LZ vom 03.09.2016 - Manuela Grochowiak

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Kreis Lippe
SAMSTAG/SONNTAG
3./4. SEPTEMBER 2016
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Thomas Reineke bewertet die Initiative „Grünes Klassenzimmer“ der lippischen Landwirtschaft.
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ühe sind lila, Joghurt
kommt aus dem Supermarkt – genau wie der in
kleinen silbernen Quadern
abgepackte Käse oder die
Milch für den Kakao. Kein
Wunder, dass Kinder eine
Distanz dazu entwickeln, wie
Landwirtschaft funktioniert.
Und das nicht nur in Berlin
oder München, sondern
auch in Detmold oder Oerlinghausen. Die örtliche Nähe zu Bauernhöfen bedeutet
nicht, automatisch zu wissen,
was dort alles passiert. Um so
lobenswerter ist die Initiative
des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins,
örtliche Bauernfamilien zu
motivieren, ihre Höfe und
Ställe für Kita-Gruppen und
Klassen zu öffnen. Das schult
das Bewusstsein für den Wert
von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Dazu kann die
für Lippe nach wie vor sehr
wichtige Branche PR in eigener Sache bestens gebrauchen. Allerdings: Kritische
Fragen der Schüler und Lehrer zu Massentierhaltung
oder dem Einsatz von Chemikalien auf den Feldern
dürfen bei den Besuchen
nicht außen vor bleiben. Das
gehört im Unterricht sachlich und ohne Vorurteile vorund nachbereitet. Erst wenn
die Schüler ein umfassendes
Bild der Landwirtschaft im
21. Jahrhundert erhalten,
sind die Besuche das, was sie
sein sollten – ein Gewinn für
Gastgeber und Gäste.
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Kreis Lippe (meg). Das erste
September-Wochenende bietet
Sonne, Regen und viele interessante Events. Eine kleine Auswahl lesen Sie hier:
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(TGKNKEJVIGPWUU Zum dritten
Mal verwandelt sich das Freilichtmuseum Detmold in eine
Flaniermeile für Genießer (Foto oben). Am Samstag und
Sonntag bietet die Veranstaltung Freilichtgenuss vor allem
regionale und biologisch hergestellte Produkte und Lebensmittel. Handwerksvorführungen, Mitmachprogramme für
alle Altersgruppen, Tiervorführungen und Führungen ergänzen das umfangreiche Pro-
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VON STEFFIE LANGENAU
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orgendlicher Berufsverkehr, alle haben es
eilig. Die Frau im weißen Audi
hat schon zweimal überholt.
Jetzt hängt sie mir auf der
Stoßstange. Ich sehe ihr verärgertes Gesicht im Rückspiegel. Die Ampel ist schon
wieder rot. Im Transporter
neben mir streiten zwei Männer. Der ganz normale
Wahnsinn. Als es für Fußgänger grün wird, schiebt eine
Frau eine Sportkarre auf die
Straße. Darin sitzen zwei
kleine Jungs, kaum zwei Jahre
alt, mit dunklem Haar. Alle
drei kommen erkennbar nicht
von hier, sind vielleicht aus
Syrien oder Afghanistan.
Plötzlich wenden sich beide
Kinder den Autos zu, lächeln
und winken mit allem verfügbaren Charme. Ich sehe,
wie die Frau im Audi sich
entspannt und lächelt. Die
Männer neben mir haben den
Streit vergessen und winken
hingebungsvoll zurück. Schon
ist die kleine Gruppe verschwunden, die Ampel
springt um. „Nehmt einander
an wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob“,
schreibt der Apostel Paulus.
Das Lächeln eines Kindes ist
der Widerschein der Freundlichkeit und Unvoreingenommenheit, mit der Gott
uns Menschen ansieht. Wer
ahnt, was die beiden Kleinen
alles hinter sich haben? Den
Kindern die Unbefangenheit
des Lächelns zu ermöglichen,
wäre ein lohnendes Ziel aller
Integrationsbemühungen.
Weil es uns alle verändern
kann.
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Kreis Lippe. Passend zum Klima-Pakt Lippe bietet die Verbraucherzentrale einen Vortrag und Austausch zum Thema „Solarstrom und Batteriespeicher“ am Donnerstag, 8.
September, ab 19 Uhr im Raum
404 im Kreishaus in Detmold
an. Denn Strom vom Hausdach lohne sich am meisten,
wenn er vor Ort verbraucht
und nicht ins Netz eingespeist
werde, heißt es in der Einladung. Der Eintritt ist frei, um
Anmeldung wird gebeten.
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Impressum
gramm. Die Öffnungszeiten
sindtäglichvon9bis18Uhr.Die
Eintrittspreise betragen für Erwachsene 8 Euro, Kinder von 6
bis 17 Jahren zahlen 2 Euro.
Kleine Gäste unter sechs Jahren
haben freien Zugang.
)QVJKE (GUV Die Burg Stern-
berg in Extertal (Bild links) ist
erneut Schauplatz eines Festivals mit düsterer Musik. Am
heutigen Samstag treten dort
Bands auf, die neben Gothic
auch Dark, Cold-and NewWave, Shoegaze, Post Punk,
Batcave
und
Indie-Rock
spielen. Um Speisen und Getränke kümmert sich das Kinderdorf, das das Restaurant-
Café auf der Burg betreibt. Einlass ist ab 18 Uhr, los geht’s um
19.30 Uhr. Der Eintritt kostet 15
Euro.
5RCTMNKPI 5GC Die Wasser-
show am Schieder-See in (Foto
rechts) ist nur noch heute und
morgen zu sehen. Täglicher
Einlass ist ab 18 Uhr, die Show
selbst startet mit hereinbrechenderDunkelheitgegen20.15
Uhr. Im LZ-Vorverkauf kosten
die Karten 12 Euro (ermäßigt 8
Euro), an der Tageskasse 15 Euro (ermäßigt 12 Euro).
FOTOS: LWL/KLEIN, PRIVAT, GOCKE
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9le[\jk\`c_XY\^\j\kq1 Lippische Politiker wollen sich dafür einsetzen, dass der Entwurf
Lage/Kreis Lippe (Rei). Der
FDP-Kreisverband veranstaltet am Samstag, 10. September, ab 14.30 Uhr im Westfälischen Industriemuseum Ziegelei Lage ein Familienfest.
Anlass ist das 70-jährige Bestehen der Liberalen in Lippe.
Es gibt Abenteuer mit Ziegelmeister Lehmann. Höllisch
heiß wird es, wenn Drachen aus
Ton gebaut werden, die
rauchen und Feuer spucken.
Alle Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren sind dazu
eingeladen, einen Drachen
oder einen Tonziegel herzustellen. Hierfür sollte Kleidung
getragen werden, die auch
schmutzig werden darf. Und
auch ein Handtuch wäre hilfreich, schreibt die FDP. Dazu
gibt es zum Familienfest Kaffee und Kuchen.
Dr. Marie-Agnes StrackZimmermann, stellvertretende Bundesvorsitzendeder FDP,
steht für Gespräche zur Verfügung.
nachgebessert wird. Behinderte sollen weiterhin eine Wahlfreiheit haben
VON ASTRID SEWING
Kreis Lippe. Es ist das eine, ein
Gesetz zu lesen und etwas völlig
anderes, wenn Betroffene berichten, was es für Auswirkungen hat. Im Kreishaus haben
Politiker von SPD, CDU, Grüne und Piratenpartei zugehört,
als Menschen mit Behinderungen geschildert haben, welche
Erwartungen sie mit dem umstrittenen Bundesteilhabegesetz verknüpfen, das im Januar
in Kraft treten soll. Ihr Tenor:
Besser kein Gesetz als dieses.
Eingeladen hatten Lebenshilfe, Caritas, Paritätischer
Wohlfahrtsverband und der
Sozialverband VdK. Sie rufen
gemeinsam zum Protest auf,
weil sie befürchten, dass sich
die Lebensumstände für Menschen mit Behinderung drastisch verschlechtern werden,
wenn das Gesetz in Kraft tritt.
Paradox, denn genau diese
Verbände hatten sich seit Jahren dafür eingesetzt, dass ein
Bundesteilhabegesetz überhaupt entwickelt wird. „Sie
haben auch viele Ideen eingebracht, die sie jetzt allerdings
nicht wiederfinden. Die Ent-
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täuschung ist daher verständlich“, sagt die Landtagsabgeordnete Manuela Grochowiak-Schmieding auf Nachfrage.
Das Ziel sei gewesen, eine
Wahlfreiheit zu schaffen. „Das
ist im Sinne der Inklusion, dass
Menschen mit Behinderung
frei entscheiden können, wie
sie leben wollen“, sagt Stephanie Kleine von der Beratungs-
stelle in Detmold. Doch tritt
das Gesetz im Januar so in
Kraft, wie es jetzt formuliert ist,
dann passiert etwas ganz anderes, befürchten die Verbände. Im Kreishaus wurde vor allem über zwei Beispiele diskutiert.
Einkommen: Menschen mit
Behinderung, die arbeiten,
aber keine Pflege brauchen,
profitieren von dem Entwurf,
weil sie ihr Einkommen quasi
behalten können. „Das sind
aber die wenigsten Fälle“, sagt
Grochowiak-Schmieding. Die
meisten bräuchten zusätzliche
Pflegeleistungen, was bedeute,
dass sie unter die Regelung der
Sozialhilfe fallen. „Mit der
Konsequenz, dass sie erheblich zuzahlen müssen“, sagt
Kleine. Damit werde ihnen die
Chance genommen, etwas zu
sparen und für das Alter zu-
rückzulegen. Kleine: „Dabei ist
das ein ganz wichtiger Punkt,
denn Menschen mit Behinderung müssen mehr Geld aufwenden, wenn sie am sozialen
Leben teilnehmen wollen.“
Wohnen: Der Grundsatz
„ambulant vor stationär“ und
das Kriterium der Zumutbarkeit sollen entfallen. So könnten Sozialämter Menschen mit
hohem Assistenzbedarf aus
Kostengründen in ein Heim
drängen, weil dies günstiger ist
als ambulantes Wohnen. „Das
gefährdet die bereits bestehenden ambulanten Wohnangebote massiv“, sagt Kleine.
Die Diskussion im Kreishaus sei intensiv gewesen. Am
Ende seien sich die Parteien einig gewesen, dass sie sich auf
Landes- und Bundesebene dafür aussprechen wollen, den
Entwurf nachzubessern.
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Ù>i•e\j BcXjj\eq`dd\iÈ1 Mit Schuljahresbeginn startet eine neue Auflage des Projekts.
mit Kalletaler Zeitung, Lippische Rundschau, DetmolFGT<GKVWPI$CF5CN\WƃGT<GKVWPI.CIGPUGT<GKVWPI
Oerlinghauser Zeitung, Leopoldshöher Zeitung, Zeitung für Oerlinghausen und Leopoldshöhe.
Verleger: Rainer Giesdorf
Redaktionsleitung: Ralf Freitag (verantw. Lokales)
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mold/Blomberg), Thomas Reineke (Lemgo/Bad SalzWƃGP
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Hauptvereins-Vorsitzender Dieter Hagedorn wirbt für eine „Expedition in die heimische Landwirtschaft“
Kreis Lippe (Rei). Duschende
Schweine, Spielzeug für Bauernhoftiere oder Wellness für
die Kühe: Das alles gibt es
wirklich und kann erkundet
werden. Lippische Landwirte
und ihre Familien laden
Schulklassen und Kindergartengruppen ein, einen Bauernhof zu entdecken.
Im Rahmen des Projekts
„Grünes Klassenzimmer“ des
Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins möchten
heimische Betriebe zeigen, was
bei ihnen auf dem Bauernhof
so los ist. Die Kinder können
bei einer Besichtigung die Heimat ihrer Lebensmittel erforschen und sich selbst ein Bild
machen. Hören, riechen, fühlen und schmecken – bei einer
Hofexkursion werden alle Sinne angesprochen, heißt es in
einer Pressemitteilung. „Auf
unseren Höfen können die
Schüler viel erfahren und im
wahrsten Sinne des Wortes
hautnah begreifen“, erklärt
Hauptvereins-Vorsitzender
Dieter Hagedorn.Es lohne sich,
einen Hof aus der Nähe anzuschauen, eine Expedition in
die heimische Landwirtschaft
zu machen und sich auf die
Spurensuche der Nahrungsmittel zu begeben. „Ganz nah,
ganz echt – wir bieten reale Begegnung statt virtuelle Welten“, unterstreicht der Vorsit-
zende. „Wir möchten Einblicke in die Landwirtschaft vermitteln und erklären was wir
tun.“
Pädagogen oder Erzieher,
die mit ihren Schülern oder
Kindergartenkindern einen
Bauernhof besuchen möchten,
melden sich beim Lippischen
Landwirtschaftlichen Hauptverein, Auf der Helle 16, 32052
Herford, Tel.( 05221) 3420410,
Fax (05221) 3420419, E-Mail:
[email protected]. -QOOGPVCT
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CVR]V 3VXVX_f_XV_ deRee gZcefV]]V HV]eV_+ Junge Menschen können
beim Besuch auf dem Bauernhof die Herkunft ihrer Lebensmittel erforschen – wie hier Hanna-Marie.
FOTO: PRIVAT