Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 4. September 2016 Sellering sichert SPD-Wahlsieg AfD profitiert von Flüchtlingsthema und Statusängsten Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern haben alle im Landtag vertretenen Parteien Verluste, stärkste Partei bleibt mit 30,6% die SPD. Die CDU fällt mit 19,0% genau wie die Linke mit 13,2% auf ihr schwächstes Ergebnis in diesem Bundesland. Die Grünen verfehlen mit 4,8% knapp den Wiedereinzug in den Schweriner Landtag, NPD (3,0%) und FDP (3,0%) scheitern klar an der Fünf-Prozent-Hürde. Die AfD erzielt bei der neunten Landtagswahl in Folge Mandate und überholt mit einem Ergebnis von 20,8% erstmals die CDU. Alle sonstigen Parteien erreichen 5,6%, die Wahlbeteiligung steigt deutlich auf 61,6% (+10,1). Bewertung der Parteien in Mecklenburg-Vorpommern (Mittelwerte auf einer Skala von +5 bis -5) 2,1 0,9 -0,1 -3,7 SPD 20,8 20,8 13,2 -5,0 SPD -4,0 CDU 3,0 5,6 0,2 0,0 -3,0 -3,9 -5,2 3,0 LINKE GRÜNE NPD FDP AfD LINKE GRÜNE NPD FDP AfD Neben Kandidaten-Plus und einem hervorragenden Ansehen als Landespartei bekommt die SPD für ihre Arbeit in der rot-schwarzen Koalition sichtbar bessere Noten als die CDU, Linke und Grüne konnten in der Opposition nicht überzeugen. Und während die ökonomische Lage im Land positiver beschrieben wird als 2011, setzen bei Wirtschaft und Arbeitsmarkt deutlich mehr Befragte auf SPD- als auf CDU-Politik. Bei Sozialer Gerechtigkeit sowie der Politik für die einfachen Bürger fällt die CDU sogar klar hinter die Linke zurück. Ergebnis in Prozent Gewinne und Verluste 4,8 CDU Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern 09/16 Anteile der Zweitstimmen in Prozent 19,0 -0,6 -2,1 Wahlergebnis Mecklenburg-Vorpommern 2016 30,6 0,4 Sonstige Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern Welche Partei löst die Probleme in Mecklenburg-Vorpommern am besten? Dass die SPD stärkste Kraft bleibt, verdankt sie hohem Vor-Ort-Ansehen, guter Regierungsarbeit, Sachkompetenz und allen voran Erwin Sellering: Mit bester Reputation (+5/-5-Skala: 2,4; 2011: 2,5) und überzeugenden Leistungen (gute Arbeit: 78%) entpuppt sich der Ministerpräsident als nahezu optimaler Spitzenkandidat. 67% aller Befragten wollen Sellering als Regierungschef und nur 18% CDU-Herausforderer Lorenz Caffier, der auch beim Image (1,2; 2011: 1,0) und im Eigenschaftsvergleich chancenlos bleibt. SPD Arbeitsplätze Flüchtlinge/Asyl Schule/Bildung CDU LINKE AfD 33 25 21 18 32 Wirtschaft 36 Soz. Gerechtigkeit 36 Sonstige 5 9 13 35 17 17 19 12 keine/w.n. 7 4 5 29 4 4 20 24 34 6 4 22 Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern 09/16 Wen hätten Sie lieber als Ministerpräsidenten in Mecklenburg-Vorpommern? Sellering w.n. Caffier 67 alle Wenn es um Flüchtlinge und Asyl geht – anders als im Bund oder bei den Landtagswahlen im März hinter den Jobs nur zweitwichtigstes Thema – kommen SPD, CDU und Linke auf 25%, 18% bzw. 9%. Die AfD hat hier für 17% die besten Konzepte, bleibt bei den Parteikompetenzen ansonsten aber wie gewohnt sehr schwach und gilt auch perspektivisch nicht als gewinnbringende Alternative: Könnte die AfD nach der Wahl mitbestimmen, würde sie für nur 14% bessere, aber für 59% aller Befragten schlechtere Politik machen als die anderen Parteien (kein Unterschied: 17%). keinen von beiden 7 18 8 Parteianhänger 95 SPD CDU 38 58 LINKE 83 GRÜNE 81 AfD 52 6 6 5 4 10 18 11 4 20 Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern 09/16 1 Für ihre eigenen Wähler ist die AfD vor allem „die einzige Partei, die die wichtigen Probleme beim Namen nennt“ (90%; alle Befragte: 33%), wobei auch Wahlmotive, Problemempfinden und Statusdenken stark abweichen: Bei einer ansonsten eher landespolitisch geprägten Wahl war für 60% der AfD-Wähler (alle Befragte: 38%) die Bundespolitik wichtiger, wo Bundesregierung und Kanzlerin extrem kritisch gesehen werden und 90% (alle Befragte: 51%) Merkels Flüchtlingspolitik ablehnen. bzw. 35-bis 59-jährige Männer 27% bzw. 30%). Bei allen ab 60-Jährigen liegt die AfD – wie bisher immer bei Wahlen in Flächenländern – unter dem Schnitt, die SPD ist dagegen in der Generation 60plus mit 39% weit überproportional stark und bei unter 45-jährigen Wählern auffällig schwach. Wahlentscheidung in den Berufsgruppen SPD Wichtiger für die Wahlentscheidung: Politik … im Bund w.n. 38 alle in Mecklenburg-Vorpommern 5 30,6 Arbeiter 28 21 4 75 44 CDU 18 GRÜNE 19,0 13,2 4,8 13 19 29 Selbstständige 8 LINKE 16 33 Beamte Parteianhänger SPD Wahlergebnis Angestellte 57 CDU 27 14 5 11 12 Sonstige 20,8 3 29 25 AfD 6 14 18 5 11,6 17 21 11 10 18 48 Forschungsgruppe Wahlen: Befragung am Wahltag in Mecklenburg-Vorpommern, 04.09.2016 35 LINKE 4 61 45 GRÜNE 60 AfD Die CDU liegt bei allen ab 30-jährigen Wählern nahe an ihrem Gesamtresultat, unter Wählern ohne Job kommt sie auf lediglich 8%, SPD und Linke erreichen in dieser Gruppe 21% bzw. 19% und die AfD 26%. Unter Arbeitern haben SPD, CDU und Linke starke Verluste, die AfD kommt hier auf 27%, unter Angestellten und Beamten liegt der Zuspruch zur „Alternative“ leicht unter dem Schnitt. 53 38 Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern 09/16; Auswahl: potenzielle Wähler Während 90% der AfD-Wähler wegen der Flüchtlinge steigende Kriminalität befürchten und für 64% ihr Bundesland die Flüchtlinge „nicht verkraften“ kann (alle Befragte: 56% bzw. 32%), konstatieren sie parallel ökonomische und soziale Ungleichheit: Für 41% aller Befragten, aber für 60% der AfD-Wähler – von denen sich relativ viele im Leben benachteiligt fühlen – haben „hier nur die wenigsten richtig von der Wende profitiert“. Bewertung von Koalitionsmodellen in Mecklenburg-Vorpommern SPD und CDU SPD und LINKE Wahlentscheidung in den Altersgruppen 51 SPD Wahlergebnis CDU LINKE 30,6 18-29 Jahre 23 30-44 Jahre 24 GRÜNE 19,0 15 13,2 4,8 13 20 AfD 10 9 20,8 17 6 Sonstige 37 42 28 11,6 19 18 23 24 gut 17 schlecht egal gut schlecht egal Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern 09/16 45-59 Jahre ab 60 Jahre 29 19 39 13 19 5 17 24 2 10 17 Was schließlich die nächste Regierung betrifft, fänden 51% aller Befragten eine rot-schwarze Neuauflage gut und 28% schlecht (egal: 19%). Rot-Rot bewerten nur 37% positiv und 42% negativ (egal: 18%). Unter SPDAnhängern fänden 71% eine SPD-CDU-Regierung und 52% eine SPD-Linke-Regierung gut (schlecht: 14% bzw. 27%). (Mannheim, 5.9.2016) 7 Forschungsgruppe Wahlen: Befragung am Wahltag in Mecklenburg-Vorpommern, 04.09.2016 Gewählt wird die AfD von 16% der Frauen, aber von 25% der Männer, bei männlichen Wählern mittleren Alters wird sie sogar stärkste Partei (30- bis 44-jährige Herausgeber: Forschungsgruppe Wahlen e.V. 68011 Mannheim, Postfach 10 11 21, Tel.: 0621/1233-0, FAX: 0621/1233-199 Internet: www.forschungsgruppe.de E-Mail: [email protected] Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen unter 1.520 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Mecklenburg-Vorpommern in der Woche vor der Wahl sowie auf einer Befragung unter 14.559 Wählern am Wahltag. Weitere Grafiken und Berichte zur Landtagswahl auf www.heute.de. Politbarometer-Extra zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin am 09.09.2016. Nächstes bundesweites Politbarometer am 23.09.2016. Rundungsbedingte Summenabweichungen sind möglich. 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