Düngung im Einklang mit dem Gewässerschutz

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Pflanze
BAUERNBLATT | 10. September 2016 ■
Für einen nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Phosphor
Düngung im Einklang mit dem Gewässerschutz
Für sichere und hohe Erträ­
ge in der Landwirtschaft
gilt die gute Phosphorver­
sorgung als Grundvoraus­
setzung. Zu hohe Phosphor­
düngungen sind für den
Landwirt jedoch eine un­
nötige finanzielle Last und
führen gleichzeitig zur Be­
lastung der Gewässer. Das
Institut für Ökosystemfor­
schung der Christian-Alb­
rechts-Universität zu Kiel
gibt in einer Informations­
broschüre Empfehlungen
für einen nachhaltigeren
Umgang mit der Ressource
Phosphor.
Phosphor ist ein unverzichtbarer Nährstoff für die
Pflanzenernährung, dessen
leicht abbaubare Vorräte jedoch weltweit begrenzt sind.
Neben den begrenzt vorhandenen Phosphorreserven
machten Preisschwankungen in der Vergangenheit
und die politische Instabilität der wenigen Länder mit
großen Phosphorlagerstätten deutlich, dass die Ressource Phosphor zu einem Breite Uferrandstreifen als Beispiel für eine effiziente Maßnahme zum Schutz vor erosionsbedingten Phosphoreinträgen
Foto: F. Steinmann
Unsicherheitsfaktor in der in die Gewässer mit einer gleichzeitigen ökologischen Aufwertung der Landschaft.
Pflanzen- und Ernährungsproduktion werden kann. Jährlich Gewässergüteüberwachung doku- serschutz setzen deshalb auf eine nomischer und ökologischer Sicht
werden etwa 566.535 t Phosphor mentiert, dass die Phosphoreinträ- Verringerung der Phosphorverlus- unverzichtbar.
für die pflanzliche Produktion in ge in vielen Gewässern die Zieler- te aus landwirtschaftlichen Flächen.
Deutschland aufgewendet, wovon reichung der Vorgaben der Wasser- Eine Reduzierung der PhosphorverVon der Fläche in
jedoch etwa 24.000 t als Austräge rahmenrichtlinie verhindern. Zahl- luste ist auch im Interesse der wirtdie Gewässer
über das Wasser verloren gehen. reiche untersuchte Flüsse und Seen schaftenden Landwirte, denn nicht
Nach Berechnungen von TetzDiese Phosphorverluste sind für in Schleswig-Holstein halten die an- pflanzenwirksame Phosphordündie landwirtschaftliche Produktion zustrebenden Orientierungswer- gung bedeutet einen finanziellen laff et al. (2014) gelangen in
verloren und tragen zur Belastung te für Phosphat und Gesamtphos- Verlust. Ein effizientes Phosphor- Schleswig-Holstein jährlich etwa
der Oberflächengewässer bei. In phor nicht ein (Llur, 2014). Maßnah- management in landwirtschaftli- 900 t Phosphor in gelöster Form
Schleswig-Holstein wird durch die men für einen verbesserten Gewäs- chen Betrieben ist daher aus öko- und an Partikel gebunden in die
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■ BAUERNBLATT | 10. September 2016
Versorgungsklasse
A (sehr niedrig)
B (niedrig)
C (anzustreben)
D (hoch)
E (sehr hoch)
mg P pro 100 g Boden (CAL)
mg P2O5 pro 100 g Boden (CAL)
≤ 1,5
1,5 bis 3,0
3,0 bis 6,0
6,0 bis 12,0
≥12,0
≤ 3,4
3,4 bis 7,0
7,0 bis 14
14 bis 27
≥ 27
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Tabelle: Vorschläge für die Phosphor-Bodengehaltsklassen
(VDLufa 2015)
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Gewässer. Dabei stellen Dräna- Abbildung: Mittlere jährliche ­Phosphorausträge
gen mit rund 370 t pro Jahr sowie in ­Schleswig-Holstein durch die unterschiedlichen
das an die Gewässer angebunde- ­Austragspfade (Tetzlaff et al. 2014).
ne, oberflächennahe Grundwasser mit rund 136 t die Hauptein- Phosphor
Jährliche Phosphoreinträge in die Gewässer Schleswig-Holsteins
t/a
tragspfade dar (siehe Abbildung).
Aufgrund des stärkeren Reliefs im
400
371
Östlichen Hügelland ist regional
auch die Erosion von größerer Be350
deutung (70 t). Die Ursachen die300
ser Phosphorverluste aus landwirtschaftlichen Flächen sind vielfältig.
250
Ebenso vielfältig sind die Lösungsansätze, die im Einzelfall wirksam
182
200
sind, um eine Verminderung der
Phosphorverluste zu erreichen.
136
150
Am Institut für Ökosystemforschung der Christian-Alb82
100
rechts-Universität zu Kiel wurde
70
in einem von der Deutschen Bun38
50
desstiftung Umwelt geförderten
19
5
Projekt das Wissen über das Ver2
0
halten von Phosphor in der Landschaft für die Praxis aufgearbeitet
und in einer Broschüre für Landwirte und Entscheidungsträger
zusammengestellt. Schwerpunkte sind, die Diskussion über die
licher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLufa) nach
tatsächlich benötigten Phosphor­
ausführlicher Überprüfung bundesmengen im Boden anzustoßen
weiter landwirtschaftlicher Düngeund Ansatzpunkte zur Reduzierung von Phosphorverlusten durch
versuche neue Empfehlungen für
landwirtschaftliche Maßnahmen
die Einteilung der Klassengrenzen
veröffentlicht (siehe Tabelle).
aufzuzeigen. In einem Katalog
werden Maßnahmen übersichtlich
zusammengestellt, die zur VerrinMit weniger Phosphor
gerung von Phosphorausträgen
düngen
aus landwirtschaftlichen Flächen
beitragen können. Dafür werden
In der Praxis bedeutet dies für
mehr als 80 praxisnahe Maßnahetwa 40 % aller Ackerflächen mit
men aufgeführt und in ihrer räumleichten Böden und für etwa 50 %
lichen Wirkung sowie hinsichtlich
aller Ackerflächen mit mittleren
ihrer Effektivität beurteilt. Weibis schweren Böden, dass sie in die
terführende Literatur gibt dabei
Klassen D und E eingestuft werden müssten und damit ein Abzusätzliche Hinweise zur Umsetzung.
reicherungspotenzial aufweisen
Diese Broschüre gibt Hinweise zur (nach teilweiser Umrechnung von
Umsetzung von Phosporeinsparungs- DL-Werten in CAL-Werte). Auch
Neue Phosphormaßnahmen in der Düngung.
etwa 40 % der Grünlandflächen
Bodengehaltsklassen
Foto: CAU Kiel würden oberhalb der Klasse C lieDer zentrale Ansatzpunkt zur
gen. Dieses AbreicherungspotenVerringerung von Phosphorausträ- Aus Sicht der Landwirtschaft und zial bietet vielen Landwirten die
gen aus landwirtschaftlichen Flä- des Gewässerschutzes stellt sich da- Möglichkeit, die Düngerkosten für
chen sind die Bodengehaltsklassen. her die Frage, wie hoch die Phos- Phosphor zu reduzieren. Zeitgleich
Hohe Phosphorgehalte im Boden phorgehalte im Boden für gesicher- kommt die Verringerung der Phosführen zu einem erhöhten Austrag te Erträge und einen wirkungsvol- phorgehalte im Boden dem Gewäsvon Phosphor in die Gewässer. Der len Gewässerschutz tatsächlich sein serschutz zugute, da die Austräge
Phosphoraustrag erfolgt in gelöster müssen. Im Jahr 2015 hat der Ver­ aus den landwirtschaftlichen FläForm oder an Partikel gebunden. band deutscher landwirtschaft- chen reduziert werden.
Praxisempfehlungen:
Pufferstreifen anlegen
Da der Abbau der hohen Phosphorvorräte in den Böden Jahrzehnte dauern wird, wird diese
Maßnahme erst langfristig eine
Auswirkung auf die Gewässergüte zeigen. Es gibt jedoch auch eine
Reihe von kurzfristig umsetzba-
ren Maßnahmen, mit denen sich
vor allem die erosionsbedingten
Phosphoreinträge in die Gewässer vermindern lassen. Eine dieser wirkungsvollen Maßnahmen
sind beispielsweise mit Gehölzen bewachsene Randstreifen,
die gleichzeitig zur ökologischen
Aufwertung der Landschaft beitragen. Von dieser Greeningmaßnahme könnten sowohl der Gewässerschutz als auch die Landwirtschaft profitieren.
Pufferstreifen an Gewässern,
Hecken oder Gehölzstreifen können als ökologische Vorrangfläche geltend gemacht werden
und bei einer optimalen Anordnung im Gelände einen wichtigen Beitrag zur Verminderung
der Phosphoreinträge leisten.
Die Ansatzpunkte zur Verminderung von Phosphorverlusten
aus landwirtschaftlichen Flächen
sind aber nicht nur auf die Anlage von Rand- und Pufferstreifen
begrenzt. Da sich landwirtschaftliche Flächen in ihrem Risiko und
der Form der Phosphorausträge
stark unterscheiden können, gibt
die Broschüre der VDLufa weitere Hilfestellungen für eine Risikobewertung einzelner Flächen und
beschreibt Maßnahmen für das jeweilige Austragsproblem.
FAZIT
Ein nachhaltigerer Umgang
mit der Ressource Phosphor
bietet Chancen für die Landwirtschaft und den Gewässerschutz zugleich. Ein effizienteres Düngermanagement bietet den landwirtschaftlichen
Betrieben ein ökonomisches
Optimierungspotenzial und
kann langfristig dazu beitragen, dass die Phosphorbelastung der Gewässer reduziert
wird. Begleitend dazu können Maßnahmen, die kurzfristig umsetzbar sind, einen weiteren Beitrag leisten.
Alle Informationen rund um
das Thema Phosphor und
dessen Wirkung in der Landschaft sind in einer Broschüre zusammengestellt, welche
unter http://www.ecosystems.
uni-kiel.de/projekt_phosphor.
shtml kostenfrei heruntergeladen werden kann.
Dr. Matthias Pfannerstill
Dr. Michael Trepel
Dr. Bettina Holsten
Institut für Ökosystemforschung,
CAU Kiel