48 Pflanze BAUERNBLATT | 10. September 2016 ■ Für einen nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Phosphor Düngung im Einklang mit dem Gewässerschutz Für sichere und hohe Erträ ge in der Landwirtschaft gilt die gute Phosphorver sorgung als Grundvoraus setzung. Zu hohe Phosphor düngungen sind für den Landwirt jedoch eine un nötige finanzielle Last und führen gleichzeitig zur Be lastung der Gewässer. Das Institut für Ökosystemfor schung der Christian-Alb rechts-Universität zu Kiel gibt in einer Informations broschüre Empfehlungen für einen nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Phosphor. Phosphor ist ein unverzichtbarer Nährstoff für die Pflanzenernährung, dessen leicht abbaubare Vorräte jedoch weltweit begrenzt sind. Neben den begrenzt vorhandenen Phosphorreserven machten Preisschwankungen in der Vergangenheit und die politische Instabilität der wenigen Länder mit großen Phosphorlagerstätten deutlich, dass die Ressource Phosphor zu einem Breite Uferrandstreifen als Beispiel für eine effiziente Maßnahme zum Schutz vor erosionsbedingten Phosphoreinträgen Foto: F. Steinmann Unsicherheitsfaktor in der in die Gewässer mit einer gleichzeitigen ökologischen Aufwertung der Landschaft. Pflanzen- und Ernährungsproduktion werden kann. Jährlich Gewässergüteüberwachung doku- serschutz setzen deshalb auf eine nomischer und ökologischer Sicht werden etwa 566.535 t Phosphor mentiert, dass die Phosphoreinträ- Verringerung der Phosphorverlus- unverzichtbar. für die pflanzliche Produktion in ge in vielen Gewässern die Zieler- te aus landwirtschaftlichen Flächen. Deutschland aufgewendet, wovon reichung der Vorgaben der Wasser- Eine Reduzierung der PhosphorverVon der Fläche in jedoch etwa 24.000 t als Austräge rahmenrichtlinie verhindern. Zahl- luste ist auch im Interesse der wirtdie Gewässer über das Wasser verloren gehen. reiche untersuchte Flüsse und Seen schaftenden Landwirte, denn nicht Nach Berechnungen von TetzDiese Phosphorverluste sind für in Schleswig-Holstein halten die an- pflanzenwirksame Phosphordündie landwirtschaftliche Produktion zustrebenden Orientierungswer- gung bedeutet einen finanziellen laff et al. (2014) gelangen in verloren und tragen zur Belastung te für Phosphat und Gesamtphos- Verlust. Ein effizientes Phosphor- Schleswig-Holstein jährlich etwa der Oberflächengewässer bei. In phor nicht ein (Llur, 2014). Maßnah- management in landwirtschaftli- 900 t Phosphor in gelöster Form Schleswig-Holstein wird durch die men für einen verbesserten Gewäs- chen Betrieben ist daher aus öko- und an Partikel gebunden in die Ob Anzeigen lesen, Bücher bestellen oder Anzeigen aufgeben – alles ist möglich unter www.bauernblatt.com Pflanze 49 ■ BAUERNBLATT | 10. September 2016 Versorgungsklasse A (sehr niedrig) B (niedrig) C (anzustreben) D (hoch) E (sehr hoch) mg P pro 100 g Boden (CAL) mg P2O5 pro 100 g Boden (CAL) ≤ 1,5 1,5 bis 3,0 3,0 bis 6,0 6,0 bis 12,0 ≥12,0 ≤ 3,4 3,4 bis 7,0 7,0 bis 14 14 bis 27 ≥ 27 . em os ion Er ow rfl te sc hw Ab Gr In dw as se r en Tabelle: Vorschläge für die Phosphor-Bodengehaltsklassen (VDLufa 2015) un än Dr De po sit i ag on k. nn Tre e str i du In Kl är an lag en Gewässer. Dabei stellen Dräna- Abbildung: Mittlere jährliche Phosphorausträge gen mit rund 370 t pro Jahr sowie in Schleswig-Holstein durch die unterschiedlichen das an die Gewässer angebunde- Austragspfade (Tetzlaff et al. 2014). ne, oberflächennahe Grundwasser mit rund 136 t die Hauptein- Phosphor Jährliche Phosphoreinträge in die Gewässer Schleswig-Holsteins t/a tragspfade dar (siehe Abbildung). Aufgrund des stärkeren Reliefs im 400 371 Östlichen Hügelland ist regional auch die Erosion von größerer Be350 deutung (70 t). Die Ursachen die300 ser Phosphorverluste aus landwirtschaftlichen Flächen sind vielfältig. 250 Ebenso vielfältig sind die Lösungsansätze, die im Einzelfall wirksam 182 200 sind, um eine Verminderung der Phosphorverluste zu erreichen. 136 150 Am Institut für Ökosystemforschung der Christian-Alb82 100 rechts-Universität zu Kiel wurde 70 in einem von der Deutschen Bun38 50 desstiftung Umwelt geförderten 19 5 Projekt das Wissen über das Ver2 0 halten von Phosphor in der Landschaft für die Praxis aufgearbeitet und in einer Broschüre für Landwirte und Entscheidungsträger zusammengestellt. Schwerpunkte sind, die Diskussion über die licher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLufa) nach tatsächlich benötigten Phosphor ausführlicher Überprüfung bundesmengen im Boden anzustoßen weiter landwirtschaftlicher Düngeund Ansatzpunkte zur Reduzierung von Phosphorverlusten durch versuche neue Empfehlungen für landwirtschaftliche Maßnahmen die Einteilung der Klassengrenzen veröffentlicht (siehe Tabelle). aufzuzeigen. In einem Katalog werden Maßnahmen übersichtlich zusammengestellt, die zur VerrinMit weniger Phosphor gerung von Phosphorausträgen düngen aus landwirtschaftlichen Flächen beitragen können. Dafür werden In der Praxis bedeutet dies für mehr als 80 praxisnahe Maßnahetwa 40 % aller Ackerflächen mit men aufgeführt und in ihrer räumleichten Böden und für etwa 50 % lichen Wirkung sowie hinsichtlich aller Ackerflächen mit mittleren ihrer Effektivität beurteilt. Weibis schweren Böden, dass sie in die terführende Literatur gibt dabei Klassen D und E eingestuft werden müssten und damit ein Abzusätzliche Hinweise zur Umsetzung. reicherungspotenzial aufweisen Diese Broschüre gibt Hinweise zur (nach teilweiser Umrechnung von Umsetzung von Phosporeinsparungs- DL-Werten in CAL-Werte). Auch Neue Phosphormaßnahmen in der Düngung. etwa 40 % der Grünlandflächen Bodengehaltsklassen Foto: CAU Kiel würden oberhalb der Klasse C lieDer zentrale Ansatzpunkt zur gen. Dieses AbreicherungspotenVerringerung von Phosphorausträ- Aus Sicht der Landwirtschaft und zial bietet vielen Landwirten die gen aus landwirtschaftlichen Flä- des Gewässerschutzes stellt sich da- Möglichkeit, die Düngerkosten für chen sind die Bodengehaltsklassen. her die Frage, wie hoch die Phos- Phosphor zu reduzieren. Zeitgleich Hohe Phosphorgehalte im Boden phorgehalte im Boden für gesicher- kommt die Verringerung der Phosführen zu einem erhöhten Austrag te Erträge und einen wirkungsvol- phorgehalte im Boden dem Gewäsvon Phosphor in die Gewässer. Der len Gewässerschutz tatsächlich sein serschutz zugute, da die Austräge Phosphoraustrag erfolgt in gelöster müssen. Im Jahr 2015 hat der Ver aus den landwirtschaftlichen FläForm oder an Partikel gebunden. band deutscher landwirtschaft- chen reduziert werden. Praxisempfehlungen: Pufferstreifen anlegen Da der Abbau der hohen Phosphorvorräte in den Böden Jahrzehnte dauern wird, wird diese Maßnahme erst langfristig eine Auswirkung auf die Gewässergüte zeigen. Es gibt jedoch auch eine Reihe von kurzfristig umsetzba- ren Maßnahmen, mit denen sich vor allem die erosionsbedingten Phosphoreinträge in die Gewässer vermindern lassen. Eine dieser wirkungsvollen Maßnahmen sind beispielsweise mit Gehölzen bewachsene Randstreifen, die gleichzeitig zur ökologischen Aufwertung der Landschaft beitragen. Von dieser Greeningmaßnahme könnten sowohl der Gewässerschutz als auch die Landwirtschaft profitieren. Pufferstreifen an Gewässern, Hecken oder Gehölzstreifen können als ökologische Vorrangfläche geltend gemacht werden und bei einer optimalen Anordnung im Gelände einen wichtigen Beitrag zur Verminderung der Phosphoreinträge leisten. Die Ansatzpunkte zur Verminderung von Phosphorverlusten aus landwirtschaftlichen Flächen sind aber nicht nur auf die Anlage von Rand- und Pufferstreifen begrenzt. Da sich landwirtschaftliche Flächen in ihrem Risiko und der Form der Phosphorausträge stark unterscheiden können, gibt die Broschüre der VDLufa weitere Hilfestellungen für eine Risikobewertung einzelner Flächen und beschreibt Maßnahmen für das jeweilige Austragsproblem. FAZIT Ein nachhaltigerer Umgang mit der Ressource Phosphor bietet Chancen für die Landwirtschaft und den Gewässerschutz zugleich. Ein effizienteres Düngermanagement bietet den landwirtschaftlichen Betrieben ein ökonomisches Optimierungspotenzial und kann langfristig dazu beitragen, dass die Phosphorbelastung der Gewässer reduziert wird. Begleitend dazu können Maßnahmen, die kurzfristig umsetzbar sind, einen weiteren Beitrag leisten. Alle Informationen rund um das Thema Phosphor und dessen Wirkung in der Landschaft sind in einer Broschüre zusammengestellt, welche unter http://www.ecosystems. uni-kiel.de/projekt_phosphor. shtml kostenfrei heruntergeladen werden kann. Dr. Matthias Pfannerstill Dr. Michael Trepel Dr. Bettina Holsten Institut für Ökosystemforschung, CAU Kiel
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