Herzkreislaufstillstand: Retter erkunden neue Wege

Herzkreislaufstillstand: Retter erkunden neue Wege
EURAC Research veranstaltet ein Symposium, um verbesserte Therapiemöglichkeiten zu erörtern
Wer außerhalb des Krankenhauses einen Kreislaufstillstand erleidet, hat keine guten Chancen: Nur etwa sieben
Prozent der Patienten überleben. Viel hängt davon ab, ob sofort, richtig und ohne Unterbrechung wiederbelebt
wird. In manchen Fällen werden Patienten unter laufender Herzdruckmassage in ein Krankenhaus gebracht, um
dort Ursachen des Herzkreislaufstillstands zu therapieren und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit zu
erhöhen. Gerade während eines Transports im Rettungshubschrauber ist es jedoch schwierig, die
Herzdruckmassage in guter Qualität aufrechtzuerhalten – seit ein paar Jahren können Geräte zur mechanischen
Herzdruckmassage wie „LUCAS2“ hier helfen. Ausgewählte Patienten werden im Krankenhaus an eine ECMOMaschine angeschlossen, die die Atem- und Herzfunktion übernimmt: Damit kann Zeit für die Therapie
gewonnen werden. Über ihre Erfahrung mit diesen Techniken berichteten Ärzte aus Oberitalien, Österreich,
der Schweiz und Polen auf einem von EURAC Research veranstaltetem Symposium. Dabei eröffneten sich auch
neue Perspektiven für Südtiroler Patienten.
Während „LUCAS2“ in Südtirol seit gut drei Jahren an Bord der Rettungshubschrauber ist, um eine
ununterbrochene, gleichbleibend effiziente Herzdruckmassage während des gesamten Transports zu
ermöglichen, sind die nächstliegenden Krankenhäuser mit einem ECMO-Gerät Innsbruck, Trient oder Treviso.
Diese verkleinerte Variante einer Herz-Lungen-Maschine kann zum Beispiel bei Patienten mit einer schweren
Unterkühlung die Körpertemperatur rasch anheben. Auch bei anderen Ursachen des Herzkreislaufstillstandes
könnte durch die sogenannte extrakorporale Zirkulation Zeit für die Therapie gewonnen werden. Nachdem Ärzte
aus ECMO-Zentren ihre Vorgehensweise und Erfahrungen dargelegt hatten, war deshalb die zentrale Frage des
Symposiums: Könnten Südtiroler Patienten, die einen Herzkreislaufstillstand erleiden, von einem Transport in
eines dieser Krankenhäuser profitieren? Diese Frage ist nicht allgemein zu beantworten, betont der
Intensivmediziner Simon Rauch von EURAC Research: „Abgesehen von der Unterkühlung kann das unter ganz
bestimmten Bedingungen auch beim Herzstillstand anderer Ursache, etwa bei einer Herzmuskelentzündung oder
Lungenembolie, eine Option sein. Es handelt sich aber um eine enge Auswahl von Patienten. Im nächsten Schritt
werden wir nun Kriterien erstellen, die erfüllt sein müssen, damit der sofortige Transport in ein ECMO-Zentrum
sinnvoll ist.“
Im Notfall muss nämlich sehr schnell entschieden werden: Studien haben gezeigt, dass sich die
Überlebenschancen nur erhöhen, wenn nach einem Kreislaufstillstand sofort mit der Wiederbelebung begonnen
wird und bis zum Anschluss an eine ECMO nicht viel mehr als eine Stunde vergeht.
Bozen, 8. 9. 2016
Kontakt: Barbara Baumgartner, [email protected], Tel. 0471 055 181
SCIENTIFIC COMMUNICATION - WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION – COMUNICAZIONE SCIENTIFICA
DRUSUSALLEE 1 39100 BOZEN / ITALIEN  VIALE DRUSO, 1 39100 BOLZANO /ITALIA
TEL. +39 0471 055 033 FAX +39 0471 055 039 [email protected] WWW.EURAC.EDU