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Flüssiges Gold
– Olivenöl in aller Munde
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2012 1v
Geschmacksache oder eine
Frage des guten Geschmacks?
Oliven und Olivenöl sind seit Jahrtausenden Lebens- und Genussmiel. Sie sind
nicht nur Bestandteil der mediterranen
Ernährung, sondern auch bei uns aus
keiner Küche mehr wegzudenken.
Doch Olivenöl ist bei Weitem nicht gleich
Olivenöl. »Leben im Allgäu« war zu Besuch bei Enno Peppmeier, Apothekenleiter
in Marktoberdorf. Er ist Olivenöl-Freund
und -Kenner und setzt sich seit Jahren
für eine gezielte Kundenaulärung ein
bezüglich der Qualität von gutem Olivenöl. Jedes Jahr im Frühjahr macht er
sich mit seiner Frau auf den Weg nach
Italien, um seinen Kunden vollwerge
Qualitäts-Olivenöle als hervorragende
Gesundheitsprävenon in der täglichen
Ernährung mitzubringen. Durch seine
guten Kontakte zu exzellenten Erzeugern
und Fachleuten weiß er genau, was ein
gutes Ölivenöl wirklich auszeichnet.
Olivenbäume gibt es seit
circa 6000 Jahren
Der Olivenbaum. Ein eher gedrungener,
knorriger und dennoch kravoller, lichtdurchfluteter Baum. »Er erinnert mich
stets an einen geschichtenerzählenden
Großvater«, schmunzelt Enno Peppmeier.
»So wie der märchen- und mythenerzählende Weise seine Geheimnisse nur dem
aufmerksamen Zuhörer offenbaren kann,
so ist auch der Olivenbaum zur Preisgabe
seiner »flüssig-goldenen« Schätze auf die
Hingabe und Sorgfalt der ihn pflegenden
und kulvierenden Menschen angewiesen«. Der Baum steckt seine ganze Kra
in die Produkon der wertvollen Fee
und deren komplee Durchdringung der
ganzen Frucht. Dies ist eine Besonderheit
unter den Pflanzenölen, denn die anderen Öle sind entweder Samen- oder
Keimöle und haben diese »Geste« nicht!
Man könnte sagen, dass die äußere, warme Sonnenenergie hier in besonderer
Weise zu einem alles durchdringenden
Abschluss verinnerlicht wird: Paracelsus
nannte die Olive »stoffgewordenes Sonnenlicht« – die Verarbeitung der Sonnen-
2012 1v
energie als Sinnbild für
eine besondere innere
Movaon und »Erleuchtung« bzw. Inspiraon! Andererseits schenkt uns das Olivenöl seine
Energie- und Vitalstofffülle in einer großargen Balance, die uns immer wieder
gemahnen kann, mit unseren Kräen
zu haushalten! »Wenn wir uns dieses
zweifache Wesen des vitalen Olivenöls
bewusst machen, ist das schon ein
eigener Entwicklungsschri in Richtung
eines inneren Heilungsprozesses«, so
Apotheker Peppmeier.
Den Olivenbaum gibt es seit über 6000
Jahren im Mielmeerraum. Die ältesten
Bäume sind viele Hundert Jahre alt
und unglaublich widerstandsfähig.
Sie überstehen Dürre und Brände sowie Fröste – und treiben dann, o erst
nach vielen Jahren, immer wieder von
Neuem aus. Frühestens nach 15 bis
20 Jahren erbringt der Olivenbaum den
vollen Ertrag. Im späten Herbst und
Winter beginnt die Ernte der Oliven.
»Die Gewinnung von erstklassigem
Olivenöl ist sehr aufwendig und zeitintensiv. Es geht ja darum, die vitalen
Funkonen der Fee und Begleitstoffe
aus der Frucht in das intakte Öl »hinüberzureen« – die noch nicht vollreifen
Oliven müssen deshalb unversehrt sehr
behutsam und sorgfälg von Hand
geerntet werden«, so Enno Peppmeier.
Beschädigte und vom Boden aufgelesene Früchte dürfen nicht verarbeitet
werden, will man ein vollwerges Öl
erhalten. Denn dann setzen im Fruchtfleisch bereits nach kurzer Zeit oxidave
und fermentave Prozesse ein, die sich
durch Ranzigkeit und Schigkeit sehr
negav auf die Haltbarkeit und die
gesundheitliche wie aromasche Qualität des späteren Öls auswirken. Leider
wird dieses Fehlaroma von vielen Menschen als »typisch Olivenöl« assoziiert –
ein fataler Irrtum, wie jeder bemerken
wird, der schon mal ein wirklich frisches
Olivenöl verkosten dure! Die Unsie,
durch ausgelegte Netze die Oliven einzu-
sammeln ist zwar sehr
verbreitet und relav
bequem (und billig!), lässt aber keine
gute Ölqualität erwarten! Denn ein Öl
aus solcherart beschädigten, anoxidierten Oliven ist in seiner Lebensdauer
erheblich beeinträchgt!
»Wir fahren gern Ende April nach Italien,
denn dann lässt sich vor Ort die wichge
Arbeit des korrekten Baumschnis verfolgen. Nur ein regelmäßiger und fachmännischer Schni ermöglicht die manuelle Ernte der Früchte im Winter zur
Sicherstellung eines frischen und anoxidanenreichen Öls! Auch daran können
wir bei den Erzeugern die Spreu vom
Weizen trennen, ganz inkognito beim
Begehen ihrer Haine...«, so Enno Peppmeier. Sobald die Oliven im späten
Herbst/Winter geerntet sind, muss die
Extrakon zeitnah in modernen Edelstahlmühlen bei 20 bis 25 Grad Celsius
erfolgen. Deshalb sollte eine auf hohem
technischen Niveau arbeitende Ölmühle,
Diesem Baum muss man sich
mit Ehrfurcht nähern, ist er
doch nicht nur als Nahrungsspender eines der ältesten
Kulturgewächse, sondern auch
als Helfer der Heilung, Gewahrer
der Substanzen kultischer Handlungen, der Königs- und Priesterweihen und als Spender der
Sterbenssakramente bekannt.
Er ist der priesterliche Patriarch
unter den Bäumen. Im lichten
Schatten eines Olivenbaumes,
der mit bald silbern, bald golden
aufblitzender Helle sanft durchwoben wird, lebt großer Friede.
(Wilhelm Pelikan)
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nicht gegeben, allerdings bei europaweit
und regional starken Unterschieden«,
erklärt der Olivenöl-Kenner.
Nicht jedes Extravergine ist
ein Spitzenöl
Enno Peppmeier im Gespräch mit einem Olivenbauern.
wenn nicht beim Ölbauern selbst vorhanden, in naher (wenige Stunden!)
Reichweite liegen. Nur so können unerwünschte Oxidaonsprozesse vermieden
werden! Frisches Olivenöl muss sofort
Richtige Lagerung
und Aufbewahrung:
• Gute Produzenten bewahren das
frische Öl bis zur Flaschenabfüllung
in Edelstahltanks auf.
• Damit ein Öl möglichst lange seine
Qualität behält, bedarf es der richgen Lagerung. Die Flasche mit
dem Olivenöl sollte an einem
dunklen und trockenen Ort auewahrt werden. Sonnenlicht aber
auch Halogenlichter im Ladenraum
(Handel!) beeinflussen die Qualität
des Öls erheblich, da Licht und
Wärme Oxidaonsprozesse im Öl
anstoßen. Dies bewirkt negave
Veränderungen in der Qualität und
folglich im Geschmack. Am besten
lagert man das Olivenöl lichtgeschützt bei einer Temperatur zwischen 12 und 18 Grad. Für den täglichen Gebrauch eignen sich v.a. verbrauchsentsprechende 500 ml
dunkle Glasflaschen.
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gefiltert werden, um die an qualitätsschädigenden Enzyme und an Zucker
reiche Trübung abzutrennen. Ansonsten
läutet ungefiltertes Öl die Zersetzung
biochemisch ein. Auch diese Einsicht ist
noch nicht sehr verbreitet, und es wird
gerne das Argument der »Natürlichkeit«
eines trüben Öls ins Feld geführt – eine
unsachgemäße Ansicht zulasten der
Qualität.
Ein Olivenbaum in der Toskana erbringt
an die sechs bis sieben Kilo Oliven, das
entspricht etwa einem Liter Öl – in Hanglagen auch nur die Häle! Ein Olivenbauer in Süditalien, der lediglich 10 bis
15 Cent pro Kilogramm abgelieferte
Oliven erhält wird keinen aufwendigen
radikalen Baumschni oder manuelle
Ernte durchführen. Er ist froh, wenn er
von seinen großen, wenig kulvierten
Bäumen möglichst große Mengen an
Oliven vom Boden auflesen kann, aus
denen dann meist minderwerges
Massenöl gewonnen wird. Denn die
Abnehmer seiner minderwergeren
Früchte haben kein größeres Interesse
an Qualität, dort geht es v.a. um den
Preis. »Traurig aber wahr, bei vielen
Olivenbauern ist der biologische Anbau,
eine Ernte von Hand und die Weiterverarbeitung zu einem intakten Öl in entsprechend modernen Mühlen einfach
Die Sicherheit, ob ein Olivenöl wirklich
gut und gesund ist gibt es formal leider
nicht. Das Problem: Im Supermarkt oder
auch beim Delikatessenhändler steht der
Konsument vor einem breiten Angebot
an Olivenölen, die fast alle die Aufschri
der obersten Qualitätskategorie »Extravergine« tragen. Mag das Öl auch den
chemisch-analyschen Anforderung der
EU-Gesetzgebung entsprechen, so heißt
das noch lange nicht, dass die Öle den
sehr viel strengeren gesetzlichen Auflagen der letztgülgen sensorischen Prüfung standhalten. Einzig die sog. DOPÖle müssen vor Markteintri geprü
sein, alle anderen Öle können auch ohne
nachgewiesene Qualitätsgarane in den
Handel kommen. Eine Beschlagnahme
minderwerger im Handel befindlicher
Öle durch die gesetzlich dafür vorgeschriebenen sensorischen Panels bleibt
praksch aus: teils wegen der großen
Qualitätsunterschiede der Panels selbst,
teils wegen der auch daraus folgenden
jurisschen Anfechtbarket bzw. Unzuverlässigkeit. Dieses Phänomen gibt es
nicht nur bei Industrieölen, sondern
leider auch bei sog. (Klein)Produzentenölen. Das Problem für den Konsumenten
liegt auf der Hand: Er weiß nicht, woran
er ein gutes Öl vom schlechten unterscheiden kann.
2012 1v
Wo die Sachkenntnis des
Konsumenten fehlt...
... wird die Beantwortung dieser wichgen Frage dem eigenen Geschmack,
der eigenen Vorliebe überlassen. »Das
ist aber nicht sachgerecht!«, gibt Peppmeier zu bedenken. Nur etwa 5 % des
Olivenöls zeichnet sich objekv durch
»extravergine«-Güte und dementsprechend vollwerge Qualität mit entsprechend gesundheitsförderndem Nutzen
aus. Bei den restlichen 95 % handelt es
sich sehr o um reine »Dickmacher«,
deren Einsatz in der Küche keinen
besonderen Nutzen bringt. Leider
bietet auch der Preis
keine Garane. Denn ein teures Öl
muss nicht zwangsläufig auch gut sein.
Aber man kann davon ausgehen, dass
ein billiges Öl nicht gut sein kann aufgrund der aufwendigen, kostenintensiven Herstellung und Pflege der
Olivenhaine.
Nichts als Etikettenprosa
O findet sich auch der Hinweis auf
dem Eke: »erste Pressung« oder
»kaltgepresst« – dazu Peppmeier:
»Vergessen Sie diese Ekeenprosa,
da diese Begriffe längst überholt sind
und es heute keine »heiße« oder
zweite/drie Pressung im Qualitätssegment mehr gibt!« Abfüller, die das
immer wieder hervorheben versuchen
ihre Kunden mit dieser Selbstverständlichkeit zu beeindrucken. Sie haben
offenkundig selbst wenig Vertrauen
in die Qualität ihre eigenen Öle oder
schlicht keine ausreichende Sachkenntnis in der zeitgemäßen Herstellung einwandfreier naver Öle. Auch
das »Bio«-Siegel schützt den Verbraucher nicht vor der unsachgemäßen
Pressung/Extrakon des Öls! Welche
Möglichkeit bleibt dem anspruchsvollen Olivenölliebhaber also?
Aufklärung und Transparenz
»Sagen wir es ganz deutlich: Der Konsument braucht ein besmmtes Wissen
und etwas Erfahrung, um die Bandbreite der Ölqualitäten ermessen und
2012 1v
Der Olivenöl-Kenner mit Erzeugern qualitativ
hochwertigen Olivenöls.
bewerten zu können«, sagt Peppmeier.
Diese Aulärung und die Möglichkeit zur Degustaon bietet er seinen
Kunden deshalb in seiner Apotheke.
»So sorgen wir für Transparenz in die
Plausibilität des Herstellungsprozesses
und stellen das notwendige Vertrauen
in die Arbeit unserer ausgewählten Produzenten her, um dem objekven Qualitätsverlust des Massen-Olivenölmarktes aufgrund der werblichen Suggeson
von »billig« und Ekeenschwindel entgegenzuwirken«, ermuntert Apotheker
Peppmeier, sein Informaonsangebot
vor Ort anzunehmen. »Insider« wissen
schon lange, wie rar und schwer saubere Qualitätsöle zu bekommen sind.
»Unser jährlicher Besuch vor Ort, die
Überprüfung auch der uns längst bekannten Erzeuger und ihrer Öle, das
Aufspüren neuer Quellen und natürlich
der ausführliche fachliche Austausch
über ökologischen Anbau und Biochemie
der Öle stellt sicher, dass unsere Kunden
auf unser Angebot immer vertrauen
dürfen«, so Enno Pepppmeier. Nur eine
gut überlegte Kaufentscheidung von
Handel und Konsument kann zum Erhalt
der Produkon gesunder Öle und der
Pflege mediterraner Kulturlandschaen
beitragen.
Lesen Sie in Teil 2 der kommenden
Ausgabe von »Leben im Allgäu« wie ein
gutes Olivenöl schmeckt und riecht, und
erfahren Sie mehr über die Heilkräe
der Olive.
Text: Johanna Strodl; Enno Peppmeier
Fotos: photos.com (3); privat (2)
Olivenöl in aller Munde –
Geschmacksache
oder eine Frage des
guten Geschmacks?
Flüssiges Gold
I
m ersten Teil unseres Olivenöl-Beitrages, der von unserem Besuch bei
Enno Peppmeier, Leiter der arnica-apotheke in Marktoberdorf und OlivenölImporteur, berichtet, konnten wir erfahren, dass es mit der behaupteten Qualität
der direkt oder im Handel angebotenen
Olivenöle oft nicht zum Besten steht.
Technische Rückständigkeit, fehlende
Pflege der Olivenhaine, Billig-Marketing,
Etikettenschwindel und unzureichende
Kontrolle lassen das Vertrauen in die
Qualität der angebotenen Öle schwinden.
Lesen Sie nun, wie Sie selbst ein vollwertiges Qualitätsöl erkennen können, das
nicht nur hervorragend schmeckt, son-
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dern das Ihnen auch den erhofften
gesundheitlichen Nutzen bringt!
So riecht und schmeckt
ein gutes Olivenöl
Wer ein vollwertiges, intaktes Olivenöl
verkostet, wird immer sehr ausgeprägte
frisch-grüne und fruchtige Aromen
wahrnehmen von Gras und unreifen
Oliven. Auch die Farbe des guten Öls ist
frisch und leuchtend, nie matt-gelb, sondern mit (evtl. auch nur leicht) grünen
Reflexen. Aromen, die wir sonst eigentlich mögen, wie süße Banane und Apfel,
aber auch gekochtes Gemüse, Haselnuss
und Butter, weisen auf schadhafte Oliven
bzw. fehlerhafte Verarbeitung hin. »Auch
der typische Geruch nach ’eingelegten
Oliven’, den wir vom mediterranen Wochenmarkt im Urlaub vielleicht lieben,
deutet auf ausgeprägte Ranzigkeit und ist
ein Fehlaroma!«, weiß Enno Peppmeier.
In all diesen Ölen haben bereits biochemische Prozesse eingesetzt, die die
Natur immer dann zum Laufen bringt,
wenn die Oliven nicht frisch vom Baum
gepflückt werden, sondern zu Boden
fallen und dem natürlichen Zersetzungsprozess zur Versorgung neuer junger
Pflanzen im Wege der Humifizierung
anheim gefallen sind. Ein fehlerhaft her-
Winter 2012/13
Hätten Sie’s gewusst?
Der Olivenbaum ist eigentlich ein Strauch.
Die Menschen machen ihn zu einem (Kultur)Baum
Vor Ort informiert sich der Olivenölkenner Enno Peppmeier über
die Ernte und Herstellung des Olivenöls.
gestelltes Olivenöl (schadhafte Oliven,
unter Oxidation, über 25 Grad Celsius
extrahiert, kein Filtern, veraltete Technologie/Steinmühlen!, lange Verarbeitungszeiten etc.) hat all die positiven Merkmale der frischen Olive verloren und ist
arm an wertvollen Begleitstoffen und
reich an zersetzten, ranzigen Fetten –
kein Olivenöl, das wir auf unserem
Teller haben möchten!
Ausgeprägte feine Schärfe
Ausgeprägte Schärfe (Vorsicht: bei ReinVerkostung Hustenanfall möglich!) und
eine nach frischen Oliven schmeckende
Bitterkeit sind weiterhin die wichtigsten
sensorischen Hinweise auf ein intaktes
Olivenöl und müssen immer deutlich
vorhanden sein! Postive Aromen, in
denen sich vollwertige Olivenöle zusätzlich (je nach Frucht und Ursprungsgebiet) unterscheiden sind Tomaten(blät-
2012/13 Winter
Ausgeprägte Schärfe und eine nach frischen Oliven schmeckende Bitterkeit sind die wichtigsten sensorischen Hinweise auf ein intaktes Olivenöl.
ter), Artischocke, Pfeffrigkeit, Bittermandeln, Wildkräuter u.v.a.m. Die Konsistenz
eines guten Öls ist eher »schlank«, nicht
dickflüssig! Das Olivenöl ist seit Jahrhunderten elementarer Bestandteil und
Rückgrat der mediterranen Küche. In
den vergangenen Jahren wurden immer
mehr wissenschaftliche Erkenntnisse
über den großen gesundheitlichen Nutzen des wohlschmeckenden Öls publiziert. Immer mehr Menschen setzen
auf eine gesundheitliche Prävention
mit der gut evaluierten »mediterranen
Ernährungsform«, die nachweislich
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und einige
Paradox ...
... aber wahr: Italien allein konsumiert bereits mehr Olivenöl als es produziert.
Italien erzeugt im Durchschnitt 300.000 Tonnen Olivenöl im Jahr und kauft etwa
500.000 Tonnen aus dem Ausland (Tunesien, Türkei, Spanien...) hinzu. Von diesen
rund 800.000 Tonnen »Gesamtbedarf« liegt der Eigenverbrauch in Italien bei rund
450.000 Tonnen, also deutlich über der Eigenproduktion! (350.000 Tonnen werden
wieder exportiert). Dass bei italienischem Abfüllort Lucca o.ä. der Verbraucher fast
immer ein genuin italienisches Öl voraussetzt/vermutet (und nicht nach dem Kleingedruckten des neuerdings vorgeschriebenen Oliven-Ursprungslandes schaut) ist
ein Ärgernis, das diesen Markt so intransparent macht. Daran haben nur die Vertreiber
von Billigölen ein Interesse. Ein echtes Extra vergine lässt sich in solchen »interkontinentalen« Mischungen wohl kaum herstellen.
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Das Olivenöl ist seit Jahrhunderten elementarer Bestandteil und Rückgrat der mediterranen Küche.
Krebsarten, auch vorbeugend, in Ergänzung zu einer gesunden Lebensweise
positiv zu unterstützen vermag.
Gesundheitsfördernde Wirkung
Enno Peppmeier empfiehlt täglich einen
Großteil des Nahrungsfettbedarfs mit
vollwertigem Olivenöl zu decken, das
können durchaus 50 bis 60 Prozent der
Gesamtfettzufuhr sein. Das Tolle: »Echtes
Extra-vergine-Olivenöl ist in der Küche
vielseitig einsetzbar. Ob zum Anbraten
(bis 180 Grad!, die Polyphenole (s.
unten) schützen die instabilen ungesättigten Fettsäuren), als leckerer Brotaufstrich auch unter Käse und Wurst statt
Butter, als abschließende, aromatisierende Verfeinerung von Fisch, Gemüse
und Pasta-Gerichten oder als Salatöl. Wir
verwenden das Öl auch zum Backen.
Mein persönlicher Dessert-Tipp: Mascarponeeis mit einem guten Schuss KlasseOlivenöl. Klingt gewagt, ist aber himmlisch
frisch und Genuss pur!«, schmunzelt der
Apotheken-Leiter. Über die gesundheitsfördernden Wirkungen der wertvollen Inhaltsstoffe wurde schon überaus viel geschrieben. Wir beschränken uns hier auf
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die Aufzählung der wichtigsten: Die Fettsäuren stellen natürlich den mengenmäßigen Hauptbestandteil dar, hier ist es v.a.
die einfach ungesättigte Ölsäure, die u.a.
günstige Wirkungen auf den menschlichen
Gesamtcholesterinhaushalt unter Erhalt
des sog. »guten Cholesterins« hat. Interessant ist v.a. das für den menschlichen Stoffwechsel so günstige Verhältnis der Fettsäuren untereinander: Ein perfektes Olivenöl enthält an die 80 Prozent Ölsäure
und wenig gesättigte Fettsäuren, deren Verzehr wir deutlich einschränken sollten.
Bei den mehrfach-ungesättigten Fettsäuren (z. B. Linolsäure, alpha-Linolensäure)
fällt ihr ernährungsphysiologisch relativ
günstiges Verhältnis zueinander genauso
auf wie ihr, absolut gesehen, moderater
Gesamtgehalt im Öl. Das ist v.a. wichtig im
Hinblick auf die teils sehr widersprüchliche
Datenlage bezüglich möglicher gesundheitlicher Komplikationen aufgrund einer in
Deutschland relativ hohen Verzehrmenge
dieser pflanzlichen Fettsäuren (über Getreide, Sonnenblumenöl etc.). Es geht vermutlich nicht allein um das – meistens
publizierte – vergleichende »Immer Mehr«
an diesen essentiellen Fettsäuren in den
pflanzlichen Ölen untereinander, sondern
um die für unsere Gesundheit günstigste
Ausgewogenheit innerhalb eines Öls! »Im
Übrigen spricht einiges dafür, den Bedarf
an essentiellen Omega-3-Fettsäuren vermehrt auch aus Fisch und Wild zu decken«,
gibt Enno Peppmeier zu bedenken.
Ausgewogene Energiefülle
Beim nativen Olivenöl jedenfalls erkennen wir die eingangs erwähnte großartige
»Balance« innerhalb seiner Energiefülle!
Zu dieser Ausgewogenheit trägt übrigens
auch die Verarbeitung der ganzen Frucht
bei, also mit Kern. Vergleichende Untersuchungen mit Olivenölen aus entkernten Früchten (»denocciolate«, sie werden
zunehmend angeboten) ergaben gänzlich
andere Fettsäuremuster!
Die zweite wichtige Wirkstoffgruppe
sind die sog. Polyphenole. Sie üben einen
umfassenden antioxidativen Schutz gegen
sog. »freie Radikale« aus, v.a. auch gegen
die gefährliche Oxidation des LDL-Cholesterins. Eine relativ junge spanische Studie
konnte belegen, daß nur native Olivenöle
mit einem hohen Gehalt an Polyphenolen
bei arteriellen Problemen helfen: Nur in
der Versuchsgruppe mit dem vollwertigen
Winter 2012/13
Zur Ausgewogenheit eines guten Öles trägt auch die Verarbeitung der ganzen Frucht bei.
Öl wurden die Gefäßwände elastischer und
der oxidative Stress vermindert.
Fragen Sie Ihren Händler/ Produzenten
nach dem (v.a. hoch-molekularen) Polyphenolgehalt seiner Öle! Werte zwischen
500 und 1000 mg/kg sind hervorragend
und ein Qualitätsbeweis! Die Gesundheit
können Sie sogar schmecken: Die typische
kratzige Schärfe eines guten Olivenöls
rührt von den Polyphenolen her, genauer
dem entzündungshemmenden Oleocanthal, einem Marker für die im Öl vorhandenen Polyphenole! Weitere Inhaltsstoffe
seien hier nur kurz aufgeführt, sie in ihrer
synergistischen Wirkung alle zu beschreiben, würde diesen Rahmen sprengen: Vitamin E, beta-Sitosterin, Triterpene, Squalen
u.v.m. »Wer weiß, vielleicht dürfen wir
auch annehmen, dass die Bitterstoffe des
Olivenöls eine nährende Wirkung auf
unser »Bauchhirn«, das sog. Enterische
Nervensystem, im Sinne einer vollwertigen
Ernährung haben«, fährt Peppmeier fort.
»In der Bachblütentherapie finden wir
das Mittel »Olive« indiziert bei extremer
Energiearmut, Mutlosigkeit, Erschöpfung –
Beeinträchtigungen, für deren Beherrschung und Kräftigung eben auch unser
»Bauchhirn« zuständig ist.« Kommen wir
2012/13 Winter
abschließend zum Unter-Titel des Zweiteilers zurück: Es sollte klar geworden sein,
dass an erster Stelle der gute Geschmack
des gesunden Öls stehen muss, der allerdings maßgeblich von der Qualität des Öls
und seiner Herstellung bestimmt wird.
Eine »reine Geschmacksache« ist die Auswahl eines Olivenöls aber – und eben
gerade deshalb – nicht!
Peppmeier: »Es wäre schön, wenn Verbraucher und Handel ihr verloren gegangenes Vertrauen gegenüber den Produzenten durch Stärkung ihrer eigenen Kompetenz wiedergewinnen würden. Dann
würde sich für die Olivenbauern die aufopferungsvolle Pflege der Olivenhaine
auch wieder lohnen. Und wir könnten uns
als Urlauber weiterhin erfreuen an den
heute leider sehr bedrohten mediterranen
Kulturlandschaften, für die der Olivenbaum so unverwechselbar und typisch ist!«
»Selbst testen oder selbst schuld!« –
Olivenöl-Verkostung am 29. Januar um
19.00 Uhr in Marktoberdorf in der arnicaApotheke. Nähere Infos finden Sie unter
»Termine & Veranstaltungen« auf S. 182.
Text: Johanna Strodl ; Enno Peppmeier
Fotos: privat (2); photos.com (3) f
Leckere Rezepte
mit Olivenöl
Ligursiche Spinatpasta
für 4 Personen:
500 g Datteltomaten
300 g frischer Spinat, gewaschen,
verlesen und grob zerpflückt
500 g Penne
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
4 EL Olivenöl
etwas Parmesanspäne
oder Fetakäse (200g)
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Penne in kochendem Salzwasser bissfest garen.
In der Zwischenzeit Zwiebel und Knoblauch abziehen und würfeln. Tomaten
waschen und halbieren. 2 EL Olivenöl in eine beschichtete Pfanne geben, Zwiebel
und Knoblauchwürfelchen anbraten, Tomaten zugeben, salzen und pfeffern.
Die ferge Penne abgießen, restliches Olivenöl in den Topf geben, die Penne hineingeben und den gewaschenen abgetropen rohen Spinat dazugeben. 2 Minuten in
den heißen Nudeln mit geschlossenem Deckel gar ziehen lassen.
Mit der Tomaten-Zwiebelmischung auf Tellern anrichten und mit gehobelten
Parmesanspänen oder gewürfeltem Fetakäse bestreut servieren.
Die ferge Pasta üppig mit aromaschem Olivenöl beträufeln.
2012 1v
Sabine Peppmeier
verrät Ihnen
ihre Lieblingsrezepte
mit Olivenöl.
Bruschetta mit Bohnenmus
für 4 Personen
250 g weiße Bohnen, über Nacht eingeweicht, oder Bohnen aus der Dose,
1 Knoblauchzehe, 2 Zwiebeln, ca. 10 EL bestes Olivenöl, Saft von einer Zitrone
und deren abgeriebener Schale, Salz und Pfeffer, 3 Stiele Salbei
Die eingeweichten Bohnen in reichlich Wasser mit dem Salbei etwa 40 Minuten weichkochen.
Abgießen, dabei etwas Kochflüssigkeit auffangen. Den abgezogenen Knoblauch feinhacken,
die Zwiebel schälen, feinwürfeln und in etwa 2 Esslöffel Olivenöl andünsten. Sie sollen nicht
bräunen, da das Mus sonst seine schöne helle Farbe verliert und die Röstaromen den
Geschmack verändern. Die Bohnen mit dem Knoblauchmix, dem Zitronensa und deren
abgeriebener Schale und etwas Kochflüssigkeit pürieren. 4 bis 6 Esslöffel Olivenöl dazu rühren,
bis das Mus eine cremige Konsistenz hat. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Olivenöl
beträufelt genießen. Eventuell mit grobem Pfeffer bestreuen.
Besonders lecker schmeckt das Bohnenmus zu frischem Weißbrot.
Text & Fotos: Sabine Peppmeier, Markoberdorf
2012 1v
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Leckere Rezepte
mit Olivenöl
wundertrich schmeckt
Dieser Brotaufs
passt aber
sche Variante,
bar als vegetari
an kann
ftiger Salami. M
auch gut zu de
herstellen,
hig auf Vorrat
den Aufstrich ru
im Kühlrfekt einige Tage
er lässt sich pe
ahren.
schrank aufbew
Sabine Peppmeier
verrät Ihnen
ihre Lieblingsrezepte
mit Olivenöl.
Linsenpesto
Zutaten für 4 Personen
100 g rote Linsen
350 ml Gemüsebrühe
1 Knoblauchzehe
4 EL Olivenöl
2 EL Apfelessig oder Weißweinessig
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
etwas gerebelter Thymian
oder etwas Kreuzkümmel
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Zubereitung
1. Linsen in der Gemüsebrühe aufkochen, die geschälte ganze Knoblauchzehe zugeben
und bei geringer Hitze zugedeckt ca. 15 Minuten quellen lassen. Gelegentlich
umrühren und evtl. noch Gemüsebrühe dazu geben. Es sollte eine dickbreiige
Konsistenz haben.
2. Knoblauchzehe entfernen, je nach Geschmack entweder mit gerebeltem Thymian oder
mit Kreuzkümmel abschmecken und das Olivenöl zu den noch warmen Linsen geben.
Umrühren. Etwas erkalten lassen, mit Essig, Salz und frischem Pfeffer abschmecken
und im warmen Topf vollständig abkühlen lassen.
Winter 2012/13
Olivenölkuchen
n können auch
Statt Sultanine
endet werden.
Cranberrys verw
livenölschmeckt der O
Zu Weihnachten
n zubereitet
r 25 ml Portwei
kuchen mit nu
ende FlüsDurch die fehl
wie ein Stollen.
kompakter.
sigkeit wird er
Zutaten:
125 ml Olivenöl
4 Eier
150 g Zucker
100 g Sultaninen
100 g Mandeln, grob gehackt
100 g Zitronat/Orangeat gemischt
250 g Mehl
1 TL Backpulver
100 ml Portwein, Marsala, Vin Santo,
Sherry oder ähnliches
1. Eier trennen, die Eigelbe mit Zucker
und Olivenöl schaumig schlagen.
Sultaninen, Mandeln, Zitronat/
Orangeat und Portwein zugeben
und unterrühren. Mehl mit Backpulver mischen und unterrühren.
2. Eiweiß zu steifem Schnee schlagen
und vorsichtig unter die Masse
heben. Alles in eine mit Olivenöl
und Semmelbrösel ausgestreute
Kastenform füllen.
1. Backzeit: 180 Grad ca. 1 Stunde
Text & Fotos: Sabine Peppmeier f
2012/13 Winter