Ausgabe | 36 16. September 2016 powered by Wirtschaft Sanofi schmiedet Allianz mit Google Der französische Pharma-Riese Sanofi verbündet sich mit Google im milliardenschweren Markt der Diabetes-Behandlung Z usammen wollen sie rund 500 Milli- WHO geht global von mehr als 420 Millio- sammengetan. Mit dem größten britischen onen Dollar in ein Gemeinschaftsun- nen an Diabetes erkrankten Menschen aus. Arzneimittel-Hersteller GlaxoSmithKline ternehmen investieren, wie die Google- Sanofi ist einer der weltgrößten Anbieter gründet der US-Internetkonzern ein GeBiowissenschaftsfirma Verily Life Science von Diabetes-Medikamenten, kämpft in meinschaftsunternehmen im mediziniund Sanofi mitteilten. Die beiden schen Bereich der Bioelektronik, Unternehmen halten an dem Joint in das 540 Millionen Pfund (638 Venture mit dem Namen Onduo Millionen Euro) fließen sollen. je die Hälfte. Onduo soll Lösungen In den nächsten sieben Jahren für Diabetes-Patienten entwickeln, wollen beide Seiten zusammen die Software und Medizin verbin540 Millionen Pfund in ein Geden. Denkbar sind nach Angaben meinschaftsunternehmen invesvon Sanofi beispielsweise Geräte, tieren, wie die Google-Biowissendie nach der Messung von Blutschaftssparte Verily Life Science und GSK mitteilten. zuckerwerten automatisch die Die neue Firma Galvani passende Menge Insulin verabreiBioelectronics soll Miniaturprochen. Das Gemeinschaftsunternehdukte entwickeln, die Patienten Gemeinsam mit Sanofi will Google dem Blutzucker den Kampf aneingesetzt werden, um elektrische men konzentriert sich zunächst auf sagen. Flickr/Michael Stern/CC BY-SA 2.0 Nervensignale modifizieren zu Patienten mit Diabetes Typ 2, der können. Dadurch sollen unregelfrüher auch als Altersdiabetes bezeichnet wurde. Für die Pharmabranche ist dem Geschäft aber unter dem Patentverlust mäßige oder veränderte Impulse wie sie es ein Milliardenmarkt: Diabetes gehört zu seines Kassenschlagers Lantus. in vielen Krankheiten vorkommen angeErst kürzlich hatte sich Google schon passt werden. GSK geht davon aus, dass so den größten Volkskrankheiten in Deutschland, die Weltgesundheitsorganisation mit einem anderen Pharmakonzern zu- chronische Erkrankungen wie Diabetes, Analyse Monsanto-Übernahme durch Bayer ist noch lange nicht fix Der deutsche Pharmakonzern Bayer möchte für insgesamt 66 Milliarden Dollar den amerikanischen Saatguthersteller Monsanto übernehmen. 128 Dollar ist Bayer dabei jede Monsanto-Aktie wert. Ein riskantes Unterfangen, denn kein anderes Unternehmen in der Branche hat ein derart schlechtes Image. Wegen seiner aggressiven Geschäftspraktiken, seiner gentechnisch veränderten Produkte und des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat steht das US-Unternehmen seit Jahren in der Kritik. Die rechtlichen Risiken Monsantos seien Bayer „bekannt und bewusst“, sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann. Zudem würde die Verschuldung Bayers im Falle einer erfolgreichen Übernahme markant ansteigen. Ein Bankenkon- sortium bestehend aus Bank of America, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JPMorgan soll offenbar Brückenkredite im Gesamtvolumen von 57 Milliarden Dollar bereitstellen. Die Nettoverschuldung, die Ende des ersten Quartals bei etwa 16,3 Milliarden Euro lag, würde wahrscheinlich auf über 70 Milliarden Dollar ansteigen. Hinzu kämen noch die offenen Pensionslasten des Konzerns von derzeit 13,3 Milliarden Euro, wie das Finance Magazin schreibt. Notwendig ist außerdem eine massive Kapitalerhöhung im Umfang von 19 Milliarden Dollar – eine der größten Kapitalerhöhungen, die es in Deutschland je gegeben hat. Sie entspräche etwa einem Viertel der aktuellen Marktkapitalisierung Bayers von knapp 70 Milliarden Euro. Da der Kurs der Bayer-Aktie seit Bekanntwerden der Übernahmepläne von rund 110 Euro auf derzeit etwa 95 Euro gefallen ist, müssen rückblickend sogar noch mehr neue Aktien ausgegeben werden, als ursprünglich geplant. Die Übernahmepläne stoßen nicht bei allen Bayer-Investoren auf Gegenliebe, weil sie den offenbar früher gemachten Versprechen des Konzerns an die Geldgeber zuwiderlaufen. Völlig ungewiss ist auch, ob die Übernahme von den Kartellbehörden überhaupt erlaubt wird. Analysten von Bernstein Research sehen eine Chance von 50 Prozent, dass der Deal abgelehnt wird. Wird eine Übernahme von den US-Kartellbehörden abgelehnt, muss Bayer Monsanto übrigens 2 Milliarden Dollar zahlen. 1 powered by Ausgabe | 36/16 Arthritis und Asthma behandelt werden können. Die Zulassung für erste Produkte könnte 2023 beantragt werden. Galvani soll den Angaben zufolge hauptsächlich im Forschungszentrum von GSK im Norden von London angesiedelt sein. Ein zweiter Standort ist im kalifornischen South San Francisco vorgesehen. 55 Prozent an Galvani halte GSK, Verily 45 Prozent. Google ist auf dem Feld der Bioelektronik kein Neuling mehr. Im vergangenen Jahr hatte Google verkündet, in die Herzforschung einzusteigen. Unter dem Motto „1 Team, 1 Vision, $ 50,000,000“ hat Google zusammen mit der American Heart Association (AHA) ein neues Projekt gegründet. Jeweils 25 Millionen wollen beide Partner für die Forschung rund um koronale Herzerkrankungen investieren. Und auch in Sachen Diabetes ist Google bereits ein bekanntes Gesicht: zuletzt mit Otis, einer Kontaktlinse für Diabetiker. Diese soll den Blutzuckergehalt über die Tränenflüssigkeit messen. In diesem Sommer stieg sogar der Pharmakonzern 16. September 2016 Novartis in das Projekt mit ein. Und mit GoogleFit hat Google gemeinsam mit der DNA-Test-Firma 23andMe bereits eine Datenbank von 850.000 DNA-Proben gesammelt. Diese haben Nutzer freiwillig abgegeben und dazu noch je 99 Dollar für die Auswertung gezahlt. Zwei der größten Pharmafirmen, Roche und Pfizer, haben bereits Deals mit 23anME abgeschlossen, um diese DNA-Daten für ihre Forschung nutzen zu können. Doch Google will langfristig nicht nur zuliefern, sondern eigene Medizin machen. Wirtschaft Biotech-Firma Adienne will an die Schweizer Börse An der Schweizer Börse SIX zeichnet sich in den nächsten Wochen ein weiterer Neuzugang der Pharmabranche ab D ie Biotechnologiefirma Adienne will sich mit dem Börsengang Geld zur Entwicklung von Medikamenten gegen seltene Krankheiten holen. Das Hauptaugenmerk liege dabei auf Arzneien zur Behandlung von Blut- und Immunkrankheiten. Das Unternehmen ist im Privatbesitz, beschäftigt an drei Standorten in Italien, Spanien und der Schweiz insgesamt rund 60 Leute. Firmengründer Antonio Francesco Di Naro, der Adienne auch operativ leitet, will nach dem Initial Public Offering (IPO) einen deutliche Aktienmehrheit behalten. Damit wäre Adienne der vierte Neuzugang der Schweizer Börse in diesem Jahr. Mit Tepadina hat Adienne bereits ein Medikament auf dem Markt, das zur Vorbereitung von Patienten auf eine Knochenmarktransplantation eingesetzt wird. Mit dem Geld aus dem Börsengang soll vor allem die Arznei Begelomab vorangetrieben werden, die in der Phase II/III der klinischen Entwicklung steckt. Details zum geplanten IPO nannte Adienne nicht. Mit der Arznei soll eine immunologische Reaktion des Körpers infolge einer Knochenmarkstransplantation behandelt werden: die sogenannten Graft-versusHost-Reaktionen (GvHR). Dabei wenden sich die T-Zellen des Spenders gegen den Empfängerorganismus und können Haut, Leber und Darm schädigen – und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Die europäischen Biotechfirmen haben insgesamt 6,26 Milliarden Euro im vergangenen Jahr an der Börse einsammeln können. 2014 waren es noch 3,44 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von über 80 Prozent. 25 Börsengange fanden 2015 in Europa statt. Im vergangenen Jahr wagte die Schwäbische Curetis den Sprung an die Amsterdamer Börse Euronext, ebenso Probiodrug aus Hamburg. An der New Yorker Nasdaq versuchte dagegen der Tübinger Krebs-Spezialist Affimed 2014 sein Glück. In Deutschland gibt es derzeit etwa 579 Unternehmen im Bereich der Biotechnologie. „Die Medizintechnikbranche profitiert hierbei eindeutig vom äußerst robusten Börsenboom des Biotech-Sektors“, sagt Siegfried Bialojan. „Es wird entscheidend sein, wie das dadurch erzeugte Interesse des Kapitalmarkts an High-Tech-Entwicklungen insgesamt nachhaltig aufrechterhalten werden kann.“ Hier müsse die Branche anknüpfen, denn sie werde sich nicht immer auf das derzeit noch positive Zinsumfeld verlassen können. „Investoren wollen in Zukunft noch stärker von der Qualität der Innovationen überzeugt werden.“ Der Umsatz der deutschen Biotechnologie- Für Biotech-Firmen werden die Märkte weltweit attraktiv. Flickr/Images Money/CC BY 2.0 2 powered by Ausgabe | 36/16 Branche lag 2014 bei drei Milliarden Euro. In Forschung und Entwicklung investierten die Unternehmen wiederum 950 Millionen Euro. Im August hatte die Schweizer Galenica angekündigt, das US-Biotechunternehmen Relypsa zu übernehmen. 2015 machten die Kalifornier bei einem Umsatz von 18,5 Millionen Dollar einen Nettoverlust von knapp 179 Millionen Dollar. Große Hoffnungen setzen die Amerikaner auf das Medikament Veltassa, das 2015 als erstes Mittel seit über 50 Jahren in den USA die Zulassung für die Behandlung von Hyperkaliämie erhielt, bei der Patienten unter einem erhöhtem Kaliumspiegel im Blut leiden. Konkurrenz könnte aber bereits bald ins Haus stehen – der Pharmakonzern AstraZeneca erwartet derzeit die US-Zulassung für sein Hyperkaliämie-Mittel. Durch die Übernahme des 2007 gegründeten Unternehmens mit mehr als 400 Mitarbeitern erhält Galenica nicht nur die weltweiten Rechte an Veltassa, sondern auch eine Ver- 16. September 2016 triebsorganisation in den USA. Galenica will sich 2017 in zwei eigenständig notierte Unternehmen aufspalten: das Pharmageschäft Vifor Pharma, in das Relypsa integriert werden soll, und das Apothekengeschäft Galenica Sante. Letzteres war bislang deutlich größer als Vifor Pharma. 2015 kam Galenica Sante auf einen Umsatz von 2,89 Milliarden Schweizer Franken, das waren gut 76 Prozent des Konzernumsatzes. Vifor Pharma setzte 967 Millionen Franken um. Innovation Gentherapie: Merck meldet neue Technik zur Genveränderung Die Entwicklung einer neuen Technologie soll helfen, Verunreinigungen im Syntheseprozess zu verhinden D as Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck startete eine weltweit einzigartige Technik zur Genveränderung für die Modifizierung von CHO-Zelllinien, die gegen das Minute Virus of Mice (MVM) resistent sein sollen. CHO-Zellen sind die mit am häufigsten verwendeten Zelllinien bei der Wirkstoffsynthese in der Biotechnologie. MVM-Viren sind daher besonders bei diesen Zellen gefährlich, denn sie sind eine Art Verunreinigung, die auch bei chemischen von tierischen Bestandteilen befreiten Herstellungsprozessen bestehen bleibt. Die neue Centinel(TM)-Technologie von Merck zielt auf Gene ab, die bei einem Verdacht auf das MVM eine Rolle spielen. Die größten Auswirkungen solcher viraler Verunreinigungen gefährden Patienten, da der Zugang zu Behandlungen behindert wird. Die Centinel(TM)-Technologie stattet Hersteller mit einer weiteren Handlungs- Die neue Technologie macht CHO-Zellen gegen das MVM-Virus immun. option aus, um die Risiken im Zusammenhang mit einer MVM-Kontamination zu verringern und gleichzeitig das Niveau der Proteinqualität und der ZelllinienProduktivität zu halten. „Das Centinel(TM)-Programm ist nur ein Beispiel dafür, wie wir unser langjähriges Wissen zur und die Glaubwürdigkeit bei der Entwicklung von Prozessen, die Herstellung von biologischen Stoffen und Werkzeuge zur Genveränderung zusammenbringen, um die Sicherheit für unsere Kunden und deren Patienten zu erhöhen“, sagte Udit Batra, Mitglied des Merck Executive Board und CEO des Bereichs Life Science. Mithilfe des Centinel(TM)Programms kann Merck CHOZelllinien so verändern, dass diese resistent gegen MVM sind. Für diese Technologie, die beim Lösungsansatz zur Genveränderung mit dem Ziel einer Virenresistenz zum Einsatz kommt, ist ein Patentantrag eingereicht worden. Der unternehmenseigene BioReliance®-Testservice ist in der Lage, die MVM-Resistenz zu bewerten und zu zeigen, dass das Virus nicht in der Zelllinie verbreitet ist. Alternativ dazu können Kunden die Zinkfingernukleasenpaare erwerben, um Zelllinien direkt zu entwickeln. Foto: Merck 3 powered by Ausgabe | 36/16 16. September 2016 Innovation Alzheimer mit Ultraschall sichtbar In einer Pilotstudie konnten Alzheimer-typische Merkmale mittels „transkranieller Sonografie“ sichtbar gemacht werden E rste Symptome der Alzheimer-Krankheit, wie Gedächtnisverlust, eine eingeschränkte Auffassungsgabe oder Störung der Orientierung sind schwer zu deuten: Betroffene kompensieren sie zum Beispiel mithilfe von Merkzetteln oder sie verdrängen sie. Ärzte diagnostizierten die Demenzerkrankung bislang meist mit neuropsychologischen Tests. Ergänzend bestimmen sie im Gehirnwasser eines Patienten Biomarker, die im Falle von Alzheimer verändert sind. Und auch bildgebende Verfahren kommt bereits zum Einsatz: „Mit der Magnetresonanztomografie können wir eine Veränderung des Gehirnvolumens durch das Absterben von Zellen im mittleren Schläfenlappen des Großhirns sichtbar machen. Dieser Bereich ist für Gedächtnis und Erinnerungsvermögen von Bedeutung“, erklärt Professor Dr. med. Daniela Berg, Direktorin der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel. „Allerdings sind MRT-Untersuchungen aufwendig und teuer, als Screening-Instrument also nicht geeignet.“ Darüber hinaus können Ärzte mithilfe nuklearmedizinischer Untersuchungen wie dem „PIB-PET“ Alzheimer-typische Eiweißablagerungen erkennen. „Diese Technik kommt aber bislang nur an bestimmten Zentren und im Rahmen von Studien zum Einsatz“, so Berg. Gemeinsam mit ihrem Team hat die Wissenschaftlerin nun eine weitere Methode für die Diagnose von Alzheimer entwickelt. „Wir haben 32 Alzheimerpatienten und 84 gesunde Probanden mit der transkraniellen Sonografie untersucht und deutliche Unterschiede in der Gewebestruktur erkannt“, erläutert Berg. „Die Resultate sind mit denen der Magnetresonanztomografie vergleichbar“. Um die wissenschaftliche Stichhaltigkeit zu belegen, sei es nun notwendig, die Ergebnisse durch größere Studien zu bestätigen. „Wir werden nun in Zusammenarbeit mit anderen neurologischen Zentren untersuchen, inwieweit sich der Ultraschall auch zur Früherkennung von Alzheimer eignet“, berichtet Berg. Ist dies der Fall, würde sich die Sonografie auch als Screening-Instrument für Menschen mit ersten kognitiven Einschränkungen anbieten, ist die Expertin überzeugt. Derzeit gelten etwa 1,2 Millionen Personen in Deutschland als demenzkrank, rund 50 bis 70 Prozent davon leiden an „Morbus Alzheimer“. Bislang sind die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. „Bisher können wir nur wenig und am besten in einem sehr frühen Stadium auf den Krankheitsverlauf einwirken“, betont Berg. Ansatzpunkte der Therapie sind Lebensstil, kognitives Training und Medikamente. „Die Erfolge sind trotz intensiver Forschungsbemühungen bislang nur gering“, bedauert die Wissenschaftlerin. Anlass zur Hoffnung geben jedoch neue Therapieansätze, die derzeit in der Entwicklung sind, etwa die Immuntherapie zur Vermeidung der Eiweißakkumulationen. „Erweisen sich die Ansätze als wirksam, ist die frühe Diagnose eine wichtige Voraussetzung für den Therapieerfolg“, so Berg. Ebenso wichtig sei es, dass Patienten und ihre Angehörigen sich Die neue Technologie könnte für jeden bezahlbar sein. Foto: Flickr/Vinoth Chandar/CC BY 2.0 mit der Krankheit so früh wie möglich auseinanderzusetzen, wesentliche zusätzliche Risikofaktoren für ein Fortschreiten der Demenz meiden und aktivierende Therapien in Anspruch nehmen. Bislang nutzen Neurologen den Hirnultraschall unter anderem für die Diagnose von Parkinson. „Den Ansatz, die Sonografie auch bei Alzheimer-Demenzen einzusetzen, halte ich gerade als Werkzeug für zukünftige Therapiestudien für vielversprechend“, sagt Professor Dr. med. Martin Köhrmann, stellvertretender Klinikdirektor der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Essen und Leiter der DEGUM-Sektion Neurologie. „Nicht zuletzt aufgrund der älterwerdenden Bevölkerung und der stetig zunehmenden Zahl an Patienten brauchen wir hier eine verlässliche und kostengünstige Diagnostik“, so der Experte. Bislang ist der Ultraschall zur Diagnose von Alzheimer jenen Patienten vorbehalten, die an Studien der Uniklinik Kiel und den kooperierenden Zentren teilnehmen. Studie Smart Health: Digitale Gesundheitsangebote kommen an Viele Deutsche interessieren sich für digitale Hilfestellungen. Die technische Basis ist mit Smartphones längst gegeben D ie Zeit ist reif für digitale Gesundheitsangebote. Zu diesem Ergebnis kommt eine forsa-Studie im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK): Drei von vier Bürgern verfügen danach über ein internetfähiges Smartphone und damit über die wichtigste technische Vorausset- zung, um Therapie und Diagnostik mit sinnvollen digitalen Gesundheitsanwendungen unterstützen zu können. Fazit der Befragung: Je größer der Mehrwert eines Angebotes ist, desto höher ist auch die Zustimmung in der Bevölkerung. So würden etwa 63 Prozent der Befragten ihre eigenen Gesundheits- und Fitnessdaten auswerten lassen, um die Früherkennung und Diagnose schwerer Krankheiten wie etwa Krebs zu erleichtern. Nach der Studie befürworten drei Viertel der Befragten eine elektronische Gesundheitsakte, in der ihre Daten gebündelt 4 powered by Ausgabe | 36/16 Rund 75 Prozent aller Befragten besitzen bereits ein Smartphone. Foto: Flickr/Solución Individual/CC BY-ND 2.0 werden. Prognosen und Diagnosen können so schneller und besser werden, davon ist der TK-Vorstandsvorsitzende Dr. Jens Baas überzeugt. Ihm ist wichtig, die individuelle Versorgung voranzubringen, ohne dabei Abstriche bei der Datensicherheit zu machen. „Wir als Krankenkasse sind erfahren im Umgang mit sensiblen Daten und somit qualifiziert, die Entwicklung der elektronischen Gesundheitsakte vorantreiben“, so Baas. An dieser Stelle sei es tatsächlich von Vorteil, dass die Kassen so streng reguliert werden – und keine wirtschaftlichen Ei- geninteressen haben. „Alle Krankenkassen sollten verpflichtet werden, ihren Versicherten eine elektronische Gesundheitsakte anzubieten“, fordert der TK-Chef. Um das Innovationsklima zu fördern, arbeitet die TK auch gemeinsam mit Startups wie xbird an neuen Anwendungen. „Bevor diese auf den Markt kommen, wird zunächst geprüft, wie sicher das Projekt ist, und anschließend der Nutzen bewertet“, erklärte IGES-Geschäftsführer Dr. Karsten Neumann. So können medizinisch sinnvolle Apps herausgefiltert und in den Leistungs- 16. September 2016 katalog aufgenommen werden. Klaus Rupp, Leiter des TK-Versorgungsmanagements, bestätigte das enorme Potenzial digitaler Helfer im Gesundheitswesen: „Wir bewegen uns vom bloßen Tracking der Fitnessdaten dahin, den eigenen Gesundheitszustand zu vermessen.“ Selbst unter den 60- bis 70-Jährigen nutzt heutzutage fast jeder Zweite ein Smartphone. Diese Zielgruppe kann sich vorstellen, darüber nicht nur Kalorienverbrauch und gegangene Schritte, sondern auch Blutzucker, Trinkmenge und Blutdruck zu dokumentieren. 95 Prozent aller Befragten halten dabei den Datenschutz für ein sehr wichtiges Thema. Dem widerspricht oftmals das eigene Verhalten. Rund drei Viertel aller Deutschen vertrauen ihre Fragen und Probleme zuerst Google an, bevor sie sich an einen Arzt wenden. Aus der #SmartHealthStudie geht hervor, dass sich jeder Fünfte vorstellen kann, Gesundheitsinformationen künftig in sozialen Medien auszutauschen. „Dieser Prozess ist unumkehrbar, muss aber aktiv gestaltet werden – entsprechend dem deutschen Datenschutzrecht und im Interesse der Versicherten. Hier sind wir Krankenkassen genauso gefordert wie die Versicherten selbst. Aber auch die Politik ist gefragt, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen“, so Baas. Studie Pflanzenbetonte Ernährungsweise kann Entzündungen vorbeugen Forscher haben herausgefunden, dass der Verzicht auf tierische Produkte das Risiko senken könnte, Entzündungen zu bekommen Ü bergewicht geht oft mit einer chronischen Entzündung einher, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs erhöht. Ein Forscherteam um Krasimira Aleksandrova und Fabian Eichelmann vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat nun 29 wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet, welche die Effekte einer pflanzenbetonten Kost auf die Entzündungsmarker-Spiegel übergewichtiger Menschen untersuchten. Wie die in Obesity Reviews publizierte Meta-Analyse zeigt, sanken unter einer pflanzenreichen Ernährung im Vergleich zu einer Kontrolldiät die Werte des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) um durchschnittlich 0,55 mg/l und die Werte für Interleukin-6 um 0,25 ng/l. „Unsere Ergebnisse weisen somit darauf hin, dass übergewichtige Menschen durch eine pflanzenbetonte Ernährung ihr Entzündungsmarker-Profil deutlich verbessern und hierdurch möglicherweise selbst viel dazu beitragen können, sogenannten Volksleiden wie Herzinfarkt und Diabetes vorzubeugen“, sagt Studienleiterin Aleksandrova. „Eine pflanzenbetonte Kost ist so definiert, dass sie hauptsächlich auf Lebensmitteln wie Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten und Obst basiert. Zudem enthält sie gar kein oder nur sehr wenig Fleisch, kann aber moderate Mengen an Eiern, Milchprodukten und Fisch mit einschließen“, sagt Erstautor Eichelmann. Die körpereigenen Fettdepots speichern nicht nur Energie, sondern setzen auch Botenstoffe frei. Da einige dieser Substanzen entzündliche Prozesse im Körper fördern, sind die Entzündungsmarker-Werte im Blut übergewichtiger Menschen häufig erhöht. Ein Zustand, der wiederum mit einem deutlich erhöhten Risiko für Stoffwechselkrankheiten einhergeht. Da nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit die Zahl der krankhaft übergewichtigen Menschen beständig steigt, suchen Forscher und Mediziner auch nach wissenschaftlich basierten Ernährungsstrategien, die dabei helfen, trotz eines übermäßigen Körpergewichts gesund zu bleiben. In der aktuellen Analyse untersuchten 5 powered by Ausgabe | 36/16 Bei einer Ernährungsumstellung ist das Risiko für Volksleiden deutlich geringer. die Forscher alle in Frage kommenden Ernährungsstudien, die von Januar 1946 bis Januar 2016 in Medline, EMBASE sowie im Cochrane central register of Controlled Trials erschienen waren. Von ursprünglich 2.583 identifizierten Studien erfüllten nur 29 Publikationen, mit Daten von insgesamt 2.689 Studienteilnehmern im Alter zwischen 28 und 68 Jahren, die für die Meta- Analyse gestellten Auswahlkriterien. Zu den Einschlusskriterien gehörten: Die Zahl der übergewichtigen und adipösen Erwachsenen ist weltweit auf mehr als 1,9 Milliarden angestiegen und nimmt weiterhin zu. Allein in Deutschland sind mehr als die Hälfte der Frauen und Männer übergewichtig, fast jeder vierte Erwachsene ist laut Robert Koch-Institut adipös. Aber 16. September 2016 Foto: Flickr/LID/CC BY-SA 2.0 nicht nur in Europa und den USA sind viele Menschen zu dick, auch Länder wie Afrika sind betroffen. Mit dem Übergewicht steigt auch die Zahl der Menschen, die unter chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes leiden. Schätzungsweise 6 Millionen Menschen in Deutschland sind zuckerkrank. Effektive Gegenstrategien zu entwickeln, erscheint daher mehr als notwendig. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 6
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