Der Erwählte Vorlesung am 15. 1. 2007 Gregorius‘ Stammbaum Herzöge von Flandern-Artrois Grimald oo Baduhenna Wiligis oo Sybilla oo Grigorß Quellen • Gesta Romanorum (14. Jh.), Kap. 81: De mirabili divina dispensacione et ortu beati Gregorii pape • Hartmann von Aue: Gregorius, der gute Sünder 1187/89 • Mittelalterliche Epen, darunter die illustrierte Ausgabe von Der Nibelunge Not Vorbild für: Jung Wiligis beim Buhurd Ausritt des Helden über die Zugbrücke Der Zweikampf Hartmann: Gregorius (v. 2125ff.) wande ir ietweder stach daz sîn das ez ze stücken brach und daz sî doch gesâzen. wie lützel sî vergâzen der swerte bî der sîten! „Ulmer Verlöbnis“ Hans Mutscher (?) um 1460 – Vorbild für Sibylla und Wiligis Ein Kopie hing in Thomas Manns Arbeitszimmer Vorbild für „Grigorß“ Zeitungsausschnitt aus den Arbeitsmaterialien Quellen • Gesta Romanorum (14. Jh.), Kap. 81: De mirabili divina dispensacione et ortu beati Gregorii pape • Hartmann von Aue: Gregorius, der gute Sünder 1187/89 • Mittelalterliche Epen, darunter die illustrierte Ausgabe von Der Nibelunge Not • Ferdinand Gregorovius: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter 1859–1872 Streng war in der Kappe sein vom Barte freies Antlitz; blank und so stark zeichneten die Wangenknochen sich darin ab, daß es aussah, als würden sie durch ein Zusammenpressen der Kiefer hervorgetrieben, und überaus ernst lag die etwas weit vorn an der Nase ansetzende Oberlippe auf der unteren. Die dunklen Augen aber erschimmerten, wie sie der Büßerin entgegenschauten, in Tränen. Papst Gregor XII., + 1417 Quellen • Gesta Romanorum (14. Jh.), Kap. 81: De mirabili divina dispensacione et ortu beati Gregorii pape • Hartmann von Aue: Gregorius, der gute Sünder 1187/89 • Mittelalterliche Epen, darunter die illustrierte Ausgabe von Der Nibelunge Not • Ferdinand Gregorovius: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter • Antike Mythen, v.a. Ödipus • Freud: Totem und Tabu Erwählung und Erhöhung • Vgl. Joseph – – – – – Schön, gewandt, beredt, angenehm Bruderhaß Identitätskrise Konzentrationsfähigkeit „Festhaltende Hand“ – eigene Gestaltung des Schicksals (vgl. Schopenhauer: Über die anscheinende Absichtlichkeit im Schicksal des Einzelnen) • Sünde entspricht Gnade Psychologisierung vs. Phantastik • Unkenntnis der Mutter ⇒ Verdrängtes Wissen • Schuld + Unschuld • Übererfüllte Märchenhaftigkeit Ez seic ûz dem steine wazzers harte kleine. (v. 3123f.) • Anachronismen. Fehlen von sicherer Zeitund Ortreferenz Inzest und Mythos • Urzeitliches Inzest-Privileg • Inzest/Mythos verjährt und der Zeit nicht gemäß • Maria als Gottes Kind, Braut und Mutter Der Erwählte als Parodie • Parodie der Legende • Parodie des Ritterepos • Parodie religiöser Riten Parodie: die Schreibweise der Endzeit Der Erzähler: Clemens der Ire • Ort: „An Notkers Pult in St. Gallen“ • Zeit: unbestimmt nach dem 10. Jahrhundert • Nation, Sprache: Übernational „Ich imaginiere ein Herzogtum von Flandern-Artois, mit französischen Einschlägen, aber mit Personen-Namen wie Grimald, Herburg, Willigis, Sigunde, alles legendärinternational“ (1948 an S. Singer) Der Erzähler: Clemens der Ire • • • • • Ort: „An Notkers Pult in St. Gallen“ Zeit: unbestimmt nach dem 10. Jahrhundert Nation, Sprache: Übernational Kunstfigur, Mönch. Verfremdende Wirkung Weltoffenheit, Urbanität, Humanität, Vereinung von Gegensätzen ⇒ „Der Geist der Erzählung“ 1. Kapitel. Wer läutet? Glockenschall, Glockenschwall supra urbem, über der ganzen Stadt, in ihren von Klang überfüllten Lüften! Glocken, Glocken, sie schwingen und schaukeln, wogen und wiegen ausholend an ihren Balken, in ihren Stühlen, hundertstimmig, in babylonischem Durcheinander. Schwer und geschwind, brummend und bimmelnd, - das ist nicht Zeitmaß noch Einklang, sie reden auf einmal und alle einander ins Wort, ins Wort auch sich selber: an dröhnen die Klöppel und lassen nicht Zeit dem erregten Metall, daß es ausdröhne, da dröhnen sie pendelnd an am anderen Rande, ins eigene Gedröhn, also daß, wenn’s noch hallt „In te Domine speravi“, so hallte es auch schon „Beati, quorum tecta sunt peccata“, hinein aber klingelt es hell von kleineren Stätten, als rühre der Meßbub das Wandlungsglöcklein. 1. Kapitel. Wer läutet? Glockenschall, Glockenschwall supra urbem, über der ganzen Stadt, in ihren von Klang überfüllten Lüften! Glocken, Glocken, sie schwingen und schaukeln, wogen und wiegen ausholend an ihren Balken, in ihren Stühlen, hundertstimmig, in babylonischem Durcheinander. Schwer und geschwind, brummend und bimmelnd, - das ist nicht Zeitmaß noch Einklang, sie reden auf einmal und alle einander ins Wort, ins Wort auch sich selber: an dröhnen die Klöppel und lassen nicht Zeit dem erregten Metall, daß es ausdröhne, da dröhnen sie pendelnd an am anderen Rande, ins eigene Gedröhn, also daß, wenn’s noch hallt „In te Domine speravi“, so hallte es auch schon „Beati, quorum tecta sunt peccata“, hinein aber klingelt es hell von kleineren Stätten, als rühre der Meßbub das Wandlungsglöcklein. 1. Kapitel. Wer läutet? Glockenschall, Glockenschwall supra urbem, über der ganzen Stadt, in ihren von Klang überfüllten Lüften! Glocken, Glocken, sie schwingen und schaukeln, wogen und wiegen ausholend an ihren Balken, in ihren Stühlen, hundertstimmig, in babylonischem Durcheinander. Schwer und geschwind, brummend und bimmelnd, - das ist nicht Zeitmaß noch Einklang, sie reden auf einmal und alle einander ins Wort, ins Wort auch sich selber: an dröhnen die Klöppel und lassen nicht Zeit dem erregten Metall, daß es ausdröhne, da dröhnen sie pendelnd an am anderen Rande, ins eigene Gedröhn, also daß, wenn’s noch hallt „In te Domine speravi“, so hallte es auch schon „Beati, quorum tecta sunt peccata“, hinein aber klingelt es hell von kleineren Stätten, als rühre der Meßbub das Wandlungsglöcklein. 1. Kapitel. Wer läutet? Glockenschall, Glockenschwall supra urbem, über der ganzen Stadt, in ihren von Klang überfüllten Lüften! Glocken, Glocken, sie schwingen und schaukeln, wogen und wiegen ausholend an ihren Balken, in ihren Stühlen, hundertstimmig, in babylonischem Durcheinander. Schwer und geschwind, brummend und bimmelnd, - das ist nicht Zeitmaß noch Einklang, sie reden auf einmal und alle einander ins Wort, ins Wort auch sich selber: an dröhnen die Klöppel und lassen nicht Zeit dem erregten Metall, daß es ausdröhne, da dröhnen sie pendelnd an am anderen Rande, ins eigene Gedröhn, also daß, wenn’s noch hallt „In te Domine speravi“, so hallte es auch schon „Beati, quorum tecta sunt peccata“, hinein aber klingelt es hell von kleineren Stätten, als rühre der Meßbub das Wandlungsglöcklein. 1. Kapitel. Wer läutet? Glockenschall, Glockenschwall supra urbem, über der ganzen Stadt, in ihren von Klang überfüllten Lüften! Glocken, Glocken, sie schwingen und schaukeln, wogen und wiegen ausholend an ihren Balken, in ihren Stühlen, hundertstimmig, in babylonischem Durcheinander. Schwer und geschwind, brummend und bimmelnd, - das ist nicht Zeitmaß noch Einklang, sie reden auf einmal und alle einander ins Wort, ins Wort auch sich selber: an dröhnen die Klöppel und lassen nicht Zeit dem erregten Metall, daß es ausdröhne, da dröhnen sie pendelnd an am anderen Rande, ins eigene Gedröhn, also daß, wenn’s noch hallt „In te Domine speravi“, so hallte es auch schon „Beati, quorum tecta sunt peccata“, hinein aber klingelt es hell von kleineren Stätten, als rühre der Meßbub das Wandlungsglöcklein. 1. Kapitel. Wer läutet? Glockenschall, Glockenschwall supra urbem, über der ganzen Stadt, in ihren von Klang überfüllten Lüften! Glocken, Glocken, sie schwingen und schaukeln, wogen und wiegen ausholend an ihren Balken, in ihren Stühlen, hundertstimmig, in babylonischem Durcheinander. Schwer und geschwind, brummend und bimmelnd, - dás ist nicht Zéitmaß noch Einklang, sie réden auf éinmal und álle einánder ins Wórt, ins Wórt auch sich sélber: an dröhnen die Klöppel und lássen nicht Zéit dem errégten Metáll, daß es ausdröhne, da dröhnen sie pendelnd an am anderen Rande, ins eigene Gedröhn, also daß, wenn’s noch hallt „In te Domine speravi“, so hallte es auch schon „Beati, quorum tecta sunt peccata“, hinein aber klingelt es hell von kleineren Stätten, als rühre der Meßbub das Wandlungsglöcklein. Hans Pfitzner: Palestrina 1. Akt, 6. Szene: Alle Engel: Gloria in excelsis Deo…. Palestrina: Zu überschwenglichem Glück bin ich erhoben!....Den Frieden - …anbrechender Morgen. Von ferne hört man mit zunehmender Stärke die Glocken des erwachenden Rom. Palestrina war nach den letzten Noten der Messe wie erschöpft in den Sessel zurückgesunken: der rechte Arm hängt herunter, die Feder ist seiner Hand entfallen; die Notenblätter liegen auf dem Tisch und Boden zerstreut. Er schläft tief. So verbleibt er bis zum Schluß des Aktes.
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