FÜRDIENSTLEISTUNGSZENTRUM LÄNDLICHER RAUM REBSCHUTZDIENST Rheinhessen-Nahe-Hunsrück Dienstort Bad Kreuznach Rüdesheimerstraße 68 55545 Bad Kreuznach Telefon / Zentrale: 0671/820-0 TONBANDANSAGE Rebschutz: 820-303 Ansprechpartner (Mail + Tel.): Internet: www.dlr-rnh.rlp.de bzw. www.weinbau.rlp.de > Warndienst [email protected] 820-317 (Rebschutz, Weinbau, Düngung/Bodenpflege) [email protected] 820-313 (Rebschutz, Weinbau, Technik) [email protected] 820-315 (Rebschutz) oder Dienststelle Oppenheim (06133 / 930-167, -169 od. -184; Zentrale 930-0) – Mitteilung 26/2016 für NAHE - MITTELRHEIN - den 14. Sept. 2016 Das sensationelle, seit mittlerweile drei Wochen anhaltende Spätsommerwetter geht seinem Ende entgegen. Es gab schon öfters stabile Hochdruckwetterlagen um die Jahreszeit und einzelne Tage mit Temperaturen um und sogar knapp über 30° noch im September, aber über einen so langen Zeitraum beides zusammen – da finden sich in unseren Aufzeichnungen keine Parallelen. Die Bewertung aus weinbaulicher Sicht ist allerdings durchaus differenziert. • Die massiven Sonnenbrandschäden in vielen Anlagen fallen zunehmend weniger auf, weil die Beeren sehr schnell eingetrocknet sind. Der entstandene Platz wird durch andere Beeren genutzt. Für sehr kompakte Trauben ergibt sich dadurch durchaus ein Vorteil, da sich für den Packungsgrad ein ähnlicher Effekt ergibt wie bei einer Traubenteilung. • Die trockene Witterung hat uns vor Botrytis bisher fast vollständig verschont und in der Fläche gesehen auch die Kirschessigfliege bisher kleingehalten. • Der phänologische Rückstand hat sich deutlich verringert und wir bewegen uns mittlerweile im Reifestand in etwa im Mittel der letzten 25 Jahre. Viele weiße Sorten zeigen, in Anbetracht der intensiven Einstrahlung auch nicht verwunderlich, eine Beerenfarbe, die bereits auf eine fortgeschrittene physiologische Reife hindeutet. • Soweit – so gut. Wären da nicht die zunehmend größer werdenden Flächen, in denen der Trockenstress mittlerweile besorgniserregende Ausmaße angenommen hat. Insbesondere junge Ertragsanlagen zeigen auf flachgründigen, steinigen und sandigen Böden mittlerweile ein übles Bild. Anstatt physiologischer Ausreife muss hier eher von Notreife mit entsprechenden önologischen Konsequenzen gesprochen werden. Die Säurewerte sind dort fast schneller gefallen als die Mostgewichte gestiegen sind, da bei starkem Trockenstress die für die Zuckereinlagerung erforderliche Photosyntheseleistung massiv leidet. Fazit: Wo die Peronospora nicht zu große Opfer gefordert hat, ist auf Standorten mit guter Wasserhaltekraft bzw. tiefer Durchwurzelbarkeit die Situation höchst erfreulich und weitaus positiver als noch Mitte August zu erwarten war. Auf Standorten mit gegensätzlichen Bedingungen ist es jedoch mittlerweile zu viel des Guten an Temperatur + Sonne + Trockenheit. Der ohnehin zu erwartende „neidische Herbst“ wird dadurch noch neidischer werden. Im Laufe des morgigen Tages wird der „Hochsommer im Spätsommer“ mit einer gewittrigen Störung sein Ende finden. Nach derzeitiger Prognose besteht glücklicherweise kein Unwetterpotenzial. In den Folgetagen bewegen sich die Temperaturen in jahreszeitgemäßen Größenordnungen, die -lokal gebremst durch Wasserstress- für moderate weitere Mostgewichtsanstiege durchaus ausreichend sind. Die Niederschlagsprognosen der diversen Wetterdienste sind derzeit noch widersprüchlich, aber nach einer längeren Nässephase, die uns einen deutlichen Anstieg des Botrytisdrucks bescheren würde, sieht es nicht aus. In der Summe könnten bis zum Wochenende bis zu 15 l/m² zusammenkommen. Da die Niederschläge aber nicht landregenartigen Charakter haben, sondern eher als Schauer oder leichte Gewitter fallen, ist es auch möglich, dass mancherorts gar nichts fällt. In der kommenden Woche nimmt die Niederschlagsneigung voraussichtlich schon wieder ab und die Temperaturen bleiben bei sonnigem Wetter deutlich kühler als derzeit im jahreszeitgemäßen Bereich. An dem Problem Trockenstress wird sich also vermutlich nicht allzu viel ändern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich noch weiter verschärft, erscheint sogar größer als das Gegenteil. Wer die Möglichkeit dazu hat, könnte in betroffenen Anlagen mit späten Sorten mit ca. 10-15 l Wasser pro Rebe für einen Zeitraum von ca. 7-10 Tagen für etwas Entspannung sorgen. Botrytis: Wetterbedingt besteht weiterhin weitgehende Funkstille. Für einen Großteil der Anlagen hat sich das Thema Botrytizideinsatz in Anbetracht des derzeit zu erwartenden Lesetermins und der notwendigen Wartezeiten erledigt. Nur auf späten Rieslingstandorten kann noch ein Einsatz erwogen werden. Die derzeitige Wetterprognose lässt aber auch dort vorläufig noch keinen merklichen Anstieg der Botrytisrisiken erwarten. Aus jetziger Sicht erwarten wir im Raum Bad Kreuznach bei Riesling einen Lesetermin um den 15. bis 20. Oktober, bei weiterhin zügiger Reifeentwicklung oder deutlicher -derzeit nicht absehbarer- Zunahme des Botrytisdrucks um den 10. Oktober. Je nach Standort im Dienstbezirk ist diese „Grobpeilung“ um ca. -4 bis +10 Tage anzupassen! Wer ausgehend von diesen Überlegungen noch einen Botrytizideinsatz vornehmen möchte, muss bei der Wartezeit für den Fall einer deutlich von der Norm abweichenden weiteren Entwicklung noch ein Sicherheitspolster einplanen! Kommt ein Botrytizideinsatz nicht mehr infrage, können bereits entstandene Fäulnisnester durch den Einsatz Kaliumbi(=hydrogen)carbonat, also Kumar oder Vitisan etwas eingedämmt werden. Die derzeitige Zulassung der beiden Produkte erstreckt sich zwar ausschließlich auf Oidium, ein später Einsatz gegen Oidium führt jedoch auch zu einer sehr beachtlichen durch Versuchsergebnisse belegten Nebenwirkung gegen Botrytis. Für den Fall eines noch geplanten Botrytizideinsatzes wären Produkte mit nur noch 21 Tagen Wartezeit zu bevorzugen. Beachten Sie dabei weiterhin das Anti-Resistenzmanagement. Kirschessigfliege (KEF): Im Großen und Ganzen ist die Befallslage nach wie vor entspannt, im Einzelfall jedoch auch problematisch. Prinzipiell entspricht die Entwicklung in etwa den Erwartungen. Die Fangzahlen in den Fallen sind seit Beginn letzter Woche rückläufig, vermutlich eine Reaktion auf die Wetterlage. Das lässt die Hoffnung aufkommen, dass wir es in den letzten Tagen und derzeit nicht mit einer deutlichen Zunahme der Eiablage zu tun haben. Die prognostizierte Wetteränderung wird der KEF allerdings das Leben wieder etwas leichter machen und die Eiablageraten erhöhen. Die Zahl der Flächen, in denen wir zu Beginn dieser Woche Eiablage und/oder erste Larven beobachtet haben (großer Dank an die Kollegin Iris Führ für die zeitaufwändigen Auswertungen), ist angestiegen. Im Wesentlichen handelt es sich um sehr frühe rote Sorten mit bereits hohen Mostgewichten wie z.B. Acolon oder Dunkelfelder sowie um Trauben anderer gefährdeter Sorten mit Vorschädigungen. Dort, wo ein Teil der Trauben der Peronospora zum Opfer gefallen ist, ist ein besonders zügiger Mostgewichtsanstieg zu beobachten und die verbliebenen Trauben sind besonders kompakt bzw. verletzungsgefährdet. Auch aus diesen Merkmalen ergibt sich ein erhöhtes Befallsrisiko. In Dornfelderanlagen mit intakten Trauben waren wir in der letzten Woche noch nicht fündig geworden. Hier gibt es mittlerweile erste Flächen, die die typischen unübersehbaren Kennzeichen eines Befalls in Form von Saftaustritt aufweisen. Schauen Sie sich dabei nicht nur die Trauben selbst, sondern auch andere Rebteile unterhalb von Trauben an. Verräterische Spuren eines KEF-Befalls (Fotos: Götz, G.) wegen hoher Erträge in der Reife noch deutlich zurückhängen. Die Spannbreite bei Dornfelder in unserem Dienstbezirk war am Montag dieser Woche mit Werten zwischen 51 und 77 °Oe (∅ 63 °Oe) sehr hoch. In Rheinhessen fand sich auch noch Portugieser (bei uns nicht in der Reifemessung) mit 47 °Oe. Je nach Standort, Behang und davon abhängiger Reifeentwicklung dürfte eine befriedigende Reife bei Dornfelder wohl überwiegend zwischen ca. Ende kommender Woche und Monatsende erreicht werden. Sehr weit zurückhängende Portugieser werden wohl noch bis ca. zum 5. Oktober benötigen, um eine befriedigende Reife zu erzielen. Anlagen, die bis Ende kommender Woche eine befriedigende Reife erreichen und bisher keinerlei Befallssymptome zeigen, haben es gepackt. Dort kann nicht mehr viel anbrennen. Wo im Einzelfall bereits Saftaustritte in größerem Umfang beobachtet wird, ist der Zug für einen Insektizideinsatz abgefahren. Wenn die wünschenswerte Reife noch nicht erreicht ist, kann das Dilemma „Essig oder unreif“ nur durch Selektion bei der Lese abgemildert werden. Ansonsten sind für einen eventuellen Insektizideinsatz der zu erwartende befriedigende Reifetermin und der aktuelle Zustand der Trauben die entscheidenden Kriterien. Eine Kontrolle der Eiablage ist für eine präzise Abschätzung des Risikos unerlässlich. Die Zahl der Flächen, die noch für einen Insektizideinsatz infrage kommen, wird jetzt mit jedem Tag geringer. Karate Zeon hat den Vorteil einer kürzeren Wartezeit, der allerdings insbesondere bei unsachgemäßem Einsatz mit dem bereits mehrfach erwähnten Risiko einer massiven Raubmilbenschädigung verknüpft ist. Im Übrigen ist es illusorisch, zu glauben, dass in Anlagen mit hohem Befallsdruck durch den Insektizideinsatz eine Befallsfreiheit zu erreichen sei. Schon allein die dafür erforderliche Applikationsqualität ist unerreichbar. Die Wirkungsgrade aus vorliegenden Versuchen bewegen sich in einem überschaubaren Rahmen. Befallsdämpfung aber keine Befallsvermeidung! Eine ausführliche Darstellung der Insektizidstrategie findet sich in unserem Hinweis vom 24. August. Falls sich in den nächsten Tagen an der in diesem Hinweis geschilderten Situation nichts Wesentliches ändert, ist dies der letzte Weinbau-/Rebschutzhinweis für dieses Jahr. Wir danken allen Winzern, die uns mit ihren Beobachtungen „gefüttert“ haben. Da wir aus personellen Gründen nicht die Möglichkeit haben, die Weinbau- und Rebschutzsituation im Dienstbezirk halbwegs regelmäßig und flächendeckend zu überwachen, sind diese Informationen aus der Praxis für uns von unschätzbarem Wert. Wir drücken Ihnen die Daumen, dass zumindest dort, wo er nicht aufgrund der immensen Peronosporaprobleme bereits frühzeitig verloren ging, der „Kampf um die Ernte 2016“ ein gutes Ende findet. Selten zuvor bedurfte er so großer Anstrengungen. Wir hoffen, dass wir Sie dabei unterstützen konnten. gez. Edgar Müller Hinsichtlich des Ausmaßes derartiger Beobachtungen verbietet sich allerdings ein Vergleich mit 2014. Das weitere Vorgehen hängt vom zu erwartenden Lesetermin ab. Das größte Gefährdungsrisiko sehen wir für Dornfelder- und Portugieseranlagen, die standortbedingt oder
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