Kommentar: Feuerwehr in Halle - Retten und Mund

Kommentar: Feuerwehr in Halle - Retten
und Mund halten?
Elf aktive Freiwillige Feuerwehren hat Halle (Saale) derzeit. 290 Männer und
Frauen helfen in ihrer Freizeit anderen Menschen, löschen Brände. Doch zu
sagen haben sie offenbar nicht. So zumindest kann man die Diskussion im
Ordnungs- und Umweltausschuss bezeichnen.
„Die Feuerwehren der Stadt sprechen mit einer Stimme“, sagte
Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Stadträte wollten zuvor mit Vertretern der
Freiwilligen Feuerwehr Halle-Nietleben reden. Sie sollten ihre Meinung zu
einem Rettungsboot am Heidesee äußern. Das werde er nicht zulassen, machte
Wiegand im Ausschuss deutlich. Die Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr
sei ein Nebenamt, sagte Wiegand. Die Mitglieder unterstehen seinen Worten
zufolge dem Feuerwerkommandanten und nur dieser sei berechtigt, etwas zu
sagen. „Es gibt keine Redeerlaubnis in öffentlicher Sitzung. Das ist kein
Untersuchungsausschuss“, polterte Wiegand in der Sitzung los. Grob
zusammengefasst: die ehrenamtlichen Löschkräfte dürfen gern Feuer löschen.
Aber ihre Meinung sagen, dass dürfen sie nicht.
Das mussten bereits Feuerwehrmitglieder erfahren. Ein Feuerwehrmann wurde von
der Stadt aus der Freiwilligen Feuerwehr geworfen, weil er sich kritisch
geäußert hatte. Ein weiteres Mitglied erhielt wegen kritischer Äußerungen
eine Missbilligung.
Doch eins verkennt Wiegand in seiner Vorgehensweise: die ehrenamtlichen
Feuerwehrleute machen ihre Arbeit – wie es der Name schon sagt – FREIWILLIG.
Seine „Kopf durch die Wand“-Mentalität könnte im schlimmsten Fall dazu
führen, die Freiwilligen zu vergrätzen, so dass diese ihre Arbeit
niederlegen. In diesem Fall dürfte das gesamte Rettungskonzept der Stadt
zusammenbrechen. Da helfen auch Wiegands Aktionen zur Stärkung des Ehrenamts
nicht, wie beispielsweise die Ehrenamtskarte. Was die Feuerwehrmänner aus
Nietleben von Wiegands Vorgehensweise hielten, haben sie deutlich gemacht.
Sie verließen geschlossen den Sitzungssaal.