Visite am 06.09.2016

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Unsere Themen:
Tod nach Behandlung beim Heilpraktiker - Vorsicht vor ungeprüften Therapien
Parkinson wirksam behandeln
Schwangerschaftsbedingte Herzschwäche: Symptome und Behandlung
Arthrose: Wie Ernährung und Bewegung helfen
Essen für gesunde Augen
Dr. Wimmer: Was ist eine Endoskopie?
Abenteuer Diagnose: Zermürbender Schwindel
Tod nach Behandlung beim Heilpraktiker - Vorsicht vor ungeprüften Therapien
Nach der Behandlung mit der Chemikalie 3-Bromopyruvat (3BP) bei einem Heilpraktiker sind in
Nordrhein-Westfalen mindestens drei krebskranke Menschen gestorben. Rund 10.000 Euro haben
die Menschen für die Infusionstherapie bezahlt - in der Hoffnung, ihr Leben zu retten. Vor allem aus
dem Ausland waren sie gekommen, denn dort ist eine solche Behandlung verboten.
Auch die Schulmedizin beschäftigt sich weltweit mit 3-Bromopyruvat. Forscher vermuten, dass die
Chemikalie in den Zuckerstoffwechsel der Krebszellen eingreift. Krebszellen brauchen Zucker, um
zu leben und sich zu vermehren. Die Substanz verhindert möglicherweise die Zuckeraufnahme,
sodass die Krebszellen verhungern. Allerdings gibt es bisher keine Studien zu dem Mittel, ihre
Wirksamkeit soll erst jetzt in einer internationalen klinischen Studie untersucht werden. Bisher
haben Mediziner 3-Bromopyruvat nur bei wenigen krebskranken Menschen unter strengen
Bedingungen eingesetzt. Dabei wurde 3BP direkt an den Tumor gespritzt. Die Patienten des
Heilpraktikers haben Infusionen bekommen. Ihr Körper wurde mit der Chemikalie überschwemmt mit unabsehbaren Folgen für die gesunden Zellen im Körper. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun
gegen den Heilpraktiker wegen fahrlässiger Tötung.
Forderungen, die Vorschriften für Heilpraktiker zu verschärfen, werden lauter. Heilpraktiker dürfen
in Deutschland fast so viel wie ein Arzt - zum Beispiel Spritzen setzen, offene Wunden versorgen
und schwere Krankheiten wie Krebs behandeln. In der Wahl der Therapie sind sie frei. Es gibt
allerdings gesetzliche Einschränkungen: Sie dürfen beispielsweise keine verschreibungspflichtigen
Medikamente verordnen oder meldepflichtige Infektionskrankheiten behandeln. Wie gut ein
Heilpraktiker behandelt, ist schwer einzuschätzen und es gibt keine Überprüfung.
Interviewpartner im Beitrag:
Jörg Heynemann, Rechtsanwalt
Fachanwalt für Medizinrecht
Kanzlei für Medizinrecht
Jörg F. Heynemann
Fasanenstraße 77, 10623 Berlin
Tel. (030) 88 71 50 88, Fax: (030) 88 71 50 89
E-Mail: [email protected]
Internet: www.medizinrecht-heynemann.de/
PD Dr. Jutta Hübner
Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Kuno-Fischer-Straße 8, 14057 Berlin
Tel. (030) 32 29 32 90, Fax: (030) 322 93 29 66
Internet: www.krebsgesellschaft.de/
Christian Wilms, Heilpraktiker
Naturheilpraxis Christian Wilms
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Teichtor 22, 24226 Heikendorf
Tel. (0431) 249 29, Fax: (0431) 24 10 14
Internet: www.fdh-sh-members.de/wilms/
Prof. Thomas J. Vogl, Direktor
Institut für Diagnostische und Interventionelle
Radiologie
Universitätsklinikum Frankfurt
Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main
Tel. (069) 63 01 72 77, Fax: (069) 63 01 72 59
Internet: http://radiologie-uni-frankfurt.de/content
Parkinson wirksam behandeln
Zitternde Hände, schlurfender Gang, leise Sprache und ein starrer, wächserner Gesichtsausdruck all das sind typische Symptome des Morbus Parkinson. Meist tritt die Erkrankung bei Menschen im
fünften bis sechsten Lebensjahrzehnt auf. Erstmals beschrieben wurde die neurodegenerative
Krankheit im Jahr 1817 von dem Londoner Arzt und Apotheker James Parkinson.
Ursache der unheilbaren Erkrankung ist die Zerstörung von Nervenzellen in der schwarzen
Substanz (Substantia nigra) des Gehirns. Die Zellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der auch
als Glückshormon bekannt ist. Er ist unter anderem für die Übertragung von Bewegungsimpulsen
im Gehirn zuständig. Bei einem Mangel an Dopamin kommt es zu Störungen im Bewegungsablauf.
Das Gehirn besteht aus einem Netzwerk vieler Milliarden Nervenzellen, die über Schnittstellen,
sogenannten Synapsen, miteinander verbunden sind. Hier werden Informationen mithilfe von
Botenstoffen, sogenannten Neurotransmittern, übertragen. Damit Bewegungsabläufe korrekt
ausgeführt werden können, müssen die notwendigen Botenstoffe in einem ausgewogenen
Verhältnis zueinander vorliegen. Beim Parkinson kommt es zu einem Ungleichgewicht der
Neurotransmitter mit einem Mangel an Dopamin und einem Überschuss an Acetylcholin und
Glutamat.
Die typischen Parkinson-Symptome entwickeln sich schleichend und treten erst auf, wenn mehr als
die Hälfte der dopaminproduzierenden Nervenzellen abgestorben sind. Die genauen Ursachen für
die Zerstörung der Nervenzellen sind meist unbekannt. Es wird vermutet, dass genetische
Ursachen eine Rolle spielen, da bestimmte Parkinsonformen familiär gehäuft auftreten. Selten
können Hirnverletzungen, Vergiftungen oder Medikamente der Auslöser sein. Zu Beginn der
Erkrankung zeigen sich lediglich unspezifische Anzeichen wie Stimmungsschwankungen,
Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Rückenschmerzen. Daher sind Fehldiagnosen in
diesem Stadium keine Seltenheit.
Einen einfachen Test, mit dem sich die Erkrankung nachweisen lässt, gibt es nicht. Die Diagnose
wird anhand der auftretenden Symptome gestellt. Zusätzlich kann der sogenannte L-Dopa-Test
durchgeführt werden. Dabei erhalten Patienten mit typischen Symptomen das Medikament L-Dopa.
Verschwinden die Symptome danach schnell und deutlich, ist der Betroffene an Morbus Parkinson
erkrankt.
Mithilfe einer speziellen nuklearmedizinischen Untersuchung lässt sich außerdem eine
Aktivitätsminderung in der schwarzen Substanz des Gehirns nachweisen. Mit dem frühen Einsatz
von Medikamenten sowie einer rechtzeitigen krankengymnastischen und logopädischen Betreuung
lassen sich die Symptome in den meisten Fällen gut beherrschen.
Zur Behandlung von Parkinson stehen verschiedene Medikamentengruppen zur Verfügung. Sie
verstärken sich durch ihre unterschiedlichen Wirkmechanismen gegenseitig in ihrer Wirkung. Die
Auswahl und Dosierung erfolgt individuell je nach dem Stadium der Erkrankung und den
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Bedürfnissen des Patienten. Das fehlende Dopamin kann dem Körper nicht direkt ersetzt werden,
da es aus dem Blut nicht direkt in das Gehirn gelangen kann. Daher wird das Levo-Dopa (L-Dopa)
eingesetzt. Es ist ein Vorläufer des eigentlichen Dopamins. Es kann die Blut-Hirnschranke
überwinden und im Gehirn in aktives Dopamin umgewandelt werden. Es ist das wirksamste Mittel
gegen alle Hauptsymptome des Morbus Parkinson.
L-Dopa wird jedoch nicht ausschließlich im Gehirn, sondern auch im Rest des Körpers in das aktive
Dopamin umgewandelt. Die Folgen sind Nebenwirkungen wie Übelkeit und Kreislaufprobleme
sowie die Notwendigkeit der Einnahme hoher Dosen, damit eine ausreichende Menge des
Wirkstoffes im Gehirn ankommt. Deshalb wird L-Dopa mit einem Enzymhemmer, dem
Decarboxylasehemmer Benserazid kombiniert. Er gelangt nicht ins Gehirn und verhindert, dass LDopa außerhalb des Gehirns in Dopamin umgewandelt wird. Es kommt so zu weniger
Nebenwirkungen und die L-Dopa-Dosis kann stark reduziert werden, sodass die Therapie mit LDopa im Allgemeinen gut verträglich ist.
Die zweite wichtige Gruppe sind die Dopaminagonisten. Das sind Stoffe, die dem eigentlichen
Dopamin sehr ähnlich sind. Die individuelle Einstellung mit den Antagonisten muss über längere
Zeit erfolgen, um die richtige Dosis zu finden. Es kann Nebenwirkungen wie Schwindel geben, dafür
bringen sie oft eine stabile Besserung.
Sogenannte MAO-Hemmer (zum Beispiel Selegelin®) sorgen dafür, dass der natürliche Abbau von
Dopamin verzögert wird. Der Wirkstoff Amantadin kann alle Symptome des Parkinsons positiv
beeinflussen, ohne dass allerdings die genaue Wirkweise dabei bekannt ist.
Die Hirnstimulation kann das Fortschreiten der Krankheit nicht verhindern.
Die Wirkung der Medikamente lässt in vielen Fällen mit der Zeit stark nach. Eine tiefe
Hirnstimulation, auch als Hirnschrittmacher bekannt, ist dann eine Behandlungsoption. In der
Regel vergehen bisher mehr als zehn Krankheitsjahre, bevor die tiefe Hirnstimulation in Erwägung
gezogen wird - schließlich erfordert der Eingriff tief im Gehirn absolute Präzision und ist nicht ganz
risikolos.
Bei der Operation führen die Ärzte zwei Sonden tief in das Gehirn ein - bis in die Region, wo das
Zittern und die anderen Parkinson-Symptome ausgelöst werden. Ihr Ziel ist der sogenannte
Nucleus subthalamicus. Dieses Nervenareal hat die Aufgabe, überschießende Muskelaktionen zu
bremsen und so fein dosierte Bewegungen zu ermöglichen.
Während der Operation ist der Patient wach, damit der Arzt mit ihm sprechen und so prüfen kann,
ob die Sonden richtig platziert sind. Ist die richtige Sondenposition gefunden, pflanzen die Ärzte
den Schrittmacher an der Brust unter die Haut ein. Er gibt nun die elektrischen Impulse ab und
unterdrückt so das krankhafte Zittern und die Bewegungsstörungen.
Gelingt der Eingriff, verbessert sich die Lebensqualität des Patienten schlagartig: Die
Bewegungsstörungen, die Steifheit, das Wackeln und Zittern verschwinden, solange die Impulse
abgegeben werden. Bis Impulsstärke und Medikamentendosis optimal eingestellt sind, können
aber Monate vergehen. Im Idealfall kann sogar auf Medikamente verzichtet werden. Allerdings kann
auch die Hirnstimulation das Fortschreiten der Krankheit nicht verhindern.
Interviewpartner im Studio:
PD Dr. med. Carsten Buhmann, Neurologe
Leiter Ambulanzzentrum - Bereich Neurologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Tel. (040) 741 05 27 71, Fax (040) 741 02 23 01
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Internet: www.uke.de/kliniken/ambulanzzentrum
Interviewpartner im Beitrag:
PD Dr. Wolgang Hamel, Neurochirurg
Neurochirurgische Klinik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20251 Hamburg
E-Mail: [email protected]
Internet: www.uke.de/kliniken/neurochirurgie
Dr. Jürgen Dee, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Praxis Neurologie-Psychiatrie
Bremer Straße 11, 21244 Buchholz
Tel. (04181) 371 31, Fax (04181) 315 88
Internet: www.pnp-buchholz.de
Weitere Informationen:
Deutsche Parkinson-Vereinigung
Moselstraße 31, 41464 Neuss
Tel. (02131) 74 02 70, Fax: (02131) 454 45
E-Mail [email protected]
Internet: www.parkinson-vereinigung.de/
Kompetenznetz Parkinson
Struthweg 1, 35112 Fronhausen-Bellnhausen
E-Mail: [email protected]
Tel. (06426) 819 59 46
Internet: www.kompetenznetz-parkinson.de/
Schwangerschaftsbedingte Herzschwäche: Symptome und Behandlung
Herzschwäche vermutet man eher bei älteren Menschen. Aber genau darin liegt die Gefahr, denn
bei jungen und scheinbar gesunden Frauen kann es unter bestimmten Umständen zu einer
schwangerschaftsbedingten Herzschwäche kommen. Dann sprechen Ärzte von einer Peripartalen
Kardiomyopathie (PPCM). Die Erkrankung tritt ohne Vorwarnung im letzten Schwangerschaftsmonat
oder in den ersten Monaten nach der Geburt auf. Binnen weniger Wochen kann PPCM zu schwerem
Herzversagen und sogar zum Tode führen. Erschöpfung, Atemnot, Husten, Gewichtszunahme,
besonders durch Wassereinlagerungen in Lunge und Beine sowie Herzrasen sind typische
Symptome.
Das Problem: Die Krankheit wird häufig nicht erkannt: Einerseits, weil die Symptome von dem etwas
eingeschränkten Wohlbefinden kurz nach der Geburt überdeckt sein können (zum Beispiel
Abgeschlagenheit) oder weil sie zum Teil auch bei anderen Krankheiten auftreten können. So
werden zum Beispiel Atemnot, Reizhusten und Wasserstauung im Röntgenbild der Lunge häufig als
bronchialer Infekt oder Lungenentzündung gedeutet. Und: Während Kardiologen PPCM mittlerweile
ganz gut kennen, ist sie bei Gynäkologen oder Allgemeinmedizinern oft noch unbekannt.
1.500 bis 2.000 Frauen erkranken jährlich in Deutschland an einer Peripartalen Kardiomyopathie.
Warum scheinbar gesunde schwangere Frauen eine Herzschwäche entwickeln, ist noch unbekannt.
Ein Fünftel von ihnen hat eine genetische Veranlagung für Herzkrankheiten, bei 80 Prozent ist es
unklar. An der Medizinischen Hochschule Hannover haben Forscher herausgefunden, dass das
Stillhormon Prolaktin eine wichtige Rolle für die Entstehung von PPCM spielt: Bei den erkrankten
Frauen wird das Stillhormon fehlerhaft gespalten. Es zerstört dadurch die kleinen Blutgefäße des
Herzens und die Blutzirkulation so stark, dass das Herz angegriffen wird. Risikofaktoren können
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außerdem eine Zwillings-Schwangerschaft oder auch erhöhter Blutdruck während der
Schwangerschaft (Präeklampsie) sein. Allerdings haben viele Schwangere Probleme mit dem
Blutdruck und entwickeln keine PPCM.
Um die Herzkraft zu steigern, werden in der Notfallmedizin sogenannte Katecholamine wie
Dobutamin verabreicht. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover fanden nun heraus, dass
die Gabe von Dobutamin bei Frauen mit einer PPCM die Herzmuskeln aktiv zerstört und deren
Energieversorgung unterdrücken kann – eine irreversible Herzschwäche ist die Folge. Das
Medikament hebt die sonst heilende Wirkung anderer Medikamente auf. Deshalb wird Patientinnen
in Hannover zum Schutz des Herzens in die linke Herzkammer eine spezielle Pumpe eingesetzt. Sie
entlastet das Herz, die Herzmuskeln werden geschützt. Rund 50 Prozent der erkrankten Frauen
erholt sich dann nach einer zusätzlichen medikamentösen Therapie wieder komplett. Von einer
weiteren Schwangerschaft raten Mediziner allerdings ab.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Denise Hilfiker-Kleiner, PhD, Biologin
Klinik für Kardiologie und Angiologie
Professur für molekulare Kardiologie
Zentrum Innere Medizin
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Tel. (0511) 532 25 31, Fax: (0511) 532 32 63
E-Mail: [email protected]
Internet: www.mh-hannover.de
Prof. Dr. Johann Bauersachs, Kardiologe, Intensivmediziner
Direktor Klinik für Kardiologie und Angiologie
Zentrum Innere Medizin
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Tel. (0511) 532 38 41, Fax (0511) 532 54 12
Internet: www.mh-hannover.de
Prof. Dr. Andreas Schäfer, Kardiologe, Intensivmediziner
Stellv. Direktor Klinik für Kardiologie und Angiologie
Zentrum Innere Medizin
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Tel. (0511) 532 38 41, Fax (0511) 532 54 12
Internet: www.mh-hannover.de
Arthrose: Wie Ernährung und Bewegung helfen
Arthrose ist eine Volkskrankheit - weltweit ist sie die häufigste Gelenkerkrankung. Etwa zwei Drittel
der über 65-Jährigen sind davon betroffen. Prinzipiell ist jedes Gelenk des Körpers gefährdet.
Besonders häufig sind es jedoch die Knie- und Hüftgelenke. Die Arthrose entwickelt sich langsam
über Jahre oder Jahrzehnte. Typische Symptome sind Anlaufschmerzen am Morgen sowie steife
und "knirschende" Gelenke. Obwohl zunehmendes Alter als Risikofaktor für die Arthrose gilt, sind
nicht nur alte Menschen von dem schmerzhaften Gelenkverschleiß betroffen.
Bei der Entstehung spielen zahlreiche andere Faktoren eine Rolle. Dazu zählen zum Beispiel
Übergewicht, Fehlstellungen der Beine, Verletzungen oder Überbelastung. Frauen sind häufiger
betroffen als Männer. Ursache der Beschwerden ist ein fortschreitender Knorpelverschleiß, der sich
durch Medikamente bislang nicht aufhalten lässt.
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In der Behandlung von Arthrose steht gezieltes Bewegungstraining ganz oben auf der Liste der
empfohlenen Therapien. Wer lange aufgrund einer Arthrose im Endstadium eine Schonhaltung
eingenommen und sich wenig bewegt hat, kann seine Beschwerden mit Bewegung reduzieren und
den Einbau eines künstlichen Kniegelenks hinauszögern. Denn ein Großteil der Schmerzen entsteht
nicht im Gelenk, sondern im Weichteilgewebe um das Gelenk herum. Durch die lange
Schonhaltung ist die Muskulatur verkürzt und verspannt. Die Folge sind Schmerzen.
Triggerpunkt-Akupressur und Dehnübungen können hier Abhilfe schaffen. In Kombination mit
Bewegung im Wasser kann dann das Gelenk wieder beweglicher gemacht werden und schließlich
ein gezielter Kraftaufbau beginnen. Auch eine konsequente Gewichtsreduktion hat einen
entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Warme Moorbäder wirken
entzündungshemmend, fördern den Stoffwechsel und lösen verkrampfte Muskulatur.
Die Wirkung von Knorpelaufbauprodukten oder speziellen Nahrungsergänzungsmitteln ist dagegen
umstritten und wissenschaftlich nicht belegt. Die Kosten für diese Produkte werden deshalb von
den Krankenkassen nicht übernommen. Präparate wie Gelatine oder Glucosamine haben allenfalls
einen Placebo-Effekt. Als Tabletten eingenommen, werden sie im Magen bereits zerlegt, sodass es
fraglich ist, ob ihr Wirkstoff überhaupt im Gelenk ankommt. Ein Schaden ist nach Expertenmeinung
durch ihre Einnahme jedoch nicht zu erwarten.
Eine ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung dagegen ist wirksamer als die
einzelnen Wirkstoffe einer Tablette. Omega-3-Fettsäuren in Fisch und pflanzlichen Ölen haben eine
entzündungshemmende Wirkung und eignen sich daher gut für den Ernährungsplan bei Arthrose.
Ungünstig sind dagegen Fleisch und Wurstwaren sowie tierische Fette. Sie führen dazu, dass sich
im Körper die entzündungsfördernde Arachnidonsäure bildet. Eine fleischarme Mischkost mit viel
Obst, Gemüse und pflanzlichen Ölen schmeckt nicht nur gut und versorgt den Knorpel mit allen
notwendigen Nährstoffen, sondern führt nebenbei auch zu einer Normalisierung des
Körpergewichts, sodass die Gelenke weniger belastet werden.
Gewürzmischungen, Blutegel, Weihrauchkapseln oder warme Wannenbäder - gegen den
Gelenkverschleiß (Arthrose) bietet auch die Naturheilkunde eine ganze Reihe lindernder
Therapieverfahren an. Die Wirksamkeit von Blutegeln ist wissenschaftlich gut belegt. Während der
Behandlung saugen die Blutegel nicht nur Blut, sondern geben ihren Speichel (Salvia) in die Wunde
ab. Er enthält bis zu 100 entzündungshemmende, gerinnungshemmende und schmerzstillende
Substanzen. Andere ergänzende Methoden sind, wenn die Diagnose Arthrose gesichert ist,
zumindest einen Versuch wert, raten Experten, denn nicht jedes Mittel wirkt bei jedem Patienten
gleichermaßen. Als vielversprechend hat sich eine Gewürzmischung in gleichen Teilen aus
Kreuzkümmel (Cumin), Koriander und Muskat erwiesen. Diese Mixtur soll bei 80 Prozent der
Arthrose-Patienten die Beschwerden lindern, viele können mit ihrer Hilfe sogar die Dosierung ihrer
Schmerzmedikamente reduzieren. Heilen können die Wirkstoffe der Gewürze den Gelenkverschleiß
nicht, aber sie sollen die Durchblutung der Gelenkschleimhaut verbessern. Die Patienten nehmen
zwei Messerspitzen der Gewürzmixtur pro Tag mit Wasser oder Joghurt ein.
Interviewpartner im Studio:
Antje-Kathrin Naujoks, Physiotherapeutin
Leitung Physiotherapie Zentrum für Endoprothetik, Fußchirurgie, Kinder- und allgemeine
Orthopädie
Roland-Klinik gGmbH
Niedersachsendamm 72-74, 28201 Bremen
Tel. (0421) 877 81 77
E-Mail: [email protected]
Internet: www.roland-klinik.de
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Im Beitrag:
Dr. Hans-Wolfram Körner, Chefarzt
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin
Elbe-Klinikum Buxtehude
Am Krankenhaus 1, 21614 Buxtehude
Tel. (04161) 703 40 35
Internet: www.elbekliniken.de/de/buxtehude-klinik-orthopaedie-unfallchirurgie
Weitere Informationen:
Deutsche Arthrose Hilfe e.V.
Postfach 11 05 51, 60040 Frankfurt/Main
Tel. (06831) 94 66 77, Fax: (06831) 94 66 78
E-Mail: [email protected]
Internet:
www.arthrose.de/
Arthrose Forum
Internet:
www.deutsches-arthrose-forum.de/
Essen für gesunde Augen
Je älter man wird, desto schlechter werden die Augen. Das ist teilweise tatsächlich eine Frage des
Alters - aber eben nur teilweise. Mitentscheidend für unsere Sehkraft ist auch, wie gesund wir
leben. Man kann durch Lebensmittel mit vielen Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien
Augenleiden vorbeugen.
Die richtige Ernährung, das haben Studien ergeben, kann das Risiko an einer Makula-Degeneration
zu erkranken, um bis 30 Prozent senken. Die Makula ist ein sehr kleiner Bereich im Auge, der gut
ernährt werden muss, weil dort viele Nährstoffe für den Prozess des Sehens verbraucht werden.
Ganz wichtig sind Omega-3-Fettsäuren sowie Xeaxanthin und Lutein zum Schutz der Makula vor
freien Radikalen. Fehlt dieser Schutz, verändert sich die Netzhaut. Es lagern sich immer mehr
Stoffwechsel-Schlacken ab, die Drusen. Die Oberfläche wird uneben, die Durchblutung der
Aderhaut im Auge gestört. Die Folge: In der Mitte des Bildes sehen wir unscharf, Konturen verzerrt.
Brokkoli, Spinat, Avocado, Leinöl und Seefisch enthalten besonders viel Lutein und Zea-Xanthin
sowie Omega-3-Fettsäuren. Ist die Makula bereits krank, reichen frische Lebensmittel allerdings
nicht mehr aus. Dann empfehlen Experten hochdosiertes Lutein, Xea-Xanthin und Omega-3Fettsäuren in Form von Nahrungsergänzungsmittel.
Welche Nahrungsmittel sind noch gut für die Augen? Eine Übersicht:
- Karotten sind ein guter Schutz, denn sie sind reich an Beta-Carotin. Das wandelt unser Körper in
Vitamine A um. Unsere Augen brauchen es, um Flüssigkeit zu produzieren und damit wir bei
Dämmerung sehen können. Auch Süßkartoffeln, Paprika, Tomaten und Mango enthalten viel BetaCarotin.
- Vitamin B wird bei allen Nervenprozessen gebraucht, das gilt auch für den Sehnerv. Das heißt, bei
der gesamten Weiterleitung, der gesamten Wahrnehmung des Sehens und auch bei der
Verarbeitung der Seheindrücke wird Vitamin B verbraucht. Optimale Vitamin-B -Lieferanten sind
Samen und Kerne.
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-Vitamin C und E. wirken anti-oxidativ und bewahren unsere Augen vor Zell-Schäden. TopLieferanten sind Beeren, Zitrusfrüchte, Haselnüsse und Mandeln.
Hinweis: Nicht jeden Tag kann man all diese Nahrungsmittel zu sich nehmen, deshalb raten
Ernährungsexperten, sich vor allem auf Brokkoli, Spinat, Beeren und Fisch zu konzentrieren:
Brokkoli und Spinat enthalten jede Mange Lutein - 100 Gramm Brokkoli enthalten rund 10
Milligramm Lutein, so viel wie in einem Kilo Karotten.
Ein Tipp: Vielen Menschen fällt es leichter, viel zu trinken als ausreichende Mengen Gesundes zu
essen. Darum ist ein Smoothie aus Spinat und Beeren der schnellste Weg, möglichst viel Gesundes
für die Augen auf einmal zu sich zu nehmen.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Peter P. Kaupke, Augenarzt
Dres. Kaupke, Miebach, Görges, Ehrich & Partner
Auguste-Baur-Straße 1, 22587 Hamburg
Tel. (040) 86 64 32 30, Fax (040) 866 43 23 13
Internet: www.augen-blankenese.de
Niels Schulz-Ruhtenberg,Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungs- und Sportmedizin
Am Kaiserkai 46, Hamburg
Tel. (040) 64 66 17 60
E-Mail: [email protected]
Internet: www.aerzteamkaiserkai.de, www.ernaehrungsmediziner.de
Dr. Wimmer: Was ist eine Endoskopie?
Endoskopie kommt aus dem Griechischen: „endo“ bedeutet „innen“, „skopein“ bedeutet
„betrachten“ - also „das Innere betrachten“. Endoskopie ist allerdings nur ein Oberbegriff und wird je nachdem welches Einsatzgebiet untersucht wird -variiert. So bedeutet Gastroskopie
Magenspiegelung, Koloskopie ist eine Darmspiegelung.
Je nach Einsatzgebiet und Befund werden starre oder flexible Endoskope genutzt. Während bei
einer Kniespiegelung ein starres Endoskop verwendet wird, sind flexible Endoskope zum Beispiel
bei der Untersuchung von Speiseröhre und Magen im Einsatz. Die Spitze der Geräte ist mit einem
Licht und einer Kamera ausgestattet. So können Ärzte im Körper noch genauer sehen und
untersuchen.
Die Endoskopie wird aber nicht nur zum Anschauen des Inneren eingesetzt, sondern auch zur
Durchführung von Operationen. Ein Beispiel ist die Laparoskopie - die Bauchspiegelung. Der Vorteil
gegenüber einer offenen Operation: Nur kleine Einschnitte sind für diese sogenannte
Schlüssellochoperation nötig.
Drehort im Beitrag:
HAW Hamburg Fakultät Design, Medien und Information
Finkenau 35, 22081 Hamburg
Tel. (040) 428 75 76 09
E-Mail: [email protected]
Internet: www.haw-hamburg.de/dmi.html
Weitere Informationen:
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Was Sie über gängige Krankheiten wissen müssen Dr. Johannes gibt Auskunft: Internet:
www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Dr-Johannes-erklaert-KrankheitenimVideoglossar,doktorjohannes100.html
Abenteuer Diagnose: Zermürbender Schwindel
Die Logopädin Marion H. fühlt sich schlapp. Neben der Arbeit studiert sie noch Pädagogik und singt
dreimal pro Woche in einem Gesangsquartett. Ist das alles vielleicht zu viel? Die 28-Jährige ist mit
ihren Kräften am Ende. Sie braucht jede freie Minute, um sich ein wenig auszuruhen. Dann kommt
der Schwindel. Ganz plötzlich, aus heiterem Himmel ist er da. Marion H. hat Schwierigkeiten, das
Gleichgewicht zu halten. Ihr wird übel, sie fühlt sich wie auf einem schwankenden Schiff. Nach der
ersten Attacke bekommt die Sprachtherapeutin immer wieder Schwindelanfälle. Sie sind zwar
nicht mehr so heftig wie beim ersten Mal, dafür dauern sie aber manchmal mehrere Stunden.
Besorgt geht die junge Frau zu einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Vielleicht hängen Schwindel und
Gleichgewichtsprobleme mit den Ohren zusammen? Der HNO-Arzt kann nichts finden und vermutet
ein neurologisches Problem.
Zunächst versucht Marion H. trotz der Anfälle ihren Alltag zu bewältigen. Doch die Symptome
werden immer stärker. Das Karussell im Kopf kommt nicht mehr zum Stehen. Schließlich muss sie
in die Notaufnahme des Augsburger Zentralklinikums. Im MRT durchleuchten die Ärzte sofort den
Kopf von Marion H. Womöglich drückt irgendetwas auf ihr Gehirn. Doch die Bilder zeigen keine
Auffälligkeiten. Auf der neurologischen Station wird eine Nervenwasserprobe genommen und diese
ergibt: Irgendwo im Nervensystem steckt eine Entzündung. Die Entzündungszellen sind deutlich
erhöht. Die Neurologen lassen das Nervenwasser noch einmal ganz genau untersuchen. Sie
fahnden nun nach Viren und Bakterien. Doch die Ärzte finden nichts. Jetzt gibt es eigentlich nur
noch eine Erklärung: Die Entzündung verursacht der Körper selbst. Außer Kontrolle geratene
Antikörper greifen das Nervensystem an. Die Augsburger Neurologen fahnden nun nach
amoklaufenden Immunzellen im Blut von Marion H. - und dieses Mal entdecken sie tatsächlich
etwas: einen Eiweißstoff im Blut, der auf eine rheumatische Erkrankung hindeuten kann. Ist es das
Sjögren-Syndrom? Eine Erkrankung, die sich normalerweise in der Speicheldrüse abspielt. Die
außer Kontrolle geratenen Antikörper greifen hier die kleinen Drüsen an, bis die sich komplett
verschließen. In Ausnahmefällen gelangen die Antikörper über die Blutbahn auch in das zentrale
Nervensystem, wo sie die Nervenzellen zerstören. Die passenden Antikörper haben die Neurologen
entdeckt. Doch der 100-prozentige Beweis steht noch aus. Dafür brauchen sie eine Probe aus der
Schleimhaut. Dafür wird unter lokaler Betäubung ein Stück Speicheldrüsengewebe aus der
Lippenschleimhaut entnommen und geschaut, ob vermehrt Entzündungszellen zu finden sind.
Bei Marion H. bleibt ein eindeutiges Ergebnis aus. Die Augsburger Neurologen stehen vor einem
Rätsel. Doch dann geht es Marion H. auf einmal besser. Ihre Symptome bilden sich langsam zurück
– ganz von selbst: Das bringt die Mediziner auf eine neue Idee: Migräne. Die Experten überlegen:
Marion H. hat tatsächlich öfter über Kopfschmerzen geklagt. Das könnte passen. Aber was ist mit
den Entzündungszellen im Nervenwasser? Zu einer klassischen Migräne gehören diese nicht. Die
Ärzte vermuten, dass es sich ein sehr seltenes Krankheitsbild handelt, das Anfang der 1980er-Jahre
erstmals beschrieben worden ist und die englische Abkürzung HaNDL hat. Eine Erkrankung, die
Symptome wie vorübergehenden Kopfschmerz und neurologischen Defiziten sowie einer
Lymphozytose, also Vermehrung von Entzündungszellen im Nervenwasser hat. Bei dieser Krankheit
gelangen massenhaft Entzündungszellen ins Nervenwasser und verschwinden nach einiger Zeit von
selbst wieder. Warum das so ist, weiß niemand genau, aber es ist typisch für das HaNDL-Syndrom auch Pseudomigräne genannt.
Die Neurologen wagen einen Versuch: Wenn es wirklich das HaNDL-Syndrom ist, müssten die
Beschwerden komplett wieder verschwinden - ganz ohne Medikamente. Deshalb schicken sie
Marion H. mit nach Hause, kontrollieren sie aber engmaschig und warten ab. Und tatsächlich: In
den nächsten Monaten erholt sich die junge Frau vollständig. Schwindel, Müdigkeit und
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Kopfschmerzen gehören der Vergangenheit an. Auch wenn die Experten heute immer noch sehr
wenig über die Erkrankung wissen, ist klar: Im Gegensatz zur Migräne, verschwindet sie komplett
und taucht nie wieder auf.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Antonios Bayas, Leitender Oberarzt
Leiter des MS-Schwerpunktes Neuroimmunologie, neuromuskuläre Erkrankungen
Neurologie / Neurophysiologie
Klinikum Augsburg
Stenglinstraße 2, 86156 Augsburg
Tel. (0821) 400 29 73
E-Mail: [email protected]
Internet: www2.klinikum-augsburg.de/1381/Neurologie_Neurophysiologie.htm
Prof. Markus Naumann, Klinikleiter
Neurologie / Neurophysiologie
Klinikum Augsburg
Stenglinstraße 2, 86156 Augsburg
Telefon: (0821) 400 29 91, Fax: (0821) 400 26 91
Internet: www2.klinikum-augsburg.de/1381/Neurologie_Neurophysiologie.htm
Hinweis: Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen
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NDR Fernsehen
Redaktion Medizin
Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg
Tel. (040) 415 60
Fax (040) 41 56 74 59
Internet: www.ndr.de/visite