu kundtun.
ten als Filet und Rogen vermarktet. Das Wasser der Anlage wird
durch Biofilter aufbereitet, und
mit einem Trommelsieb werden
Kot und andere Partikel aus dem
Wasser entfernt. Durch eine intensive Belüftung des Wassers werden eine optimale Strömungsgeschwindigkeit in den Fließkanälen
und eine Anreicherung des Wassers mit dem lebensnotwendigen
Sauerstoff erreicht.
Traditionelle
Teichwirtschaft
Am dritten und letzten Tag der
Tour wurden zwei niedersächsische
Fischereien besichtigt. Die Teichwirtschaft Nabein in Warenholz
ist ein traditioneller Betrieb der
extensiven Produktion von Karp­
fen und anderen Nebenfischarten (Schleie, Forelle, Hecht, Zander und so weiter) in Naturteichen.
Auf 56 ha Fläche werden dort in 29
Teichen Speise- und Satzfische produziert, verarbeitet und veredelt.
Beim ausgiebigen Fischbuffet in
der zugehörigen Teichgutschenke
konnten die Teilnehmer nicht nur
das abwechslungsreiche Angebot
genießen, sondern sich auch von
Betriebsleiter Werner Nabein die
auf das Jahr 1919 zurückreichende
Familiengeschichte des Standortes
näherbringen lassen. Im aktuellen Spannungsfeld zwischen landwirtschaftlicher Nutzung der Kulturlandschaft und den Belangen
des Naturschutzes steht dieser Betrieb vor großen Herausforderungen. Durch die extensive und nachhaltige Bewirtschaftung der Teiche
ist ein attraktiver Lebensraum für
seltene Pflanzen, Amphibien und
Wasservögel entstanden, die Nabein durch die geschickte Bewirtschaftung der Teiche und die Schaf-
Netzwerke intensiv
geknüpft
Die Teichanlage von Werner Nabein ist ein Traditionsbetrieb seit dem Jahre
1919. In und um die extensiv bewirtschafteten Teiche finden sich viele seltene Tier- und Pflanzenarten, die sich in diesem kultivierten Lebensraum sehr
wohl fühlen. Für den Betrieb ist diese Naturnähe einerseits ein Segen, da viele Gäste und Besucher hier Erholung suchen. Andererseits wird die traditionelle Arbeitsweise durch zunehmende Naturschutzauflagen eingeschränkt.
fung von Naherholungsqualitäten
für seine Gäste mit seiner Betriebs­
praxis in Einklang bringt.
Als letzte Etappe der Tour wurde die Forellenzucht der Familie
Rengstorf in Walsrode besucht.
Dieser Betrieb ist ein Musterbeispiel für den Quereinstieg eines
landwirtschaftlichen Familienunternehmens in die Fischproduktion. Ausgehend vom traditionellen Spargelanbau (Familienbetrieb
seit über 100 Jahren) begann die
Familie Rengstorf im Jahr 2010
mit der Forellenproduktion in einer Teilkreislaufanlage. Die ursprünglich aus Dänemark stammende Technik beruht im Großen
und Ganzen auf den Prinzipien der
bereits zu Beginn der Tour besichtigen Kreislaufanlagen, wird hier
jedoch unter freiem Himmel, das
heißt ohne Halle und Einhausung, umgesetzt. Die Fische werden in folienbespannten Fließkanälen innerhalb von 18 Monaten
zur Schlachtreife (zirka 1 bis 3 kg)
gezogen und in den Wintermona-
Die beiden Berufsverbände aus
Schleswig-Holstein und Niedersachsen und das Kompetenznetzwerk Aquakultur bedanken sich
bei allen besichtigten Betrieben
und Institutionen für die Gastfreundschaft und den offenherzigen Empfang. In diesen drei Tagen haben die Teilnehmer nicht
nur interessante Betriebe besichtigt und dort neue Ideen und Anregungen mit nach Hause genommen, sondern auch die Zeit intensiv zum Netzwerken untereinander genutzt. Auf der Internetseite
des Kompetenznetzwerk Aquakultur (www.knaq-sh.de) finden sich
der Bericht und eine ausführliche
Fotostrecke der dreitägigen Tour.
Für Rückfragen stehen die beiden
Fachberater der Landwirtschaftskammer, Albrecht Albrecht Hahn
und Dr. Stefan Meyer, gerne zur
Verfügung.
Dr. Stefan Meyer
Knaq
Tel.: 0 43 31-94 53-433
[email protected]
„Wer ein Hähnchen für 2,79 Euro kauft,
gibt an der Supermarktkasse das Recht ab,
sich über Massentierhaltung zu beschweren.“
Lebensmittelskandale, EU-Subventionen, Massentierhaltung: Die Landwirtschaft steht
in der Kritik. Bauern werden als engstirnige Hinterwäldler abgestempelt oder geraten als
rücksichtslose Naturräuber in Verruf. Doch was steckt wirklich hinter der Legende vom
gierigen Bauern? Wer melkt unsere Kühe, erntet unser Getreide und pflückt unsere Äpfel?
Wie kann es sein, dass 500 Gramm Katzenfutter mehr kosten als ein ganzes Huhn? Und
hat eigentlich jemals einer von uns „mündigen Verbrauchern” mit einem Bauern darüber
gesprochen? Lassen wir ihn doch einfach selbst zu Wort kommen: Wutbauer Willi schreibt
über faire Preise, gesundes Essen und erklärt, wo der Bauer Urlaub
330 Seiten
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macht, wenn wir Urlaub auf dem Bauernhof machen.
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