Pflanzenernährung
© Hufschmid Gartenbau AG, Fischbach-Göslikon
4
Ihre Arbeitsbereiche im Gartenbau sind Neuanlagen, Umänderungen oder Garten­
unterhalt. Sie arbeiten in öffentlichen oder privaten Gärten, in Parkanlagen und auf Fried­
höfen. Hier sind Sie verantwortlich für das Gedeihen der Pflanzen, der Rasen- und Wie­
senflächen. Sie werden konfrontiert mit Fragen zum Wachstum der Pflanzen, können
kompetent Auskunft geben und Beratung bieten.
In diesem Kapitel lernen Sie, wie Sie das optimale Wachstum der Freilandpflanzen unter­
stützen und sicherstellen können.
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Inhalt
1Wachstumsfaktoren
49
6
1.1 Äussere Faktoren
49
6.1 Bodenprobe 69
1.2 Innere Faktoren: Erbanlagen
50
6.2Versorgungsstufen
70
1.3 Weitere Einflüsse auf das Pflanzenwachstum
51
7Düngemittel
71
2Wachstumsgesetze
52
7.1 Organische und anorganische Dünger 71
2.1 Gesetz des Minimums
52
7.2 Organische Dünger als Boden­­verbesserer
72
2.2 Gesetz des abnehmenden Ertragszuwachses
52
7.3Düngerarten
74
3Nährelemente
54
7.4Ausbringmethoden
77
3.1 Lebensnotwendige Elemente
54
7.5Düngeverfahren
77
3.2 Nützliche Elemente 55
8
78
3.3 Schädliche Elemente
55
8.1 Übersicht Masseinheiten 78
3.4Nährstoffe
55
8.2Prozentrechnen
79
4
56
8.3 Dosierungstabelle und Umrechnungshilfen 80
8.4Übungsbeispiele
81
9
83
Bedarfsabklärung und Nährstoffdynamik
4.1 Hauptnährelemente 56
4.2 Spurenelemente 64
5
66
pH-Wert 5.1 Einfluss des pH-Wertes auf das Wachstum
67
5.2Messmethoden
68
5.3 Beeinflussung des pH-Wertes
68
Nährstoffbilanz des Bodens
69
Berechnung der Düngermengen Anwendung von Düngemitteln 9.1 Gesetzliche Vorschriften
83
9.2Lagerung
84
9.3Anwendungsgrundsätze
84
9.4 Folgen einer fehlerhaften Anwendung
85
Die erworbenen Kompetenzen können Sie in der Praxis beispielsweise in folgenden Situationen anwenden:
Situation 1
In einem Kundengarten werden Sie von der Kundschaft auf Wachstumsstörungen von
verschiedenen Pflanzen aufmerksam gemacht. Sie erkennen den Mangel und korrigie­
ren diesen mit einer gezielten Düngergabe.
Situation 2
In einer Neuanlage erstellen Sie die Rasen- und Pflanzflächen und führen eine korrekte
Startdüngung durch.
Situation 3
Als Unterhaltsgärtner sind Sie betraut mit dem Jahresunterhalt eines EinfamilienhausGartens. Sie düngen die Rasenflächen mit den passenden Produkten, der angemesse­
nen Menge zum richtigen Zeitpunkt. Sie pflegen und düngen die Pflanzrabatten, Kü­
belpflanzen und Balkonpflanzen.
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edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
1
4 Pflanzenernährung
Wachstumsfaktoren
Wachstumsfaktoren sind diejenigen Bedingungen und Einflüsse, die
für das Wachstum der Pflanze entscheidend sind. Sie werden unterteilt
in:
• Äussere Faktoren:
-- Klima = Licht, Temperatur, Luft, Wasser (Niederschläge, Luftfeuch­
tigkeit)
-- Boden = Temperatur, Luft- und Wasserhaushalt, Nährstoffe
• Innere Faktoren: Erbanlagen
1.1 Äussere Faktoren
Licht
Das Licht liefert den Pflanzen die notwendige Energie für die Fotosyn­
these. Mithilfe des Lichts der Sonne oder einer künstlichen Lichtquelle
werden Kohlendioxid und Wasser in den Chloroplasten (grüne Pflan­
zenteile) zu Traubenzucker (Glukose) aufgebaut. Traubenzucker ist ein
Stoffwechselprodukt und verantwortlich für organische Verbindungen
wie Eiweiss, Stärke und Zellulose. Der Zucker wird aber auch von der
Pflanze selber veratmet und als Energiespender gebraucht.
Temperatur
Die Luft- und Boden-Temperatur beeinflusst die Geschwindigkeit der
Stoffwechselvorgänge in der Pflanze. Der Austrieb im Frühjahr und die
Ausreifung der Knospen vor dem Winterhalbjahr hängen von der Höhe
der Temperaturen ab. Die Keimung der Samen erfolgt nur bei konstant
warmen Temperaturen. Hat die Keimung eingesetzt, erträgt der Keim­
ling keine grossen Temperaturschwankungen mehr, sonst sterben die
empfindlichen Jungpflanzen ab. Auch die Fotosyntheseleistung (Assi­
milation) ist abhängig von der Temperatur. Sie ist zudem nur am Tag
bei Sonnenlicht möglich.
Wachstumsfaktoren
Licht
Wärme
Temperatur
Wasser
Luft:
Kohlendioxid CO2
Sauerstoff O2
Innere
Wachstumsfaktoren:
Erbanlagen
Nährstoffe
Wasser H2O
Kohlendioxid (Luft)
Die Pflanze benötigt Kohlendioxid (CO2) für die Fotosynthese. Sie nimmt
CO2 aus der Luft auf und gibt Sauerstoff (O2) als Nebenprodukt wieder
ab. Das Kohlendioxid wird hauptsächlich über die Blätter aufgenom­
men und in die Pflanzenzellen weitertransportiert. In den Chloroplas­
ten wird mithilfe von Wasser und Licht aus dem CO2 Traubenzucker
aufgebaut.
Sauerstoff (Luft)
Die Pflanzen atmen Sauerstoff (O2) als Nebenprodukt der Fotosynthe­
se (Assimilation) aus. Die Pflanze braucht für die eigene Atmung (Dis­
similation) nur wenig Sauerstoff, daher bleibt Sauerstoff übrig für die
anderen Lebewesen. Sauerstoff ist lebensnotwendig für Mensch und
Tier.
edition-lmz, 2016
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4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Wasser
Wasser ist für die Pflanze unverzichtbar. Alle Lebensvorgänge in der
Pflanze laufen nur in der Gegenwart von Wasser ab. Dabei übernimmt
Wasser verschiedene Aufgaben. Es dient als Lösungs- und Transport­
mittel, der Festigung des Pflanzengewebes, der Temperaturregelung
und ist für die Fotosynthese nötig.
Nährstoffe
Die Nährstoffe werden von den Pflanzen in verschiedenen Mengen be­
nötigt. Diese Stoffe können von der Pflanze nicht selber hergestellt
werden. Die Mikroorganismen bauen im Boden organische Substanz
zu Nährstoffen ab. Diese sind somit in unterschiedlichen Mengen im
Boden vorhanden.
Die Klimafaktoren beeinflussen das Wachstum der Pflanzen. Diese Fak­
toren kann der Mensch in einer Gartenanlage wenig beeinflussen. Sie
müssen aber zwingend in allen Pflanzvorschlägen miteinbezogen wer­
den.
Je nach Bodenstruktur stehen Sauerstoff, Nährstoffe und Wasser unter­
schiedlich zur Verfügung. Durch die richtige Bodenbearbeitung lassen
sich die Bodenfaktoren und deren Wirkung verbessern. Die Bodenfak­
toren beeinflussen direkt das Wurzelwachstum der Pflanze.
1.2 Innere Faktoren: Erbanlagen
Das Wachstum einer Pflanze wird durch ihre in den Erbanlagen fest­
gelegten Eigenschaften begrenzt. Die Erbanlagen legen fest, wie weit
sich eine Pflanze entwickeln kann. Das Wachstum einer Pflanze kann
nur soweit gesteigert werden, wie es ihre inneren Wachstumsfaktoren,
die Erbanlagen, erlauben. Sie legen fest, wann eine Pflanze vegetativ
wachsen kann, was sie benötigt, um Blüten und Früchte zu bilden und
wann sie Ruheperioden einlegt.
Die Erbanlagen bestimmen auch, welche Ansprüche die Pflanzen für
ein optimales Wachstum an jeden einzelnen Wachstumsfaktor stellt.
Dies bedeutet, dass Sie die äusseren Wachstumsfaktoren auf die im
Inneren festgelegten Ansprüche abstimmen müssen. Sie können diese
nicht frei gestalten. Anders ausgedrückt: Wenn eine Pflanze gut wach­
sen soll, müssen Sie die Ansprüche der Pflanze erfüllen. Dazu sollten
Sie über gute Pflanzenkenntnisse verfügen.
50
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EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
1.3 Weitere Einflüsse auf das
Pflanzenwachstum
Das Wachstum der Pflanzen wird neben den Wachstumsfaktoren durch
eine Vielzahl weiterer Faktoren beeinflusst. Dies kann in positivem wie
in negativem Sinne geschehen.
• pH-Wert
• Symbiosen (beispielsweise Mykorrhiza, Knöllchenbakterien)
• Schadstoffe
• Bodenstruktur
• Pflegemassnahmen
Übersicht der Einflüsse auf das Pflanzenwachstum
Pflege
Bodenbearbeitung,
Düngung, Nutzung
Klima
Licht, Temperatur,
Niederschläge, Luft
Schadstoffe
Schwermetalle, organische
und andere Stoffe
Boden
Luft- und Wasserhaushalt,
Nähr- und Wirkstoffe,
Bodenlebewesen, Temperatur
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4 Pflanzenernährung
2
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Wachstumsgesetze
Die Pflanzen wachsen nach bestimmten Gesetzmässigkeiten, die mit
den Wachstumsgesetzen erklärt werden können. Basierend auf diesen
Gesetzen, kann das Wachstum der Pflanzen optimiert, Schäden ver­
mieden und die Umweltbelastungen reduziert werden.
Jeder einzelne Wachstumsfaktor ist für die Entwicklung der Pflanze
wichtig. Für ein normales Wachstum müssen der Pflanze alle Wachs­
tumsfaktoren zur Verfügung stehen. Die Faktoren werden jedoch in
sehr unterschiedlichen Mengen benötigt und zeigen nur dann eine op­
timale Wirkung, wenn sie in einem ausgewogenen Verhältnis zu­
einander stehen.
Die Pflanze richtet ihr Wachstum nach dem Faktor, der im Verhältnis
zum Bedarf am wenigsten vorhanden ist. Er kann nicht durch andere
Faktoren ersetzt werden und wirkt limitierend auf das Wachstum.
Für jeden Gärtner heisst das, dass er bei der Düngung diejenigen Nähr­
stoffe zuführen muss, die aufgrund einer Boden- oder Substratunter­
suchung im Verhältnis zum Bedarf fehlen. Die Düngung allein ist jedoch
nicht ausreichend für ein gutes Wachstum, auch die Klima- und Bo­
denfaktoren müssen im optimalen Bereich liegen.
Kohlendioxid Eisen
Wasser
Mangan
Sauerstoff
Kupfer
Temperatur
Zink
Stickstoff
Kalzium
Phosphor
Licht
Kalium
B
o
r
Magnesiu
m
M
Schwefel olybdän
2.1 Gesetz des Minimums
Ertrag
Minimumstonne
2.2 Gesetz des abnehmenden
Ertragszuwachses
Alle Wachstumsfaktoren beeinflussen den Ertragszuwachs einer Pflan­
ze. Am Beispiel der Nährstoffe lässt sich feststellen, dass sowohl zu
wenig, als auch zu viele Nährstoffe sich negativ auf das Pflanzenwachs­
tum auswirken. Mit steigenden Düngergaben kann der Ertrag nicht
beliebig gesteigert werden. Bei gleichmässig steigendem Düngerauf­
wand werden der Ertragszuwachs und die Qualitätsverbesserung pro
Düngung immer geringer. Schliesslich wird der Punkt erreicht, an dem
trotz Düngung kein weiterer Ertragszuwachs eintritt (Luxuskonsum).
Bei weiterer Nährstoffzufuhr kommt es zu einer Überdüngung, und Er­
trag und Qualität nehmen ab.
Abnehmender Ertragszuwachs
Ertrag (%)
100
Ertragszuwachs
Gesetz des abnehmenden Ertragszuwachs
Bei gleichmässiger Steigerung eines
Wachstumsfaktors steigt zwar der Ertrag bis zur Wachstumsgrenze an; der
Ertragszuwachs wird aber von Gabe zu
Gabe geringer.
Ertragsgrenze
80
60
Ertragszuwachs
40
20
0
1
52
2
3
4
5
6
7
8
9
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EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
Die fünf unterschiedlichen Stufen der Nährstoffversorgung
Wachstum,
Ertrag
Schwelle
für
Mangelerscheinungen
akuter Mangel
Sichtbare Mangelerscheinungen, starke
Wachstumssteigerung
durch Düngung
Ertragsgrenzwert
latenter Mangel
Keine Mangelerscheinungen, jedoch
gehemmtes Wachstum,
Wachstumssteigerung
durch Düngung
optimale Versorgung
Bestes Wachstum,
durch weitere
Düngung keine
Wachstumssteigerung
Toxizitätsschwelle
Luxuskonsum
Düngung bleibt
wirkungslos,
Qualität zum Teil
verschlechtert.
Tod
der
Pflanze
Toxizität
Eingeschränktes
Wachstum, Qualität
verschlechtert sich, eine
weitere Düngung führt
zu Wachstumshemmung
und Schadsymptomen
Nährstoffversorgung
Ertragsgrenzwert
Der Ertragsgrenzwert gibt an, wann sich
eine zusätzliche Düngung nicht mehr
lohnt. Eine zusätzliche Düngung kommt
ab diesem Wert teurer, als der zu erwartende Mehrertrag.
Toxizitätsschwelle
Toxizität bedeutet Giftigkeit. Ab diesem
Wert erleidet die Pflanze Schäden durch
die zu hohen Nährstoffgaben.
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4 Pflanzenernährung
3
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Nährelemente
Ohne die lebensnotwendigen chemischen Grundelemente findet kein
Wachstum statt. Es gibt jedoch auch schädliche Elemente, welche die
Pflanzenentwicklung und die Nahrungsqualität negativ beeinflussen.
3.1 Lebensnotwendige Elemente
Jeder lebende Organismus, sei es Mensch, Tier oder Pflanze, ist auf die
Zufuhr von Nährelementen angewiesen. Diese sind zum Aufbau und
zur Aufrechterhaltung der Lebensvorgänge unentbehrlich. Für das op­
timale Wachstum der Pflanze sind 16 Nährelemente lebensnotwendig.
Pflanzen brauchen Nährelemente in unterschiedlicher Menge. Man
unterscheidet zwischen Haupt- und Spurenelementen nach dem Men­
genbedarf der Pflanze an diesen Nährelementen. Alle Nährelemente
müssen in ausreichender Menge und im richtigen Verhältnis zueinan­
der zur Verfügung stehen. Jedes einzelne Haupt- und Spuren­element
übernimmt in der Pflanze ganz spezielle Aufgaben und kann durch kein
anderes Element ersetzt werden. Sind diese nicht oder nur in ungenü­
gender Menge vorhanden, treten Mangelerscheinungen auf, und die
Pflanze kümmert.
Neun Hauptnährelemente
Die Pflanzen benötigen die Hauptnährelemente in grösseren Mengen
als die Spurenelemente, sie werden deshalb auch Makronährelemente
(Hauptnährstoffe) genannt.
Hauptnährelemente
Element
Elementsymbol
Bemerkung
Stickstoff
N
Kernnährelement
Phosphor
P
Kernnährelement
Kalium
K
Kernnährelement
Magnesium
Mg
Kalzium (Calcium)
Ca
Schwefel
S
Kohlenstoff
C
Sauerstoff
O
Wasserstoff
H
3 Kernnährelemente = N, P und K
Sie werden von der Pflanze von allen
Elementen in der grössten Menge benötigt. Diese drei Elemente sind in jedem
Volldünger enthalten. Schon bei kurzen
Versorgungsengpässen können Mangelerscheinungen und Wachstumsstockungen auftreten.
Kohlenstoff (C) und Sauerstoff (O) werden als Gas in Form von CO2 und
O2 aufgenommen, Wasserstoff (H) wird in Form von H2O aufgenom­
men.
54
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
Spurenelemente
Die Pflanzen benötigen Spurenelemente nur in kleineren Mengen, sie
werden deshalb auch als Mikronährelemente bezeichnet. Sie sind auch
lebensnotwendig, und ein Fehlen beeinträchtigt das Wachstum, und
die Pflanze zeigt entsprechende Mangelsymptome.
Die sieben wichtigsten Spurenelemente
Element
Elementsymbol
Eisen
Fe
Mangan
Mn
Zink
Zn
Bor
B
Chlor
Cl
Kupfer
Cu
Molybdän
Mo
Die Pflanze benötigt Hauptnährelemente (Makronährelemente) in
grossen Mengen. Spurenelemente (Mikronährelemente) werden
nur in kleinen Mengen gebraucht, sind jedoch gleichfalls
unentbehrlich.
Die lebensnotwendigen Spurenelemente Kupfer, Zink, Mangan, Eisen
und Molybdän gehören auch zu den Schwermetallen und können, bei
übermässiger Anreicherung im Boden, in der Pflanze, im Tier und im
Menschen Schaden anrichten.
3.2 Nützliche Elemente
Die Pflanze kann nicht zwischen lebensnotwendigen und entbehrlichen
Stoffen unterscheiden. Je nach chemischen Eigenschaften des Bodens
können darin nützliche, nutzlose oder schädliche Stoffe vorhanden
sein, die von der Pflanze aufgenommen werden. Nützliche Elemente
sind zwar für Pflanzen nicht lebensnotwendig, sie fördern aber die Ent­
wicklung bestimmter Pflanzenarten. Natrium (Na), Kobalt (Co), Alumi­
nium (Al) und Silizium (Si) sind für einige Pflanzenarten besonders nütz­
lich.
3.3 Schädliche Elemente
Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden beeinflussen die Pflanzenent­
wicklung und die Nahrungsqualität negativ. Eine Ansammlung in den
Pflanzen kann über die Nahrungskette die Gesundheit von Mensch
und Tier gefährden. Zu diesen Schadstoffen zählen vor allem Schwer­
metalle wie Blei (Pb), Cadmium (Cd) und Quecksilber (Hg).
3.4 Nährstoffe
Nährelemente sind chemische Grundelemente. Als Nährstoffe werden
einfache chemische Stoffe bezeichnet, beispielsweise Phosphor als
H2PO4– = Phosphat oder Kohlenstoff als CO2 = Kohlendioxid. Die Pflan­
ze nimmt Nährelemente in Form von Nährstoffen auf.
Nährstoffe können auch als Ionen vorliegen, zum Beispiel Stickstoff als
NO3– = Nitrat, Kalium als K+ oder Magnesium als Mg2+.
Die Nährstoffe werden von der Pflanze in der Regel in Ionenform auf­
genommen. Als Hauptquelle dient der Boden, aber sie werden auch
aus der Luft und dem Wasser aufgenommen.
edition-lmz, 2016
Ion
= elektrisch geladenes Teilchen, das
entsteht, wenn ein Atom, ein oder mehrere Elektronen abgibt oder aufnimmt.
Ein Ion ist entweder positiv (Kation)
oder negativ geladen (Anion).
55
4 Pflanzenernährung
4
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Bedarfsabklärung und
Nährstoffdynamik
4.1 Hauptnährelemente
In diesem Kapitel werden schwerpunktmässig diejenigen Nährstoffe
behandelt, die auch bei Düngungsmassnahmen eine Rolle spielen.
Stickstoff (N)
Stickstoff spielt in der Pflanzenernährung eine zentrale Rolle. Eine Unter­
versorgung führt schnell zu Qualitätseinbussen der Pflanzen, eine Über­
versorgung hat ebenfalls negative Auswirkungen auf die Pflanze und
auf die Umwelt.
Aufgabe von Stickstoff
• Stickstoff (N) gilt als «Motor» des Pflanzenwachstums (vegetatives
Wachstum).
• Er wird hauptsächlich zum Aufbau von Eiweiss, DNS
(Desoxyribonukleinsäure) und Chlorophyll (Blattgrün) benötigt.
Entsprechend spielt dieser Nährstoff eine zentrale Rolle.
Mangelsymptome
Bei Stickstoffmangel kommt es zu Chlorosen (Vergilbungen) der Blät­
ter. Da Stickstoff in der Pflanze gut beweglich ist, wird er bei nicht aus­
reichender N-Ernährung aus den älteren in die jüngeren Blätter verla­
gert, sodass die Mangelsymptome zuerst an den älteren Blättern
auftreten. Die mangelhafte Chlorophyllbildung führt über die Hem­
mung der Fotosynthese zu Kümmerwuchs und einer schlechten Blüte.
Eine überhöhte Stickstoffdüngung macht sich allgemein in einem üp­
pigen Wachstum und der Bildung von dunkel- bis schmutzig-grünen,
grossen Blättern bemerkbar, wobei das Blattgewebe schwammig und
weich wirkt. Die Pflanze bildet vermehrt Assimilations- und weniger
Festigungsgewebe. Dadurch kommt es zu einer Verringerung der Stand­
festigkeit krautiger Pflanzen und einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber
Pilzkrankheiten und saugenden Insekten. Bei Stauden und Gehölzen
wird die Bildung von Überwinterungsknospen im Herbst verzögert und
in Folge die Frostresistenz verringert.
© Christine Erb, Küttigen
Überschusssymptome
Chlorosen an den älteren Blättern von
Prunus laurocerasus, verursacht durch
Stickstoffmangel.
Der Stickstoffkreislauf
Der Stickstoff geht zahlreiche Verbindungen ein, die in einem Kreislauf
miteinander verbunden sind.
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EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
Stickstoffdynamik im Boden
78,1%
N2
1
2
B
A
6
3
4
NO3–
NH4+
F
5
C
D
NH3
7
E
8
NO
–
3
NH
+
4
9
10
11
12
H
A
B
C
D
E
F
G
H
G
 1 N2 wird im Haber-Bosch-Verfahren
gebunden: «Luftstickstoff wird zu
Stickstoffdünger verarbeitet»
 2 NO2 entsteht bei Gewittern und bei
Verbrennungen (Luftverschmutzung)
 3 Luftstickstoff wird gebunden durch
Schmetterlingsblütler
 4 Denitrifikation
 5 Pflanze wächst
 6 Pflanze wird gefressen
 7 Gasförmige N-Verluste
 8 N-Aufnahme der Pflanze
 9 Nitrifikation
10 Auswaschung
11 Immobilisierung von N
12 Mineralisierung
Haber-Bosch-Verfahren: «Stickstoff-Produktion aus Luftstickstoff»
Pflanzenfressende Lebewesen
Nitratdünger
Ammoniumdünger
Organische Substanz
Schmetterlingsblütler (Fabaceae)
Knöllchenbakterien
Grundwasser
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4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Prozesse im Stickstoffkreislauf
Stickstoffeintrag: Stickstoff ist direkt in der organischen Substanz der
Pflanzen gebunden. Er gelangt über die Nahrungskette oder direkt als
organische Substanz wieder in den Boden.
Mineralisierung (Zersetzung): Die organische Substanz wird durch Mi­
kroorganismen (Bodenlebewesen) abgebaut in Ammoniak NH3. Am­
moniak verbindet sich mit dem Bodenwasser und wird zu Ammonium
NH4+.
Nitrifikation: Ammonium wird in kurzer Zeit von Bakterien in Nitrat
NO3– umgewandelt.
Stickstoffdünger: Mineralische Dünger werden chemisch hergestellt
und enthalten direkt pflanzenverfügbare Nährstoffe. Nitratdünger wir­
ken schneller als Ammoniumdünger, da das Nitrat im Boden weniger
angelagert wird. Hornspäne sind organische Dünger, die zuerst von
Bodenlebewesen mineralisiert (zersetzt) werden müssen, bevor der
Stickstoff von der Pflanze aufgenommen werden kann.
Elektrische Entladungen (Gewitter) / Luftverschmutzung: Durch Blitz­
schlag bei Gewittern entsteht aus dem Stickstoff (N2) und dem Sauer­
stoff (O2) der Luft Stickstoffdioxid (NO2). Dieses reagiert mit Wasser­
tröpfchen in der Atmosphäre zu salpetriger Säure bzw. Salpetersäure
und gelangt als saurer Regen in den Boden. Luftverschmutzung führt
ebenfalls zu vermehrtem Stickstoffeintrag.
N-Sperre / N-Immobilisierung: Für die Mineralisierung (Zersetzung) von
stark holzigem Material benötigen die Mikroorganismen Stickstoff für
den eigenen Stoffwechsel aus dem Boden, da dieser im Holz in unge­
nügender Menge vorhanden ist. Es kommt zu einem Stickstoffmangel
im Boden.
Bindung von Luftstickstoff: Die Luft besteht zu ca. 78 Prozent aus N2,
doch das Stickstoffreservoir der Atmosphäre kann nur von wenigen
Pflanzen genutzt werden. Pflanzen der Familie der Schmetterlingsblüt­
ler (Fabaceae), beispielsweise Bohnen oder Lupinen, leben in einer Sym­
biose (Lebensgemeinschaften) mit Knöllchenbakterien. Diese können
Luftstickstoff binden und der Pflanze zur Verfügung stellen.
N-Aufnahme: Die Pflanze nimmt den Stickstoff bevorzugt in der Form
von Nitrat (NO3–) auf, seltener in der Form von Ammonium (NH4+).
Stickstoff fördert das vegetative
Pflanzenwachstum und wird
meist aus dem Boden aufgenommen.
Einzig die Schmetterlingsblütler
können den Luftstickstoff nützen.
Stickstoffverluste
• Denitrifikation: Bakterien brauchen zur Atmung Sauerstoff. Bei Sauer­
stoffmangel im Boden können sie diesen aus dem Nitrat (NO3–) zie­
hen. Der reine Luftstickstoff (N2) entweicht wieder in die A
­ tmosphäre.
• Gasförmige N-Verluste können auch in Form von Ammoniak (NH3)
auftreten, das in die Atmosphäre entweicht. Dies tritt hauptsächlich
bei hohen pH-Werten auf.
• N-Auswaschung: Ammonium (NH4+) wird an den Bodenkolloiden
angelagert und ist vor Auswaschung geschützt. Nitrat (NO3–) kann
nicht angelagert werden, befindet sich meist gelöst im Bodenwas­
ser und wird daher leicht ausgewaschen.
58
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
Phosphor (P)
Phosphor benötigt die Pflanze in geringeren Mengen als Stickstoff und
Kalium. Phosphor wird in Form von Phosphat (P2PO4– / HPO42–) von der
Pflanze aufgenommen.
Aufgabe von Phosphor
Phosphor wird im Boden gebunden und ist schlecht löslich. Er ist
in gärtnerisch genutzten Böden
meist reichlich vorhanden.
Phosphor fördert:
• die Blüten- und Fruchtbildung,
• den Aufbau von Eiweissen (Enzyme), von DNS
(Desoxyribonukleinsäure) und von ATP (Energiespeicher und
-überträger),
• die Krümelbildung im Boden.
Die Phosphor-Mangelsymptome ähneln denjenigen des N-Mangels.
Die Pflanze zeigt ein gehemmtes Wachstum mit verringerter Blütenund Fruchtbildung. Auffallend ist die häufig recht starre Haltung der
Blätter («Starrtracht»). Im Unterschied zum N-Mangel vergilben die
Blätter jedoch nicht. Sie weisen zuerst eine dunkel- bis schmutzig grü­
ne Färbung auf. Teilweise kommt es auch zu einer rötlichen Verfärbung
der Blätter. Da Phosphor in der Pflanze gut beweglich ist, wird er bei
Mangel aus den älteren in die jüngeren Blätter verlagert. Deshalb tre­
ten Mangelsymptome zuerst an den älteren Blättern auf, bei starkem
Mangel dann auch an den jüngeren.
© Christine Erb, Küttigen
Mangelsymptome
Rote Blattfärbung aufgrund von
Phosphormangel an Rittersporn
Überschusssymptome
Eine überhöhte P-Düngung führt im Allgemeinen nicht direkt zu einer
Schädigung der Pflanze, da Phosphor im Boden gebunden wird. Die
Auswirkungen sind vielmehr indirekter Natur, indem die Verfügbarkeit
anderer Nährstoffe beeinträchtigt wird (Antagonismus). So kann es zu
N-, Fe- oder Zn-Mangel kommen.
Richtige Phosphatdüngung eines
Bodens
Phosphordynamik des Bodens
Im Gegensatz zu Nitrat wird Phosphor beinahe nicht ausgewaschen.
Phosphor besitzt eine schlechte Löslichkeit. Der Phosphor wird im Bo­
den gebunden, indem er über Kalzium-Brücken stabile Kolloide bildet.
Die Löslichkeit hängt vom pH-Wert des Bodens oder des Substrates ab.
Die Verfügbarkeit ist bei einem pH-Wert von 6 bis 6,5 am besten. We­
gen seiner schlechten Beweglichkeit im Boden sollte Phosphor bei der
Ausbringung eingearbeitet werden. Auf diese Weise können die Wur­
zeln möglichst viel Phosphor erreichen. In aktiven Böden nimmt die
Phosphorverfügbarkeit dank der Tätigkeit der Bodenlebewesen zu.
Eingearbeiteter Dünger: gute Phosphatversorgung durch erreichbares Phosphat
im Wurzelraum
Substrate und gärtnerisch genutzte Böden sind meist sehr gut mit Phos­
phat versorgt. Es empfiehlt sich, Phosphor reduzierte Dünger zu ver­
wenden.
Aufgestreuter Dünger: gestörtes Wachstum durch geringe Phosphorversorgung
infolge Festlegung an der Oberfläche des
Bodens
edition-lmz, 2016
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4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Kalium (K)
Im Gegensatz zu anderen Nährelementen wird Kalium nur wenig in die
organische Substanz eingebaut, sondern hauptsächlich in den Vakuo­
len der Zelle gespeichert.
Aufgaben von Kalium
• Kalium ist wesentlich an der Regulierung des Wasserhaushaltes
der Pflanze beteiligt. Durch die höhere Zellsaftkonzentration wird
die Wasseraufnahme verbessert. Es kommt zur Herabsetzung des
Gefrierpunktes der Zelle, sodass die Frostresistenz der Pflanze
grösser ist.
• Kalium trägt zur Festigung des Pflanzengewebes bei, indem es die
Ausbildung der Zellwände fördert.
• Kalium bewirkt, dass der Gehalt an löslichen Zuckern, welche die
Nahrung von saugenden Insekten bilden, zurückgeht. Dadurch
fördert Kalium die Standfestigkeit und die Resistenz gegenüber
pilzlichen Schaderregern und saugenden Insekten.
Kaliummangel führt zu einer erhöhten Transpiration (Verdunstung) und
einer gehemmten Wasseraufnahme, sodass es zu Wassermangel kom­
men kann. Durch die Abnahme des Zellinnendrucks (Turgordrucks)
macht die Pflanze einen welken Eindruck («Welketracht»). Chlorosen
(Vergilbungen), die später in Nekrosen (Absterben der Zellen) über­
gehen, beginnen an den Blattspitzen und Blatträndern. Da Kalium in
der Pflanze sehr gut beweglich ist, wird es bei Mangel aus den älteren
in die jüngeren Blätter verlagert, sodass die Mangelsymptome zuerst
an den älteren Blättern auftreten. Standfestigkeit, Frostresistenz und
Resistenz gegenüber pilzlichen und tierischen Schadorganismen wer­
den bei Mangel verringert.
© Lehnert AG, Rombach
Mangelsymptome
Kaliummangel an Seerosen
Überschusssymptome
Auf leichten (sandigen) Böden kann eine überhöhte Konzentration zu
Salzschäden («Verbrennungen») führen. Mg- und Ca-Mangel ist mög­
lich. Im Boden wirken hohe K+-Konzentrationen Krümel zerstörend, da
sie die Ca-Ionen verdrängen, die ihrerseits die Krümelbildung fördern.
Kaliumdynamik des Bodens
Kalium wird als Kation (K+) von der Pflanze aufgenommen. Seine Be­
weglichkeit im Boden ist sehr gut. Die Auswaschung ist stark vom Ton­
gehalt im Boden abhängig, da Kalium aufgrund seiner positiven Ladung
an den Tonteilchen angelagert werden kann. Auf diese Weise ist es vor
Auswaschung geschützt und bleibt trotzdem pflanzenverfügbar. Die
«Bindung» ist jedoch nur schwach, sodass der Übergang in die Boden­
lösung sehr leicht möglich ist. In sandigen Böden kann es zu Verlusten
durch Auswaschungen kommen. Die Auswaschungsgefahr bei Kalium
liegt zwischen derjenigen von Stickstoff und Phosphor.
60
Kalium wird hauptsächlich in den
Vakuolen gespeichert.
Es beeinflusst den Wasserhaushalt der Pflanze stark.
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
K-Fixierung
Tonminerale sind aus einzelnen Schichten aufgebaut. Die Schichtpake­
te besitzen neben einer äusseren auch eine innere Oberfläche. Das an
der äusseren Oberfläche angelagerte Kalium ist leicht austauschbar
und damit leicht pflanzenverfügbar. Das zwischen den Tonschichten
eingelagerte Kalium ist nicht direkt pflanzenverfügbar. Ist die K-Dün­
gung über mehrere Jahre geringer als der K-Entzug der Pflanzen, neh­
men die angelagerten Kalium-Ionen auch in den Zwischenschichten
der Tonminerale ab. Wird auf solchen verarmten Böden Kalium ge­
düngt, wandert dieses zuerst in die Zwischenschichten der Tonmine­
rale, sodass das gedüngte Kalium nicht pflanzenverfügbar ist. Es wird
vom Boden fixiert (K-Fixierung).
Bevor Kalium wieder an der äusseren Oberfläche angelagert werden
kann, müssen zuerst die Zwischenschichten der Tonminerale mit Ka­
lium aufgefüllt werden.
Kaliumspeicherung im Boden
1
3
K+ K+ K+
K+
4
K+ K+ K+ K+ K+ K+
2
K
K+ K+ K+ K+ K+ K+ K+
K+
K+ K+ K+ K+ K+ K+
K+
K+ K+ K+ K+ K+
K+
+
K+
K+
5
An der inneren und äusseren Oberfläche
gesättigtes Tonmineral
K+
+
K+
K+ K
K+
Tonteilchen
Nachlieferbares Kalium
Äussere Oberfläche
Innere Oberfläche
Austauschbares Kalium
Kalium an der äusseren Oberfläche ist aufgebraucht. Tonminerale weiten sich auf
und setzen Kaliumionen frei. Diese sind
nur schwer pflanzenverfügbar.
K+
6
K+
1
2
3
4
5
K+ K+ K+ K+ K+ K+ K+
K+
K+
6 Kalium-Dünger
An Kalium-Ionen verarmtes Tonmineral
kann durch Düngung gefüllt werden. Bei
einer Kalium-Düngung werden zuerst die
inneren Oberflächen durch Kalium gesättigt. Überschüssiges Kalium lagert sich
aussen an.
edition-lmz, 2016
Fixiertes (festgelegtes) Kalium verursacht
Kalium-Mangel an der Pflanze. Erst wenn
auch Kalium an den äusseren Oberflächen
vorhanden ist, kann sich die Pflanze wieder gut mit damit versorgen.
61
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Kalzium (Ca)
Kalzium wird von der Pflanze als Kation (Ca2+) aufgenommen. Es hat
aber weniger für die Ernährung der Pflanzen als vielmehr für die Bo­
denbildung eine Bedeutung. Es begünstigt eine krümelige Struktur und
beeinflusst entscheidend den pH-Wert, der wiederum für die Verfüg­
barkeit der Nährelemente eine grosse Rolle spielt.
Aufgaben von Kalzium
Kalzium trägt zur Stabilität der Zellwände bei und ist notwendig für
zahlreiche Prozesse wie Atmung, Zellteilung und -streckung. Kalzium
spielt auch eine wichtige Rolle bei der Lagerfähigkeit von Früchten.
Mangelsymptome
Die schlechte Beweglichkeit von Kalzium führt bei einer Unterversor­
gung zu gestörtem Wachstum der jüngeren Blätter. Die Wurzelbildung
und das Wachstum der Pflanzen sind gehemmt. Chlorosen (Vergilbun­
gen) beginnen an den Spitzen und Blatträndern der jüngeren Blätter.
Überschusssymptome
Direkte Schäden durch Ca-Überschuss sind nicht bekannt. Indirekte
Schäden können durch die Hemmung der Verfügbarkeit (Antagonis­
mus) anderer Nährelemente entstehen. Die P-Verfügbarkeit kann sich
verschlechtern und es kann K- oder Mg-Mangel auftreten.
Kalziumdynamik des Bodens
Im Boden fördert Kalzium durch die Verkittung der Bodenteilchen eine
stabile Krümelbildung und bewirkt somit eine Verbesserung der Bo­
denstruktur. Ausserdem werden die Bodenlebewesen und somit die
Mineralisierung (Zersetzung) der organischen Substanz im Boden ge­
fördert. Der höhere pH-Wert verbessert die Verfügbarkeit der Haupt­
nährelemente. Obwohl Ca recht gut an den Tonteilchen gebunden
wird, unterliegt es einer starken Auswaschung.
62
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
Magnesium (Mg)
Magnesium spielt eine wichtige Rolle in der Pflanze, da es das Zentral­
atom des Chlorophylls ist. Fehlt Magnesium, ist der Energiehaushalt
der Pflanzen empfindlich gestört.
Magnesium hat in der Pflanze folgende Aufgaben:
• Mg ist ein wichtiger Baustein für das Chlorophyll (Blattgrün) und
für die Fotosynthese unentbehrlich.
• Es fördert zahlreiche Stoffwechselvorgänge, wie Atmung und
Eiweiss­aufbau.
Mangelsymptome
Mg-Mangel hemmt vor allem die Fotosynthese. Beginnend von der
Blattmitte her werden die Blätter chlorotisch und später nekrotisch.
Dabei bleiben die Blattadern grün, wie auch ein sie umgebender schma­
ler Saum des Blattgewebes. Bei Mg-Mangel wird das Magnesium aus
den älteren in die jüngeren Blätter verlagert, sodass die Mangelsymp­
tome zuerst an den älteren Blättern auftreten.
Überschusssymptome
Die Gefahr der Überdüngung mit Magnesium ist gering. Direkte Schä­
den durch überhöhte Mg-Konzentrationen sind unter praxisüblichen
Verhältnissen nicht zu erwarten. Indirekt kann es zu K- und Ca-Mangel
kommen.
Schwefel (S)
Die Belastung der Böden mit Schwefel durch den sauren Regen auf­
grund der Luftverschmutzung ist auch in der Schweiz deutlich zurück­
gegangen. Heute wird im Gemüsebau teilweise wieder eine Schwefel­
düngung empfohlen. In Gartenböden ist in der Regel noch genügend
Schwefel vorhanden und auf eine Düngung bei Stauden, Gehölzen und
Zierpflanzen kann verzichtet werden.
Schwefel hat in der Pflanze folgende Aufgaben:
• Schwefel dient der Pflanze vor allem zum Aufbau von Eiweissen.
• Er fördert zahlreiche Stoffwechselvorgänge.
Mangelsymptome
Schwefel-Mangel äussert sich ähnlich wie N-Mangel. Im Unterschied
zum N-Mangel treten S-Mangelsymptome zuerst an den jüngeren Blät­
tern auf, da Schwefel in der Pflanze nicht so gut beweglich ist. Der Ei­
weissaufbau ist gehemmt.
Überschusssymptome
Schäden durch überhöhte Schwefelkonzentrationen treten kaum auf.
edition-lmz, 2016
63
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4.2 Spurenelemente
Spurenelemente werden von den Pflanzen nur in geringen Mengen,
d. h. in «Spuren» benötigt. Sie dürfen den Pflanzen nur in geringen
Mengen zugeführt werden, da höhere Konzentrationen schnell zu
Pflanzenschäden führen.
Normalerweise ist die Versorgung der Pflanze durch die vorhandenen
Reserven im Boden gesichert. Beim Auftreten von Mangelsymptomen
handelt es sich in der Regel weniger um eine Verarmung des Bodens,
sondern häufig um einen Mangel aufgrund von Festlegungsprozessen.
So werden mit steigendem pH-Wert alle Spuren­elemente – mit Aus­
nahme des Molybdäns – schlechter verfügbar. Des­wegen sollte bei
akutem Mangel an Spurenelementen nicht über den Boden, sondern
über das Blatt (Blattdüngung) gedüngt werden. Häufig reicht auch eine
pH-Absenkung zur Beseitigung des Mangels.
Auf sauren Standorten hingegen können giftig wirkende (toxi­sche)
Konzentrationen auftreten.
Gärtnerische Substrate enthalten oft keine Spurenelemente, sie müs­
sen deshalb durch Düngung zugeführt werden.
Eisen (Fe)
Bei den Spurenelementen tritt Eisenmangel am häufigsten auf. Eisen
dient vor allem dem Chlorophyll- und Eiweissaufbau und der Atmung.
Mangelsymptome
Eisen ist bei einem pH-Wert von 4,5 am besten für die Pflanze verfüg­
bar. Die meisten Gartenböden oder Substrate besitzen jedoch viel hö­
here pH-Werte. Das Eisen wird dann im Boden und auch in der Pflan­
ze gebunden und kann für lebensnotwendige Vorgänge in der Pflanze
nicht mehr genutzt werden.
Eisenbedürftige Pflanzen zeigen Mangelerscheinungen schon bei der
Verwendung von sehr kalkhaltigem Giesswasser: Bei einer Überkalkung
reagieren viele Pflanzen empfindlich mit typischer Eisenchlorose, bei­
spielsweise Citrus sinensis, Hydrangea macrophylla, Prunus laurocera­
Eisenmangel an Hydrangea mit grünen
sus, Rhododendron, Rosa rugosa. Die Bodenverhältnisse spielen bei Adern
der Eisenaufnahme eine herausragende Rolle. Verdichteter, staunasser
aber auch zu trockener Boden führt zum Eisendefizit.
64
edition-lmz, 2016
© Christine Erb, Küttigen
Chlorosen treten zuerst an den jungen Blättern auf. Sie gehen dicht an
die Blattadern heran. Diese bleiben anfangs grün, verfärben sich jedoch
bei starkem Mangel weiss und werden später nekrotisch.
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
Weitere Spurenelemente
Mangel- und Überschusssymptome der Spurenelemente (ohne Eisen)
Nährelement
Verhalten im Boden
Mangel- und Überschusssymptome
Bor (B)
Bormangel entsteht besonders nach
Aufkalkung saurer Böden.
Mangel: Junge Blätter werden braun. Die Pflanzen sterben von
den Triebspitzen und den Wurzelspitzen her ab.
Überschuss: Bereits in kleinen Mengen gefährlich.
Chlor (Cl)
Die Böden sind im Allgemeinen ausreichend Mangel: Chlorose (tritt jedoch praktisch nie auf).
mit pflanzenverfügbarem Chlor versorgt.
Überschuss: Gefahr von Nekrosebildung, insbesondere durch
Streusalz im Winter. (Salzschäden!)
Kupfer (Cu)
Kupfer ist im Boden schwer beweglich.
Mangel tritt vorwiegend auf Sand- und
Moorböden auf.
Mangel: Blattrollen, gelbe bis weisse Spitzen bei Gräsern, weisse
Blätter.
Mangan (Mn)
Die Böden sind im Allgemeinen ausreichend mit pflanzenverfügbarem Mangan
versorgt.
Mangel: An jüngeren Blättern verringertes Wachstum, Laubabwurf und Nekrose. Die Blattnerven selbst sind grün umrandet
Molybdän (Mo)
Mangel nur auf sauren Böden, ist jedoch
selten. Meist genügt eine Aufkalkung, um
eine normale Molybdän-Versorgung sicherzustellen.
Mangel: Sprossdeformation, löffelartige Blattmissbildungen,
Wachstumsminderung und Chlorosen an jungen Blättern.
Zink (Zn)
Durch den natürlichen Gehalt des Bodens
Mangel: Kann bei reiner NPK-Düngung auftreten und zeigt sich
werden die Pflanzen allgemein ausreichend bei Sonnenbestrahlung im Hochsommer an den jüngeren Blätmit Zink versorgt.
tern, deren Wachstum gehemmt wird.
Bestimmungsschlüssel der häufigsten Mangelsymptome
Mangelerscheinung
Aufnahme als
Ca
- Blattrand- bzw. Blattspitzenchlorosen
- Missbildungen an Triebspitzen und Früchten
Ca2+
Fe
- Chlorosen (Gelbverfärbung der Blätter)
- Blattadern anfangs noch grün
Fe2+
Mangel
Vorwiegend
jüngere Pflanzenteile,
Triebspitze, Blüten,
Früchte
Mn
- punktförmige Chlorosen zwischen den Blattadern
- später Nekrosen
Mn2+
Mg
- Chlorosen zwischen den Blattadern
- später Nekrosen (Absterben des Blattgewebes)
- Streifenchlorosen bei Gräsern
Mg2+
N
- Chlorosen
- Kümmerwuchs
- Notblüte
NO3–
NH4+
Harnstoff
über das Blatt
K
- Blattrandchlorosen bzw. -nekrosen
- Welkeerscheinungen
K+
P
- sehr selten
- Kümmerwuchs
- Blattoberseiten «schmutzig» grün
- Stängel und Blattunterseiten rötlich verfärbt
H2PO4–
HPO42–
Mittlere Blätter
oder ganze Pflanze
Vorwiegend
ältere Blätter
edition-lmz, 2016
65
4 Pflanzenernährung
5
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
pH-Wert
Der pH-Wert beeinflusst die Bodenentstehung und -entwicklung und
hat eine grosse Wirkung auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen.
Mit dem pH-Wert wird der Säuregehalt der Bodenlösung angegeben.
Die meisten Pflanzen bevorzugen mässig saure bis neutrale Böden (pHWerte zwischen 5,0 und 7,5). Saure Böden (pH-Wert kleiner als 4,5)
lieben Moorbeetpflanzen wie Azaleen, Rhododendren und einzelne
Farne.
Der pH-Wert ist ein Mass für die Konzentration an Wasserstoffionen
(H+-Ionen). Er beschreibt die neutrale, alkalische oder saure Reaktion
eines Mediums.
Der pH-Wert gibt den Anteil der
positiv geladenen Wasserstoff-Ionen H+ im Verhältnis zu den negativ geladenen Hydroxid-Ionen
OH– einer wässrigen Lösung an.
pH-Bereich der meisten Kulturböden
g H+-Ionen
pro
Liter
0,0001
= 10–4
0,00001
= 10–5
0,000001
= 10–6
0,0000001
= 10–7
0,00000001
= 10–8
pH-Wert
4
5
6
7
8
sehr stark
stark
mässig
schwach
sauer
schwach
neutral
stark
alkalisch
Zunahme H -Ionen
Abnahme H+-Ionen
Abnahme OH–-Ionen
Zunahme OH–-Ionen
+
H+ > OH–
pH-Wert bedeutet pondus hydrogenii.
p = pondus = lat. Gewicht,
H = Hydrogenium = lat. Wasserstoff
H+ = OH–
H+ < OH–
Die Skala reicht von 0 bis 14. Je kleiner der pH-Wert, desto säurehalti­
ger ist die Flüssigkeit. Die saure Wirkung geht von den Wasserstoffio­
nen (H+) aus. Liegt der pH-Wert genau in der Mitte, also bei einem Wert
von 7, sind ebenso viele OH–-Ionen wie H+-Ionen vorhanden. Die Flüs­
sigkeit ist neutral.
Klassierung der pH-Werte
<4
4-5
5,3 - 5,8
5,9 - 6,7
6,8 - 7,2
7,3 - 7,6
> 7,6
sehr stark
sauer
stark
sauer
mässig
sauer
schwach
sauer
neutral
schwach
alkalisch
alkalisch
66
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
5.1 Einfluss des pH-Wertes auf das
Wachstum
Der ideale pH-Wert stellt einen Kompromiss zwischen einer optimalen
Nährstoffverfügbarkeit und der Bodenstruktur dar.
Nährstoffverfügbarkeit und Bodenstruktur
Der pH-Wert beeinflusst wesentlich die Nährstoffverfügbarkeit im Bo­
den. Die Löslichkeit der Hauptnährelemente ist bei einem pH-Wert zwi­
schen 6,3 und 6,8 am höchsten. Im Gegensatz dazu sind die meisten
Spurenelemente (ausser Bor / Molybdän) im tieferen Bereich besser ver­
fügbar.
Der pH-Wert beeinflusst die Bodenstruktur. Kalk erhöht nicht nur den
pH-Wert, er fördert über die Verkittung der Bodenteilchen auch die
Krümelbildung und damit die Bodenstruktur. Geht man davon aus,
dass ein hoher pH-Wert die Verfügbarkeit an Spurennährelementen
verringert, die Bodenstruktur aber verbessert, sind bei leichten und
schweren Böden unterschiedliche pH-Werte anzustreben.
Schwere Böden haben aufgrund ihres hohen Tongehaltes eine gute
Nährstoffspeicherung, aber eine schlechte Bodenstruktur. Da eine bes­
sere Bodenstruktur besonders in schweren Böden sehr wertvoll ist, wird
bei solchen ein höherer pH-Wert angestrebt (6,5 bis 7,5). Damit nimmt
man eine leichte Verschlechterung der ohnehin sehr guten Nährstoff­
verfügbarkeit in Kauf.
Leichte Böden neigen zu einer Einzelkornstruktur und können aufgrund
ihres geringen Tongehaltes wenig Nährstoffe speichern. Um eine zu­
sätzlich schlechte Verfügbarkeit von Spurennährelementen durch einen
hohen pH-Wert zu vermeiden, wird bei solchen Böden ein mässig sau­
rer pH-Wert von 5,5 bis 6,0 angestrebt.
Das Optimum des pH-Werts richtet sich nach dem Boden und ist ein
Kompromiss
Leichte Böden
Phosphor
Kalium
Calcium
Magnesium
pH-Wert des Bodens
4
5
6
7
8
9
Spurennährelemente
Eisen
Mangan
Bor
Kupfer, Zink
Molybdän
Aluminium
Je breiter der Balken, desto grösser ist die
Verfügbarkeit der Nährstoffe.
Spurennährelemente
Bodenstruktur
Bodenstruktur
edition-lmz, 2016
9
Optimum
Spurennährelemente
6
pH-Wert des Bodens
4
5
6
7
8
Hauptnährelemente
Schwere Böden
Optimum
5
Der pH-Wert des Bodens
beeinflusst die Nährstoffaufnahme
7
pH 5
6
7
pH
67
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
5.2 Messmethoden
Elektrisches pH-Meter
Indikatorenstäbchen und -papiere
Indikatorenstäbchen und -papiere sind Stäbchen oder Papierstreifen,
die mit Indikatoren (Chemikalien) präpariert sind. Indikatoren sind Farb­
stoffe, die ihre Farbe mit dem pH-Wert ändern. Die Chemikalien re­
agieren mit den H+- und OH--Ionen und verfärben sich. Nach Befeuch­
tung der Erde mit destilliertem Wasser kann mittels Farbreaktionen
eines Indikators der Wert abgelesen werden. Man kann den pH-Wert
zwar nur ungefähr, dafür aber vergleichsweise günstig und einfach
feststellen.
© Regine Anderegg, Biberist
Ein pH-Meter oder auch pH-Messkette ist ein Messgerät zur Anzeige
des pH-Wertes einer Lösung. Der pH-Wert wird über eine elektrische
Wasserstoffelektrode gemessen. Beim Eintauchen der Elektrode in die
Bodenlösung entsteht eine Spannung. Sie gibt den pH-Wert an, der
sich am Gerät ablesen lässt. Die elektrische pH-Messung mit dem pHMeter liefert die genauesten Messergebnisse.
pH-Meter
Das Hellige pH-Meter ermöglicht eine einfache und schnelle pH-Mes­
sung und ist zur groben Orientierung gut geeignet. Die pH-Messung
erfolgt dabei mit einem Flüssigindikator. Boden wird mit Indikatorflüs­
sigkeit beträufelt, nach zwei bis drei Minuten wird die verfärbte Flüs­
sigkeit mit einer Farbskala verglichen und der pH-Wert kann abgelesen
werden.
© Regine Anderegg, Biberist
Helligmeter oder Hellige pH-Meter
Indikatorenstäbchen / -papier
© Regine Anderegg, Biberist
5.3 Beeinflussung des pH-Wertes
Ein stabiler pH-Wert ist Ausdruck für einen Boden im Gleichgewicht.
Gut gepufferte Böden können pH-Wert-Schwankungen auffangen und
ausgleichen. Eine gute Pufferung des Bodens beruht auf einem idealen
Ton- und Humusanteil.
In jedem Fall sollten Massnahmen, die den pH-Wert beeinflussen, in
kleinen Schritten erfolgen und gut beobachtet werden.
Helligmeter
Anheben des pH-Wertes
• Aufkalken des Bodens / Substrates (beispielsweise
Meeresalgenkalk / kohlensaurer Kalk)
• Einsatz von alkalisch wirkenden Düngern wie Kalksalpeter
• Mittelhartes bis hartes Giesswasser verwenden
Senken des pH-Wertes
• Zugabe von Rindenhumus oder Kompost (Torf, Holzfasern)
• Sauer wirkende Dünger wie Ammoniumnitrat
• Regenwasser oder weiches Wasser verwenden
68
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
6
4 Pflanzenernährung
Nährstoffbilanz des Bodens
© Hauert Dünger AG
Für die Nährstoffbilanz gilt grundsätzlich: Gedüngt werden muss nur
soviel, wie aufgrund der Bodenverhältnisse und des Bedarfes der Pflan­
zen nötig ist. Um den Bodenvorrat abschätzen zu können, sollte alle
zwei bis drei Jahre eine Bodenuntersuchung durchgeführt werden. Eine
Bodenanalyse zur Düngeberatung ist nicht nur aus ökologischen Ge­
sichtspunkten sinnvoll. Sie bildet auch die Basis für ein gesundes Wachs­
tum, folglich für qualitativ hochstehende Pflanzen und für einen öko­
nomischen Umgang mit Düngern.
Entnahme einer Bodenprobe
6.1 Bodenprobe
Um eine gute Aussagekraft der Bodenproben zu gewährleisten, ist eine
sorgfältige Probeentnahme entscheidend.
Freilandproben
Mit dem Spaten oder dem Probestecher entnehmen Sie an zehn Stel­
len auf der Parzelle Erde aus der erforderlichen Probetiefe (Gehöl­
ze / Stauden 0 bis 30 cm, Rasen 0 bis 15 cm) und geben diese in einen
Eimer. Diese zehn Einzelproben werden gut gemischt und davon 0,5
Liter in den Probebeutel abgefüllt. Damit die Einzelproben einen typi­
schen Durchschnitt darstellen, sind die «Einstichstellen» regelmässig
über die Parzelle zu verteilen, beispielsweise in der Diagonale.
Sie müssen die Bodenproben
nach der Entnahme sofort an das
Labor senden.
Substratproben
Von zehn beispielhaften Pflanzen wird aus dem Wurzelballen vertikal
ein Keil herausgebrochen und zu einer Gesamtprobe vermischt. Bei Be­
wässerung mit Wasserstand dürfen Sie die oberste Schicht (etwa einen
Drittel) des Substrates nicht verwenden. In Hitzeperioden reichern sich
an der Oberfläche «Restsalze» an, die in der Regel für die Ernährung
der Pflanze nicht relevant sind.
Substratproben
Diese stammen beispielsweise aus
Pflanztrögen, Baumgruben, Dachgärten
oder Kübelpflanzen.
Bodenproben einschicken
© JardinSuisse
Versehen Sie den Beutel mit dem Namen des Einsenders und der Pro­
bebezeichnung, das heisst Angaben zum Kunden, der Parzelle und der
Kultur. Angaben zur Nutzung und Düngung sowie aufgetretene Prob­
leme sind auf dem Begleitformular zu vermerken. Die Proben müssen
nach der Entnahme sofort an ein Labor gesendet werden. Zum Beispiel
an: JardinSuisse Bodenlabor, Bahnhofstrasse 94, 5000 Aarau.
Bodenlabor JardinSuisse
edition-lmz, 2016
69
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
6.2 Versorgungsstufen
Um zu beurteilen, wie hoch ein Boden mit Nährstoffen versorgt ist,
werden die bei der Bodenuntersuchung ermittelten Werte in Versor­
gungsstufen von A bis E eingeordnet.
Versorgungsstufen und Korrekturfaktoren
Versorgungsstufe
Versorgungsstufe
Nährstoff­
Bodenuntersuchung versorgung
JardinSuisse
Korrekturfaktor für
die Dünge-Empfehlung des Herstellers
A
1
Sehr niedrig
2
B
2
Niedrig
1,5
C
3
Optimal
1
D
4
Hoch
0,5
E
5
Sehr hoch
0
Die fünf Versorgungsstufen von A bis E (JardinSuisse 1 bis 5) geben
Auskunft, in welchem Zustand sich der Boden oder das Substrat be­
findet und ob eine Unter- oder Überversorgung vorliegt. A steht für
sehr niedrige Gehalte, C enthält die anzustrebenden Werte und in der
Versorgungsstufe E sind sehr hohe Werte aufgeführt.
Mit dem Wissen aus der Bodenprobe kann nun gezielt ein Dünger aus­
gewählt werden, der nur noch die benötigten Nährstoffe enthält. Die
empfohlenen Düngermengen sollten entsprechend der Bodenunter­
suchung verändert werden. In der Bodenversorgungsstufe A (sehr nied­
rig) wird die empfohlene Menge verdoppelt, in der Stufe B (niedrig)
um die Hälfte erhöht und in der Stufe D (hoch) halbiert. In der Stufe E
(sehr) hoch, sollte nicht gedüngt werden. In der Stufe C (optimal) kann
die Düngeempfehlung übernommen werden. Bei der Berechnung des
Düngebedarfs muss der Nährstoffbedarf der Pflanzenart berücksichtigt
werden.
Basierend auf den Bodenproben
können Sie das Düngemittel auswählen, das die noch benötigten
Nährstoffe enthält.
Beispiel für eine Bodenprobe eines Substrats
70
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
7
4 Pflanzenernährung
Düngemittel
Düngemittel enthalten Pflanzennährstoffe. Sie dienen zur Verbesse­
rung des Pflanzenwachstums in Böden und Substraten. Um die Frucht­
barkeit des Bodens zu erhalten, müssen die Nährstoffe zugeführt wer­
den, die dem Boden entzogen wurden beziehungsweise fehlen.
7.1 Organische und anorganische
(mineralische) Dünger
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde hauptsächlich organisch mit
Mist und Gülle gedüngt. Der deutsche Chemiker Justus von Liebig
(1803 - 1873) ebnete den Weg für die industrielle Herstellung von Dün­
gemitteln. Er erkannte, dass die Pflanze die Nährstoffe als anorgani­
sche Stoffe aufnimmt und nicht als komplizierte organische Verbindun­
gen.
Daraufhin wurde das Haber-Bosch-Verfahren entwickelt, das die mas­
senhafte Herstellung künstlicher Stickstoff-Dünger ermöglichte. Nach
dem 2. Weltkrieg stieg in der Landwirtschaft die Nachfrage nach Dün­
gemitteln. Mit den synthetisch hergestellten Düngern konnte auch im
Gartenbau, die Pflanzenproduktion stark gesteigert und in Folge die
Rentabilität erhöht werden.
Zu Beginn der 1980er Jahre gerieten die synthetischen Dünger stark
in die Schlagzeilen. Die übermässige Verwendung von anorganischen
Düngern führte zu einer Verarmung der Böden und rief ökologische
Schäden hervor. Erst die Mitberücksichtigung der Bodenfruchtbarkeit
bei der Düngung und strenge gesetzliche Auflagen brachten Verbes­
serung.
Organische und anorganische (mineralische) Dünger im
Vergleich
Für das Wachstum der Pflanze spielt es keine Rolle, ob die Nährstoffe
in organischer oder in anorganischer (mineralischer) Form zugeführt
werden. Die Pflanzenwurzel nimmt sie allerdings nur in anorganischer
Form auf. Organisch gebundene Nährstoffe gelangen nach ihrer Mi­
neralisation in die Pflanze. Organische Dünger weisen dadurch eine
gewisse Langzeitwirkung auf, da durch die fortwährende Mineralisa­
tion über einen längeren Zeitraum hinweg Nährstoffe abgegeben wer­
den.
edition-lmz, 2016
Mineralisation
Abbau der organischen Substanz durch
Bodenlebewesen in anorganische Nährstoffe.
Die Nährstoffe können von der Pflanze
nur in anorganischer Form aufgenommen werden und werden dann in organische Substanz eingebaut.
71
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Vergleich von organischen und anorganischen Düngern
Organische Dünger
Anorganische (mineralische) Dünger
Merkmale
Sie enthalten Nährstoffe in organisch gebunde- Die Nährelemente stammen aus meist im Bergbau gewonnener Form: Die Nährelemente stammen von Pflan- nen Gesteinsmineralien. Mineralische Dünger werden industzenrückständen und abgestorbenen tierischen
riell hergestellt, die Nährstoffe liegen meist als Salze vor.
Lebewesen.
Tierische Rohstoffe – z. B. Horndünger – unterliegen strengen gesetzlichen Vorschriften.
Wirkung
Damit die in den tierischen und pflanzlichen
Die anorganischen Dünger besitzen häufig die Eigenschaft,
Substanzen gebundenen Nährstoffe für die
dass die Nährstoffe wesentlich schneller freigesetzt werden
Pflanze verfügbar sind, müssen diese von den
als bei den organischen Düngern.
Mikroorganismen erst abgebaut und mineralisiert
werden. Organische Dünger wirken deshalb über
lange Zeit und werden in der Regel weniger
schnell ausgewaschen als mineralische Dünger.
Vor- und Nachteile
Organische Düngemittel sind sehr gute Humusbildner. Sie liefern Nährhumus, der die Tätigkeit
der Bodenlebewesen stark anregt. Es ist jedoch
schwierig, den Nährstoffgehalt zu kalkulieren.
Der Nährstoffgehalt ist eher niedrig und je nach
Herkunft und Jahreszeit unterschiedlich.
Die Nährstoffe können den Pflanzen genau dosiert und zum optimalen Zeitpunkt zugeführt werden. Die Nährstoffe sind je nach
Aufbereitung für die Pflanzen sofort verfügbar. Problematisch sind
die anorganischen Dünger aufgrund des enormen Energieaufwandes bei der Herstellung. Es besteht eine höhere Auswaschgefahr, insbesondere bei sofort verfügbaren Stickstoffdüngern.
7.2 Organische Dünger als Boden­­
verbesserer
Die Nährelemente von organischen Düngern stammen von Pflanzen­
rückständen, tierischen Ausscheidungen und abgestorbenen tierischen
Lebewesen. Dank dieser organischen Substanz dienen sie der Verbes­
serung der Bodenstruktur.
Gründüngung
Gründüngung
= Einsaat ausgewählter und schnell
wachsender Pflanzenarten. Diese bilden
eine grosse Pflanzenmasse, die zur Verbesserung des Bodens eingearbeitet
wird.
«Gründünger» sind schnell wachsende Pflanzen, welche einzig mit dem
Ziel der Verbesserung des Bodens angesät werden. Einige Wochen be­
vor die neue Kultur angebaut wird werden die Gründünger geschnit­
ten und in den Boden eingearbeitet.
Die Nährstoffe werden allerdings erst nach dem Abbau des organischen
Pflanzenmaterials für die Nachfolgekultur verfügbar. Die Mineralisie­
rung des organisch gebundenen Stickstoffs aus den Gründüngungs­
pflanzen erfolgt dabei rasch, sodass er in nennenswertem Umfang für
die Folgekultur als pflanzenverfügbar angerechnet werden muss.
Mit einer Gründüngung können verschiedene Bedürfnisse abgedeckt
werden:
• Der Boden wird mit organischer Substanz angereichert
(Humusbildung).
• Es erfolgt eine direkte und indirekte Unkrautbekämpfung durch
die Beschattung des Bodens und durch die Konkurrenzwirkung.
• Der Krankheits- und Schädlingsbefall durch gewisse bodenbürtige
Pilzkrankheiten und Nematoden wird vermindert.
• Der Boden wird beschattet und der Wasserhaushalt reguliert.
• Der Boden wird tiefer belüftet und der Untergrund gelockert
• Sie wirkt der Verkrustung, der Verschlämmung und der Erosion
der Bodenoberfläche entgegen.
• Sie verbessert die Lebensbedingungen der Bodenlebewesen.
Somit wird der Garezustand (Fruchtbarkeit) des Bodens verbessert.
72
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
Zu den Schmetterlingsblütlern (Fabaceae, Leguminosen) gehörende
Arten reichern zusätzlich den Stickstoffvorrat des Bodens an, da diese
den in der Luft enthaltenen Stickstoff binden können.
Wirkung im Boden
Phacelia
Bildet grosse Blatt- und Wurzelmasse, gute
Bienenpflanze, Tiefwurzler
Bitterlupinen
Stickstoffsammler, zur Bodenlockerung, bilden viel Pflanzenmasse
Gelbsenf
Gute Bodenlockerung, bilden viel Pflanzenmasse Vorsicht: nicht vor Kohlgewächsen
anbauen
Sonnenblumen
Grosse Grünmasse, wächst auch auf trockenen Standorten
Diverse Kleearten
Stickstofflieferant
© Christine Erb, Küttigen
© Ursula Steiner, Frauenkappelen
Pflanzenart
Phacelia als Gründüngung.
Sonnenblumen produzieren viel Biomasse.
© Ursula Steiner, Frauenkappelen
Mögliche Gründüngungspflanzen
Senf als Gründüngung lockert den Boden.
Kompost (Wirtschaftsdünger)
Die im Gartenunterhalt anfallenden organischen Abfälle können kom­
postiert und wieder verwertet werden. Es steht wertvolles Recycling­
material für die Bodenverbesserung und die Substratzubereitung zur
Verfügung. In Pflanzrabatten können die entzogenen Nährstoffe wie­
der zugeführt werden. Die Bodenstruktur und die Aktivität der Boden­
lebewesen werden gefördert.
E Weitere Informationen zum
Kompostieren finden Sie im
Lehrmittel des 1. Lehrjahrs EFZ im
Kapitel 2 «Betriebliche
Unterhaltsarbeiten» unter dem Titel
«4 Kompostieren».
Beim Kompostieren ist Vorsicht geboten bei:
• Wurzelbeikräutern
• starker Verunkrautung durch Samen
• dornigen Pflanzenteile
• Pflanzen mit Schädlings- und Krankheitsbefall
Je nach Herkunft des Ausgangsmaterials ist der Nährstoffgehalt unter­
schiedlich. Kompost hat im Verhältnis einen relativ hohen Phosphor
und Kaliumgehalt. Wird regelmässig Kompost im Freiland ausgebracht,
kann der Boden hohe bis sehr hohe Phosphatgehalte aufweisen. Eine
Düngung mit diesem Nährstoff kann häufig jahrzehntelang unterblei­
ben, ohne dass bei den Pflanzen ein Phosphatmangel zu erwarten ist.
Der im Kompost enthaltene Stickstoff entfaltet seine Wirkung eher
langsam. In der Regel ist eine ergänzende Stickstoffdüngung zur De­
ckung des Stickstoffbedarfs der Pflanzen erforderlich.
edition-lmz, 2016
73
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
7.3 Düngerarten
Auf dem Markt wird eine Vielzahl von Düngemitteln angeboten, die nach
verschiedenen Kriterien eingeteilt sind. Beispielsweise gibt es die Eintei­
lung in anorganische (mineralische) und organische Dünger oder in Ein-,
Zwei-, oder Mehrnährstoffdünger, aber auch die Konsistenz, Löslichkeit,
Wirkungsgeschwindigkeit oder Langzeitwirkung spielen eine Rolle.
Einzel- oder Mehrnährstoffdünger
Je nachdem, ob in einem Dünger ein einzelner Pflanzennährstoff oder
mehrere Pflanzennährstoffe enthalten sind, wird von Einzel- oder Mehr­
nährstoffdüngern gesprochen.
Mehrnährstoffdünger
Einzelnährstoffdünger
Sie versorgen die Pflanzen gleich mit zwei
oder mehr Nährstoffen. Der Dünger kann
aus organischen oder mineralischen Rohstoffen hergestellt werden.
Dünger, die Stickstoff (N), Phosphor (P)
und Kalium (K) – die Kernnährelemente –
enthalten, werden als Volldünger oder
NPK-Dünger bezeichnet.
Bei Mehrnährstoffdüngern werden die
Nährstoffgehalte immer in der Reihenfolge N – P – K aufgelistet, wobei die Angabe in Prozent erfolgt.
Ein Dünger mit der Angabe 15–8–20 enthält also 15 % N, 8 % P und 20 % K.
Dünger, die nur einen Nährstoff, wie
Phosphor oder Kali oder Stickstoff, enthalten. Der Dünger kann aus organischen
oder mineralischen Rohstoffen hergestellt
werden.
Vorteil
Vorteil
Einfache Handhabung
Keine Schäden durch Mischfehler
Günstiger
Fehlende Nährstoffe können punktuell
und bedarfsgerecht gedüngt werden.
Nachteil
Nachteil
Höherer Preis pro Kilogramm Nährstoff
Mischregeln müssen zwingend beachtet
werden.
© Hauert Dünger AG, Grossaffoltern
Vergleich von Mehr- und Einzelnährstoffdüngern
Hornspäne, Einzelnährstoffdünger für
Stickstoff (N)
Das Verhältnis der Nährstoffe untereinan- Mehr Aufwand beim Ausbringen von verder ist vorbestimmt, bereits im Boden vor- schiedenen Einzelnährstoffen.
handene Nährstoffe werden nicht berücksichtigt. Dies kann zu einer zusätzlichen
Belastung der Umwelt führen.
Beispiele organischer Dünger
Beispiele organischer Dünger
Humuskorn
N-Dünger = Hornspäne, Hornmehl
Gartensegen
P-Dünger = Knochenmehl (gedämpft,
wegen BSE = Rinderwahnsinn)
K-Dünger = Kalirohsalze
Beispiele anorganischer Dünger
Beispiele anorganischer Dünger
Sie sind in einer grossen Vielfalt erhältlich, abgestimmt auf unterschiedliche
Pflanzengruppen, Konsistenz, Löslichkeit,
Wirkungsgeschwindigkeit oder Langzeitwirkung.
N-Dünger = «Harnstoff»
K-Dünger = 60er Kali
Bei grösseren Anbauflächen wie in der Landwirtschaft überwiegt der Einsatz von Einzelnährstoffdüngern. In der landschaftsgärtnerischen Anwendung werden vielfach
Mehrnährstoffdünger eingesetzt.
74
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
Langzeitdünger
Dünger werden nach ihrer Wirkungsdauer unterschieden: sofort wirk­
same Produkte und Langzeitdünger (Depotdünger). Anorganische De­
potdünger sind unter Angabe der Wirkungsdauer als solche gekenn­
zeichnet. Auch organische Dünger haben eine Depotwirkung, da die
enthaltenen Nährstoffe der Pflanze erst im Laufe der Zeit durch die
Mineralisierung zur Verfügung stehen.
Organische Langzeitdünger
Die organischen Dünger sind vielfach natürliche Langzeitdünger, da
die Nährstoffe (insbesondere Stickstoff) erst durch den Abbau der or­
ganischen Substanz durch die Bodenlebewesen der Pflanze zur Verfü­
gung stehen.
Der Zeitraum der Freisetzung (Wirkungsgeschwindigkeit) der Nährstof­
fe ist abhängig von verschiedenen Faktoren:
• Aktivität der Bodenlebewesen.
• Temperatur: Hohe Temperaturen führen zu einem schnellen Abbau,
kühle Temperaturen zu einem langsamen Abbau.
• Feuchtigkeit im Boden: Ausgewogene Feuchtigkeit (nicht zu tro­
cken und nicht zu nass) fördert die Bodenlebewesen.
• Beschaffenheit des Ausgangsmaterials: Grobes Material wird lang­
sam, feines Material wird schnell abgebaut.
• Rohstoff: N-reiches Material wird schneller abgebaut als C-reiches
Material (C : N-Verhältnis).
Nach der Mineralisierung stehen die Nährstoffe der Pflanze in anorgani­
scher (mineralischer) Form zur Verfügung.
Anorganische Langzeitdünger: Umhüllte Langzeitdünger
Die mineralischen (anorganischen) Langzeitdünger sind vollkommen
synthetisch hergestellt und verfügen über genau definierte Nährstoff­
mengen. Je nach Produkt gibt es Dünger mit einer Wirkungsdauer von
3, 4, 6, 8 oder 12 (18) Monaten. Langzeitdünger lassen sich gut ver­
wenden für Rasenflächen, Stauden, Kübelpflanzen, Beerenobst, Ge­
hölze und Pflanzen in Containern. Sie sind kleine Wunderwerke und
lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen:
• Die Nährstoffe sind von einer Kunstharzhülle umgeben:
-- Diese Hülle ist unterschiedlich dick und durchlässig, sodass die
Nährstoffe langsamer oder schneller entweichen können.
-- Wasser dringt durch die Kunstharzhülle in das Düngerkorn ein.
Dieses löst den Dünger auf, sodass ein Überdruck entsteht. Durch
die Osmose gelangen die Nährstoffe nach draussen.
• Schwefelumhüllte Langzeitdünger:
-- Je nach Ummantelung wird der Dünger bis über ein ganzes Jahr
(12 Monate) freigesetzt.
Die Angaben der Wirkungsdauer liegen bei einer Durchschnittstempe­
ratur von 21 °C. Der pH-Wert oder Salzgehalt sowie die biologischen
Aktivitäten und die Feuchtigkeit haben keinen Einfluss auf die Nähr­
stofffreisetzung.
edition-lmz, 2016
75
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Eine zuverlässige Vollbevorratung des Substrates von Pflanzentrögen,
Baumgruben, Dachgärten und weiteren ist durch die genau dosierte
Langzeitwirkung möglich. Eine weitere Möglichkeit ist die Teilbevor­
ratung und Nachdüngung mit einem Aufstreudünger.
Die umhüllten Langzeitdünger haben auch bei Pflanzen in Gefässen
eine grosse Bedeutung. Durch das beschränkte Wurzelvolumen im Topf
muss die Nährstoffversorgung zu jedem Zeitpunkt garantiert sein. Die
umhüllten Langzeitdünger verhindern zudem durch die kontrollierte
Freisetzung ein Auswaschen der Nährstoffe. Die Nährstoffe werden
regelmässig über ihre gesamte Wirkungsdauer freigesetzt und stehen
der Pflanze über die gesamte Vegetationszeit zur Verfügung, sodass
keine Über- oder Unterversorgung auftritt.
Wirkungsweise der Langzeitdünger
1
2
3
4
5
1 Die Düngerkörner sind von einer Harzhülle umgeben. Diese kontrolliert die Freisetzung der Nährstoffe.
2 Jedes Korn enthält den gleichen Nährstoffgehalt.
3 Wasserdampf dringt durch die Harzhülle ins Düngerkorn ein und löst die Nährstoffe.
4 Das eingetretene Wasser führt im Korn zu einem Überdruck. Die gelösten Nährstoffe
werden an die Bodenlösung abgegeben.
5 Die leere Harzhülle aus pflanzlichen Rohstoffen.
Flüssigdünger
Bei Flüssigdüngern sind die Nährstoffe in Form von Salzen bereits in
einer Trägerflüssigkeit gelöst. Es gibt auch organische Suspensionen;
das heisst Flüssigkeiten, die kleine, gut verteilte Festkörper enthalten.
Zum Ausbringen auf Pflanzen – beispielsweise immergrüne Gehölze
oder geschnittene Hecken – muss Wasser dazugegeben werden. Die­
se Düngerformen werden von der Pflanze sehr schnell aufgenommen.
Flüssigdünger ist als Einzelnährstoff- oder Mehrnährstoffdünger erhält­
lich. Er kann über das Blatt oder die Wurzeln ausgebracht werden. Bei
der Ausbringung über das Blatt müssen Sie vorsichtig sein, damit die
Düngerlösung die Pflanzen nicht verbrennt oder die Dünger durch Drift
neben die Pflanze gelangen. Flüssigdüngung über die Blätter kann auch
kombiniert mit Pflanzenschutzmitteln ausgebracht werden. (z. B. Pflan­
zenschutz bei Rosen).
76
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
7.4 Ausbringmethoden
Im Gartenbau werden verschiedene technische Einrichtungen zur Aus­
bringung von Düngemitteln auf Pflanz- und Saatflächen angewendet.
Düngerarten und Ausbringmethoden
Düngerart
Ausbringungsmethode
Anwendung
Kompost, Mist
•• Grosse Flächen mit Mistzetter
•• Kleine Flächen mit einer Gabel von Hand
•• Vorbereitung auf Pflanzbeet
Granulierte mineralische und organische •• Kleine Flächen von Hand
Dünger
•• Grosse Flächen mit
Tellerstreuer / Streuwagen
•• Rasenflächen
•• Gehölz- oder Staudenrabatten
•• Nachdüngung
Flüssige Dünger, gelöste Salze
•• Bewässerungsanlage
•• Rückenspritze
•• Giesskanne
•• Sommerflorpflanzungen
•• Kübelpflanzen
•• Stauden- und Gehölzrabatten, Hecken
Blattdünger
•• Rückenspritze / Motorspritze
•• Bei akuten Mangelerscheinungen von
allen Pflanzungen
7.5 Düngeverfahren
Die Zufuhr von Düngemitteln kann nach verschiedenen Verfahren er­
folgen. Entscheidend ist die Anzahl der Düngetermine.
Grunddüngung
Sie soll den Grundbedarf einer Pflanzung abdecken.
Der Dünger wird vor der Pflanzung in den
Boden oder ins Substrat eingemischt.
In der Regel wird ½ bis 2/3 des Nährstoffbedarfs eines Jahres abgedeckt.
Nachdüngung (Ergänzungsdüngung)
Sie dient der Ergänzung der Grunddüngung bis zum Gesamtnährstoffbedarf,
anhand von Boden- und Substratuntersuchungen.
Die Düngung wird an das Entwicklungssta- Termindüngung:
dium der Pflanze angepasst.
Düngergaben, die zu bestimmten Terminen
innerhalb eines Jahres gegeben werden
(z. B. Rasen, Rosen).
Kopfdüngung
Flüssigdüngung
Blattdüngung
•• Es werden feste Dünger, während der
Wachstumsphase verwendet.
Die Kopfdüngung wird unterschieden in:
•• Flächendüngung (flächiges Verteilen
des Düngers)
•• Punktdüngung (Düngung einzelner
Pflanzen)
•• Streifendüngung (Verteilung nur in
Pflanzstreifen der Kulturpflanzen)
•• Der Dünger wird im Wasser gelöst verabreicht.
•• Es erfolgt eine gleichmässige, der Pflanze
angepasste Nährstoffversorgung.
•• Es wird unterschieden in:
•• Intervalldüngung (im Wechsel mit der
Bewässerung) und
•• Bewässerungsdüngung (bei jedem Giess­
vorgang)
Je nach Zustand der Pflanzen und dem Produkt, kann der Dünger bis zweimal pro Woche ausgebracht werden (z. B. Balkonpflanzen, Kübelpflanzen).
Anwendungshinweise: Vorsicht bei Pflanzen mit trockenen Wurzelballen! Zuerst gut
durchgiessen, sonst besteht die Gefahr von
Verbrennungen (Plasmolyse)
•• Sie erfolgt über Spritzung von in Wasser
gelösten Nährstoffen aufs Blatt.
•• Die Nährstoffe werden über feinste Mikroporen auf der Blattober und -unterseite
aufgenommen.
•• Wird bei akutem Mangel von Spurenelementen und Stickstoff und bei Wurzelschäden angewendet.
•• Die Blattdüngung hat eine sehr schnelle
Wirkung.
Anwendungshinweise:
•• Die Anwendung sollte nicht bei Temperaturen über 20° C und bei einer Luftfeuchtigkeit unter 40 % erfolgen.
•• Vorsicht bei Sonnenschein. Falsche Dosierung und falscher Ausbringzeitpunkt
können Verbrennungen auf den Blättern
hervorrufen.
•• Die Anwendung sollte bei bedecktem
Himmel oder am Morgen / Abend vor­
genommen werden.
edition-lmz, 2016
77
4 Pflanzenernährung
8
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Berechnung der Düngermengen
Als Fachperson ist es wichtig, dass Sie die korrekte und auf die Kultu­
ren abgestimmte Düngermenge berechnen können.
Aufgrund von Boden- und Substratuntersuchungen und dem Nähr­
stoffbedarf der Pflanzen wissen Sie, welche Nährstoffe in welchen
Mengen ergänzend zum Bodenvorrat gedüngt werden müssen.
Für die Berechnungen ist es wichtig, dass Sie die verschiedenen Mass­
einheiten kennen und anwenden können. Fehler bei den Berechnun­
gen können zu Schäden an den Pflanzen führen und belasten die Um­
welt.
8.1 Übersicht Masseinheiten
Düngemittel werden im Zusammenhang mit Flächen, Volumen und
Gewicht berechnet. Hier zeigen wir Ihnen die wichtigsten Masseinhei­
ten.
Längen-, Flächen-, Volumen- und Gewichtsmasse
Einheitszeichen Einheit
Beziehung zu den anderen Einheiten
Längenmasse
km
Kilometer
1 km = 1000 m
m
Meter
1 m = 10 dm = 100 cm = 1000 mm
dm
Dezimeter
1 dm = 10 cm = 100 mm
cm
Zentimeter
1 cm = 10 mm
mm
Millimeter
1 mm
m2
Quadratmeter
1 m • 1 m = 1 m2
100 cm • 100 cm = 10'000 cm2 = 1 m2
km2
Quadratkilometer
1 km • 1 km = 1 km2
1000 m • 1000 m = 1'000'000 m2 = 1 km2
ha
Hektar
100 m • 100 m = 10'000 m2 = 1 ha
10 • 10 ha = 100 ha = 1'000'000 m2 = 1 km2
a
Are
10 m • 10 m = 1a
10 • 10 a = 100 a = 1 ha
l
Liter
1 l = 10 dl = 100 cl = 1000 ml
dl
Deziliter
1 dl = 10 cl = 100 ml
cl
Zentiliter
1 cl = 10 ml
ml
Milliliter
1 ml
t
Tonne
1 t = 1000 kg
kg
Kilogramm
1 kg = 1000 g
g
Gramm
1g
Flächenmasse
Volumenmasse
Gewichte
78
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
8.2 Prozentrechnen
Es ist unerlässlich, dass Sie das Prozentrechnen beherrschen. Denn
wenn Sie die Düngermenge falsch berechnen und dosieren, kann der
Pflanzenwuchs stark beeinträchtigt werden. Unnötige Düngergaben
belasten zudem die Umwelt.
Anleitung zum Prozentrechnen
Beispiel: Sie wollen eine Düngerlösung von 20 Litern herstellen. Sie
müssen 0,5 % Flüssigdünger dazugeben. Berechnen Sie die Flüssigdün­
germenge in Deziliter.
Folgende Fragen können Ihnen bei der Berechnung helfen
Welche Grösse entspricht dem Ganzen?
Düngerlösung = 20 Liter = 100 %
Welche Grösse muss berechnet werden?
Mittelmenge = ? = 0,5 %
Rechnungsweg, mögliche Schreibweise
100 % = 20 Liter
   1 % = 20 Liter / 100 = 0,2 Liter
  0,5 % = 0,2 Liter • 0,5 = 0,1 Liter = 1 Deziliter
Der Rechnungsweg lässt sich auch in anderer Schreibweise darstellen.
Vielleicht kommt Ihnen einer der zwei folgenden Schreibweisen be­
kannter vor.
Rechnungsweg, Bruchschreibweise
20 l • 0,5 %
100 %
= 0,1 l
Rechnungsweg, Verhältnisgleichung
100 %
  1 %
0,5 %
edition-lmz, 2016
20 l
0,2 l
0,1 l = 1 dl
79
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
8.3 Dosierungstabelle und
Umrechnungshilfen
Damit das Berechnen der Düngerlösung auch klappt, wenn Sie keinen
Rechner zur Hand haben, können Sie eine Dosierungstabelle zur Hand
nehmen.
Dosierungstabelle
Konzentration
in %
Düngerlösung
(g oder ml)
in 10 l Wasser
Düngerlösung
(g oder ml)
in 20 l Wasser
Düngerlösung
(g oder ml)
in 100 l Wasser
Düngerlösung
(g oder ml)
in 150 l Wasser
Düngerlösung
(g oder ml)
in 300 l Wasser
0,1
10
20
100
150
300
0,15
15
30
150
225
450
0,2
20
40
200
300
600
0,5
50
100
500
750
1500
1
100
200
1000
1500
3000
1,5
150
300
1500
2250
4500
2
200
400
2000
3000
6000
2,5
250
500
2500
3750
7500
Umrechnungshilfen
Um die Düngerlösungen richtig zu berechnen, müssen Sie die Mass­
einheiten richtig umrechnen.
80
Die wichtigsten Umrechnungen
1,00 % bei 1 Liter = 10 ml Dünger
0,10 % bei 1 Liter = 1 ml Dünger
0,01 % bei 1 Liter = 0,1 ml Dünger
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
8.4 Übungsbeispiele
Berechnungsbeispiel 1
Es ist März und in einer Staudenpflanzung ist eine Düngung mit Stick­
stoff geplant, sodass die Stauden optimal versorgt ihr Wachstum star­
ten können.
• Die Staudenfläche für die Düngerausbringung hat eine Grösse von
0,02 ha.
• Es muss 5 g N pro m2 gedüngt werden.
• Es wird mit Ammonsalpeter gedüngt. (Gehalt 27,5 % N).
Wie viel Kilogramm Ammonsalpeter muss auf die Fläche gedüngt wer­
den?
Vorgehen
1.Die Fläche umrechnen von ha in m2
2.Die benötigte Menge Stickstoff auf die gesamte Fläche berechnen
3.Den Stickstoffgehalt in einem Kilogramm Dünger zu berechnen
4.Die Menge Dünger auf die Fläche berechnen
Vorgehensschritte und Informationen
Rechnungsweg
1. Berechnung der Fläche
Zu düngende Fläche: 1 ha = 10 000 m2
0,02 ha = ? m2
Fläche = 0,02 • 10 000 m2 = 200 m2
2. Berechnung des N-Düngerbedarf
5 g N pro m2
200 m2 Fläche = ? g N
5 g / m2 • 200 m2 = 1000 g
3. Stickstoffgehalt in 1 kg Dünger
Ammonsalpeter 27,5 % N
1 kg = 27,5 % N
1 kg = 1000 g
100 % = 1000 g
27,5 % von 1000 g = ? g N
100 %
=
1000 g
   1 %
=
10 g
27,5 % N =
275 g N
oder
1000 g • 27,5 %
100 %
= 275 g
4. Benötigte Düngermenge
Für 200 m2 (Rechnungsweg a) braucht es 1000 g N
(Rechnungsweg b)
1 kg Ammonsalpeter enthält 275 g N (Rechnungsweg 3)
Benötigte Menge Ammonsalpeter für
200 m2?
1000 g
= 3,625 kg Ammonsalpeter
  275 g / kg
Für die Düngung braucht es 3,625 kg (ca. 3,5 kg)
Ammonsalpeter
Lösung
Auf der Fläche von 200 m2 braucht es für die Düngung ca. 3,5 kg Am­
monsalpeter.
edition-lmz, 2016
81
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
Berechnungsbeispiel 2
Ihre Firma betreut die Kübelpflanzen eines Hotels. Aufgrund des stark
kalkhaltigen Giesswassers ist an den Zitruspflanzen akuter Eisenman­
gel aufgetreten. Um eine möglichst schnelle Wirkung zu erzielen, weist
Sie Ihr Vorarbeiter an, die Kübelpflanzen mit einer Blattdüngung zu
spritzen.
• Die benötigte Düngerlösung beträgt 25 Liter.
• Dosierung des Flüssigdüngers 0,3 %
Welche Menge Flüssigdünger wird benötigt?
Vorgehen
1.Die Menge Flüssigdünger für 1 Liter Düngerlösung berechnen.
2.Die Menge Flüssigdünger für 25 Liter Düngerlösung berechnen.
Vorgehen
Rechnungsweg
1. Berechnung des Flüssigdüngers
1 l = 1000 ml
1000 ml enthalten 0,3 % Flüssigdünger
1000 ml = 100 %
0,3 % = ? ml Flüssigdünger
100 % = 1000 ml
   1 % = 10 ml
0,3 % = 3 ml Flüssigdünger
oder
1000 ml • 0,3 %
100 %
= 3 ml Flüssigdünger für 1 l Düngerlösung
2. Berechnung des Flüssigdüngers
1 l = 3 ml (Rechnungsweg 1)
25 l = ? ml Flüssigdünger
3 ml / l • 25 l = 75 ml Flüssigdünger für 25 l Düngerlösung
Lösung
Es werden 75 ml Flüssigdünger benötigt.
82
edition-lmz, 2016
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
9
4 Pflanzenernährung
Anwendung von Düngemitteln
Für die Lagerung und die Ausbringung von Düngern müssen Sie einige
Gesetze und Regeln beachten. Eine fehlerhafte Anwendung kann ne­
gative Folgen für die Umwelt und die Kulturpflanzen haben.
9.1 Gesetzliche Vorschriften
In der Schweiz wird die Anwendung von Düngemitteln in verschiede­
nen Gesetzen geregelt.
Die wichtigsten Gesetze und Verordnungen für den Umweltschutz
Gesetze
Umweltschutzgesetz
Das Umweltschutzgesetz (USG) will Menschen, Tiere und Pflanzen so­
wie ihre Lebensgemeinschaften und Lebensräume schützen und die
natürlichen Lebensgrundlagen erhalten. Auch sind im Sinne der Vor­
sorge, Einwirkungen, die schädlich oder lästig werden könnten, früh­
zeitig zu begrenzen.
Zum Schutz der Umwelt ist jedoch nicht nur das USG massgebend.
Viele weitere Gesetze und Verordnungen enthalten Bestimmungen
zum Schutze der Umwelt.
Chemikalien-Risikoreduktionsverordnung
•• Umweltschutzgesetz (USG)
•• Landwirtschaftsgesetz (LWG)
•• Gewässerschutzgesetz (GSchG)
•• Chemikaliengesetz (ChemG)
Verordnungen
•• Verordnung über die Belastung des
Bodens (VBBo)
•• Gewässerschutzverordnung (GschV)
•• Verordnung für das Inverkehrbringen
von Düngern (DüV)
•• Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV)
•• Chemikalienverordnung (ChemV)
In der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung sind die Vorschriften des
Umweltschutzgesetzes für die Anwendung von Düngern beschrieben.
Auszug aus Anhang 2.6 Ziffer 3.3.1 Abs. 1 ChemRRV
Dünger dürfen nicht verwendet werden
a.in Gebieten, die gestützt auf eidgenössisches oder kantonales Recht unter Naturschutz stehen, soweit die massgebenden Vorschriften oder Vereinbarungen nichts
anderes bestimmen;
b.in Riedgebieten und Mooren, soweit für diese nicht bereits Regelungen nach Buchstabe a gelten;
c.in Hecken und Feldgehölzen sowie in einem Streifen von drei Metern Breite entlang
von Hecken und Feldgehölzen;
d.in oberirdischen Gewässern und in einem Streifen von drei Metern Breite entlang
von oberirdischen Gewässern;
e.in der Zone S1 von Grundwasserschutzzonen
Wer Dünger verwenden will, muss wissen, wie viel Dünger er im frag­
lichen Fall tatsächlich verwenden darf (vergleiche dazu Ziff. 3 Anh. 2.6
ChemRRV).
• Die im Boden vorhandenen Nährstoffe und der Nährstoffbedarf
der Pflanzen sind zu berücksichtigen.
• Der Pflanzenbestand, die Topografie und Bodenverhältnisse sind
einzubeziehen.
• Die Witterungsverhältnisse sind massgebend.
edition-lmz, 2016
83
4 Pflanzenernährung
EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
9.2 Lagerung
• Die Lagerung hat so zu erfolgen, dass Menschen, Tiere und
Umwelt nicht gefährdet werden.
• Düngemittel werden mit Vorteil getrennt von
Pflanzenschutzmitteln aufbewahrt.
• Dünger sollten auf Paletten und Gestellen gelagert werden.
• Lagern Sie flüssige Dünger unten und feste Dünger oben.
• Lagerräume sind von Vorteil von übrigen Arbeitsräumen zu
trennen.
• Bei gefährlichen Produkten gelten die Lagervorschriften nach dem
Chemikaliengesetz und der Chemikalienverordnung. Halten Sie die
Dünger am besten unter Verschluss in den Originalpackungen.
Angebrochene Packungen lagern Sie in verschliessbaren, luft- und
wasserdichten, mit der Originaletikette versehenen Behältern.
• Für sehr grosse Mengen bestehen spezielle Vorschriften.
© Heinz Hartmann, JardinSuisse
Viele Düngemittel können umweltgefährdend, giftig oder gesundheits­
gefährdend sein. Um den Gebrauchswert und die Sicherheit von Dün­
gemitteln zu erhalten, bewahren Sie Düngemittel an einem abgeschlos­
senen, trockenen, kühlen und dunklen Ort auf. Dünger dürfen nicht in
Kontakt mit Wasser kommen, da sich sonst Klumpen bilden. Oft reicht
dazu bereits eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die Dünger sind dann nicht
mehr streufähig und verändern ihre Eigenschaften. Die folgenden Re­
geln sollten Sie beim Lagern von Düngern einhalten:
Das Düngerlager in einem Gartenbau­
betrieb
9.3 Anwendungsgrundsätze
Allgemeine Grundsätze
• Nicht auf Vorrat düngen, wenn kein Bedarf vorhanden ist.
• Den Ausbringzeitpunkt und die Menge so wählen, dass die
Nährstoffe möglichst nach Menge und Bedarf den Pflanzen sofort
zur Verfügung stehen.
• Dünger nie auf überschwemmte, gefrorene oder mit Schnee
bedeckte Böden ausbringen.
• Abschwemmungen und Einträge in Gewässer sind zu vermeiden.
• Nicht in Grundwasserschutzzonen S1 (Schutzzone 1) Dünger
ausbringen.
• Flüssige Hof- und Recyclingdünger dürfen in der Zone S2 von
Grundwasserschutzzonen nicht verwendet werden (Art. 29 Abs. 2
GSchV).
• Den Nährstoffbedarf allenfalls mit Boden- oder Substratproben
abklären lassen (Sportrasen).
Bei Ansaaten oder Pflanzungen
• Bei Flächendüngungen auf eine gleichmässige Verteilung achten.
• Dünger nicht auf trockene Ballen ausbringen.
• Ballen zuerst mit Wasser gut durchtränken.
• Flüssigdünger kann nicht als Vorratsdünger gegeben werden.
• Nur soviel Dünger verabreichen, wie benötigt wird.
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EFZ 2. + 3. Lehrjahr, Garten- und Landschaftsbau
4 Pflanzenernährung
9.4 Folgen einer fehlerhaften Anwendung
Unsachgemässe Anwendungen von Düngern können ökologische
Schäden verursach. Darum muss beim Düngen auf die Umwelt Rück­
sicht genommen werden.
Belastungen der Umwelt werden hervorgerufen durch:
• die Auswaschung von Nitrat aus dem Wurzelraum
• die Anreicherung von Schwermetallen und anderen Schadstoffen
im Boden
• das Entweichen von gasförmigen N-Verbindungen in die
Atmosphäre. Zudem ist die Energiebilanz bei der Herstellung von
Kunstdüngern negativ.
Folgen für die Umwelt
Stickstoff: Nitratanreicherung des Grundwassers durch
N-Auswaschung
Nitrat (NO3–) ist im Trinkwasser unerwünscht, weil es unter bestimm­
ten Umständen umgewandelt wird in das gesundheitlich bedenkliche
Nitrit (NO2–). Nitrat und Nitrit selbst sind nicht gesundheitsschädigend,
aber Nitrit kann in sogenannte Nitrosamine umgewandelt werden, die
gesundheitliche Schäden hervorrufen können.
Mit folgenden Massnahmen kann die Nitratbelastung reduziert wer­
den:
Grenzwert für Nitrat
In der Schweiz beträgt der Grenzwert
für die Aufnahme von Nitrat 3,7 mg pro
Kilogramm Körpergewicht und Tag. Dieser Grenzwert gilt nicht für Kinder unter
3 Jahren
• Überdüngung vermeiden, N-Mengen dem Nährstoffbedarf der
Pflanzen anpassen.
• Düngen entsprechend den Analysen der Bodenuntersuchung.
• Organische Substanz im Boden beim Düngen berücksichtigen. Sie
setzt verzögert ebenfalls Nährstoffe frei.
• Den Stickstoffjahresbedarf einer Kultur auf mehrere Gaben
verteilen, da Stickstoff schnell ausgewaschen wird.
• Land nicht brach (unbepflanzt) lassen.
• Gründüngungspflanzen erst im Frühjahr untergraben (winterharte
Arten wählen).
Wasser ist ein kostbares und für den Menschen unentbehrliches Gut.
Es kann nicht ersetzt werden. Die Versorgung der Bevölkerung mit
hochwertigem Trinkwasser muss in ausreichender Menge sichergestellt
werden. Gefährdungen der Wassergüte müssen soweit als möglich
vermieden werden.
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4 Pflanzenernährung
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Phosphor: Eutrophierung
Phosphor ist im Boden nicht beweglich. Durch Abschwemmung des
Bodens gelangt der Phosphor jedoch in Flüsse und Seen.
• Phosphor ist natürlicherweise in Oberflächengewässern kaum
vorhanden und wirkt so als Minimumfaktor (Minimumgesetz).
• Eine starke P-Zufuhr steigert das Wachstum von Algen und
Wasserpflanzen.
• Für den Abbau der abgestorbenen Algen- und Pflanzenmasse
verbrauchen die Mikroorganismen übermässig viel Sauerstoff
• Das Wasser wird dabei zunehmend sauerstoffarm, sodass Fische,
Bakterien, Pflanzen und andere Lebensformen sterben.
• Das Gewässer stirbt oder kippt.
Eutrophierung
Gewässerbelastung durch Überdüngungen, insbesondere durch Phosphor. Der
hohe Nährstoffgehalt verursacht ein üppiges Auftreten von Wasserpflanzen
und Algen.
Ursachen der Eutrophierung:
• Bodenerosionen oder oberflächliche Abschwemmungen des
Bodens
• Abwasser (früher, bis etwa 1975)
• Versickern von Gülle (heute immer noch die Hauptursache)
Folgende Schweizer Gewässer werden beispielsweise aufgrund der PEutrophierung seit Jahren künstlich belüftet: Hallwiler-, Sempacher-,
Greifen- und Baldeggersee.
Kalium
Dieser Nährstoff wird relativ langsam ausgewaschen. Zu hohe Dünger­
gaben wirken Krümel zerstörend, weil sie Ca2+ Ionen verdrängen (An­
tagonismus).
Folgen für die Kulturpflanze
Qualitätseinbussen
Bei zu hohen Düngergaben nehmen der Ertrag und die Qualität ab.
Eine zu hohe Düngung kann die Pflanzen negativ beeinflussen:
• Geringere Standfestigkeit.
• Fehlende oder ungenügende Resistenz gegenüber Krankheiten
und Schädlinge.
• Mangelnde Ausreifung der Überwinterungsorgane und in Folge
geringe Frostresistenz und entsprechender Ausfall im Winter.
E Mehr zum Thema «Plasmolyse»
finden Sie im Lehrmittel des 1.
Lehrjahrs EFZ im Kapitel 5
«Pflanzenkenntnisse» unter dem Titel
«10 Wasserhaushalt».
Plasmolyse
© Christine Erb, Küttigen
Werden Pflanzen mit zu hohen Düngergaben versorgt, ist die Nähr­
stoff- oder Salzkonzentration im Boden höher als in der Pflanze. Es
kommt folglich zu einer Exosmose (umgekehrte Osmose), d. h. das
Wasser wird aus der Pflanze gezogen und das Plasma löst sich von der
Zellwand. Ist das Plasma vollständig gelöst, ist der Schaden irrepara­
bel. In diesem Fall spricht man von Verbrennungen, die Pflanze stirbt
ab.
Plasmolyse / Streusalzschaden an
Kirschlorbeer
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