Pressedienst

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22. September 2016
Zeitzeuge feiert 90. Geburtstag
Wolfgang Kannengießer besucht Mahn- und Gedenkstätte
Der letzte noch lebende Zeitzeuge aus der Dauerausstellung, Wolfgang
Kannengießer, besuchte anlässlich seinens 90. Geburtstages am Donnerstag,
22. September, zusammen mit Angehörigen die Mahn- und Gedenkstätte und
wurde dort von Leiter Dr. Bastian Fleermann empfangen. Kannengießer
repräsentiert dort das Kapitel "Das katholische Milieu und der
Jugendwiderstand der Messdiener". Unter dem Titel "Düsseldorfer Kinder und
Jugendliche im Nationalsozialismus", zeigt die Mahn- und Gedenkstätte in
ihrer Dauerausstellung seit Mai 2015 zwanzig Biografien junger Menschen.
Diese ehemaligen Kinder und Heranwachsenden sind entweder während der
NS-Zeit ermordet worden oder sie sind mittlerweile hochbetagt verstorben.
Wolfgang Kannengießer wurde am 22. September 1926 in Düsseldorf
geboren. Mit seinen Eltern und den zwei Brüdern Johann und Leo wuchs
Wolfgang sehr behütet in einer Wohnung an der Franklinstraße auf. Die
katholische Familie lebte ihren Glauben aktiv, täglich vor den Mahlzeiten
wurde gebetet. Der Vater, ein Koch, hatte die Söhne immer gewarnt: "Wenn
der Hitler drankommt, dann gibt’s Krieg." Das war der Grund, warum
Wolfgang nie der Hitlerjugend beitreten wollte. Er gehörte zur Pfarrgemeinde
St. Rochus in Düsseldorf-Pempelfort. Dort war der Mittelpunkt des
Gemeindelebens des Viertels.
Auf die Provokationen der Hitlerjugend, die beispielsweise die Gottestdienste
mit Aufmärschen und Trommelmusik störten, reagierte Wolfgang seinerseits
mit "Sabotageakten": Am Schloss Jägerhof, dem Sitz von Gauleiter Florian
stand ein großer Schaukasten, in dem immer das Hetzblatt 'Stürmer' hing.
"Eines Abends haben wir ein Plakat gemalt mit dem Christus-Zeichen und
drunter geschrieben: ‚Uns rufet die Stunde.’ Dann sind wir dahin, haben die
Scheibe kaputt gemacht, mit so einem Stein, wo man ein Tuch drum
gewickelt hat, und haben unser Plakat da reingehängt", erzählt Kannengießer.
Ein anderes Mal, als er sich in einem Bäckerladen unbeobachtet glaubt, reißt
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er ein Plakat der Hitlerjugend ab und wirft es weg. Er wird verraten und zur
Geheimen Staatspolizei vorgeladen. Wolfgang Kannengießer wurde in der
Gestapo-Haft zwei Tage festgehalten und immer wieder verhört. "Ich hatte
keine Angst. Ich habe nur gedacht: Du darfst keinen verraten – […] Ich habe
mich da dumm gestellt."
Im Alter von nicht einmal 17 Jahren wurde Wolfgang Kannengießer
eingezogen und musste zuerst zum Reichsarbeitsdienst, dann zur
Wehrmacht. Als Soldat kämpfte er in Frankreich und Dänemark. Er wurde
verletzt und geriet am Ende des Krieges in kurze Kriegsgefangenschaft. Dass
sein älterer Bruder Leo als Soldat 1942 in Smolensk ums Leben kam, hat er
nie wirklich überwunden. Nach Kriegsende wurde Wolfgang Kannengießer
Kirchenmusiker, gründete eine Familie und blieb der katholischen Kirche ein
Leben lang eng verbunden. Er lebt heute in der Nähe von Düsseldorf.
Zu Ihrer redaktionellen Verwendung stellen wir Ihnen folgendes Material zum
Download zur Verfügung:
Dr. Bastian Fleermann und Wolfgang Kannengießer in der Daueraustellung
der Mahn- und Gedenkstätte., ©Foto: Stadt Düsseldorf/Melanie Zanin
https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt13/pressebilder/Kannengiesser1.jpg
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Dr. Bastian Fleermann und Wolfgang Kannengießer in der Dauerausstellung
der Mahn- und Gedenkstätte., ©Foto: Stadt Düsseldorf/Melanie Zanin
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Textversion:
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